3/7 «Staunen über Gottes Grösse» Psalm 8

Transkript

1 3/7 «Staunen über Gottes Grösse» Psalm 8 Predigt vom 21. Juli 2013 von Peter Knecht

2 Liebe Gemeinde, Eines der bekanntesten Kirchenlieder beginnt mit den Worten: Grosser Gott, wir loben dich. Wie in diesem Choral, wird auch in vielen anderen Lobliedern die Grösse Gottes besungen. Was denken wir dabei, wenn wir von Gottes Grösse singen oder reden. Welchen Gehalt hat für uns die Aussage: Gott ist gross!? Der 8. Psalm, den wir vorhin gemeinsam gelesen haben, eröffnet uns einen Zugang zu Gottes Grösse. Wir wollen uns diesen Psalm etwas näher ansehen; und dabei so hoffe ich mit dem Psalmdichter ins Staunen kommen. 2 HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde; Du, dessen Hoheit gepriesen wird über den Himmel hin. 3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du ein Bollwerk errichtet gegen deine Widersacher, um ein Ende zu bereiten dem Feind und dem Rachgierigen. 4 Wenn ich deine Himmel anschaue, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du hingesetzt hast: 5 Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? 6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. 7 Du hiessest ihn walten über das Werk deiner Hände, hast ihm alles zu Füßen gelegt: 8 Schafe und Rinder allesamt, dazu auch die Tiere des Feldes, 9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, was seine Bahnen zieht in den Meeren. 10 HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde! Die identische Anfangs- und Schlusszeile dieses Lobliedes geben dem Psalm einen Rahmen und geben ihm damit auch einen Grundklang, in welchem die übrigen Verse zu hören sind. Zu diesen Rahmenzeilen ist anzumerken, dass in der hebräischen Bibel als erstes der Gottesname 'Jahwe' steht, ein Name, den die Juden bis heute aus Ehrfurcht nicht aussprechen. Wo immer dieser Gottesname steht, sagen sie: statt 'Jahwe', 'Adonaj', und das bedeutet auf Deutsch Herr. Daher ist in den meisten deutschen Bibelübersetzungen der hebräische Gottesname 'Jahwe' mit HERR (in Grossbuchstaben geschrieben) wiedergegeben. Nun lautet das zweite Wort in diesem Vers aber gerade 'Adonai' (Herr). Diese beiden Rahmenverse würden also eigentlich lauten: Jahwe, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde. 2

3 Bleiben wir nun aber bei der üblichen, uns vertrauten, Übersetzung und richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Vers 4. 4 Wenn ich deine Himmel anschaue, das Werk deiner Finger, den Mond und die Sterne, die du hingesetzt hast: Der Psalmdichter weiss, dass all die Lichter am nächtlichen Himmel das Werk seines Gottes ist. Diese Erkenntnis ist im Kontext der damaligen Zeit geradezu revolutionär. Die umliegenden Völker verehrten die Gestirne am Himmel als Götter und brachten ihnen sogar Opfer dar. Das Volk Israel aber wusste, dass die Gestirne am Himmel keine lebendigen Wesen sind, sondern lediglich Lichter, die sein Gott an den Himmel gesetzt hat um den Tag von der Nacht zu scheiden, und dass sie Zeichen sein sollen für Festzeiten, für Tage und Jahre, und sie sollen Lichter sein an der Feste des Himmels, um auf die Erde zu leuchten. (Gen 1,14+15) So lesen wir es im Schöpfungsbericht im ersten Kapitel der Bibel. Das apostolische Glaubensbekenntnis beginnt mit den Worten: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Wenn immer ich zum nächtlichen Himmel aufschaue, staune ich und juble in meinem Herzen: Das alles hat mein himmlischer Vater gemacht! Als Gott mit Abraham einen Bund geschlossen hat (1. Mose 15), forderte er ihn auf: Blicke auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst. (1. Mose 15,5) Und Gott versprach ihm, dass seine Nachkommen so zahlreich sein würden. Gott hat sein Versprechen längst erfüllt. Er hat Abraham unendlich viel mehr Nachkommen gegeben, als Abraham Sterne am Himmel sehen konnte. Hast Du eine Vorstellung davon, wieviele Sterne Abraham sehen konnte? Nebenbei bemerkt: Er hatte weit bessere Bedingungen, von blossem Auge den Himmel zu betrachten, als wir heute. Er wurde noch nicht gestört von all den nächtlichen Lichtern, die heute bei uns den Himmel erhellen. Man spricht heute von Lichtverschmutzung. Über unseren Städten ist die Atmosphäre so hell erleuchtet, dass wir nur noch einen Bruchteil der Sterne sehen können, die eigentlich ohne die störenden elektrischen Lichter sichtbar wären. 3

