Der Abend soll anregend und auch kurzweilig werden, für das entsprechende Rahmenprogramm sorgt Frau Kunkel.
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- Kristina Adler
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Sehr geehrte Frau Vize-Präsidentin des Hessischen Landtags, liebe Frau Hammann, sehr geehrte Frau Ministerin Hinz, vielen Dank für die freundliche Begrüßung und die anerkennenden Worte. Sehr geehrte Abgeordnete, liebe Vertreter unserer Mitgliedsverbände, werte Gäste herzlich willkommen zu unserem ersten Parlamentarischen Abend. Besonders begrüßen möchte ich die stellv. Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen - Frau Feldmayer, die auch verbraucherpolitische Sprecherin ist, und Frau Erfurt, den stellv. Fraktionsvorsitzenden der SPD, Herrn Gremmels, die parlamentarischen Geschäftsführer, Herrn Rock von der FDP und Herrn Schauss von den LINKEN, Frau Löber, verbraucherpolitische Sprecherin der SPD sowie die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Frau Ravensburg, Herr Landau und Herr Stephan, alle drei Vertreter der CDU. Außerdem begrüße ich Frau Thurau, Präsidentin des LKA, Frau Bargon und Herrn Gomes vom Landesausländerbeirat und Prof. Dr. Strünck, unseren Gastredner. Leider kann ich nicht alle Gäste namentlich nennen, aber ich heiße Sie alle herzlich willkommen und freue mich, das Sie heute hier sind. Wir hoffen, dass es uns gelingt, Ihnen interessante Einblicke in unsere Arbeit zu geben. Wir haben eine Auswahl aus unseren breit gefächerten Tätigkeitsfeldern getroffen und bieten dazu Thementische an. An diesen stehen Ihnen jeweils zwei versierte Kolleginnen und Kollegen für Gespräche zur Verfügung. Selbstverständlich dürfen auch Tische gewechselt werden. Der Abend soll anregend und auch kurzweilig werden, für das entsprechende Rahmenprogramm sorgt Frau Kunkel.
2 Als Motto für den Abend haben wir Abschied vom mündigen Verbraucher Trauerfall oder Aufbruch zu Neuem? gewählt. Um gleich auf den Punkt zu kommen: Der Abschied vom mündigen Verbraucher fällt uns ausgesprochen leicht. Dieses Leitbild erwartet, dass sich jeder Verbraucher rational verhält und ökonomisch vorteilhaft handelt das hat mit der Realität aber wenig zu tun. Dieses Verbraucherbild wurde und wird aber immer gerne bemüht, wenn es darum geht, mehr Verbraucherschutz zu verhindern. Richtig infam wird es aber, wenn dieses Leitbild dazu dient, Verbraucher, die falsche Entscheidungen getroffen haben, als dumm, gierig oder wie auch immer abzustempeln. So geschehen zum Beispiel in der Finanzmarktkrise die Kunden seien selbst dran schuld, wenn sie aus lauter Geldgier unbedingt Lehman-Zertifikate kaufen wollten. Sie haben sich zwar so verhalten, wie es die Branche zuvor als klug und sachgerecht propagiert hat aber im Nachhinein waren sie dennoch die Dummen. Ähnliches passiert aktuell wieder in Bezug auf Prokon auch hier sollen die Anleger von überzogener Gier in die Abschlüsse getrieben worden sein. Sie merken da läuft was schief
3 Wir werben deshalb heute für ein differenzierteres Verbraucherbild: Es gibt den verletzlichen, den vertrauenden und den verantwortlichen bzw. kritischen Verbraucher. Wir wissen, dass kein Verbraucher ausschließlich und immer einer Typisierung entspricht. Vielmehr sind alle diese drei Typen in jedem von uns vorhanden. Sie und ich sind in der Regel gut informiert und treffen verantwortliche Entscheidungen. Politiker, Verbraucherschützer und andere fachlich gut ausgebildete Personen sind ja per se kritische und verantwortliche Konsumenten. Und dennoch sind wir in unserem Alltagsverhalten überwiegend vertrauende Verbraucher und verlassen größtenteils darauf, dass AGBs und Verträge in Ordnung und Lebensmittel hygienisch einwandfrei und gesundheitlich unbedenklich sind. Wie die meisten Verbraucher: Unsere Lebenszeit würde auch nicht ausreichen, alle Verträge, Beipackzettel und Produktinformationen zu eruieren, bis ins letzte Detail des Kleingedruckten zu lesen und zu verstehen! Wir - Sie und ich - sind aber auch gelegentlich verletzliche Verbraucher. Insbesondere dann, wenn wir uns in einer Notsituation oder Zwangslage befinden. Zum Beispiel, wenn wir uns ausgeschlossen haben und mitten in der Nacht dringend einen Schlüsseldienst brauchen, oder als Patient. Verletzliche Verbraucher sind Verbraucher in Notsituationen und Zwangslagen Verbraucher, die aus unterschiedlichen Gründen Risiken und Fallstricke von Produkten und Verträgen nicht erkennen können (z.b. auf Grund von Sprachbarrieren, fehlendem Wissen) oder die besonders gefährdet sind, übervorteilt zu werden oder auf Abzocke hereinzufallen.
