Sachsens Weg zu regionalem Saatund Pflanzgut
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- Hartmut Berger
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1 Sachsens Weg zu regionalem Saatund Pflanzgut 1
2 Vortragspunkte 1. Rückblick 2. Handlungsansätze 3. Zielstellung 4. Fachliche und rechtliche Maßgaben 5. Konzeptbausteine (Gehölze und Gräser/Kräuter) a) Gebietsabgrenzung b) Artenauswahl c) Erntebestandserfassung d) Erzeugung e) Vermarktung/ Einsatz 6. Zusammenfassung/ Ausblick 2
3 1. Rückblick Zeitraum Aktivität (Berg-)Wiesenrenaturierung durch Mähgutübertragung Fachliche und organisatorische Grundlagen der Erzeugung und des Einsatzes von gebietseigenem Saatund Pflanzgut ( Biodiversität im Offenland ) DiverGen : Schaffung naturschutzfachlicher und regionalwirtschaftlicher Grundlagen zum nachhaltigen Schutz der genetischen Biodiversität gebietseigener Pflanzen im Freistaat Sachsen - Phase DiverGen : Phase 2 3
4 2. Handlungsansätze 40 Abs. 4 BNatSchG - Nichtheimische, gebietsfremde und invasive Arten (4) Das Ausbringen von Pflanzen gebietsfremder Arten in der freien Natur sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zuständigen Behörde. Künstlich vermehrte Pflanzen sind nicht gebietsfremd, wenn sie ihren genetischen Ursprung in dem betreffenden Gebiet haben. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn eine Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen oder Arten der Mitgliedstaaten nicht auszuschließen ist.... Handlungsansätze: Klärung der Prüfgrundlagen für Genehmigungsverfahren Schaffung von Grundlagen für die Entbehrlichkeit von Genehmigungsverfahren Schaffung von Planungs- und Umsetzungsgrundlagen für Maßnahmeträger 4
5 3. Zielstellung Vereinfachung des Verwaltungsvollzugs 40, Abs. 4 BNatSchG Sicherung der Markteilhabe durch die sächsische Land- und Baumschulwirtschaft Umsetzung der Verpflichtung zur vorbildlichen Bewirtschaftung durch die öffentliche Hand (Staatswald, Landesbetriebe) (Verfügbarkeit von Vermehrungsgut) Umsetzung des Programmes zur Biologische Vielfalt im Freistaat Sachsen (SMUL 2009 ff.) 5
6 4. Fachliche und rechtliche Maßgaben BNatSchG/ SächsNatSchG Erhaltungsmischungs-VO (ErMiV 2011) für Wildformen von Gräsern & Kräutern, die dem Saatgutverkehrsgesetz unterliegen (Anbau-Flächen-Kontrolle) Leitfaden der AG geg (BMU) zur Verwendung gebietseigener Gehölze (2012) Empfehlungen der AG geg (BMU) zu Mindeststandards der Zertifizierung gebietseigener Gehölze (2013) Forstvermehrungsgutgesetz (FoVG) und Forstvermehrungsgut-Herkunftsgebiets- VO (FoVHgV) zur Zuordnung von forstlichen Herkünften für Verwendungen in der freien Natur (z.b. Allee-Pflanzungen, Hecken-Solitäre, Ufer-Bepflanzungen) Wettbewerbsrecht (Vergabe, Beihilfe ) Datenschutzrecht (Flächeneigentümer von Beerntungsbeständen) RL NE/ 2014 (Förderung) Artenauswahl 6
7 5. Konzeptbausteine 5.1. Gehölze a) Gebietsabgrenzung Die Grenze der Vorkommensgebiete 2 und 3 für gebietseigene Gehölze in Sachsen (blau) Die sechs Vorkommensgebiete für gebietseigene Gehölze in Deutschland gemäß Leitfaden der AG gebietseigene Gehölze am BMU (2012) 7 Sachsen hat Anteil an: Vorkommensgebiet (VKG) 2 = Mittel- und ostdeutsches Tief- und Hügelland Vorkommensgebiet (VKG) 3 = Südostdeutsches Hügel- und Bergland.
