Das perfekte Staudenbeet

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1 PLANEN UND ANLEGEN SPÄTSOMMER Das perfekte Staudenbeet Das Gestalten mit Blütenstauden zählt zur hohen Schule des Gärtnerns. Mit etwas botanischem Wissen und Gefühl für Farben und Formen können kleine Paradiese entstehen. TEXT: VERONIKA SCHUBERT FOTO: FLORA PRESS 94 Servus

2 Ein gekonnt angelegter Staudenbereich ist in jedem Garten die Krönung und braucht über viele Jahre kaum Pflege. Denn im Idealfall wurden die richtigen Pflanzen an den richtigen Standort gesetzt. Hohe Pflanzen sollten dabei den Hintergrund bilden, niedrige kommen weiter nach vorn. Filigranes wechselt mit Dominantem, und doch bedrängen die Pflanzen einander nicht. Ist die Wuchskraft aller Nachbarstauden ausgeglichen, bildet sich bereits nach zwei Jahren ein schön geschlossenes Beet. Verschiedene Blüten und Blätter ergänzen einander wie in einem gelun genen Blumenstrauß zu einem harmo nischen Ganzen. Wenn Stauden einen blühenden Saum bilden, ist die Gestaltung gelungen. In Rosatönen leuchten Indianernessel und Schafgarbe, gelb strahlt die Färberkamille, und duftige Wolken bilden Schleierkraut und Schönaster. EIN ORCHESTER AUS HARFEN & PAUKEN Spannung ins Beet bringt vor allem die Abwechslung. Zarte Pflanzen, die mit eher wuchtigen kombiniert werden, harmonieren wie die Instrumente eines Orchesters. Pfingstrosen und Rittersporn übernehmen den Part der Pauken, zarte Wiesenrauten, Wiesenknöpfe oder verschiedene Gräser den der Harfen. Das Zusammenspiel ist zauberhaft. Ein zusätzlicher Aspekt beim Kombinieren von Stauden sind die Farben. Helle Farben wie Gelb und Weiß leuchten in schattigen Ecken, Blau wird dort hingegen kaum wahrgenommen. Mit einer hohen Stückzahl von einer einzigen Art lässt sich auch an einer bestimmten Stelle eine stärkere Farbwirkung erreichen. Ton-in-Ton-Kombinationen wie ein in Weißtönen gehaltener Gartenbereich wirken sehr edel. Gelb strahlt wie die Sonne, orange-rote Akzente lösen in ihren schönsten Momenten blühende Feuerwerke aus. Aber ganz grundsätzlich sollte man sich beim Planen von Staudenbeeten von der Farbenlehre nicht allzu sehr einschränken lassen. Auch in der Natur wächst alles bunt durcheinander; einzig Standortansprüche bestimmter Stauden sind von entscheidender Bedeutung. Servus 95

3 PLANEN UND ANLEGEN Steppensalbei wächst auf trockenen Böden besonders gut (vorn die weiße Sorte Adrian, in der Mitte Blauhügel und im Hintergrund mit dunklen Blüten Ostfriesland ). SPEZIALISTEN IN TROCKENEN BEETEN Wo die Sonne im Sommer glüht und der Boden schlecht Wasser hält, ist es kaum möglich, eine Rabatte aus Prachtstauden zu pflanzen. Der Boden müsste stark verbessert werden, man käme mit dem Gießen kaum nach. Hier gedeihen Pflanzen wie Steppensalbei (Salvia nemorosa) und jene, die mit fleischigen Blättern auch Trockenheit überdauern können. Die Garten- Bergenie (Bergenia cordifolia), auch Riesensteinbrech genannt, blüht früh im Jahr, manchmal mit noch weißen Schneehäubchen darüber. Ihre Blätter verfärben sich im Winter rot. Sehr robust ist die Sorte Eroica. Der Echte Meerkohl (Crambe maritima) fällt durch seine großen, silbergrauen Kohlblätter auf und wirkt in Kiesgärten als Blickfang. Ein weiteres Kuriosum ist der Blausternbusch oder Röhrenstern (Amsonia hubrichtii) mit seiner feinen Beblätterung gleich einer Konifere, die sich im Herbst goldgelb färbt. Zart wirkt auch die Prachtkerze (Gaura lindheimeri) mit ihren rosa und weißen Rispen. Einer sieht man es richtig an, dass sie die Trockenheit gut verträgt: der Kugeldistel (Echinops ritro). Aber auch viele Gräser wie das Federgras (Stipa pennata) sind unempfindlich in wasserarmen Zeiten. Blausternbusch Federgras Kugeldistel Echter Meerkohl Garten-Bergenie Prachtkerze FOTOS: MAURITIUS IMAGES, 360 CREATIVE, INTERFOTO, IMAGO 96 Servus

