GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT GÖTTINGEN
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- Damian Beltz
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1 GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT GÖTTINGEN Bericht über meinen Erasmus-Aufenthalt in Madrid an der Universidad Alfonso X El Sabio ( in Villanueva de la Cañada WS 2011/2012 (September 2011 Februar 2012) von stud. theol. Max Apel (m.apel.88@web.de) Am frühen Abend des 25. September 2011 bin ich mit meinem Gepäck von 30 kg in Madrid angekommen. Am Flughafen habe ich mir eine Karte des Metronetzes geholt und mir den Weg zur Gran Vía beschreiben lassen, wo ich zu einem günstigen Hostel fahren wollte, das ich mir vorher im Internet herausgesucht hatte, um die ersten Nächte ohne festes Zimmer dort zu verbringen. Als ich aus der Metrostation herausgekommen bin, stand ich auf der Gran Vía, der größten Straße Madrids, die gerahmt wird von sehr schönen, hohen Gebäuden, von schönen Fassaden verziert. Die Straße war voller Menschen und die warme Sonne durchflutete die ganze Straße, warf dabei lange Schatten. Im Hostel angekommen, musste ich feststellen, dass es ausgebucht war. Ziemlich niedergeschlagen habe ich mich auf eine Bank direkt an der Gran Vía gesetzt, nah an der Plaza de España und habe mich mit einer Freundin in Deutschland verständigt, sodass ich nach kurzer Zeit weitere Adressen einiger Hostels und schließlich für die erste Nacht ein Dach über dem Kopf hatte. Aus dem Fenster des Hostels, das in einer der höheren Etagen direkt an der Gran Vía an der Haltestelle Callao lag, hatte ich einen großartigen Blick über die Innenstadt und die südlichen Bezirke von Madrid. Blick aus dem Hostel am 25. September 2011.
2 Dies konnte jedoch ein Gefühl der Einsamkeit und der Ungewissheit nicht zurückhalten. Mit geringen Sprachkenntnissen (A1-Niveau) war ich in einer mir unbekannten Stadt und kannte dort zunächst niemanden. Dies und die lange Reise mit Zwischenlandung und mehreren Stunden Aufenthalt in Palma de Mallorca waren schwer für mich. Besonders aber traf mich die Erfahrung, weit entfernt zu sein von den mir lieben Personen, meiner Familie und meinen Freunden. Auch wenn mir Freunde von dieser Erfahrung erzählt hatten und sagten, dass es normal sei, war es für mich nicht nur an diesem ersten Abend, sondern in den ersten zwei Wochen sehr hart. Ich bin zuvor nie allein so weit entfernt über längere Zeit von zu Hause entfernt gewesen. Diese Erfahrung war hart, als ich sie erlebt habe, aber nun, da ich auf meinen Aufenthalt zurückblicke, ist sie vor allem wertvoll. So wenig ich vorher in Deutschland realisiert hatte, dass ich ein Semester lang in Madrid leben und studieren würde, so naiv, wie ich mich da hineingestürzt habe zum einen, weil ich es einfach habe auf mich zukommen lassen, zum anderen, weil ich keinen Vergleichspunkt hatte, um mir das Kommende vorzustellen so sehr rate ich jeder und jedem, diese Erfahrung zu machen und bei Zweifeln im Vertrauen darauf, eine wertvolle Erfahrung zu machen, sich mit aller Klarheit dafür zu entscheiden. In einem Buch, das mir Freunde zum Abschied geschenkt haben, indem sie Seiten persönlich für mich gestaltet haben, steht unabhängig voneinander am Ende zweier Beiträge das selbe Zitat: In 20 Jahren wirst du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten und segle fort aus deinem sicheren Hafen und erfasse mit deinen Segeln die Passatwinde. Forsche. Träume. Entdecke. (Mark Twain) Ich habe durch meinen Aufenthalt in Madrid ein neues Gefühl der Selbständigkeit kennengelernt. Denn die anfänglich schwere Erfahrung aus Madrid hat sich nach ein paar Wochen zu einer sehr positiven entwickelt. Das Selbstvertrauen, das ich bekommen habe, weil ich die erste Zeit in Madrid gemeistert habe, wird mir auch in Zukunft auf längeren Reisen Zuversicht geben mit dem Hintergrund, dass ich die Erfahrung, an einem mir unbekannten Ort mit fremder Sprache, fremden Menschen und fremder Kultur, schon einmal erlebt habe und alles gut geworden ist. Im Mai 2011 habe ich mich auf einen Erasmus-Platz der juristischen Fakultät beworben. Es handelte sich dabei um einen Restposten, der für das kommende Wintersemester frei geblieben war. Neben Spanien standen auch andere europäische Länder zur Auswahl, ebenso war als Stadt Madrid nicht die einzige