Bootsverheftung noch ein paar Gedanken

Transkript

1 Bootsverheftung noch ein paar Gedanken Die Mindestverheftungsregel stellt nur den MINIMALEN BEFESTIGUNGSAUFWAND dar!!! JEDER DARF MEHR TUN UM SEIN BOOT SICHER ZU VERHEFTEN, ABER KEINER WENIGER!!! Damit jeder ein wenig Gefühl für die Kraft des Windes bekommt, hab ich ein paar Werte für den herrschenden Winddruck bei Starkwind herausgesucht: (vgl. 4 Bft. = 13 Kg/m2) 7 Bft. = 38 Kilogramm pro Quadratmeter 8 Bft. = 56 Kilogramm pro Quadratmeter 9 Bft. = 76 Kilogramm pro Quadratmeter man nehme also Boot und Mast, eventuelle Persenning/Sprayhood und addiere noch den Druck der Wellenbewegung... Leute, nehmt dicke Leinen!!!

2 Also: 1. Wozu Spring? 2. Ruckfender an der Pollerseite 3. wozu Spring an der Ostseite des Stegs? 4. Festmacher über Kreuz 5. Spring auf Springklampe (Mitte des Schiffs) 6. wozu Fender? 7. alles hängt an einer Schraube Beiboote!!! Ad 1.) Die Spring soll (für die westseitigen Boote) verhindern, dass das Schiff durch Wind und (vor allem!!!) Wellendruck gegen oder schlimmstenfalls unter den Steg gedrückt wird. Das bedeutet, dass beim Heranziehen des Bootes zum Steg die Spring schon volle Spannung haben sollte BEVOR der Schiffsbug (bzw. Heck, je nachdem) auch nur in die Nähe des Stegs kommt. Wieso? Weil die Spring über die Länge eine gewisse Dehnung hat UND AUCH DER POLLER EIN WENIG NACHGIBT!!! (keinen Ruckfender verwenden!!! sonst knallts wieder gegen den Steg) Das bedeutet die Spring hält das Boot bei Starkwind auf Abstand zum Steg!!!

3 Ad 2.) Ruckfender an der Pollerseite sind eine SEHR SINNVOLLE ERGÄNZUNG zur Mindestverheftung. Diese Ruckdämpfer schwächen die Kräfte von westlichen Wind- und Wellenbewegungen sehr gut ab. Die Festmacher sind so einer gleichmäßigeren Belastung ausgesetzt. Würde keine Spring verwendet werden würde das Boot durch die Dehnung der Ruckfender trotzdem in den Steg krachen. (passierte in den letzten Jahren andauernd...) Durch die Wellenbewegungen beginnt das Boot in der Box außerdem sehr stark zu tanzen. Die Ruckfender bremsen diese Bewegung sanft ab. Ad 3.) Für die ostseitigen Boote dient die Spring zur Sicherung, sollte einmal eine Vorleine brechen, bzw. zur Lastverteilung, damit nicht der gesamte Wind- und Wellendruck auf nur zwei Vorleinen hängt. Für Boote, die in der Länge knapp in die Box passen, kann man so auch verhindern, dass das Boot an die ostseitigen Dalben (hinten) anschlägt. Und sollte einmal wirklich bei Weststurm eine Vorleine brechen oder die Holzschraube ausreissen (ist schon oft passiert!!!) dann bleibt das Boot einigermaßen mittig in der Box stehen. (in Kombination mit den Fendern sollte der Nachbar unbeschädigt bleiben!!!)

4 Der Winddruck eines Oststurms reicht nicht aus, um die ostseitigen Boote mit der gleichen Gewalt gegen den Steg zu drücken wie ein Weststurm. Aber Achtung: die Leinen vom Poller zum Boot nicht zu lang wählen sonst kracht es wieder auf der Stegseite (Dehnung des Ruckdämpfers miteinberechnen!!!) Ad 4.) Festmacher, die man über Kreuz am Boot befestigt halten das Boot besser in der Boxenmitte (z. B. bei nördl. oder nordöstl. Winden). Aber Achtung, durch die längeren Leinen dehnt sich dieses System wesentlich mehr, als die nicht über Kreuz geführten Festmacher. Durch die Verwendung der Spring tritt dieser Effekt jedoch in den Hintergrund. ACHTUNG bei angehängten Rudern, Badeleitern, Ankern, Motorhalterungen etc. Ad 5.) Für alle die eine besitzen: Die Belegklampe die in der Mitte des Bootes ganz aussenbords befestigt ist, ist der perfekte Anschlagpunkt für eine Spring!!! Von hier aus nach vorne und nach achtern eine Leine an den Steg bzw. Poller und das Boot hängt sicher wie in Abrahams Schoß... Ist quasi eine Vor- und Achterspring in einer Leine.

5 Ad 6.) Durch die Wellenbewegungen kommen sich die Boote so nahe, dass sie aneinanderstossen. Mehrere abgerissene Scheuerleisten und Kratzer zeugen davon. Wenn es einmal eng wird, sind Fender die letzte Pufferzone. Wenn Boote in die Boxen einfahren, die nur knapp zwischen den Pollern durchpassen, so können sie keine Fender führen (bleiben sonst stecken). Wenn das einfahrende Boot ein wenig vertreibt dann würde es ungeschützt aufs Nachbarboot knallen. Da aber alle Fender haben (auch der vertäute Nachbar) kann nix passieren. Ad 7.) Die Holzschrauben (Ringschrauben) sind nur ca. 10 cm tief ins Holz gedreht. Viele stecken dort schon viele Jahre und das Sie umgebende Holz beginnt zu verrotten. Und genau bei Starkwind reissen sie dann aus... Wehe dem der alle Festmacher auf einer Schraube hat bzw. die Schraube nicht noch zusätzlich mit einer Leine gesichert hat... Kontrolliert regelmäßig die Ringschrauben und deren Sitz!!! Übrigens: ein Metallgrat im Schraubenring scheuert euch die Leine in 10 Sturmminuten durch... Ad 8.) Auch Beiboote brauchen Ruckfender sonst reisst es einfach die Schrauben aus der Verankerung und das Beiboot geht auf die Reise... (oder demoliert das Nachbarboot)

6 Beiboote die mit Regenwasser befüllt sind reissen noch viiiel besser ab... Eine Auflistung aller Eventualitäten würde den Rahmen deutlich sprengen, aber ich hoffe ich konnte euren Blick auf die Verheftungsproblematik ein wenig erweitern und allen die sich noch nie Gedanken darüber gemacht haben einen Denkanstoß geben. Für weitere Anregungen bin ich dankbar Linek Erwin