Erfahrungsbericht zum Argentinienaustausch im Sommer2015 von Linda Knödler

Transkript

1 Erfahrungsbericht zum Argentinienaustausch im Sommer2015 von Linda Knödler Jeder, der die Möglichkeit hat nach Argentinien zu reisen, sollte es meiner Meinung nach auf jeden Fall tun. Es ist ein sehr schönes, vielfältiges, großes Land mit sehr netten und hilfsbereiten Menschen und sehr gutem Essen. Am Flughafen wurden wir von unseren Gastfamilien empfangen. Die Fahrt vom Flughafen nach Hurlingham in das Stadtviertel in dem Mica, meine Austauschschülerin, wohnt, war sehr prägend, denn die Wohngegenden sind ganz unterschiedlich. Man findet halbfertig gebaute Häuser neben Häusern, die auch hier in Deutschland stehen könnten. Fast alle Häuser sind komplett eingezäunt und auf den Straßen spielende Kinder findet man nicht. Die Straßen sind größtenteils in einem schlechten Zustand und an vielen Kreuzungen sind Erhöhungen damit nicht zu schnell gefahren wird. Meine ersten Tage waren sehr anstrengend, ich lag abends total platt im Bett. Die Sprache hat mich am Anfang ziemlich überfordert, da sie um einiges schneller reden als im Spanischunterricht. Sie sprechen viele Wörter anders aus wie zum Beispiel 'pollo' (Hähnchen), 'calle' (Straße) und 'ayuda' (Hilfe). Das 'll' und 'y' wird wie unser 'sch' ausgesprochen. Wenn man aber sagt, dass man sie nicht verstanden hat, wiederholen sie es langsam und geduldig. Später war es total normal und ich habe sie gut verstanden. Auf den Straßen findet man sehr viele Straßenhunde, die einen auch morgens wecken oder abends vom Schlafen abhalten können. Die Wände der Häuser sind sehr dünn, ebenso die Fenster. Man hört so gut wie alles. Aber auch daran gewöhnt man sich und als ich wieder in Deutschland war, war die Ruhe sehr irritierend. Wenn es für mehrere Stunden sehr stark regnet, dann könnte man fast Papierbötchen auf der Straße fahren lassen. Da die Straßen meistens schachbrettartig angelegt sind, kann man sich sehr schnell verlaufen. Die Bus- und Bahnlinien sind gut ausgebaut, sodass man überall hinkommt. Außerdem sind die Busund Bahnpreise verglichen mit den deutschen Preisen extrem günstig. Es ist abzuraten während der rush-hour mit Bus oder Bahn zu fahren. Pläne für die Abfahrtszeiten gibt es nicht, aber sie fahren in kurzen Abständen. Meine Austauschschülerin hat mir eine Karte geliehen auf die man Geld laden konnte, was das Bus- und Bahnfahren erleichtert. Günstig und zuverlässig sind auch die Remis (Taxis).

2 Ich bin meistens mit Mica in die Schule gegangen, die total anders ist als hier in Deutschland. Die Schule 'Deutsche Schule Hurlingham' liegt im Stadtviertel 'Hurlingham' und ist eine private Schule. Die Schüler müssen eine Schuluniform tragen und der Unterricht beginnt um 7.30 Uhr, was aber nicht bedeutet, dass alle um diese Zeit im Klassenzimmer oder in der Schule sind. Die Klassenzimmer sind sehr klein, ebenfalls Tische und Stühle. Meistens sind etwa zwanzig Schüler pro Klasse. Trotzdem ist es sehr laut während dem Unterricht, noch lauter in den Pausen. Anfangs kam ich nach der Schule mit Kopfschmerzen nach Hause zu Mica, aber nach einer Weile hat man sich daran gewöhnt. Die Schüler haben jeden Tag Mittagschule bis 15:30 Uhr oder später. Mittagessen kann man dort kaufen, es gibt auch einen Kiosk. Micas Mutter hat uns aber immer etwas vom Vortag eingepackt. Die Schulfächer sind ähnlich wie in Deutschland: Mathematik, Deutsch, Englisch, Sport, Biologie, Physik, Chemie,... Außerdem hatten sie noch Literatur, Philosophie und Genetik. Zum Sportunterricht kamen kleine alte Busse, die die Schüler zum Sportplatz fuhren, der etwas weiter weg liegt. Er sieht jedoch nicht so aus wie wir ihn in Deutschland kennen, denn das Gras ist sehr trocken und es gibt keine 400-Meterbahn. Sehr zu empfehlen ist eine Hopp-on-Hoppoff-Bustour durch die Hauptstadt, vor allem um einen Überblick zu bekommen welche Stadtviertel es gibt und welche man genauer anschauen möchte. Mir persönlich hat 'La Boca' sehr gut gefallen, da die Häuser sehr bunt sind. Auch das Stadtviertel 'Palermo', in dem es sehr viele Bäume gibt, ist sehr schön. Was man anschauen sollte, ist die alte Stadtbibliothek in der Nähe des 'Plaza de Mayo', 'manzana de las luces' und die 'ESMA'.

3 Bevor man nach Argentinien reißt, sollte man sich jedoch klar machen wohin man genau reisen möchte, wie lange und mit welchen Verkehrsmitteln. Zu empfehlen sind die Langstreckenbusse, denn sie sind billig, relativ bequem und das Essen das man dort bekommt ist auch in Ordnung. Wir, Anni, Antonia und ich sind für eine Woche mit einem Langstreckenbus nach Puerto Iguazú gefahren, das im Norden in der Provinz 'Misiones' in der Nähe von den gigantischen Wasserfällen liegt. Die Stadt ist nicht sehr groß und unser Hotel lag nahe am Zentrum. Wir hatten ein Zimmer mit drei Betten, Bad und Frühstück für einen guten Preis. Abends sind wir in das Zentrum gelaufen und haben dort in verschiedenen Restaurants gegessen, die wir empfohlen bekamen von einem Reiseführer. Wir haben vor der Reise nach Iguazú verschiedene Tagesausflüge gebucht. Morgens wurden wir früh am Hotel abgeholt und dann zum Beispiel zum Nationalpark 'Foz do Iguacu' nach Brasilien gefahren um auf der brasilianischen Seite an den Wasserfällen zu laufen. Beide Seiten, die brasilianische und argentinische, sind wunderschön. Man läuft an wegen an den Wasserfällen vorbei oder darauf. Nass wird man auch aber nur, wenn man möchte. Es ist sinnvoll einen Regenponcho mitzunehmen, da es auch mal für mehrere Stunden stark regnen kann. Man kann mit einem Boot zu den Wasserfällen hinfahren. Das nennt sich 'Gran Adventura'. Es ist zwar recht teuer und es hat mich viel Überwindung gekostet aber es ist auf jeden Fall das Geld wert. Nahe zur brasilianischen und paraguayischen Grenze liegt der Itaipu Staudamm, der von beiden genannten Ländern genutzt wird.

4 Eigentum. Ihr Tag war streng geregelt, die Kinder gingen in die Schule, die Frauen waren für das Schneidern der Kleider zuständig und mussten den Haushalt schmeißen. Die Männer hingegen hatten keine besondere Aufgabe. Sie mussten bei Gemeinschaftsaufgaben und bei den Ernten helfen. Bei allen Ausflügen wurden wir von den Tourguides freundlich begrüßt und haben mit ihrem nicht ganz perfektem Englisch uns alles erklärt. An einem anderen Tag besuchten wir 'Las Minas de Wanda' und später fuhren wir mit dem Kleinbus zu einer Jesuiten Mission, die San Ignacio Mini heißt und in der Nähe von Puerto Iguazú liegt. Die Minen wurden nach einer polnischen Prinzessin benannt, die Edelsteine besonders mochte. Mich beeindruckte wie die Menschen früher in den Missionen leben und arbeiten mussten.auf den Feldern wurde Getreide, Baumwolle, Zuckerrohr und Mate angebaut. Jede Familie hatte ein kleines Zimmer, jedoch kein Ich hab mich sehr wohl und aufgenommen in Micas Familie gefühlt. Sie haben sich sehr um mich gekümmert und haben viele Ausflüge mit mir gemacht. Mica, ihre Mutter und Oma und ich waren einmal Tango schauen. Es war eine Art Tangotheater und wunderschön. Die Tänzer tanzen sehr eng beieinander und sehr schnell. Die Kostüme waren auch sehr schön. Über ein Wochenende sind Mica, ihre Mutter und ihre Großeltern mit mir nach Mar del Plata gefahren. Man fährt ungefähr vier Stunden von Buenos Aires dahin. Den Hafen muss man unbedingt gesehen haben und man findet dort auch Seelöwen die am Rand liegen und auf etwas Fisch hoffen. Leider war das Wetter nicht so schön. Es war sehr neblig, windig und kalt. Ich finde die Stadt 'Mar del Plata' ist eine außergewöhnliche Stadt, da viele Straßen nicht eben verlaufen und viele alte schöne Häuser neben hässlichen Hochhäusern stehen.

5 An einem Nachmittag haben wir einen Ausflug nach Tigre gemacht, das nicht weit von Micas zu Hause ist. Wir haben eine Bootstour auf einem kleinen Boot gemacht.

6 Das argentinische Essen ist richtig gut. Es wird viel Fleisch gegessen, was deutlich besser schmeckt als das, was wir in Deutschland kennen. Die Nachspeise, wie Kuchen mit dulce de leche, die ähnlich wie eine Karamellcreme ist, ist sehr süß. Vegetarier haben es dort schwer, da oft mittags und abends Fleisch gegessen wird. Die Essenszeiten sind auch anders als hier. Wir sind es gewohnt morgens viel zu essen, in Argentinien isst man ein paar Kekse und dazu Tee. Zu Mittag gegessen wird gegen 14 Uhr und im Vergleich eher wenig. Ein bisschen Pizza, ein bisschen Nudeln mit Soße oder Empanadas. Gegen späten Mittag werden Kekse zusammen mit dem bitteren Matetee eingenommen und gegen 20 Uhr wird zu Abend gegessen. Für mich zu spät und viel zu viel. Obst, Gemüse und richtiges Brot muss man fast suchen, weil es hauptsächlich Fleisch gibt. Zu meinem Lieblingsessen zählen Empanadas, Churros, dulce de leche in allen Variationen zum Beispiel in Alfajores (Das kann man sich vorstellen wie zwei kleine dünne runde Scheiben Kuchen und dazwischen dulce de leche und das ganze umhüllt mit Schokolade). Das Eis ist auch sehr lecker: es gibt unter anderem dulce de leche Eis mit Schokostückchen. Nach einem Ausflug nach Tigre haben wir bei einer Eisdiele angehalten. Dort habe ich ein Eis gegessen, was ich zuvor noch nie gegessen habe. Die Waffel an sich war schon größer und dann bekam man zwei Kugeln nach Wahl hinein, die sehr groß waren und nach oben als Spitze hochgezogen wurde. Als es dann ungefähr 50 cm groß war wurde es noch mit Schokolade überzogen. Es war schwierig zu essen und ein Zuckerschock, aber es war köstlich. Was man auch mal essen sollte ist Choripan: Chorizo im Brötchen. Auch lecker, mir war es aber zu fettig. Jedenfalls ist man dann eine Weile satt. Wenn es mir irgendwie möglich ist, werde ich noch einmal nach Argentinien reisen. Wie ich am Anfang schon schrieb: Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, das Essen ist sehr gut und die Natur ist wunderschön. Autorin Linda Knödler