Versuchsergebnisse aus Bayern 2015

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1 Versuchsergebnisse aus Bayern 2015 Unkrautbekämpfung im Ackerbau und Grünland Versuchsergebnisse in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Herausgeber: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Pflanzenschutz Lange Point 10, Freising-Weihenstephan 2016 Autoren: K. Gehring, S. Thyssen & T. Festner Kontakt: Tel: 08161/

2 Inhaltsverzeichnis Allgemeine Hinweise 3 Kommentar 4 Standortbeschreibung 5 Versuchsaufbau 7 Ergebnisse der Einzelstandorte 8 Anhang 12 2 von 15

3 Allgemeine Hinweise Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel muss sich auf das biologisch und wirtschaftlich notwendige Maß beschränken, um den Naturhaushalt nicht unnötig zu belasten. Die Versuchsergebnisse beinhalten die biologische Wirkung der einzelnen Pflanzenschutzmaßnahmen und die resultierende Wirtschaftlichkeit, um der Praxis und der Beratung weiterführende Entscheidungshilfen für einen optimierten Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen anbieten zu können. Die Effektivität der geprüften Unkrautbekämpfungsmaßnahmen wird durch visuelle Bonitur der Bekämpfungsleistung und Kulturpflanzenverträglichkeit in Relation zur unbehandelten Kontrolle ermittelt. Teilweise werden diese Bewertungen durch Auszählungen ergänzt. Hierbei werden die internationalen Standards (EPPO-Richtlinien) für Pflanzenschutzversuche zu Grunde gelegt. Die Bezeichnung der Unkrautarten erfolgt nach dem allgemein gebräuchlichen BAYER-Code. Bei Ertragserhebungen erfolgt die Angabe der Wirtschaftlichkeit als bereinigte Marktleistung (bml = Mehr- bzw. Minderertrag dt/ha x Marktpreis; abzüglich Ausbringungskosten) in Relation zur Marktleistung (ML = Ertrag dt/ha x Marktpreis) der unbehandelten Kontrolle. Die Ertragsleistungen und die Wirtschaftlichkeit werden varianzanalytisch anhand des Newman-Keuls- Test bewertet. Signifikanzen bzw. Nicht-Signifikanzen werden mit einem Buchstabencode dargestellt. Mittelwerte, die sich nicht signifikant unterscheiden sind durch gleiche Buchstaben gekennzeichnet. Wenn zu vergleichende Mittelwerte keinen einzigen gleichen Buchstaben besitzen, besteht bei der vorgegebenen Irrtumswahrscheinlichkeit (P) von 5% ein signifikanter Unterschied. Grundsätzlich ist bei der Interpretation der Versuchsergebnisse folgendes zu beachten: Ein Teil der Versuche dient der Klärung wissenschaftlicher Fragen, hat also keinen unmittelbaren Praxisbezug. Bei Herbizidversuchen sind neben einer einjährigen Betrachtung noch weitere Einflußgrößen, wie evtl. Folgeverunkrautung, Trocknungskosten, Zwischenwirte für Krankheiten usw. zu berücksichtigen. Durch die Pflanzenschutzmittelanwendung wird in der Regel auch die Qualität des Erntegutes verbessert: Höheres Tausendkorngewicht und bessere Sortierung bedeuten über einen höheren Produktpreis meist auch einen größeren Gewinn, der bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung bisher noch nicht berücksichtigt wird. Signifikanzen bzw. Nicht-Signifikanzen, die sich aus dem Newman-Keuls-Test für die Erträge ergeben, können nicht auf die Marktleistung übertragen werden, da hier andere Varianzen zugrunde liegen. Statistische Aussagen zur Marktleistung können nur aus einer eigenen Verrechnung resultieren. 3 von 15

