allo Wildbiene Mit Projekt- und Unterrichtsideen für Familien Eine kleine Einführung in die Welt der Wildbienen Schule und Kindergarten

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1 Undine Westphal allo Wildbiene Eine kleine Einführung in die Welt der Wildbienen B; l, ut Ä J"' Mit Projekt- und Unterrichtsideen für Familien Schule und Kindergarten wotrriu?rsj

2 l.biologie der Wildbiene l.kapitel: Biologie der Wildbiene L. Wie sehen Wildbienen aus? Alle Wildbienen haben, genau wie die Honigbiene, vier Flügel und sechs Beine. Danach hören die Gemeinsamkeiten jedoch bereits auf. Es gibt winzige Arten mit einer Körperlänge von drei Millimetern (2.B. die Zwergschmalbiene), und größere, wie die Holzbiene, die mit einer Körperlänge von drei Zentimetern mit Sicherheit zu den größten Wildbienenarten gehört. Je nach Art haben die Wildbienen für den Pollen- Transport unterschiedliche Sammelorgane. Es gibt Kropf-, Bein- und Bauchsammler. Die Kropfsammler verschlucken den Pollen und transportieren ihn in ihrem Kropf zu ihrem Nest. Die Hosenbiene hat gigantische, behaarte Beinschienen, um den Pollen transportieren z.) können. Die Bauchsammler sind relativ häufig unter den Wildbienenarten. Sie haben unter ihrem Hinterleib eine stark behaarte Bauchbürste. Diese Wildbienenarten, wie z.b. die Blattschneide- und Mauerbienen, sind hervorragende Blütenbestäuber. lm Gegensatz zu den Honigbienen nehmen sie wesentlich mehr Pollen auf und speicheln ihn nicht mit Nektar ein.

3 L.Biologie der Wildbiene L.Biologie der Wildbiene lch bin ein Notternkopf-Mouerbienen Mönnchen Der Pollen haftet sehr locker an der Bauchbürste und wird automatisch auf der nächsten angeflogenen Blüte abgepudert. Hier ist die Bestäubungsleistung L- d' - -.-\rrlh,. '"\" effektiver als bei der Honigbiene. Mauer -, und auch Blattschneide-Bienen werden seit längerem als kommerzielle Bestäuber bei der Mandel-, Luzernen-, und Obstblüte eingesetzt. Einige der Wildbienenarten sehen durch ihre dicke Körperbehaarung aus wie kleine Hummeln. Diese Arten (einige der Mauerbienen) fliegen schon bei Temperaturen, bei denen unsere Honigbiene noch in der Wintertraube hängt - unter 10 Grad verlässt diese ihren Stock nicht. Auch das macht sie zu hervorragend verlässlichen Blütenbestäubern. Aufgabe: Nehmt Kontakt zu einem lmker auf und bittet ihn um einige tote Honigbienen. Versucht, diese Bienen mit Hilfe von Lupen zu zeichnen. Achtet auf die richtige Darstellung des Körpers mit Kopf, Brust und Hinterleib. Zeichnet auch die Vorder-, Mittel- und Hinterbeine. Welches Bein ist am größten? Danach, wenn ihr euch mit dem Bienenkörper vertraut gemacht habt, geht auf Wildbienensuche, mit Hilfe eures Handys. Versucht Fotos von vielen unterschiedlichen Wildbienen zu machen. Druckt euch die Besten aus und vergleicht diese dann mit der Honigbienenzeichnung. Welche Unterschiede seht ihr? Als nächstes, versucht eine Wildbiene zu zeichnen. 2. Stechen Wildbienen? Alle Wildbienenarten besitzen einen Stachel, benutzen ihn allerdings mit wenigen Ausnahmen (wie die Baumhummel) nicht zum Stechen. Die meisten Wildbienen sind selber so klein, dass ihr Stachel die menschliche Haut gar nicht durchdringen kann. Die meisten Wildbienenarten haben evolutionsmäßig gar kein Verteidigungsverhalten, sie leben vielmehr als Solitärinsekt. Mit jedem Stich würden sie ihr Leben riskieren und somit ihre Chance Nachwuchs

