communitycenter_tucson

Transkript

1 SS18 (Hrsg.) Technische Universität Wien Karlsplatz 12/ Wien of ce 5 raumgestaltung tuwien ac at ISBN

2

3 (Hrsg.) bachelor- und masterarbeiten

4 impressum Die Publikation wurde zu Studienzwecken erstellt. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte des Nachdrucks und der Vervielfältigung des Buches oder Teilen daraus, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung der Abteilung für Raumgestaltung und nachhaltiges Entwerfen in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder einem anderen Verfahren), auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Urheberrechte der einzelnen Projekte verbleiben bei den Studierenden. Herausgeber, Institut für Architektur und Entwerfen, Department of Spatial and Sustainable Design Technische Universität Wien Karlsplatz 13/253/ Wien Redaktion Institut für Architektur und Entwerfen, Department of Spatial and Sustainable Design ra k esign/ asiskonzept, Lukas Spreitzer Lektorat, Johanna Pils itarbeit und estaltung, Johanna Pils, Lukas Spreitzer Fotos Institut für Architektur und Entwerfen, Archiv Department of Spatial and Sustainable Design, FotografInnen: Franz Karner, Alexandra Victora, ausgenommen namentlich gekennzeichnetes Bildmaterial 2018 Institut für Architektur und Entwerfen, Department of Spatial and Sustainable Design Für namentlich gekennzeichnete Beiträge ist der/die AutorIn verantwortlich. Endfertigung Druck und Bindung: druck.at Buchumschlag: Recyclingkarton 300g Druckkern: Munken Pure 90g

5 inhalt 10 bauen in der wüste 78 passage Hutterer Tina 166 dancing in the desert Matviishyn Natalia geschichte und kultur der tohono o odham Moritz Compérat die sonora wüste exkursion usa-südwesten com Lenikus Sophia in the desert: a house with no name Neulinger Vera him dag Scheithauer Jana nature and grid Pils Johanna arte abierto Selami Tina the hidden center Spießberger Florian reiseroute reisteilnehmerinnen reiseprogramm interchance Singer Magdalena embeding culture house Szvath Péter desert pavillon Tomaszweska Joanna al sonag Victora Alexandra workshop schlusspräsentation and the oscar goes to intouch Tashpulatova Zinat the maze Würz Herbert 218 community center tucson Zanona Robert studierendenprojekte schwarzplan projektübersicht daha Compérat Moritz tucson community center Eberle Anna 72 übersicht modelle 1: ha icu- a:ga-j [his/her story] Hauck Marie 162 am fuß des schwarzen berges Jung Caroline

6 bauen in der wüste Bauen in der Wüste unter diesem Titel kann man das Entwurfsthema Community Center_Tucson in Verbindung mit einer Exkursion im April 2018 nach Kalifornien und Arizona zusammenfassen. 22 Bachelorund Masterstudierende der Architektur der Technischen Universität Wien liesen sich auf eine Aufgabe ein, welche sich intensiv mit den Traditionen und dem Leben des im Süden von Arizona ansässigen Stammes der Tohono O odham auseinandersetzt. Eine Auseinandersetzung mit einer fremden Kultur auf einem anderen Kontinent in einer einzigartigen Klimazone, alles zusammen Faktoren, die für junge angehende Architekten als besondere Herausforderung gesehen werden können. Im Süden von Arizona direkt zur Grenze nach Mexico leben um die Mitglieder des Stammes der Tohono O odham Indianer im zweitgrößten zusammenhängenden Landgebiet in den Vereinigten Staaten. Geführt wird die Tohono O odham Nation durch eine demokratisch gewählte Regierung mit Sitz in Sells Arizona, wo sich auch das Zentrum mit Schulen, einem Krankenhaus und diversen Verwaltungs- e den efindet t a ro ent der Stammesmitglieder leben in den 11 Distrikten des Reservates, der Rest lebt außerhalb. Ein kleiner Teil der Stammesgemeinschaft ist rund um die Mission San Xavier del Bac an e iedelt nd findet dort ein konom isches Auslangen in der Landwirtschaft, als Viehzüchter und im Herstellen von kunsthandwerklichen Gegenständen. In den ganzen USA bekannt ist die hier ausgeübte n t de or e ten, die on eneration zu Generation weitergegeben wird. Die handwerklichen Erzeugnisse und Produkte werden vor Ort an die tausenden Besucher, Touristen und Pilger der Missionsstation, verkauft und stellen damit eine zusätzliche willkommene Einnahmequelle dar. Bereits im Jahr 1874 wurde vom damaligen Präsidenten Ulysses S. Grant die San Xavier del Bac Indian Reservation in unmittelbarem Umfeld der Mission San Xavier del Bac geschaffen. Es leben hier noch etwa 1200 Menschen der Tohono O odham. Für das soziale Zusammenleben spielen Storytelling und Oral History noch immer eine wesentliche Rolle um bestehende Traditionen, die Lebenswelt und Sichtweisen für die Nachwelt weiterzugeben. Ziel der Entwurfsübung war es, an einem einzigartigen Ort ein Gemeindezentrum zu schaffen, das Identität stiftet, nach innen die Stammesgemeinschaft stärkt und nach außen den Austausch mit den Besuchern fördert. Eine kommunikative und offene Umgebung zu entwerfen, in der vielfältige Aktivitäten Versammlungsräume, Werkstätten für Kunsthandwerk und dazugehörige Ausstellungsbereiche, zum Lernen, Nachdenken und Austauschen, anregen sollen. Die von Franziskanermönchen geführte Missionsstation San Xavier del Bac (O odham [Sobaipuri-O odham]: Wa:k) wurde 1692 als katholische Mission vom Jesuitenpater Eusebio Kino im Zentrum eines seit Jahrhunderten bestehenden Stammesgebietes der Tohono O odham (vormals Papago), an den Ufern des Santa Cruz River gelegen, gegründet. Voraussetzung für die Gründung waren das Vorhandensein von ausreichend Wasser, Holz für Bauzwecke und 10 11

