allgemeiner Überblick zum Sammelgebiet Russland/Sowjetunion Teil 1 Zarenreich - Abschnitt 1: Marken

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1 Vor über 30 Jahren, 1973, wurde die Arbeitsgemeinschaft Russland/UdSSR gegründet. In dieser Zeit wurde eine Menge an Informationen für den Russlandsammler geliefert. Seit einiger Zeit hat auch die Arge Russland/UdSSR der Zeit folgend eine eigene Homepage im Internet. Auf dieser Plattform will ich dieses Sammelgebiet vorstellen und habe dazueinige kleine und allgemeine Überblicke zusammengestellt. Mit den Abbildungen will ich in erster Linie dem Neueinsteiger, der bisher noch nicht oder wenig Russland gesammelt hat, zeigen wie interessant dieses Sammelgebiet ist und welche Möglichkeiten sich bieten, eine normale analog nach Katalognummern aufgebaute Sammlung durch zusätzliches Material anzureichern und zu erweitern. Für den Spezialisten und fortgeschrittenen Sammler bieten die Fachberichte und Aufsätze in den Mitteilungsheften der Arbeitsgemeinschaft natürlich mehr, ausführlichere und spezialisierte Informationen. Philatelistisch lässt sich Russland ganz grob in vier große Sammelgebiete und Zeiten aufteilen: 1. von 1857 bis 1917 Zarenreich und provisorische Regierung, 2. von 1917 bis 1923 RSFSR 3. von 1924 bis 1991 Sowjetunion 4. seit 1992 Russische Föderation. Nach dieser Einteilung habe ich auch meine Überblicke zusammengestellt: 1. Ü1 Zarenreich 4 Abschnitte, 2. Ü2 RSFSR 4 Abschnitte, 3. Ü3 UdSSR 13 Abschnitte, 4. Ü4 Russland 4 Abschnitte (i. A.) Beschäftigt man sich mit den Marken Russlands intensiver, stößt man zwangsläufig auf die Besonderheiten und Nebengebiete, die die Russlandphilatelie so abwechslungsreich, vielfältig und interessant machen und mehr bieten als auf den ersten Blick die normalen Angaben im Katalog. Ein altes russisches Sprichwort sagt dazu: Insgesamt sind im Zarenreich bis zum Jahr 1917 nach Katalog-Hauptnummern 121 Marken erschienen. Einige Anfangswerte sind zwar etwas teuer, sind aber trotzdem häufig in den Auktionskatalogen und Angeboten zu finden. Die späteren Werte sind alle relativ leicht zu bekommen, schwieriger wird es schon, manches in besonderer Erhaltung zu finden, hier muss gesucht und gesammelt werden. Hat man einmal begonnen, so wird man meiner Erfahrung nach, doch immer wieder etwas finden. Seit fast 150 Jahren werden in Russland Briefmarken ausgegeben. Das Land hat in dieser Zeit eine äußerst wechselvolle und bewegte Geschichte hinter sich, es war und bleibt ein überaus interessantes Sammelgebiet. Gerade die klassischen Marken Russlands mit ihren Wappenzeichnungen haben ihren speziellen Reiz. 1) Marken Zarenreich Die klassische Philatelie Alt-Russlands beginnt am 10. Dez mit Ausgabe der ersten russischen Marke, einer 10 Kopeken Marke ungezähnt. Mi.-Nr. 1 Im Jahr 1858 folgten die nächsten drei Marken zu 10, 20 und 30 Kopeken jetzt gezähnt und in unterschiedlichen Papierstärken: (Mi.-Nr. 2-4) Diese 20 und 30 Kopeken-Marken zählen mit zu den Seltenheiten Europas und sind entsprechend teuer. Je weiter man in den Wald geht, umso mehr Holz findet man. (gefunden im Russland-Handbuch v. Ch. Ebnet) Seite 1 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04

