Mit großem Cityplan. New York. Die Highlights der Stadt direkt erleben Durch Shoppingmeilen und Szeneviertel bummeln Die besten Adressen zum Ausgehen
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- Harald Simen
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1 Mit großem Cityplan New York Die Highlights der Stadt direkt erleben Durch Shoppingmeilen und Szeneviertel bummeln Die besten Adressen zum Ausgehen
2 Ellis Island Emigration Museum 87 9A Sound S East R 15 x New York direkt erleben La Guar Eas Astoria Bl 94 Elm M Vi Coop Cypres Nationa Yankee Stadium Broadwa BRONX Deegan NEW YORK NEW JERSEY Edgewater 145th Ave Westchester Ave 135th Ave Anderson Ave Nicholas Ave Cliffside Park Fairview Southern Blvd 3rd Ave Expwy Harlem River Dr Lenox Ave Henry Hudson Pkwy Bruckner Expwy North Bergen Baretto Pt 125th St Harlem Tonnelle Ave Triborough Bridge Madison Ave Cathedral of St John The Divine James J Braddock N Hudson Co Park 79th Rd Secaucus 116th St Pkwy Cathedral Riverside Park River Rd Downing Stadium 110th St Broadway Bergenline Ave Rikers I 0 1,5 3 km N 12 Harlem (S. 62) Hudson River J F Kennedy Blvd Central Wards I Broadway Park Guttenberg Miller Stadium Hazen St Upper West Side Yorkville West New York Ditmars Blvd Central Park (S. 59) Astoria Central Park West 95 Fifth Ave st St F D Roosevelt Dr York Ave Second Ave Metropolitan Opera Roosevelt Island First Ave Park Ave Lincoln Center Zoo NY State Theater Grand Central Pkwy Steinway St 31st St MoMA und Museumsmeile (S. 56) 57th St Upper East Side 10 Broadway Theater District 13 New York per Fahrrad (S. 65) Fifth Avenue (S. 50) 8 MANHATTAN Union City 501 Broadway Long Island City 53rd St 25A Rockefeller Center (S. 53) Garment District (S. 44) 6 9 Times Square 14th St Queensborough Bridge Grand Central Terminal 34th St Pennsylvania Station Woodside Jackson Ave New York Underground (S. 47) 7 9A Palisade Ave Summit Ave 23rd St Chelsea 49th Ave 495 Ave of the Americas 9th Ave Washington St Queens Blvd Queens Midtown Tunnel 5th Ave Willow Ave Park Ave 5 Hoboken 51st Ave Sunnyside Meatpacking-District und Highline (S. 41) Greenpoint Ave Greenwich Village QUEENS Greenpoint First Ave 14th St 9th St 495 Stuyvesant Town Holland Tunnel 78 L I Expwy Maspeth East River 4 Greenwich Village (S. 37) Newtown East Village Soho Houston St East Village und Lower East Side (S. 33) 3 Broome St Canal St West St Newark Ave Kent Ave 78 Eliot Ave East River Park Broadway Delancey St TriBeCa Grand Ave Grand St Williamsburg Bridge Lower East Side Elevated Hy Jersey City Williamsburg Brooklyn-Queens Expwy 2 Ground Zero und Wall Street (S. 30) Castle Clinton Nat l Mon. Liberty State Park Myrtle Ave 14 Brooklyn (S. 69) Ellis Island Nat l Mon. 278 BROOKLYN Bushwick Bushwick Ave Broadway Lafayette Ave Marcy Ave Bedford Ave Fulton St Brooklyn BatteryTunnel 1 Freiheitsstatue/ Ellis Island (S. 28) Coney Island (S. 71) 15 Fort Jay Buttermilk Channel Governors Island Liberty I Upper Bay
