Impulse Wie finde ich meine Filmidee?

Transkript

1 1 Lass Dich inspirieren von dem Autor Paul Auster Phantasiere einfach drauf los! Wenn ich imstande wäre, ein paar halbwegs interessante Ideen zu notieren, könnte ich immerhin von einem Anfang sprechen, auch wenn ich nach 20 Minuten aufhören und niemals etwas daraus machen würde. Also zog ich die Kappe von meinem Füller, drückte die Feder auf die oberste Linie der ersten Zeile des blauen Notizbuches und begann zu schreiben. Paul Auster, in: Die Nacht des Orakels Rowohlt Tb Verlag, Hamburg 2005 Also, versuch es: Nimm Dir 20 Minuten und lass Deiner Phantasie freien Lauf. Schreib drauf los, ohne groß nachzudenken, ohne dich zu zensieren oder über Inhalt und Stil nachzudenken. Denk einfach 'ganz schön anders' und schreib die Assoziationen auf, die Dir einfallen. Lass die Notizen einen Tag liegen und schau sie dir dann wieder an. Nimm einen bunten Filzstift und kreise ein, was dir interessant erscheint und wo du vielleicht tiefer gehen willst.

2 2 Lass Dich inspirieren von der Autorin Lilly Brett Schau Dich um, lerne andere Welten kennen in der Umgebung, in der Du lebst "Ein Paar, Mann und Frau, wohnt in meiner Straße. Wortwörtlich. Sie wohnen nicht in einem der schicken Lofts oder der eleganten Apartments. Sie wohnen auf der Straße. Ihre Wohnung ist der eiserne Treppenabsatz vor der Hintertür einer absolut angesagten Boutique, einer Boutique, die so viel Geld abwirft, dass ihre Inhaber auf den Hintereingang verzichten können. (...) Der überdachte Eingang bietet ihnen Schutz vor den Wetter. Vielleicht gelangt im Winter ein bisschen Wärme von der Heizungsanlage im Keller bis zu ihnen. (...) Sie ist Weiße, er Afroamerikaner. Ich habe keine Ahnung, wie alt sie sind. Lilly Brett, New York, Suhrkamp Verlag, 2001 Schau dich um wo du lebst. Welche Menschen fallen aus dem Rahmen? Fallen auf, weil sie so anders sind? Wer lebt ganz anders? Denkt anders? Oder ist vom Leben ganz anders geprägt und lebt unter ganz anderen Bedingungen als Du? Kennst Du Lebenswelten, die ganz anders sind als Deine? Wie fühlst Du Dich dabei, wenn Du sie betrittst? Vielleicht kannst Du darüber einen Film machen?

3 3 Lass Dich inspirieren von der Fotografin Diane Arbus Begib dich in Situationen, die dir völlig neu sind. "Am liebsten begebe ich mich in Situationen, die mir völlig neu sind. Wenn ich etwas mache, was ich noch nie gemacht habe und ich mich auf den Weg mache, wenn ich mit dem Bus fahre oder mir ein Taxi besorgen muss, dann ist es, als hätte ich mich mit einem Unbekannten blind verabredet. Manchmal verlässt mich der Mut, und ich denke: "O Gott, ich muss los und eigentlich will ich da gar nicht hin". Aber sobald ich mich auf den Weg mache, passiert etwas ganz Erstaunliches. Das ungute Gefühl ist wie weggewischt. (...) Wenn ich nur meine Neugier befriedigen wollte, wäre es schwierig, zu jemand zu sagen: "Ich möchte in Ihr Haus kommen und mir von Ihnen die Geschichte Ihres Lebens erzählen lassen". (...) Die Leute würden sagen: "Sie sind ja verrückt". Außerdem werden sie sich sehr vorsichtig verhalten. Aber die Kamera ist so etwas wie ein Freibrief. Viele Menschen erwarten, dass man ihnen so viel Aufmerksamkeit entgegenbringt, und das ist auch nicht zu viel verlangt. (...) Und dann passieren immer zwei Dinge: Das eine ist, dass ich an den Menschen etwas von mir wiedererkenne; und das andere ist, dass ich sie total eigenartig finde. Doch in einem gewissen Sinne identifiziere ich mich immer mit ihnen. Diane Arbus in: Diane Arbus Monographie Zweitausendeins Mach mal was, was untypisch für Dich ist, wo Du eine innere Hürde überwinden musst, wovor Du Dich fürchtest. Und entdecke, dass auch das ganz Fremde etwas hat, was Du in Dir wiedererkennst...