2 Weitere seltene Marken sind die beiden Höchstwerte zu 3,50 Rubel und 7 Rubel von 1884: Bis 1889 wurden nur Dauerserien mit dem Staatswappen in den verschiedenen Wappenzeichnungen ausgegeben. Mi.-Nr Mi.-Nr. 38, 39 ohne Blitzstrahlen Alle weiteren Marken von Russland liegen eher im normalen und niedrigen Wertbereich und sind für jeden erschwinglich, zumindest in der gebrauchten Erhaltung. Ungebraucht sind insbesondere die ersten Ausgaben auf senkrecht gestreiftem Papier teilweise recht teuer. Natürlich gibt es noch einige sehr teuere Abarten, wie z.b. ungezähnte Marken oder Marken mit kopfstehendem Mittelstück, das sind zum Teil Unikate und Weltraritäten, für den Normalsammler unerreichbar. Die Wappenausgaben gibt es je nach Ausgabe auf dicken und dünnen Papier, mit waagerecht und senkrecht gestreiftem Papier, mit und ohne Wasserzeichen. aus Mi.-Nr Benötigt wurden anfangs nur Werte zu 10, 20 und 30 Kopeken, 1864 erschien die erste Ausgabe mit den kleinen Werten zu 1, 3 und 5 Kopeken und in der großen (unüblichen) Zähnung K12¼:K12½. Diese drei Marken sind relativ selten und immer gesucht, eine Michel-Nr. 10 (3 Kop.) hat mit die gleiche Auflage wie der rote Sachsen-Dreier (aber nicht den gleichen Preis!). Mi.-Nr Die Wappenausgaben bis Mi.-Nr. 28 sind auf feuchtigkeitsempfindlichem Papier gedruckt und dementsprechend mit Vorsicht zu behandeln (es finden sich immer wieder teils nicht mehr sammelwürdige ausgebleichte Knochen ). Bogen Mi.-Nr. 55 3,50 Rubel 1889 in der üblichen Bogengröße von 25 Marken und breiten Rändern bei den Rubelwerten bis etwa zum Jahre 1906 Seite 2 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04

3 mit vielen Unterschieden aufgelegt wurde, auch in den Notzeiten des 1. Weltkrieges, Nachdrucke erfolgten noch in der Zeit der RSFSR. aus Mi.-Nr B Mi.-Nr. 56, Bogen 7 Rubel 1889, Pl.-Nr. A 04A 1906 erschienen zwei hohe Werte zu 5 und 10 Rubel, bei der 5 Rubel Marke gibt es zwei gesuchte und auch oft gefälschte Zähnungsvarianten. Mi.-Nr. 81B 10 Rubel mit Randwasserzeichen rechts Mi.-Nr. 61B L11 ½ Musteraufdrucke und -Lochungen bei den Dauerserien, in der Regel wurde ein Zehner Block oder Streifen mit ОБРАЗЕЦЪ überdruckt bzw. gelocht: Mi.-Nr. 49y Musterlochung im 10er-Block Mi.-Nr. 63IIB Musteraufdruck, halber 10er-Streifen Die ersten Werte der letzten Dauerserie Russlands wurden 1908 ausgegeben, es handelt sich um eine sehr interessante und vielfältige Serie, die über lange Jahre Perfins Lochungen der hohen Dauerserienwerte aus dem postinternen Gebrauch Im Michel-Katalog ab der Ausgabe 2005 wurden die bisher unter verschiedenen Katalognummern aufgeführten Marken alle übersichtlich zusammengefasst und erstmalig auch nach Erst- und Nachauflagen differenziert. ähnlich den Friedens- und Kriegsdrucken beim Deutschen Reich. Auch die bisher getrennt katalogisierte ungezähnte Serie wird jetzt als Unternummer B aufgeführt. Leider waren dafür bei Russland größere Umnummerierungen erforderlich, (muss gegenüber den bisherigen alten Katalogangaben und Nummern beachtet werden!). Es führt aber zu einer besseren Übersichtlichkeit dieser Dauerserien und erscheint logischer. Seite 3 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04

4 Für die Unterscheidung der Auflagen werden gern ganze Bogen gesammelt, die anhand des Randwasserzeichens oder Randzudrucken mit Jahreszahlen eine genaue Bestimmung erlauben: Mi.-Nr. 74 I A mit Kred Typ 1910 (Erstauflage) 77AxA 1 Rubel 1. Auflage mit Kred Typ 1910 und einem orangen Balken links u. rechts, Randwasserzeichen unten 77 AxA 1 Rubel 3. Auflage 1912 mit drei braunen Balken links u. rechts, Platten-Nr. 9 Mi.-Nr. 75 II Ab mit Pl.-Nr. 5 Auch zum Sammeln und Darstellung der Zwischenstege und Plattennummern eignen sich die Bogen, sie sind postfrisch noch recht häufig zu finden zumindest manche Ausgaben. Seite 4 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04

5 Die erste Sonderausgabe mit vier Werten für die Kriegswaisenhilfe (mit Zuschlag) erschien im Jahr 1904, teilweise in unterschiedlichen Zähnungsvarianten erschien die Ausgabe Kriegshilfe der Kaiserlich-Patriotischen Frauen- Gesellschaft, ebenfalls als Zuschlagsserie mit vier Werten auf weißem und farbigem Papier in jeweils vier verschiedenen Zähnungen: Mi.-Nr Von dieser Serie gibt es Musteraufdrucke, das Wort Obrasetz wurde so aufgedruckt, dass auf jeder Marke jeweils ein Buchstabe erscheint (siehe Abbildung die ersten drei Marken mit O, O und A ). Mi.-Nr Die Romanow-Serie vom 1. Jan.1913 zum 300-jährigen Bestehen der Dynastie: Mi.-Nr. 103 Alle vier abgebildeten Werte hier mit dem Muster-Aufdruck Obrasetz-ОБРАЗЕЦЪ aus der ungezähnten Ausgabe (selten) Mi.-Nr. 104 D aus Mi.-Nr wurde das erste Notgeld in Form von Briefmarken ausgegeben, 1916/17 erschienen noch einige Aufdruck- Ausgaben. Mi.-Nr. 109B Mi.-Nr. 98, der Höchstwert zu 5 Rubel hier im kompletten Schalterbogen von 50 Stück mit Platten-Nr. 2 (am Scann leider nicht mehr erkennbar). Als letzte Ausgabe des Zarenreiches erschienen dann im Januar 1917 noch zwei weitere Werte als Notgeld zu 1 und 2 Kopeken, die auch als Freimarken verwendet wurden. Es wurden Romanow- Ausgaben auf Kartonpapier neu aufgelegt und überdruckt. Seite 5 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04

6 Mi.-Nr. 117, 118 Rückseite 110 Am 2. März 1917 erfolgte die Abdankung des Zaren, ab jetzt war die provisorische Regierung für die Markenausgaben verantwortlich. In dem Zeitraum erschienen die letzen drei Werte der Notgeldmarken. Der erstmalig 2004 herausgegebene Russland Spezialkatalog von Michel (unter Mitarbeit der ArGe Russland/ UdSSR) bietet einen ersten gelungenen Ansatz für die weitergehende und spezialisierte Beschäftigung mit diesem Gebiet. Hier wird inzwischen jede Menge an Abarten beschrieben und bewertet, ebenso die ganzen Zwischenstege. Auch für die Marken auf Brief wurde eine erste Bewertung aufgeführt. Darüber hinaus sind in den letzten Jahren in der Literatur viele Neuerscheinungen zum Thema Russland/Sowjetunion erschienen, Handbücher und Abhandlungen zu vielen Spezial-Themen, die man nur empfehlen kann. -.- Außerdem erschienen einige Werte der Romanow- und Notgeld-Marken mit so genannten Revolutionsaufdrucken. Bei diesen Ausgaben ist ungeklärt, ob es sich um offizielle Ausgaben handelt oder um eine private Mache (obwohl Briefe damit existieren). Ab wurden die Marken des Zarenreiches durch die Ausgaben der RSFSR Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik abgelöst. Diese Periode ist im Überblick Teil 2 beschrieben. Seite 6 Ü1-Z1 - Marken WW 2006/04