Gesunde Milchkühe Ergebnisse aus den Testherden MV Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

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1 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei 60 Gesunde Milchkühe Ergebnisse aus den Testherden MV Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei

2 IMPRESSUM Herausgeber Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern Dorfplatz 1/OT Gülzow Gülzow-Prüzen Telefon: 03843/789-0 Fax: 03843/ Redaktionskollegium Dr. P. Sanftleben, Dr. K.-U. Katroschan, Dr. H. Heilmann, G.-M. Arndt Die Verantwortung für die Beiträge liegt bei den Autoren. Redaktionelle Betreuung Dr. Anke Römer Titelfoto Olaf Tober Gestaltung/Realisierung Rostock Druck Landesamt für innere Verwaltung Mecklenburg-Vorpommern, Druckerei der Landesregierung, Schwerin ISSN Gülzow, August 2018 Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern unentgeltlich abgegeben. Sie ist nicht zum gewerblichen Vertrieb bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen/Wahlwerbern oder Wahlhelferinnen/Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie für Wahlen zum Europäischen Parlament. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen und an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift der Empfängerin/dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei sind auch über die Internetseite erhältlich.

3 INHALT RinderAllianz ProFit-Testherden Erfolgreich seit Antje Mesecke Erfolgreiches Herdenmanagement mit ProFit Daten...7 Dr. Jan Körte, Astrid Ziem Neue Zuchtwerte für Gesundheitsmerkmale: Mastitis, Klauengesundheit, Kalbeverlauf und künftig noch weitere...10 Dr. Kathrin F. Stock, Prof. Dr. Hermann H. Swalve Ökonomische Gewichtung des Mastitiszuchtwertes...18 Antje Lange, Jana Harms Zusammenhänge zwischen Nutzungsdauer und Exterieur Was sagen die Daten aus den Testherden?...24 Anke Rolfes, Prof. Dr. Hermann H. Swalve Validierung tierindividueller Exterieurmerkmale an reellen Gesundheitsdaten...32 Dr. Ariane Boldt, Dr. Anke Römer Einfluss von Gesundheit, Konstitution und Leistung auf die Fruchtbarkeit von Milchkühen...36 Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt Je Kuh und Jahr ein Kalb Ist das noch ökonomisch und aus Sicht des Tierwohls sinnvoll?...46 Jana Harms, Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt Welche Faktoren beeinflussen das Geburtsgewicht?...50 Julia Johannssen, Dr. Anke Römer Auswirkungen einer optimalen Kälberaufzucht auf die spätere Milchleistung und Nutzungsdauer...55 Julia Johannssen, Dr. Anke Römer Einfluss des Geschlechts eines Embryos bzw. Kalbes auf die Milchleistung der Mutter...59 Dr. Anke Römer, Julia Johannssen Untersuchungen zur Lebensleistung und Nutzungsdauer von Milchkühen...63 Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt, Jana Flor, Elke Blum Danksagung...70 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

4 RinderAllianz ProFit-Testherden Erfolgreich seit 2005 RinderAllianz ProFit-Testherds successful since 2005 Antje Mesecke1 Abstract: The ProFit-Testherd program was established in 2005 to concentrate the assessment of unproven sires. Therefore linear description of all 1st lactation cows is recorded. Furthermore birth weights, health data and claw trimmings are collected to develop and enhance breeding values. Breeding values for mastitis and enhanced calving values were published in In 2016 breeding values for claw health followed. Das ProFit-Testherdenprogramm wurde 2005 mit 24 Herden im Zuchtgebiet der damaligen Rinderzucht Mecklenburg-Vorpommern GmbH gestartet. Inzwischen nehmen im Zuchtgebiet der RinderAllianz GmbH 50 Herden mit über Herdbuchkühen aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt am Projekt teil. Die Betriebe haben durchschnittlich 838 Kühe, wobei Betriebe von 150 bis zu Kühen am Projekt teilnehmen. Im Jahresabschluss 2017 wurden Herdbuchkühe geprüft. Diese hatten im gewichteten Mittel eine 305-Tage-Leistung von kg Milch mit 782 kg Fett und Eiweiß (VIT, 2017). Ziel des Projektes war die Konzentration des Einsatzes von Testbullen auf wenige Herden sowie die Erfassung von neuen Merkmalen für die Zuchtwertschätzung der Bullen. In enger Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Partnern dem Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde in den Testherden begonnen, alle Jungkühe in die lineare Exterieurbeschreibung einzubeziehen sowie Gewichts- und Gesundheitsdaten und später Klauenschnittdaten aller Tiere zu erfassen und regelmäßig auszuwerten. In Tabelle 1 ist die Anzahl der bis Ende 2017 erfassten Daten in den Testherden von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt dargestellt. Tab. 1: Datenerfassung in den Testherden von MV und ST bis (VIT, 2018) Anzahl Diagnosen Eutererkrankungen Erkrankungen des Bewegungsapparates Erkrankungen des Reproduktionsapparates Stoffwechselerkrankungen Klauenschnitte Geburtsgewichte Lebendgeburten Geburtsgewichte Totgeburten Daraus resultierend wurden im August 2015 zum ersten Mal in Deutschland Zuchtwerte für Mastitis und verbesserte Kalbezuchtwerte für töchtergeprüfte Bullen aus den Daten der ProFit-Testherden veröffentlicht. Der Mastitiszuchtwert beruht auf Diagnosedaten und ist daher genauer als der Zuchtwert für somatische Zellzahl (RZS). Töchter, deren Väter einen Mastitis-Zuchtwert 110 haben, sind Töchtern mit einem Vater 90 deutlich überlegen (Tabelle 2). Sie haben zu 45 % weniger Mastitiden. Bei den verbesserten Kalbezuchtwerten werden neben den genauer erfassten Kalbeverläufen und Totgeburten auch das Geburtsgewicht der Kälber und die Trächtigkeitsdauer einbezogen. 1 RinderAllianz GmbH 4 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

5 Tab. 2: Häufigkeiten von Mastitis-Erkrankungen in Abhängigkeit des väterlichen Zuchtwertes (VIT, 2015) Zuchtwert Mastitis Anteil erkrankter Tiere < 90 57,2 % ,9 % ,5 % ,0 % Später folgten auch Zuchtwerte für Klauenerkrankungen. Da die Zuchtwerte für jede einzelne Klauenerkrankung geschätzt werden, wurde ein Klauen-Index aus den sechs ökonomisch wichtigsten Einzelzuchtwerten erstellt. Dazu gehören: Dermatitis digitalis (30 %), Panaritium (15 %), Klauengeschwüre (15 %), Klauenrehe (15 %), Weiße-Linie-Erkrankungen (15 %) und Limax (10 %) (VIT, 2016). Der Klauen-Index beruht auf Diagnose- und Klauenschnittdaten. In Abbildung 1 ist ersichtlich, dass Nachkommen von Vererbern mit deutlich positivem Klauenzuchtwert bis zu 43 % weniger Klauenerkrankungen aufweisen. Anteil Nachkommen mit Klauenerkrankungen (%) (N = 14) (N = 48) (N = 175) (N = 294) (N = 149) Klauen-Index (Anzahl Bullen) 42 >120 (N = 16) Abb. 1: Häufigkeiten von Klauenerkrankungen in Abhängigkeit vom Klauen-Index des Vaters (VIT, 2016) Außerdem wurden neue Auswertungen für das innerbetriebliche Management entwickelt, die den Testherden als Quartalsbericht zur Verfügung gestellt werden. Die Einführung der genomischen Selektion hat zu Veränderungen im Testbullenprogramm der RinderAllianz geführt. Die Anzahl der jährlich neu eingesetzten, zu testenden Jungbullen wurde reduziert (Abbildung 2) und die Erfassung von Diagnosen und Klauenschnittdaten rückte noch stärker in den Fokus. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

6 Anzahl Bullen Jahr RED HOL HOL RED HOL = Rasse Deutsche Holstein rotbunt; HOL = Rasse Deutsche Holstein schwarzbunt Abb. 2: Entwicklung der erstmals eingesetzten Bullen in Deutschland über Jahre (VIT, 2018) Das im Jahr 2016 von den deutschen Zuchtorganisationen gestartete Projekt KuhVision bietet die Möglichkeit der genomischen Untersuchung aller weiblichen Rinder in den Testherden. Die genomischen Zuchtwerte können die Betriebe für Selektionsentscheidungen in den Herden sowie für eine optimierte Anpaarungsplanung nutzen. Per Mai 2018 nehmen 36 von 50 Testherden am Projekt teil und es wurden bisher über Tiere typisiert (VIT, 2018). Durch KuhVision wurde auch die Erfassung von Gesundheitsdaten in den teilnehmenden Betrieben deutschlandweit etabliert, sodass damit auch die Möglichkeit für eine genomische Zuchtwertschätzung für Gesundheitsmerkmale geschaffen wurde. Die ProFit-Testherden bilden durch ihre langjährige Erfahrung in der Erfassung von Gesundheitsmerkmalen sowie der Teilnahme an verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen die Grundlage für das Projekt KuhVision. Literatur VIT, Jahresabschluss Milchleistungsprüfung 2017 (2017) VIT, persönliche Mitteilung (2015) VIT, persönliche Mitteilung (2016) VIT, persönliche Mitteilung (2018) 6 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

7 Erfolgreiches Herdenmanagement mit ProFit Daten Successful management in dairy herds with ProFit data Dr. Jan Körte1, Astrid Ziem1 Abstract: One of the main goals of the ProFit-Testherd program was the creation of a benchmark report for each participant farm to optimize their herd management. Due to the collection of health trait data the reports base on these information. Since 2016 in most of the ProFit-Testherds the female animals were genotyped and genomic breeding values were predicted. With these the herdsman were offered a lot of new tools for their daily herd management. Early selection decisions and more reliable breeding strategies became possible. Einleitung Ein von Anfang an feststehendes Ziel des ProFit Projektes war es, die erhobenen Daten für das betriebliche Herdenmanagement zur Verfügung zu stellen und nutzbar zu machen. Dabei werden die Informationen für jeden Betrieb aufgearbeitet und in regelmäßigen Abständen zur Verfügung gestellt. Dazu zählte die Ableitung von eigenen betrieblichen Aussagen, aber auch der vertikale und horizontale Betriebsvergleich. Dieser ist mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Projektes geworden. Datenanalysen für das betriebliche Management und Benchmarking In den ProFit-Testherden der RinderAllianz werden standardisierte Gesundheitsdaten erhoben und ausgewertet. Alle Behandlungen (Erst- und Folgebehandlungen) werden in den Betrieben nach einem einheitlichen Diagnoseschlüssel mit Datum und Tiernummer ins Herdenmanagementprogramm eingetragen. Zusätzlich werden das Geburtsgewicht, das Gewicht zur 1. Besamung, der Kalbeverlauf sowie alle Klauenpflegedaten tierindividuell elektronisch dokumentiert. Insgesamt umfasst der Datenpool verschiedene Kühe mit Laktationen und Diagnose- und Befunddaten (Testherden der RinderAllianz in MV). Diese Daten werden fortlaufend mit den Einzeltierergebnissen aus der Milchkontrolle, mit Fruchtbarkeits- und Lebensdaten wie Geburt, Erstkalbealter, Kalbungen, Lebensleistung, Nutzungsdauer und Abgangsursachen kombiniert. Die betrieblich erhobenen Daten bieten daher eine ausgezeichnete Grundlage für die Eigenkontrolle sowie ein Benchmarking und sind in diesem Umfang und in dieser Datenqualität ein besonderer Fundus für die angewandte Forschung. Um die Datenqualität zu sichern, werden die eingegebenen Diagnosen regelmäßig kontrolliert und neuen Diagnosen ggf. der korrekte einheitliche Diagnoseschlüssel zugeordnet. Auch die dokumentierten Gewichte sowie der Kalbeverlauf unterliegen einer regelmäßigen Kontrolle und Plausibilitätsprüfungen. Jährlich finden Betriebsbesuche statt, bei denen mögliche aktuelle Abweichungen in den Daten und deren Ursachen hinterfragt werden. Im Gegenzug werden auch Managementänderungen ausgewertet und Verbesserungsvorschläge diskutiert. Die Betriebe erhalten 4mal jährlich einen Quartalsbericht auf Grundlage der übermittelten Daten. Hier kann auf Grund der erhobenen Daten ein Gesundheitsmonitoring und Benchmarking erfolgen. Die Daten werden im zeitlichen Ablauf, aber auch mit den anderen Testherden verglichen. Zu den Berichten gibt es einen Beratungstermin der RinderAllianz in den Betrieben. Es werden die Gesundheitsdaten ausgewertet und sowohl mit den anderen Testherden als auch mit allgemeingültigen Kennzahlen verglichen. Auffälligkeiten werden mit den Einzeltierdaten aus dem betrieblichen Herdenmanagementprogramm abgeglichen und besprochen. Auf Grund der Zahlen und im Gespräch mit den Betrieben zur Ursache von Auffälligkeiten wird der Termin zur Beratung ge- 1 RinderAllianz GmbH Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

8 nutzt, wie einerseits im Betrieb Veränderungen zu einer verbesserten Gesundheit führen können, aber auch wie die Dateneingabe optimiert werden soll. Neben den Daten zur Kuhgesundheit gibt es jetzt auch eine erweiterte Auswertung zu Jungrinderdaten. Auswertungswünsche der Betriebe wurden und werden bei der Gestaltung der Berichte berücksichtigt. Zahlreiche Grafiken und Diagramme mit wiederkehrender Farbkennzeichnung verschiedener Erkrankungs- und Altersgruppen erleichtern das Lesen der Berichte. In den Testherden werden von den Betrieben detaillierte Angaben gefordert, die aber wiederum auch zu genaueren Auswertungen genutzt werden können. Am Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt MV wurden und werden umfangreiche biostatistische Analysen mit diesem Datenfundus durchgeführt. Dabei stehen Beziehungen zwischen Gesundheit, Leistung, Fruchtbarkeit und Nutzungsdauer der Kühe im Fokus. Aber auch Untersuchungen zum Einfluss der Aufzuchtqualität der Kälber auf deren spätere Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis hin zur Langlebigkeit wurden durchgeführt. Solche praxisrelevanten Ergebnisse aus konkreten Felddaten werden von Landwirten mit einer hohen Erwartung angenommen und ihr eigenes Management auf den Prüfstand gestellt. Insbesondere der Vergleich mit anderen Testherden in Bezug auf die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der Kühe animiert, das eigene Management zu hinterfragen und Optimierungspotenziale aufzudecken. Genomische Zuchtwerte im Herdenmanagement Zusätzlich zu den erfassten Gesundheits- und Wiegedaten werden in einer Vielzahl von ProFit-Betrieben seit 2016 genomische Zuchtwerte für die weiblichen Tiere geschätzt. Dieses bietet für das betriebliche Herdenmanagement neue Möglichkeiten, da die Untersuchung Zusatzinformationen für alle züchterisch und ökonomisch relevanten Merkmale bietet. Zudem erhält man diese umfangreichen Daten schon recht früh, damit lassen sich Vorhersagen über die zukünftige Leistung eines Tieres treffen. In Auswertungen von SWALVE (2017) wurden die Zuchtwerte der Tiere mit ihren realisierten Leistungen verglichen. In Tabelle 1 wurden die Tiere basierend auf ihren Zuchtwerten für Milchmenge in unterschiedliche Klassen eingeteilt und mit deren erbrachten, mittleren phänotypischen Leistungen in den jeweiligen Klassen gegenübergestellt. Es zeigt sich, dass Tiere, die zu den schlechtesten Tieren nach Zuchtwert Milchmenge gehören, im Schnitt eine Leistung am 2. Testtag von 28,69 kg erbrachten. Hingegen erbrachten die Tiere, die zu den besten Tieren nach Zuchtwert Milchmenge gehören, im Schnitt 8,27 kg mehr Milch. Das verdeutlicht den hohen Zusammenhang von Zuchtwert und realisierter phänotypischer Leistung, der eine frühzeitige Rangierung und Selektion zulässt. Tab. 1: Mittelwerte für die Milchmengenleistung am zweiten und dritten Kontrolltag nach Klassen für gzw im Relativzuchtwert Milch (grzm) der Kühe (SWALVE, 2017) Zuchtwertklasse nach grzm Mkg 1. TT Mkg 2. TT Mkg 3. TT N Mittel St.Abw. N Mittel St.Abw. N Mittel St.Abw ,02 5, ,69 5, ,17 5, ,34 6, ,33 5, ,09 5, ,32 6, ,47 5, ,17 5, ,37 6, ,78 5, ,48 5, ,45 6, ,93 5, ,68 5, ,42 6, ,02 5, ,95 5, ,15 6, ,96 5, ,05 5,40 Damit ergeben sich neue, bisher noch nicht realisierbare Möglichkeiten für die innerbetriebliche Selektion und Anpaarungsstrategie. Die Untersuchungen zeigten sehr deutlich, dass dieser Zusammenhang nicht nur bei den Leistungsmerkmalen zu sehen ist. Auch bei den niedrig heritablen funktionalen Merkmalen ist dieser Zusammenhang zu erkennen. In Tabelle 2 ist der Vergleich zwischen dem genomischen Zuchtwert für Töchterfruchtbarkeit und der realisierten Non-Return-Rate 56 Tage (NR56-Rate) bei der Besamung zum 1. und 2. Kalb dargestellt. 8 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

9 Tab. 2: Mittelwert für die Non-Return-Rate 56 Tage (0 = erneute Besamung, 1 = keine erneute Besamung) für Jungrinder und Jungkühe nach Zuchtwertklassen RZR (SWALVE, 2017) Zuchtwertklasse nach grzr Besamung zum 1. Kalb NR56 Besamung zum 2. Kalb N Mittel St.Abw. N Mittel St.Abw ,62 0, ,41 0, ,66 0, ,47 0, ,71 0, ,51 0, ,72 0, ,56 0, ,76 0, ,62 0, ,75 0, ,69 0, ,86 0, ,69 0,47 NR56 Da diese Werte bisher nur für die männliche Seite zur Verfügung standen, bietet sich jetzt erstmalig überhaupt die Möglichkeit der direkten Selektion auf die funktionalen und Gesundheitsmerkmale auf der weiblichen Seite. Anpaarungen können jetzt auch in diesen Merkmalen, die man zuvor nicht gesehen hat, vorgenommen und Schwächen ausgeglichen und systematisch verbessert werden. Damit können die betrieblichen Zuchtstrategien besser als je zuvor auf die ökonomisch relevanten Merkmale ausgerichtet werden. Aufgrund der gezeigten Übereinstimmungen können die genomischen Zuchtwerte der weiblichen Tiere für eine frühzeitige Selektion genutzt werden, was zu geringeren Aufzuchtkosten führen kann, gerade bei knapperen Aufzuchtkapazitäten. Für die eigene Remontierung bietet sich nun die Chance, sich auf die besten Tiere zu konzentrieren und diese gezielt mit z. B. gesextem Sperma anzupaaren. Neben den genomischen Zuchtwerten werden mit jeder Typisierung auch Informationen zu genetischen Besonderheiten und Erbfehlern verfügbar. Diese sind wünschenswerte Eigenschaften wie der Hornstatus, Rotfaktor oder Beta Kasein. Mit diesen Informationen können durch gezielte Anpaarungen die Eigenschaften in der Herde angereichert werden. Im Umkehrschluss lassen sich unerwünschte Eigenschaften und Erbfehler, wie Fruchtbarkeitsdefekte (HH1 HH5) und Aufzuchtverluste (CDH) bei den Anpaarungen ausschließen und die Anreicherung dieser Gendefekte kann in der Herde vermindert werden. Über die Typisierung erfolgt auch eine automatische Abstammungskontrolle. In der Vergangenheit wurde dies meist nur stichprobenartig durchgeführt und fehlerhafte Abstammungen konnten nicht mehr nachvollzogen werden, d. h. die Mutter oder der Vater konnten nicht eindeutig identifiziert werden. Nun ist es aber möglich, über das genetische Muster bereits typisierte Elterntiere zu finden und dem Nachkommen zweifelsfrei zuzuordnen. Mithilfe dieser Typisierung kann die Zucht ein noch stärkerer und wichtiger Baustein im innerbetrieblichen Herdenmanagement darstellen. Zudem werden zukünftig u. a. mithilfe der Testherdendaten neue Gesundheitszuchtwerte, wie z. B. Mastitisresistenz, Klauengesundheit und Stoffwechselstabilität, entwickelt. Die Vorteile der neuen Zuchtmerkmale liegen auf der Hand: Zucht auf reelle Gesundheit anstatt auf Hilfsparameter, somit ist auch ein schnellerer Zuchtfortschritt zu erwarten und unerwünschte Korrelationen der Sekundärmerkmale werden ausgeschlossen. So konnte z. B. nachgewiesen werden, dass Kühe mit einem guten Zuchtwert für den Milchtyp häufiger an Stoffwechselstörungen leiden (BOLDT et al., 2016) und eine geringere Nutzungsdauer haben (ROLFES und SWALVE, 2016). Literatur BOLDT, A.; KÖRTE, J. und RÖMER, A. (2016): Einfluss von Exterieurmerkmalen auf die Funktionalität von Milchkühen. Vortragstagung der DGfZ, 20./21. September 2016, Hannover, D17 ROLFES, A. und SWALVE, H. H. (2016): Nutzungsdauer und Exterieur-Ergebnisse aus den ProFit-Testherden. In: Testherdentag der RinderAllianz, 14./15. Januar 2016, Pasewalk SWALVE, H. H. (2017): Wie aussagefähig sind die genomischen Kuhzuchtwerte? Milchrind 2/2017, Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

