Me-109 von Lindinger FMT-TEST

Transkript

1 112 PARK- MOTORFLUG & E-FLYER FMT 10 FMT David BüSKen Jagdfieber Der Motor ist warmgelaufen, die 109 steht auf der Bahn bereit. Ein letzter Rudercheck und es ist so weit. Behutsam wird der Gashebel nach vorne geschoben und schon muss mit dem Seitenruder gegen das Motordrehmoment gearbeitet werden. Langsam hebt sich das Heck, das Flugzeug beschleunigt weiter. Bereits nach der Hälfte der Bahn hebt die Me sanft ab. Das ging problemloser als gedacht. Also nichts wie rein mit dem Fahrwerk und erst einmal trimmen. Doch viel zu trimmen gibt es nicht. Nach der Eingewöhnungsrunde geht es erst einmal im tiefen Überflug über die Bahn, das Jagdfieber ist geweckt. Was für ein Flugbild, also direkt noch einmal im Tiefflug von der anderen Seite. Diese Me-109 heißt nicht nur so, sie fliegt auch so

2 FMT-TEST 113 Me-109 von Lindinger Bereits beim ersten Begutachten des Bausatzes kommt Freude auf. Der Karton ist deutlich stabiler als gewohnt, schwere Teile, die oft gefährlich werden beim Transport, sind in eigenen abgetrennten Bereichen untergebracht. Die Teile machen einen leichten und soliden Eindruck. Vor allen Dingen ist die Qualität des Finishs auffallend. Für den Test haben wir auch das sehr schön gearbeitete Einziehfahrwerk mitbestellt, es handelt sich quasi um ein Rundum-Sorglos-Paket. Die GFK-Teile sind sauber gefertigt, das ist selbst in höheren Preislagen nicht selbstverständlich. Die Vorfreude auf die Fertigstellung steigt. Insgesamt wurden für diesen Test zwei Bausätze verwendet. Die Me Nummer 1 ist leider aufgrund eines Pilotenfehlers in den Händen eines Vereinskollegen zu früh von uns gegangen. Kurzerhand haben wir ein zweites Modell aufgebaut und konnten so auch direkt unsere ersten Erfahrungen nochmals bestätigt sehen : Auch das Fahrwerk ist nicht nur schick sondern funktioniert auch ohne Probleme. 2: Es ist schon erstaunlich, was man aus dem kleinen Transportkarton alles an Bauteilen herausholt. Die Qualität kann sich sehen lassen. 3: Ein Blick in den Flügel verrät: Hier wurde sauber und mit Liebe zum Detail gearbeitet. Etwas stabiler dürfte die Krafteinleitung für das Fahrwerk sein, der Rest ist ohne Beanstandung : So sieht es aus, wenn der Hersteller sauber arbeitet. Farblich passende Radschächte und sauber ein- und ausfahrende Fahrwerksbeine. Der Baubeginn Beim ersten Zusammensetzen der Teile fallen sofort die sauberen Passungen auf. Die Motorhaube sitzt wie angegossen, zwischen Rumpf und Flügel ist kaum ein sichtbarer Spalt, das Höhenleitwerk passt saugend in den Rumpfausschnitt. Natürlich sagt jetzt jeder: Das gehört sich ja auch so! Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Realität oft davon abweicht. Dank des kompletten Zubehörs kann es dann auch direkt mit dem Zusammenbau losgehen. Die Bauanleitung ist verständlich und so gibt es zunächst einmal keine Probleme. Der Flügel kann ohne Änderung aufgebaut werden. Die Fahrwerksaufnahmen machen einen stabilen Eindruck und sind sauber verklebt, das Fahrwerk kann also direkt eingebaut werden. Der Einbau der Flächenservos stellt den fortgeschrittenen Modellbauer ebenfalls vor kein besonderes Hindernis. Es passen Standardservos in die Aufnahmen, in unserem Fall Futaba S3152. Die beiliegenden Ruderanlenkungen können bedenkenlos verbaut werden, lediglich die Holzblöcke aus hartem Balsa für die Servoverschraubung haben wir getauscht.