3 New York Sebastian Moll Diese Symbole im Buch verweisen auf den großen Cityplan!
4 Welcome Mein heimliches Wahrzeichen 4 Erste Orientierung 6 Schlaglichter und Impressionen 8 Geschichte, Gegenwart, Zukunft 14 Reiseinfos von A bis Z x New York direkt erleben 1 Die Wiege Amerikas Freiheitsstatue und Ellis Island 28 Millionen Einwanderer sind durch die berühmte Quarantänestation Ellis Island gekommen. Hier ist Geschichte noch lebendig. 2 Weltfinanzzentrum und Pilgerstätte Ground Zero und Wall Street 30 Spuren der jüngeren Geschichte am Südzipfel Manhattans 3 Biotop der jungen Boheme East Village und Lower East Side 33 Cafés, Galerien, originelle Läden, Musikclubs und Kneipen im einstigen jüdischen Einwandererviertel lebt die alternative Subkultur Manhattans. 4 Historischer Charme und Yuppie-Schick Greenwich Village 37 Kopfsteinpflastergassen, Bistros, alte Bürgervillen New Yorker Idylle 5 Edelshopping und Nightlife Meatpacking District und Highline 41 Auf stillgelegten Hochbahngleisen über die Stadt wandeln, in exklusiven Boutiquen shoppen: Das einstige Schlachterviertel hat sich gemausert. 6 Das Herz Manhattans Times Square 44 Broadway/Seventh Avenue der glitzernde Mittelpunkt der Stadt. 7 New York Underground Subway und Grand Central Terminal 47 In New York Subway zu fahren, ist ein Erlebnis: wegen der Menschen, dem bunten Treiben und der erstklassigen Kunst in den Bahnhöfen 8 Die teuerste Meile der Welt Fifth Avenue 50 Hier gehen die oberen Zehntausend New Yorks shoppen. 9 Der Kern des modernen Manhattans das Rockefeller Center 53 Das Rockefeller Center ist eine Stadt innerhalb der Stadt. Von seiner Dachterrasse aus hat man den besten Blick über Manhattan. 10 Kunstmetropole New York MoMA und Museumsmeile 56 New York hat eine Dichte an Kunsttempeln wie keine andere Stadt der Welt. Man könnte wochenlang nur in den Museen zubringen. 11 New Yorks großer Bürgergarten Central Park 59 Die Hektik und den Lärm hinter sich lassen und ausspannen, den Schritt verlangsamen, Mensch werden. 2
5 12 Hauptstadt des schwarzen Amerikas Harlem 62 Das New York der Schwarzen hat eine einmalige Renaissance erfahren. Es knüpft an seine goldenen Zeiten in den 1930er-Jahren an. 13 New York per Fahrrad Manhattan, Brooklyn & Co. 65 Seit Bürgermeister Bloomberg Hunderte von Kilometern an Radwegen anlegen ließ, ist der Drahtesel die schönste Art, New York zu erleben. 14 Ein Stadtteil im Kommen Brooklyn 69 Der kreative Schwerpunkt New Yorks hat sich verlagert. Brooklyn ist das Viertel der Künstler, Musiker, Studenten und Designer. 15 Mit der Subway zum Strand Coney Island 71 Hotdogs, Bier, Meer und Achterbahnen die Halbinsel vor Brooklyn ist seit 100 Jahren der Himmel der einfachen Leute von New York Noch mehr New York 74 Gebäude, Ensembles 74 Kirchen 77 Museen 78 Parks 80 Wildlife und Flora 81 Ausflüge 82 Atlantic City, The Catskills, Tarrytown und Sleepy Hollow 82 Long Island 83 Zu Gast in New York Übernachten 86 Günstig und nett 87 Stilvoll wohnen 88 Essen und Trinken 90 Cafés und Brunch 91 Gourmet-Lokale 92 Gut und günstig 93 Szene und Ambiente 94 Typisch New York 96 Vegetarisch 97 Einkaufen 98 Bücher und CDs 99 Delikatessen und Lebensmittel 99 Floh-, Straßenmärkte 100 Geschenke, Design und Kurioses 100 Mode 102 Schmuck 102 Schuhe 103 Traditionsgeschäfte 103 Ausgehen abends und nachts 104 Bars und Kneipen 105 Cocktails 106 Discotheken 106 Kinos 107 Konzerte und Oper 108 Livemusik 109 Theater 110 Open-Air-Events 111 Schwul und Lesbisch 111 Sprachführer 112 Kulinarisches Lexikon 114 Register 116 Autor, Abbildungsnachweis, Impressum 120 3
6 Welcome Mein heimliches Wahrzeichen
7 An keinem anderen Ort fühle ich mich so sehr in New York, so sehr als Teil dieser Stadt, wie in der Subway. In der Subway destilliert sich die Essenz von New York. Sechs Millionen Fahrgäste täglich sie stammen aus allen Ecken der Welt, sie haben die verschiedensten Hautfarben. Jeder hat seine Träume, seine eigenen Sorgen. Wall Street Banker, Student, Bettler, mexikanische Putzfrau: Die Subway bringt sie zusammen, macht sie für einen kurzen Moment ihres Tages gleich. Die unterschiedlichsten Leben berühren sich für einen Augenblick, manchmal kommt es sogar zu einem Austausch. Ein flüchtiges Lächeln, ein paar kurze Worte. Dann geht jeder wieder seiner Wege, man verliert sich in der Masse des Millionen-Molochs.
