Noch immer dringender Hilfsbedarf für tausende Flüchtlinge und Vertriebene
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- Benedikt Falk
- vor 8 Jahren
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1 Syrienkrise Situationsbericht Januar 2015 Noch immer dringender Hilfsbedarf für tausende Flüchtlinge und Vertriebene Der Nothilfeeinsatz von Handicap International wird deutlich verstärkt, um den tausenden von den Kämpfen betroffenen Menschen in Syrien und im Irak Hilfe zu bringen. Unsere Teams, bestehend vor allem aus Fachkräften der Physiotherapie und Sozialarbeit, engagieren sich für die schutzbedürftigsten Menschen, die in Flüchtlingslagern und Stadtgebieten Zuflucht suchen. Dazu zählen zum Beispiel Verletzte, Menschen mit Behinderung sowie ältere oder von der Versorgung abgeschnittene Menschen. Inhalt Die wichtigsten Daten und Fakten S.2 Interview mit Anne Garella, Regionalvertreterin: Unsere Prioritäten für 2015 S.4 Unser Einsatz S.6 Unsere Unterstützer S.10 1
2 Kontext: Der Konflikt in Syrien greift auch auf die angrenzenden Länder über, die hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen haben: Flüchtlinge in Jordanien, 1,1 Millionen im Libanon, 1,6 Millionen in der Türkei und im irakischen Kurdistan. Heute sind es insgesamt 3,3 Millionen syrische Flüchtlinge 1, 7,6 Millionen vertriebene Syrer innerhalb Syriens 2 und 2 Millionen vertriebene Iraker, von denen sich im irakischen Kurdistan aufhalten Menschen haben seit Beginn des Krieges in Syrien und dem Beginn der Maßnahmen 2012 Hilfe durch den Einsatz von Handicap International empfangen. Handicap International stellt vor allem physische Rehabilitation und psychosoziale Unterstützung bereit, hilft den Verwundeten, passt orthopädische Hilfen für amputierte Menschen an und organisiert Verteilungsaktionen zur Bewältigung des kalten Winters. Handicap International arbeitet weiterhin für die Zugänglichkeit zur humanitären Hilfe. Diese ist vielerorts in Gefahr durch die partielle oder vollständige Schließung bestimmter Grenzen, die Schließung vieler medizinischer Zentren und durch das Gefangensein von 4,6 Millionen Syrern in Kampfgebieten 4. Unser Nothilfeeinsatz Wir arbeiten derzeit mit einem Team von fast 500 Fachleuten, die mit den schutzbedürftigsten Menschen in vier Ländern (Libanon, Jordanien, Syrien, Irak) arbeiten. Handicap International kümmert sich in dieser Notlage um die Verletzten, um Menschen mit Behinderung sowie ältere und isolierte Menschen. Unsere Teams helfen ebenso den Flüchtlingen und Vertriebenen, die in Flüchtlingslagern leben oder in lokalen Gemeinden untergekommen sind. Einsatzgebiet Beginn der Nothilfe- Aktivitäten Anzahl der Begünstigten des Einsatzes von Handicap International seit Beginn der Aktivitäten Jordanien Mai Libanon Mai Syrien März Irak Mai UNHCR, Daten aktualisiert am 23. Dezember Laut Schätzung der UNO 3 IOM, aktuellste Daten vom Dezember Laut einer Schätzung der UNO 2
3 Syrische Flüchtlinge 5 Aktivitäten von Handicap International im gesamten Einsatzgebiet 6 Anzahl der vom UNHCR erfassten syrischen Flüchtlinge (in den Aufnahmeländern insgesamt) Davon: In Jordanien 3.3 Mio Anzahl der Personen, die an Sensibilisierungsmaßnahmen zu den Risiken von Minen und explosiven Kriegsresten teilgenommen haben Anzahl der Personen, denen Prothesen oder Orthesen angepasst wurden Im Libanon Im irakischen Kurdistan 1,12 Mio Anzahl der ausgegebenen Mobilitätshilfen und angepassten Spezialausrüstungen Anzahl der angebotenen Rehabilitationseinheiten (Anzahl der Teilnehmer) (26 988) Binnenflüchtlinge in Syrien Anzahl der vom UNHCR erfassten irakischen Flüchtlinge 7,6 Mio 2 Mio Davon im irakischen Kurdistan Einheiten zur psychosozialen Unterstützung Einzel- und Gruppensitzungen (Anzahl der Teilnehmer) Empfänger von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern (Jordanien, Libanon und Syrien) Anzahl der im irakischen Kurdistan verteilten Decken für den Winter Familien, die finanzielle Unterstützung erhalten haben (Libanon und Syrien) Anzahl der Mitarbeiter von Handicap International im betroffenen Gebiet insgesamt (einschließlich nationale Mitarbeiter) 12,617 (11,815) UNHCR, Dezember 2014, mit Ausnahme der Anzahl der Flüchtlinge im Irak und im irakischen Kurdistan (IOM, Dezember und November 2014) 6 Zahlen, die von 2012 bis zum Oktober 2014 erhoben wurden für Jordanien, Libanon und Syrien. Von Mai bis November 2014 für das irakische Kurdistan. Die Begünstigten von Rehabilitation und psychosozialer Unterstützung im irakischen Kurdistan sind nicht enthalten (Daten nicht verfügbar zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts). Zu den Teilnehmern der Sensibilisierungsmaßnahmen: Personen wurden im Laufe des Jahres 2012 in Jordanien für die Gefahren von Minen und explosiven Kriegsresten sensibilisiert. Weiterhin werden derzeit in Syrien und im irakischen Kurdistan solche Maßnahmen umgesetzt. Die Zahlen für das irakische Kurdistan sind noch nicht verfügbar. Die Verteilung von Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern ist der derzeit in Syrien aktiv. Diese Aktivität wird in Jordanien und im Libanon nicht länger durchgeführt. 3
4 " Menschen in Syrien brauchen eine Prothese oder Orthese" Januar 2015: Anne Garella, Regionalvertreterin des Nothilfe- Einsatzes von Handicap International im Nahen Osten, betont die Folgen der reduzierten Finanzhilfen durch Geldgeber und erklärt die Prioritäten der Teams von Handicap International für Aufnahmeland so scheint, als könne es den Syrern freien Zugang zu Bildung und Gesundheit gewährleisten, so bestehen in der Realität doch Einschränkungen. Die Situation der internationalen Finanzhilfen gibt ebenfalls Grund zur Sorge. Das Engagement von ECHO 7 ist zum Beispiel von 350 Millionen Euro im Jahr 2013 auf nur 100 Millionen im Jahr 2015 gefallen. Gleichzeitig benötigten vier Millionen Menschen innerhalb Syriens Hilfe im Jahr 2012, verglichen mit 12 Millionen heute, was mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes ausmacht. Wir haben es eindeutig mit einer humanitären Reaktion zu tun, die sich indirekt proportional zu den Bedürfnissen verhält. Ist das in Jordanien und im Libanon auch der Fall? Wie schätzen Sie Anfang Januar 2015, nach bald vier Jahren Krise, die Situation im Nahen Osten ein? Seit dem Sommer gab es einen Anstieg der bewaffneten Offensiven in Syrien, die Kämpfe werden gewaltvoller und die Bombardierungen von dicht besiedelten Gebieten wurden verstärkt. Millionen Syrer sind Opfer dieser Gewalt geworden: Jeden Tag werden fast 50 Tote gezählt und tausende Zivilisten sind gezwungen zu fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Libanon und Jordanien erwägen, dass sie ihr Limit bezüglich der Aufnahmekapazitäten von syrischen Flüchtlingen erreicht haben und haben ihre Grenzen zu Syrien geschlossen, um die Anzahl neu ankommender Flüchtlinge einzuschränken auch wenn keine offizielle Erklärung dazu abgegeben wurde. Die Türkei und das irakische Kurdistan sind nun die einzigen Länder der Region, an die sich Syrer wenden können. Die Zahlen sprechen für sich: 2012 erfasste der UNHCR Flüchtlinge in der Türkei, heute jedoch steht die Zahl bei 1,6 Millionen. Selbst wenn dieses neue Letzten November kündigte das Welternährungsprogramm an, dass es außerhalb der Lager die Hilfe für syrische Flüchtlinge einstellen würde, auf Grund eines Mangels an Ressourcen. Diese Entscheidung hatte tragische Folgen: In Jordanien haben Syrer kein Recht zu arbeiten und sind komplett von der humanitären Hilfe abhängig. So hatten etwa zehn Tage lang tausende Flüchtlinge keinerlei Zugang zu Essen. Dann haben die Verteilungen außerhalb der Lager, wo