U. S. Feature Service

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1 AMERIKA DIENST U. S. Feature Service Bad Codesberg I Postfach 300 Telefon Bad Codesberg Allgemeines XIII. Jahrgang, Nr Januar 196O INHALTSVERZEICHNIS ATOM UND TECHNIK NEUARTIGER REAKTORTYP WIRD IN DEN USA ERPROBT Steuerung der Spaltreaktionen durch Wasserdruck. (52 Zeilen, 1 Bild) HÖHERE ARBEITSTEH'JPERATUREN FÜR GRAPHIT-REAKTOREN MÖGLICH Neue Untersuchungen in den USA (16 Zeilen) WELTWEITE UNTERSUCHUNG DES TRITIUM-GEHALTS IM V/ASSER (14 Zeilen) MAGNETO-HYDRODYNAMISCHER GENERATOR ENTWICKELT (22 Zeilen) NEUER SONNENOFEN FÜR DIE MATERIALPRÜFUNG (7 Zeilen) METALLFORMUNG MIT "UNTERWASSERBLITZ" (10 Zeilen) MASCHINE ALS VORLESER FÜR BLINDE (9 Zeilen) Seite 1 Seite Seite Seite Seite Seite Seite ERZIEHUNGSWESEN SEMINAR-ÜBUNGEN IM EIGENEN HEIM Der Rektor der Universität Chicago erfand das Fernstudium (110 Zeilen) Seite 6 DIE WELT DER FRAU AM MESSMIKROSKOP IN DER ZENTRIFUGENKAMMER Ungewöhnliche Spezialaufgabe einer jungen Physikerin (52 Zeilen, 1 Bild) Seite 10 SÜSIE BERÄT JUNGE MÜTTER "Cradle Time", eine vielgehörte Rundfunksendung (34 Zeilen, 1 Bild) Seite 12 LISTE DER GEDENKTAGE IM FEBRUAR 1960 Seite 14 -x--x- * * *

2 "AMERIKA DIENST" 20. Januar i960 Die Artikel des AMERIKA DIENSTES sind honorarfrei u neben der Verwendung durch Rundfunk und Fernsehen ausschließlich zum Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften und sonstigen Publikationen bestimmt, die sich direkt an den Leser wenden. ATOM UND TECHNIK NEUARTIGER REAKTORTYP WIRD IN DEN USA ERPROBT Steuerung der Spaltreaktion durch Wasserdruck ( 32 Zeilen) Das Arbeitsmodell eines neuen Reaktortyps, der wegen seiner verblüffenden Einfachheit der Konstruktion und des Betriebs bei niedrigen Kosten für den Kernbrennstoff sowohl technisch als auch wirtschaftlich interessant ist, wird zur Zeit von der Martin Company in Baltimore (Maryland) gebaut. Die US-Atomenergie-Kommission erteilte die Genehmigung im Rahmen ihres Entwicklungsprogramms für Leistungsreaktoren, das die Erzeugung von billigem Strom aus Kernenergie in sicheren Reaktoranlagen zum Ziele hat. Der Fließbett-Reaktor LFBR (Liquified jtluidized JBed Reactor), scherzhaft auch "Schmortopf-Reaktor" genannt, besteht im wesentlichen aus einem topfähnlichen Metallzylinder, der bis zu einer gewissen Höhe mit erbsengroßen Kugeln, dem Kernbrennstoff, gefüllt ist. Diese Kugeln enthalten Uran-238 und eine kleine Menge spaltbares Uran-235«Ber Boden des "Topfes" ist wie ein Sieb mit zahllosen kleinen Löchern durchbohrt. Solange die Urankugeln ruhig am Boden liegen, passiert überhaupt nichts die von dem Uran ständig emittierten Neutronen haben eine viel zu hohe Geschwindigkeit, um genügend viel Atome von Uran-235 so im Kern zu treffen, daß dadurch eine Kettenreaktion ausgelöst würde. Werden jedoch die Urankugeln durch V/asser, d s unter Druck durch die Siebplatte in den "Schmortopf" strömt, in Bewegung gebracht, wobei sich auch der Abstand zwischen den einzelnen Brennelementen wesentlich vergrößert, wirkt das Wasser als Moderator und bremst die Neutronen auf eine für die Kernspaltungsreaktion günstige Geschwindigkeit ab. Durch Erhöhung oder Verminderung der in den Reaktor gepumpten Wassermenge läßt sich dann die Stärke der Reaktion ohne weiteres regulieren. Der - 1

