Systemische Ansätze in der Beratung von pathologischen Glückspielern
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- Pia Gerhardt
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1 Systemische Ansätze in der Beratung von pathologischen Glückspielern Vortrag am 23. Februar 2011 Referentin: Susanne Klein Diplompsychologin Psychologische Psychotherapeutin Leiterin der Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der Caritas in Landsberg Systemische Ansätze in der Beratung von path. Glückspielern 1. Theoretischer Hintergrund 1.1 Die Grundlage systemischer Interventionen 1.2 Das systemische Verständnis von Problemen 1.3 Zwei wichtige Fundamente: Stabilität u. Instabilität, Auftrags- u. Kundenorientierung 1.4 Die Rolle des Therapeuten 2. Systemische Ansätze in der Suchtberatung 2.1 Grundlagen 2.2 Möglichkeiten 2.3 Grenzen 3. Systemische Techniken systemisches Fragen Reframing Genogramm Skulpturen, Aufstellungen, Familienbrett Lebensflussmodell Reflektierendes Team 1
2 1.1 Grundlage systemischer Interventionen Problem als Geschehen, an dem viele verschiedene, miteinander agierende Menschen beteiligt sind. Die von den verschiedenen Menschen erzählten Geschichten, z.b darüber warum etwas so ist, führen zu einer Art eigenen Wirklichkeit. Dies hat Einfluss auf die Beziehungsgestaltung und Kommunikation untereinander. Beides ist in einem problematischen System oft sehr starr. Ziel der systemischen Interventionen ist Anregungen zu bieten, damit das betroffene System wieder flexibler wird. Ein Schwerpunkt ist das Herausarbeiten von Ressourcen 1.2 Das systemisches Verständnis von Problemen Problemdeterminiertes System (nach Goolishian et al.) Es gibt keine objektive Realität : Die Wirklichkeit ist das Ergebnis eines Kommunikationsprozesses. (= konstruktivistischer Ansatz) Erzeugung von Problemen (nach Schlippe und Schweitzer) 1. bestimmtes Verhalten einer Person 2. Problementdeckung bzw. Problemerfindung --> einer oder mehrere bewertet/n dieses Verhalten als problematisch 3. Entstehung eines problemdeterminierten Kommunikationssystems --> diese Idee verbreitet sich in der Kommunikation und wird zum Fokus. 4. Problemerklärung -->es wird eine Erklärung für das Problem gesucht (die aber häufig keine Lösung anbietet), z.b. Schuld, Kindheit 5. Problemstabilisierendes Handeln --> alle verhalten sich so, als ob es keine Lösung gebe 2
3 1.3 Zwei wichtige Fundamente(nach Schlippe u. Schweitzer): A. Metastabilität und Instabilität Metastabilität Der Berater sorgt für eine sicheren Rahmen durch Schaffen einer sicheren Basis. - Kontaktaufbau und Herstellen eines Rapport - Wertschätzung, Ressourcen- und Lösungsorientierung - Affektive Rahmung : Mikrosignale auf allen Kanälen - klarer äußerer Rahmen und Gesprächsführung - Empathie Instabilität Aufbauend auf den stabilen Rahmen wird versucht durch systemische Techniken, die Chance für neue Erfahrungen zu öffnen. 1.3 zwei wichtige Fundamente: B. Auftragsorientierung- Kundenorientierung Klärung des Beratungsauftrags: wer- will was- von wem- wann- in welchem Umfang- zu welchem Ziel? Erfassen des genauen Beziehungsgeflechtes Vertrag mit dem Kunden (nicht Klienten): was wollen Sie von mir? Was könnte Ihnen helfen? Was kann ich bieten? Exkurs:Umgang mit Unfreiwilligkeit Unfreiwilligkeit als Lösungsverhalten Wie kann ich Ihnen helfen, - dass die anderen Sie in Ruhe lassen, - dass Sie mich so schnell wie möglich wieder loswerden 3