4 i.. Biologie der Wildbiene l.biologie der Wildbiene produzieren zu können. Honigbienen stechen, um ihr Volk zu verteidigen. Verstirbt nach dem Herausreißen des Stachels eine einzelne Biene, stellt dies für das übrige Bienenvolk keine Gefahr dar, da ein Bienenvolk (im Sommer) aus mehr als lndividuen besteht. Da Wildbienen nicht stechen, kann man sie wunderbar im Schulunterricht behandeln. Man kann sich ihnen hervorragend mit einer ganzen Schulklasse nähern, sogar kleinen Kindern zum Betrachten auf die Hände setzen, oder sie beim Blütenbesuch streicheln. Kinder beobachten gerne mit vollem Körpereinsatz, nicht selten ist die Nase nur einige Millimeter vom Körper einer Wildbiene entfernt. All das tolerieren die Wildbienen; im schlimmsten Fall fliegen sie kurz auf, um wenig später wieder zurückzukehren und ihr emsiges Arbeiten wiederaufzunehmen. lm Gegensatz dazu ist das Betrachten von Honigbienen nicht ganz ungefährlich. Will man da auf der sicheren Seite sein und garantiert stichfrei arbeiten, ist Schutzkleidung sinnvoll und notwendig. Um Honigbienen von Wildbienen unterscheiden zu können, helfen die folgenden Tipps: Honigbienen fliegen mit hängenden Beinen. Sie fliegen langsam, gemütlich, und summen dabei. An den Hinterbeinen sammeln sie in ihren Höschen den Pollen, den sie zum Befestigen mit Nektar einspeicheln. Eine Honigbiene ist so gut wie nie alleine, meist sind viele Arbeiterinnen auf den gleichen Blüten anzutreffen. 3. Wildbienenweibchen und -männchen Srhot, wie f;nkrt bu *einnn nnuun [?url? Wildbienenweibchen und -männchen einer Art sind teilweise farblich und größenmäßig so unterschiedlich, dass man oft meint es wären unterschiedliche Arten. Häufig sind die Männchen kleiner als die Weibchen. Bei vielen Mauerbienen- Arten ist das Weibchen schwarz, das Männchen jedoch braun gefärbt. Das Männchen der Luzerne- Blattschneiderbiene hat zudem wunderschöne grüne Augen. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal zwischen Weibchen und Männchen sind die Sammelorgane für den Pollen. Sieht man eine Wildbiene, die mit Pollen beladen ist, ist es garantiert eine weibliche Wildbiene. Da es jedoch auch Kropfsammlerinnen gibt, kann man bei diesen Arten den Unterschied zwischen den Geschlechtern leider nicht immer so einfach erkennen. Alle Wildbienenweibchen besitzen 4 5

5 L.Biologie der Wildbiene l.biologie der Wildbiene 6. Wo leben Wildbienen? Dort, wo die Natur noch weitgehend intakt ist, trifft man todsicher auf Wildbienen. ln einem sterilen Garten mit einer Kirschlorbeerhecken-Einfriedung wird das sicherlich schwieriger werden. Da zwei Drittel aller Wildbienenarten Bodenbrüter sind, wird man die meisten Wildbienen dort finden, wo offene, unbearbeitete und magere Böden vorhanden sind. Es sind die Stellen in der Natur, die auf Nichtwissende immer ein wenig unaufgeräumt wirken; dort fühlen sich Wildbienen am wohlsten. Waldränder, Wiesen, Sand-, Kies-, und Lehmkuhlen, Gräben und Gewässerränder, Steinbrüche, Schutthalden, Steilwände all dies sind Lebensräume für Wildbienen. Wildbienen, die ihre Nester im Boden graben, brauchen feinkörnigen Sand oder Lehm. Wildbienen, die Hohlraumbrüter sind, benötigen hohle Pflanzenstängel, in die sie ihre Gelege errichten können. Die Holzbiene braucht morsches Holz, in das sie Gänge für ihre Brut nagt. Manche Bienen nutzen auch bestehende Hohlräume von holzfressenden Käfern, sozusagen als Nachmieter. Es gibt auch eine Mauerbienenart, die leere ihre Brut in Schneckenhäuser legt (siehe Zeichnung rechts). Viele Wildbienen suchen auch nach Nistmöglichkeiten im Bereich menschlicher Behausungen. Morsche Gartenstühle eigenen sich genauso gut wie Löcher in Hausfassaden oder Garagentoren. lch werde als lmkerin im Sommer immer wieder von Leuten kontaktiert, die meinen, einen Bienenschwarm in ihrem Garten zu haben. Oftmals