die meisten Flüchtlinge leben, wieder begonnen, wenn auch die Mengen verringert wurden. Flüchtlinge hatten außerdem Probleme beim Zugang zu Gesundheitsleistungen im Libanon und in Jordanien. Freie Gesundheitsversorgung für Syrer wurde in diesen beiden Ländern eingestellt, weil die Versorgungsstellen überbelastet waren und vor dem Zusammenbruch standen. Was werden die Familien, die nicht die Mittel haben, um für ihre Behandlung zu zahlen, nun tun? Wir wissen nicht, wie die hunderttausend Syrer in Jordanien und Libanon in der Zukunft integriert werden. Was wir bisher gesehen haben, ist das Gruppieren von Flüchtlingen in den Lagern vor allem in Azraq und Zaatari in Jordanien. Diese Strategie bedeutet, dass sie 7 Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission 4
5 von der internationalen Hilfe abhängig bleiben, die schnell ausläuft. Auf diesem Gebiet werden in Zukunft noch einige Probleme angegangen werden müssen. Kämpfen auf den Straßen, in den Feldern und bei den Häusern der Menschen liegen bleiben, werden die Situation nur noch verschlimmern. Wir müssen schnell handeln. 9 Welche sind die Prioritäten von Handicap International für die Betroffenen des Konflikts im Jahr 2015? Die erste Priorität ist es, die Verletzten zu versorgen. Es gibt heute etwa eine Million Verletzte in Syrien, von denen rund 8 % eine Prothese oder Orthese benötigen. Es ist schwer zu glauben, dass wir dabei über fast Menschen sprechen. Wenn dies erreicht werden soll, muss das Problem des Zugangs zu Opfern des Konflikts gelöst werden. Im Moment ist es für alle humanitären Organisationen sehr schwierig, in Syrien zu arbeiten, da sie zahlreiche Einschränkungen beachten müssen. Der Zugang zur zivilen Bevölkerung ist schwieriger denn je, und wir verbringen viel Zeit und Energie damit, Wege zu finden, um die Hilfe zu denen zu bringen, die sie brauchen. Dies geschieht besonders durch unsere Partner, die bereits im Land arbeiten. Die zweite Priorität hat der Irak. Wir arbeiten seit vielen Jahren im Irak und vertrauen auf die Unterstützung eines dynamischen Netzwerks von lokalen Organisationen. Handicap International hat letzten Mai einen Nothilfeeinsatz gestartet, um den Menschen Hilfe bereitzustellen, die durch die neuerliche bewaffnete Gewalt vertrieben wurden. Seither haben wir humanitäre Hilfe für die vertriebene Bevölkerung und die syrischen Flüchtlinge im Irak bereitgestellt unabhängig davon, woher sie kommen. Wir hoffen, unsere Aktivitäten auf den Rest des Landes ausweiten zu können mit Unterstützung des Netzwerks, das wir ursprünglich in den 1990ern aufgestellt haben 8. Dies wird dazu dienen, den Bedarf aller Menschen in den von der Gewalt betroffenen Gebieten zu decken, nicht nur in Kurdistan. Weiterhin ist es wichtig, dass wir unsere Sensibilisierungsarbeit mit der Bevölkerung durchführen, angesichts der Gefahren durch Minen und explosive Überreste des Krieges. Der Irak ist tatsächlich nach Afghanistan das zweitmeist betroffene Land. Die Überreste, die nach den aktuellen 8 Handicap International ist seit 1991 im Irak tätig und hilft Überlebenden von Minenunfällen und unterstützt Zentren für Menschen in Situationen, die Behinderungen verursachen können. 9 Weltgesundheitsorganisation, 19. Dezember
6 Syrien, Libanon, Jordanien, Irak Versorgung der Verwundeten In den Gouvernements Amman, Irbid, Ajloun, Jerash und Mafraq (Jordanien) sowie in Tripolis (Libanon) unterstützt Handicap International rund zehn Krankenhäuser, Kliniken und spezialisierte Gesundheitszentren, die sich um die Verwundeten kümmern, mit der Bereitstellung von: Ausstattungen für Gesundheitszentren für Physiotherapie (parallele Balken, Treppen etc.) Post-operative physische Rehabilitation für Patienten Spezielle orthopädische Materialien und Anpassung von Prothesen und Orthesen Mobilitätshilfen (Rollstühle, Rollatoren usw.) und Spezialausrüstungen (Anti-Dekubitus- Matratzen, Toilettenstühle usw.) Diese Dienstleistungen sind notwendig für: Patienten, die ganz oder teilweise bewegungsunfähig sind und ein Übungsprogramm zur Vermeidung dauerhafter Behinderungen absolvieren müssen; Patienten, die einen Teil ihrer Mobilität dauerhaft verloren haben und denen Rehabilitationsmaßnahmen helfen können, medizinische Komplikation zu vermeiden, ihren Komfort zu verbessern und oft sogar ihre Mobilität bis zu einem gewissen Grad wiederzuerlangen. Handicap International ergänzt seine Aktivitäten mit Fortbildungsmaßnahmen für das Personal, das die Verwundeten versorgt, damit es die grundlegenden Rehabilitationsübungen sicher beherrscht. Die wird vor allem in Dohuk (irakisches Kurdistan) durchgeführt, wo Schulungen für Physiotherapeuten abgehalten wurden, die in einem Zentrum für behinderte Kinder arbeiten. Auch die Familien der Verwundeten werden geschult, um sie in der Hilfe für ihre Angehörigen zu unterstützen. Dies ist unerlässlich für Flüchtlingsfamilien, die oft dazu gezwungen sind, an neue Orte zu ziehen. Seit kurzem stellt die Organisation ihrem paramedizinischen Personal einen Fernlehrgang zum Thema Kriegsverletzungen zur Verfügung denn diese erfordern eine sehr spezifische Behandlung. Mithilfe einer Reihe von Videos können die Physiotherapeuten die Behandlungen erlernen, die nötig sind, um der Entstehung von dauerhaften Beeinträchtigungen vorzubeugen. ermitteln Den Bedarf der Schutzbedürftigsten Die Organisation hat mobile und feste Anlaufstellen bei Behinderung und Schutzbedürftigkeit in den vier Ländern, in denen sie tätig ist, eingerichtet, um den Opfern der Syrienkrise zur Hilfe zu kommen. Mit seinen mehr als 190 Mitarbeitern vor Ort arbeitet sich Handicap International täglich durch die Lager und die Aufnahmegemeinschaften (vor allem in städtischen Gebieten, da die Mehrzahl der Flüchtlinge nicht in Lagern wohnen), um die Schutzbedürftigsten unter ihnen zu ermitteln, vor allem Menschen mit Behinderung. So können ihre Bedürfnisse festgestellt werden (in Bezug auf Wohnen, Gesundheit, Ernährung, etc.) und ihr Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Infrastrukturen verbessert werden. 6
7 Für die Bedürfnisse, die die Organisation nicht abdecken kann, wendet sie sich an andere Organisationen, jedoch nicht ohne die Nachsorge sicherzustellen. Diese Hilfe für die besonders Schutzbedürftigen umfasst vor allem die einfache Versorgung oberflächlicher Wunden, Rehabilitationstraining, die Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln (Prothesen und Orthesen) und Mobilitätshilfen sowie Spezialausrüstungen (wie Rollstühlen, Rollatoren, Krücken, Anti- Dekubitus-Matratzen usw.). Handicap International ist im Norden und Osten des Libanon tätig (Tripolis und Umgebung, Bezirk Akkar und Bekaa-Ebene), in Jordanien in den Gouvernements Amman, Ajlun, Jerash, Irbid, Zarq (hier befindet sich das Lager Azraq) und Mafraq (hier befindet sich das Lager Zaatari), in den Gouvernements Dohuk, Erbil und Sulaymaniyah (Region Kurdistan im Irak) sowie auf syrischem Staatsgebiet. In Dohuk und Erbil transportieren die Teams ebenso Menschen mit chronischen Krankheiten oder mit Bedarf an Physiotherapie in die Gesundheitszentren und Krankenhäuser. Verstärkte Präsenz in den Gemeinden Um die Präsenz in den Gemeinden (Stadtvierteln und Umsiedlungsgebiete für Flüchtlinge) zu verstärken, in denen sich über 80 % der Bedürftigen konzentrieren (Jordanien) 10, hat Handicap International zahlreiche Partnerschaften mit lokalen auf Gesundheitsversorgung spezialisierten Organisationen und Sozialeinrichtungen geschlossen. In Jordanien (Amman, Irbid, Mafraq) werden Rehabilitationseinrichtungen in Kliniken und Gemeindezentren mit Rehabilitationsgeräten ausgestattet und reguläre Kliniken