4 1.4 Die Rolle des Therapeuten Die Familie ist Experte für ihr System Als Berater lade ich das System ein, ihre Erfahrungen mit mir zu teilen (Lämmle Brigitte: Erkläre mir Deine Welt). Als Therapeut bin ich Teil des Systems: ein Beratungsprozess ist ein Prozess wechselseitiger Beeinflussung. Konstruktneutralität: keine Stellungsnahme für oder gegen Sichtweisen des Klienten Beziehungsneutralität: keine Koalition mit beteiligten Personen Veränderungsneutralität: Vermeiden von Bewertungen bezüglich der Symptombildung 2.1 Systemische Beratung und Therapie in der Sucht: Grundlagen Entstehung von süchtigem Verhalten (nicht Sucht) 1. Individuum hat ein System-Umwelt-Problem. 2. Individuum sucht eine Lösung: z.b. Spielen am Automaten. 3. Diese Lösung ist anfangs erfolgreich. 4. Im Laufe der Zeit wird die Lösung zum Problem (Klein Rudolf: Chronifizierung des Suchtverhaltens als Ausdruck einer erfolgreichen Überlebensstrategie ). 5. Innerhalb des sozialen Systems entwickeln sich über Jahre dementsprechende starre Kommunikationsmuster (Brigitte Lämmle: Steinerne Welten). 6. Es stehen keine alternativen Lösungswege zur Verfügung (oder nach Klein Rudolf: jedes System, das nicht in Krisen gerät, chronifiziert ) 4
5 2.3 Systemische Therapie und Beratung in der Sucht: Möglichkeiten der systemischen Therapie Anregungen für die Arbeit mit Systemen, aber auch systemisches Arbeiten mit Einzelklienten möglich Nicht nur Reden, sondern auch Tun Hinterfragen des oft starren Suchtansatzes Krankheitskonzept wird abgelehnt Unterscheidung Sucht- Nichtsucht engt die Möglichkeiten ein Ressourcen- statt Problemorientierung, Zukunftorientierung statt Vergangenheitsbewältigung Hinterfragen der Therapeutenrolle (Experte für was?, neutral?) Therapeutenhaltung: Vertrauen in Fähigkeiten und vorhandene Potentiale der Klienten 2.4 Systemische Therapie und Beratung in der Sucht: Grenzen der systemischen Therapie oft nur einzelne Personen in der Beratungsstelle manche Methoden dann nicht so gut einsetzbar Umgang mit dem Abstinenzthema Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen: häufig werden ja Klienten geschickt mit der Vorstellung dass ihnen klar gemacht wird, dass eine abstinenzorientierte Therapie die einzige Möglichkeit ist manche Klienten und Angehörigen wollen über das Problem und ihr Leiden klagen und sind sehr irritiert, wenn es um z.b Ausnahmen geht oder darum was gut funktioniert Vorgaben, z.b. der Rentenversicherungen als Kostenträger, passen nicht immer, z.b. Abstinenz als Therapieziel, sehr regelmäßige Anbindung 5
6 3. Systemische Techniken: Systemisches Fragen Fragen als zentrales Element Jede Frage ist schon eine Intervention Die Wirklichkeitsbeschreibungen von sozialen Systemen sollen erweitert werden Unterschiedliche Fragen Zirkuläres Fragen Fragen um Unterschiede zu verdeutlichen: -Klassifikationsfragen -Prozentfragen -Übereinstimmungsfragen Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion(machen aktuelle Beziehungsmuster deutlich) z.b. Auftragskontext,Problemkontext Fragen zur Möglichkeitskonstruktion (Fragen nach bisher nicht verwirklichten Beziehungsmöglichkeiten) z.b. Wunderfrage 3. Systemische Techniken: Reframing Ziel: Verunsicherung erzeugen über die bisherige Sicht der Dinge Verschiedene Formen (nach Schlippe und Schweitzer) 1. Bedeutungsreframing dem beklagten Problem einen anderen Sinn verleihen 2. Kontextreframing Suche nach einem Kontext in dem das beklagte Verhalten sinnvoll sein könnte 3. Inhaltsreframing Trennen von Problem und dahinter liegender guter Absicht 6