4 Verantwortliche Verbraucher sind wir vor allem bei Entscheidungen, die uns wichtig sind oder wenn wir aufgrund unserer Vorkenntnisse wissen, dass wir uns gut informieren und vorsichtig sein müssen wie zum Beispiel bei Finanzangelegenheiten. Wir informieren uns außerdem besonders gut zu Themen, die zu unserem Lebensstil und unseren Werten passen (zum Beispiel Klimaschutz). Verbraucherbilder und Verbraucherzentrale Damit vertrauende Verbraucher vertrauen können, verletzliche Verbraucher besser geschützt werden und verantwortungsvolle Verbraucher verlässliche Informationen erhalten braucht es starke Interessenvertreter auf Seiten der Verbraucher. Die Verbraucherzentralen stellen sich diesen Herausforderungen seit über 50 Jahren: Durch individuelle Beratung unterstützen wir alle Verbrauchergruppen hinsichtlich ihrer Konsumentscheidungen, wir helfen Ratsuchenden zu ihrem Recht zu kommen / durch Rechtsbesorgung erreichen wir vielfach eine außergerichtliche Einigung Durch unsere Verbraucheraufklärung über die Medien und eigene Publikationen warnen wir vor Abzocke und unseriösen Geschäftspraktiken, geben Tipps und Hinweise Auf unserer Homepage finden Verbraucher anbieterunabhängige, verlässliche und sachliche Informationen, Musterbriefe und andere Serviceangebote, um ihre Angelegenheit eigenverantwortlich und mündig in die Hand zu nehmen. Wir bieten auch Orientierung für einen nachhaltigen Konsumstil. Durch Verbraucherbildung wollen wir Verbraucher bereits ab dem Kindergarten und der Schule fit machen und zu kritischen Konsumenten erziehen. Wir erfüllen eine Sensorfunktion, erkennen oft zuerst Fehlentwicklungen im Markt und fordern Verbesserungen der Gesetze oder des behördlichen Verbraucherschutzes. Wir haben die Möglichkeit weitere strukturelle Verbesserungen für alle Verbraucher zu erreichen durch Abmahnung und Musterklagen. Durch die Stärkung unserer finanziellen Basis durch die Landesregierung ab diesem Jahr haben wir wieder die Möglichkeit, in allen Feldern stärker tätig zu werden.
5 Insbesondere betrifft dies die kollektive Rechtsdurchsetzung, Bündelungen unserer Kompetenzen in der Verbraucherbildung und Ausbau des Kontaktweges über für die Beratung. Über die Beteiligung an einem Projekt des BMJV, die Marktwächter Digitale Welt und Finanzmarktwächter, sind wir für den Grauen Kapitalmarkt zuständig können also in diesem Bereich unsere Sensorfunktion ausbauen. Im Bereich Lebensmittel und Ernährung haben wir u.a. mit dem Portal Lebensmittelklarheit im Dialog mit den Verbrauchern, Anbietern, der Politik und Wissenschaft erste Erfolge für mehr Klarheit und Wahrheit bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln erzielt (Stichwort: Lebensmittellügen). Im Bereich Energieberatung haben wir allerdings immer noch nicht die Möglichkeit, ein umfassendes Beratungsangebot aus einer Hand darzustellen obwohl dies dringend nachgefragt wird und einzigartig in Hessen wäre. Aktuell müssen wir neues Personal suchen, einiges um- und neustrukturieren und wir wollen bundesweit die Vorgangserfassung, das heißt die Erfassung und Analyse der Fälle und Beschwerden verbessern viele große Herausforderungen, denen wir uns gerne stellen. Wir sind immer auf Ihrer Seite auf der Seite der Verbraucher unabhängig davon, welcher Verbrauchertyp Sie sind.
6 Ein wissenschaftlich fundiertes und politisch anerkanntes und dennoch realitätsnahes Verbraucherbild, würde unsere verbraucherpolitische Arbeit stärken der Vorwurf der Entmündigung der Verbraucher und Gängelung der Anbieter entfiele oder ist das zu optimistisch gedacht? Ich bin sehr gespannt auf die Ausführungen dazu von Herrn Prof. Dr. Christoph Strünck, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Siegen, Beiratsvorsitzender der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für Ernährungs- und Verbraucherpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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