Gelber Ocker, französisch
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- Linda Maurer
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1 Gelbe Erde, Eisenoxidgelb Materialgruppen: Farbmittel > Pigmente > Anorganische Pigmente > Natürliche anorganische Pigmente Materialbeschrieb Gelber Ocker ist ein natürliches, anorganisches Erdpigment, das vorwiegend aus Eisenoxidhydroxiden besteht. Schon im Paläolithikum wurden Ocker in Form farbiger Erden als Pigment verwendet. Man findet sie unter anderem in den Höhlenmalereien von Lascaux und Altamira. Ebenfalls häufig wurde Ocker von den ägyptischen, griechischen und römischen Künstlern eingesetzt. Da es sich um natürliche Mineralmischungen verschiedener Zusammensetzung handelt, sind Unterschiede im Farbton wie auch in der Kornmorphologie und der chemischen Zusammensetzung die Regel. Gelbe Ocker können durch starkes Erhitzen (Brennen) chemisch und damit farblich verändert werden. In der älteren Literatur werden auch Umbra und Terra di Siena als Ocker bezeichnet. In der neueren Literatur dagegen bilden manganhaltige Erden wie Umbra und die Terra di Siena eine eigene Gruppe. Gelber Ocker kann in allen Bindemitteln verwendet werden. Da er ungiftig und zudem licht- und farb ist, wurde und wird er häufig in den verschiedensten Kunsttechniken eingesetzt. Da der Farbton der Ocker je nach Mineralmischung stark variieren kann wird er heute kaum noch für Anstriche benutzt, ausgenommen im Bereich der Denkmalpflege. Denn der Farbton der natürlichen Ocker kann mit künstlichen Eisenoxiden nicht imitiert werden. Einige Künstler setzen dieses Pigment auch heute noch in diversen Maltechniken ein. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Chemische Formel: Oxidgelb, Gelbe Erde, Gelbe Eisenerde α-feooh Chemische Bezeichnung: Wichtigste farbgebende Komponente ist Goethit, ein Eisenoxidhydroxid mit der Formel α-feooh. Colour Index Number: MATERIAL ARCHIV / 7
2 P. Yellow 43 Constitution Number: Lateinische Bezeichnung: ochra, sil Italienische Bezeichnung: ocra, terra giallo, ossido di ferro Französische Bezeichnung: ocre, terre jaune, oxyde de fer Englische Bezeichnung: iron oxide, yellow earth, ocher Ähnliche Materialien: Ocker aus der Lausitz, Ocker Avana, Gelber und Roter Ocker sowie Goldocker aus anderen Weltgegenden Hintergrund Etymologie: Der Name Ocker bezeichnet ursprünglich ein gelbes Eisenoxidpigment. Theophrastus nannte die gelbe Erde ωχρα (Ocker). Geschichte: Schon vor über 300'000 Jahren hat der Mensch Ocker, vermutlich zu rituellen oder kosmetischen Zwecken benutzt. Ocker ist auch eines der frühesten in der Kunst eingesetzten Pigmente, wie beispielsweise in den Höhlenmalereien des Paläolithikums. Zudem kommt der Name Ocker bereits in assyrischen Keilschriften und ägyptischen Hieroglyphen vor. Ocker wurden in allen Kunstepochen und -richtungen sowie auf allen Kontinenten verwendet und wird auch heute noch gebraucht. Ein Grossteil der französischen Ocker stammt aus den Ockerbrüchen von Apt und Roussillon, die bereits die Römer genutzt haben. Nach dem Untergang des römischen Reiches geriet dieser Industriezweig in Vergessenheit. Erst um 1780 wurde der Abbau von Ocker in dieser Gegend wieder aktiviert. Kunst, Handwerk, Design: In Europa wurde Ocker als Pigment in den