3 "AMERIKA DIENST" 2. Januar 196O Der neue Reaktortyp scheint auch in hezug auf Sicherheit große Vorzüge gegenüber anderen Reaktoren zu haben. Wenn nämlich aus irgendeinem Grund die Druckwirkung auf das Wasser aussetzte, so geschähe weiter nichts, als daß die Brennstoffkugeln zu Boden sänken und die Kettenreaktion automatisch unterbrochen würde. Auf die Regelstäbe und die komplizierten Mechanismen zu deren Betätigung, wie sie zur Steuerung der Kettenreaktion bei Reaktoranlagen der bisher üblichen Bauart erforderlich sind, könnte man beim LFBR-Reaktor verzichten. Die praktischen Ergebnisse mit dem neuen Versuchsmodell werden daher mit Spannung erwartet. ACHTUNG! Auf Anforderung der Redaktionen übersendet der AMERIKA DIENST an Zeitungen und Zeitschriften kostenlos folgendes Bild: Schematische Darstellung der Arbeitsweise des neuartigen Fließbett-Reaktors LFBR, der zur Zeit von der amerikanischen Martin Company im Auftrage der US-Atomenergie-Kommission gebaut und erprobt wird. Die Geschwindigkeit der Spaltreaktion hängt jeweils davon ab, wie stark die Brennstoffkugeln durch das von unten hineingedrückte Wasser in dem Metallbehälter - auch "Schmortopf" genannt - aufgewirbelt werden. * HÖHERE ARBEITSTEMPERATUREN FÜR GRAPHIT-REAKTOREN MÖGLICH Neue Untersuchungen in den USA (16 Zeilen) Von großer Bedeutung für die Betriebstemperatur von Graphit-Reaktoren und die mit diesen Anlagen erzielten Leistungen ist die Entdeckung, daß dampfförmiger Graphit nicht einatomige, sondern vielatomige Moleküle bildet. Entgegen der seit langem geltenden Annahme der Chemiker, daß Graphit beim Erhitzen auf die Verdampfungstemperatur aich in ein Gas umwandelt, dessen Moleküle nur jeweils ein Atom Kohlenstoff enthalten, stellten jetzt amerikanische Wissenschaftler bei theoretischen und experimentellen Untersuchungen die Bildung ganzer Kohlenstoff-itomketten in Molekülverbänden mit durchschnittlich 6,2 Atomen fest. Bei Temperaturen von über 2000 Grad Celsius tritt nach Annahme von Dr. Kenneth S. Pitzer VOR der Universität Kalifornien nur ganz vereinzelt einatomiger Kohlenstoff auf. - 2

4 "AMERIKA DIENST" 29. Januar i960 Auf Grund des unzureichenden Untersuchungsmaterials über das Verhalten von Graphit bei sehr hohen Temperaturen hatte man es bisher unterlassen, Graphit-Reaktoren derart hohe Arbeitstemperaturen zuzumuten, wie es die Graphit-Komponenten im Reaktor eigentlich erlaubt hätten. So war auch der Nutzeffekt entsprechend niedriger. * WELTWEITE UNTERSUCHUNG DES TRITIUM-GEHALTS IM V/ASSER ( 14 Zeilen) Nach einem Programm der Internationalen Atomenergie-Organisation (iaeo) soll auf der ganzen Welt die Tritium-Konzentration in Salz- und Süßwasser regelmäßig gemessen werden, um den Wasserkreislauf in der Natur auf weltweiter Basis gründlich zu studieren. Dieses Projekt ist sowohl für Pläne zur Bewässerung von Trocken- und Wüstengebieten als auch zur Versenkung von Atommüll im Meer oder in unterirdischen Gruben von großer Bedeutung. Tritium ist das schwerste Isotop des Wasserstoffs. Da es im Gegensatz zu den beiden anderen Isotopen, nämlich leichtem Wasserstoff und Deuterium, radioaktiv ist, läßt es sich selbst noch in größter Verdünnung nachweisen. So werden die Tritium-Messungen Auskunft über die Grundwasservorkommen und deren Bildung, die Geschwindigkeit unterirdischer Wasserströmungen, die Austauschvorgänge in den verschiedenen Wasserschichten von Seen sowie das Ausmaß der Vermischung von Oberflächenschichten und tieferen Wasserschichten in den Ozeanen geben. MAGNETO-HYDRODYNAMISCHER GENERATOR ENTWICKELT (22 Zeilen) Die Entwicklung eines sogenannten magneto-hydrodynamischen Generators, in dem ein durch heiße Luft ionisiertes Gas zur Erzeugung von elektrischem Strom dient, wurde von der General Electric Company bekanntgegeben. Ein Arbeitsmodell dieses Geräts, für das ein sehr hoher Nutzeffekt errechnet wurde, wird zur Zeit im Laboratorium erprobt. Es - 5 -