8 Erste Orientierung New York ist Manhattan New Yorks größte Besonderheit ist seine Dichte: An kaum einem anderen Ort der Welt ist auf so engem Raum so viel los. Für den Gast ist das ein enormer Vorteil: Alles in New York ist schnell und bequem erreichbar. Zu Fuß, per Subway, mit den günstigen gelben Taxis und neuerdings auch per Fahrrad (s.s. 65) gelangt man im Nu von A nach B. Die Gegend, die man gemeinhin meint, wenn man von New York spricht, ist die Insel Manhattan unterhalb der 110th Street ein Quadrant von gerade einmal 10 mal maximal 3 km. Der Stadtplan macht dem Besucher die Orientierung leicht: Die Straßen in Ost- West-Richtung, die streets heißen, sind von Süden nach Norden durch nummeriert. Die Null -Straße ist die Houston Street nur südlich von ihr, im alten Manhattan, gelten europäische Bedingungen: willkürliche Straßennamen und -verläufe. Die New Yorker Straßen in Nord-Süd-Richtung heißen Avenues und werden von Osten, vom East River aus, in Richtung Hudson River gezählt. Ost-West-Trennlinie ist die Fifth Avenue östlich der Fifth spricht der New Yorker von East Side, westlich davon von West Side. Einzige Ausnahme des strengen Rasters ist der Broadway, der entlang eines alten Kuhpfades die Insel diagonal durchschneidet. Historische Sehenswürdigkeiten gibt es in New York natürlich auch. Der Reiz der Stadt besteht jedoch weniger darin, diese nacheinander zu besichtigen. Wer New York erleben möchte, wird vielmehr versuchen, das Flair der einzelnen Bezirke zu spüren. Midtown Unter Midtown versteht der New Yorker vor allem die Gegend zwischen 34th und 59th Street, dem südlichen Rand des Central Park. Midtown ist das Geschäfts zentrum New Yorks. Hier stehen die Bürotürme, welche die Skyline prägen, hier spielt sich tagsüber das hektische Treiben ab, das die be son dere Energie der Stadt ausmacht. Geografisches Zentrum von Midtown ist der Times Square ( D 4/5) an der Kreuzung von Broadway und Seventh Avenue. Der Times Square mit seinen funkelnden Neonfassaden ist der zentrale Verkehrsknotenpunkt der Stadt, an dem viele Subway linien zusammenlaufen. Von hier in Richtung Osten ist man rasch an der Fifth Avenue, der teuers ten Shoppingmeile der Welt (s. S. 50). Auf der Westseite, westlich der Seventh Avenue, schließt sich südlich von Midtown zunächst der historische Garment District ( C/D 5) mit seinen Stoffgeschäften und alten Schneidereien an. Wiederum südlich befindet sich Chelsea ( B/C 6), ein hübscher Wohndistrikt, in dem viele Homosexuelle leben. In den Lagerhallen im Westen von Chelsea hat sich die New Yorker Kunstund Galerienszene einquartiert (s. S. 41). Südlich an Chelsea schließt sich zunächst der Meatpacking District ( B 7) an, wo sich in alten Schlachtereien schicke Bou tiquen, Restaurants und Nachtclubs niedergelassen haben. Downtown Die Grenze zwischen Midtown und dem, was New Yorker als Downtown bezeichnen, ist die 14th Street. Im Westen, westlich der Sixth Avenue, liegt hier 6