4 Kommentar Obwohl der Windhalm nach wie vor ein verbreitetes Ungras im bayrischen Ackerbau ist, war es im Herbst 2014 wieder schwierig, geeignete Versuchsflächen zu finden. Von vier angelegten Versuchen wurde einer wegen massiven Auftretens von Weidelgras aufgegeben, bei zwei weiteren entwickelte sich der Windhalm-Besatz so schwach, dass eine sinnvolle Bonitur nicht möglich war. So blieb nur ein Versuch im niederbayrischen Nesslbach, der mit einem Besatz von 136 Windhalmrispen/qm die Versuchsvorgaben erfüllte Die Windhalmbekämpfung erfolgt in der Praxis entweder mit einem bodenwirksamen Mittel im sehr frühen Nachauflauf oder mit einem blattaktiven Mittel im Frühjahr. Tankmischungen und Spritzfolgen wie beim Ackerfuchsschwanz sind beim Windhalm bisher nicht nötig. Das verfügbare Präparatespektrum hat einen eindeutigen Schwerpunkt bei den bodenwirksamen Wirkstoffen für die Herbstbehandlung, im Frühjahr bleiben nur noch wenige Möglichkeiten. Auch neue Prüfmittel gibt es zur Zeit ausschließlich für den Herbsteinsatz: BAS75800H besteht aus Flufenacet als Gräserwirkstoff mit Picolinafen als vorwiegend dikotyler Ergänzung, PLA kombiniert Prosulfocarb mit Diflufenican. Nur in GWN3189B ist mit Triallate ein für den Getreidebau neuer gräserwirksamer Wirkstoff enthalten. Er wurde früher in Zuckerrüben eingesetzt und gehört wie Prosulfocarb und Ethofumesate zur HRAC-Gruppe N. GF-145 schließlich ist eine dikotyle Ergänzung mit den Wirkstoffen Isoxaben und Florasulam. So setzt sich auch der Rahmenplan aus sieben Herbst- und nur zwei Frühjahrsbehandlungen zusammen. Am einzigen Standort mit ausreichend Windhalm-Besatz in Neßlbach lagen die meisten Herbstbehandlungen auf einem hohen Niveau, ohne allerdings eine vollständige Bekämpfung zu erzielen. Etwas schwächer waren nur die Behandlungen Addition+BeFlex und die Anhangvariante Stomp Aqua+GWN3189B. Dies entspricht den Ergebnissen des Vorjahres. Noch besser schnitten dank guter Applikationsbedingungen die beiden Frühjahrsbehandlungen Broadway und Husar Plus ab, die eine praktisch vollständige Bekämpfung des Windhalm ermöglichten. Auf einem breiteren Fundament standen die Bonituren gegen dikotyle Unkräuter. An den drei Standorten kam ein breites Spektrum typischer Unkräuter des Wintergetreides wie Kornblume, Vogelmiere, Kamille, Ehrenpreis und Acker- Stiefmütterchen vor. Das Ergebnis war zweigeteilt: während bei den Herbstbehandlungen vor allem Kornblume und Kamille nicht vollständig kontrolliert wurden, wiesen beide Frühjahrsbehandlungen die bekannte Schwächen gegenüber Stiefmütterchen, Ehrenpreis und Taubnessel auf. Mit einer an den Standort angepassten Mittelauswahl bzw. kombination sollte die Kontrolle der Unkräuter kein Problem sein. So schloss der Zusatz des Prüfmittels GF-145 die Bekämpfungslücken von Herold SC. Obwohl der Herbizideinsatz im Frühjahr in der Praxis weiterhin häufig die Standardmaßnahme sein dürfte, spricht bei der Windhalmbekämpfung vieles für eine Herbstbehandlung, so weit es Aussaattermin und Witterung zulassen. Während im 4 von 15

5 Herbst ein breites Mittelspektrum aus verschiedenen Wirkstoffgruppen vorhanden ist, kommen für eine blattaktive Frühjahrsbehandlung neben Pinoxaden (Axial 50) nur Wirkstoffe aus der Gruppe der ALS-Hemmer (Iodosulfuron, Mesosulfuron, Pyroxsulam) in Frage. Gegen diese Wirkstoffgruppe sind auch beim Windhalm in Bayern in letzter Zeit einige breit wirksame Resistenzen festgestellt worden. Standortbeschreibung Versuchsort (Landkreis) Kultur Sorte Saattermin Vorfrucht Versuchsansteller Bodenbearbeitung Bodenart Sulzach (Ansbach) Neßlbach (Deggendorf) Roding (Schwandorf) AELF Ansbach Winterweizen Kerubino Winterraps Pflug Lehmiger Sand AELF Deggendorf Winterweizen Impression Hafer Pflug Sandiger Lehm AELF Regensburg Wintertriticale Talentro Silomais Grubber Lehmiger Sand 5 von 15