4 4 Lass Dich inspirieren von dem Regisseur Christoph Schlingensief Sei offen. Fühl dich ein. Höre zu. Tausche dich aus. Teile dich mit. "Ich spüre, wie sehr ich mich gerade danach sehne, mit anderen Menschen Last zu teilen. Vielleicht nicht zu teilen, sondern einfach anderen Menschen mit ihrer Last zu begegnen. Ich glaube zwar, dass es sauschwer ist, solche echten Begegnungen zu erleben. Aber man muss es versuchen. (...) Ich habe doch die Fähigkeit mitbekommen zu sprechen, zu denken und zu beobachten. Und wenn ich diese Fähigkeiten einsetze und mich dafür bedanke, dass ich sie habe, dann kann ich mich jedem nähern. Dann kann ich zum Beispiel beschließen: Da liegt einer im Krankenhaus und niemand besucht ihn. Ich kümmere mich jetzt mal. (...) Die Gabe, mit Menschen Gespräche zu führen, kann ich einsetzen und zu jemanden sagen: Ich komme ab jetzt regelmäßig, dann können wir ein bisschen reden. Christoph Schlingensief: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein, btb Verlag, 2010 Schau Dich um in Deinem Umfeld. Gibt es Menschen, denen Du noch nie zugehört hast? Was haben sie Dir zu erzählen? Was kannst Du mit ihnen teilen?

5 5 Lass Dich inspirieren von dem Künstler Andy Warhol Suche nach dem, was nicht perfekt ist! Wenn du viele Leute hast, die alle gut sind, dann fällt es dir schwer, sie zu unterscheiden. Das Einfachste ist dann, den eindeutig Schlechtesten herauszugreifen. Und ich gehe immer den einfachsten Weg, weil das Einfache für mich meist das Beste ist. aus: Die Philosophie des Andy Warhol, Knaur Taschenbuch, 1991 Mach ein Porträt von der Einzigartigkeit des Unperfekten! Suche, was aus Deiner Umgebung herausfällt, was anders ist, nicht konform ist, was unpassend ist, geschmacklos, fehlerhaft. Suche das, was sich falsch anfühlt oder schwierig ist, unbequem oder anstrengend und finde darin die interessantesten Geschichten...

6 6 Lass Dich inspirieren von dem Film-und Theater- Regisseur Rainer Werner Fassbinder Schau Filme, les Bücher und denk darüber nach, was dich daran berührt und interessiert 'Written on the wind' ist die Geschichte einer superreichen Familie. Robert Stack ist der Sohn, der immer schlechter war in allem als sein Freund Rock Hudson. Robert Stack weiß etwas mit seinem Geld anzufangen, er fliegt, säuft, reißt Mädchen auf, Rock Hudson ist immer dabei. Aber sie sind nicht glücklich. Was ihnen fehlt, das ist die Liebe. Da treffen sie Lauren Bacall. Die ist natürlich anders als alle anderen Frauen. Das ist eine einfache Frau, die steht im Arbeitsprozess, die ist sanft und verständig. Und dennoch, sie entschiedet sich für Robert, den Bösen, obwohl Rock, der Gute viel besser passen würde zu ihr. Der muss auch arbeiten, um zu leben, der ist auch einfach, verständig und hat ein großes Herz wie sie. Sie nimmt den, mit dem es nicht gut gehen kann auf die Dauer. (...) aus: Rainer Werner Fassbinder, Filme befreien den Kopf, Fischer Cinema Schreib Dir fünf Filme oder Bücher auf, die Dich interessieren und berühren. Dann notiere Dir zu jedem Film drei Sätze, wo Du beschreibst, was Dich daran fesselt. Vielleicht ist es nur ein Satz oder eine Szene. Vielleicht ist es die Essenz der ganzen Geschichte. Wenn Du aus allen drei Filmen die Sätze, die Dich interessieren hintereinander schreibst kannst Du einen Faden entdecken, was Dein Thema ist, das Du erzählen willst?