Höhlenmalereien des Paläolithikums verwendet, wobei es entweder mit dem Pinsel aufgetragen oder mit dem Mund aufgesprüht wurde. Auch die Ägypter, Griechen und Römer haben Gelben Ocker für ihre Kunstwerke eingesetzt. Sehr häufig konnte Gelber Ocker auch in der Ikonenmalerei nachgewiesen werden. Doch nicht nur in Eitempera, sondern auch in Öl war Gelber Ocker ein sehr beliebtes Pigment wie Analysen von Gemälden der Künstler Turner, Rubens und Rembrandt zeigten. Wegen seiner Kalkechtheit wurde es zudem für Fassadenanstriche benutzt und findet sich in der Freskomalerei aller Jahrhunderte. Herstellung Herkunft, geografische Region: Hauptfundstätten finden sich im Departement Vaucluse in der Nähe von Apt und Roussillon, F. Entstehung: Beim Gelben Ockern in Roussilon handelt es sich um eine kreidezeitliche marine Sandablagerung, die selten eine Schichtung erkennen lässt MATERIAL ARCHIV / 7
3 (kremer-pigmente). Gewinnung: Ockervorkommen in Frankreich werden sowohl im Tagbau als auch im Stollen abgebaut. Bis zur Industriealisierung führten die Künstler wichtige Arbeitsschritte wie das Mahlen und Schlämmen der Ockerklumpen selbst aus (Helwig, 68) Der Prozess des Waschens ist wichtig, weil nur so Quarz und andere störende, harte Bestandteile entfernt werden können (Helwig, 39). Um billigere Ockersorten gelber erscheinen zu lassen, werden sie zum Teil mit Chromgelb geschönt (Eastaugh a. o., 280). Eigenschaften Beimischungen, Art: Quarz, Gips, Kreide, Feldspat, Glimmer Erscheinung Farbe: Gelbtöne Gelber Ocker kommt je nach Fundstätte in verschiedenen warmen Gelbtönungen vor. Beständigkeit sehr Feuchtekeit: Das Pigment hat über Jahrtausende in Tropfsteinhöhlen seine Farbigkeit bewahrt. Frostkeit: Gelber Ocker kann im Aussenbereich eingesetzt werden. Laugenkeit: Ocker ist auf Alkalien unempfindlich, weshalb es in der Freskotechnik häufig zur Anwendung gelangte. Lösungsmittelkeit: Laut Kittel erreicht Ocker eine Lösemittelechtheit von 5, was sehr bedeutet (Kittel, 88). Säurenkeit: bedingt Laut Doerner soll Gelber Ocker säureempfindlich sein. Kittel meint, dass Gelber Ocker bei HCl 2% eine sehr e bis e Säurekeit aufweist. Schweisskeit: Temperaturkeit: un bedingt MATERIAL ARCHIV / 7
4 Eisenoxide spalten das Wasser ab ca. 180 o C ab und gehen in ein Rot über. So kann Gebrannter Roter Ocker erzeugt werden. Temperaturwechselkeit: UV-Beständigkeit: Witterungskeit: un Mechanische Eigenschaften Bindemittelbedarf: Tonarme Sorten benötigen bis zu 50%, tonreiche bis zu 60% Leinöl. Hygrische Eigenschaften Wasserbenetzung: hydrophil Optische Eigenschaften Brechungsindex: Lichtechtheit: bis 1.66 n Alle Ockersorten sind sehr licht. Farbechtheit: Kaum ein anderes Pigment ist so alterungs wie Ocker. Noch heute erscheinen die Höhlenmalereien des Pälaolithikums in voller Farbenpracht. Dies zeigt, wie unempfindlich dieses Pigment auf Feuchtigkeit reagiert und wie es ist. Maltechnische Eigenschaften Bindemittelechtheit: Deckvermögen: Das Deckvermögen hängt vom Eisengehalt und auch von der Anwesenheit silikatischer Bestandteile ab. Je nach Abbaugebiet kann das Deckvermögen dieses Naturprodukts sehr unterschiedlich sein. Laut Doerner bewegt sich die Deckfähigkeit zwischen mittel und. Dispergierbarkeit: Färbevermögen: Das Färbevermögen hängt stark von der chemischen Zusammensetzung ab. Französische Ocker gelten in der Regel als die ergiebigsten. Lasurfähigkeit: schlecht Ockerpigmente scheinen weniger geeignet für Lasuren, wurden aber zum MATERIAL ARCHIV / 7