6 Lage der Versuchsstandorte = Standort mit Windhalm = Standorte ohne (ausreichend) Windhalm 6 von 15

7 Versuchsaufbau VG Behandlung Aufwandmenge (E/ha) Termin Bemerkung 1 unbehandelt Kontrolle 2 Herold SC 0,3 Vergl.Std. 3 Bacara forte 1,0 4 Addition + BeFlex 2,5 + 0,3 5 Malibu + BeFlex 2,5 + 0,3 6 Malibu + Picona 1,5 + 1,5 7 (BAS75800H) 0,5 BASF-Prüfvariante 8 (PLA14667) 3,5 PLA-Prüfvariante 9 Broadway + FHS 0,13 + 0,6 NAF Vergl.Std. NAF 10 Husar Plus + Mero 0,2 + 1,0 NAF 11 Stomp Aqua + (GWN3189B) 2,5 + 2,5 Gowan-Prüfvariante 12 Herold SC + (GF-145) 0,25 + 0,075 DOW-Prüfvariante 13 Addition 2,5 Vergl. Solo Behandlungstermine: = BBCH APESV, NAF = Im zeitigen Frühjahr zum Wachstumsbeginn der Kultur, mind. 60 % rel. LF VG : fakultative Anhang-Variante (...) = Prüfmittel, keine Zulassung in von 15

8 Ergebnisse der Einzelstandorte Versuchsort: Neßlbach VG Behandlung Aufwand Termin Kultur Rispenauszählung APESV APESV VERHE LAMPU CAPBP STEME HERBA TTTTT E/ha BBCH Anzahl rel. % Anteil am Gesamt-UKD [%] 1 Kontrolle Wirkung [%] 2 Herold SC 0, Bacara Forte 1, Addition+BeFlex 2,5+0, Malibu+BeFlex 2,5+0, Malibu+Picona 1,5+1, (BAS75800H) 0, (PLA14667) 3, Broadway+FHS 0,13+0, Husar Plus+Mero 0,2+1, Stomp Aqua+(GWN 3189 B) 2,5+2, Besatzdichte (Pfl./qm) am : APESV 117 Deckungsgrad [%] Besatzdichte (Pfl./qm) am : APESV 86, VERHE 29, VERPE 5, LAMPU 11, GALAP 1, CAPBP 1, STEME 1, PAPRH 1 Kultur Unkraut von 15

9 Versuchsort: Neßlbach (Phytotox) VG Behandlung Aufwand Termin Kultur Phytotox E/ha BBCH Kontrolle Chlorosen (%) Nekrosen (%) Aufhellung (%) Wuchsverzögerung (%) 2 Herold SC 0, Bacara Forte 1, Addition+BeFlex 2,5+0, Malibu+BeFlex 2,5+0, Malibu+Picona 1,5+1, (BAS75800H) 0, (PLA14667) 3, Broadway+FHS 0,13+0, Husar Plus+Mero 0,2+1, Stomp Aqua+(GWN 3189 B) 2,5+2, von 15

10 Versuchsort: Sulzach VG Behandlung Aufwand Termin Kultur CENCY STEME MATCH VIOAR APESV HERBA TTTTT Phytotox E/ha BBCH Kontrolle Herold SC 0, Bacara Forte 1, Addition+BeFlex 2,5+0, Malibu+BeFlex 2,5+0, Malibu+Picona 1,5+1, (BAS75800H) 0, (PLA14667) 3, Broadway+FHS 0,13+0, Husar Plus+Mero 0,2+1, Stomp Aqua+(GWN3189B) 2,5+2, Herold SC+(GF-145) 0,25+0, AN Addition+(GF-145) 2,5+0, AN Picona+Lexus 2,0+0, AN Broadway+FHS+Ariane C 0,13+0,6+0, AN Husar Plus+Mero+Ariane C 0,2+1,0+0, Besatzdichte (Pfl./qm) am : CENCY 11, HERBA 191 Besatzdichte (Pfl./qm) am : CENCY 7, STEME 31, VIOAR 17, APESV 1, HERBA Anteil am Gesamt-UKD [%] Wirkung [%] Kultur Deckungsgrad [%] Unkraut Aufhellung [%] von 15