10 Neue Zuchtwerte für Gesundheitsmerkmale: Mastitis, Klauengesundheit, Kalbeverlauf und künftig noch weitere New breeding values for health traits: mastitis, claw health, calving ease and more in the future Dr. Kathrin F. Stock1, Prof. Dr. Hermann H. Swalve2 Abstract: Systematic and standardized recording of health data is required for implementing routines which allow controlling and targeted improvement. In the contract herds of the breeding organizations RinderAllianz GmbH and Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, extended documentation including new parameters and traits referring to functionality and health has started early. This provided the basis of successful research and development which allowed introduction of new genetic evaluations for calving ease and mastitis resistance in 2015 and for claw health in These additional breeding values are of high value for the farmers as they support mating planning and selection with information on traits that have over the years substantially increased in importance. The potential of the new tools with regard to improving health is reflected by update results of analyses of breeding values estimated for bulls on a basis of in total more than half a million of lactation records (April 2018). Recent work has focused on the extension and further improvement of the genetic evaluation for health traits and has been accompanied by research and development on respective genomic applications. Results are promising and indicate that first genomic breeding values for a range of health traits in German Holsteins will become available soon. Hintergrund Betriebliche Aufzeichnungen zur Tiergesundheit als wertvolle Informationsquelle Aufzeichnungen zur Tiergesundheit ermöglichen dem Milchviehhalter, den Gesundheitsstatus seiner Herde und jedes Einzeltieres im Blick zu behalten und bei Auffälligkeiten frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Damit diese möglichst erfolgreich sind und das Ziel einer leistungsstarken Milchviehherde mit geringen Erkrankungsraten optimal unterstützen, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein. Erfassungsstandards und praxistaugliche Hilfsmittel wie mobile elektronische Erfassungssysteme und benutzerfreundliche Herdenmanagementsysteme, die deren Nutzung erleichtern, haben in den vergangenen Jahren zunehmend günstigere Rahmenbedingungen geschaffen. Doch nur, wenn die Aufzeichnungen systematisch, möglichst vollständig und korrekt geführt werden, lässt sich das Potenzial, das routinemäßig erhobene Gesundheitsdaten bieten, auch maximal nutzen. Die Testherden von RinderAllianz GmbH (RA) und Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH (RBB) zählten deutschlandweit zu den ersten Praxisbetrieben, in und mit denen hierzu umfassend Erfahrungen gesammelt und bedarfsgerechte Konzepte zur Verbesserung des betrieblichen Tiergesundheitsmanagements entwickelt werden konnten. Erweiterte Datenerfassung als Wegbereiter für neue Praxisanwendungen Lange bevor Tiergesundheit und Tierwohl in den Fokus von Politik und Gesellschaft rückten, wie es heute der Fall ist, starteten 2005 bzw die von den Zuchtorganisationen getragenen Programme. Diese waren und sind unter anderem darauf ausgerichtet, auf Basis erweiterter und optimierter betrieblicher Aufzeichnungen neue Erkenntnisse zu gewinnen sowie Ansätze zu prüfen und zur Anwendung zu bringen, die die Praxis umfassend und nachhaltig stärken. Als Schlüssel zum Erfolg erwies sich hierbei die enge Zusammenarbeit der Zuchtorganisationen mit den Wissenschaftlern der Landesforschungsanstalt und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), sowie dem Rechenzentrum Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v. (vit), da 1 Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v. (vit), Verden (Aller) 2 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), Halle/Saale 10 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

11 der stete Austausch half, die Abläufe und Verfahren auf allen Ebenen zu optimieren: die Datenerfassung in den Betrieben, die Datenverknüpfung und -analyse (Schwerpunkte: Haltung/Management, Zucht), die Aufbereitung und Interpretation der Auswertungsergebnisse sowie die darauf basierende Beratung mit der Definition von Maßnahmen, der Ableitung von Handlungsempfehlungen und schließlich die Begleitung von Umsetzungsplänen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Betonung des hohen Stellenwertes qualitativ hochwertiger Merkmalsinformationen (Phänotypdaten) und der Blick auf das große Ganze in Zeiten der genomischen Selektion nichts an Aktualität verloren hat. Vielmehr wird gerade im Kontext der modernen, genomisch unterstützten Verfahren die Bedeutung eines stimmigen Gesamtkonzeptes betont, dass die erforderliche solide Informationsbasis auch langfristig sichert. In der Zusammenarbeit mit den Testherden wurde die Praxis frühzeitig in diesem Sinne aktiv, und das Engagement und der getätigte Aufwand zahlten sich aus: So ist es gelungen, aus den Testherdenprogrammen von RA und RBB heraus drei eigenständige Zuchtwertschätzungen zu entwickeln, in die ausschließlich in den Testherden erhobene Merkmalsinformationen eingehen und die für den Milchviehhalter und die Zucht einen Mehrwert generieren. Durchgeführt werden sie, wie auch die offizielle Routinezuchtwertschätzung für Milchrinder, im Rechenzentrum vit, und dies regelmäßig, dreimal jährlich zu den regulären Zuchtwertschätzterminen im April, August und Dezember. Einführung der neuen Zuchtwertschätzungen Die erste Ergebnisveröffentlichung aus den Testherden-Zuchtwertschätzungen für Kalbemerkmale (KALBUNG plus ) und Mastitis-Resistenz (MASTITIS plus ) erfolgte zur Zuchtwertschätzung im August Um ein deutliches Zeichen für diesen Fortschritt und gemeinsam erzielten Erfolg zu setzen, beschlossen die Zuchtorganisationen, auch ihre Testherdenprogramme fortan mit dem Namenszusatz plus zu versehen (RA, 2015; RBB, 2015). Die Einführung der Testherden-Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit (KLAUEN plus ) erfolgte dann ein Jahr später, zur Zuchtwertschätzung im August Und nach einer Phase intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf nationaler Ebene zeichnet sich nun ein weiterer Ausbau der züchterischen Anwendungen zu Gesundheitsmerkmalen in naher Zukunft ab. Im Folgenden soll es zunächst um den aktuellen Stand der Testherden-Zuchtwertschätzungen gehen, bevor abschließend im Sinne eines Ausblickes die Perspektiven der Weiterentwicklung umrissen werden. Aktueller Stand der Testherden-Zuchtwertschätzungen Zusätzliche Informationen zur Kalbung Die Testherden-Zuchtwertschätzung für Kalbemerkmale berücksichtigt neben den Standardparametern Kalbeverlauf und Totgeburt (abgeleitet aus der Angabe zum Verbleib des Kalbes) auch das Geburtsgewicht des Kalbes als Schätzmerkmal. Hierfür werden in den meisten Testherden seit Jahren konsequent alle lebend und tot geborenen Kälber gewogen. Differenzierte wissenschaftliche Untersuchungen hatten ergeben, dass die Einbeziehung der Kälbergewichte in genetisch-statistische Analysen die Einschätzung der Vererbungsleistung von Bullen in Bezug auf die Kalbung unterstützt (WAURICH, 2013). Dies motivierte die Implementierung einer ergänzenden, ausschließlich auf Basis des Testherden-Datenmaterials durchgeführten konventionellen Zuchtwertschätzung zum Merkmalskomplex Kalbung als Routineverfahren: KALBUNG plus. Die neue Zuchtwertschätzung KALBUNG plus liefert demgemäß seit August 2015 zu jedem offiziellen Schätztermin zusätzliche Hinweise, die die Ergebnisse der Routine-Zuchtwertschätzung für Milchrinder, d. h. die offiziellen Zuchtwerte für Kalbeverlauf und Totgeburt sowie den Index RZK, ergänzen und so die Vermeidung von Kalbeproblemen unterstützen können. Gilt bei der Bullenauswahl das besondere Augenmerk der maternalen Komponente, also der Leicht- bzw. Schwerkalbigkeit der Töchter, zahlt sich langfristig für die Betriebe aus: Unproblematische Kalbungen bedeuten einen guten Start in die Laktation und damit die bestmögliche Ausgangssituation dafür, dass der gesamte Laktationsverlauf hinsichtlich Leistung und Gesundheit vorteilhaft verlaufen kann. Über die Genetik seiner Nachzucht und damit seines künftigen Kuh-Bestandes kann der Milchviehhalter Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

12 hier also wichtige Weichenstellungen vornehmen. Das einfache Kennzeichnungssystem in KALBUNG plus fördert die diesbezüglich erforderliche umsichtige Anpaarungsplanung. Züchterische Ansätze zur Verbesserung der Tiergesundheit Züchterisch bedeutete insbesondere die Einführung der neuen Zuchtwertschätzungen für direkte Gesundheitsmerkmale aus den Bereichen Euter- und Klauengesundheit einen großen Schritt vorwärts. Während aus Forschungs- und Entwicklungsprojekten vorliegende Zuchtwerte für neue Merkmale im Allgemeinen nur projektintern Verwendung finden (können), ermöglichte die feste Einbindung der Erfassung und Nutzung von Gesundheitsdaten in die Testherdenprogramme von RA und RBB ein offensives Vorgehen der Zuchtorganisationen: Ausgewiesen in den Bullen-Katalogen, ermöglichen die neuen Zuchtwerte MASTITIS plus und KLAUEN plus nun schon seit mehreren Jahren, Tiergesundheitsaspekte gezielt bei Selektionsentscheidungen zu berücksichtigen. Sie können in diesem Sinne durchaus als zukunftsweisend gelten, sodass es sich lohnt, auf einige Einzelheiten näher einzugehen. Testherden-Zuchtwertschätzung für Mastitis-Resistenz Bei der Testherden-Zuchtwertschätzung für Mastitis-Resistenz steht mit der Eutergesundheit ein Merkmalskomplex im Mittelpunkt, der über das Hilfsmerkmal somatische Zellzahl in der Routine-Zuchtwertschätzung bereits indirekt Berücksichtigung findet. Die direkte Berücksichtigung des Zielmerkmales verspricht verbesserte Möglichkeiten für eine gezielte züchterische Bearbeitung. Eine Euterentzündung (Mastitis) tritt bei der Milchkuh verhältnismäßig häufig auf, was angesichts der Leistung, die dieses Organ während der Laktation erbringt, auch nicht verwundert. Diverse Faktoren beeinflussen im Zusammenwirken mit verschiedenen Erregern das Mastitis-Geschehen im einzelnen Milchviehbetrieb sowie das Auftreten und den Verlauf bei der einzelnen Kuh. Genetische Unterschiede in der Mastitis-Anfälligkeit sind seit langem bekannt und legen nahe, diese für züchterische Maßnahmen, die die Häufigkeit des Auftretens von Euterentzündungen zu senken helfen, zu nutzen (HERINGSTAD et al., 2000). In der Routine-Zuchtwertschätzung für Milchrinder erfolgt dies über das Hilfsmerkmal somatische Zellzahl, denn diese erhöht sich im entzündeten Euter durch den vermehrten Übertritt von Entzündungszellen in die Milch. Auch wenn umgekehrt nicht jede Erhöhung der Milchzellzahl mit klinischen Erscheinungen wie Wärme, Schwellung, Schmerz und veränderter Sekretion einhergehen muss, ermöglicht dieser Parameter, die Eutergesundheit in nationalen und internationalen Zuchtwertschätzungen zu berücksichtigen: Die flächendeckende Messung der Zahl somatischer Zellen in der Milch bei der Milchkontrolle ist seit langem etabliert, und mit einer Heritabilität von gut 15 % in Bezug auf die Gesamtlaktation (RUPP und BOICHARD, 2003; VIT, 2018) bieten sich gute Möglichkeiten für einen nennenswerten Zuchtfortschritt. Durch den Einsatz genomischer Verfahren ließ sich dieser in den letzten Jahren noch steigern. Dabei bleibt zu berücksichtigen, dass zwar eine deutliche, aber keineswegs 100 %-ige Beziehung zum eigentlichen Zielmerkmal Mastitis besteht: Geschätzte genetische Korrelationen bzw. Zuchtwert-Korrelationen lagen in verschiedenen Studien in der Größenordnung von 60 bis 70 % (HERINGSTAD et al., 2000). Und auch Untersuchungen der Arbeitsgruppe Tierzucht der MLU konnten zeigen, dass sich durchaus Bullen finden lassen, in deren Nachkommenschaften zwar relativ hohe Zellzahlen, aber kaum Erkrankungen des Euters anzutreffen sind. Züchterisch sollte sich dem Auftreten klinischer Erscheinungen, also der Erkrankung an einer Euterentzündung, demgemäß effizienter entgegenwirken lassen, wenn Informationen hierzu direkt in die Zuchtwertschätzung einfließen. Nur aus Milchviehbetrieben mit systematischer Gesundheitsdatenerfassung, die diese Daten auch für überbetriebliche Analysen bereitstellen, liegen jedoch Informationen zu Mastitis-Erkrankungen von Kühen vor. Für die Testherden ist dies fast ausnahmslos und über einen längeren Zeitraum gesichert, was genetisch-statistische Untersuchungen und Entwicklungsarbeiten zu Auswertungsroutinen ermöglichte. So waren es zuletzt insgesamt 110 Betriebe, die aus dem Zeitraum von 2007 bis 2018 Mastitisdiagnosen zur Testherden-Zuchtwertschätzung für Mastitis-Resistenz beisteuerten. Die Schätzgrundlage umfasste damit zum April 2018 knapp Laktationen von rund Kühen. 12 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

13 Zuchtwerte werden für die Merkmale Frühe Mastitis (FM; Mastitis-Erstdiagnose bis Laktationstag 50) und Späte Mastitis (SM; Mastitis-Erstdiagnose nach Laktationstag 50) geschätzt. Die Schätzung genetischer Parameter hatte für diese beiden Merkmale Heritabilitäten von 5 % bzw. 10 % und eine positive additiv-genetische Korrelation untereinander von 83 % ergeben. Damit kann das Merkmal FM, zu dem früh Informationen vorliegen, zur Stärkung des Zuchtwertschätzsystems als Ganzes beitragen und gleichzeitig seinen Informationswert praxisgerecht optimieren. So setzt sich der ausgewiesene Mastitis-Index zu 60 % aus FM und zu 40 % aus SM zusammen, was den schwerer wiegenden Folgen einer früh in der Laktation auftretenden Euterentzündung Rechnung trägt. Das Potenzial, das diese hinsichtlich Qualität wie Quantität wertvolle Datenbasis für die Zucht bedeutet, veranschaulichen die Ergebnisse der Analysen von Bullenzuchtwerten und phänotypischen Nachkommenleistungen. In Tabelle 1 sind die mittleren Anteile betroffener Töchter-Laktationen nach Bullen-Zuchtwertklassen angegeben. Als betroffen gelten hierbei Laktationen mit mindestens einer Mastitis-Diagnose bis Tag 50 (FM) bzw. nach Tag 50 (SM). Für die Einteilung der Bullen (Väter von Kühen mit Informationen zur Eutergesundheit aus dem Testherden-Datenmaterial) wurden jeweils die im April 2018 veröffentlichten Zuchtwerte zugrunde gelegt. Wiedergegeben sind die Ergebnisse für die Bullen, die in diesem Schätzlauf eine Sicherheit des Mastitis-Index von mindestens 50 % erreicht hatten. Tab. 1: Phänotypische Mittelwerte für Frühe Mastitis (FM) und Späte Mastitis (SM) bei den Töchtern von 709 Holstein-Besamungsbullen nach Relativzuchtwert-Klassen des Mastitis-Index aus der Testherden-Zuchtwertschätzung für Mastitis-Resistenz und des offiziellen Zuchtwertes für somatische Zellzahl, RZS, aus der Routine-Zuchtwertschätzung für Milchrinder, jeweils unter Bezugnahme auf den Zuchtwertschätzlauf April Relativzuchtwert-Klasse Mastitis-Index (TH-ZWS Mastitis 1804) RZS (Routine-ZWS 1804) N % Lakt. mit FM % Lakt. mit SM N % Lakt. mit FM % Lakt. mit SM < ,3 53, ,9 35, ,6 40, ,1 33, ,1 39, ,4 30, ,4 31, ,2 29, ,3 27, ,2 25, ,1 22, ,5 24, ,0 20,5 55 9,9 20,2 N = Anzahl Bullen; % Lakt. = Anteil betroffener Laktationen (Laktationsinzidenz) in Prozent Sehr deutlich wird bei dieser Gegenüberstellung der Bullen-Klassifikation nach Mastitis-Zuchtwerten und RZS, wie viel besser sich zwischen den Bullen im Hinblick auf die Mastitis-Anfälligkeit bzw. Resistenz der Töchter differenzieren lässt, wenn Gesundheitsdaten in die Zuchtwertschätzung eingehen. Dass nach Mastitis-Index deutlich mehr Bullen mit mittleren Zuchtwerten aus der Schätzung hervorgehen als nach RZS ist mit der deutlich unterschiedlichen Schätzgrundlage in Verbindung zu bringen. So lagen bei dieser Gruppe von Bullen die mittleren Zuchtwert-Sicherheiten bei 67 % für den Mastitis-Index und bei 95 % für RZS, was bei der Ergebnisinterpretation entsprechend zu berücksichtigen ist. Die am Datenmaterial aus den Testherden für die Mastitis-Merkmale geschätzten Heritabilitäten ordnen sich im oberen Bereich der Literaturwerte ein, die man für das Merkmal Mastitis bei Deutschen Holstein findet (HERINGSTAD et al., 2000; RUPP und BOICHARD, 2003; KOECK et al., 2012; NEUENSCHWANDER et al., 2012). Dennoch sind sie deutlich niedriger als die Heritabilitäten für somatische Zellzahl, die in der aktuellen Zuchtwertschätzung für Milchrinder je nach Parität mit 16 % bzw. 17 % angesetzt sind (VIT, 2018). Der direkte Bezug auf das Zielmerkmal Euterentzündung, also erkennbare Erkrankungsanzeichen am Euter, wiegt diesen vermeintlichen Nachteil für züchterische Anwendungen jedoch wieder auf: Die Mastitis-Zuchtwerte ermöglichen eine gezieltere Selektion auf niedrige Erkrankungsraten. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

14 Testherden-Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit Die Testherden-Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit zeigt züchterische Verbesserungsansätze in einem Bereich auf, der in der Milchrinderhaltung und -zucht weltweit gerade in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus gerückt ist (STOCK et al., 2015). Schmerzhafte Veränderungen am Bewegungsapparat von Milchkühen führen zu Lahmheiten, die in den Herden mit sehr unterschiedlicher Frequenz und in unterschiedlicher Schwere auftreten. Hohe Anteile lahmer Kühe lassen auf Mängel in Haltung und Management schließen, die sich negativ auf Tiergesundheit und Tierwohl sowie Leistung auswirken und damit für den Betrieb auch wirtschaftlich schwerwiegende Folgen haben (CHA et al., 2010; CHARFEDDINE und PEREZ-CABAL, 2017). Ein Großteil der Lahmheiten beim Milchrind lässt sich auf Veränderungen im Bereich der Klauen zurückführen. Ein optimiertes Klauengesundheitsmanagement kann somit einen wesentlichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Milchproduktion leisten und als Investition in die betriebliche Zukunft gesehen werden. Regelmäßige, fachgerechte Klauenpflege und angemessene Klauenhygiene spielen hier eine wichtige Rolle, doch beeinflussen vielfältige Faktoren auf Herden- und Einzeltierebene den Status und die Entwicklung der Klauengesundheit. Dass neben Fütterung, Aspekten der Aufstallung und Gruppenzusammensetzung (Stress) usw. auch genetische Faktoren eine nicht unbeträchtliche Rolle spielen, ließ sich in vielen Untersuchungen nachweisen (KÖNIG und SWALVE, 2006; HERINGSTAD et al., 2018). Als besonders vorteilhaft erwies sich dabei, wenn für die Auswertungen neben Informationen zu Erkrankungsfällen (lahme Kühe) auch die Aufzeichnungen aus der routinemäßigen Klauenpflege zur Verfügung standen. Denn dies gewährleistet, dass Befunde und Diagnosen an den Klauen auch zu solchen Tieren eingehen, die (noch) nicht mit klinischen Erscheinungen aufgefallen sind. Und auch Tiere, deren Klauen beim Pflegetermin keine Veränderungen aufwiesen, sind als solche identifizierbar und stärken die Auswertungsgrundlage. Die höhere Informationsdichte und bessere Vergleichbarkeit wirkt sich letztlich positiv auf die Möglichkeiten aus, nicht-genetische und genetische Einflüsse voneinander abzugrenzen und Einzeltiere anhand ihrer Genetik zu charakterisieren. Im Gesundheitsdatenmaterial aus den Testherden ist diese wünschenswerte Konstellation gegeben: Die teils seit über 10 Jahren sorgfältig geführten betrieblichen Aufzeichnungen zur Tiergesundheit, die auch Klauendiagnosen einbeziehen, werden in einer Vielzahl von Betrieben durch die Aufzeichnungen der Klauenpfleger ergänzt. Verbesserte technische Möglichkeiten des Datenaustausches erleichtern es seit einigen Jahren, diese Informationen in die Auswertungsroutinen mit einzubeziehen. Zum Zuchtwertschätztermin April 2018 konnte damit auf einen Gesamtbestand von über Laktationen mit Informationen zur Klauengesundheit von gut Kühen zurückgegriffen werden. In diesem Datenmaterial aus über 100 Betrieben wurden die folgenden sechs Zuchtwertschätzmerkmale definiert: Limax (auch Zwischenklauenwulst genannt), Klauenrehe, Weiße-Linie-Erkrankung (Defekte und Abszesse im Bereich der weißen Linie), Klauengeschwüre (verschiedene Formen), Panaritium/Phlegmone und Dermatitis digitalis (Mortellaro'sche Krankheit). Für diese häufigen und wichtigen Veränderungen waren am Testdatenmaterial Heritabilitäten von überwiegend um die 10 % geschätzt worden, mit einer Spannbreite von 3 % für Klauenrehe bis 13 % für Limax. Um die Berücksichtigung der Klauengesundheit bei Selektionsentscheidungen zu erleichtern und dabei gleichzeitig dem unterschiedlichen Stellenwert der Erkrankungen Rechnung zu tragen, wird als Ergebnis der Testherden-Zuchtwertschätzung zusätzlich ein Klauen-Index ausgewiesen, der sich aus den Zuchtwerten der Einzelmerkmale zusammensetzt. In der Gewichtung rangiert Dermatitis digitalis mit 30 % am höchsten, Limax mit 10 % am niedrigsten; die übrigen Merkmale (Klauenrehe, Weiße-Linie-Erkrankung, Klauengeschwüre, Panaritium/Phlegmone) gehen mit je 15 % ein. In der Routine-Zuchtwertschätzung für Milchrinder sind bislang keine Merkmale, die konkret auf den Aspekt Klauengesundheit Bezug nehmen. Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass die Linearmerkmale des Exterieurs nur bedingt als Grundlage für züchterische Maßnahmen zur Verbesserung der Klauengesundheit herangezogen werden können (HERINGSTAD et al., 2018). Das entspricht den Ergebnissen eigener Untersuchungen, die 14 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

