Innenverbräunung bei Einlegegurken Ursachensuche Versuchsergebnisse 2013

Transkript

1 Innenverbräunung bei Einlegegurken Ursachensuche Versuchsergebnisse 2013 Katrin Boockmann Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Pflanzenschutz, IPS 3d

2 Innenverbräunung bei Einlegegurken

3 Innenverbräunung bei Einlegegurken - Ursachensuche Vesuchsergebnisse 2013 LfL-Gefäßversuche Einfluss der Düngung und Kühlung Sortenunterschiede Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella Fazit und Ausblick

4 Einfluss der Düngung und Kühlung Beobachtung: Innenverbräunte Gurken scheinen verstärkt in Betrieben aufzutreten, die eine eher übermäßige Stickstoffdüngung betreiben und Stickstoff überwiegend als Ammonium düngen. Vermutung: Symptomursache ist induzierter Calcium- Mangel durch Konkurrenz der Calcium- und Ammonium-Ionen Beobachtung: Verstärktes Auftreten von innenverbräunten Früchten nach kalten Nächten im Spätsommer. Vermutung: Symptomursache ist Physiologische Schädigung durch Kälte eventuell in Kombination mit der Düngestrategie

5 Einfluss der Düngung und Kühlung Zwei Versuche in 2013 (Pflanzung am 7. März und 24. Juni) mit gleichem Versuchsaufbau: 15 l Container mit je drei Pflanzen im Rundgittergerüst Sorte Bj 2942 Vier Versuchsglieder mit je acht Wiederholungen 1. Ohne Kühlung, Düngung praxisgerecht 2. Ohne Kühlung, Düngung überhöht und ammoniumbetont 3. Mit Kühlung, Düngung praxisgerecht 4. Mit Kühlung, Düngung überhöht und ammoniumbetont

6 Einfluss der Düngung und Kühlung

7 Einfluss der Düngung und Kühlung Düngung ab Erntebeginn variiert: N-Düngung praxisgerecht: 17 kg N/ha und Woche Schwefelsaures Ammoniak und Kalksalpeter im Wechsel N-Düngung überhöht und ammoniumbetont: 30 kg N/ha und Woche Schwefelsaures Ammoniak Abkühlung ab Erntebeginn, wöchentlich 3-4 Nächte bei ca. 6 C Bonitur wöchentlich auf Innenverbräunung der Früchte Diagnose auf pilzliche Erreger bei Auftreten von Symptomen

8 Einfluss der Düngung und Kühlung

9 Einfluss der Düngung und Kühlung

10 Einfluss der Düngung und Kühlung VG 3 Ohne Befund VG 1 Pythium VG 1 Alternaria VG 2 Ohne Befund

11 Einfluss der Düngung und Kühlung Ergebnisse: Die Symptome der Innenverbräunung konnten weder durch Variation der Düngung, noch durch nächtliche Abkühlung oder eine Kombination beider Faktoren in größerem Ausmaß produziert werden. In verdächtigen Frucht- und Blattproben wurden zum Teil pilzliche Erreger diagnostiziert, zum Teil ergab sich auch kein Befund; in keinem Fall wurde Didymella nachgewiesen.

12 Sortenunterschiede Annahme: Bei einem Eindringen von pilzlichen Erregern durch die Blüte in die Frucht, könnte die unterschiedliche Sortenanfälligkeit auf einem unterschiedlichen Abblühverhalten oder auf sonstige die Blüte beeinflussende Eigenschaften beruhen.

13 Sortenunterschiede Versuchsaufbau und -durchführung : Vergleichbarer Aufbau und Termine wie bei Versuch Einfluss von Düngung und Kühlung, aber praxisgerecht gedüngt und nicht gekühlt! Zwei Versuchsglieder - anfällige (Bj 2942) und weniger anfällige (NUN 41002) Sorte mit je acht Wiederholungen Bonitur auf Abblühverhalten und Wuchsverhalten

14 Sortenunterschiede

15 Ergebnisse: Sortenunterschiede Ein Sortenunterschied bezüglich des Abblühverhaltens war nicht durchgehend feststellbar (1x Bj 2942 verzögerte Abblüte, 2x nahezu gleiche Abblüte beider Sorten). Bei der Sorte Bj 2942 zeigten die Varianten mit nächtlicher Abkühlung auf 6 C (inclusive Lichtmangel) eine verzögerte Abblüte gegenüber den Varianten der Sorte Bj 2942 ohne Abkühlung.