5 "AMERIKA DIENST" 29. Januar 1960 Es arbeitet nach dem schon seit mehr als 100 Jahren bekannten Prinzip, daß ein ionisiertes Gas, das sich zwischen den Polen eines Magnets bewegt, einen Stromfluß erzeugt. Bei dem neuartigen General-Electric- Generator wird Luft auf 276O Grad Celsius erhitzt, auf eine Temperatur also, bei der durch die Abspaltung von Elektronen von den Stickstoffund Sauerstoffatomen ein Plasma, das heißt ein ionisiertes, leitfähiges Gas,entsteht. Ein Strom dieser heißen, ionisierten Luft wird durch einen Hohlblock aus Quarz gepreßt, der zwischen den Polen eines starken Magneten gehalten wird. Die magnetischen Kräfte ziehen die Elektronen an die Seiten der Quarzröhre, von wo aus sie in einen Draht fließen und Strom erzeugen. Nach den vorliegenden Berechnungen dürfte der Nutzeffekt künftiger Plasma-Generatoren hinsichtlich der Umwandlung von Wärmeenergie in elektrische Energie bei 40 bis 50 Prozent liegen; im Vergleich hierzu beträgt der Nutzeffekt der heute üblichen Turbogeneratoren 35 Prozent. Die neuen Generatortypen haben außerdem- unter Verzicht auf bewegliche Teile - den Vorteil einer wesentlich einfacheren Konstruktion. NEUER SONNENOFEN FÜR DIE MATERIALPRÜFUNG (7 Zeilen) Für die Metall- und ',v«rksto'fforschung in hohen Temperaturbereichen hat die Waltham Precision Instrument Company in Waltham (Massachusetts) ein in Serie gebautes, 990 kg schweres Gerät entwickelt, das unter Ausnutzung der Sonneneinstrahlung in kürzester Zeit fast 3900 Grad Celsius erzeugt. Es ist auf einen auf vier Rädern beweglichen Untersatz montiert und wird durch einen elektronischen Sucher ständig so ausgerichtet, daß d Sonnenstrahlen auf die bestmögliche Weise genutzt werden. *

6 "AMERIKA DIENST" 29. Januar 196O METALLFORMUNG MIT "UNTERWASSERBLITZ" ( 10 Zeilen) Eine Vorrichtung, durch die Elektrizität in starke mechanische Kräfte umgewandelt wird, ist von der amerikanischen Republik Aviation Corporation entwickelt worden. Sie dient dazu, Metall in Formen zu pressen, und soll in Verbindung mit herkömmlichen Werkzeugmaschinen verwendet werden. Durch das "Einschießen" von elektrischem Strom in Wasser werden außerordentlich starke Stoßwellen erzeugt, die mit einer Kraftwirkung von 6000 PS Metall in Formen pressen. Die mit dieser Vorrichtung ausgestattete Werkzeugmaschine wird nur ein Zehntel dessen kosten, was für andere Werkzeugmaschinen der gleichen Leistungsklasse aufgewendet werden muß, * MASCHINE ALS VORLESER FÜR BLINDE (9 Zeilen) Eine Maschine, die einem Blinden laut vorlesen kann, wurde jetzt in den Vereinigten Staaten patentiert. Das tragbare Gerät erzeugt für Buchstaben, Silben und Wörter typische Laute, aus denen ein Hörer, der darauf geschult ist, ähnlich wie ein Telegraphist auf die Deutung von Morsezeichen, den Inhalt des "vorgelesenen" Textes erkennt. Die Maschine ist eine Erfindung von Hans A. Mauch, der im Auftrag des US-Amtes für Kriegsteilnehmer mit einer Anzahl anderer Konstrukteure an der Entwicklung von solchen Spezialgeräten für Blinde arbeitet; sie sollen eine annehmbare Vorlesegeschwindigkeit haben und nicht zu teuer sein. ***** - 5 -