15 dies auch am Testherden-Datenmaterial zeigten: Gewisse Zuchtfortschritte in Bezug auf die einzelnen Klauengesundheitsmerkmale ermöglicht das Exterieurmerkmal Bewegung, doch bieten die neuen Testherden-Zuchtwerte für Klauengesundheit und der Klauen-Index deutlich mehr Möglichkeiten. Diese sind in Tabelle 2 illustriert, die Ergebnisse aktueller Analysen von Bullenzuchtwerten und phänotypischen Nachkommenleistungen hinsichtlich der Klauengesundheit enthält. Tab. 2: Phänotypische Mittelwerte für Limax (LI), Klauenrehe (RE), Weiße-Linie-Erkrankung (WL), Klauengeschwüre (KG), Panaritium/Phlegmone (PH) und Dermatitis digitalis (DD) bei den Töchtern von 904 Holstein-Besamungsbullen nach Relativzuchtwert-Klassen des Klauen-Index aus der Testherden-Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit unter Bezugnahme auf den Zuchtwertschätzlauf April Relativzuchtwert-Klasse N % Lakt. mit LI % Lakt. mit RE % Lakt. mit WL % Lakt. mit KG % Lakt. mit PH % Lakt. mit DD < ,8 11,6 14,9 34,8 21,6 39, ,2 9,0 13,2 28,0 18,7 29, ,1 7,3 12,3 23,1 15,9 26, ,7 6,1 10,0 18,4 12,7 20, ,0 5,7 8,3 16,2 12,0 22, ,7 6,2 7,9 15,9 12,9 26, ,5 5,6 6,4 14,5 10,9 25,8 N = Anzahl Bullen; % Lakt. = Anteil betroffener Laktationen (Laktationsinzidenz) in Prozent Ersichtlich wird, wie sich anhand des Klauen-Index zwischen Bullen unterscheiden lässt, deren Töchter eine geringe bzw. hohe genetische Disposition für das Auftreten verschiedener Klauenerkrankungen aufweisen. Vergleicht man die Bullen mit den höchsten und den niedrigsten Zuchtwerten für den Klauen-Index, wird das Potenzial einer gezielten Selektion auf klauengesunde Kühe besonders deutlich: Die mittleren Anteile betroffener Töchter-Laktationen (Laktationen mit mindestens einer Klauendiagnose) liegen für alle in der Zuchtwertschätzung berücksichtigten Erkrankungen bei den Top-Bullen um mindestens ein Drittel niedriger. Bei der Ergebnisinterpretation und der Einschätzung des Potenzials züchterischer Maßnahmen ist zu berücksichtigen, dass die mittleren Zuchtwertsicherheiten auch in dieser Gruppe von Bullen mit 68 % noch niedrig sind. Weiterer Datenzuwachs kann die Differenzierung insoweit noch verbessern. Durch Bezugnahme auf die Einzelzuchtwerte ist es darüber hinaus möglich, züchterisch gezielt auf die Verringerung der Häufigkeit der einzelnen Erkrankungen hinzuwirken und so noch deutlichere Zuchtfortschritte zu erzielen. Der Milchviehhalter kann entsprechend bei der Bullenauswahl für seine Kühe berücksichtigen, welche betriebsindividuellen Problembereiche der Klauengesundheit bestehen und wo demgemäß durch bedachte Anpaarungen langfristig Verbesserungen unterstützt werden können. Perspektiven züchterischer Anwendungen zu Gesundheitsmerkmalen beim Milchrind Systematisch erhobene Gesundheitsdaten aus Praxisbetrieben können, wie die Analysen des Datenmaterials aus den Testherden eindrucksvoll belegen, wichtige Merkmale neu für züchterische Anwendungen beim Milchrind erschließen. So ist es aus den Testherdenprogrammen von RA und RBB heraus gelungen, neue konventionelle Zuchtwertschätzungen zu implementieren und mit KALBUNG plus, MASTITIS plus und KLAUEN plus der Praxis ein Mehr an Informationen zur Unterstützung ausgewogener Selektions- und Anpaarungsentscheidungen zu bieten. Nun zeichnen sich für die nahe Zukunft weitere Fortschritte ab, die die Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Holsteinzucht insgesamt zu stärken vermögen. Durch verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte ließen sich in Deutschland über die Jahre weitere umfangreiche Erfahrungen mit der Nutzung von Gesundheitsdaten sammeln. Zuletzt bot das Verbundprojekt GKUHplus, als Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar (DIP) öffentlich gefördert aus Mitteln des Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

16 Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, im Sinne einer nationalen Initiative die Gelegenheit, Anwendungen zu entwickeln, die es ermöglichen, aus sehr unterschiedlichen Quellen stammende Gesundheitsdaten zu Auswertungszwecken zusammenzuführen. Deutliche Unterschiede im Zweck, der mit der Dokumentation primär erfüllt werden soll, in der Expertise derer, die die Aufzeichnungen zur Tiergesundheit anfertigen, und damit zusammenhängend auch in der Detailliertheit der Erfassung wirken sich erheblich auf die Datenstrukturen aus. Auswirkungen auf die Stabilität der Ergebnisse von Analysen gilt es bei einer gemeinsamen Datennutzung auszuschließen. Im Zuge der Entwicklungsarbeiten von GKUHplus ist es gelungen, Auswertungsroutinen zur Zuchtwertschätzung für ein breites Spektrum von Gesundheitsmerkmalen auf einer Datenbasis, die hinsichtlich der regionalen Abdeckung derjenigen der Routine-Zuchtwertschätzung für Milchrinder entspricht, zur Routinereife zu bringen. So gingen in Testläufe, die 2017 und 2018 durchgeführt wurden, Holstein-Gesundheitsdaten aus ganz Deutschland und Österreich ein. Zuletzt lagen Informationen zu zuchtwertrelevanten Merkmalen aus den Bereichen Eutergesundheit, Klauengesundheit, Stoffwechselstabilität und Reproduktion zu insgesamt 1,44 Mio. Laktationen von rund Kühen vor (Stand: Zuchtwertschätzung April 2018). Damit zeichnet sich ab, dass die bereits in den entsprechenden Testherden-Zuchtwertschätzungen berücksichtigten Euter- und Klauengesundheitsmerkmale künftig auf einer vergrößerten Datengrundlage geschätzt werden und zudem neue Zuchtwerte und Indizes verfügbar werden. Im Einzelnen sind es folgende zusätzliche Merkmale, die in der gemeinsamen Holstein-Zuchtwertschätzung berücksichtigt sind: Ketose, Milchfieber und Labmagenverlagerung (genau: linksseitige Labmagenverlagerung) für den Komplex Stoffwechselstabilität sowie Nachgeburtsverhaltung, Zyklusstörungen/Sterilität und Endometritis/Metritis für den Komplex Reproduktion. Parallel zum Ausbau der konventionellen Zuchtwertschätzung ließen sich zudem die Entwicklungsarbeiten im Bereich der genomischen Zuchtwertschätzung weit vorantreiben. Profitiert werden konnte hier erneut von der engen Zusammenarbeit von Praxis und Wissenschaft, wobei insbesondere die Projekte Kuh-L und KuhVision genannt seien. Wertvolles Wissen zur Nutzung einer weiblichen Lernstichprobe auch und gerade für die Implementierung genomisch unterstützter Verfahren für neue Merkmale konnte hier generiert werden. Somit steht auch die Veröffentlichung erster genomischer Zuchtwerte für Gesundheitsmerkmale bei Holsteins in Deutschland kurz bevor und erlaubt einen überaus optimistischen Blick auf die künftigen Möglichkeiten, auch züchterisch zur Verbesserung der Gesundheit beim Milchrind und damit zur Stärkung des deutschen Milchrindersektors insgesamt beizutragen. Literatur CHA, E.; HERTL, J. A.; BAR, D. und GROHN, Y. T. (2010): The cost of different types of lameness in dairy cows calculated by dynamic programming. Preventive Veterinary Medicine 97: 1 8 (DOI: /j.prevetmed ) CHARFEDDINE, N. und PÉREZ-CABAL, M. A. (2017): Effect of claw disorders on milk production, fertility, and longevity, and their economic impact in Spanish Holstein cows. Journal of Dairy Science 100: (DOI: /jds ) HERINGSTAD, B.; KLEMETSDAL, G. und RUANE, J. (2000): Selection for mastitis resistance in dairy cattle: a review with focus on the situation in the Nordic countries. Livestock Production Science 64: (DOI: /S (99) ) HERINGSTAD, B.; EGGER-DANNER, C.; CHARFEDDINE, N.; PRYCE, J. E.; STOCK, K. F.; KOFLER, J.; SOGSTAD, A. M.; HOLZHAUER, M.; FIEDLER, A.; MÜLLER, K. E.; NIELSEN, P.; THOMAS, G.; GENGLER, N.; DE JONG, G.; ØDEGÅRD, C.; MALCHIODI, F.; MIGLIOR, F.; ALSAAOD, M. und COLE, J. B. (2018): Genetics and claw health: Opportunities to enhance claw health by genetic selection. Journal of Dairy Science 101: (DOI: /jds ) 16 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

17 KOECK, A.; MIGLIOR, F.; KELTON, D. F. und SCHENKEL, F. S. (2012): Health recording in Canadian Holsteins: Data and genetic parameters. Journal of Dairy Science 95: (DOI: /jds ) KÖNIG, S. und SWALVE, H. H. (2006): Modellkalkulationen zu züchterischen Möglichkeiten auf Klauengesundheit beim Milchrind. Züchtungskunde 78: NEUENSCHWANDER, T. F.-O.; MIGLIOR, F.; JAMROZIK, J.; BERKE, O.; KELTON, D. F. und SCHAEFFER, L. R. (2012): Genetic parameters for producer-recorded health data in Canadian Holstein cattle. Animal 6: (DOI: /S ) RA (RinderAllianz GmbH) (2015): Gesundheitszuchtwerte aus dem Testherdenprogramm. ( Stand ) RBB (Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH) (2015): RBB plus Testherdenprogramm ProFit plus. ( Stand ) RUPP, R. und BOICHARD, D. (2003): Genetics of resistance to mastitis in dairy cattle. Veterinary Research 34: (DOI: /vetres: ) STOCK, K. F.; CHRISTEN, A.-M.; BURGSTALLER, J.; CHARFEDDINE, N.; FIEDLER, A.; HERINGSTAD, B.; KOFLER, J.; MUELLER, K. E., NIELSEN, P.; OAKES, E.; ØDEGARD, C.; PRYCE, J. E.; THOMAS, G. und EGGER-DANNER, C. (2015): Recording of claw disorders in dairy cattle: overview and prospects of international harmonization. 66. Jahrestagung der Europäischen Vereinigung für Tierproduktion, 31. August 4. September 2015, Warschau, Polen VIT (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung w.v.) (2018): Beschreibung ZWS Milchrinder. ( Stand April 2018, Stand ) WAURICH, B. (2013): Genetische Parameter von Kalbemerkmalen beim Milchrind der Rasse Deutsche Holstein. Diss. agr., Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

18 Ökonomische Gewichtung des Mastitiszuchtwertes Economic weighting of breeding value in mastitis Antje Lange1, Jana Harms Abstract: Mastitis is a major cause of high economic losses worldwide. Targeted breeding on udder health can reduce production cost. For this purpose RinderAllianz GmbH and Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH published a mastitis breeding value based on exactly documented mastitis diagnoses in August 2015 for the first time. The economic evaluation of this index showed that the use of bulls with different mastitis breeding values has an impact on the level of production cost. Sires with a breeding value for mastitis which is one standard deviation better than the population mean lead to lower cost of veterinary treatments on daughters and thus improve the income of dairy farmers. Die Zucht auf Eutergesundheit Das Ziel der modernen Milchrinderzucht besteht heute mehr denn je in der züchterischen Verbesserung der funktionalen Merkmale. Die Milchleistung befindet sich seit geraumer Zeit auf einem sehr hohen Niveau. Kühe der Rasse Deutsche Holstein erreichten im Durchschnitt kg Milch bei 4,04 % Fett und 3,39 % Eiweiß (ADR, 2017). Eine wirtschaftliche Milchproduktion lässt sich aber nicht allein durch ein hohes Produktionsniveau realisieren. Entscheidend sind die Produktionskosten. Durch die züchterische Bearbeitung verschiedener funktionaler Merkmale können die Produktionskosten gesenkt werden. Ein aus betriebswirtschaftlicher Sicht wichtiges funktionales Merkmal ist die Eutergesundheit. Eutererkrankungen verursachen nicht zu unterschätzende Kosten. Erlösausfälle aufgrund des Milchverlustes, Behandlungskosten sowie Remontierungskosten sind in diesem Zusammenhang als die bedeutendsten Kostenfaktoren zu nennen. Die Abgangsrate infolge Eutererkrankungen ist mit 14 % (ADR, 2017) sehr hoch. Mastitis ist eine Faktorenkrankheit, folglich hat die Optimierung des Managements große Bedeutung für die Verbesserung der Eutergesundheit. Weiterhin können züchterische Maßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit beitragen. Nach KÜHN (2007) handelt es sich hierbei um einen nachhaltig wirkenden Ansatz mit hoher Verbraucherakzeptanz. Die Zucht auf Mastitisunempfindlichkeit ist schwierig, aber nicht unmöglich (SCHWERIN, 2004). Zu diesem Zweck haben die RinderAllianz GmbH und die Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH im August 2015 erstmalig einen Zuchtwert für die Mastitisresistenz veröffentlicht. Der neu entwickelte Mastitiszuchtwert beruht auf exakt dokumentierten Diagnosen, die im Rahmen des Testherdenprogramms ProFit plus und des Testherdenprojektes der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH gesammelt wurden. Es handelt sich um ein direktes Selektionsmerkmal. Eine gezielte Zucht auf hohe Eutergesundheit ist somit möglich. Ziel war es, den neu entwickelten Mastitiszuchtwert ökonomisch zu werten, wobei eine Kostenschätzung der Mastitis die Grundlage dafür bildet. Es wird gezeigt, dass der Einsatz von Bullen mit unterschiedlichen Mastitiszuchtwerten einen Einfluss auf die Höhe der Produktionskosten hat. Des Weiteren soll der ökonomische Vorteil des Einsatzes von Bullen mit hohen, über dem Populationsmittel liegenden Mastitiszuchtwerten gegenüber Bullen mit niedrigen, unter dem Populationsmittel liegenden Mastitiszuchtwerten belegt werden. Der Züchter erhält durch die monetäre Wertung des Mastitiszuchtwertes eine aussagekräftige Kennzahl, um die Wirtschaftlichkeit einer Anpaarung mit Bullen unterschiedlicher Mastitiszuchtwerte beurteilen zu können. 1 Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock 18 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

19 Der MASTITIS plus Zuchtwert Der neu entwickelte MASTITIS plus Zuchtwert beruht auf exakt dokumentierten Diagnosen, wobei die Erkrankungsepisoden innerhalb der Laktation gezählt werden. Es handelt sich um eine Erstdiagnosezählung beginnend ab dem zehnten Tag vor der Kalbung (STOCK, 2016). Für die Zuchtwertschätzung standen Daten im Umfang von Laktationen von Kühen, die von Bullen abstammten, zur Verfügung. Allerdings erfüllten nur 379 Bullen die Mindestanforderung von 50 % Sicherheit und die Einstufung als aktive Bullen. Trotzdem ist laut SWALVE (2016) dieser Pool ausreichend, um Zuchtwerte für die Mastitisresistenz zu schätzen. Es werden bivariat Einzelzuchtwerte für die Frühe Mastitis (10 Tage vor bis 50 Tage nach der Kalbung) und für die Späte Mastitis (ab dem 51. Tag p. p.) geschätzt. Diese beiden Einzelzuchtwerte werden zum Mastitisindex gewichtet. Hinsichtlich der potenziellen wirtschaftlichen Bedeutung geht die Frühe Mastitis mit 60 % stärker als die Späte Mastitis mit 40 % in den endgültigen Mastitiszuchtwert ein (SWALVE, 2016). Frühe Mastitiden verursachen enorme wirtschaftliche Einbußen, die in erster Linie auf die hohen Milchertragsverluste zurückzuführen sind (LÜHRMANN, 2007). Außerdem ist die höhere Gewichtung der Frühen Mastitis im Mastitisindex darauf zurückzuführen, dass durch das frühe erstmalige Auftreten einer Mastitis die Gefahr weiterer Erkrankungen innerhalb der Laktation steigt, die Kuh also mehrmals innerhalb einer Laktation erkrankt (KÖRTE, 2016). MARTIN (2012) ermittelte anhand der Testherdendaten, dass 55 % der Ersterkrankungen bereits innerhalb der ersten 50 Laktationstage auftraten. Der MASTITIS plus Zuchtwert weist eine Heritabilität von 0,12 auf (RINDERALLIANZ, 2015). Wie auch im Fall von anderen funktionalen Merkmalen ist die Heritabilität niedrig, was die Zucht auf Eutergesundheit erschwert. Bislang erfolgte die Zucht auf Eutergesundheit über die Anzahl an somatischen Zellen in der Milch und über die Exterieurmerkmale des Euters. Im Gegensatz zu diesen Hilfsmerkmalen stellt der neue Mastitiszuchtwert aber ein wesentlich genaueres und somit aussagekräftiges Selektionskriterium für die Eutergesundheit dar, da es sich um ein direktes Selektionsmerkmal handelt. Ökonomische Wertung des Mastitiszuchtwertes Die ökonomische Wertung des neu entwickelten Mastitiszuchtwertes erfolgt auf monetärer Basis (Euro). Grundlage ist eine Kostenkalkulation der Mastitis, auf deren Basis eine Grenznutzenanalyse durchgeführt wird. Folgende durch eine Mastitis verursachte Kostenpositionen fließen in die Kalkulation ein: Milchverluste, Behandlungskosten: Medikamente und Tierarzt, Laborkosten: bakteriologische Untersuchung und Test auf Hemmstofffreiheit, Mehrarbeit und Bestandsergänzungskosten. Milchverluste Die Milchverluste setzen sich aus den Verlusten aufgrund der Leistungsdepression und der anfallenden Hemmstoffmilch zusammen. RUDOLPHI et al. (2012) berechneten für den Verlust aufgrund der anfallenden Hemmstoffmilch 287 kg je Erkrankung, für den Verlust aufgrund der Leistungsdepression 251 kg je Erkrankung. Diese Werte beruhen auf den Daten eines Testherdenbetriebes mit Milchmengenmessung. Für die Datenauswertung standen die Tagesmilchmengen der Kühe des Betriebes im Laktationsverlauf zur Verfügung. Zwei Gruppen wurden klassifiziert: euterkranke Tiere der Herde und eutergesunde Tiere der Herde. Um die durchschnittliche Leistungsdepression der euterkranken Tiere zu bestimmen, diente die mittlere Milchleistung der eutergesunden Tiere der Herde als Referenzwert. Weiterhin wurden die Unterschiede der Leistungsdepression euterkranker Färsen und euterkranker Altkühe berücksichtigt. Um den Verlust des Milchertrags zu quantifizieren, wird der gemittelte Preis für fett- und eiweißkorrigierte Milch (4 % Fett und 3,4 % Eiweiß) der Jahre 2006 bis 2015 der Referenzbetriebe der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern zugrunde gelegt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

20 Behandlungskosten Unter den Behandlungskosten sind die Kosten für die Behandlung durch den Tierarzt und die Kosten für die Medikamente zusammengefasst. Die Vergütung des Tierarztes wird nach der Gebührenordnung für Tierärzte von 2008 mit einem Mindestsatz von 11,46 für eine allgemeine Untersuchung und Nachbehandlung festgelegt. Hinzu kommen 8,60 Wegstreckenentschädigung sowie 2,30 für die Verabreichung von Medikamenten. Es gilt die Annahme, dass der Tierarzt in 5 % der Fälle hinzugezogen wird (RUDOLPHI et al., 2012). Für die Behandlung von Mastitis gibt es eine Vielzahl an Medikamenten, die in Abhängigkeit von der Diagnose angewendet werden. Die Kosten der Medikamente werden maßgeblich durch die Höhe der Einkaufspreise bestimmt. Folglich variiert die Höhe der Medikamentenkosten von Betrieb zu Betrieb. Für die Quantifizierung der Medikamentenkosten wurden daher Daten von fünf Betrieben durch eine Befragung erfasst. Laborkosten Die Laborkosten setzen sich aus den Kosten für den Hemmstofftest und für die bakteriologische Untersuchung zusammen. Die Kosten für den Hemmstofftest belaufen sich auf 1,29 je Erkrankung. Die Kosten für die bakteriologische Untersuchung wurden mit 1,80 je Viertelgemelksprobe angesetzt (LKV MV, 2016). Nach RUDOLPHI et al. (2012) wird eine bakteriologische Untersuchung bei 50 % der erkrankten Tiere durchgeführt. Mehrarbeit Die Mehrarbeit folgender Positionen wurde geschätzt: für Untersuchung und Behandlung, für Hemmstofftest und bakteriologische Untersuchung, sowie sonstige Mehrarbeit je Erkrankung. Weiterhin wurde die Höhe der Vergütung in den Betrieben hinterfragt und in die Berechnungen einbezogen. Bestandsergänzungskosten Für die Bestimmung der Bestandsergänzungskosten für infolge von Mastitis abgegangene Kühe werden zunächst die gesamten Nettobestandsergänzungskosten bestimmt. Diese ergeben sich aus der Differenz der Schlachtkuherlöse und den Kosten für die Färsenaufzucht. Verwendet werden die gemittelten Werte der Schlachtkuherlöse und der Kosten für die Färsenaufzucht aus der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion der LFA MV aus den Jahren 2011 bis Die Höhe der Nettobestandsergänzungskosten ist abhängig von der Anzahl Merzungen auf Grund einer Mastitiserkrankung. Für diese Berechnung wurden Daten aus dem Jahresbericht des vit von 2016 genutzt. Kosten einer Mastitiserkrankung Die Gesamtkosten einer Mastitiserkrankung betragen 241,46. In der Tabelle 1 sind die einzelnen Kennzahlen, die die Gesamtkosten ergeben, aufgeschlüsselt. Tab. 1: Ergebnis der Kostenkalkulation einer Mastitiserkrankung Kennzahl Kosten Einheit Verlust Milchertrag Hemmstoffmilch 92,61 /Erkrankung Verlust Milchertrag Leistungsdepression 81,00 /Erkrankung Tierarztkosten (anteilig) 1,12 /Erkrankung Medikamentenkosten 34,04 /Erkrankung Kosten Hemmstofftest 1,29 /Erkrankung Kosten bakteriologische Untersuchung 3,60 /Erkrankung Kosten Mehrarbeit 14,20 /Erkrankung Bestandsergänzungskosten 13,60 /Erkrankung Kosten einer Mastitiserkrankung 241,46 /Erkrankung 20 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

