Christin Kießling Praktikumsbericht. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2. Mai bis 31.
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- Wilhelm Lenz
- vor 8 Jahren
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1 Praktikumsbericht Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2. Mai bis 31. Juli 2008 Vom 2. Mai bis zum 31. Juli 2008 absolvierte ich ein Praktikum im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Berlin im Referat 04 Grundsätze, Konzeption und politische Planung der Entwicklungspolitik. Das Bewerbungsverfahren Nachdem ich meinen persönlichen Schwerpunkt während meines Studiums der Politikwissenschaft im Bereich der Entwicklungspolitik gesetzt habe, wollte ich auch mein Praktikum in diesem Berufsfeld absolvieren. Als Hauptakteur deutscher staatlicher Entwicklungszusammenarbeit fand ich daher besonders interessant als Praktikumsstelle. Ein über Allgemeinwissen hinausgehendes Interesse an Entwicklungspolitik idealerweise auch vorherige praktische Tätigkeiten in diesem Breich, zum Beispiel in Form von ehrenamtlichen Tätigkeiten ist Voraussetzung für ein Praktikum beim BMZ. Das Bewerbungsverfahren läuft über einen allgemeinen Bewerberpool, in dem sämtliche Bewerbungen gesammelt und den einzelnen Referaten zur Auswahl geeigneter Praktikantinnen und Praktikanten bereitgestellt werden. Die Bewerbung erfolgt schriftlich und per Post (ausführliche Informationen findet man auf der Homepage des BMZ) -Bewerbungen werden nicht berücksichtigt. Bevorzugt werden Studentinnen und Studenten, welche ein Pflichtpraktikum nach Studienordnung absolvieren müssen. Insgesamt ist die Zahlt der Praktikumsplätze sehr begrenzt und es empfiehlt sich daher, sich für ein Praktikum außerhalb der Semesterferien zu bewerben. Man sollte sich frühestens drei Monate vor gewünschtem Praktikumsbeginn bewerben und die Zusage erfolgt mitunter sehr kurzfristig (in meinem Fall fünf Wochen vor Prakti- 1
2 kumsbeginn). Praktika sind sowohl in Bonn, als auch in Berlin möglich. Die Angabe eines gewünschten Referates gemäß den eigenen Interessen und Schwerpunkten wird zwar empfohlen, dieser wird jedoch (meinen Erfahrungen zufolge) eher selten folgegeleistet. Beschreibung der Praktikumsstelle Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erarbeitet Leitlinien und Konzepte der Entwicklungspolitik der Bundesregierung und bestimmt langfristige Strategien der deutschen bilateralen und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit. Auf dieser Grundlage führt das BMZ auf der ganzen Welt Projekte in Abstimmung mit den rund 70 Partnerländern und in Zusammenarbeit mit Durchführungsorganisationen wie der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der KfW-Entwicklungsbank sowie im Einklang mit den Millenniumsentwicklungszielen durch. Als parlamentarische Kontrollinstanz prüft der Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AwZ) die Arbeit des Ministeriums. Das Referat 04 gehört zum Leitungsstab des Ministeriums und nimmt in enger Abstimmung mit der politischen Leitung und den Fachreferaten inhaltlich konzeptionelle sowie politische Planungsaufgaben wahr. Das Referat ist zuständig für grundsätzliche entwicklungstheoretische und politische Themenstellungen, Entwicklungsziele und - finanzierung. Eine wichtige Aufgabe liegt in der Vorbereitung von Reden, Sprechzetteln sowie Artikeln der Leitung des BMZ und in der Erstellung der entwicklungspolitischen Berichte an das Parlament. Daher umfasst die Arbeit des Referates ein sehr breites Themenspektrum. Eine Sonderaufgabe bestand zur Zeit meines Praktikums in der inhaltlichen und thematischen Vorbereitung einer UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung. 2
3 Aufgaben und Tätigkeiten Neben allgemeinen Aufgaben wie der Zusammenfassung und Auswertung diverser Fachpublikationen und Studien sowie Recherchearbeiten und kurzen Präsentationen lassen sich meine Tätigkeiten während des Praktikums in folgende drei zentrale Bereiche unterteilen: 1. Zur inhaltlichen Vorbereitung der VN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in Doha/Katar im Herbst 2008 (die Nachfolgekonferenz der Konferenz von Monterrey/Mexiko im Jahre 2002) befasste ich mich eingehend mit dem Thema Mobilisierung von Staatseinnahmen durch Verhinderung von Steuer- und Kapitalflucht, welches ich auf der Grundlage umfangreicher Recherchen und in Form von ausführlichen Sachdarstellungen aufbereitete. Das erste Kapitel des Monterrey-Konsenses beschäftigt sich mit der Mobilisierung heimischer Ressourcen in Entwicklungsländern zur Entwicklungsfinanzierung. In diesem Zusammenhang ist das Thema der Kapital- und Steuerflucht aus Entwicklungsländern in sogenannte Steueroasen verstärkt in den Blickpunkt gerückt. Das Tax Justice