4 PRACHTSTAUDEN FÜR SONNIGE RABATTEN Zu ihnen zählen die klassischen Gartenstauden, die seit langem in Bauerngärten wachsen. Es sind Pflanzen, die verlässlich und oft ausdauernd blühen, meist eignen sie sich gut als Schnittblumen. Sie brauchen nährstoffreiche Gartenböden, die nicht austrocknen, aber auch keine stauende Nässe aufweisen, und einen vollsonnigen Platz. Rittersporn (Delphinium) gehört zu diesen Stauden, seine Blütenrispen ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Der blaue Schatz der Gärten (so der berühmte Staudengärtner Karl Foerster, ) blüht gleich zweimal in der Saison im Juni mit der Hauptblüte und nach Rückschnitt mit einer Nachblüte. Rittersporn wünscht sich einen aufmerksamen Gärtner, ausreichend Wasser und regelmäßige Kompostgaben. Staudensonnenblumen (z. B. Helianthus giganteus, H. microcephalus, H. multiflorus, H. mollis) erreichen manchmal bis zu zwei Meter Höhe und passen wie Indianernesseln (Monarda) gut in den Hintergrund. Kein Sommer ohne Phlox, lautete das Credo von Karl Foerster. Er meinte sogar: Ein Leben ohne Phlox ist ein Irrtum. Der Phlox kann so alt werden wie ein Landpfarrer, nur sollte er im Gegensatz zu diesem auch öfters versetzt werden. Flammenblumen (Phlox) wollen oft gegossen werden und brauchen viele Nährstoffe. Sie gedeihen meist in voller Sonne, vertragen aber auch leichten Halbschatten. Pfingstrosen (Paeonia) blühen früher als Phlox und sollten im Prachtstaudenbeet nicht fehlen. Im Vordergrund sorgt Storchschnabel (Geranium) für ausdauernde Blüte, je nach Sorte in Weiß, Rosa und vor allem Violett. Im Herbst schließen Astern und Chrysanthemen den Reigen. EXPERTENTIPP Christian Kreß Wer Stauden pflanzt, die in einer Gärtnerei der näheren Umgebung großgezogen wurden, hat die Gewissheit, dass sie dem Klima schon angepasst sind. Heikle, nur wenig winterharte Gewächse sollten nicht in das pflegeleichte Staudenbeet gesetzt werden. Die Pflanzzeit hat sich fast gänzlich auf das Frühjahr verlagert, einige Stauden können aber auch im September und im Oktober gepflanzt werden. Stauden, die man im Herbst setzt, wurzeln noch vor dem Winter ein und sind im Frühjahr einen Sprung voraus. Die Pflege eines Staudengartens beschränkt sich im Wesentlichen auf Unkrautentfernung, Rückschnitte und das Teilen über alterter Wurzelstöcke (Bild unten), damit die Pflanzen nicht blühfaul werden. Aster Chrysantheme Flammenblume Indianernessel Pfingstrose Rittersporn Der Gartenbautechniker ist Buchautor, Vortragender sowie Besitzer der Gärtnerei Sarastro-Stauden in Ort im Innkreis. Staudensonnenblume Storchschnabel Servus-Tipp: Buch Blackbox Gardening, Christian Kreß (mit J. Reif, J. Becker), Verlag Ulmer, 29,90 Euro. Stauden-Gärtnerei Sarastro, 4974 Ort im Innkreis, Ortsteil Kammern, Servus 97

