Erfahrungsbericht. Auslandssemester in Shanghai Anne-Christin Kregel. Wirtschaftsingenieurwesen. 7.
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- Frieder Fiedler
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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester in Shanghai 上 Anne-Christin Kregel Wirtschaftsingenieurwesen 7. Semester 海
2 Vorbereitung Da ich bereits im Dezember 2010 die Zusage für meinen Auslandsaufenthalt erhielt, hatte ich sehr viel Zeit, in Ruhe meine Reise genau zu planen und vorzubereiten. Dabei fielen insbesondere die im Folgenden beschriebenen Tätigkeiten und Aufgaben an: Ich nahm an der FHL noch im Wintersemester 2010/11 an einem einführenden Chinesisch- Sprachkurs teil. Die Bestätigungsschreiben von der ECUST, die meine Kommilitonen und ich für das Beantragen des Visums benötigten, erhielten wir im Sommer und konnten somit bei passender Gelegenheit zum Konsulat nach Hamburg fahren. Neben dem Stipendium der FHL erhielt ich ein weiteres Stipendium über den DAAD, welches einen einmaligen Reisekostenzuschuss enthielt. Durch dieses Promos-Stipendium hatte ich auch die Möglichkeit, eine Auslandskrankenversicherung über den DAAD abzuschließen. Mit einem Monatsbeitrag i.h.v. 23,50 EUR war sie nicht nur die günstigste Versicherung, sondern umfasste auch noch eine Unfall- sowie Privathaftpflichtversicherung. Um neben dem Taschengeld, welches wir im Rahmen des Stipendiums von der ECUST erhielten, günstig an Geld zu gelangen, entschied ich mich für ein kostenloses Girokonto mit Kreditkarte bei der DKB. So konnte ich problemlos an jedem Geldautomaten in China gebührenfrei Geld abheben. Vor meiner Abreise konsultierte ich meinen Hausarzt bezüglich Impfungen. Wenn Hepatitis- Impfungen bereits vorhanden sind, dann sind keine weiteren besonderen Impfungen für China, insbesondere für Shanghai, nötig. Medizinische Versorgung vor Ort Eine kleine Reiseapotheke stellte ich mir vor der Abreise zusammen. Auch wenn es möglich ist, im Notfall in China Medikamente zu besorgen, kann es aufgrund der sprachlichen Unterschiede möglicherweise etwas schwieriger werden, das Benötigte zu finden. In Shanghai befinden sich viele Praxen und Krankenhäuser mit deutschen oder internationalen Ärzten, die problemlos aufgesucht werden können. Ankunft Nach einem sehr angenehmen Flug mit einer türkischen Airline und einem kurzen Zwischenstopp in Istanbul, kamen meine Kommilitonin und ich am ersten September gegen 15 Uhr Ortszeit am Flughafen Pudong in Shanghai an. Dort wurden wir bereits von unserem Taxifahrer, der von der ECUST vorab bestellt wurde, mit einem Namens-Zettel in der Hand erwartet. Die Taxifahrt zum Campus betrug ca. 45 Minuten. Die Registrierung an der ECUST fand drei Tage nach unserer Ankunft statt. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, war es sinnvoll, gleich bei Beginn zu erscheinen. So dauerte unsere Registrierung lediglich zehn Minuten. Wir brauchten folgende Unterlagen: Reisepass, vier Passbilder, 400 Yuan und die gültige Einladung von der ECUST.