9 Erste Orientierung Beim Spaziergang auf der Highline im Meatpacking District schwebt der Besucher über den Dächern der Stadt Greenwich Village ( C/D 7 9), ein charmantes historisches Wohnviertel mit beschaulichen Gassen, Cafés und Restaurants. Im Osten, östlich des Broadways, schließt sich das szenigere, jüngere East Village ( D/E 9) an. Unterhalb der Houston Street liegen im Westen SoHo ( B/C 9) und Tribe- Ca ( A/B 9/10), Abkürzungen jeweils für South of Houston Street und Triangle below Canal Street. Die ehemalige Kontors- und Lagerhallengegend ist heute ein schicker Shopping- und ein edler Wohnbezirk. Richtung East River durchquert man zunächst Little Italy ( C 9/10) und südlich davon Chinatown ( C 10), bevor man zur Lower East Side ( C/D 10) kommt, ein ehemaliges jüdisches Einwanderer- und heutiges Ausgeh- und Amüsierviertel. Der Südzipfel von Manhattan beherbergt den Finanzdistrikt ( A/B 11/12) mit Wall Street und Börse sowie die Bau grube des ehemaligen World- Trade-Cen ter-geländes. Hier befinden sich mit dem Rathaus, der alten Skyline mit ihren klassischen Wolkenkratzern aus dem frühen 20. Jh. und dem Woolworth Building Spuren des alten Manhattans. Auf der Westseite am Hudson liegt der alte New Yorker Seehafen. Uptown Im Norden zieht sich entlang der Ostseite des Central Park die Upper East Side ( F/G 2/3) das exklusivste Wohnviertel New Yorks. An der Fifth Avenue liegen die Museumsmeile (s. S. 56) und das Konsulatsviertel, an der Park Avenue, stehen die teuersten und edelsten Wohnungen der Stadt. Die gegenüberliegende Seite des Central Park, die Upper West Side ( D/E 1/2), ist ein le bendiges Wohnviertel mit Kneipen, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sowie dem Lincoln Center der großen New Yorker Bühne für Oper, klassische Musik und Ballett. Nördlich der 110th Street liegt der afroamerikanische Stadtteil Harlem ( Karte 3). Bis vor etwa 15 Jahren hat man Harlem aufgrund des dort herrschenden Elends und der Kriminalität eher gemieden. Seitdem erlebt das Viertel jedoch eine einmalige Renaissance weshalb der Gegend ein eigenes Kapitel gewidmet wurde (s.s. 62). 7
10 Schlaglichter und Impressionen Schnell, schneller, New York Was dem Besucher an New York als Erstes auffällt, ist das Tempo. Diese Stadt hat einen eigenen Rhythmus, einen eigenen Beat. Es ist ein hektischer, rasanter Jazz. In New York gibt es keinen Stillstand. Alles wird im Laufschritt erledigt, für Besinnung ist keine Zeit. Das kann betörend und aufregend sein, es kann aber auch überwältigen. New York ist wie eine Welle, auf der man reiten kann: Wenn man sie erwischt und ihre Energie in sich aufsaugt, erlebt man ein unglaubliches Hochgefühl. Wenn nicht, wird man leicht von ihr überrollt. Der hektische Beat entsteht durch den allgegenwärtigen Ehrgeiz der Stadt und seiner Bürger. Nach New York ziehen Menschen, die sich nicht leicht zufrieden geben, die nach mehr streben. Gleich, ob aus dem Mittleren Westen der USA oder aus dem fernen Osten Asiens: New York zieht Menschen an, die eine Herausforderung suchen, die von etwas getrieben sind. Stadt ohne Maß und Ziel Das war schon immer so schon als Henry Hudson 1609 an der Mündung des Flusses, der später nach ihm benannt wurde, einen Handelsposten für die East India Trading Company errichtete. Die Kolonie, bald New Amsterdam genannt, zog Glücksritter aus aller Welt an. Menschen, die bereit waren, alles aufzugeben und große Risiken auf sich zu nehmen für das Versprechen, die Reichtümer eines neuen Kontinents zu ernten. Und New York hielt dieses Versprechen oft genug. Im 18. und 19. Jh. machten kühne Unternehmer wie die Astors, Vanderbilts und später die Rockefellers hier fantastische Vermögen. Und mit ihnen wurde die Stadt ihren Ambitionen gerecht. New York wurde erst das wichtigste Han delszentrum der USA, dann der größte Seehafen der Neuen Welt. Und im 20. Jh. stieg die Stadt zur wichtigsten Metropole der Welt auf dem