Evangelischer Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten
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- Gerd Berger
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1 Evangelischer Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten Flüchtlinge willkommen heißen begleiten unterstützen beteiligen
2 Liebe Gemeindeglieder, sie leben mitten unter uns: Flüchtlinge - geflohen vor Verfolgung, Krieg, Unterdrückung, Armut - leben in den drei Städten unseres Kirchenkreises. 45,2 Millionen Menschen sind nach dem UNHCR-Bericht global-trends auf der Flucht. Neun von zehn Flüchtlingen leben in Entwicklungsländern, da die meisten lediglich in ein angrenzendes Nachbarland fliehen. Wir haben oft Bilder aus dem Fernsehen vor Augen: Mütter mit ihren Kindern in den öden Bergen, Menschen auf unsicheren Booten im Mittelmeer, Männer die zwischen zerstörten Häusern nach Leben suchen oder Riesenzeltstädte, wo sie untergekommen sind. Diese Bilder lassen das Elend der Ferne erahnen. Aber sie leben auch unter uns!! Die Synode des Kirchenkreises hat am 29. August 2014 folgenden Beschluss gefasst, um die Gemeindemitglieder zu ermutigen, Kontakt zu Flüchtlingen aufzunehmen und sie in der Nähe kennenzulernen. Wir möchten Sie ermutigen, weil es sich lohnt. Dietmar Chudaska, Superintendent Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, Synodalbeauftragte für Flüchtlinge
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4 Flüchtlinge willkommen heißen - begleiten - unterstützen - beteiligen Wenn ein Flüchtling bei Euch wohnt in eurem Land, den sollt Ihr nicht bedrücken. Er soll bei Euch wohnen wie ein Einheimischer unter Euch und Du sollst ihn lieben wie Dich selbst, denn Ihr seid auch Flüchtlinge gewesen in Ägyptenland. (3. Mose 19,33,34) Ich bin ein Fremder gewesen und Ihr habt mich aufgenommen. ( Matthäus 25,35) In der Bibel finden sich zahlreiche Zeugnisse, die die Erfahrung von Verfolgung und Flucht aufgreifen. Die Gebote der Bibel fordern immer wieder dazu auf, die Fremden zu schützen und zu lieben wie sich selbst. Die Geschichte des Volkes Israels ist eine Fluchtgeschichte. Israel, das vor Armut und Unterdrückung mit Gottes Hilfe aus Ägypten flieht, findet erst nach langen Jahren der Wüstenwanderung eine neue Heimat im Gelobten Land. Auch das Leben Jesu ist von Anfang an durch die Herrschenden bedroht und zwingt seine Familie, Zuflucht im Exil zu suchen, bis eine Rückkehr möglich ist. Viele der älteren Menschen in unseren Gemeinden haben eine bewegende Fluchtgeschichte hinter sich. Die Vertreibung aus ihrer Heimat, die Gefahren auf dem Fluchtweg und die schweren Anfänge in der neuen und fremden Umgebung verfolgen sie oft ein Leben lang.
5 Vor diesem Hintergrund sehen wir als Evgl. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten es als eine der grundlegenden Aufgaben an, sich für Flüchtlinge einzusetzen. Wir stellen uns an die Seite der Menschen, die in unserem Land Zuflucht suchen. Die Erfahrungen aus der Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis zeigen, dass sich dieser Einsatz nicht nur positiv auf die jeweiligen Kirchengemeinden auswirkt sondern auch für den sozialen Frieden in ganzen Stadtteilen und auch für die Verständigung mit den Behörden vor Ort. Jedes Bemühen, Flüchtlinge kennenzulernen, ihre Geschichte, ihren Lebenslauf, ihre Gründe zu hören und ihre Probleme und Sorgen wahrzunehmen, hilft, Fremdheit und Ängste zu überwinden und führt zu einem Miteinander der Nächstenliebe. So wird der Andere nicht mehr als Bedrohung der eigenen Existenz wahrgenommen, sondern als der von Gott geschaffene und geliebte Mensch. Aufgrund dieser Überzeugung bittet die Kreissynode die Gemeinden nicht nachzulassen, für drei Aufgaben Verantwortung zu übernehmen und tätig zu werden: 1. Flüchtlinge willkommen heißen Wir ermutigen die Gemeindeglieder, mit Flüchtlingen in Kontakt zu treten, ihre Erfahrungen, ihre Erlebnisse, die zur Flucht geführt haben, kennenzulernen. Wir freuen uns, dass eine Vielzahl erfahrener Menschen bereit ist, Erstkontakte zu knüpfen und ehrenamtliches Engagement zu ermöglichen.