3 114 MOTORFLUG FMT : Fast schone Standard: Die Flächenservos werden an den Deckeln verschraubt. Das feste Balsa für die Verschraubung haben wir allerdings vorsichtshalber gegen Hartholz getauscht. 7: Sehr schön gemacht ist die verdeckte Anlenkung des Hecksporns. Nur mit aufgefädeltem Deckel lässt sich der Hecksporn nicht mehr so ohne weiteres verschrauben. 8: Im Rumpf geht es aufgeräumt zu. Der Powerbox Digi-Switch ist innen eingebaut und wird durch zwei 2-mm-Löcher in der Rumpfwand bedient. 9: Außer der Öffnung am Zylinder bekommt der Motor keine Kühlluft zugeführt. Dafür ist aber eine großzügige Abluftöffnung in der Haube und der Motor bleibt auch bei tropischen Temperaturen kühl genug. 10: Passt! Kaum zu glauben, aber der 200er O.S. ist nur minimal höher als der 120er und vom Gewicht ähnlich. Wichtig ist nur, dass man den Motor ausschließlich mit dem Metallträger verwendet. 11: Hier kann man gut die Anlenkung der Ruder sehen. Das beiliegende Zubehör ist empfehlenswert. Der ein oder andere Kollege hat schon nachgefragt, wo er diese Ruderhörner kaufen kann. 12: Ein Muss: als Zubehör gibt es bei Lindinger Scale-Spinner für Zwei- oder Dreiblattpropeller. 13: Die Messerschmidt rollt zum Start. Das komplette Finish ist herstellerseitig bereits fertig aufgebracht und mit Klarlack versiegelt. 12

4 FMT-TEST 115 Sie schienen uns für diesen Zweck nicht dauerhaft geeignet, weshalb wir Hartholzklötzchen auf die Servodeckel geklebt haben. Die Öffnungen für die Servohebel mussten im Nachhinein noch breiter gefräst werden. Es werden kurze Servohebel benötigt und die verwendete Anlenkung mit gekröpftem Stahldraht und Kunststoff- Sicherung ist etwas breit. Die Flächenkühler und Fahrwerksschächte sind aus Kunststoff tiefgezogen und können einfach mit UHU por oder 5-Minuten- Epoxy verklebt werden. Oder man schraubt sie mit kleinen Blechschrauben fest. Schließlich weiß man ja vorher nie, wie gut die Fahrwerksaufnahmen halten. Die ersten Zweifel an der Haltbarkeit des Kunststoffes haben sich nicht bestätigt, auch nach über 30 Flügen sehen die Teile noch aus wie neu. Letzter Schritt ist das Verkleben der Flächenhälften. Hier sollte man sorgfältig arbeiten und mit dem Kleber nicht zu geizig sein, aber das versteht sich eigentlich von selbst. Das Fahrwerk Wie bereits erwähnt, macht auch das Fahrwerk einen sehr guten Eindruck. Die Mechaniken und die Beine sind aus Aluminium gefertigt. Es handelt sich um ein Zweikreisfahrwerk, das sowohl mit Druck ein- als auch ausgefahren wird. Die Fahrwerksbeine sind gefedert und werden mit sehr schicken Rädern mit Aluminiumfelge geliefert. Trotzdem gibt es ein paar Punkte, die man vor dem Einbau überprüfen sollte. In unserem Fall war die Passung zwischen Mechanik und Fahrwerksbein zu weit. Das Fahrwerksbein wird in der Mechanik geklemmt und konnte selbst bei komplett angezogener Schraube noch gedreht werden. Hier schafft eine zusätzliche Querbohrung mit Gewinde und Madenschraube die nötige Verdrehsicherung. Außerdem ist zu überlegen, die Radachsen direkt mit UHU endfest zu verkleben. Im Laufe der Flugerprobung hat sich eine Radachse gelöst und bei der Landung für eine Vollbremsung gesorgt. 