bedeutendsten Zentrum von Finanz, Handel, Kultur und Medien in der Moderne. Die New Yorker Skyline kann als Symbol einer Stadt gesehen werden, für die Bescheidenheit ein Fremdwort ist. New York kannte noch nie Maß und Ziel. Das markanteste Gebäude der Stadt, das Empire State Building, wurde zu Beginn der 1930er-Jahre in nur 410 Tagen hochgezogen. Das explizite Ziel war es, den Konkurrenten, das Chrysler Building, zu übertrumpfen. Die beiden Art-déco- Türme bilden bis heute die Eckpfeiler der Silhouette dieser Stadt sie sind der Stein gewordene Wille New Yorks, nach den Sternen zu greifen. Stadt in der Krise Die Tatsache, dass die damals höchsten Gebäude der New Yorker Skyline, die Zwillingstürme des World Trade Center, seit den Anschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr stehen, ist freilich auch nicht frei von einer gewissen Symbolik. Das Attentat war auch ein Anschlag auf das New Yorker Selbstbewusstsein. Nicht ohne Grund hat es mehr als 13 Jahre gedauert, bis das World Trade Center wieder aufgebaut war, und das Ground Zero-Gelände ist bis heute nicht komplett wiederhergestellt. Der 11. September hat die atemlose Dynamik New Yorks spürbar gebremst. Die Stadt ist zu Beginn des 21. Jh. eine andere geworden. Sie zweifelt mehr, 8
11 Schlaglichter und Impressionen New York ist nachdenklich geworden. Zum 11. September hinzu kam die Wirtschaftskrise von 2008 und die Flut nach Hurricane Sandy 2012, bei der die Stadt eine Woche lang lahmgelegt wurde. New York fühlt sich heute verwundbarer und angreifbarer denn je. Bis zum Börsencrash von 2008 erlebte New York eine goldene Ära. Die Wall Street boomte und mit ihr die ganze Stadt. Das Geld lag quasi auf der Straße für denjenigen, der bereit war, hart zu arbeiten. Und das sind New Yorker immer. Überall schossen neue Wolkenkratzer in den Himmel. Der Markt für Luxuswohnungen war unersättlich an jeder Ecke ließen Investoren Edelapartmenthäuser von Stardesignern bauen. Das Angebot an Spitzenrestaurants uferte aus ein Geschäftsessen für 500 $ bei einem Starkoch war Alltag. Auch die New Yorker Kunstszene profitierte von diesem Boom immens eröffnete das Museum of Modern Art seinen spektakulären Neubau nach einer Renovierung von 858 Mio. $. Im Kunstviertel Chelsea tummelten sich beinahe 400 Galerien, denn das Verlangen nach Kunst war unersättlich. Bei den Frühjahrsauktionen der großen Auktionshäuser Sotheby s und Christie s wurden jährlich Rekordumsätze erzielt. Das Lincoln Center, die größte Bühne für klassische Musik und Ballett, baute eine neue Konzerthalle am Broadway für 900 Mio. $. Nach dem September 2008 herrschte jedoch erst einmal Katerstimmung, die bis heute nicht ganz verflogen ist. Die zum Begriff gewordene New Yorker Ambition schien an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Die Kehrseite des Wachstums wurde für jeden sichtbar. Die Krise verschärfte die extreme soziale Ungleichheit in der Stadt und legte sie bloß. Arbeitslosen- und Armutszahlen schossen in die Höhe, die Stadt geriet in ihre schwerste Obdachlosenkrise seit 40 Jahren. Und so war es kein Zufall, dass die Occupy-Bewegung genau in dieser Zeit nur einen Steinwurf von der Wall Street entfernt ihre Zelte aufschlug und die soziale Ungerechtigkeit mit dem Slogan»We are the 99 percent«auf die nationale Agenda setzte. Ebenso wenig war es Zufall, dass die Stadt dann im Jahr 2012 den linksliberalen Bill de Blasio zum Nachfolger des konservativen Milliardärs