3 Campus Die ECUST besitzt drei Campus: den Xuhui Campus, den Jinshan Campus und den Fengxian Campus. Unser Campus ist der in Xuhui in der Nähe vom Shanghaier Süd-Bahnhof. Der Campus wirkt in den ersten Tagen sehr riesig und es braucht deshalb einige wenige Tage, um sich zurechtzufinden. Auf dem Campus ist alles verfügbar, was für den Alltag benötigt wird. Es sind genügend Supermärkte, Mensen und auch kleine Läden wie eine Schneiderei, Wäscherei, Telefon- und Internetanbieter sowie Obst- und Gemüseverkäufer vorhanden. Chinesisch-Sprachkurs Gleich am ersten Montag im September begann der Sprachkurs. Am diesem Tag sollten alle Studenten an einem Sprachtest teilnehmen, um ihr Niveau zu ermitteln und sie anschließend in die entsprechenden Klassen einzuteilen. Meine Kommilitonin und ich legten diese Prüfung nicht ab, da uns ohnehin bewusst war, dass wir Anfänger waren. Somit kamen wir in eine der beiden Anfänger-Klassen. Die Klassen bestanden durchschnittlich aus zwanzig Schülern. Alle Schüler mussten sich zu Beginn sowohl ihre Schulbücher (200 Yuan für 5 Bücher) als auch Hefte für die täglichen Tests und Hausaufgaben zulegen. Der Unterricht beginnt jeden Morgen um 8:00 Uhr und endet nach zwei verschiedenen Kursen um 11:30 Uhr. Wir hatten insgesamt vier verschiedene Kurse: Intensive Reading (täglich), Listening, Speaking und Extensive Reading. Die Lehrkräfte sind sehr freundlich und sprechen ordentliches Englisch. Dennoch wird der Unterricht fast ausschließlich auf Chinesisch gehalten. Alle Lehrer prüfen vor Beginn des Kurses die Anwesenheit der Studenten. Zudem achten sie allgemein sehr auf ihre Studenten. Häufiges Fehlen, zu spätes Erscheinen, Schlafen im Unterricht oder schlechte Noten werden sehr schnell direkt von den Lehrern angesprochen. Aber den Lehrern ist es auch sehr an der Atmosphäre in der Klasse gelegen. So werden z.b. ganztägige Exkursionen unternommen, wobei die Uni sämtliche Kosten übernimmt, oder der Klassenraum mit gemeinsamen Bildern verschönert. Der Unterrichtsstil ist für uns Deutsche anfangs gewöhnungsbedürftig. Wie schon die eben genannte ständige Anwesenheitsüberprüfung sowie die täglichen Tests sind uns deutschen Studenten ziemlich fremd. Der Unterrichtsstoff wird sehr schnell bearbeitet, es gibt immer Hausaufgaben und es wird verlangt, sehr viel auswendig zu lernen. Der gesamte Unterricht orientiert sich sehr streng an den Lehrbüchern. Bei abweichenden Fragen von Studenten, weisen die meisten Lehrer daraufhin, dass das jetzt nicht das Thema sei und wir im Buch später die Antwort erhielten. Dennoch gewöhnte ich mich nach einiger Zeit daran und es bereitete mir Freude, wenn ich die ersten Gesprächsteile im Alltag verstehen konnte. Das Erlernen dieser Sprache verlangt viel Engagement, Geduld und vor allem Zeit. Trotzdem möchte ich abschließend feststellen, dass ich das Kennenlernen einer für mich völlig neuen Sprache als große Bereicherung empfand.
4 Universitäres Arbeitsumfeld Mit meinem Professor, Herrn An, und meinen neuen Kommilitonen in unserem Büro hatte ich einen wahren Glücksgriff. Ich konnte mit allen auf Anhieb sehr gute freundschaftliche Beziehungen aufbauen. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich nur einen Bruchteil aller meiner Erfahrungen in China machen können. Mein Professor stand nicht nur bei Fragen zu meiner Projektarbeit jederzeit zur Verfügung, sondern kümmerte sich auch ansonsten zusammen mit seiner Ehefrau sehr fürsorglich um mich. So verbrachten wir bspw. viel Zeit gemeinsam mit Essen kochen oder Tagesausflügen zum Pazifischen Ozean oder zu ihrer Ferienwohnung. Außeruniversitäre Aktivitäten in China Die Freizeitbeschäftigung Nr. 1 für junge Leute in den chinesischen Städten ist der Besuch einer Karaoke-Bar. Hierbei erhält man einen eigenen Raum mit Couch, Tisch, Fernseher und zwei Mikrofonen. In diesen Bars werden auch Snacks und Getränke verkauft. Normalerweise werden dann zwei Teams gebildet und diese singen anschließend ähnlich wie bei dem Playstation-Spiel Singstar gegeneinander. Wer am besten gesungen hat, gewinnt. In meiner Freizeit unterrichtete ich wöchentlich ein kleines französisches Mädchen in Deutsch und übernahm gelegentlich auch für sie und ihren Bruder abends Verantwortung, wenn die Eltern ausgingen. Für mich war dies eine sehr spannende Aufgabe, da ich selbst miterleben durfte, wie eine Familie aus Europa nach Shanghai zieht, sich dort einlebt und versucht, einen geregelten Tagesablauf für alle Familienmitglieder zu organisieren. Einkaufen In Shanghai findet man unzählige günstige und auch teure Einkaufs-Möglichkeiten, von Elektronik über Kleidung bis hin zu Souvenirs. Besonders auf den beliebten Fake Markets sollte man auf jeden Fall handeln. Wenn Chinesen Ausländer sehen, dann setzen sie den Preis gleich um ein Vielfaches höher an und erst recht, wenn man nicht die chinesische Sprache beherrscht. Beim Handeln braucht man kein schlechtes Gewissen zu haben. Solange die Verkäufer verkaufen wollen, fällt auch Gewinn für sie ab. Aus meiner Erfahrung gingen sie mit dem Preis auf ein vernünftiges Niveau, wenn man ihnen signalisierte, kein Interesse mehr zu haben und sich abwendete. Essen Die Chinesen essen alles aus der Luft, außer Flugzeuge, alles mit Beinen, außer Tische und alles aus dem Meer, außer Schiffe. Dieser Spruch kommt der Wahrheit schon sehr nahe. Auch wenn ich mich besonders am Anfang sehr schwer mit dem chinesischen Essen anfreunden konnte, fand ich mit der Zeit heraus, was ich sehr gerne mag. Auch mit meiner zunehmenden Sprachentwicklung konnte ich nach und nach und ohne Hilfe anderer chinesischer Studenten herausfinden, was ich essen kann. Im Nachhinein vermisse ich schon ein wenig die chinesische Küche, besonders in der Hinsicht, dass sie wesentlich gesünder ist als unsere deutsche Küche.