13 Die Schläuche und das Befüllventil wurden im Testmodell nicht verwendet. Seit Jahren benutze ich ausschließlich Festo-Artikel und habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Zusammen mit dem hochwertigen mechanischen Ventil muss man nur darauf achten, dass man vor dem Fliegen Luft auftankt, so gehört es sich. Der Rumpf Eine kurze Eruption mit nicht veröffentlichungsfähigen Flüchen gab es beim Einbau des Hecksporns. Der Spant zur Aufnahme des Hecksporns hat sich bei der Montage gelöst und ließ sich aufgrund der kleinen Öffnung nur schwer wieder an Ort und Stelle verkleben. Die Montage der Leitwerke verlief dann wieder ohne Probleme. Die Streben am Höhenleitwerk haben wir zusätzlich zur Verschraubung noch mit Epoxydharz verklebt. Schließlich wollen wir mit dem 32-cm³-Motor ja Vollgas fliegen. Bei der Anlenkung wurde von der Anleitung minimal abgewichen und aus Gewichtsgründen die recht schweren Buchenstäbe durch Kohlerohre ausgetauscht. Erfreulicher Nebeneffekt ist, dass keinerlei Trimmblei nötig war. Die Servos für Höhen- und Seitenruder sitzen gut zugänglich im Bereich der Flügelöffnung. Dort sind auch alle anderen Komponenten wie Gasservo, Fahrwerksventil und Empfänger untergebracht. Für den O.S. Fs 200S ist reichlich Platz unter der Haube. Lediglich der Zylinderkopf ragt unten aus der Motorhaube heraus, was aber aufgrund der flachen Bauweise der Messerschmidt auch in größeren Maßstäben der Fall ist. Der 200er O.S. wird mit einem zweitaktähnlichen Schalldämpfer ausgeliefert, den man mit einem Gewinderohr an den Motor schraubt. Das Ganze funktioniert einwandfrei und der Abstand zwischen Schalldämpfer und Motor lässt sich geringfügig variieren. Dadurch kommt man an der Motorhaube mit kleinen Ausschnitten aus, und da der Schalldämpfer aus der Silhouette nicht hervorsteht, fällt er im Flug auch kaum auf. Unbedingt zu empfehlen ist der als Zubehör erhältliche Spinner. Er ist aus Aluminium und sehr hochwertig verarbeitet. Man muss sich nur vorher entscheiden, ob man Zweiblatt- oder Dreiblatt- Propeller verwenden möchte, da die Ausschnitte für die Propellerblätter bereits im Spinner ausgearbeitet sind. Ein paar Gimmicks haben wir uns einfallen lassen, so z.b. beim Schaltereinbau. Ich mag die Powerbox-Schalter wirklich, aber in der Rumpfseitenwand eines Warbirds sehen sie nicht so toll aus. Kurzerhand wurde eine Nietimitation am Rumpf aufgebaut, eine zweite Bohrung im passenden Abstand gesetzt und der Schalter von innen montiert. Nun kann man mit einem 2-mm-Inbusschlüssel durch das eine Loch den Schaltkontakt erreichen und durch die zweite Bohrung die LED erkennen. Der MPX-Stecker für die Fernglühung wurde einfach in die seitliche Luftansaugung integriert. Nichts wie raus Auch wenn das Bauen der Me-109 Spaß gemacht hat, das Modell ist zum Fliegen gemacht. Aufgebaut auf dem Fluggelände kann man erst so richtig den Anblick genießen und diese 109 ist etwas für Genießer. Durch die langen Federbeine und das schräg stehende Fahrwerk sieht das Modell von Lindinger auch aus wie eine echte Me. Der Kompromiss aus Alltagstauglichkeit und Vorbildtreue ist gelungen, denn das Modell lässt sich im Gegensatz zum Original wesentlich entspannter starten und landen. Der hohe Anstellwinkel in Verbindung mit dem kleinen Leitwerk verlangt zwar nach beherztem Einsatz des Seitenruders, von zickig ist das aber weit entfernt. Einmal in der Luft, läuft der Jäger dann, wie es sich gehört. Das charakteristische Flugbild des Originals spiegelt sich auch im Modell wider. Dabei steht ihr natürlich weiches und weiträumiges Fliegen besonders gut zu Gesicht, aber auch Kunstflugfiguren wie Rolle, Looping und Turn sehen sehr elegant aus und sind bei einem Jagdflugzeug auch vorbildgetreu. Doch am schönsten sieht sie immer noch im Tiefflug aus: Anflug mit Halbgas, in 2 m Höhe über die Bahn, Knüppel auf Vollgas, dann die klassische Warbirdfigur, der Derry-Wingover, und wieder zurück über die Bahn. Zur Landung geht es mit gesetzten Klappen. Dabei nimmt das Modell die Nase etwas runter, einen Mischer braucht man dafür aber nicht. Der Vorteil ist,