6 Wir ermutigen Kirchengemeinden, Runde Tische zu gründen, um mit Flüchtlingen und anderen gesellschaftlichen Gruppen die Situation von Flüchtlingen zu diskutieren, mit Behörden in Kontakt zu treten, Informationsveranstaltungen zu initiieren. 2. Flüchtlinge begleiten und unterstützen Durch den Weg der behördlichen Verfahren brauchen Flüchtlinge unsere Begleitung und Unterstützung. Auf sich alleine gestellt haben sie wenig Chance, dass ihre persönlichen Gründe für die Flucht in den Blick kommen. Wir setzen uns dafür ein, im Gespräch mit entsprechenden Vertretern des Landes NRW und des Bundes darauf hinzuwirken, dass jeder Fall einzeln rechtlich geprüft wird und Menschen nicht pauschal als Armutsflüchtlinge abgelehnt werden. Vorhandene Härten wie Erkrankung und Traumatisierung müssen von Anfang an in das Verfahren mit einfließen. 3. Flüchtlinge beteiligen Wir bitten Kirchengemeinden, Flüchtlinge am Gemeindeleben noch stärker zu beteiligen und zu integrieren (Freizeiten, Spielgruppen, Gemeindefeste, Angebot von Sprachkursen), zu Gottesdiensten und Veranstaltungen einzuladen, Räume zur Verfügung zu stellen. Wir bitten die Gemeinden insbesondere, sich der Flüchtlinge, die auf Grund von Konversion zum christlichen Glaubens fliehen mussten und nun zur Gemeinde gehören, anzunehmen.
7 Da ein Aufenthaltsrecht oft erst möglich ist, wenn ein Arbeitsverhältnis vorliegt, bitten wir Gemeindeglieder, Flüchtlinge bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Ebenso gilt für uns als Arbeitgeberin Kirche in jedem Einzelfall zu prüfen, ob ein Arbeitsplatz von einem Flüchtling besetzt werden kann. Suchet der Stadt Bestes (Jeremia 29,7) Als Evgl. Kirche sind wir Teil des Gemeinwesens in den Städten des Kirchenkreises. Hier nehmen wir Verantwortung wahr und unterstützen die Verantwortlichen der Stadt bei der Arbeit mit Flüchtlingen. Viele Gemeindeglieder sind seit langem in der Arbeit tätig. Diese ermutigen wir, in ihren Anstrengungen nicht nachzulassen. Zur Zeit sieht die Kreissynode mit großer Sorge die im September anstehende Entscheidung des Bundesrates, nach der Mazedonien, Serbien und Bosnien- Herzegowina als sichere Herkunftsstaaten festgestellt werden sollen. Diese Entscheidung trifft insbesondere die Minderheit der Roma aus diesen Ländern, die nach den Berichten von Menschenrechtsorganisationen und nach unseren eigenen Erfahrungen in ihren Ländern massiv ausgegrenzt, diskriminiert und bedroht werden. Die Kreissynode bittet die politischen Verantwortlichen und die Landessynode dringend, in Gesprächen mit den Verantwortlichen des Bundes hinzuwirken, dass sich dieser Erlass nicht auswirkt, dass die Asylanträge besonders der Roma nicht im Einzelfall geprüft werden.
8 Als Evgl. Kirchenkreis möchten wir aber auch den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung der drei Städte Mut machen, sich dem Thema noch intensiver zu stellen. Wir fordern die Städte auf, eine Willkommenskultur für alle voranzutreiben. Behörden und Aufnahmeeinrichtungen sollen Menschen, die neu ankommen, respektvoll und freundlich empfangen. Wir fordern die Städte auf, ausreichend Sprachkurse für Erwachsene anzubieten. Wir bitten die Städte, für Menschen, die seit langen Jahren geduldet sind und unter uns leben, Perspektiven zu entwickeln, damit sie ein langfristiges, gesichertes Bleiberecht bekommen. Beschluss 1: Die Kreissynode des KK Gladbeck-Bottrop-Dorsten stimmt der vorgelegten Stellungnahme zum Umgang mit Flüchtlingen in Kirche und Gesellschaft zu. Die Stellungnahme wird den Bürgermeistern, den Stadträten und den Verwaltungen der Städte zur Verfügung gestellt. Beschluss 2: Die Kreissynode verpflichtet sich, regelmäßig auf ihren Tagungen, zu dem Thema Flüchtlinge Stellung zu beziehen. Beschluss 3: Die Kreissynode bittet bis zur nächsten Synode zu prüfen, wie die Arbeit mit Flüchtlingen im Kirchenkreis finanziell unterstützt werden kann.
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