Michael Bloomberg in das Bürgermeisteramt wählte. De Blasio begreift sich als Demokrat am linken Ende des Spektrums. Er trat mit dem unmissverständlichen Wahlprogramm an, die soziale Ungleichheit in der Stadt, wenn nicht zu beseitigen, so doch zu mindern. Viele hoffen nun, dass das überdrehte New York wieder ein wenig zu sich selbst findet. Diese Stimmen sagen, dass der Boom der vergangenen 15 Jahre New York zu sehr zur Stadt der Financiers und Reichen gemacht habe. Die mittleren und unteren Einkommensschichten seien in die Außenbezirke gedrängt worden, mit ihnen sei die Vielfalt der Ethnien und der Lebensentwürfe aus Manhattan verschwunden. Die Alternativen, die Künstler und Lebenskünstler verschwanden aus dem Stadtbild von Manhattan, das Zentrum wird heute allzu sehr von bravem Bürovolk bestimmt. Die vielen kleinen charmanten und extravaganten Läden wurden zunehmend durch Ketten ersetzt. Man sprach auch von der Suburbanisierung New Yorks. Bei all diesen Klagen möchte natürlich niemand, dass die Kriminalität wieder zurückkehrt. Bis zu Beginn der 1990er-Jahre war New York nämlich noch ein gefährliches Pflaster gewesen. Einmal überfallen oder ausgeraubt zu werden, gehörte zum Leben dort praktisch dazu. In den 1990er-Jahren begann Bürgermeister Rudy Giuliani mit zum Teil rabiaten Methoden die Straßen aufzuräumen. 9
12 Schlaglichter und Impressionen Sicherste Großstadt der USA In Manhattan kann man sich heute praktisch rund um die Uhr bedenkenlos durch die Straßen und durch die U-Bahn bewegen. Für Brooklyn, jedenfalls für die touristisch erschlossenen Viertel in Manhattan-Nähe (s. S. 69), gilt das Gleiche. Selbst in Harlem muss man sich nicht mehr um seinen Geldbeutel oder sein Leben sorgen, wenn man die etwas düsteren Sozialbausiedlungen meidet. Die 125th Street ist heute bis in die Morgenstunden ebenso sicher wie der Times Square. Und im Central Park, in den man früher nach Dunkelheit besser keinen Fuß mehr setzte, sind heute bis Mitternacht die Jogger unterwegs. Der Preis der Sicherheit da haben die Kritiker der Gentrifizierung (Aufwertung eines Wohngebietes) zweifelsohne Recht ist, dass New York etwas weniger wild, anarchisch und chaotisch geworden ist also etwas weniger newyorkerisch. Das New York aus Filmen wie»taxi Driver«, aus»french Connection«oder den»warriors«, das New York, das FAZ-Korrespondentin Sabine Lietzmann Ende der 1970er eine»wunderbare Katastrophe«nannte, gibt es nicht mehr. Viertel wie das East Village, in denen eine Mischung aus dem Arbeitermilieu verschiedener Einwanderergruppen und Subkultur entstanden war, sind heute saniert und teuer und werden von einer weitgehend homogenen, gut verdienenden, meist weißen Mittelschicht bewohnt. Die kreative Energie, die damals Künstler wie Jean-Michel Basquiat oder Keith Haring, Musiker wie Madonna und Lou Reed sowie Poeten wie Allen Ginsberg oder Jack Kerouac inspiriert hatte, ist kaum mehr vorhanden. Die Bohème-Szene hat sich weitestgehend nach Brooklyn in neue In-Viertel wie Williamsburg oder Bushwick verlagert. Dort gibt es sie noch, die innovativen Künstler-Kollektive, die Musikclubs, Cafés und Kneipen. Aber die Zeit der großen neuen Ideen, die intellektuelle Aufbruchsstimmung der 1970er- und 1980er-Jahre ist vorbei, jene»einzigartige Spannung«, an die sich der Feuilletonchef der Süddeutschen Zeitung, Andrian Kreye, in seinem Bericht über seinen ersten New-York-Besuch erinnert. Wucht der Eindrücke Langweilig