5 Abtönen transparenter Überzüge eingesetzt. Migrationsechtheit: Trockenwirkung: Verträglichkeit Bioverträglichkeit: Eisenoxidpigmente gelten als nicht toxisch bei der Nahrungsaufnahme, synthetische Variationen werden zum Färben von Lebensmitteln verwendet. Gelber Ocker ist auch für die Umwelt ungiftig. Kompatibilität: Gelber Ocker ist mit allen Pigmenten sowie allen Bindemitteln kompatibel. Quellen der Kennwerte Dörner, Kittel, Welthe, Wülfert Bearbeitung Lieferformen: Pulver Arbeitsschutz: Eisenoxidpigmente gelten als nicht toxisch bei der Nahrungsaufnahme. Hingegen sollte die Inhalation vermieden werden. Dies gilt besonders für silikathaltige Ockerpigmente, da diese toxische Reaktionen hervorrufen können (Helwig, 58). Beim Arbeiten mit grossen Mengen von Pigmenten sollte deshalb eine Staubmaske getragen werden. Lagerung und Aufbewahrung: Trocken lagern Anwendung Anwendungsgebiete: In allen künstlerischen Maltechniken sowie als farbgebende Komponente in der Architektur (Anstriche, Beimengung zu Lehmputz) und zum Färben von Lebensmitteln. Anwendungsbeispiele: Höhlenmalereien von Lascaux und Altamira, Wand- und Tafelmalerei. MATERIAL ARCHIV / 7
6 Umweltschutz: ungiftig Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: HSLU D+K Luzern Sentimatt Spezialmuster HSLU D+K Luzern Sentimatt: Anstriche in Öl, Acryl, Eitempera, Aquarell, a fresco auf Kalkputz und Hinterglas (Bindemittel Öl und Reisstärke) Bezugsquelle Bezugsquelle Sammlungsmuster: Kremer Pigmente GmbH & Co. KG,Aichstetten / D Musterherstellung: HSLU D&K Quellennachweis Verwendete Quellen: Buxbaum, G. & Pfaff, G. (Ed.) (2003). Industrial Inorganic Pigments. Weinheim: Wiley-Vch Verlag. Cornell, R. M. & Schwertmann U. (1996). The Iron Oxides, Structure, Properties, Reactions, Occurrences and Uses. Weinheim: VCH. Doerner, M. (2006). Malmaterialien und seine Verwendung. Stuttgart: Enke Verlag. Eastaugh, N., Walsh, V., Chaplin, T., Siddall, R. (2005) Pigment Compendium. A Dictionary of Historical Pigments. (Allgemeines S. 279, Kunst S. 279). Finlay, V. (2003). Das Geheimnis der Farben. Eine Kulturgeschichte. München: Claasen Verlag. Helwig, K. (2007). Iron Oxide Pigments. Natural and Synthetic. In: Artist s Pigments. A Handbook of Their History and Characteristics. Volume 4. London: Archetype Publications. (Fremdsprachige Bezeichnungen, S. 40, Ethymologie, S. 41, Geschichte, S. 41, Kunst, S. 41). Berrie B.H. (Ed.) Kittel, H. (2003). Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen. Band 5. Pigmente Füllstoffe und Farbmetrik. Stuttgart: Hirzel Verlag. Spille, J. (Ed.) Welthe, Kurt (1967). Werkstoffe und Techniken der Malerei. Ravensburg: Otto Maier Verlag. Wülfert, S. (1999). Der Blick ins Bild. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag. Weitere Quellen: (Geschichte) Expertin / Experte: MATERIAL ARCHIV / 7
7 Dr. Stefan Wülfert Material-Archiv-Signatur: FAR_PIG_ANO_NAT_10 Text verfasst von: HSLU D&K, WA, 2013 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1386 MATERIAL ARCHIV / 7
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