5 116 MOTORFLUG FMT Datenblatt MOTORFLUG Modellname: Me-109 Verwendungszweck: Semi-Scale Vertrieb/Hersteller: Lindinger Modellbau / Planet Hobby Modelltyp: ARF-Modell mit GFK-Rumpf/Rippenfläche Lieferumfang: Rumpf und Motorhaube in GFK; Flächenkühler, Fahrwerksschächte und Kabinenhaube als Tiefziehteile; Flügel, HLW und Seitenruder in Holzbauweise, Tank, Motorträger, starres Fahrwerk mit Rädern, Anlenkungsteile, Kleinteile, Schrauben Bau- u. Betriebsanleitung: Englisch, 17 Seiten, 95 Bilder/Zeichnungen, Einstellwerte vorhanden Aufbau: Rumpf: GFK, Spanten eingesetzt, mehrfarbig lackiert Tragfläche: einteilig, Holz, vollbeplankt, gebügelt, mehrfarbig lackiert Leitwerk: fest, Holz, vollbeplankt, gebügelt, mehrfarbig lackiert Motorhaube: Epoxy, abnehmbar, einfarbig lackiert Kabinenhaube: transparent, nicht abnehmbar, teillackiert Schalldämpfereinbau: nicht vorbereitet Preis: 299, Euro Technische Daten Spannweite: mm Länge: mm Spannweite HLW: 565 mm Flächentiefe an der Wurzel: 390 mm Flächentiefe am Randbogen: 190 mm Tragflächeninhalt: 53,36 dm² Flächenbelastung: 108,7 g/dm² Tragflächenprofil Wurzel: halbsymmetrisch Tragflächenprofil Rand: halbsymmetrisch Profil des HLW: vollsymmetrisch Gewicht Herstellerangabe: g Rohbaugewicht Testmodell ohne RC und Antrieb: 3.875g Fluggewicht Testmodell ohne Kraftstoff: g mit 450 ml Kraftstoff: 5.800g Antrieb vom Hersteller empfohlen Motor: 20 cm³ Viertakt Propeller: 15 8 Zoll Antrieb im Testmodell verwendet Motor: O.S. FS 200S Propeller: Master Airscrew Zoll; Graupner Sonic 18 8 Zoll RC-Funktionen und Komponenten Höhe: robbe/futaba S3152 Seite: robbe/futaba S3152 Querruder: 2 robbe/futaba S3152 Motordrossel: robbe/futaba FS100 Landeklappen: 2 robbe/futaba S3152 Einziehfahrwerk: robbe/futaba FS100 Fernsteueranlage: robbe/futaba T14MZ Empfänger: robbe/futaba R6108SB Empf.-Akku: mah LiFePO4 über Powerbox Digi-Switch Erforderl. zubehör: Spinner: Lindinger 33,90 Euro, Einziehfahrwerk: Lindinger 179, Euro Bezug direkt bei: Modellbau Lindinger GmbH, Industriestraße 10, A-4560 Inzersdorf/Kirchdorf, Tel.: +43 (0) , Internet: Die Position und Stellung der Fahrwerksbeine ist sehr schön dem Original nachempfunden. dass das Modell im Anflug nicht zu langsam wird. Bis zur Platzschwelle mit etwas Fahrt anfliegen und dann langsam Höhe ziehen und die Messerschmidt setzt sich sauber hin. Dank der großen Räder ist die Neigung zum Kopfstand sehr gering, das hat sie ihrem großen Vorbild wohl auch voraus. Das Fazit Seit dem Erstflug war das Modell bei schönem Wetter fast jedes Wochenende auf dem Flugplatz zu sehen. Die Einheit aus Bausatz und Fahrwerk, kombiniert mit dem O.S. FS 200S ist ein voller Erfolg und weckt das Jagdfieber im Modellpiloten. Vor allen Dingen im Verband mit anderen Warbirds dieser Größe macht das Fliegen richtig Spaß. Die hohe Qualität der Bauteile sorgt dafür, dass die Freude lange anhält. Und wenn es bei Ihnen nun nach der Lektüre genauso in den Fingern kribbelt wie uns beim Fliegen, dann hilft nur eines: Beeilen Sie sich mit der Bestellung der Messerschmidt 109, damit Sie so schnell wie möglich den Himmel erobern können. Dann packt auch Sie bald das Jagdfieber.