8 b) Artenauswahl sächsische Positivliste gebietseigener Gehölze (erstellt durch DVL, LfULG, BdB-Sachsen 2010) wissenschaftlicher Name deutscher Name VKG 2 VKG 3 Acer campestre Feld-Ahorn x Cornus sanguinea ssp. sanguinea Blutroter Hartriegel x x Corylus avellana Haselnuss x x Crataegus spec. Artengruppe Weißdorn x x Euonymus europaea Pfaffenhütchen x x Frangula alnus Faulbaum x x Lonicera xylosteum Rote Heckenkirsche x Prunus padus ssp. padus Auen-Traubenkirsche x x Prunus spinosa ssp. spinosa Gewöhnliche Schlehe x x Rhamnus cathartica Purgier-Kreuzdorn x x Rosa canina agg. Hundsrosen-Gruppe x x Sambucus nigra Schwarzer Holunder x x Sambucus racemosa Roter Holunder x Sorbus aucuparia ssp. aucuparia Eberesche x x Ulmus glabra Berg-Ulme x Ulmus laevis Flatter-Ulme x Ulmus minor Feld-Ulme x Viburnum opulus Gewöhnlicher Schneeball x x Summe der Arten
9 c) Erntebestandserfassung 9
10 Ergebnisse der Bestandserfassung Regelungsbedarf zur systematischen Aktualisierung! 10
11 Erntebestands-Register gebietseigener Gehölze in Sachsen Stand 2016: 460 Datensätze (separate Erntebestände, teilweise in Clustern mehrerer Arten) aktuell 16 Gehölz-Sippen der Positivliste (zusätzlich Schwarze Heckenkirsche im Bergland, Ulmen in Diskussion) Zugänglichkeit erforderlich für: (regionale) Baumschulwirtschaft Untere Naturschutzbehörden (Ausstellung der Ernte-Genehmigungen) Auditoren des Zertifizierungssystems Vorläufige Führung durch den DVL 11
12 Inhalt und Aufgaben der registerführenden Stelle(n) Regelungsbedarf zur dauerhaften Aufgabenübertragung! 12
13 c) Gehölz-Saatgutgewinnung Identifizierung/ Ausweisung von Ernteeinheiten in der freien Natur Regelungsbedarf zur dauerhaften Sicherung der Ernteeinheiten Anlage von F1-Ernteeinheiten (Plantagen, Hecken) Naturräumliche/ standörtliche Anforderungen Fachliche Aspekte (Genotypen-Zahl, Arten) Eigentumsrechtliche Aspekte Nutzungsrechtliche Aspekte Kontrolltechnische Aspekte Jungpflanzenaufzucht Produktionstechnische Aspekte 13
14 d) Erzeugung 14
15 e) Vermarktung / Einsatz Qualitätsprogramme / Zertifizierungssysteme für gebietseigene Gehölze in Deutschland Frage-Nr. ZgG RAL EAB (EZG, Pro-agro VWW EsB) ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ + Summe (+) Ergebnisse einer Befragung von Zertifikats-Trägern gemäß Mindeststandards nach BMU-Leitfaden, Stand Herbst
16 e) Vermarktung / Einsatz Qualitätsprogramme / Zertifizierungssysteme für gebietseigene Gehölze in Deutschland Frage-Nr. ZgG RAL EAB (EZG, Pro-agro VWW EsB) ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ + Summe (+) Essentiell: anerkannte Erntebestände, Rückverfolgbarkeit (ID-Nummern der Bestände), Kontrollfähigkeit (regionale Produktion, Mengenplausibilität), akkreditierte Auditoren, Vier-Augen-Prinzip bei der Zertifikats-Vergabe 16
17 e) Vermarktung / Einsatz Träger des Zertifikates: Verband Deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenerzeuger e.v. (VWW) Auditor: ist ebenso wie beim Regiosaatgut die ABCert AG Die wichtigsten Vorteile des vom DVL entwickelten Standards VWW-Regiogehölze sind: Der durchgehende Nachweis der gebietseigenen Herkunft eines Baumschulgehölzes anhand einer mitzuführenden ID-Nummer der Erntebestände. Das qualitativ hochwertige und jährlich durchzuführende Audit in den Baumschulen durch einen bei der DAkkS akkreditierten Zertifizierer (ABCert AG). Die Zertifikate werden nach Begutachtung der Prüfungsdokumente durch eine nicht am Audit und nicht an der Produktion beteiligte Zertifizierungskommission erteilt (Vier-Augen-Prinzip). 17
18 Berücksichtigung des Einsatzes von gebietseigenen Gehölzen im Rahmen der Naturschutzförderung in SN 18
19 5.2. Regiosaatgut a) Gebietsabgrenzung 5 Ursprungsgebiete in Sachsen: UG 4 Ostdeutsches Tiefland UG 5 Mitteldeutsches Tief- und Hügelland UG 20 Sächsisches Löss- und Hügelland UG 8 Erz- und Elbsandsteingebirge UG 15 Thüringer Wald, Fichtelgebirge und Vogtland 19
