Konfiguration variantenreicher Produkte mit AGILE-PLM

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1 Konfiguration variantenreicher Produkte mit AGILE-PLM Dr. Manfred Paulus Georg Fischer Rohrleitungssysteme AG CH-8201 Schaffhausen / Schweiz Schlüsselworte: Product Lifecycle Management (PLM), Produktkonfiguration, Erfahrungsbericht Zusammenfassung: Tägliche Kundenanforderungen zu speziell konfigurierten Produkten sollen einfach, vollständig und schnell erfasst und mit den gleichen Prozessen produziert und geliefert werden, wie das Standardsortiment. Georg Fischer hat diese Herausforderung mittels AGILE PLM und ConfigIt zusammen mit dem Partner ICP Solution nutzenbringend umgesetzt. Einleitung Georg Fischer Piping Systems ist ein Unternehmensbereich der Georg Fischer AG, der zusammen mit der Fahrzeugtechnik (Automotive) und AgieCharmilles 2008 einen weltweiten Umsatz von ca. 4.5 Mia CHF erreichte. Abb. 1: Georg Fischer Konzern

2 Georg Fischer Piping Systems entwickelt, produziert und vermarktet Rohrleitungssysteme für den sicheren Transport von Flüssigkeiten und Gasen. Dies sind (Abb: 2) Rohre, Rohrverbindungen (Fittinge), Armaturen, Automation von Armaturen, Mess- und Regeltechnik, sowie die dazu gehörenden Maschinen und Verfahren der Verbindungstechnologie für die Kunststoffe PVC, PE, PP, ABS und PVDF. Rohre Verbindungstechnologie Rohrverbindungen Abb. 2: Produktübersicht Georg Fischer Piping Systems Armaturen Automation Mess- und Regeltechnik Wir haben den Markt in die verschiedenen Marktsegmente gemäss Abb. 3 eingeteilt, die wir weltweit über eigene Verkaufsgesellschaften oder Partner bearbeiten. ( Chemische Prozess-Industrie Mikroelektronik Life Science Schiffbau Wasseraufbereitung Wasserversorgung Gasversorgung Cooling Abb. 3:Marktsegmente Georg Fischer Piping Systems Um dieses komplexe System, das den Verkaufsgesellschaften grosse Freiheiten in der Marktbearbeitung inkl. der Verkaufspreisdefinition gestattet, beherrschen zu können, arbeitet Georg Fischer Piping Systems weltweit mit SAP als zentrales System der Auftragsbearbeitung und Ressourcenplanung. Die produktrelevanten Daten sind in dem PLM System AGILE verwaltet, das über eine bidirektionale Schnittstelle mit SAP verbunden ist.

3 Abb. 4: Kugelhahn Type 546 und Absperrklappe Typ 567 Georg Fischer positioniert sich im Markt als Vollsortimenter, der auch Kundenwünsche kurzfristig liefern kann. Eine grosse Herausforderung ist die Beherrschung eines sehr grossen Produktsortimentes. Eines der variantenreichsten Produkte ist der Kugelhahn Typ 546 (Abb. 4 und 5) mit den folgenden Ausprägungen: 10 Nenndurchmesser (Rohrleitungsdimensionen) 5 Materialien (PVC-U, PVC-C, ABS, PP-H, PVDF) 3 Dichtungsmaterialien (EPDM, FPM, FFPM) 3 Behandlungen (Standard, ölfrei, lackstörungsfrei) 58 Anschlussteile rechts und links 3 Handhebel 2 elektrische Antriebe mit 12 Zubehörteilen 3 pneumatische Antriebe mit 6 Zubehörteilen 6 Positionsrückmeldungen 2 Befestigungsplatten Abb. 5: Modularer Aufbau des Kugelhahnes Typ 546

4 Wir schätzen, dass ungefähr 2 Millionen Varianten technisch sinnvoll sind, wobei die Zahl theoretisch möglicher Varianten wesentlich höher liegt. Jeder Artikel wird durch eine 9- stellige Nummer eindeutig identifiziert und ist unter dieser Nummer während des gesamten Produktlebenszyklusses von mindestens 15 Jahren lieferbar. Wir können nicht alle Varianten des Kugelhahnes prophylaktisch in den Systemen anlegen, wohl wissend, dass 80% davon niemals bestellt werden. Andererseits können wir aus kosten- und Termingründen nicht warten und bei einer Bestellung einer Variante diese schnell eröffnen und produzieren. Hinzu kommt, dass jede dieser Varianten die Anforderungen der verschiedenen Normen und Zulassungen erfüllen muss, d.h. nicht jedes Modul ist beliebig kombinierbar. Die Produktionszeit aller Produkte, die meistens in kleinen Stückzahlen bestellt werden, ist ein Tag. Prozess und Systemumgebung Diese Randbedingungen erfordern einen klaren Prozess, um gewinnbringend arbeiten zu können. Wir haben das Produktsortiment aufgeteilt in das Standardsortiment und das konfigurierbare Sortiment. Beide Sortimente werden mit dem gleichen Prozess offeriert, bestellt, produziert und geliefert. Bei Produkten des Standardsortimentes ist der Artikel mit der 9-stelligen Nummer sowie allen produkt- und produktionsrelevanten Daten bereits vorhanden, während er bei den konfigurierten Produkten einmalig erzeugt werden muss und dann bei Folgebestellungen zur Verfügung steht. Somit können wir den Kundenwunsch speditiv erfüllen und benutzen für die Offerte, die Bestellung, die Produktion, die Lieferung und die Rechnungsstellung aller Artikel das SAP- System. Der Kunde realisiert kaum, welchem der beiden Sortimente sein Artikel angehört. Die Generierung einer Variante und die Anlage des Artikels im PLM- und im SAP muss automatisch online erfolgen, weil sonst die Termine nicht eingehalten werden können. Das Konfigurationssystem darf nur Artikel generieren, die technisch den Anforderungen genügen, d.h. freigegeben sind. Ein Regelwerk muss das sicherstellen. vollständig montierbar und lieferbar sind, d.h. eine Stückliste, Verpackungs- und Etikettendaten haben. Ebenso muss das Konfigurationssystem die Preise (Masterpreis und Herstellkosten) sowie die für die Rabattierung notwendige Produkthierarchie generieren. Voraussetzung für erfolgreiche Umsetzung Neben dem einheitlichen Prozess, der alle beteiligten Bereiche berücksichtigt und verbindet, haben wir folgende Voraussetzungen für den Einsatz des Produktkonfigurators geschaffen: Alle Bereiche, die technische Produktdaten benötigen, wie z.b. Entwicklung, Produktmanagement und Produktion benutzen das PLM-System als zentrale Datenablage und Information.

