Erwerb appositiver Relativsätze

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Ulrike Richter
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1 Erwerb appositiver Relativsätze Seminar: Relativsätze im Spracherwerb Prof. Dr. Petra Schulz WiSe 2011/ Referentin: Julia Kiss

2 Gliederung restriktive und appositive Relativsätze Conventional Implicature (Potts) Experiment (Verbuk, 2006) Fazit

3 Restriktiv oder Appositiv? Der Kater, der keine Lust zum Jagen hatte, lag faul in der Sonne

4 Restriktiv oder Appositiv? Der Kater, der keine Lust zum Jagen hatte, lag faul in der Sonne restriktiv & appositiv

5 Restriktiv oder Appositiv? Der Kater, der keine Lust zum Jagen hatte, lag faul in der Sonne restriktiv:kontinuierlicher Intonationsverlauf + Akzentuierung des Artikels (DER Kater, der ). Relativsatz hängt an NP (Potts, 2003) appositiv:intonationsbruch zwischen Bezugsnomen und RS + Pausen am Anfang und Ende des RS. Relativsatz hängt an DP (Potts, 2003)

6 Conventional Implicature (Potts, 2005) Der Kater, der keine Lust zum Jagen hatte, lag faul in der Sonne At-issue: Der Kater lag faul in der Sonne CI: Der Kater hatte keine Lust zum Jagen Supplementäre Ausdrücke rufen CIs hervor CIs sind unabhängig von at-issue, unabhängiger Wahrheitsgehalt (<TF>, <TT>, <FF>, <FT>) at-issue Inhalt ist prominenter als CI Inhalt

7 Conventional Implicatures (Potts, 2005) supplementäre Ausdrücke, die CI hervorrufen (Potts): appositive Relativsätze Ames, who stole from the FBI, is now behind bars nominale Appositiva Ames, the former spy, is now behind bars as-sätze Ames was, as the press reported, a successful spy Adverbien Luckily, Beth survived the decent

8 Conventional Implicature (Potts, 2005) im Englischen werden supplementäre Ausdrücke mit Kommata von restlichen Satz abgetrennt - Kommaintonation oft einziger Hinweis auf CI CIs rufen logische Folgerungen hervor John told us that Mary, who recently stopped drinking wine for breackfast, has always been a teetotaler Mary recently stopped drinking wine for breakfast # Mary has always been a teetotaler

9 Experiment (Verbuk, 2006) Hypothese: Mulidimensionalität ist ein angeborener Teil der UG Methode: 16 Kinder Alter 5-10 Jahre 9-11 Geschichten wurden dem Kind vorgelesen, anschließend Fragen gestellt Typen der untersuchten Ausdrücke: appositive RS, mit Eigennamen und Gattungnamen als BezugsNP + sprecher- und äußerungsorientierte Adverbien

10 Experiment (Verbuk, 2006) Mark und Julies Familie zogen in eine andere Stadt und Mark gingin eine neue Schule. Eines Tages hatte Mark in seiner Klasse ein Skiwettbewerb. Er tat sein Bestes und kam als Zweiter ins Ziel. Mark dachte, dass der Gewinner längere Skier gehabt hat, als alle anderen. Als Mark nach Hause kam, fragte seine Mutter wie der Wettbewerb gelaufen sei. Mark sagte: Ich war Zweiter. The boy with red hair, who had the longest skis, won the competition. Später fand Mark raus, dass der Coach jedem gleich lange Skier gegeben hat. Der Junge mit dem roten Haar war ziemlich klein und deshalb sahen die Skier an ihm so großaus. at-issue: Did the boy with red hair win the competition? (Yes) CI: Did the boy with red hair have the longest skis? (No) YES-YES= Entailment; NO-NO= Restriktiv

11 Ergebnisse Eigennamen als BezugsNP Little Julie, who found a pink pencil, drew a pink Barbie doll 5 Jährige: 80% korrekt 6-10 Jährige: 81% korrekt Niemand interpretiert appositiven RS als restriktiv Erklärung:Eigennamen sind nie Bezugselemente von restriktiven RS

12 Ergebnisse Gattungsnamen als BezugsNP The boy with red hair, who had the longest skies, won the competition jüngere Probanden interpretieren appositive Realtivsätze restriktiv (No/No) oder als Entailment (Yes/Yes)

13 Ergebnisse mögliche Erklärungen: Kinder sind sich bewusst über Komma-CI Verbindung, aber präferieren single-dimension Interpretation Kind hat Syntax und Semantik von restriktiven RS erworben aber nicht Syntax von appositiven (NP vs. DP) Aber 80% korrekt bei Eigennamenbezug Daher: Syntax erworben, aber unsicher über Semantik => appositive RS werden manchmal restriktiv interpretiert => appositive RS werden manchmal als entailments interpretiert Kind muss noch erkennen, dass appositive RS immer CI hervorrufen

14 2 Entwicklungsstufen Stufe 1: Kinder interpretieren appositive RS entweder restriktiv oder als Entailment at-issue und CI bekommen den selben Wahrheitsgehalt Did the boy with red hair win the competition? Yes, cause he liked skiing. Did the boy with red hair have the longest skis? Yes. Cause he wants his skis. (Entailment) Did the boy with red hair win the competition? No, the boy was short. Mark won the competition Did the boy with red hair have the longest skis? No, he didn t have the longest skis. Ist only looked like. (Restriktiv)

15 2 Entwicklungsstufen Stufe 2: Kinder erkennen 2 Propositionen (=Erwachsene) => Interpretieren appositiven RS appositiv Did the boy with red hair win the competition? Yes. Did the boy with red hair have the longest skis? No. They looked longer.

16 Fazit 80% der 5 Jährigen interpretierten appositive RS mit Eigennamen als BezugsNP korrekt haben syntaktisch nicht-ambige Konstruktionen multidimensional interpretiert Multidimensionalität ist angeboren wenden nicht sofort auf syntaktisch ambige Konstruktionen an obwohl Multidimensionalität vorhanden, Präferenz zur single-dimension Interpretation

17 Literatur Verbuk, Anna (2006). Acquisition of Supplementary Expressions. In T. Heinzmann (ed.), Current Issues in Acquisition. University of Massachusetts Occasional Papers in Linguistics 34 (pp ). Potts, Christopher (2005). The Logic of Conventional Implicatures. Oxford: Oxford University Press. Potts, Christopher (in press): Conventional implicature and expressive content. In Claudia Maienborn et al. (eds..), Semantics. An International Handbook of Natural Language Meaning. Berlin and New York: Mouton de Gruyter. Frosch, Helmut (1995).Appositive und restriktive Relativsätze. Sprachtheorie und germanistische Linguistik, 2, 7 19.

18 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

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