21 Der Einfluss genetischer Parameter Im Anschluss an die Kostenschätzung für eine Mastitis erfolgt die ökonomische Wertung des Mastitiszuchtwertes. Dazu ist die Kenntnis verschiedener genetischer Parameter der Mastitiszuchtwertschätzung (Tabelle 2) notwendig. Tab. 2: Genetische Parameter der Mastitiszuchtwertschätzung (STOCK, 2016) Zuchtwert Mittlere Anzahl Erkrankungsgeschehen pro Kuh und Laktation des Populationsmittels Wert einer genetischen Standardabweichung Frühe Mastitis 0,22 0,0997 Späte Mastitis 0,49 0,2685 Mastitisindex 0,69 0,1604 Der Mastitisindex ergibt sich aus der Gewichtung der Einzelzuchtwerte für die Frühe Mastitis (60 %) und für die Späte Mastitis (40 %), wobei die Frühe Mastitis höher gewichtet ist, da in diesem Laktationsabschnitt die meisten Erkrankungen auftreten (KÖRTE, 2016). Zudem sind Mastitiden in der Frühlaktation besonders problematisch und führen zu enormen wirtschaftlichen Einbußen, insbesondere aufgrund der hohen Milchertragsverluste (LÜHRMANN, 2007). Durch die höhere Gewichtung wird ein höherer Zuchtfortschritt in diesem Merkmal erzielt (KÖRTE, 2016). Zunächst werden die Kosten der Mastitis für die Töchter des Durchschnittsbullen (Populationsmittel) geschätzt. Das Populationsmittel ist als die mittlere Anzahl Erkrankungsgeschehen pro Kuh und Laktation definiert und beträgt folglich 0,69. Dieser Wert wird mit dem Ergebnis der Kostenkalkulation der Mastitis multipliziert. Anschließend werden die Kosten der Mastitis für die Töchter der Bullen, die eine genetische Standardabweichung besser beziehungsweise schlechter als das Populationsmittel sind, ermittelt. Die genetische Standardabweichung wurde auf der Grundlage der unterschiedlichen Anzahl an Erkrankungsgeschehen der Töchter der Bullen bestimmt. Die genetische Standardabweichung ist mathematisch gesehen ein Streuungsmaß. Sie beschreibt, wie stark die Streuung der Erkrankungshäufigkeiten um das Populationsmittel ist und gibt somit die durchschnittliche Abweichung vom Populationsmittel an. Mittels der genetischen Standardabweichung können Rückschlüsse auf die Variabilität innerhalb einer Population für das betrachtete Merkmal gezogen werden. Die Variabilität innerhalb der Population für das betrachtete Merkmal ist die Grundvoraussetzung für einen Zuchterfolg in diesem Merkmal. Folglich hat die Höhe der genetischen Standardabweichung Einfluss auf den Zuchterfolg. Je höher die genetische Standardabweichung ist, desto höher ist der Zuchterfolg. Für die Berechnung der ökonomischen Vor- und Nachteile von Bullen, die eine Standardabweichung besser beziehungsweise schlechter als das Populationsmittel sind, wird der Wert der genetischen Standardabweichung in Höhe von 0,1604 vom Wert des Populationsmittels in Höhe von 0,69 abgezogen beziehungsweise addiert. Dann erfolgt jeweils die Multiplikation mit dem Ergebnis der Kostenschätzung der Mastitis. Die ökonomische Wertung des Mastitiszuchtwertes erfolgte anhand der Gesamtkosten einer Mastitiserkrankung in Höhe von 241,46. Auf dieser Grundlage ist für die Töchter des Durchschnittsbullen (Populationsmittel) mit Kosten in Höhe von 166,60 zu rechnen. Der monetäre Wert einer genetischen Standardabweichung beträgt 38,73. Dargestellt sind diese Ergebnisse in der Tabelle 3. Tab. 3: Ergebnis der ökonomischen Wertung des Mastitiszuchtwertes Kennzahl Kosten in Kosten der Mastitis für das Populationsmittel 166,60 Kosten der Mastitis für eine genetische Standardabweichung 38,73 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

22 Die Abbildung 1 zeigt die Höhe der potenziellen Kosten, die auf eine Mastitiserkrankung zurückzuführen sind, für Bullen unterschiedlicher Mastitiszuchtwerte. 250 Mastitiskosten (Euro je Kuh und Erkrankung) Mittel 1 St.Abw. Mittel Mittel +1 St.Abw. Mastitiszuchtwert Abb. 1: Höhe der Mastitiskosten für Bullen unterschiedlicher Mastitiszuchtwerte Für die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung schlechter als das Populationsmittel ist, ist mit Kosten in Höhe von 205,33 zu rechnen. Im Vergleich zum Populationsmittel fallen somit zusätzliche Kosten in Höhe von 38,73 an. Der Deckungsbeitrag ist um diesen Wert verringert. Betrachtet man hingegen die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung besser als das Populationsmittel ist, ist eine Verbesserung des Deckungsbeitrages in Höhe von 38,73 im Vergleich zum Populationsmittel zu erwarten. Die potenziellen Kosten, die auf eine Mastitiserkrankung zurückzuführen sind, belaufen sich in diesem Fall auf 127,87. Zusammenfassung Weltweit sind Mastitiden ursächlich für hohe wirtschaftliche Verluste. Durch eine gezielte Zucht auf Eutergesundheit können die Produktionskosten gesenkt werden. Zu diesem Zweck haben die RinderAllianz GmbH und die Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH im August 2015 einen Mastitiszuchtwert, der auf exakt dokumentierten Mastitisdiagnosen beruht, veröffentlicht. Die ökonomische Bewertung dieses Indexes zeigte, dass der Einsatz von Bullen mit unterschiedlichen Mastitiszuchtwerten einen Einfluss auf die Höhe der Produktionskosten hat. Bullen, die eine genetische Standardabweichung besser sind als das Populationsmittel, verursachen geringere Kosten und verbessern somit das Einkommen der Milchproduzenten. Literatur ADR (2017): Rinderproduktion in Deutschland Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter e. V. ISSN KÖRTE, J. (2016): Mastitiszuchtwertschätzung. Schriftliche Mitteilung KÜHN, C. (2007): Verbesserung der Eutergesundheit durch Zucht? Züchtungskunde 80, Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

23 LKV MV (2016): persönliche Mitteilung LÜHRMANN, B. (2007): Was kostet eine Mastitis? Landpost, , MARTIN, G. F. (2012): Analyse von Behandlungsdaten zur Entwicklung eines Zuchtwertschätzverfahrens für Eutergesundheit beim Milchrind. Dissertation. Institut Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Fakultät III RINDERALLIANZ (2015): Gesundheitszuchtwerte aus dem Testherdenprogramm. ( Stand ) RUDOLPHI, B.; HARMS, J.; BLUM, E. und FLOR, J. (2012): Verbesserung der Gesundheit, Nutzungsdauer und Lebensleistung von Milchkühen durch Einbeziehung zusätzlicher funktionaler Merkmale in der Selektion. Forschungsbericht der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern 2/26 STOCK, K.F. (2016): Genetische Parameter der Mastitiszuchtwertschätzung der Testherden. Schriftliche Mitteilung SCHWERIN, M. (2004): Wird Mastitisanfälligkeit vererbt? 16. Fachtagung für Landwirte und Tierärzte zu gesundheitlichen Problemen. Güstrow, SWALVE, H. H. (2016): Zuchtwerte für Eutergesundheit und Kalbemerkmale auf der Basis der Testherden Eine neue Ergänzung zur nationalen Zuchtwertschätzung des vit. ( Stand ) VIT (2016): Jahresbericht 2015: Trends, Fakten, Zahlen. ( Stand ) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

24 Zusammenhänge zwischen Nutzungsdauer und Exterieur Was sagen die Daten aus den Testherden? Relations between longevity and conformation traits What do suggest Testherd data? Anke Rolfes1, Prof. Dr. Hermann H. Swalve1 Abstract: In dairy cattle breeding, longevity is an important trait. For high precision, longevity should be measured as the length of productive life (LPL, in days). LPL is defined as the elapsed time between the first day of calving and the culling date. Longevity, and this also applies when defined as LPL, has the inherent problem that the true longevity is only observable after culling. Statistically speaking, such records are called uncensored. Hence, numerous approaches have been used to use auxiliary variables that can be measured or scored early in life with the attempt to estimate longevity. In this study, a data set was extracted such that almost all cows had the chance to live long and thus all records were uncensored. This data set was then merged with conformation data to yield a data set with uncensored LPL values and conformation records. Data consisted of 15,543 first lactation cows calving between 2006 and The results showed that whereas high scores in udder and feet and legs traits are related to a better longevity, LPL was found to be higher at intermediate scores for most body traits. When breeding for higher longevity, a balanced combination of optimal scores in conformation traits is important. Einleitung Die züchterische Verbesserung des Exterieurs ist seit den Anfängen der Tierzucht immer eines der Ziele gewesen. Während unsere Vorfahren aufgrund beschränkter technischer Möglichkeiten zur Leistungsprüfung gar keine andere Chance hatten, als das Exterieur in den Vordergrund zu stellen, ist der Stellenwert des Exterieurs in der modernen Tierzucht durchaus umstritten. Mit einer reinen Zucht auf ein synthetisches Schönheitsideal wird insbesondere Tierhaltungsgegnern eine Angriffsfläche für Kritik geboten. Vielmehr sollte die Zucht auf ein verbessertes Exterieur grundlegend ein Hilfsmittel dazu sein, gesunde und funktionale Tiere zu züchten. Für Funktionalität und Langlebigkeit bietet sich dabei die Nutzungsdauer der Kühe als Zielmerkmal an. Diese sollte für eine möglichst objektive und durch unterschiedliche Laktationslängen unverzerrte Betrachtung als Länge des produktiven Lebens (LPL), also den Tagen von der ersten Kalbung bis zum Abgang, definiert werden. Ein Problem bei der Betrachtung der Nutzungsdauer ist allerdings, dass ihre exakte Länge immer erst dann feststeht, wenn alle Tiere im Datenmaterial auch die Chance gehabt haben, sehr alt zu werden. In der internationalen Literatur werden verschiedene Wege beschritten, diesem Problem zu begegnen. Vielfach wird die Überlebensanalyse (Survival Analysis) angewendet. Diese Methode war bis vor kurzem auch die offizielle Methode der Zuchtwertschätzung in Deutschland, sie hat allerdings das Problem, dass zeitlich wechselnde Ursachen für Abgänge nur schwer modelliert werden können. Weiter bedingt die Anwendung der Methode, dass ein beträchtlicher Teil des eingehenden Datenmaterials aus unzensierten Daten (tatsächliche LPL ist bekannt) besteht. Eine andere Herangehensweise ist die Definition relativ kurzer Lebensabschnitte, wie beispielsweise Drittel der ersten drei Laktationen und die Definition der Langlebigkeit jeweils als 0 = Tier lebt noch bzw. 1 = Tier ist abgegangen. Dies ist die seit 2018 verwendete Herangehensweise zur offiziellen Zuchtwertschätzung für Langlebigkeit bei Holsteins. Ein weiteres Verfahren ist die Nutzung historischer Daten. Dieses Verfahren ist für wissenschaftliche Untersuchungen sehr gut anwendbar, für eine Routinezuchtwertschätzung ist es allerdings aufgrund der mangelnden Aktualität ungeeignet. 1 Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 24 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

25 Vor diesem Hintergrund war aus wissenschaftlicher und praktischer Sicht das Ziel der vorliegenden Untersuchung, die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Exterieurmerkmalen und der Nutzungsdauer zu prüfen. Für diese Zwecke wurde hier ein ( historisches ) Datenmaterial verwendet, bei dem alle Kühe die Chance hatten, alt zu werden und durch die Abgangsdaten über die Information zur Länge des produktiven Lebens verfügten. Material und Methoden Für die vorliegende Untersuchung stand Datenmaterial aus den Testherden Mecklenburg-Vorpommerns zur Verfügung. In diesen Testherden wird das Exterieur bei weitestgehend allen erstlaktierenden Kühen durch lineare Beschreibung erfasst. Der Datenschnitt lag im Februar Aus dem Datensatz wurden zunächst alle Kühe, die in den Jahren 2006 bis 2009 das erste Mal gekalbt hatten, extrahiert. Lediglich 1 % dieser Kühe war noch nicht abgegangen und blieb demzufolge unberücksichtigt. Nach einem Abgleich mit den Daten der linearen Exterieurbeschreibung gingen letztlich Kühe in die Auswertung ein. Im Durchschnitt hatten diese Kühe eine LPL von Tagen, was knapp 37 Monaten entspricht. Bei der linearen Exterieurbeschreibung wurden die Werte von 1 oder 9 selten vergeben, Wert 5 sehr häufig und alle anderen Werte lagen in der Häufigkeit dazwischen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Häufigkeit bzgl. der Noten war eine Zusammenfassung der einzelnen Noten in fünf Klassen erforderlich, wie in der Abbildung 1 zu sehen ist. Hiermit wurde die 9er-Skala auf eine besser bearbeitbare 5er-Skala reduziert. Entsprechend dieses Vorgehens wurden auch die Zahlenwerte für das Merkmal Größe auf eine 5er-Skala transformiert (s. Abbildung 2). Die Auswertung erfolgte mithilfe eines gemischten linearen Modells, welches zunächst die fixen Effekte Betrieb-Kalbejahr-Einstufer (BKJE), Erstkalbealter (EKA) und als zufälligen Effekt den Vater berücksichtigte. Als weitere Einflussgröße wurde der relative Rang für die Milchleistung (Milch) innerhalb des Betriebs-Jahresmittels zum Zeitpunkt der ersten Laktation einbezogen. Das Modell schätzt die LPL (y) für das jeweilige Exterieurmerkmal M: y ijklmn = BKJE i + Milch j + EKA k + M l + Vater m + e ijklmn Diese Modellierung ermöglichte eine Korrektur für die höhere Chance einer hochleistenden Kuh, im Betrieb zu verbleiben bzw. für das höhere Abgangsrisiko einer niedrigleistenden Kuh. Schließlich wurden nacheinander die Effekte jedes einzelnen linearen Merkmals in das Modell aufgenommen. Hiermit können dann die Effekte des Exterieurs auf die Langlebigkeit, gemessen als LPL, einzeln geschätzt werden. Ergebnisse und Diskussion Die Ergebnisse sind zusammenfassend in den Abbildungen 1 und 2 für die linearen Einzelmerkmale und in der Abbildung 3 für die Merkmalskomplexe und als korrigierte Mittelwerte für die LPL in Tagen dargestellt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

26 Notenklassen für Milchcharakter Notenklassen für Körpertiefe Notenklassen für Stärke Notenklassen für Beckenneigung LPL in Tagen Notenklassen für Beckenbreite Notenklassen für Klauenwinkel Notenklassen für Hinterbeinwinkelung Notenklassen für Sprunggelenksqualität Notenklassen für Hinterbeinstellung Notenklassen für Hintereuterhöhe 26 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

27 Notenklassen für Zentralband Notenklassen für Strichplatzierung vorn LPL in Tagen Notenklassen für Vordereuteraufhängung Notenklassen für Eutertiefe Notenklassen für Strichlänge Notenklassen für Strichplatzierung hinten Notenklassen für BCS Notenklassen für Bewegung Abb. 1: Zusammenhänge zwischen 18 linearen Exterieurmerkmalen und der LPL (in Tagen) Milchtyp und Körpermerkmale Im Merkmal Milchcharakter wird deutlich, dass mittlere Noten von 3 bis 5 zu einer signifikant höheren Langlebigkeit der Kühe führten. Invers zeigte sich das Gleiche im Merkmal BCS, bei dem sehr magere Tiere eine niedrige Note von 1 bis 4 erhielten. Bei der Körpertiefe wiesen die Noten von 6 bis 9 eine signifikante Abweichung nach unten auf. Obwohl ein hoher Wert für Körpertiefe auf Schauen erwünscht ist, gilt dies jedoch lediglich für ältere Kühe. Im Gegenteil dazu ist bei Erstlaktierenden ein extremer Wert eher nicht anzustreben, weil sich die jungen Tiere in der Entwicklungsphase befinden. Auch die Stärke wies wie Milchcharakter vornehmlich einen Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

28 Verlauf als Optimalmerkmal auf, bei dem mittlere Werte Vorteile haben. Bei Kühen mit leicht abfallendem Becken (Merkmal Beckenneigung) konnte eine Steigerung der LPL beobachtet werden. Im Merkmal Beckenbreite waren extrem breite Becken mit einer signifikant geringeren LPL verbunden. Dies könnte durch eine enge Beziehung zur Größe und damit verbundenem höheren Gewicht zu mehr Problemen bei der Kuh führen. Beim Blick auf die Größe der Tiere (Abbildung 2), was häufig Thema bei Diskussionen unter Züchtern ist, wird deutlich, dass kleinere Tiere gegenüber größeren länger in der Herde verbleiben. Die beiden Merkmalskomplexe Milchtyp und Körper sind von der Höhe der LPL her ähnlich. In beiden Komplexen sind sehr niedrige bzw. sehr hohe Punktzahlen mit einer geringeren LPL verbunden. Somit lässt sich hier von einem Optimalmerkmal hinsichtlich der LPL sprechen. LPL in Tagen Größenklassen für Kreuzbeinhöhe (cm) Abb. 2: Zusammenhang zwischen dem Merkmal Größe (Kreuzbeinhöhe in cm) und der Langlebigkeit (LPL) Fundamentmerkmale Bei dem Merkmal Klauenwinkel wurde nachgewiesen, dass Kühe mit einem steileren Winkel signifikant länger leben. Im Merkmal Hinterbeinwinkelung (von der Seite gesehen) übten lediglich sehr gewinkelte Beine einen tendenziell negativen Einfluss auf die LPL aus. Hinsichtlich der Sprunggelenksqualität wurde festgestellt, dass trockene Gelenke für die LPL von Vorteil sind. Der Effekt der Hinterbeinstellung war im Gegensatz dazu weniger ausgeprägt. Die Noten 1 2 sind dabei zu vermeiden. Im Merkmal Bewegung nahm mit der Höhe der Noten die Nutzungsdauer signifikant zu. Sehr niedrige Punktzahlen für den Merkmalskomplex Fundament zeigten eine negative Auswirkung auf die LPL LPL in Tagen Milchtyp Punkte in den Körper Merkmalskomplexen Fundament Euter Milchtyp Gesamtnote Körper Fundament Euter Gesamtnote Abb. 3: Zusammenhang zwischen den Exterieurkomplexen und der Gesamtnote mit der Langlebigkeit (LPL) 28 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

29 Eutermerkmale Für die Merkmale Hintereuterhöhe und Zentralband wurden hoch signifikante Unterschiede ermittelt. Die korrigierten Mittelwerte für die Noten 1 und 2 lagen hier um ca. 200 Tage unter denen für die Noten 8 und 9. Von Note 5 zu Note 8 und 9 war jedoch kein signifikanter Unterschied mehr zu beobachten. Das Merkmal Strichplatzierung vorn zeigte wiederum das klassische Bild eines Optimalmerkmals. Extrem hohe Noten (Striche sehr weit nach innen) sowie auch das Gegenteil waren mit der Reduzierung der Langlebigkeit verbunden. Die Strichplatzierung hinten ist mit der Strichplatzierung vorn nicht vergleichbar. Offensichtlich ist hier die Bedeutung zu weit nach außen stehender Striche hinten deutlich ungünstiger als extrem hohe Noten (Striche zu weit nach innen). Die Vordereuteraufhängung wies ein zur Hintereuterhöhe ähnliches Bild auf, in diesem Fall lagen ca. 250 Tage LPL zwischen den extremen Notenklassen. Ein solcher Sachverhalt war auch für die Eutertiefe mit einer Differenz von ca. 400 Tagen zu beobachten. Die Ergebnisse für die Strichlänge zeigten, dass sowohl überlange als auch sehr kurze Striche in der Tendenz eine nachteilige Auswirkung hatten. Jedoch wurde diese nicht statistisch abgesichert. Auch im Merkmalskomplex Euter fanden sich die beschriebenen Beobachtungen wieder. Die Kühe mit höheren Punktzahlen im Euter lebten länger als Kühe mit niedrigen Noten. Optimalprofil In Abbildung 4 wurde die vorstehende Zusammenfassung grafisch umgesetzt. Für die fünf Notengruppen sind jeweils die Noten/Notengruppen mit hellblau und schwarz umrandet gekennzeichnet, welche die höchste Langlebigkeit aufwiesen. Zu berücksichtigen ist, dass die Differenz zwischen umrandeten und nicht umrandeten hellblauen Feldern nicht signifikant war. * Milchcharakter Körpertiefe Stärke Beckenneigung Beckenbreite Hinterbeinwinkelung Sprunggelenk Hinterbeinstellung Hintereuterhöhe Zentralband Strichplatzierung vorne Vordereuteraufhängung Eutertiefe Strichlänge Strichplatzierung hinten Klauenwinkel BCS Bewegung Kreuzbeinhöhe ( ) Notenklassen der Merkmale Top-Wert bis 10 Tage weniger 11 bis 50 Tage unter dem Topwert 51 bis 150 Tage unter dem Topwert über 150 Tage unter dem Topwert Abb. 4: Darstellung der jeweils optimalen Noten hinsichtlich der Langlebigkeit Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

30 Für das Merkmal Beckenbreite wurde z. B. festgestellt, dass lediglich die Noten 8 und 9 negative Beziehungen zur Langlebigkeit aufwiesen, während alle anderen Noten sich zwar geringfügig rechnerisch, aber züchterisch kaum signifikant unterschieden. Hierauf aufbauend ließ sich dann ableiten, wie häufig Kühe mit ihren Exterieurnoten im hellblauen, umrandeten Bereich des jeweiligen Merkmals lagen. Für dieses so entstandene Optimalprofil reichte die Spanne hier von null übereinstimmenden Merkmalen bis hin zu 13 Übereinstimmungen. Nach der Bildung von sieben Klassen (zur besseren Schätzung schwach besetzter Randklassen) wird aus Abbildung 5 deutlich, dass eine für die LPL positive Kombination mehrerer Merkmale die LPL signifikant um bis zu ca. 250 Tage potenzieren kann LPL in Tagen Klassen für Passgenauigkeit im Optimalprofil Abb. 5: Zusammenhang zwischen dem Optimalprofil und der Langlebigkeit (LPL) Milchleistung Schließlich wurde auch die Milchleistung (unkorrigierte Mittelwerte) in der ersten Laktation in Abhängigkeit von der Gesamtnote betrachtet. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt. Es ergab sich ein durchgehend positiver Trend. Kühe mit höheren Punkten in der Gesamtnote wiesen ebenfalls höhere Milchleistungen auf. Dies soll nicht implizieren, dass Exterieur und Milchleistung auf der genetischen Ebene deutlich positiv korreliert wären. Die in Tabelle 1 dargestellten Zusammenhänge ergeben sich vielmehr daraus, dass bei einer Auswahl von Bullen zur Besamung nach RZG tatsächlich balanciert gezüchtet wurde und Bullen mit hohem RZG auch meist Verbesserungen der Leistung und des Exterieurs erwarten lassen. Tab. 1: Darstellung der vollendeten 305-Tage-Leistung nach Klassen für die Exterieur-Gesamtnote (n=11.509) Leistung in der 1. Laktation Gesamtnote in der 1. Laktation bis bis 83 > 83 Milchmenge (kg) Fettmenge (kg) Eiweißmenge (kg) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

31 Schlussfolgerung Als Fazit kann festgehalten werden, dass der Aufwand, der durch die Nachzuchtbewertung betrieben wird, auch gerechtfertigt erscheint. Die züchterische Verbesserung des Exterieurs war und bleibt immer wieder ein aktuelles Thema. Einzelne Merkmale sind beispielsweise eher als Optimalmerkmal zu sehen und zu gewichten. Als zusammenfassende Bewertung der Ergebnisse kann festgehalten werden: Der Einfluss des Exterieurs auf die Langlebigkeit ist teilweise deutlicher als erwartet. Die züchterische Verbesserung des Exterieurs ist für die meisten Merkmale hinsichtlich der Verbesserung der Langlebigkeit sehr sinnvoll. Als wichtige Merkmale erwiesen sich die Eutermerkmale wie Hintereuterhöhe, Zentralband, Vordereuteraufhängung, Strichplatzierung hinten und Eutertiefe. Hier sind sämtlich (sehr) hohe Noten auch erwünscht. Gleiches gilt für die Nicht-Euter-Merkmale Klauenwinkel, Sprunggelenk und Bewegung. Die Effekte waren hier gegenüber den Eutermerkmalen allerdings weniger ausgeprägt. Neben den bekannten Optimalmerkmalen Hinterbeinwinkelung, BCS und Strichlänge sind auch die Merkmale Milchcharakter, Körpertiefe, Stärke und Beckenneigung eher als Optimalmerkmale anzusehen. Eine ausbalancierte Zucht auf Exterieur mit Blick auf eine Verbesserung der Nutzungsdauer ist erfolgversprechend, wie das Optimalprofil zeigt. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