16 Sortenunterschiede Ergebnisse: Weniger anfälligere Sorte (NUN 41002) Wüchsiger, insbesondere bei ungünstigen Temperaturen während des Jugendwachstums Stärkere Regenerationsfähigkeit unter günstigen Witterungsbedingungen Setzt kaum Blüten unter ungünstigen Bedingungen (kühl und trüb) an und stößt vorhandene Blüten und Früchte verstärkt ab!!! Die anfälligere Sorte Bj 2942 ist unter ungünstigen klimatischen Bedingungen deutlich stärker einem möglichen durch die Blüte in die Frucht eindringenden Erreger ausgesetzt.

17 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella Versuchsaufbau und -durchführung: Vergleichbarer Aufbau wie bei Versuch Sortenunterschiede, aber nur anfällige Sorte (Bj 2942), Pflanztermin Zweimalige Inokulation mit Didymella bryoniae durch Besprühen der blühenden und fruchtenden Pflanzen mit Sporensuspension. Nach Auftreten von typischen Fruchtsymptomen dreimalige Behandlung mit verschiedenen Fungiziden in wöchentlichem Abstand. Bonitur auf Frucht-, Blatt- und Stängelsymptome

18 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella

19 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella

20 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella Labor-Plattentest /Didymella bryoniae (LfL Freising, IPS 2a): Sehr gute bis gute Wirkung Prüfmittel BASF>Prüfmittel Bayer>Score>Ortiva Schlechte Wirkung Rovral WG, Flint Aktueller Zulassungsstand in Freilandgurken: Score: 2x 0,4 l/ha, Tage Abstand, gegen EM, Pilzliche Blattfleckenerreger Ortiva: 2x 1 l/ha, 8-12 Tage Abstand, gegen EM Rovral WG: 3x 0,7 kg/ha, Tage Abstand, gegen Didymella Flint: 1x 0,5 kg/ha, gegen Didymella, EM

21 Innenverbäunte Früchte in % nach Inokulation mit Didymella bryoniae: Kontrolle 14 % 25 % 10 % 2 % Prüfmittel BASF 11 % 6 % 8 % 2 % Prüfmittel Bayer 20 % 2 % 3 % 2 % Score 14 % 3 % 7 % 1 % Pflanzung: Inokulation: Behandlung: Zulassung in Freilandgurken: Score max. 2x 0,4 l/ha gegen Echten Mehltau und pilzliche Blattfleckenerreger

22 Betroffene Blattfläche in % nach Inokulation mit Didymella bryoniae: Kontrolle 2 % 5 % 18 % 23 % 38 % Prüfmittel BASF 1 % 3 % 10 % 15 % 19 % Prüfmittel Bayer 0 % 3 % 11 % 21 % 25 % Score 0 % 2 % 6 % 11 % 16 % Zulassung in Freilandgurken: Score max. 2x 0,4 l/ha gegen Echten Mehltau und pilzliche Blattfleckenerreger Pflanzung: Inokulation: Behandlung:

23 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella Ergebnisse: Eindeutige Fruchtsymptomatik 14 Tage nach erster Inokulation mit Didymella bryoniae. Deutliche und weitestgehend gute Wirkung aller getesteten Fungizide nach der ersten Behandlung (Prüfmittel Bayer!). Nachlassen der Fruchtsymptomatik ca. vier Wochen nach Inokulation auch in Unbehandelt. Wiederbeleben der Fruchtsymptomatik auch durch Einstellung von den Erreger begünstigenden klimatischen Bedingungen nicht mehr zu erreichen.

24 Inokulations- und Bekämpfungsversuch Didymella Typische Blattsymptome treten - auch in Unbehandelt - deutlich später (ca. vier Wochen nach Inokulation) auf als Fruchtsymptome und verstärken sich zunehmend nachdem die Fruchtsymptome in allen Versuchsgliedern nur noch in Einzelfällen auftreten. Wirkung der Fungizide auf Blattsymptomatik noch sieben Wochen nach letzter Behandlung erkennbar (Score!) Kein Auftreten von Stängelsymptomen zu beobachten. Diagnosen der symptomtragenden Pflanzenteile bestätigen Didymella in allen Fällen. Ausnahme: Diagnose von Früchten mit gerade beginnender Innenverbräunung ohne Befund!

25 Fazit und Ausblick

26 Fazit und Ausblick Symptome der Innenverbräunung werden eindeutig durch Didymella bryoniae ausgelöst. Didymella bryoniae muss nicht die einzige Ursache für Innenverbräunung sein. Andere Erreger wurden ebenfalls diagnostiziert. Kulturführung, Klimafaktoren und Sorteneigenschaften spielen in den Komplex der Innenverbräunung mit herein, eventuell hauptsächlich durch Erhöhung der Prädisposition der Pflanze für einen Erregerangriff. Folgeversuche für 2014 sind geplant - mit Fokus auf Biologie und Bekämpfungsstrategien von Didymella bryoniae.

27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit