Museum Villa Rot Unser Online-Kinderbuch. Me, myself and I und Philip Akkerman: Bin ich?

Transkript

1 Museum Villa Rot Unser Online-Kinderbuch Me, myself and I und Philip Akkerman: Bin ich? Hallo in der Villa Rot, Hoffentlich magst du Fotografien und Videos? Denn in dieser Ausstellung gibt es eine ganze Menge witziger, cooler, mutiger und rätselhafter Fotos und Videos zu sehen. Wenn du aber lieber gemalte Ölbilder sehen willst, dann solltest du in die Kunsthalle gehen! Meine Empfehlung lautet: Mach beides und freu dich auf jede Menge Gesichter, denn in der Ausstellung geht es um MICH und DICH, es geht um das SELBSTBILDNIS und es geht um echte und falsche SELFIES! Du darfst also auch als Detektiv durch die Ausstellung gehen und die Fälschungen suchen! Hier im Eingang hängt das Plakat der Ausstellung. Dort steht auch der Titel drauf. Der Titel ist Englisch, hast du eine Idee, warum? 1

2 KUNSTHALLE: Das Foto zeigt Philip Akkerman Alle Bilder in der Kunsthalle stammen von dem holländischen Künstler Philip Akkerman, der immer nur Selbstbildnisse malt. Das fand ich so spannend und auch ein bisschen komisch, dass ich den Künstler getroffen habe, um ihm ein paar Fragen zu stellen. Lies selbst, was er mir erzählte und schau dich davor oder danach in Ruhe um! Unser Gespräch: Lieber Herr Akkerman, ich bin beeindruckt von Ihren vielen Bildern! Danke. Wenn Sie sich malen, sitzen Sie dann vor dem Spiegel? Früher malte ich vor dem Spiegel. Aber seit etwa 10 Jahren nutze ich den Spiegel kaum noch. Es bereitet mir viel mehr Spaß, mit Fantasie und aus meinen Gedanken heraus zu malen. Haben Sie denn immer Lust, sich selbst zu malen. Wollen Sie nicht manchmal auch ihre Kinder oder Freunde oder ihre Frau malen? Ich male Selbstbildnisse, aber ich male NICHT Philip Akkerman! Das ist schwierig, Kindern zu erklären, aber genauso fühle ich mich und so ist es. Wenn ich mich selbst male, ist es mir egal, ob ich gut aussehe oder nicht. Aber wenn ich meine Kinder oder meine Frau male oder sonst jemanden, dann will ich, dass sie auf den Bildern schön aussehen. Und das finde ich sehr schwierig. Ich kann nicht gut genug malen. Machen Sie einen ICH-MALE-MICH-Stundenplan? Dass Sie sich zum Beispiel einmal pro Woche malen? 2

3 Ich male nur Selbstbildnisse, sonst nichts. Das tue ich von Montag bis Freitag, von 9 Uhr bis 17 Uhr. Wenn Sie mit einem Bild beginnen, wissen Sie dann schon vorher wie es aussehen soll? Ja, ich habe eine Idee im Kopf, wenn ich mit dem Malen beginne. Aber oft genug schlägt das Bild seinen eigenen Weg ein Manchmal sind Sie klein und manchmal groß auf Ihren Bildern. Warum? Das weiß ich selbst nicht. Plötzlich ist da etwas in meinem Kopf, ohne mich zu fragen, warum. Wenn Sie ein Bild von sich malen, brauchen Sie dann Ruhe oder hören Sie Musik oder Radio? Ich höre immer Musik. Ich liebe Musik. Kommt es auch vor, dass ein Bild nicht gelingt? Wenn ja, werfen Sie es dann weg? Nicht selten misslingt mir ein Bild. Aber ich werfe niemals ein Bild weg. Meine Arbeit ist wie ein Tagebuch, und das Leben hat auch viele schlechte Tage. Schlechte Bilder wegzuwerfen wäre für mich und mein Projekt wie eine Lebens-Lüge. Wann haben Sie beschlossen, nur sich selbst zu malen, und können Sie mir auch verraten warum? Ich habe niemals beschlossen, nur Selbstbildnisse zu machen. Ich begann damit im Jahr 1981 und wollte das nur ein paar Monate lang tun. Dann, nach ein paar Jahren musste ich feststellen, dass ich immer noch nichts anderes als Selbstbildnisse malte und da dachte ich mir: Wow, das gehört scheinbar zu mir, also mach ich damit weiter bis ans Ende meines Lebens und schaue, was passieren wird! Warum? Das Leben ist ein Geheimnis Du sagst mir, warum wir hier sind Ich weiß es, aber ich bewahre es als mein Geheimnis! Finden Sie es nicht ein komisches Gefühl, hier in der Kunsthalle der Villa Rot zu stehen und sich selbst ganz oft an der Wand zu sehen? Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit (auch auf die misslungenen Bilder) und ich bin sehr glücklich, wenn andere Menschen diese Bilder auch mögen. Danke, dass auch du hier bist und dir Zeit für meine Kunst nimmst! 3

4 Gerne. Philip Akkerman hat von seinen misslungenen Bildern gesprochen. Findest du welche in der Ausstellung? RAUM 1: Das ist der Fotograf Jonas Unger. Er ist 41 Jahre alt und lebt in Paris. In diesem Raum und im nächsten Raum siehst du Fotos von Menschen. Was ist das Besondere daran, fragst du dich vielleicht? So großartig sind diese Bilder auch wieder nicht, dass sie hier im Museum ausgestellt werden! Jonas ist ein bekannter Fotograf und er hatte folgende Idee: Er drückte verschiedenen prominenten Menschen eine Quicksnap-Kamera in die Hand und bat diese Leute, ein Selfie von sich zu machen. Eine Quicksnap-Kamera ist eine Art Not- Kamera, mit der man sich beim Fotografieren nicht sehen kann, außerdem kann man schlechte Bilder darauf NICHT löschen. Das ist eine Quicksnap-Kamera. Die Promis ließen sich also auf ein ziemliches Abenteuer ein, denn sie waren sich beim Drücken auf den Kamera-Auslöser nicht einmal sicher, ob ihr ganzer Kopf auf dem Foto zu sehen sein wird. Die meisten haben sich richtig gut angestellt, finde ich! 4

5 RAUM 2: Das ist Dirk Witek, besser bekannt als MC Fitti. Er lebt in Berlin. MC Fitti ist ein bekannter Rapper und er will uns mit seiner guten Laune und seinen coolen Liedern und Sprüchen alle anstecken. Für die Ausstellung hat MC Fitti uns seinen Selfie-Gott geschickt. Es handelt sich um einen Mann aus Bronze mit ausgestreckter Hand. Dieser Mann ist natürlich MC Fitti selbst! Wer will, kann in seine Metall-Hand ein smartphone legen und ein Selfie mit dem Rapper machen! MC Fitti von hinten im Spiegel! Erkennst du die Markenzeichen von MC Fitti? Raum 3: Das ist die Foto-Künstlerin Alison Jackson! Sie lebt in London und schlüpft gerne in andere Rollen. In dem ehemaligen Herrenzimmer von Hermann Hoenes begegnen dir auf den Fotos richtig berühmte Leute: die Königin von England, der Prinz von England, die deutsche Kanzlerin, der französische Präsident! Aber diese berühmten Leute benehmen sich komisch. 5

6 denn Alisons Bilder sind nämlich alle gelogen. Die Prominenten auf den Fotos sind nicht die echten, sondern deren Doppelgänger und die Geschichten, die sich Alison ausdenkt, sind auch alle gelogen! Stimmt das wirklich? Oder sitzen die britischen Thronfolger mit ihren Kindern nicht manchmal wirklich in der Badewanne? Oder chillt Angela Merkel nicht manchmal wirklich auf ihrem Bett und beißt in eine Brezel? Prominente sind ja auch nur Menschen. Und wenn die Kameras aus sind, dann leben sie alle wie wir. Das dürfen wir nur offiziell nicht sehen. Welchen prominenten Doppelgänger würdest du einladen und wie und wo würdest du ihn fotografieren wollen? FLUR Erdgeschoss: Das ist der britische Fotograf David Slater und der sieben Jahre alte Makake Naruto, der im Regenwald der Insel Sulawesi in Indonesien lebt. Naruto hat sich auf diesem Foto selbst fotografiert! Er konnte dieses Affen - Selfie von sich machen, weil der Tierfotograf David Slater aus Versehen seine Kamera-Ausrüstung im Regenwald liegen gelassen hatte. Der Fotograf David und der Makaken-Affe Naruto kennen sich gut, und David behauptet, dass der Affe das Selfie machen wollte, weil er wusste, was eine Kamera 6

7 ist. Naruto habe sich in der Linse gespiegelt und ganz bewusst auf den Auslöser gedrückt. So war das erste Affen-Selfie der Welt entstanden! Und wem gehört jetzt dieses Foto? Dem Fotografen oder dem Affen? Über diese Frage wird seither gestritten. Rechtsanwälte, Tierschutzorganisationen und Richter kümmern sich um diesen Fall. Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen! Deine Meinung ist gefragt: Wer darf mit diesem Foto Geld verdienen? Der Affe oder der Mensch? Oben, 1. Raum links: Das ist der Schweizer Fotograf Kurt Caviezel. Er lebt heute in Zürich. Kurt hat in den Wohnzimmern der abgebildeten Menschen heimlich kleine webcams in deren Fernsehgeräten aktiviert. Erinnerst du dich, dass ich dich eingeladen habe, in dieser Ausstellung auch als Detektiv oder Spion durch die Ausstellung zu gehen? Spätestens jetzt ist es soweit. In diesem Raum siehst du lauter Fotos von Menschen, die keine Ahnung hatten, dass sie von einer Kamera beobachtet wurden! Wir sehen ganz ehrliche Fotos in diesem Raum, denn zu sehen sind Menschen zuhause, die sich absolut unbeobachtet fühlen! Aber sind die Fotos wirklich ehrlich, denn sie zeigen ja Situationen, die nicht fotografiert werden sollten? 7

8 Drei Detektiv-Fragen an dich: Hast du auch schon einmal jemanden heimlich fotografiert? Ist in euren Fernseher zuhause auch eine kleine Kamera eingebaut? Kennst du Orte, wo man von Kameras heimlich fotografiert wird? Oben, Eckraum links: Das ist Robbie Copper. Er ist in London geboren und lebt heute in Bangkok. Robbie ist Fotograf und Videokünstler. Er interessiert sich besonders für Menschen, die Computer spielen und die sogar ihre eigenen Computer-Identitäten erfinden, so genannte Avatare. Wenn du dich umschaust, siehst du Fotos an den Wänden. Was fasziniert dich darauf mehr? Die Avatare rechts im Bild oder die Menschen, links daneben? Der Fotograf und Videokünstler Robbie Cooper zeigt uns beides! Ich bin mir sicher, dass du diesen Raum magst, denn wahrscheinlich sitzt du auch manchmal vor dem Computer oder deiner PS und spielst wie die verschiedenen Personen, die du im Video siehst! Oben, Balkonzimmer, Mitte: Das ist Olivia Muus. Sie ist 31 Jahre alt und lebt in Dänemark. Wir befinden uns im ehemaligen Damen-Zimmer der Villa. Hier traf sich die Hausherrin Feodora mit ihren Freundinnen zum Tee oder Kaffee, und bei schönem Wetter 8

9 öffneten sie die Balkontüre und genossen den Blick in den Park! Die Möbel und ein paar Bilder stammen aus dem Besitz von Feodora. Aber nicht alles ist alt! Hast du dich schon in Ruhe umgesehen? Wenn ja, so ist dir sicher etwas aufgefallen! Ich sage nur: Stichwort Selfie! Als die dänische Künstlerin Olivia Muus wieder einmal die große Nationalgalerie mit den vielen alten Bildern besuchte, kam ihr plötzlich ein genialer Gedanke! Sie fragte sich: Wie würden diese Menschen, die sich vor Hunderten von Jahren malen ließen, heute ihre Selfies machen? Seither sammelt Olivia Fotos von alten Gemälden und lädt uns alle ein, bei ihrem Projekt mitzumachen. Denn Olivia gründete das digitale Selfie-Museum, in dem jeder teilnehmen kann. Es genügt, ein altes Bildnis zu finden, eine Abbildung davon zu bekommen und sich selbst mit dem alten Bildnis zu fotografieren, ohne das eigene Gesicht zu zeigen. Nur das smartphone und ein Stück Arm sollten zu sehen sein Das klingt übrigens leichter als es ist! Ich habe es nämlich versucht! Oben, Eckraum rechts: Du siehst in diesem Raum Aufnahmen und Videos von Vitaly und Vadim! Diese beiden jungen Russen sind 21 und 25 Jahre alt und sie bewegen sich auf den Dächern dieser Welt. 9

10 Vitaly und Wadim arbeiten seit fünf Jahren zusammen und ihr Projekt besteht darin, dass sie auf die höchsten Gebäude dieser Welt klettern, um sich dort oben zu fotografieren. Dann folgt das Gipfel -Foto, der Handschlag und fertig! Ist das nicht total verrückt? Vitaly und Vadim wollen uns die Welt mit anderen Augen zeigen. Vielleicht wollen sie uns auch klarmachen, wie klein wir alle sind und wie groß die Leistung von Ingenieuren, Architekten, Statikern und Bauarbeitern ist, die solche Gebäude planen, berechnen und bauen? Auf jeden Fall sind ihre Aktionen sehr gefährlich und erlauben keine Fehler. Ob ihre Eltern immer Bescheid wissen, wo die beiden gerade klettern? Zu den Fotos und Filmen in diesem Raum muss ich dir eines sagen: BITTE NICHT NACHMACHEN!!! Oben, im Flur: Unser Foto-Wettbewerb. Weil nicht nur Künstler, sondern auch die meisten von uns gerne Selfies machen, laden wir euch alle in dieser Ausstellung zum Mitmachen ein! YOU AND ME heißt unser Foto-Wettbewerb. Ihr könnt im Flur sehen, wer schon mitgemacht hat und wer uns Fotos schickte! Viel Spaß beim Zuschauen, und vielleicht sehen wir dich auch bald hier im Museum? Frag deine Verwandten und / oder Freunde und mach mit! Oben, kleiner Eckraum: Das ist die Internet-Figur Laturbo Avedon. Es gibt Menschen, die gibt es wirklich und es gibt Menschen, die gibt es nur im Computer und es gibt Künstler, die liegen irgendwo dazwischen. Laturbo Avedon ist so jemand. 10

11 Wir kennen den Namen und wir kennen seine / ihre Kunst-Figuren, aber mehr wissen wir nicht. Versteckt sich hinter Laturbo ein Mann oder eine Frau? Ist Laturbo alt oder jung? Ist Laturbo Europäer, Asiate, Afrikaner, Amerikaner? Ist Laturbo groß oder klein? Laturbo Avedon zeigt uns nur seinen oder ihren digitalen Charakter. Diese digitale Person ist eine künstliche Frau, die ein bisschen wir eine Porzellan-Puppe wirkt. Wo könnte sie leben, diese Figur? Frage: Stell dir vor, du sollst dieser Figur einen schönen Ort geben? Wo wäre dieser Ort, wie würde er aussehen? Oben, Badezimmer: Das ist die schwedische Foto-Künstlerin Arvida Byström. Sie lebt heute in Los Angeles. Arvida fotografiert sich oft selbst. Glitzer und Pastellfarben spielen dabei eine wichtige Rolle. Arvida stellt viele ihrer Fotos ins Internet und ist neugierig auf die Reaktionen und Kommentare der Anderen. Arvida findet es langweilig, auszusehen wie alle anderen. Wer auf Arvidas Homepage klickt, entdeckt jede Menge Körper-Fotos, von ihr selbst und von anderen. Warum tut sie das? Was ist Arvidas Botschaft? Arvida kennt unser Badezimmer nicht, aber sie findet es sicher gut, dass wir ihre Arbeiten dort zeigen! Welches Museum hat schon ein Bad zur Verfügung? Frage: Wie sieht euer Bad zuhause aus? Hättet ihr Platz für ein Bild an der Wand? 11

12 Ich schlage vor, du gehst zum Abschluss noch in den wundervollen Park oder zuerst in unser Cafe. Bestimmt gab es in dieser Ausstellung ein paar Fotos oder Bilder, die dir in Erinnerung bleiben werden. Und wenn du das nächste Mal Menschen beim Selfie-Machen siehst, dann denk an mich! Bis bald Text und Idee: Andrea Dreher 12