7 Systemische Techniken: Genogramm Systemische Techniken: Genogramm Ziel: übersichtliche Darstellung von sozialen Systemen Übersicht über mehrere Generationen übersichtliche Darstellung von Fakten (Namen, Beruf, Heirat, Trennung...) Erweiterungsmöglichkeiten: - Zuschreiben von Eigenschaften - Darstellen der Art der Beziehungen (große Liebe, viel Streit, Kontaktabbruch) - Zuschreiben eines Familienmottos 7
8 3. Systemische Techniken: Skulpturarbeit Ziel: die Beziehungen in der Familie zu stellen Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Künstler, der die Aufgabe hätte, eine Skulptur von Ihrer Familie aufzubauen wird von den betroffenen Personen selbst durchgeführt 3. Systemische Techniken: Skulpturarbeit Grundelemente: räumlicher Abstand als Symbol für emotionale Wärme oben/unten als Symbol der hierarchischen Strukturierung (Podest, klein machen) Mimik und Gestik um Beziehungen darzustellen (Blickkontakt?, Handhaltung..) Im Einzelkontakt können z.b Schuhe oder Stühle eingesetzt werden oder auch z.b. ein Familienbrett 8
9 3. Systemische Techniken: Aufstellungen Ziel: Gewinnung einer neuen Perspektive auf das eigene System für eine Einzelperson Generierung von Hypothesen Stellen mit Stellvertretern Abgrenzung von Bert Hellinger u.a. keine Vorgabe von festen Interpretationen 3. Systemische Techniken: Aufstellungen Grundelemente: Klient sucht für sein System Stellvertreter Stellvertreter werden evt. nach Gefühlen und Impulsen gefragt Suche nach Lösungsbildern durch Ausprobieren verschiedener Vorgaben Möglichkeit des Klienten im Lösungsbild mit dem Stellvertreter zu tauschen Lösungsheuristiken - Systemmitglieder, die früher Mitglied eines Systems wurden, haben einen höheren Rang - Einschluss und Würdigung aller Mitglieder - Ausgleich von Geben und Nehmen 9
10 3. Systemische Techniken: Lebensfluss Methode zur Visualisierung des lösungs- und ressourcenorientierten Ansatzes Auf dem Boden werden Seile als Lebenslinien von der Vergangenheit in die Zukunft gelegt. Wichtige Stationen werden mit Symbolen markiert. 3. Systemische Techniken:Reflektierendes Team Grundstruktur: System + therapeut. Berater therapeut. Beobachter (räumlich getrennt), nach ca Minuten reflektiert das therapeutische Team in Anwesenheit des Systems über die Sitzung Ziel: Bieten einer Perspektivenvielfalt 10
11 Verwendete Literatur Berauschte Sehnsucht, Klein Rudolf, Carl Auer (2005) Glück- Spiel- Sucht: Konzepte und Behandlungsmethoden, Herausgeber: Fett Anna, Lambertus (1996) Glücksspielsucht, Petry Jörg, Hogrefe (2003) Kurzzeittherapie bei Alkoholproblemen, Berg Insoo Kim/ Miller Scott D., Carl-Auer- Systeme (2004) Spielsucht, Meyer u. Bachmann, Springer (2005) Sucht aus systemischer Perspektive, Herausgeber: Frankfurter Lehrtherapeutenteam, Vandenhoeck u. Ruprecht (1998) Verwendete Literatur Systemische Interventionen von Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer, Vandenhoeck u. Ruprecht (2009) Systemische Familientherapie mit Kindern, Jugendlichen und Eltern: Lebensfluß-Modelle und analoge Methoden, Nemetschek Peter, Klett-Cotta (2006) Kommunikation- Selbstwert- Kongruenz, Satir Virginia, Junfermann Verlag, 1999 MiniMax-Interventionen, Prior Manfred, Carl-Auer,
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