11 Versuchsort: Roding VG Behandlung Aufwand Termin Kultur CAPBP VIOAR GERSS THLAR MATIN HERBA TTTTT E/ha BBCH Anteil am Gesamt-UKD [%] 1 Kontrolle Wirkung [%] 2 Herold SC 0, Bacara Forte 1, Addition+BeFlex 2,5+0, Malibu+BeFlex 2,5+0, Malibu+Picona 1,5+1, (BAS75800H) 0, (PLA14667) 3, Broadway+FHS 0,13+0, Husar Plus+Mero 0,2+1, Stomp Aqua+(GWN3189B) 2,5+2, Herold SC+(GF-145) 0,25+0, Addition 2, R Carmina 640+Alliance 1,5+0, HERBA: BRSNN, PAPRH, AETCY, EROCY, VERSS Deckungsgrad [%] Kultur Unkraut von 15

12 Anhang 100 Windhalmbekämpfung in Wintergetreide Wirkung: Mittelwerte und Schwankungsbreite, 1 Versuche, Bayern Wirkungsgrad (%) Broadway +FHS 0,13+0,6 NAF PLA ,5 Husar Plus +Mero 0,2+1,0 NAF Malibu +BeFlex 2,5+0,3 Bacara forte 1,0 Herold SC 0,3 Malibu +Picona 1,5+1,5 BAS75800H 0,5 Stomp Aqua +GWN3189B 2,5+2,5 Addition +BeFlex 2,5+0,3 Mittel_Aufwand/ha_Termin 12 von 15

13 Wirkung gegen Unkräuter: Wirkungsgrad (%) und Standardabweichung, Bayern, 2015, 3 Standorte, 12 Boniturwerte Unkrautspektrum: Kornblume, Kamille, Vogelmiere, Ehrenpreis, Hirtentäschel, Hellerkraut, Taubnessel, Stiefmütterchen, Storchschnabel Wirkungsgrad (%) Bacara forte 1,0 Malibu +BeFlex 2,5+0,3 PLA ,5 Addition +BeFlex 2,5+0,3 Malibu +Picona 1,5+1,5 BAS75800H 0,5 Herold SC 0,3 Broadway +FHS 0,13+0,6 NAF Husar Plus +Mero 0,2+1,0 NAF Stomp Aqua +GWN3189B 2,5+2,5 Mittel_Aufwand/ha 13 von 15

14 Wirkung gegen Unkräuter: Wirkungsgrad (%) und Standardabweichung, Bayern, 2015, 3 Standorte, 12 Boniturwerte Unkrautspektrum: Kornblume, Kamille, Vogelmiere, Ehrenpreis, Hirtentäschel, Hellerkraut, Taubnessel, Stiefmütterchen, Storchschnabel Wirkungsgrad (%) Bacara forte 1,0 Malibu +BeFlex 2,5+0,3 PLA ,5 Addition +BeFlex 2,5+0,3 Malibu +Picona 1,5+1,5 BAS75800H 0,5 Herold SC 0,3 Broadway +FHS 0,13+0,6 NAF Husar Plus +Mero 0,2+1,0 NAF Stomp Aqua +GWN3189B 2,5+2,5 Mittel_Aufwand/ha 14 von 15

15 Ergebnisse der Resistenzuntersuchung von Windhalm-Saatgutproben: Versuchsort (Landkreis) Neßlbach (Deggendorf) Cadou SC Bacara Forte IPU CTU Lexus Husar OD Monitor Broadway Falkon Axial Resistenz-Einstufung: 0: sensitiv, volle Herbizid-Wirkung. 1: verminderte Sensitivität; Wirkungsverluste bei ungünstigen Anwendungsbedingungen möglich. 2-5: zunehmende Resistenz; Wirkungsverluste auch bei optimalen Anwendungsbedingungen bis hin zu totaler Unwirksamkeit. 15 von 15