7 "AMERIKA DIENST' 29. Januar 196O Die Artikel des AMERIKA DIENSTES sind honorarfrei und neben der Verwendung durch Rundfunk und Fernsehen ausschließlich zum Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften und sonstigen Publikationen bestimmt, die sich direkt an den Leser wenden. ERZIEHUNGSWESEN SEMINAR-ÜBUNGEN IM EIGENEN HEIM Der Rektor der Universität Chicago erfand das Fernstudium Dieser Beitrag behandelt das Programm und die Lehrmethode, der Heimstudienabteilung der Universität Chicago. Er ist der Hochschulzeitschrift "The University of Chicago Magazine" entnommen. Der Nachdruck ist nur mit Angabe dieser Quelle gestattet. (110 Zeilen) Bevor im Jahre 1892 die Universitä-t Chicago gegründet wurde, hatte man weder in den Vereinigten Staaten poch in anderen Ländern viel für das Selbststudium außerhalb des akademischen Kollegienprogramms getan. Der erste Rektor der neuen Hochschule, William Rainey Harper, gliederte jedoch von Anbeginn seinen Arbeitsbereich in drei Teile: in die eigent- -liche Lehranstalt, den Universitätsverlag und die Fernstudienkurse. Dieser Einteilung lag die Absicht zugrunde, über Publikationen und Studienbriefe eine Brücke zu schlagen zwischen der Universität Chicago und Gelehrten und Studenten in aller Welt. Schon als Harper - in einer Ära der Monopole - nach Chicago berufen wurde, besaß er selbst so etwas wie ein Monopol für den akademischen Fernunterricht. Durch ein Hebräisch-Kolleg, das er am Baptisten-Seminar von Morgan Park im Staate Illinois gehalten hatte und das eine Welle von Zuschriften auslöste, war er auf den Gedanken gekommen, hektographierte Studienbriefe mit der Post zu verwenden. Dazu gab er zwei Zeitschriften heraus eine für Lehrer, die andere für Studenten des Hebräischen -, rief das American Institute of Hebrew als Verband der amerikanischen Hebraisten ins Leben und gründete zur Finanzierung seines Korrespondenzbüros mit eigener Druckerei eine Aktiengesellschaft. Als er 1886 an die Yale-Universität übersiedelte, nahm Harper das ganze Unternehmen mit.

8 "AMERIKA DIENST" 29. Januar i960 Die Heimstudienabteilung, die Harper an der Universität Chicago einrichtete, zählt heute, im siebenten Jahrzehnt ihres Bestehens, über eingeschriebene "Hörer". Im Kriege nahm sie Förderkurse für Studenten im Militärdienst in ihr Programm auf, und noch immer können sich Soldaten zu ermäßigten Gebühren immatrikulieren lassen. Von den vier Braille-Kursen für Blinde befassen sich drei, mit Harmonielehre und einer mit Psychologie. Einen wichtigen Platz nimmt in diesem Rahmen auch das von der Universität Chicago geschaffene Volksbildungswerk der "Großen Bücher" ein mit Einführungen in die klassischen Werke der Wissenschaft und Weltliteratur. Mehr als 100 Lehrbriefserien dienen teils der Examensvorbereitung - so beispielsweise die Kurse "Der Deutschunterricht" und "Die kommunale Finanzverwaltung" - oder sind für ein breiteres Publikum bestimmt, wie etwa die "Allgemeinverständliche Astronomie" oder die Reihen "Angewandte Lebenserfahrung" und "Wie man Filme betrachtet". Den stärksten Zuspruch verzeichnen die Kurse "Psychologie der Persönlichkeitsbildung", "Die Kunst der Kurzgeschichte", "Die Sprache im Denken und Handeln" von S.I. Hayakawa und "Die Grundlagen der mathematischen Statistik". Gebührennachlaß für Gruppen und Familien Die Studenten, die aus allen Teilen der USA und aus dem Ausland ihre Übungsarbeiten einsenden, sind ausnahmslos Erwachsene, deren Altersdi^rchschnitt bei 40 Jahren liegt. Sie studieren teils allein, teils gruppenweise Gruppen, die geschlossen einen Fernkursus belegen, brauchen für jeweils 15 Personen nur die einfache Grundgebühr zu entrichten; Studienbriefe, Literatur- und libungsverzeichnisse werden dagegen einzeln berechnet. Gemäß der von Rektor Harper begründeten Tradition sind die Gebühren niedrig. Außerdem steht ein Stipendienfonds und ein Bücherdienst zur Verfügung, der die benötigte Literatur zu einem Fünftel des Anschaffungspreises langfristig ausleiht. Größere Familien können sich ebenfalls als Studiengruppen einschreiben. Aufschluß über den Teilnehmerkreis gibt ein Blick auf die Zusammensetzung einzelner Kurse. Der Lehrgang über "Die Prinzipien der Pharmakologi wird beispielsweise von Firmen der Arzneimittelbranche solchen Mitarbeiter! empfohlen, die eine Spezialausbildung für ein anderes Gebiet besitzen. Von den ersten 60 Kursanten waren 15 Vollakademiker. Wie die Lehrgangsle i te r - 7 -

9 "AMERIKA DIENST" 29. Januar i960 Lehrgangsleiter feststellten, arbeiten nur die wenigsten alle Lektionen dieser Reihe von Anfang bis zu Ende durch. Die meisten begnügen sich damit, die Texte und beigefügten Empfehlungen durchzulesen und die eine oder andere Übung auszuführen. Im Poetik-Kurs absolviert ein größerer Prozentsatz der Teilnehmer samt liehe Übungen. Ihre Aufgabe besteht in der Regel darin, die Stil- und Ausdrucksmittel großer Dichter zu analysieren. Zwar wird von ihnen nicht verlangt, daß sie selbst Gedichte schreiben, doch nimmt der Lehrgangsleiter und Dichter Galway Kinnell Verse seiner Schüler nicht nur gerne in Empfang, sondern ist ihnen auch bei deren Veröffentlichung behilflich. Etwa ein Drittel der über $0 Kursanten sind Männer. Im übrigen befinden sich darunter Hausfrauen und Geistliche, ein Buchhalter, ein angehender Physik-Dozent und ein Nachtwächter. Der seit drei Jahren laufende Außenpolitische Lehrgang umfaßt acht Einzelkurse - vier Pflichtkurse und vier wahlfreie Kurse -, und wer ihn erfolgreich abschließt, erhält ein "Diplom für außenpolitische Studien". Gegenwärtig zählt der Lehrgang über 125 Teilnehmer, davon etwa drei Fünftel Männer. Sie sind zumeist über 35 Jahre alt, haben College-Bildung und gehören nach ihrer beruflichen Stellung zum Mittelstand. Unter ihnen befinden sich aber auch zwei Beamte des Außenministeriums, ein im Rahmen des Punkt-4-Programms in Persien eingesetzter amerikanischer Landwirtschaftsexperte, ein Fischgroßhändler, ein Filmproduzent, einige Seeleute der Handelsmarine und ein Strafgefangener. Briefliche Kolloquium Von zentraler Bedeutung ist für diese und alle anderen Kurse der Heimstudienabteilung der enge Kontakt zwischen den Studierenden und ihren Lehrern. Immer wieder heben die Teilnehmer hervor, daß sie die hier entwickelt richtungweisende Methode des "brieflichen Kolloquiums" für das wichtigste Instrument des ganzen Fernstudienprogramms halten. Die Kursanten schicken ihre Übungsarbeiten direkt an den Übungsleiter, der sie ihnen mit Korrekturen, Anmerkungen und hilfreichen Hinweisen versehen wieder zurücksendet. Die Dozenten geben auf diese Weise Anregung und Anleitung, ermuntern die Studierenden dabei auch zur Auseinandersetzung. So erweist sich der ständige Wechsel von Übungen und Besprechungen als wesentliches, anspornendes d

10 "AMERIKA DIENST" 29. Januar i960 anspornendes Bildungsmittel. Vielfach melden sich die Teilnehmer aus praktischen Beweggründen bei einem Kursus an. So ist der von dem Lehrbeauftragten William C. Norby, im Hauptberuf Vizepräsident der Harris Trust Company in Chicago, verfaßte "Leitfaden für den Klein-Investor" bestimmt von großem praktischem Nutzen. Der darauf aufgebaute Kursus wurde ursprünglich für Bankangestellte eingerichtet. Als Übungstexte dienen nicht nur Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte großer Wirtschaftsunternehmen, sondern auch einschlägige Äußerungen prominenter Finanzexperten wie Bernard Baruch. Nicht weniger ernst als Mr. Norbys Schüler nehmen jene Frauen ihr Studium, die bei Alice B. Cramer das "Schreiben für Kinder" erlernen wollen. Sie alle, die regelmäßig ihre Erzählungen und Gedichte einsenden, haben auf die eine oder andere Weise mit Kindern zu tun. Frau Cramer unterscheidet jedoch bei ihren Kursantinnen zwei Haupttypen. Die einen neigen zu der Auffassung, man brauche sich bloß eine einfache Handlung und dazu ein paar Personen - am besten Tiergestalten - auszudenken, dann einige Seiten herunterzutippen, und schon sei das Kinderbuch fertig. Die anderen, die das Schreiben als ein besonderes Mysterium betrachten, quälen sich mit allen möglichen Fragen herum: Wie soll man das ausdrücken? Verhalten sich Kinder wirklich so? Woher weiß man, welche Worte Kinder richtig verstehen! Habe ich wirklich die Gabe, Kindern etwas erzählen zu können? usw. Alice Cramer und Marylynn Boris, die Verfasserin dieses Briefkurses, verheißen allen, die daran teilnehmen, Freude und Mühe, leichte und schwere Aufgaben in ausgewogener Mischung. Aber sie versprechen ihren Schülern darüber hinaus, daß ihr Vorhaben die Mühe lohnen werde. Ebenso haben auch die Lehrer der Heimstudienabteilung der Universität Chicago die Erfahrung gemacht, daß es sich lohnt, erwachsene Menschen in Wissensgebiete einzuführen, an denen sie ein unmittelbares, lebhaftes Interesse haben. * * * * *

11 "AMERIKA DIENST" 29. Januar i960 Die Artikel des AMERIKA DIENSTES sind honorarfrei und neben der Verwendung durch Rundfunk und Fernsehen ausschließlich zum Abdruck in Zeitungen und Zeitschriften und sonstigen Publikationen bestimmt, die sich direkt an den Leser wenden. DIE WELT DER FRAU AM MESSMIKROSKOP IN DER ZENTRIFUGENKAMMER Ungewöhnliche Spezialaufgäbe einer.jungen Physikerin ( 52 Zeilen) Es ist wahrlich keine alltägliche Tätigkeit, die sich die junge, zierliche Physikerin Agneta Mueller im Institut für Instrumentation der Technischen Hochschule Massachusetts (USA) ausgesucht hat. V/er würde schon vermuten, daß sich ausgerechnet eine junge Frau in die Testkammer für Beschleunigungsversuche einschließen läßt, um Spannungs- und Torsionsmessungen an dem fast 10 Meter langen und 16 Tonnen schweren Zentrifugenarm vorzunehmen, wenn dieser unter höllischem Lärm mit 90 Metern pro Sekunde eine halbe Stunde oder länger im Kreis herumrast? Manche ihrer Kollegen, die sie dabei durch ein Glasfenster aus sicherer Entfernung beobachten, werden, wie sie berichtet, nicht selten schon vom Zusehen schwindlig. Agneta Mueller hat sich darauf spezialisiert, mit Hilfe eines mikroskopähnlichen Geräts die Verwindungen zu messen, die durch den Angriff der starken Zentrifugalkräfte an dem von einem hydraulisch betriebenen 450-P3-Motor in Bewegung gehaltenen Schleuderarm auftreten. Wie stark diese sind, wird ihr durch die Positionsveränderungen eines winzigen Lichtkegels im Okular des Geräts angezeigt, das mit einer Kombination von Spiegeln, in bestimmten Winkeln einander zugeordnet, und einem System von Lichtstrahlen arbeitet. Die junge Physikerin sitzt dabei in einem kleinen, durch Gitter gesicherten Käfig über dem R.otationszentrum der Zentrifuge. Durch Variieren der Rotationsgeschwindigkeit wird der g-wert für das freie Ende des Zentrifugenarms, das heißt jene physikalische Größe beliebig verändert, mit der die auf einen Körper wirkende Schwerkraft definiert ist. Die Auswirkung der durch die Geschwindigkeit veränderlichen Gravitationskräfte auf die Funktionsfähigkeit komplizierte? Kreiselgeräte für Navigation

12 "AMERIKA DIENST" Januar 196O Navigation und Steuerung, wie sie bei Raumflugkörpern und modernen U-Booten verwendet werden, zu untersuchen, gehört zu den Aufgaben des Instituts für Instrumentation in Bedford (Massachusetts). Jeder einzelne Beschleunigungstest erfordert viel Umsicht und Konzentration. "Sobald die Vorbereitungen beendet sind, läßt man mich in meinem kleinen Käfig über der Zentrifuge allein", berichtet Agneta Mueller. "Über ein Mikrophon gebe ich dem Bedienungsinann im Schaltraum Anweisung, das Gerät in Betrieb zu setzen - und nun kann ich weder meinen Posten mehr verlassen, noch kann jemand von draußen den Raum betreten; der Mann im Schaltraum ist der einzige Mensch, der mich wieder befreien kann." Länger als 30 bis 45 Minuten sind der Lärm, die Vibrationen und der Anblick des herumrasenden Zentrifugenarms kaum zu ertragen, zumindest fällt bei noch längerer Dauer, was Agneta Mueller an sich selbst beobachtete, die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit außerordentlich ab. Da die Abteilung "Sonderprüfungen" des Instituts nur 13 Mitarbeiter hat, spielt die junge Physikerin ein bißchen "Mädchen für alles". Sie entwirft, arbeitet an optischen Instrumenten, hilft bei der Datenauswertung, überwacht Experimente und befaßt sich mit neuen Schaltsystemen nach dem Prinzip der gedruckten Schaltungen. Sie hat eine ausgesprochene Begabung für all diese Dinge - was übrigens, als Tochter eines berühmten Vaters, des in den USA naturalisierten Schweizer Experten auf dem Gebiet der Optik Dr. Hans Mueller, nicht verwunderlich ist. Agneta ist dabei alles andere als ein Blaustrumpf. Und sie hat viele Interessen, die mit ihrem Beruf nicht das geringste zu tun haben. Sie liebt ausgedehnte Reisen, tanzt gerne, malt ab und zu, ist eine ausgezeichnete Amateurphotographin und eine begeisterte Reiterin. Aber sechs Jahre wissenschaftlicher Tätigkeit im Hochschulinstitut haben sie davon überzeugt, daß es für sie keinen besseren Beruf gibt. ACHTUNG! Auf Anforderung der Redaktionen übersendet der AMERIKA DIENST an Zeitungen und Zeitschriften kostenlos folgendes Bild: Über ein spezielles optisches System mißt Agneta Mueller Zugund Druckkräfte an der Zentrifuge, wenn diese mit ungeheurer Geschwindigkeit in der Testkammer herumrast. ***** - 1 1

13 "AMERIKA DIENST" 2$. Januar 1960 SUSIE BERÄT JUNGE MÜTTER "Cradle Time", eine vielgehörte Rundfunksendung ( 34 Zeilen) DETROIT (Michigan) - (AD) - Susie Strother, eine gutaussehende, dunkelhäutige 40jährige Frau, leitet ein Funkprogramm, das an fünf Tagen in der Woche gesendet wird. Sie nennt es "Cradle Time" - Zeit der Wiege, wenn man es wörtlich nimmt - und wendet sich insbesondere an die jungen Mütter ihres Sendebereichs. "McCall's", die bekannte Frauenzeitschrift mit der nahezu Fünf-Millionen-Auflage hat Susie Strother im vergangenen Jahr mit ihrem Jahrespreis für besondere Verdienste um die Frau ausgezeichnet. Gemessen an den Hörerzuschriften besteht kein Zweifel, daß die Sendung, die mit Brahms' Wiegenlied eingeleitet wird, ein überaus starkes Echo findet. "Cradle Time" ist bald zwei Jahre alt hat Susie Strother das Programm in seiner jetzigen Form eingeführt, da sie lange schon die Überzeugung vertrat, daß "es' in den USA an solchen Programmen fehlte. Junge Mütter brauchen Ratschläge, müssen Gelegenheit zum Gedankenaustausch haben, und sie brauchen die Gewißheit, daß sie als wichtige Persönlichkeiten eine wichtige Aufgabe erfüllen. Früher sind diese Ratschläge in Fünf-Minuten-Durchsagen erteilt worden, die in ein Gesamtprogramm mit Musik, Kommentar, Haushaltstips und Interviews eingebaut waren. Das Interesse an "Cradle Time" wuchs aber so stetig, daß der Entschluß, die Sendung zu einer ständigen 15-Minuten-u'bertragung auszudehnen, wärmstens begrüßt wurde. Susie Strother gibt authentischen Rat. Die medizinischen Empfehlungen erteilen Fachkräfte, die sie sich von der Universität Michigan" und approbierten Kinderärzten heranholt. Sie veranstaltet ferner Direktinterviews, beantwortet Hörerfragen und sucht die Mütter in ihren eigenen Wohnungen auf. In Detroit und Umgebung sind bereits "Cradle-Time-Klubs" entstanden, die gemeinsam die Sendung abhören, sich anschließend zum Erfahrungsaustausch zusammensetzen und gelegentlich auch Susie Strother zu sich bitten. Es

14 "AMERIKA DIENST" «MuA^nn -a : 29. Januar 1960 Es war reiner Zufall, daß die frühere Mitarbeiterin einer Werbeagentur zum Punk und zu einem eigenen Programm kam. Eigentlich war es ihre angenehme Stimme, die Susie Strother als Ansagerin den Weg ins Funkhaus ebnete. Alles andere ergab sich aus ihrer großen Liebe zu Kindern und dem Willen, dienlich zu sein. ACHTUNG! Auf Anforderung der Redaktionen übersendet der AMERIKA DIENST an Zeitungen und Zeitschriften kostenlos folgendes Bild: Susie Strother, die Leiterin des Mütterberatungsprogramms am Sender Detroit. "Cradle Time", das Brahms' Wiegenlied zur Leitmusik hat und 15 Minuten dauert, wird an 5 Tagen in der Woche gesendet. * * * * * 13