32 Validierung tierindividueller Exterieurmerkmale an reellen Gesundheitsdaten Validation of conformation traits of dairy cows on health data Dr. Ariane Boldt, Dr. Anke Römer Abstract: Classification, calving, milk production and health data for 43,192 German Holsteins in 1 st to 3 rd parity from 30 herds were used to examine the relationship between conformation traits and health of dairy cows. Evaluations of the factors associated with calving ease, calving survival and metabolic diseases were performed by GLIMMIX procedure, because of binominal distribution of the traits (yes = 1, no = 0). Claw and udder diseases were divided into zero, once or twice and more times treated within period of lactation and evaluated by LOGISTIC procedure. High pins (Rump Angle 7 9) are associated with a significantly higher risk of severe calving compared to low pins (Rump Angle 1 3). Cows with inferior feet and legs had a 1.8 higher risk of claw injuries than cows with a very good classification for feet and legs. Furthermore an inferior total udder score is associated with a 1.6 higher risk for mastitis within lactation period than a very good udder overall. The dairy character had a significant effect on metabolic diseases. Cows with angular dairy character showed a higher risk for ketosis, acidosis and milk fever. Thus there is a significant impact of conformation traits on health of dairy cows. Einleitung Seit dem Jahr 1993 gibt es die überregionale Zuchtwertschätzung Exterieur für die Rassen Deutsche Holstein schwarzbunt und rotbunt. Die verwendeten Daten basieren auf linearen Beschreibungen (19 Merkmale; Skala 1 9) und Bewertungen (4 Merkmale nach 100-Punkte-System; Skala 65 88) von Kühen in der ersten Laktation, die die Klassifizierer der Zuchtverbände vornehmen (VIT, 2016). Seit dieser Zeit hat sich viel in der Zucht getan. Der Fokus auf die Milchleistung hat sich deutlich reduziert, im Vordergrund der Landwirte und Züchter steht die langlebige und gesunde Holsteinkuh (DHV, 2008). Jedoch sind im Laufe der Jahre, in denen die Zucht auf Milchleistung dominierend war, die Tiere größer und rahmiger geworden (RUDOLPHI, 2007). Nach Meinung von Praktikern bereiten besonders großrahmige Kühe Probleme in der täglichen Arbeitsroutine, denn z. B. sind die Standard-Liegeboxenabmessungen für sie oft unzureichend. Demzufolge stellt sich die Frage, ob die Exterieurmerkmale und ihre Bewertungsskalen für die heutige Milchkuhpopulation noch adäquat sind oder in Extremfällen zu gesundheitlichen Problemen führen können. In der Literatur sind hauptsächlich Angaben zu Exterieurmerkmalen und der Nutzungsdauer einer Kuh zu finden. BERRY et al. (2005) und MOREK-KOPEC und ZARNECKI (2012) stellten z. B. einen engen positiven Zusammenhang zwischen den linearen Merkmalen des Euters und der Länge des produktiven Lebens fest. Ziel dieser Analyse war es daher, den Zusammenhang zwischen linearen Merkmalen und funktionalen bzw. Gesundheitsmerkmalen von Milchkühen darzustellen. Material und Methode Insgesamt wurden Exterieurdaten von Kühen der 30 Testherden MV der RinderAllianz GmbH ausgewertet. Der Datenpool wurde bereitgestellt vom vit in Verden. Einbezogen in die Auswertungen wurden Kühe der 1. bis 3. Laktation (Abkalbezeitraum ) mit Exterieurdaten von 2007 bis 2014 und allen Diagnosen des einzelnen Tieres in einer Laktation sowie dem Kalbeverlauf, Verbleib des Kalbes, Geburtsgewicht des Kalbes, Erstkalbealter der Kuh und der Milchleistung (305-TL). Die Einstufung der Erstlaktierenden erfolgte durch die Einstufer des Zuchtverbandes zwischen dem 50. d p. p. und 150. d p. p. Hinsichtlich der 305-Tage-Leistung wurden nur Kühe mit 250 Laktationstagen in der Auswertung berücksichtigt. Die Erkrankungen der Kühe wurden durch die Herdenmanager der einzelnen Testherdenbetriebe in entsprechende Herdenmanagementprogramme eingegeben. Eine Standardisierung der Diagnosen erfolgte anhand des Zentralen Diagnoseschlüssels 32 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

33 Rind. Weiterhin wurden nur Erstdiagnosen bis zum 250. Laktationstag in die Auswertung einbezogen. In Bezug auf die Stoffwechseldiagnosen wurde unterschieden zwischen erkrankt (ja = 1) und nicht erkrankt (nein = 0). Eine Kuh galt als erkrankt (ja = 1), wenn sie mindestens eine Stoffwechseldiagnose (Gebärparese, Labmagenverlagerung, Ketose, Azidose, Leberverfettung) bis zum 250. d p. p. aufwies. Die Euter- bzw. Klauendiagnosen einer Kuh wurden innerhalb des einzelnen Diagnosekomplexes betrachtet und differenziert nach keiner (0) Diagnose, einer (1) Diagnose bzw. 2 Diagnosen bis zum 250. Laktationstag. Die statistische Berechnung erfolgte mithilfe von SAS 9.4. und einem generalisierten gemischten linearen Modell (PROC GLIMMIX) sowie einem multivariablen Regressionsmodell (PROC LOGISTIC). Innerhalb der Berechnungen sind folgende Einflussfaktoren geprüft worden: Herkunftsbetrieb der Kuh, Einstufungsjahr, Einstufer, Erstkalbealter, Kalbejahr und -saison, Geburtsgewicht des Kalbes, Geschlecht des Kalbes, Milchleistung (305-TL), Rasse (schwarzbunt, rotbunt); Kreuzbeinhöhe und der Vater der Kuh. Ergebnisse und Diskussion Die Beckenneigung und die Beckenbreite sind für die Zucht wichtige Kriterien in Bezug auf die Kalbung einer Kuh. Auf der Skala von 1 bis 9 wird unterschieden zwischen stark ansteigendem, leicht geneigtem bis stark abfallendem, bzw. sehr schmalem, mittlerem bis sehr breitem Becken der Kuh. Interessant ist, inwieweit die Beckenneigung und die Beckenbreite einen direkten Einfluss auf den Kalbeverlauf und die Totgeburtenrate haben. Wird die Beckenneigung gruppiert nach ansteigend (Note 1 3), leicht geneigt (Note 4 6) und abfallend (Note 7 9), zeigt sich, dass Kühe mit einem ansteigenden Becken tendenziell eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Totgeburt verzeichnen als Kühe mit einem abfallenden Becken (p = 0,07). In Bezug auf die Beckenneigung und die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Kalbeverlauf wiesen Kühe mit einem ansteigenden Becken eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für schwere Kalbungen auf (p < 0,0001). Ähnliche Ergebnisse des Zusammenhangs der Beckenneigung zum Kalbeverlauf und zur Totgeburtenrate konnten BEAVERS und VAN DOORMAL (2016) in ihren Untersuchungen feststellen. Die Beckenbreite, ebenfalls unterteilt in 3 Gruppen (schmal, mittel, breit), hatte keinen signifikanten Einfluss auf Totgeburten (p = 0,8) oder den Kalbeverlauf. Nur in der Tendenz lässt sich für Kühe mit einem schmalen Becken eine höhere Wahrscheinlichkeit für schwere Kalbeverläufe erkennen (p = 0,07). Nach diesem Ergebnis sollte ein schmales Becken im Linear nicht mehr als absolutes Ausschlusskriterium für die Auswahl eines Bullen angesehen werden. Gesunde Klauen und ein gutes Fundament sind wichtige Parameter für ein langes Leben einer Kuh. Ein direkter Einfluss des Fundamentes auf die Häufigkeit von Klauenerkrankungen in der 1., 2. bzw. 3. Laktation einer Kuh konnte innerhalb dieser Untersuchungen festgestellt werden. Kühe mit einer ausreichenden oder mangelhaften Einstufung im Fundament (Note 65 74) erkrankten 1,8-mal häufiger an den Klauen als Kühe mit einer sehr guten bis guten Einstufung im Fundament (Note 80 85, Tabelle 1). Tab. 1: Risikoverhältnis für Kühe mit 0 zu 1 oder 2 Klauenerkrankungen bis zum 250. d p. p. in Bezug zur Einstufung des Fundamentes Einstufung Merkmalskomplex Fundament Odds Ratio 95 % Konfidenzintervall untere Grenze obere Grenze sehr gut vs. ausreichend und mangelhaft 1,84 1,55 2,17 gut vs. ausreichend und mangelhaft 1,83 1,71 1,96 befriedigend vs. ausreichend und mangelhaft 1,42 1,33 1,51 Auch das Euter ist ausschlaggebend dafür, wie lange eine Kuh im Bestand bleibt (RÖMER, 2011). Kühe mit einer ausreichenden oder mangelhaften Einstufung im Euter (Note 65 74) wiesen 1,6-mal häufiger eine Mastitis innerhalb einer Laktation auf als Kühe mit einer sehr guten Einstufung im Merkmalskomplex Euter (Note 85 88). MOREK-KOPEC und ZARNECKI (2012) konnten in ihren Untersuchungen feststellen, dass alle Exterieurmerkmale, die das Euter betreffen, den höchsten Einfluss auf die Langlebigkeit einer Milchkuh ausübten. Insbesondere Kühe mit hohen Noten in der Eutertiefe lebten länger. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

34 Untersucht werden sollte genauer, ob der Milchtyp zum Einstufungszeitpunkt auf Stoffwechselrisiken hinweisen kann. Dazu wurden die Einstufungsdaten mit den tierindividuellen Gesundheitsdaten der 1. bis 3. Laktation verglichen. In dieser Untersuchung wiesen Kühe mit einer guten (Note 80 84) oder sehr guten (Note 85 88) Einstufung im Milchtyp signifikant die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Stoffwechselerkrankung auf (Abbildung 1, p < 0,01). Wenn sich dieses Ergebnis in weiteren Untersuchungen bestätigen lässt, sollte die Erfassung der Merkmale Milchtyp und Milchcharakter für die Zuchtwertschätzung überdacht werden. 4,0 Wahrscheinlichkeit einer Stoffwechselerkrankung (%) 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 a a b b sehr gut gut befriedigend ausreichend und mangelhaft Merkmalskomplex Milchtyp Abb. 1: Wahrscheinlichkeit einer Stoffwechselerkrankung in Abhängigkeit von der Einstufung im Milchtyp, LSMean ± SE, p < 0,01 Zusammenfassung Ausgewertet wurde hier ein sehr umfangreiches Datenmaterial, wobei nur wenige ähnliche Untersuchungen in der Literatur zu finden sind. Die Ergebnisse weisen auf gute Beziehungen zwischen der Einstufung Fundament und der Klauengesundheit einer Milchkuh hin. Auch die Euterform ist ein guter Indikator für die Eutergesundheit. Die Beckenbreite hingegen gibt keinen Aufschluss über einen möglichen schweren oder leichten Kalbeverlauf. Eine Einstufung von sehr gut im Milchtyp, also eine sehr scharfe und magere Kuh, ist eher negativ zu sehen in Bezug auf Stoffwechselstörungen. Diese Tiere haben eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Stoffwechselstörung innerhalb der Laktation und weisen eine geringere Nutzungsdauer (ROLFES und SWALVE, 2016) auf. Literatur BEAVERS, L. und VAN DOORMAL, B. (2016): Relationship of rump with fertility and calving performance. Canadian Dairy Network BERRY, D. P.; HARRIS, B. L.; WINKELMAN, A. M. und MONTGOMERIE, W. (2005): Phenotypic associations between traits other than production and longevity in New Zealand dairy cattle. J. Dairy Sci. 88: DHV (2008): Neue Gewichtung der Zuchtwerte bei Deutschen Holsteins.( Stand ) 34 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

35 MOREK-KOPEĆ, M. und ZARNECKI, A. (2012): Relationship between conformation traits and longevity in Polish Holstein Friesian cattle. Livestock Sci. 149: ROLFES, A. und SWALVE, H. H. (2016): Nutzungsdauer und Exterieur- Ergebnisse aus den ProFit-Testherden. Testherdentag 2016 der ProFit-Testherden der RinderAllianz, 14./15. Januar 2016, Pasewalk RÖMER, A. (2011): Untersuchungen zur Nutzungsdauer bei Deutschen Holstein Kühen. Züchtungskunde 83 (1): 8 20 RUDOLPHI, B. (2007): Körpermasse und Kreuzbeinhöhe post partum Beeinflussen sie Kalbeverlauf und Milchleistung? Vortrag 16. Milchrindtag Mecklenburg-Vorpommern VIT (2016): Beschreibung der Zuchtwertschätzung für Milchleistungsmerkmale, Zellzahl, Exterieurmerkmale, Nutzungsdauer und Zuchtleistungsmerkmale. ( Stand ) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

36 Einfluss von Gesundheit, Konstitution und Leistung auf die Fruchtbarkeit von Milchkühen Influence of health, constitution, and milk yield on fertility of dairy cows Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt Abstract: Fertility is one of the most important factors in dairy cow management. The aim of this study was to determine the influence of milk yield, sickness, and constitution on cow individual fertility. Therefor 189,867 lactations from 55,384 German Holstein cows were analysed with their total veterinary treatments, body condition score, backfat thickness and body weights. On a smaller data base progesterone profiles were used, additionally. High yielding cows have or need a longer service period as well as cows with diseases. However, whereas diseased cows have a negative impact on the economic result, extended lactations, due to high yielding dairy cows, affected the economic result positively. Einleitung und Zielstellung Die Fruchtbarkeit ist eines der entscheidendsten Kriterien sowohl in der Physiologie als auch in der Ökonomie der Milchkuh. Jedoch steht die Trächtigkeit als Basis einer jeden Laktation physiologisch an letzter Stelle. Erst wenn alle anderen Versorgungsbedingungen der Milchkuh erfüllt sind, ist sie für eine erneute Trächtigkeit bereit. Die Bedingungen dafür sind multifaktoriell. In den zurückliegenden Jahren hat sich die Milchleistung der Kühe in Deutschland deutlich erhöht. Genetisch besteht eine negative Korrelation zwischen Leistung und Fruchtbarkeit. Dass sich einige Fruchtbarkeitsparameter in den letzten Jahren verschlechtert haben, wäre daher nicht verwunderlich. Aber die Züchtung reagiert in Deutschland bereits seit über 10 Jahren darauf, indem der Anteil der Reproduktion am Gesamtzuchtwert zuungunsten der Milchleistung steigt. Bleibt die Frage, warum sich die Fruchtbarkeitsparameter nicht verbessern. Und hier kommt ein anderer Gedanke zum Ansatz, wenn man einen Blick auf die Ökonomie der Milchproduktion wirft. Vom früheren Slogan: Pro Kuh und Jahr ein Kalb ist man bereits abgerückt. Aber wie sieht es mit der Zwischentragezeit, dem Besamungsaufwand usw. aus, wenn Kühe über kg Milch je Laktation geben? Ist dann evtl. eine längere Rastzeit sogar sinnvoll? Material und Methoden Datengrundlage bilden die funktionalen Merkmale der Testherden aus dem Programm ProFit der RinderAllianz GmbH. Seit 2005 wurden in diesen 30 Betrieben zusätzlich zu Brunst- und Besamungsdaten sämtliche Behandlungen (sowohl durch einen Tierarzt als auch vom Stallpersonal) im Herdenmanagement dokumentiert. Es wurden nicht nur die Erstbehandlungen, sondern auch alle Folgebehandlungen mit Datum und Diagnose computergestützt erfasst. Dabei wurde ein einheitlicher Diagnoseschlüssel (Zentraler Diagnoseschlüssel Rind) hinterlegt. Die Daten aus allen Testherden wurden am Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt MV auf Plausibilitäten geprüft, zusammengeführt und mit sekundären individuellen Tierdaten wie Milchleistung, Fruchtbarkeit, Kalbe- und Abgangsdaten kombiniert. Insgesamt wurden 1,5 Millionen Behandlungen von Kühen in Laktationen der Rasse Deutsche Holstein (DH sbt.) ausgewertet. Spezielle Untersuchungen fanden in einem der Testherdenbetriebe statt. Hier wurden im Versuchszeitraum vom bis zum Milchproben von insgesamt 513 DH-Kühen zur Progesteronanalyse entnommen. Die Probenahme fand einmal wöchentlich aus dem Vorgemelk von allen Kühen der ersten bis dritten Laktation während des 15. bis 98. Laktationstages statt. Da innerhalb des Versuchszeitraumes einige Kühe auch zwei Laktationen absolvierten, beläuft sich der Stichprobenumfang auf 678 Laktationen. Die Analyse erfolgte mittels des on-farm -Gerätes eprocheck der Firma Minitüb. Parallel wurden die Milchproben mittels RIA im Labor des Leibniz-Institutes für Nutztierbiologie analysiert. Insgesamt wurden Milchproben ausgewertet. Das ist derzeit der weltweit größte Umfang solcher Analysen. 36 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

37 Ergebnisse Milchleistung und Fruchtbarkeit Genetisch sollte der nötige Vorlauf für gute Fruchtbarkeiten trotz hoher Milchleistung geschaffen worden sein. Wie sieht es mit dem Management aus? In die Ställe gelangt mehr Licht (brunststimulierend), Laufstallhaltung bietet den Kühen ein deutlicheres Ausleben der Vorbrunst, technische Hilfsmittel erleichtern die Brunsterkennung. Dennoch ist keine generelle Verbesserung der Fertilitätsleistungen zu erkennen. Nach Auswertung des LKV MV haben jedoch die Kühe in Hochleistungsbetrieben eine geringere Zwischenkalbezeit als Kühe in Betrieben mit geringer Milchleistung also das ganze Gegenteil zur genetischen Beziehung. Dies weist auf ein deutlich angepassteres Herdenmanagement, bessere Gesundheit der Kühe und/oder ein optimales Fruchtbarkeitsmanagement in den hochleistenden Betrieben hin. Insgesamt hat der Landwirt demnach viel mehr Möglichkeiten zur Optimierung der Fruchtbarkeit als der Züchter. Und das nutzt er auch. Aber innerhalb jeder Herde wird dennoch der Trend der schlechteren Fruchtbarkeitsergebnisse bei Hochleistungskühen sichtbar. Sowohl die quantitativen Fruchtbarkeitsparameter wie die Zwischenkalbezeit als auch die qualitativen wie z. B. der Besamungsaufwand erhöhen sich mit zunehmender 305-Tageleistung. Dass die 305-Tageleistung als Indikator des genetischen Leistungsniveaus eine negative Beziehung zur Fertilität hat, ist allgemein bekannt und konnte anhand dieser Untersuchungen noch einmal unterstrichen werden. Wie sieht es jedoch mit dem Leistungsniveau vor bzw. um den Besamungszeitpunkt aus? Dazu wurde die 100-Tageleistung berechnet und in Bezug zur Fruchtbarkeit gesetzt. Die Ergebnisse sind vom Verlauf her nahezu identisch (Abbildungen 1 und 2), haben aber eine noch stärkere Korrelation. Während die Beziehung zwischen der 305-Tageleistung und der Zwischenkalbezeit einen Korrelationskoeffizienten von r = 0,21 aufweist, beträgt dieser in Bezug auf die 100-Tageleistung r = 0,39. Bezogen auf den Besamungsaufwand wurden Koeffizienten von r = 0,18 bzw. r = 0,25 berechnet Zwischenkalbezeit (d) Tageleistung Milch (kg) Abb. 1: Zwischenkalbezeit in Abhängigkeit von der 100-Tage Leistung Milch je Kuh (fixe Effekte: Betrieb, Kalbejahr, Laktationsnummer) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

38 3,0 2,5 Anzahl Besamungen 2,0 1,5 1,0 0,5 0, Tageleistung Milch (kg) Abb. 2: Besamungsaufwand in Abhängigkeit von der 100-Tage Leistung Milch je Kuh (fixe Effekte: Betrieb, Kalbejahr, Laktationsnummer) Weiterhin wurde anhand von Progesteronkonzentrationsmessungen in der Milch in einem der ProFit-Testherdenbetriebe geprüft, ob die Milchleistung einer Kuh einen Einfluss auf die Prävalenz eines embryonalen Verlustes (EV) hat. Die 100-Tage-Leistung Milch stellte sich als signifikanter Einflussfaktor (p 0,05) dar, d. h. Hochleistungskühe haben tatsächlich ein höheres Risiko für Frühaborte (Abbildung 3). Kühe mit einer Milchleistung von bis kg innerhalb der ersten 100 Laktationstage verzeichneten mit 2,9 % eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit eines EV als Kühe mit einer Milchleistung von bis kg (9,6 %; p 0,05). Zwischen den Milchleistungsklassen < kg Milch und kg Milch ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, was auf den geringeren Stichprobenumfang in diesen Klassen zurückgeführt werden kann. 12,0 Wahrscheinlichkeit eines embryonalen Verlustes (%) 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 a,b a b a,b < bis < bis < Tageleistung Milch (kg) Abb. 3: Einfluss der 100-Tage-Leistung Milch auf die Wahrscheinlichkeit eines embryonalen Verlustes (p 0,05) 38 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

39 Meistens gönnt man den Hochleistungskühen die eine oder andere Besamung mehr, um sie tragend zu bekommen. Da sind auch 4 oder 7, ja sogar 12 und mehr Besamungen für besondere Kühe möglich. Damit erhöht sich nicht nur der Besamungsaufwand, sondern auch die Verzögerungszeit, die Zwischentragezeit sowie die Zwischenkalbezeit. Aber ist das negativ? Die Hochleistungskuh ist dadurch wieder tragend geworden und wird eine weitere Laktation erreichen. Wird die Lebenstagsleistung als Kriterium der Leistungsfähigkeit einer Milchkuh unterstellt, zeigt sich auch hier, dass Kühe mit einer höheren Milchleistung im Durchschnitt längere Zwischenkalbezeiten und höhere Besamungsaufwände haben (Abbildung 4). 420 Zwischenkalbezeit (d) Klassen Leistung je Lebenstag (kg/d) Abb. 4: Zwischenkalbezeit in Abhängigkeit von der Lebenstagsleistung je Kuh (fixe Effekte: Betrieb, Kalbejahr, Laktationsnummer) Wenn die Fütterung darauf eingestellt ist und Kühe mit langer Zwischentragezeit zum Laktationsende nicht verfetten, ist das sogar eine elegante Lösung, die Nutzungsdauer (Abbildung 5) zu verlängern, die Lebensleistung zu erhöhen und die Remontierungsraten zu verringern (vorausgesetzt, es wird nicht jede aufgezogene Färse in den eigenen Bestand integriert). Sicherlich erhöhen längere Zwischenkalbezeiten den ökonomischen Druck. Eine ältere und leistungsstarke Herde stünde dem aber gegenüber. Nutzungsdauer (Monate) ,7 44,1 47,3 49,8 53,0 0 <= > Zwischenkalbezeit (d) Abb. 5: Nutzungsdauer in Abhängigkeit von der Zwischenkalbezeit (fixe Effekte: Betrieb, Kalbejahr, Laktationsnummer) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