Möglichkeit, um in Spanien ein Auslandssemester zu machen. Nachdem aber der letzte freie Platz in Castellón besetzt worden war, fiel meine Wahl auf Madrid und damit zwangsläufig auf die Universidad Alfonso X El Sabio, die etwa 40 Busminuten westlich von Madrid in der Kleinstadt Villanueva de la Cañada liegt. Keine andere der zahlreichen Universitäten Madrids ist Partner-Uni der juristischen Fakultät der Universität Göttingen. Friederike Mann war im Juridicum meine Koordinatorin, die meine Bewerbung weitergeleitet hat. Ich habe von Anfang an geplant, das Auslandssemester dazu zu nutzen, um die spanische Sprache zu lernen und die spanische Kultur kennenzulernen. Weil ich in Göttingen evangelische Theologie studiere, wäre ein anderes Ziel nicht sinnvoll gewesen. Denn es gibt in Spanien keine Möglichkeit, evangelische Theologie an einer Universität zu studieren. Katholische Theologie in einem Priesterseminar zu studieren, kam für mich nicht infrage und es wäre von der juristischen Fakultät der Uni Göttingen auch nicht angeboten worden. Nachdem Frau Mann meine Bewerbung an die Universität in Spanien geleitet hat, kam aus Spanien eine Bestätigung zurück, die auch ein Learning Agreement enthielt, in das ich die ersten Kurse eingetragen habe, die ich plante, in Spanien zu belegen. Die Kurse suchte ich mir im Internet. 2
3 Diese Auswahl war eine vorläufige, die erst zwei Wochen nach Semesterbeginn vor Ort in Spanien endgültig wurde. Es stellte sich bei mir heraus, dass drei meiner Kurse für den Zeitraum nicht angeboten wurden, was zuvor im Internet nicht ersichtlich war. Das aber konnte ich in den ersten Tagen meines Auslandsaufenthalts in der spanischen Universität im dafür zuständigen Büro der ORI (Organización de Relaciones Internacionales) problemlos klären und andere Kurse wählen. Einen Tag nach meiner Ankunft begann die Einführungswoche der Erasmus-Gruppe meiner Universität. Neben Angaben zu Studentenausweis und den ersten Schritten zur endgültigen Festlegung der Kurse wurden allen Erasmus-Studenten auch die Tutoren vorgestellt, die sämtliche Erasmus-Aktivitäten der nächsten Zeit planen und begleiten würden. Es handelte sich dabei ausnahmslos um Studenten. Einige waren älter, andere jünger als ich. Die Einführungswoche beinhaltete gemeinsame Abendessen in Restaurants, Besuche im Museo del Prado und in Segovia, verschiedene Kennenlernspiele, Partys und eine zweitägige Reise nach Valencia. Diese Angebote und alle Reisen, die im Laufe der nächsten Wochen und Monate folgten, waren im Preis sehr günstig und dabei in ihrem Umfang (Hin- und Rückreise mit Reisebus, Unterkunft in stets sauberen Hostels, Abendessen und Eintritte zu teils mehreren Partys) vom Preis-/Leistungsverhältnis hervorragend. Ich kann nur empfehlen, diese Angebote wahrzunehmen, auch wenn die Planungen vor Ort bezüglich Besichtigungen zum Teil zeitlich sehr eng waren. Es gab aber selbstverständlich immer die Möglichkeit, sich alleine oder in kleineren Gruppen frei zu bewegen. Ich merke an, dass meine Universität in Spanien vergleichsweise viele Aktionen angeboten hat. Ich habe Erasmus-Studenten an anderen spanischen Universitäten kennengelernt, die als Studenten viele Reisen selbst organisieren mussten oder sich anderen Universitäten mit ihren Erasmus-Angeboten angeschlossen haben nicht dauerhaft, aber für vereinzelte Reisen, Abendessen und Partys. Durch die Vielzahl an Reisen war ich allein durch die Erasmus-Angebote in Segovia, Valencia, Barcelona, Granada, Salamanca. Außerdem gab es eine Stadtführung und zahlreiche Abendessen und Partys in Madrid. Weitere Wochenendausflüge zu Freunden habe ich nach Alcalá de Henares, Getxo/Bilbao und Toledo unternommen. Dabei habe ich für Hin-und Rückreise oft die Überlandbusgesellschaft ALSA genutzt, was problemlos funktioniert hat. Von Anfang an habe ich mich um ein Zimmer in Madrid bemüht, nicht in Villanueva de la Cañada. Ich halte das rückblickend für die richtige Entscheidung, weil ich immer in Madrid selbst und selbstverständlich mehr von der Stadt gesehen und von der Kultur erlebt habe. Allerdings wurde auch ein Monatsticket für Metro und Bus nötig für die Zone B2, das bis 22 Jahre 44 EUR und ab 23 Jahren 70 EUR pro Monat kostet. Um das Ticket erstellen zu lassen, braucht man einmalig ein Passbild. Nach fünf Tagen meines Aufenthalts hatte ich mithilfe einer