unterstützt. Im Libanon werden in den nächsten Wochen fünf neue Rehabilitationszentren innerhalb der bestehenden Gesundheitseinrichtungen eingerichtet werden, vor allem bei Tripolis und in der Bekaa-Ebene. Im Irak arbeitet Handicap International in Partnerschaft mit öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zusammen, um die Flüchtlinge und Vertriebenen an spezifische Zentren überweisen zu können. Menschen auf dem Weg zurück ins Leben begleiten Zusätzlich zur Bereitstellung von Rehabilitationsleistungen hat Handicap International die Programme zur psychosozialen Betreuung der irakischen Flüchtlinge verstärkt. Durch individuelle Begleitung oder in Gesprächskreisen dient diese Betreuung dazu, den Menschen zu helfen, ihre Kommunikationsfähigkeit wiederherzustellen und ihre Verbindung zur Außenwelt zurückzugewinnen. Falls nötig, sorgen die Sozialarbeiter auch für eine Überweisung der Patienten an Spezialeinrichtungen. Libanon, Jordanien, Irak und Syrien: Auf die Alltagsbedürfnisse der Familien eingehen Syrien: Den vertriebenen und den ortsansässigen Familien helfen In Syrien unterstützt die Organisation schutzbedürftige und vertriebene Familien durch die Verteilung von Nahrungsmittelpaketen und Hygiene-Sets. Seit Beginn des Einsatzes auf syrischem Gebiet haben davon fast Personen profitiert. 10 UNHCR: 2013 at a glance: Health data for Syrian refugees, Lebanon Jordan and Iraq, Publikation im Jahr
8 Irak: Die Schutzbedürftigen bei der Bewältigung des Winters unterstützen In Dohuk wurden Decken an über 800 vertriebene Familien verteilt. In Sulaymaniyah wurden zwischen November und Dezember über 900 Decken und 490 Heizgeräte an die schutzbedürftigsten Familien verteilt, die in provisorischen Unterkünften leben. Auch in Erbil haben unsere Teams mit der Verteilung von Decken an besonders Schutzbedürftige begonnen. In Erbil hat Handicap International die Familien identifiziert, die unter der Flüchtlingsbevölkerung in den Lagern besonders durch die Kälte gefährdet sind, um sie mit Decken auszustatten. Diese Aktivität wird in Partnerschaft mit einer weiteren Organisation durchgeführt. Libanon, Jordanien: Den schutzbedürftigsten Menschen die Rückkehr zur finanziellen Unabhängigkeit erleichtern Seit Beginn des Winters 2013 hat die Organisation ihre Hilfe für Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien verstärkt, indem ihnen monatliche finanzielle Zuwendungen gewährt wurden, mit denen die Familien ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung, Medizin oder Mietzahlungen selbst decken können. Im Libanon (Bekaa-Ebene und Gebiet um Tripolis): Die Unterstützung zielt hier sowohl auf Flüchtlinge, die beim UNHCR registriert sind als auch auf die nicht registrierten (vor allem, weil sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und die Registrierungsstellen erreichen können). Zwischen Dezember 2013 und August 2014 waren mehr als Personen (5.740 Familien) Empfänger der Finanzhilfe, mit der sie ihrer unsicheren Situation und den besonderen Anforderungen des Winters begegnen konnten. Die Familien konnten so auch die Kosten für die Unterkunft (Miete, Wasser, Grundausstattung, Hygiene) und die Kosten für einen Ofen und Brennmaterial decken. Von Dezember 2014 bis Dezember 2015 werden weitere syrische Familien finanzielle Unterstützung erhalten, um ihren täglichen Bedarf zu decken. In Jordanien (Gouvernements Amman, Irbid, Ajlun, Jerash, Mafraq und Zarqa): Hier ist die Hilfe für syrische Flüchtlinge wie auch für Jordanier bestimmt, die besonders schutzbedürftig sind, vor allem ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Zwischen Dezember 2013 und Oktober 2014 haben etwas mehr als Personen (etwa Familien) eine finanzielle Hilfe erhalten, so dass sie die Kosten zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse, wie für Wohnung, Wasser, Kleidung, Nahrung und Hygieneartikel, tragen konnten. Zwischen Dezember 2014 und März 2015 werden 600 syrische Familien, die als extrem schutzbedürftig gelten, weitere finanzielle Unterstützung erhalten, um ihren täglichen Bedarf zu decken. 8