5 Reisen Leider stelle ich jetzt mit etwas Wehmut fest, dass ich in meiner freien Zeit mehr Reisen unternehmen hätte können. Aber da ich sehr viel Besuch aus Deutschland hatte und auch in meinen universitären Verpflichtungen zeitlich ausgefüllt war, mussten doch einige Gelegenheiten für Reisen ausgeschlagen werden. Reisen in China ist sehr günstig im Verhältnis zu Deutschland und auch einfach. Meine erste Reise ging nach Peking mit dem Schnellzug. Eine einfache Fahrt kostet ca. 60 EUR und dauert weniger als fünf Stunden. Peking ist als Stadt wesentlich interessanter als Shanghai, wenn man sich nicht nur fürs Einkaufen sondern auch für Kultur interessiert. Neben dem Sommerpalast mit der riesigen Gartenanlage besticht natürlich noch die Chinesische Mauer. Durch den Biogas-Workshop meiner deutschen Professoren Herrn Bischoff und Frau Reski auf der China International Sustainable Economy Industrialization Expo ergab sich die Möglichkeit für mich auch nach Hangzhou und Chengdu zu reisen. Ein weiteres Mal fuhr ich gemeinsam mit meinen Geschwistern nach Peking. Außerdem flogen wir nach ein paar Tagen Aufenthalt in Peking weiter nach Harbin zum Eisfestival. Meine letzten Reisen waren nach Suzhou, Nanjing und Xi an. Für alle Städte kann ich empfehlen, genügend Zeit einzuplanen, um alles besichtigen zu können. Suzhou besticht durch seine schönen Kanäle und wird nicht umsonst Venedig des Ostens genannt. Nanjing und Xi an beeindrucken beide mit einer riesigen Stadtmauer, auf der man entlang spazieren kann, und natürlich den Bell- und Drum-Towern. In Xi an ließen wir uns natürlich nicht die Terrakotta-Armee entgehen. Allerdings hätte ich gerne in beiden Städten mehr Zeit verbracht, um die Berge außerhalb der Städte zu erklimmen, denn beide versprechen einen wunderschönen Ausblick. Tipps Lernt als erstes den Namen der ECUST auf Chinesisch auswendig, damit ihr jederzeit zurück zum Campus findet (hua dong li gong daxue). Auf der Website smartshanghai.com konnte ich immer alle Informationen über Adressen, Events bis hin zu Stadtplänen für Shanghai finden. Ein einmaliges Erlebnis: TORAY Cup Shanghai International Marathon (shmarathon.com); für weniger Sportliche wie mich gibt es auch einen Gesundheitslauf. Das Deutsche Generalskonsulat Shanghai lädt jedes Jahr alle Deutschen anlässlich des Tages der Deutschen Einheit ein. Neben Carrefour, Wal Mart und Metro erfüllt besonders CityShop alle Wünsche nach westlichen/deutschen Produkten.
6 Fazit Ich würde diesen Auslandsaufenthalt jederzeit wieder machen und kann diesen nur jedem weiterempfehlen. Die Zeit war für mich sehr bereichernd, ich bin für jeden Tag sehr dankbar und möchte keinen einzigen missen. Ich sammelte wirklich sehr viele neue und durchweg positive Erfahrungen während dieser sechs Monate. Ich möchte allen danken, die mir diese Möglichkeit, eine mir bis dato nicht bekannte Kultur und Sprache kennen zu lernen, neue Freundschaften zu schließen sowie diese besondere Lebenserfahrung zu machen. Diese Zeit werde ich immer in Erinnerung behalten und so meinen Blickwinkel sehr erweitern sowie vergrößern. Dank schulde ich Nicola Graessner und Stefanie Bünning für die tolle Zeit in den vergangenen drei Jahren. Ein großes Dankeschön an Prof. Litz, Prof. Wu, Prof. An, Prof. Balke, Frau Liebmann, Frau Zhang, Frau Yufei und meine Freunde, ganz besonders Tao und Kathrin.
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