20 b) Artenauswahl Positivlisten für Regiosaatgut-Arten ohne Schutzstatus (Sachsen) für UG 4 Ostdeutsches Tiefland : 267 Taxa für UG 5 Mitteldeutsches Tief- und Hügelland : 335 Taxa für UG 8 Erz- und Elbsandsteingebirge : 361 Taxa für UG 15 Thüringer Wald, Fichtelgebirge & Vogtland : 245 Taxa für UG 20 Sächsisches Löss- und Hügelland : 393 Taxa 20 Artenfilter gemäß DBU-Projekt Entwicklung und praktische Umsetzung naturschutzfachlicher Mindestanforderungen an einen Herkunftsnachweis für gebietseigenes Wildpflanzensaatgut krautiger Pflanzen, DBU-Az 23931, Abschlussbericht Juli 2010
21 c) Erntebestandserfassung Spenderflächenkataster analog gebietseigener Gehölze? nicht zielführend, weil: geringere Frequenz der Entnahme von Ausgangsmaterial aus der Natur (Vermehrungskulturen der F1-Generation stehen bei Gräsern & Kräutern über mehrere Jahre, während Gehölze jährlich beerntet werden müssen) Keine konstante Qualität der Spenderfläche garantiert (bei Wild-Sträuchern allerdings auch nicht) Entnahme von Ausgangsmaterial abhängig von der Bewirtschaftung der Spenderfläche (Förderung, Mahd-Termine) Die Identifizierung gebietseigener Wildbestände obliegt somit dem fachlich geschulten Sammler in Abstimmung mit der sachkundigen UNB. Siehe Siehe z.b. 21
22 d) Erzeugung Produktionsräume und Ursprungsgebiete für Regiosaatgut in Deutschland 22 Produktion derzeit noch auf niedrigem Niveau, aber mit steigender Tendenz Unterschiedliche Abdeckung der Ursprungsgebiete
23 e) Vermarktung / Einsatz Problematik Mischungs-Rezepte für prioritäre Verwendungen: Deich-Mischung, Straßenböschungs-Mischung, Tagebau-Mischung, Halden-Mischung versus Standortmischungen? (in Diskussion) dazu Abstufungen in low level, extensiv und LRT? Sinnvoll: - anwenderfreundlich (für Planer, Begrüner, Kontrolleure) - fachlich unbedenklich (Artenschutz) - umsetzbar (mittelfristige Produktion der Arten) 23
24 e) Vermarktung / Einsatz. 24
25 6. Zusammenfassung / Ausblick Problemlage (Sachsen) Bei Ansaat- und Pflanzmaßnahmen durch staatliche Akteure (z.b. LASuV, LTV) mangelt es nach deren Aussage noch an klaren Ausschreibungs- und Bewertungsvorgaben, um eine Nachfrage nach gebietseigenen Saat- und Pflanzgütern realisieren zu können. Regelungsbedarf hinsichtlich Verfahren bei eingeschränkter Verfügbarkeit von Regiosaatgut/ Regiogehölzen Hinsichtlich der aktuellen Marktsituation bei gebietseigenen Gehölzen beklagen die Baumschulen zudem, dass zunehmend Ware angeboten wird, die nicht den Mindeststandards an eine Zertifizierung gebietseigener Gehölze gemäß Leitfaden des BMU (2012) entspricht. 25
26 Wie weiter (in Sachsen)? 1. Qualifizierung und fachliche Beratung von Unternehmen der Baumschul-, Garten- und Landwirtschaft zur Erzeugung gebietseigener Gräser, Kräuter und Gehölze 2. Verbesserung fachlicher und organisatorischer Grundlagen zur Erweiterung des Arten- Angebotes an gebietseigenem Saat- und Pflanzgut durch Betriebe der Baumschul- und Landwirtschaft 3. Verbesserung fachlicher und organisatorischer Grundlagen zur Stabilisierung und Erweiterung des mengenmäßigen Angebotes an gebietseigenem Saat- und Pflanzgut in Sachsen 4. Organisation des Erfahrungsaustausches zwischen Produzenten, Planern und Anwendern hinsichtlich der Erzeugung und Verwendung gebietseigenen Saat- und Pflanzgutes inkl. Maßnahmen zur themenbezogenen Öffentlichkeitsarbeit 26
27 Weiterer Handlungsbedarf Abstimmung zum Vollzug 40 (4) auf Ebene der Bundesländer Sicherung der Gehölz- Erntebestände Verstetigung der Registerführung (Gehölze) Einheitliche Regelung der dokumentierten Entnahme von Ausgangsmaterial (Gräser, Kräuter, Gehölze) Weiterentwicklung und Beurteilung der Zertifizierungssysteme Information der öffentlichen Hand, der UNB und der Öffentlichkeit Unterstützung der Etablierung von Vermehrungsbeständen (landwirtschaftliche Produktion, Gehölzplantagen/-hecken, Kooperationen zwischen DVL, Wirtschaft, Sachsenforst etc.) 27
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