5 Bei der Entwicklung der Produkte haben wir auf grösstmögliche Modularität geachtet. Diese Produktstrukturierung in der Technik, als auch im Produktmanagement erleichtert die Konfiguration. Die Qualität der im PLM und SAP gepflegten Daten muss sehr hoch sein. Jede Unsauberkeit repliziert sich in der Konfiguration. Von Anfang an haben wir alle beteiligten Bereiche von der Entwicklung über das Produktmanagement, die Logistik, das Produktionswerk bis hin zur Verkaufsgesellschaft einbezogen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Das alte Sprichwort Versuche erst zu verstehen, dann verstanden zu werden gewinnt in diesem Prozess eine zentrale Bedeutung, in die wir auch unseren Partner ICP-Solution mit einbeziehen. Nur durch die enge und unvoreingenommene Zusammenarbeit aller Beteiligten konnten wir eine optimale Lösung realisieren. Lösung Abbildung 6 zeigt die realisierte Konfigurationslösung, bei der wir die "Best in Class" Systeme zur optimalen Lösung zusammengeführt haben: ConfigIt als Frontend für die Konfiguration durch die Verkaufsgesellschaft. Oracle Agile PLM-System mit dem Konfigurationsmodul, dass die vorhandenen Daten von Artikeln und Baugruppen durch ein Regelwerk verknüpft. SAP als weltweites System des Verkaufs- und Lieferprozesses. Abb. 6: Produktkonfiguration in der Systemlandschaft von Georg Fisch r Piping Systems Diese Lösung bietet systemtechnisch weitere Vorteile

6 Durch die Verwendung standardisierter Software, die in sich ausgetestet sind, sinkt der Testaufwand und auch die Projektkosten für die unvermeidbaren Anpassungen halten sich in vertretbarem Rahmen. Das System ist skalierbar. Wir können es ohne Anpassungen der Software auch auf andere Produktsortimente anwenden. Die Datenpflege und die Wartung sind mit normalem Aufwand gewährleistet. Die Abbildungen 7 bis 10 zeigen Screenshots des Systems Abb. 7: Konfiguration mit ConfigIt in der Verkaufsgesellschaft

7 Abb. 8: Stammdaten Dimension und Anschlussteile Abb.9: Generierter Artikel - allgemeine Daten

8 Nutzen Das System, welches wir 10 Monate nach der Genehmigung des Projektbudget produktiv schalten konnten, hat den erwarteten Nutzen generiert: Wir konnten den administrativen Aufwand zur Generierung neuer Produktvarianten reduzieren. Das Produkt Know-How ist strukturiert erfasst und dokumentiert. Wir spüren deutlich weniger Hektik im Tagesgeschäft, wenn es um konfigurierte Produkte geht. Die Geschwindigkeit und Durchgängigkeit wurde verbessert. Die Tabelle 1 zeigt einige gemessene Erfahrungswerte. Aktion Bereich Alte Lösung Neuer Konfigurator 1 Konfiguration erzeugen Verkaufsgesellschaft 15 min 15 min 2 Artikel im PLM/SAP F&E, PM, Werk 1-2 Tage 5 min anlegen 3 Artikel in Logistik anlegen Logistik 4 Stunden 4 Stunden 4 Offerte und Bestellung Verkaufsgesellschaft 15 min 15 min 5 Artikel produzieren Werk 1 Tag 1 Tag 6 Lieferung Logistik 1-3 Tage 1-3 Tage Tabelle 1: Zeitersparnis mit der neuen Konfigurationslösung Mit grosser Zufriedenheit dürfen wir nach den ersten Monaten des operativen Betriebes feststellen, dass alle Beteiligten das System als Erleichterung anerkennen und akzeptieren. Das ist nicht zuletzt auch der Verdienst des Realisierungspartners ICP Solution. Wir haben somit unser erstes Ziel erreicht, den Kugelhahn 546 konfigurierbar zu machen. Wir arbeiten bereits daran, weitere Produktsortimente wie die Absperrklappe 567 in den Konfigurator zu integrieren. Kontaktadressen Dr. Manfred Paulus Georg Fischer Rohrleitungssysteme AG Ebnatstrasse 111 CH-8201 Schaffhausen / Schweiz Telefon: +41(0) Fax: +41(0) manfred.paulus@georgfischer.com Internet:

9 Stephan Gerosa ICP Solution GmbH & Co. KG Gemperenstrasse 26 CH-9442 Berneck Telefon: Fax: Internet: