Erfahrungsbericht Erasmus Paris 2008/09 Die Anfangsschwierigkeiten
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- Falko Baumann
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Erasmus Paris 2008/09 Die Anfangsschwierigkeiten Mein Aufenthalt in Paris hat bereits einen Monat vor dem eigentlichen Beginn meines Studiums, also im August, in Paris begonnen. Ich hatte das Glück über Internet ( eine Wg zu finden, in der ich einen Monat lang wohnen konnte. Diesen Monat habe ich damit verbracht, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und eine WG zu suchen. Beides hatte ich dringend nötig. Sprachkurse hab ich an der Alliance Francaise ( genommen. Diese sind zwar sehr teuer (Intensivkurs 200 pro Woche) aber je nach Lehrer lohnt es sich wirklich. Da meine Sprachkenntnisse am Anfang wirklich schlecht waren, bin ich sehr froh dass ich diese Kurse genommen habe. Das nächste Problem war eine Wohnung zu finden. Ich kann nur empfehlen zu versuchen etwas von der Universität zu kriegen. Ich habe zwar auch schlechte Erfahrungen über die Zimmer des Crous (des französischen Studentenwerks) gehört, ABER diese können nicht schlimmer sein als ein Großteil der angebotenen Wohnungen über Internet und Anzeigen. Die einigermaßen guten Internetseiten für WG-Suche kosten auch Geld, appartager.fr kostet für 10 Tage 25. Das Problem mit WGs im Allgemeinen in Paris ist, die Mitbewohner wollen nicht unbedingt einen Vertrag mit dir abschließen. Dies kostet zusätzliches Geld. Der Haken für den Erasmus- Studenten? Paris zahlt jedem Studenten, egal ob Aus- oder Inländer einen gewissen Anteil der Miete. Allerdings natürlich nur wenn man einen eigenen Vertrag hat. Das Wohnungsangebot ist meiner Ansicht nach einer der größten Nachteile von Paris. Das billigste für eine Einzimmerwohnung ist um die 600. Weiter kann man versuchen etwas zur Untermiete zu finden (in einer Chambre de Bonnes, also ehemalige Zimmer für Angestellte.) Ich habe mich für die WG entschieden, weil ich dachte dadurch lernt man eher Franzosen kennen. Nach zwei Wochen intensiver Suche hatte ich etwas gefunden, 530 pro Monat, kein Internet, dafür aber im Zentrum von Paris. Zwar war diese Wohnung nicht perfekt, aber ich es gibt durchaus schlimmere Wohngemeinschaften. Besonders nervig allerdings war, dass die Mauern so dünn waren, dass man alles in der Wohnung hören konnte und man somit wenig Privatsphäre hatte. Allerdings hatte ich mein eigenes Zimmer, das ist keineswegs in allen WGs gegeben.
2 Wie kommt man zu einem Konto, einer Metrokarte...? Was ich versäumt habe, ist mich rechtzeitig um ein Konto und damit um eine billige Metrokarte zu kümmern. Sobald ihr eine Wohnung habt, mit Vertrag oder ohne, lasst euch eine Bescheinigung das ihr dort wohnt ausstellen und eröffnet ein Konto. Wenn ihr keinen Vertrag habt, reicht ein Schreiben des Wohnungsinhabers mit einer Kopie des Personalausweises. Wenn ihr dieses Konto habt, könnt ihr ein Formular für die eine Monatskarte ausfüllen und verschicken. Nach etwa einem Monat erhaltet ihr die Karte. Sie kostet nur 25 im Vergleich zu den 56 normalerweise, geht allerdings 12 Monate und endet somit höchstwahrscheinlich ein paar Monate nach dem Ende eures Aufenthalts. Mit ihr könnt ihr die Busse, RERs und Metros in den jeweiligen Zonen unbegrenzt nutzen. Ich habe ab dem zweiten Semester angefangen Fahrrad zu fahren, wodurch ich sehr viel gespart habe und die Innenstadt von Paris recht gut kenne. Um die Krankenversicherung würde ich mich in Paris kümmern. Ich hatte eine Internationale Versicherung von der Barmer abgeschlossen, aber letztendlich wurde ich trotzdem von der Assurance Maladie de Paris zurückbezahlt. Auch mit meiner Internationalen Versicherung musste ich mich zusätzlich dort anmelden. Um dies zu tun Vereinbart man einen Termin, zeigt seine Versicherung und füllt einige Formulare aus. Danach reicht es wenn man die jeweiligen Dokumente per Post schickt. Welche Dokumente? Die Arztrechnungen(ungefähr 25, die Versicherung bezahlt etwa 16 ) kann man einzeln schicken, allerdings für Medikamente braucht man das Rezept, die Rechnung und einen Aufkleber von dem Medikament, den man auf die Rechnung klebt. Am Anfang habe ich dies nicht gewusst und die Verpackung nicht behalten, sodass mir ein paar Sachen nicht zurückerstatten wurden. Anstrengend ist auch der Administrative Weg an der Universität. Besonders am Anfang muss man zwischen den beiden Sitzen der Universität, zwischen dem Le Grand Moulin und Olympiade hin- und herlaufen, weil das Büro für Internationales sich am Grand Moulin befindet, die Koordinatorin hingegen an Olympiade.
3 Das Studium an sich Die Sprachkurse Der Beginn des Studiums war recht gut organisiert. Wir wurden im September mit einem zehntägigen Sprachkurs auf 4 unterschiedlichen Niveaus empfangen (Vorsicht, dafür muss man sich bereits im Sommer anmelden). Während des Semesters kann man die Sprachkurse fortsetzen, jeder Studierende darf maximal an 2 teilnehmen. Auch hier gilt: Man muss sich rechtzeitig anmelden. Eingestuft wird man durch Sprachtests am PC. Ich wurde falsch eingestuft und das Niveau war viel zu einfach für mich, also habe ich mich relativ schnell darum gekümmert versetzt zu werden. Ein großer Nachteil der Sprachkurse ist, sie sind zu einem Großteil wie eine Vorlesung, ohne Sprachpraxis und nur mit viel Grammatik und Sprachtheorie. Neben dem Grammatikkurs für Französisch kann man entweder eine andere Sprache studieren oder ein Atelier besuchen. Ich habe das Atelier Orale besucht, und war nicht begeistert. Eine Einheit Sprachkurs dauert normalerweise 2 Stunden. Die restlichen Kurse Mein Erasmusstudium war im Bereich Soziologie. Neben den Soziologiekursen habe ich einen Geschichtskurs besucht. Die Kurse auf dem Niveau L1 und L2 setzen sich normalerweise aus einem cour (Vorlesung) und einem TD (Seminar) zusammen. Allerdings habe ich häufig nicht den Unterschied zwischen beidem gesehen. Auf dem Niveau L3 sind es nur 2 Stunden, allerdings muss man dafür mehr Zuhause arbeiten. Der Unterricht ist recht frontal. Es gibt in der Quantität an Arbeiten, die die Erasmusstudierende für einen Kurs machen müssen, keinen Unterschied zu normalen Studierenden. Allerdings bewerten die meisten Professoren unglaublich freundlich und helfen einem, wenn man sie darum bittet. Im Gegensatz zu dem Studium in Deutschland gibt es weniger Referate, dafür mehr schriftliche Arbeiten. Angenehm ist, dass es feste Termine für diese Arbeiten gibt, und wenn man ein Seminar abgeschlossen hat, ist es wirklich abgeschlossen und man muss sich nicht noch um irgendetwas im Nachhinein kümmern. Der Streik Im zweiten Semester hat ein Streik begonnen, es war der längste Streik der jemals an der Universität stattgefunden hatte. Bereits im Vorjahr gab es einen Streik einige Monate. Am Anfang hatte ich Angst dass ich meinen Erasmusaufenthalt abbrechen muss. Allerdings als Erasmusstudent wurde man zumindest ein bisschen bevorzugt. Wir haben Aufgaben wie
4 Hausarbeiten und empirische Untersuchungen erhalten und ein Alternativprogramm wurde uns angeboten. Somit konnte ich alle meine Kurse validieren. Soziale Kontakte Die Integration in meiner neuen Stadt war für mich besonders am Anfang recht schwierig. Natürlich lernt man andere Erasmusstudenten kennen, allerdings Kontakt mit den Frankophonen aufzubauen ist etwas anderes. Das 1. Semester hatte ich aufgrund meiner Anfänglichen Sprachprobleme hatte ich wenig Kontakt zu meinen französischen Mitstudierenden, und im 2. Semester wurde dies fast unmöglich aufgrund des Streiks. Die Universität ist so riesig und anonym, die Kurse meistens so voll, das man leicht untergeht. Allerdings ist die Universität nicht die einzige Möglichkeit, um Bekanntschaften zu machen. Paris wimmelt von Assoziationsgruppen. In ihnen finden sich viele zusammen, um zusammen Sport zu treiben, Freizeitaktivitäten zu tätigen und um irgendwelche Identitäten auszuleben. Ich war in einer, die den Kontakt zwischen Ausländern und Franzosen fördert(hauptsächlich beim Abends ausgehen), eine Bekannte war in einer, die soziale Arbeit geleistet hat. Wichtig ist meiner Ansicht vor allen Dingen, das man aktiv ist und nicht darauf wartet dass man irgendwie sozial empfangen wird. Paris hat unglaublich viele Möglichkeiten um der Anonymität zu entgehen, man muss sie nur nutzen. Und man muss auch nicht die ganze Zeit mit anderen Erasmusstudenten etwas unternehmen. Abends weggehen Gute Orte, aber auch teure Orte um abends wegzugehen sind das Marais und Saint Michel (im 5. Arrondissement.)Die meisten größeren Diskotheken kosten um die 10 bis 20 Eintritt und ein Getränk etwa 8. An der Bastille und République gibt es einige gute eher alternative Läden. Der Club Alimentation Géneral ist nur zu empfehlen. Es gibt dort verschiedene Themenabende und Konzerte, Musik von Elektro bis Rock. Im Sommer macht es aber einfach am meisten Spaß sich an der Seine mit einer Flasche Wein und Freunden zu treffen. Mein Praktikum Ich hatte mich Anfang des zweiten Semesters dafür entschieden, meinen Erasmusaufenthalt mit einem Praktikum zu verlängern. Ich habe etwa zwei Monate gedauert, habe sehr viele CVs und Lettre de Motivation verschickt, wurde letztendlich nur zweimal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Meine Koordinatorin hat mich gut unterstützt und mich auf
5 Internetseiten verwiesen. Schwierig ist, dass die Bewerbungsschreiben fehlerfrei sein müssen. Am besten fragt man Jemanden, der einem die Unterlagen korrigiert. Gefunden habe ich ein Praktikum in der Assoziation Ufcv (Union Francaise des Centres de vacances). Meine Vorgesetzte war sehr freundlich und erklärte mir vieles. Meine Aufgabe bestanden darin Fragebögen zu entwerfen und auszuwerten. Einmal wurde ich nach Marseille versetzt, um dort ein paar Tage zu arbeiten. Auch wurden mir 40 Restauranttickets gegeben, mit denen man jeden Tag zu 7 essen gehen kann. Abschließend möchte ich noch sagen, dass mir der Aufenthalt in Paris trotz der vielen Schwierigkeiten sehr viel Spaß gemacht hat, ich sehr viel gelernt habe und auch sehr interessante Menschen kennengelernt habe. Auch bin ich froh, das ich ein Jahr in Paris war, weil man einfach die Zeit braucht um sich an einen anderen Rhythmus zu gewöhnen, neue Leute kennenzulernen und die Sprache zu lernen. Ich kann jedem nur empfehlen, während des Studiums einmal ins Ausland zu gehen.
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