anderen Erasmus-Studentin aus Chile ein Zimmer gefunden. Das Zimmer lag in sehr guter Lage in Madrid zehn Minuten zu Fuß von der der Puerta del Sol entfernt. Es gehörte zu einer Wohnung einer älteren Frau, die vier ihrer Zimmer untervermietete. Wohnzimmer, Küche und Bad haben sich alle Bewohner geteilt, für die Sauberkeit in diesen Räumen hat die Vermieterin gesorgt. Das Zimmer war für Madrider Verhältnisse nicht teuer (monatlich 310 EUR), hatte aber kein Fenster, sodass ich die Tür zum Flur gern geöffnet habe und so viel Zeit wie möglich im Freien verbracht habe. Zu meiner Vermieterin hatte ich nach kurzer Zeit ein gutes Verhältnis. Das Studium an der Universidad Alfonso X El Sabio war vor Ort sehr gut begleitet, sowohl durch die ORI (Organización de Relaciones Internacionales) als auch durch den für mich zuständigen Professor. Letzterer war Dozent in zwei meiner Veranstaltungen. Ein Dozent rief mich, 3
4 der ich zu dem Zeitpunkt noch sehr überschaubare Kenntnisse der spanischen Sprache hatte, gleich in der ersten Stunde des Semesters vor der ganzen Klasse mehrere Male unaufgefordert auf und stellte mir Fragen zu einem Thema, mit dem ich, zumal auf spanisch, nicht vertraut war. Ich konnte in keinem Fall eine Antwort liefern, weil ich bereits beim Verständnis der Frage grundlegende Probleme hatte. Ich weiß nicht, ob er mich als Herausforderung fördern wollte oder damit eine Abneigung gegen mich offenbarte. Vielleicht war die Kommunikation auch von Beginn an ein Missverständnis. Gegenüber anderen Erasmus-Studenten verhielt er sich anders. Wie auch immer ich habe fortan darauf verzichtet, diesen Kurs zu besuchen. Alle übrigen Kurse hingegen liefen sehr zufriedenstellend. Freundliche Dozenten, die auch außerhalb der Kurse immer ein offenes Ohr hatten und stets zu einem Gespräch auf Augenhöhe bereit waren. Dabei berichteten sie zum Teil auch von ihrer Herkunft und von Reisen nach Deutschland und vermittelten mir einen Eindruck darüber, wie sie Deutschland als Spanier sahen. Für mich war das sehr interessant und ich habe gerne Auskünfte über Deutschland, aber auch über meine Sicht als Deutscher auf Spanien gegeben. In einem Computerraum hat jeder Student die Möglichkeit, an einem Computer zu arbeiten. Das kabellose Internet der Universität funktioniert auf dem Gelände gut. Die Bibliothek bietet gute Bedingungen, um ungestört arbeiten zu können. In meiner Freizeit war ich gern in den Straßen Madrids unterwegs und habe photographiert. Im öffentlichen Leben habe ich dabei einerseits Auswirkungen der schwierigen wirtschaftlichen Situation Spaniens erlebt, andererseits aber auch das spanische Volk als ein hilfsbereites, fröhliches und temperamentvolles Volk kennengelernt. Neben dem alltäglichen Leben wurde das an Feiertagen und während der Vorweihnachts- beziehungsweise Adventszeit, aber auch an Großdemonstrationen deutlich. 4 Szene auf der Gran Vía im Oktober 2011.
5 Meine Sprachkenntnisse haben sich schnell verbessert. Jeden Tag hat sich mein Vokabular erweitert, ohne dass ich es gemerkt habe oder explizit dafür hätte lernen müssen. Ein Auslandsaufenthalt ist der optimale Weg, eine Sprache zu erlernen. Denn es ist wie ein durchgehender, intensiver Sprachkurs. Die spanische Sprache war ständig präsent. Mein anfängliches A1-Niveau war sprachlich am Ende meines Aufenthalts auf dem B1-Niveau. Während meines Aufenthaltes habe ich in kurzer Zeit viele freundliche SpanierInnen und Menschen aus aller Welt kennengelernt, die in meinem Alter waren. Zu vielen habe ich weiterhin Kontakt. Ich habe viele Einladungen in die jeweiligen Herkunftsländer erhalten. Die Offenheit und das Zusammentreffen junger Menschen mit sehr verschiedenen kulturellen Hintergründen ist für mich das Merkmal eines Erasmus-Aufenthaltes. Es ist eine Chance, die es außerhalb dessen in diesem Umfang nicht gibt. Ich empfehle, diese Gelegenheit zu nutzen und den Versuch zu wagen, anderen offen gegenüber zu treten und von sich zu erzählen dieses Vertrauen wird durch Offenheit beim Gegenüber belohnt werden. Bei weiteren Fragen stehe ich gern zur Verfügung. Meine -Adresse befindet sich in der Überschrift des Berichts. 5 Anmerkung Das Copyright der gezeigten Photos liegt bei mir, dem Verfasser des Textes. Eine Verwendung außerhalb dieses Berichts ist nicht erlaubt.
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