Zemente in der Zahnheilkunde. Dr. Kaán Réka SE, Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Prof. Dr. Hermann Péter

Transkript

1 Zemente in der Zahnheilkunde Dr. Kaán Réka SE, Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Prof. Dr. Hermann Péter

2 zemente Zemente sind Präparate die aus Pulver und Flüssigkeit als pastenartige Masse angemischt werden und zu einer festen Masse aushärten. Verwendung: Befestigung von provisorischen Zahnersätze Unterfüllungen Definitive Füllungen Temporäre Füllungen von festsitzenden Zahnersätze

3 Eintelung der Befestigungszemente Definitive Befestigungszemente Provisorische Befestigungszemente

4 Einteilung der temporären befestigungszemente 1. Zinkoxid-Eugenol-Zemente 2. Eugenol-freien Zinkoxid Zemente 3. Temporäre Befestigungsmaterialien auf Kompositbasis 4. Polycarboxylat provisorische Zemente

5 Provisorische befestigungszemente Befestigung von temporären Restaurationen Provisorische Befestigung von Langzeitrestaurationen Im Unterschied zu den Erwartungen an definitive Befestigungsmaterialien ist es hier das Ziel, eine vorübergehende Haftung zu generieren, an die sich eine komplikationslose Entfernung anschließt.

6 Zinkoxid-Eugenol-Zemente v Zinkoxidpulver (ZnO) + Eugenol (Nelkenöl) v Indikatonen: Befestigung von Provisorien Provisorisches Festsetzen von Gußrestaurationen Wurzelkanalfüllung (in Kombination mit Wurzelkanalfüllstiften) Versorgung von Pulpawunden im Milchgebiss Pulpaamputation im Milchgebiss

7 Zinkoxid-Eugenol-Zemente v v Vorteile: beruhigende Wirkung auf die entzündete Pulpa antibakterielle Wirkung leichte Entfernbarkeit Nachteile: bei direktem Zellkontakt zytotoxisch. Zu flüssig angerührter Zement kann zu einer Pulpitis führen. Eugenol beeinträchtigt die Abbindung von Kunststoffen und erweicht bereits abgebundene Kunststoffe. Neben diesem unter Feuchtigkeit entstandenen amorphen Chelatkomplex bleibt ein Rest Zinkoxid und freies Eugenol zurück, was die geringe mechanische Stabilität bedingt (Carvalho et al., 2007, Hume, 1984). Mischungsverhältnisse: 1:1 z.b.: Temp-Bond

8 EBA Zement EBA-Zemente sind von den Zinkoxid-Eugenolzementen abgeleitete Zemente, wo die Flüssigkeit nebst Eugenol ca. 60 m% Ethoxybenzoesäure enthält. (Reduktion des Eugenol-Anteils auf ein Drittel). Das Pulver leitet sich ab von dem der Zinkoxid- Phosphatzemente unter Zusatz von m % Aluminiumoxid oder Quarzdas die Druckfestigkeit erhöhen soll. Liegt mit seinen mechanischen Eigenschaften zwischen provisororischen und permanenten Zementen. Für den retrograden Wurzelkanalverschluss wird in der Zahnmedizin vielfach Super-EBA-Zement verwendet.

9 eugenol-freie provisorische zemente Zinksulfat-Zement und der Zinkoxid-Zement entspricht in seiner Zusammensetzung dem Zinkoxid- Eugenol-Zement mit dem Unterschied, dass Eugenol durch andere Chelatbildner, z.b. höhere Fettsäuren, Carbonsäuren und Harze mit Säuregruppen, ersetzt wird. Die Zementreaktion findet unter dem Einfluss von Feuchtigkeit und Wärme in der Mundhöhle statt. z.b.: Temp Bond NE RelyX Temp NE Mischungsverhältnisse: 1:1

10 polycarboxylat provisorischer Zement Hy-Bond Polycarboxylate Privisorischer Zement (Shofu, eugenolfrei.

11 Temporäre Befestigungsmaterialien auf Kompositbasis Polymerisationsreaktion Vorteile: höhere Haftwerte und verbesserte Ästhetik durch ihre Transparenz und die zahnähnliche Farbe z.b. Temp Bond Clear (TBC; Kerr)

12 Einteilung der definitiven Befestigungszemente Flüssigkeit Pulver Phosphorsäure Polycarbonsäuren Zinkoxid Phosphatzement Carboxylatzement Glas Silikatzement Glasionomerzement Glas: Calcium-Aluminium-Fluor-Silikatglas

13 Glasionomerzement

14 Abbindereaktion Säure-Basen-Reaktion Dabei löst die Säure das Calcium und das Aluminium aus dem Silikatglas. Nach ca. 5 Minuten entsteht so Calcium- Polycarboxylatgel. Erst nach ungefähr 24 Stunden lagert sich auch das Aluminium in die Matrix ein und stabilisiert diese. Dadurch entsteht wasserunlösliches CalciumAluminium- Carboxylat.

15 Haftung Die Carboxylgruppen der Säure gehen eine chemische Verbindung mit der Zahnhartsubstanz ein. (vgl. Komposite: Adhäsiv/Mikroretentiv Amalgam: Makroretention)

16 Besonderheiten Durch die Verwendung von Fluorsilikatglas wird Fluorid an die Umgebung abgegeben, dadurch entsteht ein kariesprotektiver Effekt.