ist die Satdt deshalb noch lange nicht geworden. Aller Sanierung zum Trotz ist New York noch immer New York. Wenn man den Broadway hinunterläuft, wird man immer noch innerhalb von zehn Minuten mehr Eindrücken und Reizen ausgesetzt sein, als an jedem anderen Ort der Welt: hier der arabische Straßenhändler, der Hotdogs mit Sauerkraut verkauft, dort der orthodoxe Jude, der mit Kollegen an der Ecke steht und über Geschäfte redet; eben noch die sündhaft teure Prada-Boutique und jetzt hier eine chinesische Apotheke, die den Geruch mysteriöser getrockneter Kräuter und Wurzeln verströmt; hier ein Spielplatz, auf dem schwarze Jugendliche unglaublich gut Basketball spielen und dort ein Radkurier, der sich mit 50 Stundenkilometern kamikazehaft durch den lärmenden Verkehr schlängelt. Wen die Wucht dieser Eindrücke nicht in Euphorie versetzt, der hat definitiv das falsche Reiseziel gewählt. Auch wenn die Gentrifizierung der letzten Jahre zu einer gewissen Vereinheitlichung geführt hat: New York ist noch immer durch ein intensives Nebeneinander von Menschen verschiedenster Herkünfte und Lebensweisen geprägt, das es in dieser Dichte nirgendwo sonst gibt. Auf den Straßen New Yorks sieht man die Gesichter der ganzen Welt. Schmelztiegel der Kulturen New York hat sich stets dadurch ausgezeichnet, dass es jeden mit offenen Ar- 10
13 Schlaglichter und Impressionen Klassisch der Blick von der Brooklyn Bridge über die Skyline von Manhattan men willkommen heißt, der mutig genug ist, hier sein Glück zu versuchen. Schon New Amsterdam war eine kosmopolitische Mischung aus belgischen und holländischen Hugenotten, afrikanischen Sklaven, englischen und französischen Siedlern und Juden, die aus Südamerika geflohen waren. Niemand wurde ausgegrenzt, wenn er nur zum Wachstum des Handelspostens beitrug.»new Yorker«, sagt der Stadthistoriker James Sanders,»haben sich von Beginn an darauf geeinigt, dass sie sich mit Fremden nicht anfreunden müssen, um koexistieren zu können. Der New Yorker sagt sich, wenn ich mit diesem Menschen ein Geschäft machen kann, dann komme ich mit ihm schon zurecht«. Diese Offenheit macht bis heute die Seele der Stadt aus. Die Einwandererviertel sind vielleicht nicht mehr in Manhattan, aber es gibt sie noch. Die orthodoxen Juden pflegen in Brooklyn ebenso ihre Bräuche wie die Senegalesen in Harlem, die Kolumbianer in Jackson Heights, die Griechen in Astoria, die Kantonesen in Flushing, die Dominikaner in Washington Heights, die Araber in Sunset Park und die Russen in Brighton Beach. Es wäre sicher schön, wenn diese Buntheit auch wieder stärker in Manhattan Fuß fassen würde, wenn die Einwanderer und die Künstler aus dem Exil der Außenbezirke zurückkämen. Noch hat die Rückwanderung nach Manhattan aber nicht begonnen. Eine andere erfreuliche Auswirkung der Krisen in den vergangenen Jahren macht sich allerdings bereits bemerkbar: Die unbändige New Yorker Ambition, die anerkennen musste, dass sie an ihre Grenzen gestoßen ist, hat die Nachhaltigkeit entdeckt. Umwelt Das sieht man alleine schon an der neueren Architektur der Stadt. Die neueren Bauten, abgesehen vom neuen World Trade Center, sind weniger gigantomanisch, dafür intelligenter und interessanter. Gebäude wie der neue Turm des Zeitschriftenverlegers Hearst oder das preisgekrönte New Museum of Contemporary Art zeichnen sich wenig durch ihre Größe aus als durch ihren Ideenreichtum. 11
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