15 "AMERIKA DIENST" 29. Januar 196O GEDENKTAGE IM FEBRUAR Februar 1790 Erste Sitzung des Supreme Coart der Vereinigten Staaten in Philadelphia. 4«" 1902 Charles A. Lindbergh, bekannter amerikanischer Flieger, in Detroit (Michigan) geboren " 1945 Konferenz von Jalta. 7. " 1885 Sinclair Lewis, Schriftsteller und Nobelpreisträger, in Sauk Center (Minnesota) geboren (gest. 10. Januar 1951 in Rom). (75 Geburtstag) 12. " 1809 Abraham Lincoln, 16. Präsident der USA in der Nähe von Hodgensville (Kentucky) geboren (ermordet am 9 April 1865 in Washington). 12. " 1880 John L. Lewis, amerikanischer Gewerkschaftsführer, in Lucas (Iowa) geboren. (80. Geburtstag) 14. " St. Valentine's Day 15«" 1820 Susan Anthony, amerikanische Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frau, in South Adams (Massachusetts) geboren (gest. 13. März 1906 in Rochester, N.Y.) (Susan B. Anthony Day) 15» " 1885 Leopold Damrosch, Dirigent und Vorkämpfer für deutsche Musik in den USA, in New York gestorben (geb in Posen). (75- Todestag; Wege Diamantsplitter von nennenswerter Größe herzustellen. 15» " 1955 Nach langjährigem Versuchen ist es im Laboratorium der General Electric Company gelungen, auf synthetischem 16. " 1898 Katharine Cornell, amerikanische Schauspielerin, in Berlir geboren. 18. " 1889 Aloysius Muench, Kardinal und erster Apostolischer Nuntius bei der Bundesrepublik, in Milwaukee (Wisconsin) geboren. 19. " 1955 Südostasienpakt (SEAT0) für kollektive Sicherheit tritt in Kraft. 21. " 1885 Einweihung des Washington-Monuments in Washington. 21. " 1909 Die amerikanische Flotte kehrte von ihrer ersten Fahrt um die Erde zurück. 16 Schiffe waren 434 Tage unterwegs. 22. " 1732 George Washington, 1. Präsident der USA, in Westmoreland County (Virginia) geboren (gest. 14. Dezember 1799 auf Mount Vernon). 22. " 1879 Der erste Laden, der nur Waren im Preise von 5 Cent anbot, wurde von Frank W. Woolworth in Utica (N.Y.) eröffne Februar

16 mii 29. Januar 196O 1905 "Rotary" > internationaler Klub, in Chicago gegründet William F. Cody (Buffalo Bill) in Scott County (Iowa) geboren (gest. 10. Januar 1917 i n Denver, Colorado) Mt. McKinley, Nationalpark in Alaska, eröffnet Erster Eisenbahn-Tunnel unter dem Hudson fertiggestellt Zusatzartikel zur US-Verfassung, der die Amtszeit des amerikanischen Präsidenten auf 2 Terms (8 Jahre) beschränkt, erhält Rechtskraft Die Vereinigten Staaten und Kanada unterzeichnen 50-Jahres-Vertrag über die größere Nutzung der Wasserkraft des Niagara-Flusses Henry W. Longfellow, amerikanischer Dichter, in Portland (Maine) geboren (gest in Cambridge, Mass.) John Steinbeck, amerikanischer Schriftsteller, in Salinas (Kalifornien) geboren. * * * # *

17 A M E R I K A D I E N S T f Mit dieser Ausgabe ALLGEMEINES übermitteln wir Ihnen eine Auswahl von Artikeln über die Vorbereitungen in Squaw Valley (Kalifornien), dem Schauplatz der VIII. Olympischen Winterspiele, die dort vom Februar i960 stattfinden werden. Bei dieser Gelegenheit weisen wir Sie darauf hin, daß weiteres Feature- und auch Fotomaterial zum Olympischen Geschehen in Squaw Valley durch unsere Bezirksbüros zu beziehen ist. ÜSIS Branch USIS Branch Amerika-Dienst-Büro Amerika-Menst-Büro Frankfurt a.m. Bremen Siesmayerstraße 21 Contrescarpe Zimmer 114 ÜSIS Branch ÜSIS Branch Amerika-Dienst-Büro Amerika-Dienst-Büro Berlin-Dahlem Hamburg Clay-Allee 170 Alsterufer 27 US IS Branch Amerika Haus Amerika-Dienst-Büro Amerika-Dienst-Büro Düsseldorf Nürnberg Cecilien-Allee 5 Gleißbühlstraße 27 USIS Branch German-American Insti tute Amerika-Dienst-Büro Amerika-Dienst-Büro Stuttgart Regensburg Urbanstraße 7 Haidpiatz 8 ' USIS Branch Amerika-Dienst-Büro München Königinstraße 5-7