7 zum Kochen. Im Jahr 1783 beauftragte der Franziskaner Missionar Fr. Juan Bautista Velderrain, den Architekten Ignacio Gaona, die gegenwärtige Kirche zu entwerfen. Der Bau der heutigen Kirche auch als Weiße Taube der Wüste bezeichnet, begann 1783 und wurde 1797 abgeschlossen. Die älteste intakte europäische Struktur in Arizona wurde im Inneren mit wunderbaren Original-Statuen und Wandmalereien geschmückt. Die gesamte Struktur ist aus Lehmziegel, Stein- und Kalkmörtel gebaut und mit Gewölben aus Ziegeln gedeckt. Diese Konstruktionsart macht sie einzigartig unter den spanischen Kolonialgebäuden innerhalb der USA. Die Skulpturen im Inneren der Kirche wurden in Zunftwerkstätten hergestellt und nachdem sie aufgestellt wurden, fertigten Handwerker die Kleidungen aus Gesso (einer aus einem Bindemittel aus Gips, Kreide und Pigment bestehenden weißen Farb-Mischung). Die Muschel, nach dem Schutzpatron von Spanien ein Symbol der Wallfahrt, ist durch die gesamte Struktur in Fenstern, in den Fassaden und in anderen Details im Inneren eingebunden. Der barocke Architekturstil zeichnet sich durch spielerische, dramatische Elemente, wie beispielsweise falsche Türen und Marmorierung aus und das Innere ist mit spanischen und indigenen Ornamenten reich verziert. Nach einem Erdbeben, Blitzschlag und Wasserschaden begann im Jahr 1905 eine erste umfangreiche Restaurierung. In einem aufwändigen Prozess wurde das komplette Material entfernt und die Kirche, über mehrere Jahre, von internationalen Spezialisten, mit den historisch überlieferten Originalmaterialien, restauriert. Die Kirche liegt heute an der Interstate 19, circa 14 Kilometer südlich der Innenstadt von Tucson. Genutzt wird die Kirche von Mitgliedern der Tohono O oham Nation (hauptsächlich Mitglieder der Wa:k Community) und von Mitgliedern des Yaqui Stammes. Jedes Jahr besuchen rund Besucher aus der ganzen Welt dieses gut erhaltene Beispiel der spanischen Kolonialarchitektur in den Vereinigten Staaten. Sie zählt seit 1960 zu den National Historic Landmarks. Die umgebende Landschaft der Sonora Wüste wird geformt durch die zahlreich vorkommenden Kakteen, weite Ebenen und markante Gebirgszüge, welche die Landschaft durchschneiden. Die Sonora Wüste erstreckt sich vom südöstlichen Kalifornien bis Arizona und reicht weit über die Grenze nach Mexico hinein, prägt mit dem Klima und der Geologie das Erscheinungsbild der Landschaft und das Leben der hier seit Jahrhunderten ansässigen Menschen. In der Mitte der Tohono O odham Nation liegt auf 2097m das Kitt Peak National Observatory. Eines der wichtigsten Observatorien in den USA, inmitten der Sonora Wüste gelegen, von wo aus immer wieder, bedingt durch die hervorragenden klimatischen Bedingungen, sensationelle Entdeckungen auf dem Gebiet der Astronomie gemacht werden. Aus diesem Grund möchte ich dieses Buch einem der brillantesten Denker der vergangenen Jahre, dem in den letzten Tagen von uns gegangenen Astrophysiker Stephen Hawking, widmen. Der mit seinen Theorien den Weg zum Big Bang nachvollziehbarer machte und damit zu einer neuen Sichtweise der Entstehung des Universums beigetragen hat