40 Gesundheit und Fruchtbarkeit Gesundheit ist eine Grundvoraussetzung für gute Fertilitätsergebnisse. Bei den im Folgenden beschriebenen Ergebnissen wurden Kühe mit bzw. ohne explizite Diagnosen in Bezug auf die Fruchtbarkeit untersucht. Dabei wurden insbesondere Erkrankungen bis zum 100. Laktationstag verifiziert. Behandlungen aufgrund von Fertilitätsstörungen erfolgen vorrangig zu Laktationsbeginn (Abbildung 6). Anzahl Behandlungen Laktationstag Abb. 6: Anzahl Behandlungen aufgrund von Fertilitätsstörungen im Laktationsverlauf (n = ) In den ersten 30 Tagen nach der Kalbung wurden 42 % aller Fertilitätsbehandlungen je Laktation durchgeführt. In diesem Zeitraum wurden vor allem Endometritiden und Nachgeburtsverhaltungen diagnostiziert. Der Verlauf der Grafik macht jedoch sehr deutlich, dass sich die in der internationalen Literatur beschriebenen kritischen 30 Tage p. p. insbesondere auf die ersten 7 Laktationstage reduzieren lassen. Dies ist die Hauptrisikophase. In der ersten Woche nach der Kalbung erfolgen durchschnittlich 20 % aller Behandlungen aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen. Die Hälfte aller Behandlungen innerhalb der ersten 30 Tage werden bereits in den ersten 7 Tagen p. p. durchgeführt. Endometritiden treten am häufigsten zwischen dem 18. und 32. Laktationstag auf, mit einem Behandlungspeak am 24. Tag p. p. (Abbildung 7). Anzahl Behandlungen Laktationstag Abb. 7: Anzahl Behandlungen von Endometritiden im Laktationsverlauf (n = ) 40 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

41 Gebärmutterentzündungen verlängern nach den vorliegenden Ergebnissen die Zwischentragezeit im Durchschnitt um knapp 2 Zyklen (156 vs. 118 Tage). Die Pregnancyrate (= Brunstnutzungsrate Anteil tragender Kühe aus Erstbesamung/100) verringert sich um 12 %-Punkte (5 % vs. 17 %). Während die Hälfte der gesunden Kühe von den insgesamt ausgewerteten Laktationen am 100. Tag p. p. bereits wieder tragend war, waren zu diesem Zeitpunkt noch 80 % der Kühe mit Endometritis nicht tragend. Dies ist nicht verwunderlich, denn nach unseren Untersuchungen zur lutealen Aktivität beginnt der Zyklus von Kühen mit Endometritis (EM) signifikant später im Vergleich zu Kühen ohne EM (Abbildung 8). 41 Beginn des Zyklusgeschehens in Tagen p. p a nein b ja Behandlung aufgrund von Endometritis Abb. 8: Beginn der lutealen Aktivität p. p. in Abhängigkeit von einer Endometritiserkrankung (p 0,05) Aber nicht nur Fertilitätsstörungen, auch Klauenerkrankungen, Stoffwechselstörungen oder Euterentzündungen wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Klauenerkrankungen weisen ebenfalls zu Laktationsbeginn die höchsten Prävalenzen auf. Zwar ist die Anzahl der Befunde um die Rastzeit am geringsten, das bedeutet aber nicht, dass Klauenläsionen kaum einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben. Klauenkranke Kühe weisen im Durchschnitt eine um 10 Tage verlängerte Zwischenkalbezeit im Vergleich zu klauengesunden Kühen auf (Abbildung 9). Die Klauenbefunde wurden nicht nur von den tierärztlichen und betriebsinternen Behandlungen erfasst, sondern auch im Zuge der Klauenpflegeschnitte. klauenkrank gesund Tage Rastzeit Verzögerungszeit Zwischenkalbezeit Abb. 9: Fruchtbarkeitsparameter von Kühen mit und ohne Klauenerkrankung Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

42 Besamungsaufwand und Besamungsindex von Kühen mit Klauenläsionen waren zwar erhöht, die Differenzen zu klauengesunden Kühen konnten aber nicht statistisch gesichert werden. Die Differenziertheit der Einzeldiagnosen bei Klauenläsionen macht sich hier besonders stark bemerkbar. So ist die Zwischenkalbezeit z. B. bei Kühen mit Klauenrehe sogar um 22 Tage verlängert. Dagegen wirkte sich Limax kaum auf die Fruchtbarkeit aus. Die häufigste Diagnose bei den Klauenläsionen waren Sohlengeschwüre (38 % aller Befunde). Wir wollten wissen, ob ein oder zwei Behandlungen je Kuh möglicherweise unbedeutend sind in Bezug auf die Fruchtbarkeit und wenn ja, ab wann mit Einbußen zu rechnen ist. Am Beispiel der Klauenbefunde wurde die Zwischentragezeit (ZTZ) in Beziehung zur Behandlungshäufigkeit gesetzt. Das Ergebnis ist frappierend. Obwohl wie erwartet jede weitere Therapienotwendigkeit (als Index für den Schweregrad) die ZTZ verlängert, ist die Zwischentragezeit bereits bei nur einer geringfügigen Erkrankung (1 Behandlung) um durchschnittlich 12 Tage erhöht (Abbildung 10). Ab 10 Behandlungen beträgt die Differenz 42 Tage. Zwischentragezeit (Tage) Anzahl Klauenbehandlungen je Kuh und Laktation Abb. 10: Zwischentragezeit nach Häufigkeit der Klauenbehandlungen je Kuh und Laktation Besonderes Augenmerk gilt hierbei den Jungkühen. Sie reagieren auf Klauenläsionen noch viel sensibler als Altkühe (Abbildung 11). Da bei Jungkühen die häufigste Diagnose Dermatitis Digitalis (Mortellaro'sche Krankheit) ist, muss hier unbedingt Prophylaxe betrieben werden. Dazu gehört auch eine Klauenpflege bereits vor der ersten Kalbung. Kühe, die als Jungrind eine Pediküre erfahren durften, wiesen in der 1. Laktation deutlich weniger Klauenläsionen auf (24 % vs. 41 %) Rastzeit (Tage) gesund >=3. DD Laktation Abb. 11: Einfluss von Dermatitis Digitalis (DD) auf die Rastzeit in Abhängigkeit von der Laktationsnummer 42 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

43 Kondition und Fruchtbarkeit Die Kondition zur Kalbung ist nicht nur für die Fruchtbarkeit von entscheidender Bedeutung, sondern wirkt sich primär auf den Kalbeverlauf und die Negative Energiebilanz aus. Dies ist einer der entscheidendsten Einflussfaktoren auf die Fruchtbarkeit von Kühen. Über einen Zeitraum von 6 Jahren wurde die tägliche Körpermasseentwicklung von Kühen einer 430er-Milchviehanlage in den ersten 7 Tagen nach der Kalbung ausgewertet. Dabei wurden nur vollständige Merkmalsbesetzungen integriert. Die Untersuchungen ergaben, dass Milchkühe durchschnittlich 35 kg Körpermasse innerhalb der ersten Woche p. p. mobilisieren. Die Variabilität zwischen den Einzeltieren ist jedoch enorm. Einige Kühe nehmen von Anfang an an Gewicht zu. Dies sind nicht nur Jungkühe. In jeder Laktation gibt es etwa 10 % der Tiere, die vom ersten Tag an Körpermasse aufbauen. Die Untersuchungen ergaben, dass Körpermasseverluste von 5 kg, 15 kg oder 25 kg innerhalb der 1. Laktationswoche keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Gesundheit der Tiere (Rasse DH sbt.) haben. Dies ist also alles physiologisch normal. Geht der Körpermasseverlust aber über 25 kg hinaus, erhöht sich die Zwischentragezeit signifikant (Abbildung 12). Bei Kühen, die mehr als 40 kg innerhalb einer Woche abnehmen, ist die Rastzeit um 10 Tage, die ZTZ sogar um 24 Tage verlängert. Um diesen Parameter auch auf besonders große oder kleine Kühe anwenden zu können, wurde die relative Körpermasseabnahme berechnet. Ab einem Verlust von 5 % des Gewichtes gleich nach der Kalbung ist Vorsicht geboten. Zwischentragezeit (d) ab 5-5 % der Körpermasse > > <= Körpermasseabnahme (kg) in der 1. Laktationswoche Abb. 12: Zwischentragezeit in Abhängigkeit von der Körpermasseabnahme p. p. (fixe Effekte: Jahr, Laktation, Kalbeverlauf, Erstbesamungsalter, Milchmenge-Laktationsleistung) Des Weiteren konnte anhand von Progesteronkonzentrationsmessungen in der Milch nachgewiesen werden, dass die Körpermasseentwicklung p. p. ebenfalls Auswirkungen auf den Zyklusbeginn einer Kuh hat. Die Abnahme der Rückenfettdicke (RFD) von der 1. zur 2. Milchkontrolle (MLP) zeigte einen signifikanten Einfluss auf den Beginn der lutealen Aktivität (Abbildung 13). Kühe, die im Zeitraum von der 1. MLP zur 2. MLP deutlich an Rückenfett ( 7 mm) abnahmen, verzeichneten durchschnittlich 1,1 Wochen später die erste luteale Aktivität im Vergleich zu Kühen, die an Rückenfett ( 0 mm) zunahmen (6,1 Wochen zu 4,9 Wochen). Kühe, die eine geringe RFD-Abnahme (> 7 mm bis < 0 mm) aufwiesen, unterschieden sich nicht signifikant zu den anderen Klassen. Von der Höhe der Milchleistung hing die Körpermasseabnahme aber nicht ab. Jedoch ist das Ausgangsgewicht der Kuh von entscheidender Bedeutung. Je schwerer eine Milchkuh (nach der Kalbung) ist, umso größer ist ihr Gewichtsverlust. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

44 Beginn lutealer Aktivität in Wochen post partum a a,b b 7-7 > -7 7 bis < 0 0 RFD-Veränderung von 1. MLP zu 2. MLP (mm) Abb. 13: Einfluss der Rückenfettdickenveränderung von 1. MLP zur 2. MLP auf den Zyklusbeginn einer Kuh (p 0,01) Zusammenfassung und Schlussfolgerungen In der vorliegenden Studie wurden die Testherden des ProFit Projektes der RinderAllianz GmbH im Hinblick auf die Fruchtbarkeit der Kühe untersucht. Da es sich bei diesen Betrieben im bundesweiten Vergleich um hochleistende Herden handelt, die größtenteils in modernen Ställen mit hohem Kuhkomfort gehalten werden, wurde spezielles Augenmerk auf mögliche tierindividuelle Einflussfaktoren auf die Fertilität der Kühe gelegt. Die Datengrundlage bilden Kühe und Laktationen der Rasse Deutsche Holstein (sbt.) aus den Jahren 2005 bis Spezielle Analysen wurden teilweise in Einzelbetrieben durchgeführt. Die Berechnungen erfolgten mit dem Programm SAS 9.2. Mit einem gemischten linearen Modell wurden die Varianzkomponenten geschätzt. Für die Signifikanzprüfung kam der Tukey-Kramer-Test zum Ansatz, wobei eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 unterstellt wurde. Wie erwartet erhöhen sich die Zwischenkalbeund Zwischentragezeit wie auch der Besamungsaufwand sowohl mit steigender 305- als auch 100-Tageleistung signifikant. Der Einfluss des Managements stellte sich jedoch als wesentlich höher dar. So haben Betriebe mit einem hohen Leistungsniveau überwiegend bessere Fruchtbarkeitsergebnisse als Betriebe mit geringeren Leistungen. Ein gutes Fruchtbarkeitsmanagement, optimale Haltungsbedingungen und eine ausgewogene wiederkäuergerechte Fütterung sind Grundvoraussetzung für gute Fruchtbarkeitsergebnisse. Sie haben eine größere Wirkung als das Leistungsniveau der Kühe. Innerhalb jeder Herde wiesen jedoch die Kühe mit der höchsten Leistung längere Zwischenkalbezeiten und einen höheren Besamungsaufwand auf. Hier muss allerdings auch berücksichtigt werden, dass diese Kühe oftmals aufgrund ihrer Leistung gesondert behandelt werden. Weiterhin konnte in einer der Testherden nachgewiesen werden, dass Kühe mit hohen Milchleistungen eine höhere Wahrscheinlichkeit eines embryonalen Verlustes aufweisen, wenn für alle Tiere eine Freiweillige Wartezeit von 42 Tagen angesetzt wird. Es zeigte sich auch, dass Kühe mit einer hohen Lebenstagseffizienz signifikant längere Zwischentragezeiten aufweisen, woraus sich die Hypothese ergab, dass längere Freiwillige Wartezeiten bei hochleistenden Kühen ökonomisch nicht unbedingt negativ sein müssen. Jeder Landwirt sollte tierindividuell die Freiwilligen Wartezeiten festlegen. Dabei sollten die Milchleistung und die Konstitution ausschlaggebend sein. 44 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

45 Erkrankungen wirken sich hingegen in jedem Fall negativ auf die Fruchtbarkeit aus. So verlängert bereits eine Klauenerkrankung die Zwischentragezeit um durchschnittlich 12 Tage. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den speziellen Diagnosen. Von allen Kühen, die an einer Gebärmutterentzündung erkrankten, sind am 100. Laktationstag 80 % noch nicht wieder tragend, bei Kühen mit Zyklusstörungen sind es sogar 90 %. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits die Hälfte aller Kühe tragend, die keine Fruchtbarkeitsstörungen erlitten. Erkrankungen treten hauptsächlich in den ersten Tagen der Laktation auf. Sie zu vermeiden bzw. früh zu erkennen, sofort zu behandeln und deren Ursachen nachzugehen, ist einer der größten Effekte auf die Fruchtbarkeitsleistung der Herde. Tägliche Tierbeobachtung, Temperaturmessungen sowie die Nutzung elektronischer Daten sind dafür die besten Hilfsmittel. Dass Kühe nach der Kalbung abnehmen, ist größtenteils normal. Verlieren sie aber mehr als 25 kg bzw. über 5 % der Körpermasse p. p., ist das Erkrankungsrisiko um fast das Doppelte erhöht. Damit verbunden sind schlechte Fruchtbarkeitsergebnisse. Dies betrifft insbesondere die Kühe, die bereits zu fett zur Abkalbung kommen. Darüber hinaus zeigte sich, dass mit steigender ZKZ die Lebenstagsleistung und die Nutzungsdauer erhöht werden können. Insgesamt wird deutlich, dass die Fruchtbarkeit in hochleistenden Herden durchaus positiv beeinflusst werden kann. Es bedarf in erster Linie optimaler Haltungsbedingungen und einer guten Gesundheit der Kühe. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

46 Je Kuh und Jahr ein Kalb Ist das noch ökonomisch und aus Sicht des Tierwohls sinnvoll? A calf per cow and year Is that still economical and sensible from an animal welfare point of view? Jana Harms, Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt Abstract: The intermediate calving period has been a parameter for assessing the fertility of our dairy herds. With increasing performance levels but stagnating productive life, the question must be asked whether a calving interval of one year, regardless of the level of performance of the individual animal is still up-to-date. This issue is not only economic, but also of interest from the animal welfare point of view. Fruchtbarkeitsmanagement neue Strategien sind zu entwickeln Die Fruchtbarkeit oder auch Unfruchtbarkeit der modernen Milchkühe steht nach wie vor zur Diskussion. Untersuchungen vieler Ökonomen beziffern Verluste bis zu drei Euro je Tag verlängerter Zwischenkalbezeit. Eine gesunde und fruchtbare Kuh sollte jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Ist diese Zielstellung für unsere Hochleistungskühe noch aktuell? RUDOLPHI (2011) wies nach, dass Kühe mit längeren Zwischenkalbezeiten bessere Persistenzen und damit eine höhere 305-Tageleistung erreichten als Kühe mit kurzen Zwischenkalbezeiten. Sie schlussfolgerte aus den Ergebnissen, dass jeder Betrieb entsprechend seiner Zielstellung und seinen Möglichkeiten Fruchtbarkeitsstrategien entwickeln sollte und diese Strategien nicht nur aus physiologischer Sicht, sondern auch ökonomisch zu begründen sind. Zwischenkalbezeit beeinflusst Lebenstagsleistung Untersuchungen an einem sehr umfangreichen Datenmaterial von Testherden der RinderAllianz GmbH konnten die These betriebswirtschaftlich stützen. In die Berechnung wurden bereits abgegangene Kühe mit wenigstens drei Kalbungen einbezogen. Grundlage der monetären Bewertung bildeten die Ergebnisse der Betriebszweigauswertungen von Referenzbetrieben der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV). Die Tiere der genannten Stichprobe wurden in Klassen der Zwischenkalbezeit eingeteilt. Für diese Klassen wurden die Mittelwerte der Lebensleistung, Nutzungsdauer, Leistung je Lebenstag sowie die Anzahl Totgeburten und der Besamungsindex berechnet. Es konnte nachgewiesen werden, dass mit steigender Zwischenkalbezeit sowohl die Lebensleistung als auch die Nutzungsdauer in dieser Stichprobe signifikant höher waren. Kühe, die innerhalb von 341 bis 370 Tagen kalbten, gaben innerhalb von 42 Monaten Nutzungsdauer kg Milch. Rund kg mehr Milch und eine um 9 Monate längere Nutzungsdauer wiesen Kühe auf, die ein höheres Kalbeintervall aufwiesen (Abbildung 1). Das wirkte sich letztendlich auch auf die Lebensproduktivität aus: Kühe mit einer Zwischenkalbezeit zwischen 341 und 370 Tagen erzeugten je Lebenstag 15,0 kg Milch, Tiere mit einer längeren Pause hingegen 16,7 kg Milch. Das Leistungsniveau bezogen auf den Melktag ist innerhalb der Zwischenkalbezeitklassen mit 27 bis knapp 29 kg Milch relativ ausgeglichen. Das heißt, dass in diesem Datenmaterial Tiere mit einer annähernd gleich hohen genetischen Leistungsfähigkeit miteinander verglichen wurden. Damit ist eine ökonomische Wertung möglich, denn grundsätzlich können nur Tiere miteinander verglichen werden, die ein ähnliches Leistungsniveau aufweisen. 46 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

47 Lebensleistung (kg/kuh) Nutzungsdauer (Monate/Kuh) d Klassen Zwischenkalbezeit (Tage) 0 Abb. 1: Nutzungsdauer und Lebensleistung in Abhängigkeit von der Klasse Zwischenkalbezeit Längere Ruhephasen vor der Wiederträchtigkeit verbessern das Einkommen Jede Kalbung birgt für die Kuh Gefahren. Angefangen von einer möglichen Schwer- oder auch Totgeburt, über eine hohe Stoffwechselbelastung im ansteigenden Teil zu Beginn einer jeden Laktation. Außerdem wird bei geringen Zwischenkalbezeiten das genetisch vorhandene Leistungspotenzial nicht ausgeschöpft, da viele Kühe zum Zeitpunkt des Trockenstellens noch mehr als 25 kg Milch pro Tag produzieren. Die ökonomische Bewertung der Leistungen und Kosten von Tieren mit unterschiedlichen Zwischenkalbezeiten zeigte, dass mit einer längeren Ruhephase für die Kühe der Gewinn verbessert werden kann (Abbildung 2). DB je Stallplatz (Euro im Jahr) d Klassen Zwischenkalbezeit (Tage) Abb. 2: Deckungsbeiträge (DB) in je Stallplatz in Abhängigkeit der Klassen Zwischenkalbezeit Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

48 Grundlage höherer Deckungsbeiträge sind die steigenden Lebenstagsleistungen, die in der Klasse 431 bis 460 Tage Zwischenkalbezeit mit 16,7 kg den besten Wert erreichen. Mit jedem Tag verlängerter Zwischenkalbezeit erreichten die Kühe eine um drei Tage längere Nutzungsdauer und eine um 0,02 kg Milch bessere Lebenstagsleistung. Auffallend ist der ökonomische Nachteil der Tiere mit weniger als 340 Tagen Zwischenkalbezeit. Das sind Kühe, die nach der Freiwilligen Wartezeit praktisch ohne Komplikationen wieder tragend wurden. Deutliche Brunstanzeichen waren wohl kennzeichnend. Diese unkomplizierten Kühe sind eigentlich gewünscht. Das ständige Beobachten fällt weg, Arbeitszeit und Geld wird scheinbar eingespart. Alles Vorteile, die für eine wiederkehrende Kalbung innerhalb eines Jahres sprechen. Die Ergebnisse aus den Testherden zeigen aber, dass diese Tiere weitaus weniger lange genutzt werden konnten als Tiere mit längeren Zwischenkalbezeiten. Die Lebenstagsleistung betrug für diese Klasse nur 13,6 kg Milch. Eine längere Freiwillige Wartezeit verhindert, dass Kühe mit sehr hohem Leistungspotenzial, und dieses Potenzial ist bei der Rasse Deutsche Holstein definitiv vorhanden, vorzeitig ausgepowert werden. Für längere Ruhepausen zwischen den Laktationen spricht aber auch, dass die stoffwechselphysiologisch unkompliziertere Zeit mehr genutzt und ein natürlicheres Trockenstellen begünstigt wird. Auf Höchstleistungen müssen längere Erholungsphasen folgen Bei dem gegenwärtigen Leistungsniveau gut gemanagter Herden beeinflussen die Leistungsfähigkeit und Nutzungsdauer die Wirtschaftlichkeit einer Herde viel stärker als die Zwischenkalbezeit oder die Anzahl zu vermarktender Kälber und der Besamungsaufwand. Denn beide letztgenannten Kennzahlen stiegen mit zunehmender Zwischenkalbezeit. Die Frage ist, ob es ein ökonomisch begründetes Optimum für die Zwischenkalbezeit in Abhängigkeit von der Leistungsfähigkeit des jeweiligen Bestandes gibt. Für die Beantwortung dieser Frage wurde das Datenmaterial nicht nur in Klassen der Zwischenkalbezeit eingeteilt, sondern auch in Klassen der 305-Tageleistung. Auch hier wurden wieder die Mittelwerte für die Lebensleistung, die Nutzungsdauer, die Anzahl Totgeburten und den Besamungsindex als Grundlage für die betriebswirtschaftlichen Berechnungen ermittelt. Die Trockenstehzeit ging in alle Klassen mit einem festen Wert von 56 Tagen ein. In den Leistungsbereichen der 305-Tageleistung bis kg ist der wirtschaftliche Erfolg am höchsten, wenn die Kühe in einem Zeitraum von 341 bis 370 Tagen kalben. Kühe mit einer Leistung bis kg sollten ein bis maximal zwei Zyklen länger ausruhen, denn diese zeigten mit 572 je Stallplatz den höchsten Deckungsbeitrag in einem Kalbeintervall von 371 bis 400 Tage (Tabelle 1). Einen deutlichen finanziellen Vorteil haben Kühe, die bis zu kg Milch erreichen, wenn sie erst nach 400 bis 430 Tagen in die nächste Laktation gehen. Diese ökonomischen Ergebnisse zeigen, dass eine Kuh, die eine um kg höhere 305-Tageleistung erreicht als der Durchschnitt des Bestandes, mit ein bis maximal zwei Zyklen längerer Freiwilliger Wartezeit rentabler ist als ihre Stallgefährtinnen. Das bedeutet, dass die Kühe im Fruchtbarkeitsmanagement individueller betreut werden sollten. Da zu Beginn der Laktation die 305-Tageleistung oder gar die Lebenstagsleistung unbekannt sind, muss die Einsatzleistung der gesunden Kuh als Entscheidungshilfe für das Kuhspezifische Fruchtbarkeitsmanagement genutzt werden. Die untersuchte Stichprobe zeigte, dass Kühe mit einer 305-Tageleistung von bis kg bzw. 14 bis 16 kg Milch je Lebenstag Einsatzleistungen von 34,5 kg Milch je Tag aufwiesen. Setzen Kühe mit mehr als 34,5 kg je Melktag in diesem Herdenniveau ein, sollte darüber nachgedacht werden, diesen Tieren bis zu zwei Zyklen mehr Ruhe zwischen den Kalbungen zu gönnen, weil sie die Chance erhalten, länger zu leben, leistungsfähiger und effizienter zu sein. Dabei ist der Parameter Einsatzleistung immer in Zusammenhang mit dem Laktationstag der ersten Milchkontrolle als auch mit der Laktationsnummer zu betrachten, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Tab. 1: Deckungsbeiträge in Abhängigkeit von der Klasse Zwischenkalbezeit und der 305-Tageleistung ( /Stallplatz) Klassen 305-Tageleistung (kg) Klassen Zwischenkalbezeit (Tage) 340 > > > > > 460 < > > > Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