5 PLANEN UND ANLEGEN STAUDEN IM SCHATTENGARTEN Wird ein Garten neu angelegt, sind Schattenstauden meist noch kein Thema. Aber nach Jahren, wenn Bäume und Sträucher eine hohe Kulisse bilden, verschwinden die sonnenhungrigen krautigen Pflanzen langsam. Es wird Zeit, an Schattenstauden zu denken. Hier kann man vor allem aus der großen Vielfalt der Funkien und Farne schöpfen. Die Blaublatt-Funkie (Hosta sieboldiana Elegans ) setzt einen Akzent in jedes Beet. Ihre großen blauen Blätter erstrecken sich bis zu einen Meter hoch. Wurmfarn (Dryopteris filix mas) und Grannen-Schildfarn (Polystichum setiferum) seien als würdige Vertreter aller Farne genannt. Neben diesen vor allem mit ihrem Laub bestechenden Stauden hat die Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) mit ihren lilaroten typischen Erbsenblüten etwas Liebliches an sich. Zeitig im Frühjahr und knapp über dem Boden zeigt der Gefingerte Lerchensporn (Corydalis solida) seine meist korallenrosa oder roten bis orangefarbenen Blüten. Während die meisten Astern nur in voller Sonne gedeihen, verträgt die Weiße Waldaster (Aster divaricatus) gut den Schatten. Ihre einfachen weißen Blüten bilden dichte Wolken. Eine Pflanze, die immer noch zu wenig Beachtung findet im Reich der Schattenstauden, ist die Krötenlilie (Tricyrtis formosana). Blaublatt-Funkie Grannen-Schildfarn Weiße Waldaster Finger-Lerchensporn Krötenlilie Wurmfarn Die schattenverträgliche Frühlings-Platterbse gibt es in verschiedenen Farben, hinten die weiße Sorte Alba Rosea. FOTOS: MAURITIUS IMAGES, FLORA PRESS, 98 Servus

6 Jahreskalender der Staudenbeete WAS WANN ZU TUN IST Stauden teilen und pflanzen, Rückschnitt, Kompost in die Beete einarbeiten hohe Stauden aufbinden, in Trockenperioden je nach Ansprüchen ausreichend gießen Unkraut jäten (in den ersten beiden Jahren, bis die Stauden dicht wachsen) Abgeblühtes ausschneiden Stauden teilen und pflanzen * bodenebener Rückschnitt von Astern, hohem Stauden-Phlox und Stauden, die zur Selbstaussaat neigen * Ausnahmen sind Palmlilien, Fackellilien und Gräser, die besser im Frühjahr gesetzt werden. jän feb mär apr mai jun jul aug sep okt nov dez TROCKENHEITSKÜNSTLER UNTER FLACHWURZELNDEN BÄUMEN Eine schwierige Situation ergibt sich unter Bäumen, deren Wurzeln nicht tief in den Boden dringen und an der Oberfläche dem Erdreich viel Wasser entziehen. Stauden, die hier noch gedeihen können, müssen einerseits im Schatten der Baumkronen zurechtkommen und andererseits mit wenig Feuchtigkeit das Auslangen finden. empfehlenswert. Obwohl die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) leider des Namens wegen abschreckt, ist sie eine äußerst dekorative, zeitig blühende Staude. Leberblümchen (Hepatica nobilis) sind solche kleinen Vorfrühlingsblüher. Mit ihren einfachen violetten Blüten bilden sie schon im März dichte Büschel. Im Mai verströmen dann Maiglöckchen (Convallaria majalis) ihren zarten, süßen Duft. Sie sind allerdings giftig, und ihre Blätter dürfen nicht mit jenen des Bärlauchs verwechselt werden. Bis zu einem halben Meter hoch wird der Kaukasus-Gamander (Teucrium hyrcanicum), ein Dauerblüher, der mit seinen weinroten, länglichen Rispen monatelang die Szenerie beherrscht. Der einheimische Blaurote Steinsame (Buglossoides bzw. Lithospermum purpureo-coeruleum) bedeckt die Fläche unter Bäumen mit der Zeit völlig, auffällig sind seine dunklen enzianblauen Blüten. Als sehr durchsetzungsfreudiger Bodendecker trumpft auch die Elfenblume (Epimedium perralchicum) auf. Das alte Blattwerk wird im zeitigen Frühjahr noch vor Erscheinen der Blütenrispen abgeschnitten. Die Sorte Frohnleiten mit sattgelben Blüten ist besonders Blauroter Steinsame Kaukasus-Gamander Maiglöckchen Leberblümchen Elfenblume Stinkende Nieswurz Servus 99