4 Ich erinnere mich gut, wie beglückt ich war, als wir vor sechs Jahren von Basel nach Neerach kamen und ich bei meinen nächtlichen Velofahrten von Steimer nach Neeri nun wieder den Sternenhimmel bewundern konnte. In Basel war von all der Pracht kaum etwas zu sehen. Ich habe natürlich bald bemerkt, dass auch hier störende Lichter die Sicht hindern Darum staunen wir entsprechend, wenn wir in einer klaren Nacht irgendwo in den Bergen oder in der Wüste den Sternenhimmel betrachten können Bei optimalen Bedingungen wären für das blosse Auge etwa 6000 Sterne sichtbar. Wenn wir zur Zeit nachts an den Himmel schauen, können wir u.a. diese Sterne sehen (ein kleiner Ausschnitt in Umkehrung). Die drei eingekreisten Sterne Deneb, Wega und Atair bilden das sogenannte Sommerdreieck, das im Sommerhalbjahr am Nachthimmel markant zu sehen ist. Und in einem breiten Band wäre der Lichtschein der Milchstrasse (unserer Galaxie) zu erkennen. Wir wollen hier nun aber keine Astronomie betreiben, sondern einfach staunend seine Himmel anschauen, das Werk seiner Finger, den Mond und die Sterne, die er hingesetzt hat Abraham und auch der Psalmdichter hatten nur ihr blosses Auge, um den nächtlichen Himmel zu bestaunen. Uns heute stehen mit riesigen Teleskopen neue Möglichkeiten offen. Mit diesen Hilfsmitteln hat eine unermessliche Entdeckerreise in die Weiten des Weltalls begonnen. 4

5 Wie gross ist denn überhaupt das Weltall? Die folgende Darstellung kann helfen, wenigstens eine kleine Ahnung von den gewaltigen Dimensionen zu erhalten: Jeder Würfel ist 1000mal breiter und milliardenmal voluminöser als der vorangehende. Die angegebenen Kilometerzahlen sind so unfassbar, dass bei solchen Dimensionen mit Lichtjahren gerechnet wird. (1 Lichtjahr = 9.5 Bio Kilometer). Der letzte Würfel hat eine Seitenlänge von ca. 150 Millionen Lichtjahren. Das All ist aber noch grösser. Mit den heutigen technischen Einrichtungen ist es uns möglich, 14 Mia Lichtjahre weit ins All hinaus zu schauen. Und dort ist noch immer nicht das Ende! Das alles hat Gott gemacht! Da kann ich nur staunen über die Gottes Grösse!! Wenn ich diese Schöpfung Gottes betrachte, sprengt dies eigentlich meine Vorstellungskraft Galaxien im All (Foto mit dem Weltraumteleskop Hubble) 5

6 Wenden wir uns nun wieder unserer Erde zu: Staunend über den unendlichen Weiten des Himmels, fragt der Psalmdichter im 5. Vers: 5 Was ist der Mensch, dass du sein gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? Ja, was ist es, dass dieser unendlich grosse Gott sich uns Menschen auf diesem winzig kleinen Planeten Erde zuwendet?! Er hat uns auf dieser Erde seine Schöpfung anvertraut. Ja, noch weit mehr: der Schöpfer dieser unendlichen Weiten will mit uns mit Dir und mir in Beziehung leben. Er hat uns als ein Gegenüber geschaffen. Er will unser Vater sein. Und als Vater sind wir ihm auch mit unseren kleinen Alltäglichkeiten wichtig! So wendet sich in diesem Psalm der Blick vom Schöpfer hin zum Geschöpf. Und wir können wieder nur staunen, über das Wunder, dass wir kleinen Menschen diesem grossen Gott wichtig sind. Er hat uns Menschen Ansehen und Würde gegeben. Allerdings erweisen wir Menschen uns, dem uns gegebenen Ansehen, oft nicht würdig. Die eigentlich wunderbare Schöpfung Gottes, liegt in vielerlei Weise im Argen und das, weil wir Menschen, in der uns anvertrauten Welt, oft nicht im Sinne des Schöpfer handeln. Wir werden aneinander, an Gottes Schöpfung und auch unserem Schöpfer gegenüber schuldig. Schuld aber stört die Beziehung untereinander, wie auch zu Gott hin. Und so kommt ein weiterer Grund zum Staunen: Wir Menschen auf dieser Erde sind dem Schöpfer so wichtig, dass der grosse Gott sich ganz klein machte und als Kind in diese Welt kam, damit wir ihm auf Augenhöhe begegnen können. Gottes Sohn wurde Mensch einer von uns und doch so ganz anders. Von göttlicher Liebe geleitet lebte Jesus, der Christus, auf diesem Planeten, verkündete das Reich Gottes, lehrte die Menschen und gab schliesslich sein Leben hin für uns, damit wir leben können! Der grosse Gott machte sich klein, hat alles gegeben, um seine geliebte Schöpfung, uns Menschen (trotz allem) ans Ziel zu bringen uns die Tür zum Himmel zu öffnen. Es gäbe noch viel zu sagen und zu staunen anhand des 8. Psalmes. Ich schliesse nun aber hier ab, indem ich einen Bogen schlage zu den Rahmenversen (V 2+10): HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde! 6

7 Und ich setze dazu einen Text aus dem Neuen Testament, in dem gesagt wird, wessen Name herrlich und über alles erhaben ist: Der Christushymnus in Phil 2,6-11: 6 Er, der doch von göttlichem Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, 7 sondern gab es preis und nahm auf sich das Dasein eines Sklaven, wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch. 8 Er erniedrigte sich und wurde gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. 9 Deshalb hat Gott ihn auch über alles erhöht und ihm den Namen verliehen, der über allen Namen ist, 10 damit im Namen Jesu sich beuge jedes Knie, all derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Amen. Gott ist so gross, dass ihm das Kleinste nicht zu klein ist! 7

8 Notizen 8