9 Syrien und Irak: Sensibilisierung für die Gefahren von Minen und explosiven Kriegsresten Tagtäglich kümmern sich unsere Teams um neue Opfer von Verletzungen durch Feuerwaffen oder Explosionen. Die Zahl der Waffen und explosiven Kriegsreste steigt in Syrien und im Irak von Tag zu Tag. Diese explosiven Kriegsreste bleiben auch noch lange nach dem Ende des Konflikts vorhanden und gefährlich. Die Expertise von Handicap International in der Entschärfung von Minen und explosiven Kriegsresten und in der Opferhilfe hat uns dazu veranlasst, seit Oktober 2013 in Syrien und seit 2014 im Irak Präventionsaktivitäten zu organisieren. Die Aufklärungsteams treffen die Flüchtlinge und Vertriebenen in den Lagern und in den städtischen Gebieten. Sie informieren über die Gefahren, die von den verbliebenen explosiven Kriegsresten ausgehen, die sich auf den Straßen oder in den Häusern befinden. Das ist vor allem wichtig für Kinder, die aufgrund ihrer Neugier besonders gefährdet sind. Durch diese Sensibilisierung lernen Familien und insbesondere Kinder, wie sie gefährliche Objekte identifizieren und Abstand davon halten. In Syrien haben bereits mehr als Menschen an den Sensibilisierungsaktionen teilgenommen. Libanon, Jordanien und Syrien: Die Aufnahmeeinrichtungen zugänglich machen Handicap International arbeitet eng mit lokalen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen, um sicherzustellen, dass alle für Flüchtlinge angebotenen Hilfeleistungen auch für Menschen mit Behinderung, vor allem für diejenigen mit eingeschränkter Mobilität, erreichbar sind. Wichtige Einrichtungen und Ausstattungen werden regelmäßig evaluiert (Wasserstellen, Sanitäranlagen, Registrierungsstellen etc.), vor allem in den Flüchtlingslagern. Handicap International kann ebenso technische Empfehlungen aussprechen, Materialien zur Verfügung stellen (Rampen, Trittbretter) und das betreffende Personal entsprechend ausbilden oder sich direkt um die Anpassung der Einrichtungen kümmern (Anpassung von Toilettenanlagen etc.). Plädoyer für die Inklusion Angesichts des hohen Ausmaßes der Not werden gerade die besonders schutzbedürftigen Menschen, allen voran Menschen mit Behinderung, Verwundete, ältere und chronisch kranke Menschen leicht vergessen und haben so keinen Zugang zu humanitären Hilfsprogrammen. In Partnerschaft mit HelpAge International schärft Handicap International das Bewusstsein der in der Syrienkrise tätigen lokalen und internationalen humanitären Akteure für die Berücksichtigung dieser Bevölkerungsgruppen in ihren Hilfsprogrammen. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde im Libanon und in Jordanien eine Studie zur Situation der besonders schutzbedürftigen Menschen in der Syrienkrise durchgeführt. Diese im April 2014 veröffentlichte Studie 11 liefert quantitative Daten und verbessert das Verständnis für die Situation dieser besonders schutzbedürftigen Gruppen. Sie bildet somit eine solide Basis für die Sensibilisierung internationaler humanitärer Akteure (Geldgeber, Staaten und NRO) bezüglich der Inklusion schutzbedürftiger Menschen in die humanitäre Hilfe. 11 Studie Handicap International /Helpage International : Die versteckten Opfer der Syrienkrise, 2014: 9
10 Der Nothilfe-Einsatz von Handicap International in Jordanien, im Libanon und in Syrien wird derzeit oder wurde unterstützt von: Copyrights S.1,4,7,9: Sarah Pierre/Handicap International S.6: Camille Borie/Handicap International S.8: Handicap International, Logan Sullivan/Handicap International 10
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