49 Zusammenfassung Es konnte an Hand eines umfangreichen Datenmaterials nachgewiesen werden, dass längere Zwischenkalbezeiten nicht unrentabel sein müssen. Im Gegenteil. Je nach Leistungsfähigkeit der Einzelkuh gibt es ein betriebswirtschaftliches Optimum für die Zwischenkalbezeit. Kühe mit einer 305-Tageleistung unter kg sind am rentabelsten, wenn sie jedes Jahr ein Kalb bekommen. In dem Leistungsbereich bis kg sorgt eine längere Pause von maximal zwei Zyklen für ein längeres Leben und höhere Gewinne für den Landwirt. Kühen mit noch höheren Laktationsleistungen sollten zwei Zyklen längere Ruhepausen gegönnt werden, bevor sie zum ersten Mal nach der Kalbung wieder besamt werden. Hinweise zur Einordnung der Kühe in die jeweiligen Leistungsbereiche liefern die Ergebnisse zur ersten Milchkontrolle. Eine längere Freiwillige Wartezeit bedeutet jedoch nicht, die Hochleistungskuh unbeobachtet zu lassen. Eine lückenlose Dokumentation aller Brunsten, auch wenn sie nicht genutzt werden, ist besonders bei Hochleistungskühen wichtig, um optimale Besamungsergebnisse nach der längeren Freiwilligen Wartezeit zu erzielen. Literatur RUDOLPHI, B. (2011): Stark bis ins Alter Hochleistung und lange Nutzung sind kein Widerspruch. Neue Landwirtschaft, 5/2011, Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH, München, Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

50 Welche Faktoren beeinflussen das Geburtsgewicht? Which factors have an influence on birth weight? Julia Johannssen, Dr. Anke Römer Abstract: Birth weight of calves is not only affected by sex and genetics. Other significant influencing factors are the gestation period, the season in which the calf was born and mother's lactation number. Birth weight also has a highly significant impact on the weight at 80 th and 450 th day of life. However, the influence of gain in the rearing period on weights is much higher. Einleitung Vom Geburtsgewicht hängt Vieles ab. Insbesondere das Risiko von Schwergeburten steigt mit zunehmenden Körpermaßen der Kälber an. Der Start ins Leben für diese schwergeborenen Kälber ist oft schwieriger und durch eine geringere Vitalität geprägt. Aber auch sehr leichte Kälber haben Probleme. Oft handelt es sich um Frühgeburten oder Mehrlingsträchtigkeiten. Doch welche Einflussfaktoren wirken auf das Geburtsgewicht? Aus der Literatur ist bekannt, dass die Genetik ein großer Einflussfaktor ist. Die geschätzte direkte Heritabilität für das Geburtsgewicht beträgt 0,63 (STAMER et al., 2004). Welche weiteren Parameter auf das Geburtsgewicht wirken und wie das Geburtsgewicht auf die weitere Gewichtsentwicklung der Kälber wirkt, wurde am Institut für Tierproduktion der LFA MV mittels langjähriger Praxisuntersuchungen ausgewertet. Material und Methode Im Rahmen des Testherdenprojektes der RinderAllianz dokumentieren 30 Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern seit 2005 erweiterte funktionale Merkmale digital. Dazu gehören u. a. Besamungsdatum, Kalbedatum, Geschlecht, Geburtsgewicht, Kalbeverlauf, Mehrlingskennzahl, Gewicht zum 80. Lebenstag und zum 450. Lebenstag. In die Auswertungen konnten Kälber überwiegend der Rasse DH aus dem Zeitraum Oktober 2005 bis Juni 2017 einbezogen werden. Alle Kälber wurden direkt nach der Geburt gewogen und der Kalbeverlauf dokumentiert. Aufbereitet und ausgewertet wurden die Daten mit dem Statistikprogramm SAS, Varianzanalysen und Tukey-Kramer-Tests mit der GLM-Prozedur. Ergebnisse und Diskussion Die Geburtsgewichte der Kälber sind normalverteilt und das durchschnittliche Geburtsgewicht von 42,6 kg liegt über dem angegebenen Normbereich von 42,0 kg (RUDOLPHI, 2004). Die zwei Peaks bei 40 kg gefolgt von 42 kg lassen Rundungsangaben vermuten (Abbildung 1). Die Daten teilen sich in weibliche und männliche Kälber, wobei die weiblichen Kälber ein durchschnittliches Geburtsgewicht von 41,0 kg und die männlichen Kälber ein durchschnittliches Geburtsgewicht von 44,0 kg aufwiesen. Auch die Trächtigkeitsdauer unterscheidet sich bei den Geschlechtern. Bullenkälber haben im Durchschnitt eine längere Tragezeit mit 279 Tagen im Vergleich zu Kuhkälbern mit 278 Tagen. Insbesondere im letzten Trächtigkeitsmonat wächst der Fötus enorm. Jedoch macht 1 Tag nicht 3 kg Unterschied im Geburtsgewicht aus. Die männlichen Kälber haben eine andere Körperkonstitution als die weiblichen. 50 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

51 Mittelwert: 42,6 kg Anzahl Kälber Geburtsgewicht (kg) Abb. 1: Häufigkeitsverteilung der Geburtsgewichte der Kälber (n = ) Um die Geburtsgewichte mittels Varianzanalyse auswerten zu können, wurden sie in Klassen unterteilt. Abbildung 2 zeigt die Abhängigkeit des Geburtsgewichtes von der Trächtigkeitsdauer an weiblichen Kälbern. Als fixe Faktoren wurden für die Varianzanalyse das Geburtsjahr, die Geburtssaison, der Vater, der Betrieb, die Laktationsnummer der Mutter und die Mehrlingskennzahl angenommen. Die große Spanne an Geburtsgewichten wird hier deutlich. 284 Trächtigkeitsdauer (Tage) <35< Geburtsgewichtsklassen (kg) Abb. 2: Einfluss der Trächtigkeitsdauer auf das Geburtsgewicht weiblicher Kälber (LSMean; n = ) Ein weiterer signifikanter Einflussfaktor auf das Geburtsgewicht ist die Jahreszeit, in der das Kalb geboren wurde. Als fixe Faktoren wurden hier das Geschlecht, das Geburtsjahr, der Vater, der Betrieb, die Laktationsnummer der Mutter, die Trächtigkeitsdauer und die Mehrlingskennzahl angenommen. Allein der Einfluss der Saison macht einen Unterschied von 0,6 kg Geburtsgewicht aus. Im Sommer waren die Kälber mit 42,1 kg am leichtesten. Winterkälber brachten hingegen durchschnittlich 42,7 kg auf die Waage (Abbildung 3). Dass die im Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

52 Sommer geborenen Kälber geringere Geburtsgewichte aufweisen, kann am Hitzestress der Mutter liegen. Die hohen Umgebungstemperaturen führen zu einer verminderten Durchblutung der Plazenta und einer reduzierten Sauerstoffversorgung des Fötus (DE RENSIS und SCARAMUZZI, 2003). Geburtsgewicht (kg) 42,8 42,7 42,6 42,5 42,4 42,3 42,2 42,1 42,0 41,9 41,8 Frühling Sommer Herbst Winter Jahreszeit Abb. 3: Saisonaler Einfluss auf das Geburtsgewicht der Kälber (n= ) Ein weiterer Effekt, welcher einen signifikanten Einfluss auf das Geburtsgewicht hat, war die Laktationsnummer der Mutter. Als fixe Faktoren wurden das Geschlecht, das Geburtsjahr, die Geburtssaison, der Vater, die Rasse, der Betrieb, die Trächtigkeitsdauer und die Mehrlingskennzahl angenommen. Das Geburtsgewicht der Kälber steigt von im Schnitt 39,5 kg bei Erstkalbinnen auf über 42,0 kg bei pluriparen Kühen an. Kühe sind erst mit der dritten Laktation vollständig ausgewachsen und gebären vorher auch kleinere Kälber. Ab der dritten Laktation stagniert das Geburtsgewicht (Abbildung 4) Geburtsgewicht (kg) Laktationsnummer der Mutter Abb. 4: Einfluss der Laktationsnummer der Mutter auf das Geburtsgewicht ihres Kalbes (LSMean) 52 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

53 Kälber, die mit einem geringeren Geburtsgewicht geboren wurden, sind auch mit dem Absetzen und zur Besamung noch leichter als Kälber, die mit einem schweren Gewicht geboren wurden. Der Gewichtsunterschied der niedrigsten und höchsten Geburtsgewichtsklasse liegt am 80. Tag bei 13 kg und am 450. Lebenstag bei 30 kg (Abbildung 5). Demnach können Kälber mit einem geringeren Geburtsgewicht den Unterschied zu den schweren Tieren nicht kompensieren. Gewicht mit 80 Tagen (kg) < kg Abb. 5: Einfluss des Geburtsgewichtes auf das Gewicht am 80. und am 450. Lebenstag (n = ) 50 Gewicht am 450. Tag (kg) < Geburtsgewichtsklassen (kg) +30 kg Entscheidender sind hier jedoch die täglichen Lebendmassezunahmen innerhalb der ersten Lebenswochen. Als fixer Faktor wurde für diese Berechnungen zusätzlich das Geburtsgewicht angenommen. Abbildung 6 zeigt das Gewicht am 80. Lebenstag in Abhängigkeit von den Lebenstagszunahmen. Umso höher die Zunahmen sind, desto höher ist auch das Gewicht zum 80. Lebenstag. Der Unterschied zwischen den Tieren mit den niedrigsten und höchsten Zunahmen liegt bei einer Gewichtsdifferenz von 65 kg zum 80. Lebenstag. Über die Zunahmen kann der Landwirt Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Kälber nehmen. Gewicht mit 80 Tagen (kg) Zunahmen Tag 0 80 (g/tag) +65 kg Abb. 6: Einfluss der Zunahmen auf das Gewicht am 80. Lebenstag (LSMean; n = ) Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

54 Fazit Ob ein Kalb mit schwerem oder leichtem Geburtsgewicht zur Welt kommt, liegt also nicht nur an der Genetik und am Geschlecht. Weitere signifikante Einflussfaktoren sind die Trächtigkeitsdauer, die Jahreszeit, in der das Kalb geboren wird und die Laktationsnummer der Mutter. Das Geburtsgewicht selbst hat einen hoch signifikanten Einfluss auf das Gewicht zum Absetzen und zur Besamung. Weitaus größer ist jedoch der Einfluss der Lebenstagszunahmen in der Aufzuchtperiode auf das Gewicht zum Absetzen. Literatur DE RENSIS, F. und SCARAMUZZI, R. F. (2003): Heat stress and seasonal effects on reproduction in the dairy cow a review. Theriogenology 60: RUDOLPHI, B. (2004): Normwerte für die Gewichtsentwicklung weiblicher Kälber und Jungrinder. ( Stand ) STAMER, E.; HAFEZ, S.; JUNGE, W. und KALM, E. (2004): Genetische Parameter für das Geburts- und Absetzgewicht von schwarzbunten weiblichen Kälbern. Züchtungskunde 76: Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

55 Auswirkungen einer optimalen Kälberaufzucht auf die spätere Milchleistung und Nutzungsdauer Effects of optimal calf rearing on the subsequent milk yield and productive life Julia Johannssen, Dr. Anke Römer Abstract: Practical examinations on 243,404 calves from the test herds of Mecklenburg-Vorpommern showed the large influence of calf rearing on future milk yield and productive life of dairy cows. Intensive calf rearing with ad libitum milk feeding leads to a higher milk yield and longer productive life. Growth of young animals should be checked regularly by weighing. Einleitung Die Kälberaufzucht und insbesondere die Versorgung in den ersten Lebenswochen bestimmen die täglichen Zunahmen und legen damit einen Grundstein für die spätere Leistung des Tieres in der Laktation und die Nutzungsdauer. Die Gesundheit und Nutzungsdauer von Milchkühen sind nicht nur für die Effizienz der Milchproduktion, sondern insbesondere für das Tierwohl von wesentlicher Bedeutung. Langjährige Praxisuntersuchungen zeigen die Auswirkungen einer optimalen Kälberaufzucht auf die spätere Produktivität der Milchkühe. Die Körpermasse ist dabei ein guter Parameter, die Aufzuchtqualität zu bewerten. Material und Methode Im Rahmen des Testherdenprojektes der RinderAllianz dokumentieren 30 Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern neben dem Geburtsgewicht, dem Kalbeverlauf und Lebendmassedaten von Jungrindern auch alle Behandlungen an Milchkühen nach einem einheitlichen Diagnoseschlüssel. Gesundheit und Langlebigkeit der Milchkühe haben sich in diesen Herden stärker verbessert als im Durchschnitt aller Betriebe in MV. Der Ansatz dafür sollte bereits in der Kälberaufzucht gelegt werden. Um diesen Aspekt näher zu untersuchen, wurden Kälber aus den Geburtsjahren 2005 bis 2017 analysiert. Alle Kälber wurden direkt nach der Geburt gewogen und der Kalbeverlauf dokumentiert. Ferner lagen das Erstkalbealter, das interpolierte Gewicht am 450. Lebenstag, die Anzahl Behandlungen in der 1. Laktation, Fruchtbarkeitsparameter sowie Milchleistung, Nutzungsdauer und Abgangsursachen vor. Von 9 Testherden mit Kälbern konnte zusätzlich das interpolierte Gewicht am 80. Lebenstag einbezogen werden. Ausgewertet wurden die Daten mit dem Statistikprogramm SAS und die Varianzanalysen mit der GLM-Prozedur am Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern. Ergebnisse und Diskussion Mehrfaktorielle Varianzanalysen unter Einbeziehung aller signifikanten Einflussfaktoren ergaben einen starken Einfluss des Geburtsgewichtes in Kombination mit dem Geburtsverlauf, dem Herdenmanagement, dem Jahr-Saison-Effekt sowie der Laktationsnummer der Mutter auf die Leistung und Vitalität dieser Tiere als spätere Milchkuh. Ein weiterer hoch signifikanter Einflussfaktor sind die Zunahmen bis zum 80. Lebenstag (Abbildung 1). Kälber, die in diesen ersten Tagen ihres Lebens nur bis zu 600 g/tag zulegten, erreichten im Schnitt kg Milch in der ersten Laktation. Mit höheren Zunahmen stieg auch die Milchleistung an. Bei einer täglichen Zunahme von über g in den ersten 80 Lebenstagen erreichten die Erstlaktierenden im Schnitt kg, das sind 460 kg mehr Milch allein bedingt durch die intensivere Aufzucht. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

56 305-TL Milch (kg) 1. Laktation kg Lebenstagszunahme Tag 0 80 (g/tag) Abb. 1: Einfluss der Lebenstagszunahme bis zum 80. Tag auf die Milchleistung der ersten Laktation (305-Tageleistung; LSMean) Einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so eindeutigen Einfluss hatte die Aufzuchtintensität auf die Nutzungsdauer. Hierfür konnten aus dem Datenpool abgegangene Milchkühe in die Auswertungen einbezogen werden. Abbildung 2 zeigt, dass Kälber, die in ihren ersten Lebenstagen 500 g oder weniger pro Tag zunahmen, im Mittel eine Nutzungsdauer von Tagen erreichten. Bei einer deutlich intensiveren Aufzucht (über g/tag Zunahmen) stieg die Nutzungsdauer auf durchschnittlich Tage Nutzungsdauer (Tage) Zunahmen Tag 0 80 (g/tag) Abb. 2: Einfluss der Lebenstagszunahme bis zum 80. Tag auf die Nutzungsdauer (LSMean) Ebenfalls einen hochsignifikanten Einfluss hat das Erstkalbealter auf die Nutzungsdauer. Frühreife und früh besamte Jungrinder haben die größte Chance, alt zu werden. Abbildung 3 veranschaulicht, dass Färsen mit einem Erstkalbealter von 22 Monaten eine längere Nutzungsdauer haben als später Kalbende. Durch optimal aufgezogene Kälber und Jungrinder kann ein früheres Erstkalbealter erreicht werden und die unproduktive Lebenszeit verkürzt sich. 56 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

57 1.100 Lebenstagszunahme Tag 0 80 (kg/tag) Nutzungsdauer (Tage) Abb. 3: < < Einfluss des Erstkalbealters (EKA) auf die Nutzungsdauer (LSMean) Damit hat der Landwirt selbst das Geschick seiner zukünftigen Milchviehherde in entscheidendem Maße in der Hand und sollte dies durch eine intensive Kälber-Tränke stärker ausnutzen. Die Auswertungen machten aber auch deutlich, dass längst nicht jeder diese wertvollen Kapazitäten erkennt. Wenige Betriebe kontrollieren und erfassen die Zunahmen in der Aufzucht. Nur zwei der ausgewerteten Betriebe erreichten tägliche Lebendmassezunahmen von 850 g von der Geburt bis zum 80. Lebenstag (Abbildung 4). In einem der Betriebe wurden nur durchschnittliche Zunahmen von 640 g je Tier und Tag realisiert. 1,00 0,95 0,90 0,85 0,80 0,75 0,70 0,65 0,60 0,55 0,50 0,855 0,699 0,798 EKA in Klassen (Monate) 0,709 0,754 Betriebe 0,640 0,846 0,715 0,692 Abb. 4: Vergleich der Lebenstagszunahmen bis zum 80. Tag zwischen den Betrieben Wie wesentlich und entscheidend für die Zukunft dieser Tiere jedoch die frühe Entwicklung ist, veranschaulicht ein Exkurs in die Zell-Physiologie. Aus der Grundlagenforschung ist bekannt, dass das Wachstum des Organismus bis etwa 40. Tag nach der Geburt durch Zellteilung erfolgt. Dies nennt man hyperplastisches Wachstum. Danach wachsen Masse und Volumen der Organe hauptsächlich durch Zellvergrößerung, also hypertrophisches Wachstum (FIEBIG et al., 1984). Zellneubildung vollzieht sich ab dann nur noch in dem Maße, wie Zellen Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

58 absterben. Wie viel sekretorische Zellen im Euter für die Milchbildung angelegt werden, aus wie vielen Zellen die Lunge oder das Herz der Tiere bestehen, entscheidet sich in den ersten Lebenstagen der Kälber. Das Beste und Natürlichste, was man den Kälbern anbieten kann, ist die Milch ihrer Mutter. Nach der Biestmilchphase ist Vollmilch eine gute Möglichkeit der Versorgung der Kälber. Entscheidet man sich für Milchpulver, sollte dieses von hoher Qualität und nicht zu dünn angemischt sein, also der Vollmilch nachempfunden. Auch hat sich gezeigt, dass eine ad libitum Tränke von Anfang an höhere Zunahmen gewährleistet. Bei gleicher Tränkemenge für jedes Kalb sind die schweren Tiere oft im Nachteil. Ihr Sättigungsbedürfnis kann häufig nicht ausreichend erfüllt werden, daher nehmen Kälber mit einem hohen Geburtsgewicht in den ersten Wochen oft weniger zu als leichtere Kälber. Ab dem Zeitpunkt der Zufütterung und Aufnahme von Festfutter holen diese Tiere zwar wieder auf und übertreffen die leichten in den Zunahmen, aber die Nachteile in der Phase der Zellvermehrung sind nicht zu kompensieren. Eine nennenswerte Kraftfutteraufnahme beginnt erst ab der 6. bis 7. Lebenswoche. Bietet man Kälbern die Tränke bis zur 5. Woche in Abhängigkeit von ihrem Geburtsgewicht oder allen ad libitum an, wird schnell klar, welche Mengen Kälber saufen und zunehmen können. Mittlere Tageszunahmen von über 1 kg sind repräsentativ (Abbildung 5) Zunahmen Tag 0 80 (g/tag) Mittelwert: g <35 < Geburtsgewichtsklassen (kg) Abb. 5: Testherdenbetrieb mit ad libitum Tränke, tägliche Zunahmen von Januar bis Juni 2017 Fazit Die Daten der Testherden-Betriebe zeigen deutlich, wie entscheidend die Aufzuchtphase für die spätere Leistung und Nutzungsdauer der Kühe ist. In den ersten 6 Monaten sollten die Kälber intensiv, am besten mit ad libitum Tränke, aufgezogen werden. Frühe hohe Zunahmen führen zu einer höheren Milchleistung und längeren Nutzungsdauer. Ebenfalls positiv beeinflusst wird das Erstkalbealter durch die intensive Aufzucht der Kälber, welche dann früh besamt werden können und eine längere Nutzungsdauer aufweisen. Um die Zunahmen zu überprüfen, sollten die Jungtiere in regelmäßigen Abständen gewogen werden. Geeignete Zeitpunkte sind direkt nach der Geburt, zum Absetzen und zur Besamung. Bei intensiver Fütterung sind Zunahmen in den ersten 80 Lebenstagen von über g/tag möglich. Hier ist der Landwirt gefragt, das Potenzial seiner Tiere zu nutzen. Literatur FIEBIG, U.; BÜNGER, U.; HEYER, H.; BRADE, W.; KAPHENGST, P.; KLEINER, W.; LEMKE, P.; MEHNERT, P.; MOTSCH, T.; PONJE, J. und SCHMOLDT, P. (1984): Tierhygiene-Information (Sonderheft 43). Zelluläres Wachstum beim Rind im Alter von d. Eberswalde-Finow 58 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