6 I 7.Die häufigsten Fehler beim Bau von Nisthilfen 8.Unterrichts- und Projektideen L6. Nisthilfen an ihrem angestammten Platz belassen Bitte die Nisthilfen im Winter nicht abhängen und ins Warme bringen. Die Puppen in den Nistgängen sind absolut winterfest. Bringen Sie die Nisthilfen ins Warme, setzt automatisch der Schlupfmechanismus ein und die lnsekten werden wenige Tage später anfangen zu schlüpfen - mitten im Winter und damit viel zu früh. 8. Kapitel: Unterrichts- und Projektideen 1,. Das Wildbienenhotel in der Konservendose Oh ne Altersbeschränkung Materialbedarf: o Pro Kind eine Konservendose a a o a a Eine Rosenschere oder eine kleine Säge Bambus in unterschiedlichen Stärken Hohle Zweige und Halme Lehm etc. Drahtgewebe Folgende Fehler verbergen sich in diesem Wildbienenhotel: - Stammstücke angebohrt im Stirnholz - UngebrannterTon mit Bohrungen - Stroh-, Rindenstücke und Kleintierstreu sind völlig unbrauchbar für Wildbienen Entweder Sie sammeln im Vorwege das Material zusammen und bringen es mit, oder Sie bitten die Kinder Material zu besorgen, oder Sie machen mit den Kindern einen Spaziergang an einen Tümpel, um das benötigte Material a) sammeln. Auf einem Spaziergang kann man tolle Sachen entdecken und es wird den Kindern garantiert großen Spaß bereiten, sich das Material für das eigene lnsektenhotel selber zusammenzusuchen. Gebastelt wird am besten auf einem Tisch, legen Sie Zeitungspapier unter

7 8.Unterrichts- und Projektideen S.Unterrichts- und Projektideen Jedes Kind bekommt eine Konservendose. Diese soll bündig mit Halmen und Zweigen gefüllt werden. Dazu werden die Zweige in der verwendet verwendeten müssen innen lnsektenhotel. Viele Solitärbienen Brutstätte. Sie legen richtigen Länge zurechtgesch nitten und dann in die Dose der Länge nach hineingelegt. Wichtig ist, dass viele verschiedene Halme verschiedenen Durchmessern werden. Alle Halme und Zweige hohl sein. Wer mag, kann eine lange Wurst aus Ton rollen un mit mit in die Dose hineinlegen. Wenn die Dose prall gefüllt ist, wird ein Stück Drahtgewebe abgeschnitten, über die Öffnung gelegt und mit Draht um die Dose gewickelt. Fertig ist das nutzen hohle Halme als Ei für Ei hintereinander in die Röhrchen hinein, jeweils mit einer selbstgebauten Zwischenwand. Da es unheimlich viele verschiedene Solitärbienen gibt und jede eine andere Halm-Art bevorzugt, sollte ein lnsektenhotel immer viele verschiedene hohle Halme beinhalten. Für die Mauerbienen brauchen Sie den Ton, die Bienen bauen sich daraus Zwischenwände. Das Drahtgeflecht sollte unbedingt an der Dosenöffnung angebracht werden, da die Meisen das lnsektenhotel andernfalls als Futterspender nutzen. *I tü: l I 94 95

8 Undine Westphal Hallo Wildbiene Eine kleine Einftihrung in die Welt der Wildbienen Begleiten Sie Undine Westphal in die faszinierende Welt der Wildbienen! Wie schon in ihren bisher erschienenen Büchern über das Imkern mit der Honigbiene, geht es auch hier darum, besonders Kinder für diese spannenden und zugleich weithin unbekannten und stark bedrohten Insekten zu sensibilisieren. Das vorliegende Buch nimmt für sich nicht in Anspruch, ein wissenschaftliches Bestimmungsbuch zu sein. Vielmehr möchte es die Leser und Leserinnen dazu anregen, diese wunderbaren kleinen Geschöpfe mit offenen Augen zu entdecken und zu erkennen, wie wichtig ihre Existenz fiir das ökologische Gleichgewicht ist. Dazu stellt Westphal überaus spannend und anschaulich die Lebensweisen und teilweise kuriosen Besonderheiten der häufigsten Wildbienen unserer Umgebung dar und macht uns auf die wichtigsten Faktoren aufmerksam, warum die Wildbienen so gefährdet sind. Besonders schön sind die zahlreichen kreativen und praktischen Aufgaben, die den Forscherdrang von Kindern und fugendlichen, aber auch interessierten Erwachsenen anregen, den Wildbienen spielerisch und mit viel Spaß auf die Spur zu kommen. Der umfangreiche Praxisteil bietet mit seinen zahlreichen Ideen und Projekten eine wahre Fundgrube sowohl ftir Schulen als auch anderen pädagogischen Einrichtungen und naturinteressierten Familien. MarionWagner Imkerin und Lehrerin an der Fachschule für Heilerziehungspflege - Hamburg