17 Kunstoff-modifizierte/lichthärtende GIZ Durch die Zugabe von Monomeren und einem Aktivatorsystem können die physikalischen Eigenschaften von GIZ variiert werden. Diese GIZ müssen meist lichtgehärtet werden verbesserte mechanische Eigenschaften, wie höhere Bruchfestigkeit und geringere Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit

18 Cermet zemente Unter Cermet-Zementen versteht man GIZ, bei denen das Anmischpulver mit Metallen (z.b. Silber) versetzt wird. Dadurch erhofft man sich eine größere Biegeund Abriebfestigkeit, die bisher nicht bestätigt werden konnte. Des weiteren sind sie als Füllmaterial wenig geeignet, da die Metalle zu Verfärbungen der Zahnhartsubstanz führen.

19 Verwendung 1. Befestigungszement 2. Füllungsmaterial 3. Liner, Versiegler

20 1. Befestigungszemente Kronen und Brücken Goldinlays Kieferorthopädische Bänder z.b.: FujiPlus, G-Cem, Ketac-Cem

21 2. Füllungszemente Klasse I, II und V Milchzähne Stiftaufbauten Stumpfaufbauten z.b.: Fuji extra, Fuji extra LC, Ketac-Fil

22 3. Liner, Versiegler Fissurenversiegelung (eingeschränkt) Unterfüllung

23 Kontraindikationen Aufbau von Schneidekanten oder Eckzahnspitzen Aufbauten ohne Überkronung

24 Handhabung Die Verarbeitung von Glasionomerzement sollte in relativer Trockenheit erfolgen. Aufgrund der Partikelgröße ist GIZ nicht polierbar. Um eine Austrocknung oder übermäßige Wasserzufuhr innerhalb der ersten 30 Minuten zu verhindern, sollte GIZ durch einen Lack versiegelt werden.

25 Vor-und nachteile gegenüber komposit Vorteile Nachteile Preisgünstig Einfache Handhabung Kariesprotektiv Auch bei Kunststoffallergie verwendbar Eingeschränkte Ästhetik Eingeschränkte Haltbarkeit Nicht für Schneidekantenund Eckzahnaufbau geeignet

26 zinkoxidphosphatzement Zinkoxidphosphatzement ~ Zinkphosphat-Zement ~ Phosphat-Zement. Er ist ein sehr häufig gebrauchtes Material. Verwendung: Unterfüllungsmaterial Befestigungszement Zusammensetzung: Pulver: Zinkoxid (ZnO): 80-90% Magnesiumoxid (MgO): 10% Calciumfluorid (CaF2): 6% Siliziumoxid (SiO2): 4% Aluminiumoxid (Al2O3): 1% Flüssigkeit: 55%ige Phosphorsäure (H3PO4) ergänzt mit Aluminium- und Zinkpuffer

27 Carboxylatzemente Carboxylat-Zemente sind fluoridhaltig Zahnzemente. Verwendung: Befestigungszement Unterfüllungsmaterial temporäre Füllung Zusammensetzung: Pulver: Siliciumdioxid Flüssigkeit: Polycarbonsäure Zinkoxid Aluminiumoxid Calciumoxid Natriumoxid Magnesium

28 Silikatzemente Pulver: Flüssigkeit: Quarz 40m% SiO2 Aluminium und Zink in Phosphorsäure Aluminiumoxid 30m% Al2O3 Calciumoxid Natriumoxid

29 Dualhärtende zemente diese Zemente sowohl chemisch als auch physikalisch aushärten Chemisch durch Aushärtung / Abbindung und physikalisch durch Aktivierung des Katalysators z.b. mittels Einwirkung von Halogenlichtquelle

30 Selbstadhäsive Dualhärtende zemente Das integrierte Haftmonomer MDP baut eine chemische Bindung zu Dentin und Schmelz, Metallen und Zirkoniumoxid auf. Daher werden keine separat anzuwendenden Adhäsive oder Bondings benötigt. z.b.: RelyX Unicem MaxCem Elite i-cem SpeedCEM

31 MTA Bismut(III)-oxid Bi2O3 (Röntgenkontrastmittel) Mineral-Trioxid-Aggregate (MTA) wurden zur endodontischen Defektdeckung entwickelt. bindet unter Feuchtigkeit ab biokompatibel antibakteriell selbstdichtend Bestandteile: Tricalciumsilicat (CaO)3 SiO2 Dicalciumsilicat (CaO)2 SiO2 Tricalciumaluminat (CaO)3 Al2O3 Gips CaSO4 2 H2O

32 MTA Anwendung: endodontische Wurzelperforationsdeckungen direkte Pulpenüberkappungen Pulpotomien Apexifikationen apikale endodontische Barrieren retrograden Wurzelfüllungen, Deckung von internen und externen Wurzelresorptionen Kinderzahnmedizin: als Überkappungsmaterial bei Pulpenamputationen

33 MTA Das Pulver wird auf der glatte Oberfläche einer Glasplatte mit der Flüssigkeit in korrektem Verhältnis mittels eines Spatels vermischt. Zur intrakanalären Einbringung von MTA-Zement ist eine feste Konsistenz von Vorteil. Die Aufnahme mit Handpluggern wird so erleichtert. Der Zielort für das Material muss nicht zwingend trocken sein.

34 Danke für die Aufmerksamkeit!