59 Einfluss des Geschlechts eines Embryos bzw. Kalbes auf die Milchleistung der Mutter Influence of sex of embryo or calf, respectively on milk yield of mother Dr. Anke Römer, Julia Johannssen Abstract: Some years ago a study from the USA published results on the influence of female embryos or calves on milk yield of their mother. The conclusion was that female calves and female embryos lead to a higher milk production of their mothers in comparison to male ones. These investigations should validate former results with data from German Holstein cows of Mecklenburg-Vorpommern. Therefor the 305 days milk yield of 20,861 first calving cows was analysed in dependence on the sex of embryo and calf, respectively. As effects in the statistical model not only sex and year like at HINDE et al. (2014) were included but also other significant factors on milk yield like health status, breeding value of the mother, early gain as calf, time between pregnancy, weight at birth, and calving difficulties. Results of this study were that genetic potential, time between pregnancy and the own growth intensity within the first 80 days of life have the biggest significant influence on 305 days milk yield but not the sex of embryo and calf. Einleitung Vor einiger Zeit überraschte eine amerikanische Studie Milchrindzüchter und -halter mit dem Ergebnis, dass Kühe, die mit einem weiblichen Embryo tragend sind, in der kommenden Laktation mehr Milch geben als wenn sie ein männliches Kalb in sich tragen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam die Studie für geborene weibliche Kälber (+130 kg gegenüber männlichem Kalb), wobei der größere Einfluss beim Fötus liegt (+170 kg gegenüber männlichem Fötus). Wenn sowohl der Fötus als auch das geborene Kalb weiblich sind, ist die Milchleistung in der 1. Laktation um 190 kg höher als bei der 2-mal männlichen Variante (HINDE et al., 2014). Dies spräche in hohem Maße für einen vermehrten Einsatz von gesextem Sperma. Ein Jahr nach Veröffentlichung dieses Artikels revidierten Wissenschaftler der Universität Wageningen (NL, VISKER et al., 2015) die amerikanischen Erkenntnisse mit Ergebnissen an einer 8-mal größeren Stichprobe und Daten neueren Ursprungs ( vs ). Sie kamen bei gleichem Modellansatz zu einem Vorteil für männliche Kälber. Unter Berücksichtigung relevanter Einflussfaktoren kam es jedoch zu keinem signifikanten Unterschied in der Milchleistung der Kühe in Abhängigkeit vom Geschlecht des Fötus oder des Kalbes. In den vorliegenden Untersuchungen sollten diese Auswertungen an Daten aus Mecklenburg-Vorpommern gemacht werden, wobei sowohl der Modellansatz von HINDE et al. (2014) als auch von VISKER et al. (2015) simuliert und zusätzlich ein genaueres Modell in Ansatz gebracht werden sollten. Abb. 1: Das Euter ist ein sehr sensibles Organ der Milchkuh. Viele Faktoren beeinflussen die Milchbildung. Material und Methoden Dazu wurden aus den Testherden der RinderAllianz MV alle Erstkalbinnen (zur Vergleichbarkeit mit der Literatur) aus den Jahren 2005 bis 2017 zusammengefasst. Der Datenumfang beträgt Kühe. Die mittlere 305-Tage-Leistung dieser Jungkühe betrug kg Milch. In einer 1. Auswertung wurde wie bei HINDE et al. (2014) nur das Kalbejahr im statistischen Modell berücksichtigt. Die 2. Auswertung beinhaltete alle Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

60 Einflussfaktoren wie sie von VISKER et al. (2015) verwendet wurden (Betrieb, Laktationsnummer, Zwischentragezeit, Geburtsgewicht, Kalbeverlauf, -saison und -jahr sowie Trächtigkeitsdauer). In der abschließenden Analyse konnten zusätzlich die tierindividuelle Anzahl Behandlungen an den Kühen in ihrer 1. Laktation, die Zunahmen dieser Tiere in ihrer eigenen frühen Jugendentwicklung (tägliche Zunahmen in den ersten 80 Lebenstagen), das Erstkalbealter und die Genetik jeder Kuh als genetischer Zuchtwert für die Milchmenge im Modell berücksichtigt werden. Ergebnisse und Diskussion Die 305-Tageleistung der Jungkühe betrug im Durchschnitt aller ausgewerteten Tiere und Jahre kg Milch (Abbildung 2) Mittelwert: kg Anzahl Kühe Tageleistung Milch (kg) Abb. 2: Häufigkeitsverteilung der 305-Tageleistung von Jungkühen ( ) Wird wie bei HINDE et al. (2014) lediglich das Jahr der ersten Kalbung in die Untersuchungen einbezogen, so ergaben die vorliegenden Ergebnisse keinen signifikanten Einfluss des Geschlechtes des Fötus oder des Kalbes auf die Milchleistung der Mutter. Tendenziell zeigten sogar die männlichen Nachkommen eine geringfügig höhere Milchleistung bei ihren Müttern. Dies konnten auch VISKER et al. (2015) an ihren Ergebnissen von weitaus mehr Kühen ( Kühen) aus den Jahren 2007 bis 2013 nachweisen. In weiterführenden Auswertungen konnten sie aber belegen, dass hierfür nicht das Geschlecht, sondern das Geburtsgewicht ausschlaggebend ist. Im Vergleich der leichtesten (25 kg) und der schwersten (55 kg) Kälber unterschied sich die Milchleistung ihrer Mütter um 619 kg Milch in der 1. Laktation (8,4 %) bzw. um kg Milch (12 %) bei Müttern in der 2. Laktation. Auch an den Testherden konnte nachgewiesen werden, dass das Geburtsgewicht einen signifikanten Einfluss auf die Milchleistung hat. Jedoch sind die Differenzen deutlich geringer als beispielsweise durch unterschiedliche Genetik, Haltung oder Zwischenkalbezeiten. Je 1 kg schwererem Kalb erhöht sich die Milchmenge um 10 kg (305-Tageleistung) bei Jungkühen. Anhand der vorliegenden Daten konnten jedoch noch mehr Einflussfaktoren auf die Milchleistung getestet werden. Zusätzlich zu den bislang einbezogenen Merkmalen wie bei VISKER et al. (2015) lagen in diesen Analysen zu jeder Kuh auch ihr genetischer Zuchtwert für die Milchleistung, ihre Krankenakte nach Diagnosen und Laktationstag und ihre Jugendentwicklung, insbesondere die Zunahmen in den ersten 80 Lebenstagen vor. 60 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

61 Abb. 3: Neben der Gesundheit der Kälber ist ihr Wachstum schon von den ersten Lebenstagen an bedeutend für ihre spätere Milchleistung als Kuh Die engsten Beziehungen zur Milchleistung (305-Tageleistung) wurden in Bezug auf die Genetik, die Zwischentragezeit und die Zunahmen in der frühen Jugendentwicklung einer Kuh ermittelt. Ergebnisse aus der Kälberaufzucht belegen, dass Kälber, die mit einem hohen Geburtsgewicht zur Welt kommen (> 45 kg) und die ein hohes Wachstumspotenzial zeigen, die höchste Milchleistung (RÖMER und JOHANNSSEN, 2018) sowie die geringsten Abgänge in der 1. Laktation (LOSAND et al. 2015) und sogar die längste Nutzungsdauer aufweisen. Eine um 460 kg höhere erste ECM-Leistung kann allein auf hohe tägliche Zunahmen (> vs. 600 g) in den ersten 80 Lebenstagen zurückgeführt werden. In der Kälberaufzucht sollten überholte Denkweisen korrigiert und Kälber nicht mehr restriktiv, sondern ihrem natürlichen Aufnahmevermögen entsprechend getränkt werden. Der Gefahr eines gehäuften Auftretens von Durchfall aufgrund höherer Tränkemengen wird schon durch das Verfahren der Nuckeleimertränke und möglichst kleine Nuckelöffnungen sowie der gestreckten Halshaltung beim Saufen weitestgehend entgegengewirkt (Abbildung 3). Untersuchungen von Kälbern im Computertomograph belegen desweiteren, dass sich bereits gleich nach der Geburt, also vor der ersten Tränkeaufnahme, Flüssigkeit im Pansen befindet (Abbildung 4). 1,2 1,0 Mägenvolumen (L) 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Pansen Labmagen Blättermagen Mittelwert min max Abb. 4: Durch Computertomographie ermittelte Mägenvolumina vor der 1. Tränke p. n. (nach FLOR, 2009) Ursachen für Durchfall bei hoher Tränkeaufnahme sind vor allem eine falsche Fütterung (Tränkeeimer ohne Nuckel) und die dadurch verursachte falsche Haltung der Kälber beim Saufen und die zu schnelle Milchaufnahme. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

62 Fazit Die Ergebnisse von HINDE et al. (2014), dass Kühe mit weiblichen Kälbern mehr Milch geben, konnten anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden. Im Gegensatz dazu wurde sogar bei Kühen mit männlichen Kälbern eine leicht erhöhte Milchmenge festgestellt. Dies liegt aber nicht am Geschlecht, sondern an dem etwas höheren Geburtsgewicht männlicher Kälber. Auch bei weiblichen Kälbern lässt sich der Einfluss des Geburtsgewichtes auf die Milchleistung der Mutter manifestieren (1 kg schwerer entspricht 10 kg mehr Milch in der 305-Tageleistung). Zu diesem Resultat kamen auch VISKER et al. (2015). Den größten Einfluss auf die Milchmenge einer Kuh haben nach den vorliegenden Untersuchungen aber ihre Genetik (genomischer Zuchtwert Milchmenge), die Dauer bis zur erneuten Trächtigkeit ( 90 Tage vs. > 180 Tage = kg Milch in der 305-Tageleistung) und die Zunahmen in der eigenen Frühentwicklung ( 600 g Zunahmen/Tag vs g entsprechen 460 kg mehr Milch in der 305-Tageleistung). Literatur FLOR, J. (2009): Nutzung der Computertomographie zur Beurteilung der Mägenentwicklung von Tränkkälbern. Masterarbeit Universität Rostock HINDE, K.; CARPENTER, A. J.; CLAY J. S. und BRADFORD, B. J. (2014): Holsteins favor heifers, not bulls: biased milk production programmed during pregnancy as a function of fetal sex. PLoS ONE 9(2): e (DOI: /journal.pone ) LOSAND, B.; DUNKEL, S.; FISCHER, B.; MÜNCH, K. und STEINHÖFEL, I. (2015): Ergebnisse eines Mehrländerprojektes mit aktuellen Schlussfolgerungen zu Verfahren der Kälber- und Jungrinderaufzucht. DGfZ Schriftenreihe Heft 67, RÖMER, A. und JOHANNSSEN, J. (2018): Kälberaufzucht: Am Anfang werden die Weichen gestellt. Bauernzeitung 03/2018, 12 VISKER, M. H. P. W.; WANG, Y.; VAN PELT, M. L. und BOVENHUIS, H. (2015): Milk production of the mother is associated with birth weight rather than sex of calf. In: Book of Abstracts of the 66 th Annual Meeting of the European Federation of Animal Science. Wageningen: Wageningen Academic Publishers ISBN : Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

63 Untersuchungen zur Lebensleistung und Nutzungsdauer von Milchkühen Investigations on lifetime production and longevity of dairy cows Dr. Anke Römer, Dr. Ariane Boldt, Jana Flor, Elke Blum Abstract: The aim of this comprehensive study was to investigate relations between health of dairy cows and their functionality, milk yield, and longevity. Although longevity was increasing during the last years approximately 3.5 years of productive life are not sufficient. Therefor research on longevity and lifetime production is one of the most important aims in applied research. Exact documentations on farms are the basic requirement for development of animal welfare as well as economic income in milk production. So resources in management and breeding are in evidence and progress possible. Einleitung Ziel dieser Forschungsarbeit ist es, Zusammenhänge zwischen der Gesundheit der Milchkuh, ihrer Funktionalität und der Leistung zu analysieren. Für die Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern gilt es abzuleiten, inwiefern sich über die Erfassung funktionaler Merkmale auf betrieblicher Ebene die Lebensleistung und die Nutzungsdauer der Milchkühe verbessern lassen. Dies soll über Veränderungen im Management und in der Gesundheitsprävention erreicht werden. In der Analyse werden sowohl betriebliche Gegebenheiten als auch unterschiedliche Leistungsniveaus berücksichtigt. Material und Methoden Die Datenerfassung erfolgte in den 30 Testherden in MV. Folgende Merkmale wurden in jedem Betrieb erfasst: Milchleistung Erkrankungen Abgänge Sonstiges Kosten/Erlöse Milchmenge und Inhaltsstoffe je Tier am Prüftag, Laktationsleistung, Jahresleistung, Lebensleistung (falls abgeschlossen) Behandlungsdatum, Diagnose nach DLG-Diagnoseschlüssel von jeder Behandlung Datum, Ursache Kalbedaten, Kalbeverlauf, Geburtsgewicht, Jungrindergewichte, Besamungen, Trächtigkeitsuntersuchungen betriebswirtschaftliche Daten zur Berechnung der Effektivität (nur für Referenzbetriebe) Die Gesamtdatengrundlage beträgt Kühe der Rasse Deutsche Holstein mit Laktationen. Die in diese Auswertungen einbezogenen Daten wurden vom bis erfasst. Historische Daten wie z. B. das Geburtsdatum der Kühe, Erstkalbealter oder bereits abgeschlossene Laktationen liegen dabei teilweise deutlich länger zurück. Für einzelne Auswertungen wurden enger begrenzte Zeiträume gewählt, die in jedem Auswertungskomplex separat aufgeführt sind. Die Anzahl der von 2007 bis 2015 erfassten Gesundheitsdaten beträgt Alle veterinärmedizinischen Behandlungen an Milchkühen wurden im jeweiligen Herdenmanagementprogramm der Betriebe erfasst. Dabei wurde jede einzelne Behandlung, auch Folgebehandlungen, mit Diagnose nach dem Zentralen Diagnoseschlüssel Rind, Datum und Kuhnummer dokumentiert. Nach jeder Datenübernahme durch die LFA bzw. das VIT wurden detaillierte Plausibilitätsprüfungen durchgeführt. Mindestens einmal je Jahr erfolgte eine betriebsindividuelle Auswertung mit den jeweiligen Herdenmanagern, Dokumentaristen, Betriebsleitern, Tierärzten und ggf. Klauenpflegern zur Datengenauigkeit, den Diagnoseschlüsseln und der Anzahl erfasster Daten nach Diagnosen. Dabei wurden Veränderungen in der Erfassung erfragt und Abweichungen zum Vorjahr diskutiert. Es erfolgte eine kontinuierliche Überwachung der Datenexaktheit. Die Gewichte der Kälber und Jungrinder wurden mittels Häufigkeitsverteilungen betriebsindividuell kontrolliert. Jede neue erschienene Diagnose im Datenmaterial wurde im Betrieb hinterfragt und ggf. Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

64 mit den Tierarztbelegen abgeglichen. Zur Überprüfung der gemeldeten Abgangsgründe von Kühen wurden die dokumentierten tierindividuellen Diagnosen herangezogen. Betriebsübergreifend erfolgte regelmäßig ein Vergleich der Häufigkeiten von Diagnosen bezogen auf den Durchschnittsbestand. Es wurden Beziehungen zwischen der Funktionalität (Gesundheit, Langlebigkeit, Fruchtbarkeit) und der Milchleistung untersucht. Am Institut für Tierproduktion der LFA und ab 2014 beim vit wurden diese Daten zusammengefügt und mit Basisdaten wie Kalbungen, Besamungen, Abgängen etc. kombiniert. Nach weiteren Plausibilitätsprüfungen sowie der Schaffung einheitlicher Datenstrukturen sind die Solidität der Ergebnisse sowie die Kompatibilität zwischen den Betrieben gewährleistet. Die Auswertungen erfolgten mit dem Programmpaket SAS (Version 9.4). Einflussfaktoren auf das zu erwartende Ergebnis wurden mit Varianzanalysen getestet. Zur Anwendung kamen je nach Auswertung Generalized Linear Model (GLM) oder Odds Ratio. Die verwendeten Modelle und geprüften bzw. signifikanten Einflussfaktoren werden in den jeweiligen Ergebnisabschnitten beschrieben. Die Irrtumswahrscheinlichkeit wurde mit p 0,05 unterstellt. Ergebnisse und Diskussion Die Nutzungsdauer der Kühe hat sich von Jahr zu Jahr erhöht. Betriebe mit der höchsten Milchleistung weisen die längste Nutzungsdauer auf. Auch innerhalb der Betriebe leben hochleistende Kühe am längsten. Sie haben jedoch auch längere Zwischenkalbezeiten. Diese sind aus ökonomischer Sicht nicht nur vertretbar, sondern sogar sinnvoll. Gesundheitliche Läsionen nehmen mit dem Alter der Kühe zu. Dies muss bei geringeren Reproduktionsraten und somit einer längeren Nutzung der Kühe beachtet werden. Die Milchleistung der Kühe wies unter Einbeziehung der fixen Effekte Betrieb, Kalbejahr, Laktationsnummer, lineare Regression auf die 305-Tageleistung Milch und Vater keine Korrelation zur Erkrankungshäufigkeit auf. Die sehr genaue Dokumentation aller Diagnosen in den Betrieben führt scheinbar zu einer Erhöhung der Krankheitsanfälligkeit der Kühe. Die aktuellsten Auswertungen (Mai 2018) ergeben als häufigste Erkrankungsgruppe Reproduktionsstörungen gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Euters (Tabelle 1). Tab. 1: Anteil Kühe mit einer Diagnose nach Erkrankungsgruppen (Mehrfachnennungen möglich) Bewegungsapparat Eutererkrankungen Reproduktionsstörungen Parasitosen + Infektionskrankheiten Stoffwechsel Anteil Kühe (%) Sonstiges Zu bedenken ist jedoch, dass je intensiver die Kühe beobachtet werden, je mehr die Technik zur Früherkennung von Erkrankungen genutzt wird und je sorgfältiger die Dokumentation erfolgt, umso mehr Diagnosen werden erfasst. In Norwegen begann man bereits vor 30 Jahren mit der Erfassung von Gesundheitsdaten zur Zuchtwertschätzung. Dabei erhöhte sich die Anzahl der Diagnosen kontinuierlich 12 Jahre lang. Erst danach war die Erfassung auf einem hohen Niveau, blieb 6 Jahre lang konstant, bevor die Zucht auf Gesundheit Erfolge auswies (HERINGSTAD und ØSTERÅS, 2013). Dies gilt es zu beachten, wenn aktuell in Deutschland die Forderung aufgestellt wird, das Tierwohl anhand von Gesundheitsdaten zu messen. Die häufigsten Behandlungen treten in den ersten Tagen nach der Kalbung auf (Abbildung 1). Hier ist höchste Priorität auf Hygiene und Wohlfühlumgebung der Kuh (ausreichend Wasser und Futter, Luft und Licht, frische Einstreu ) zu legen. 64 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

65 Anzahl Behandlungen Laktationstag Abb. 1: Anzahl Behandlungen nach Laktationstagen Entscheidend für eine hohe Nutzungsdauer sind bereits die ersten Tage nach der Kalbung. Treten hier Probleme auf, ist die Leistungsfähigkeit der Kuh eingeschränkt. Dies wiederum ist eines der größten Risiken für eine Merzung in der 1. Laktation (Abbildung 2) Milchleistung (kg) Laktationstag Mittelwert Tagesmilchleistung ohne Abgänge Mittelwert Tagesmilchleistung Abgänge Abb. 2: Vergleich der 60-Tage-Leistung von Jungkühen mit bzw. ohne Abgang in der 1. Laktation Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

66 Abb. 3: Im Abkalbemanagement sind häufig noch Reserven in der Hygiene und in der Geburtshilfe zu erschließen Über eine studentische Arbeit wurde gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin analysiert, ob sich frühe Abgänge bei Kühen an ihren Töchtern wiederholen (VARLEMANN, 2017). Dazu wurden 500 Kühe der Rasse Deutsche Holstein in Klassen nach ihrer Nutzungsdauer unterteilt. Alle Kühe hatten weibliche Nachkommen, die mindestens einmal gekalbt haben und eine abgeschlossene Nutzungsdauer aufwiesen. Die Nachkommen von Müttern mit mehr als Tagen Nutzungsdauer erreichten ebenfalls eine überdurchschnittliche Lebenslänge (im Mittel Tage). Es konnte eine schwache positive Korrelation (r = 0,14) zwischen der Nutzungsdauer der Töchter und ihrer Mütter festgestellt werden. Die am längsten genutzten Töchter stammen aus langlebigsten Müttern (Abbildung 4). Im Gegensatz dazu mussten die Töchter von Kühen mit einer kurzen Nutzungsdauer auch frühzeitiger gemerzt werden. Nutzungsdauer der Töchter (Tage) b a a a a >1.600> Gesamt Ø Nutzungsdauer der Mütter (Tage) Abb. 4: Nutzungsdauer der Töchter in Abhängigkeit von der Nutzungsdauer ihrer Mütter; (Wilcoxon-Rangsummen-Test; LSmeans, fixe Effekte: Geburtsjahr; Geburtsjahr der Mutter); (homogene Gruppen a, b; p 0,05) Der gleiche Trend bestätigte sich in Bezug auf die Lebenseffektivität (Milchmenge/Lebenstag) der Tiere. Die Zuchtselektion dieser langlebigen Linien sollte demnach weiterhin Forschungsbestand sein. In Zusammenarbeit mit der Universität Rostock wurde in einer Testherde die Bedeutung der Zucht auf Kuhfamilien detaillierter untersucht (JANSEN, 2015). An ausgewählten Kuhfamilien sollte analysiert werden, ob die Zucht auf Kuhfamilien einen Einfluss auf die wirtschaftlich bedeutsamen Merkmale Lebenstagseffektivität, Lebensleistung und Nutzungsdauer hat und ob es sinnvoll ist, auf Kuhfamilien zu züchten. Die untersuchten Kuhfamilien Rena, Fella und Circe hatten sehr unterschiedlich große Stichprobenumfänge. Rena war mit 65 weiblichen Nachkommen die größte Gruppe, gefolgt von Circe mit 17 Tieren und Fella mit 7 Tieren. Die Herdengrößen, die diesen Zahlen gegenüber standen, waren für Rena 1.665, für Circe und für Fella Die Kuhfamilie (KF) Rena liegt um 5 Monate über der mittleren Nutzungsdauer der Herde. Diese erreichte einen Wert von 56 Monaten. Renas Nachkommen verbrachten also 5 Monate länger in Leistung als die übrigen Tiere der Herde. Die Nachkommen der Kuh Circe erreichten mit 62 Monaten eine um 6 Monate höhere Nutzungsdauer als das Mittel der Herde. Dagegen wiesen die Kühe der anderen Familie keine höhere Nutzungsdauer auf (Abbildung 5). 66 Mitteilungen der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Heft

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