Design for all - Altersgerechtes Bauen

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1 1 Design for all - Altersgerechtes Bauen Einleitung Sensibilisierung Kons. Ing. Hans Wiesinger Allgem. beeideter u. gerichtl. zertifizierter Sachverständiger und Berater für barrierefreies Planen und Bauen Konsulent der Oö. Landesregierung A-4600 Wels, Pfarrgasse 28 Mobil: hannes.wiesinger@liwest.at 2 Guten Morgen Kons. Ing. Hans Wiesinger 1

2 3 Vorstellung MEIN BEZUG ZUM THEMA - seit 1983 selbst querschnittgelähmt - seit 1990 Leiter des Projektes "BGP Barrierefreies Planen und Bauen in Wels - Wels ebnet Wege - Gründungsmitglied im Netzwerk der österreichischen Beratungsstellen für barrierefreies Planen und Bauen - seit 1996 Mitglied im ON-Komitee Hochbau - Allgemeines des Öster. Normungsinstitutes - Vorsitzender StV. in der ON-Arbeitsgruppe Barrierefreies Planen und Bauen - Vorstandsmitglied beim VQÖ und OÖZIV - Wels - Österreich-Delegierter bei der ESCIF - Allgem. beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger 4 Ist der Mensch das Maß aller Dinge? Aus dem Buch Lebenslaufwohnen von Volker Doose Kons. Ing. Hans Wiesinger 2

3 5 Demographische Entwicklung heute wird der Mann durchschnittlich 76 Jahre die Frau durchschnittlich 82 Jahre 6 Demographische Entwicklung Kons. Ing. Hans Wiesinger 3

4 7 Demographische Entwicklung Derzeit leben in Österreich rund 1,9 Millionen Menschen die über 60 Jahre alt sind. Setzt sich die demographische Entwicklung weiter fort wie bisher, so wird der Anteil an Senioren in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Laut Bevölkerungsprognose ist im Jahr 2050 jeder dritte Österreicher älter als 65 Jahre. Gleichzeitig nimmt auch die Lebensqualität weiter zu. 8 Daheim und nicht ins Heim Über 90 % der Menschen möchten in den eigenen vier Wänden älter werden. Der Grund ist vielseitig! Vor allem geht es dabei um die vertraute Umgebung, die aufgebaute Nachbarschaftshilfe und vieles mehr. Für das Älterwerden sind Vorbereitungen in Form der Wohnraumanpassung erforderlich. Die Wohnung im Alter noch einmal zu verändern und den gegebenen Bedürfnissen und Fähigkeiten anzupassen ist kein Luxus und sollte keinen großen Aufwand darstellen. Kons. Ing. Hans Wiesinger 4

5 9 Vermeidung von Unfällen Vermeidung von Unfällen durch Anpassung des Wohnumfeldes im Sinne der Barrierefreiheit 2008 verunglückten österreichweit 84 % der über 60 Jährigen in den Bereichen Heim und Freizeit, das sind spitalsbehandelte Personen. Die veröffentlichten Unfallzahlen sind Alarmzeichen dafür, dass konkreter Handlungsbedarf besteht besonders im Wohnbereich. Ursachen für diese Unfälle sind Gefahrenquellen, die entweder nicht erkannt oder verharmlost werden. 10 Vermeidung von Unfällen 59 % der rund Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, passierten in Folge eines Sturzes. Gerade Stürze auf gleicher Ebene bzw. Stürze auf und von Treppen führten sehr häufig zu Verletzungen, auch mit Todesfolgen. Univ.-Prof. Dr. med. Michael BLAUTH Vorstand der Univ.-Klinik Innsbruck für Unfallchirurgie: Seit 1960 gehen Arbeitsunfälle und Verkehrsunfälle zurück. Freizeit- und Hausunfälle steigen kontinuierlich. Am häufigsten sind Altersfrakturen am Handgelenk, Wirbelsäule, Schulter, und Hüfte. Die Mehrzahl der Sturzfrakturen ereignen sich im häuslichen Umfeld. Kons. Ing. Hans Wiesinger 5

6 11 Wohnsituation älterer Menschen 97,2 % der Senioren leben in Privathaushalten 61 % leben mit jemanden zusammen 39 % leben alleine >> Erhöhte Unfall- und Sturzgefahr 12 Betroffener Personenkreis In Österreich sind über 20 % der Bevölkerung dauernd von zumindest einer Art von "körperlicher Beeinträchtigung" betroffen Bewegungsbehinderungen (1,2 Mio. Menschen) - Gehbehinderte - Arm/Handbehinderte - Wachstumsbehinderte - Rollstuhlfahrer Sinnesbehinderungen ( Seh- u Hörbehinderte) - Sehbehinderte - Blinde - Schwerhörige - Gehörlose Sprechbeeinträchtigungen Chronische Krankheiten Mehrfachbehinderungen (z.b. geistige u. körperliche Behinderung) Kons. Ing. Hans Wiesinger 6

7 13 Begriffe Zum Begriff barrierefrei bzw. behindertengerecht - Überall dort wo Nutzer oder Bewohner anonym bleiben, und dies trifft z.b. auf alle öffentlich zugänglichen Bereiche und im Wohnbau zu, muss "barrierefrei" geplant und gebaut werden. (siehe ÖNORM B 1600, B 1602, B 1603) - Behindertengerecht im Sinne des Wortes - der Behinderung gerecht werden" - ist nur bei Planungen möglich, wo der spätere Nutzer oder Bewohner als Individuum bekannt ist (Siehe ÖNORM B 1601) 14 Grundsätze Design for all - Barrierefreies Planen und Bauen ist eine Grundvoraussetzung für die Integration und die eigenständige Lebensführung behinderter und alter Menschen, die weit über die bauliche Umwelt hinausreicht und alle Lebensbereiche umfasst. "Barrierefrei" berücksichtigt den natürlichen Lebenszyklus jedes Menschen, in dem die Wohnung und das gesamte Umfeld so gestaltet sind, dass er darin selbstständig, trotz Einschränkungen und verringerter Fähigkeiten, unabhängig alt werden kann. Kons. Ing. Hans Wiesinger 7

8 15 Grundsätze Barrierefreies Bauen darf keine Sonderlösung sondern muss die Grundlage für die Gestaltung unseres gesamten Lebensraumes sein. Es steigert den Komfort und die Lebensqualität aller Menschen. Funktionalität muss daher beim Design absolut im Vordergrund stehen. Intelligente Lösungen sind gefordert. Barrierefreies Planen und Bauen = Menschengerecht Bauen = Design for all = Nachhaltigkeit beim Bauen 16 Zum Einstieg ins Thema Barrierefrei Planen und Bauen ist nicht mehr nur nice to have sondern ist ein must!!! Kons. Ing. Hans Wiesinger 8

9 17 Raumbedarf Aus dem Buch Lebenslaufwohnen von Volker Doose 18 Im Vergleich zu Nichtbehinderten haben körperbehinderte Menschen einen anderen Raumbedarf und zwar: - mehr an Bewegungsfläche durch die Verwendung von Hilfsmitteln (Krücken) - weniger an Bewegungsspielraum durch körperliche Mobilitätseinschränkungen (Greifbereich und Reichweite) Kons. Ing. Hans Wiesinger 9

10 19 20 Für bewegungsbehinderte Menschen: - Kurze Wege zu Einrichtungen des täglichen Bedarfs - Ausreichende Bewegungsflächen für Hilfen - Handläufe bei Stufen, Stiegen und Rampen - Ruhemöglichkeiten - griffige Bodenbeläge - breite Gehwege Kons. Ing. Hans Wiesinger 10

11 21 22 Kons. Ing. Hans Wiesinger 11

12 23 Für Rollstuhlfahrer: - Keine Stufen - Niveauunterschiede max. 3 cm - Ausreichende Breite von Türen und Durchgängen - Ausreichende Bewegungsflächen für Rollstuhl - Erreichbare Bedienungselemente - Unterfahrbarkeit von Tischen und Waschbecken 24 Kons. Ing. Hans Wiesinger 12

13 25 Für sinnesbehinderte Menschen: - Gebäude klar strukturieren - Gute Belichtung und Beleuchtung - Gute Akustik in den Räumen - Vermeidung von Hindernissen im Gehbereich - Trennung von Rad- und Gehwegen - Ausstattung mit visuellen Kontrasten - Ergänzung visueller Informationen durch taktile und akustische Informationen 26 Durch das Design for all werden bereits bei der Planung folgende Arten von Barrieren vermieden und zwar die Horizontalen bei Tür- und Gangbreiten, Vertikalen bei Stufen u. Schwellen, Rampen, Räumlichen bei Bewegungsräume, Ergonomischen bei der Anordnung der Bedienungselemente, Stützgriffe, Sensorischen bei der Orientierung, Antropometrischen beim Greifbereich, Kons. Ing. Hans Wiesinger 13

14 27 Nutzeranforderungen an die Barrierefreiheit Die Nutzeranforderungen gerade im Bereich moderner Technologien sind im Grundsatz für alle gleich: - Physischer Zugang muss gewährleistet sein - die Bedienung muss benutzerfreundlich ausgelegt sein - die Nutzung muss sicher sein - eine gute Anleitung oder ein Training muss verfügbar sein - es muss für den Benutzer erschwinglich sein 28 Für alte Menschen Einfluss der Farbe im Alter - Großes und ausgeprägtes Farbverlangen - Mindestens 100 % mehr Lichtbedarf als bei einem 30 jährigen - Wunsch nach stimulierenden Farben = Aktivität - Wunsch nach Ruhe/Geborgenheit/Sicherheit Kons. Ing. Hans Wiesinger 14

15 29 Bevorzugte Farben - Rot 10,4 % = Aktivität - Blau 7,9 % = Sicherheit/Ruhe - Orange 6,6 % = Aktivität - Ultramarin 6,6 % = Sicherheit/Ruhe - Grün 6,4 % = Sicherheit/Ruhe - Weiß 1,1 % = Leere/Vereinsamung 30 Bei Alten- und Pflegeheimen Starke emotionale Belastung der Bewohner durch den Ortswechsel. Gestaltung darf nicht eine Frage des persönlichen Geschmacks sein sondern eine des Know How. Licht und Farbe haben eine direkten Einfluss auf das Wohlempfinden sonst tritt Stress auf Kons. Ing. Hans Wiesinger 15

16 31 Alten- und Pflegeheime - Optimale Gestaltung für den Bewohner = Lebensqualität - Optimale Arbeitsplatzgestaltung fürs Personal = Arbeitsqualität - Guter Eindruck für die Besucher = Kontaktqualität 32 Zu den Mehrkosten beim barrierefreien Bauen Eine aktuelle Studie der ETH-Zürich welche unter Prof. Meyer-Meyerling kommt zu folgendem Schluss: Bei Berücksichtigung im Planungsstadium: 0,5-3 % der Baukosten je nach Größe des Gebäudes; im Mittel 1,8 % Ca. 80 % dieser Mehrkosten kommen allen Menschen zu Gute (z.b. Lifteinbau,..) und nur 20 % sind behindertenspezifische Investitionen Bei nachträglicher Anpassung ist mit einer Verdopplung der Mehrkosten zu rechnen. Kons. Ing. Hans Wiesinger 16

17 33 Zusammenfassung Design for all bringt für alle: - Verbesserung der Sicherheit - Erhöhung des Komforts - Erhöhung der Lebensqualität - Mehrwert der Immobilie - Steigerung der Nachhaltigkeit - Erhöhung der Effizienz - Erhöhung der Wirtschaftlichkeit bei Betrieben 34 Zusammenfassung Eine im Sinne von Design for All gestaltete Umwelt ist: für 10 % aller Menschen unerlässlich, für mind. 40 % notwendig, für 100 % komfortabel Kons. Ing. Hans Wiesinger 17