Network schätzt Verluste an Steuereinnahmen auf jährlich weltweit 255 Mrd. USD. Dadurch gehen gerade Entwicklungsländern immense Summen verloren, welche sie zur eigenen Entwicklung benötigen würden. Die Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich sind vielseitig, jedoch bezüglich ihrer Umsetzbarkeit sehr unterschiedlich einzustufen. Ansätze für bi- und multilaterale Kooperationen existieren bereits, unter anderem unter dem Dach der Vereinten Nationen, innerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Rahmen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Meine Aufgabe bestand darin, diese Zusammenhänge systematisch darzustellen, Ursachen der Problematik herauszustellen und mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen, welche durch die politische Leitung anschließend hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit diskutiert und geprüft werden sollten. 3
4 2. Da es sich beim Referat 04 um das sogenannte Referat der Redenschreiber handelt, erhielt ich auch die Gelegenheit, den Prozess des Redenschreibens kennen zu lernen. Dazu bedarf es weitaus mehr als Fachkenntnisse, vielmehr spielen die Persönlichkeit des Redners und das Publikum eine zentrale Rolle, darüber hinaus müssen natürlich politische Faktoren sowie Sprachregelungen der Bundesregierung beachtet werden. Der Redenschreiber benötigt also sowohl umfangreiches politisches Wissen und diplomatisches Geschick als auch journalistische, soziale und psychologische Kompetenzen. Zudem ist eine sehr breite Wissensgrundlage notwendig, welche zum einen über die Fachreferate und zum anderen über kontinuierliche Recherche und Lektüre geschaffen hergestellt wird. Die für Reden potentiell nützlichen Informationen und Daten werden in Datenbanken eingespeist und verwaltet, um in geordneter Form zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung zu stehen. Solche Recherche- und Lektüretätigkeiten zählen ebenso wie die Datenbankpflege zu zentralen Aufgabenbereichen der Praktikanten des Referates 04. Außerdem bekam ich die Möglichkeit, mich selbst an Redeentwürfen und Redeelementen für die politische Leitung des BMZ zu versuchen. 3. Darüber hinaus war ich in die Erstellung des 13. entwicklungspolitischen Berichts der Bundesregierung mit dem Titel Auf dem Weg in die Eine Welt Weißbuch zur Entwicklungspolitik durch redaktionelle- und Recherchetätigkeiten eingebunden. Der Bericht erscheint alle zwei Jahre, er liefert eine Bestandsaufnahme der Entwicklungspolitik der Bundesregierung und dient der Präsentation der Arbeit des Entwicklungsministeriums. Er bildet vor allem eine Grundlage für die parlamentarische Kontrolle der Regierungspolitik und des Ministeriums. Darüber hinaus richtet er sich an sämtliche staatliche und nichtstaatliche Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit wie beispielsweise internationale Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und andere Geberländer sowie nicht zuletzt an den deutschen Steuerzahler. 4
5 Zusammenfassung und eigener Eindruck Durch die Teilnahme an BMZ-internen Referats- und Arbeitsbesprechungen sowie an Konferenzen und Fachvorträgen konnte ich mir einen umfassenden Überblick über die aktuelle deutsche Entwicklungspolitik verschaffen. Ich erhielt einen intensiven Einblick in Aufgaben und Arbeitsweisen im Leitungsbereich eines Bundesministeriums mit internationaler Ausrichtung und in die Arbeit der Fachreferate. Außerdem ermöglichte mir eine Reihe von Praktikantenexkursionen zu Berliner Vertretungsbüros verschiedener entwicklungspolitischer Akteure (u.a. des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der KfW-Entwicklungsbank, der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, des VN-Flüchtlingshochkommissariat, der OECD und des Welternährungsprogramm) Einblicke in das politische Leben in Berlin, insbesondere im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Das Praktikum bot mir die Möglichkeit, den Bereich der Entwicklungspolitik in seiner Komplexität und Vielseitigkeit in der Praxis kennen zu lernen und so meine theoretischen Kenntnisse aus dem Studium zur Anwendung zu bringen und zu erweitern. Besonders interessant fand ich dabei, die Unterschiede zwischen akademischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Blickwinkel auf gleiche Sachverhalte in ihrer Deutlichkeit zu erkennen. Die andauernde Beschäftigung mit einem konkreten Thema (internationale Steuerkooperation) empfand ich als besondere Bereicherung. Neben fachlichen und inhaltlichen Kompetenzen konnte ich auch soziale Fähigkeiten ausbauen, zum Beispiel durch die Teilnahme an Fachtagungen und Konferenzen sowie durch Korrespondenzen innerhalb des BMZ und nach außen. Christin Kießling 5
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