7 7 Entwickle in sieben Schritten Deine Filmidee 1. Schritt: Freies Spiel der Ideen Schreib assoziativ 20 Assoziationen auf ein großes Blatt Papier, ohne sie zu zensieren, ohne zu bewerten, zu kommentieren, zu erklären oder zu rechtfertigen. So öffnest Du den Zugang zum Strom Deiner Kreativität. 2. Schritt: Ideen konkretisieren und formen Greif aus Deinem Brainstorming einen Punkte heraus und schreib dazu mindestens fünf Gedankenblitze auf. Meine Gedanken dazu sind... Es löst folgende Gefühle in mir aus Diese Ängste, Zweifel werden angesprochen Ich sehe darin folgende Sehnsucht oder Wünsche verborgen Von außen würde man folgendes denken aber innen sieht es vielleicht ganz anders aus, nämlich so 3. Schritt: Das Thema deines Films Analysiere deine Idee welches Thema kannst du darin entdecken? Was ist der rote Faden? Versuche das Thema in drei Sätzen auszudrücken.

8 4. Schritt: Deine Motivation Versuch mal in drei kurzen Sätzen Deiner Freundin oder Deinem Freund zu erzählen, was Dich an dem Thema Deiner Film-Idee interessiert. z.b. Ich mag Leute, die sich anders verhalten und sich für andere einsetzen Ich bin berührt, wie Menschen, die es nicht so leicht im Leben haben, alle Kräfte einsetzen und ihre Träume angehen Ich finde es faszinierend, dass ich jemanden unsympathisch und seltsam finden kann und gleichzeitig diese Person bewundere für ihren Mut, den eigen Stil zu leben... Finde, was Dich persönlich berührt, beeindruckt, wo Du Respekt hast oder auch Neugier und Verwunderung verspürst... denn DEINE NEUGIER GEBEN DEM FILM AUSDRUCK UND KRAFT. 5. Schritt: Öffne das Tor zu Deiner Phantasie Sei neugierig und folge deinem ersten Impuls. Welche Form passt am besten zu Deinem Thema? Eine Doku? Ein Videoclip? Ein Kurzspielfilm? 6. Schritt: Schließ die Augen... Mach im Kopf eine Fotografie von dem Bild, das Dir automatisch in den Kopf kommt, wo der Film losgeht. Was siehst du? Was ist auf dem Bild? Wer ist darauf zu sehen? Was für eine Haltung hat die Person, welche Stimmung hat sie, wo befindet sie sich? Dann geh im Geist zum Ende des Films und visualisiere das Schlussbild. Wie ist die Person jetzt? Wo ist sie? Was drückt sie aus? Was sind deine Gefühle zu ihr? Nun dreh Dich um und geh zurück in die Mitte des Films. Hier ist der Höhepunkt oder Wendepunkt. Auch wenn der Film nur fünf Minuten hat. Mach im Geist

9 einen Schnappschuss von der Szene, die hier stattfindet. Vielleicht nimmt der Film hier eine unerwartete Richtung? Vieleicht stellt er hier eine entscheidende Frage? Was passiert hier? 7. Schritt: Ideenskizze Erlaube Dir zu experimentieren! Skizziere Deine Idee und reich sie ein! Und nimm teil an den kostenlosen Filmworkshops mit Filmprofis! Einsendeschluss ist der 09. September 2013! Jede Schulklasse kann bis zu fünf Filmideen einreichen. MACH MIT und SEI DABEI! Natürlich können auch Schüler-Filmteams Filme einreichen, die zuvor an keinem Workshops teilgenommen haben. Einsendeschluss für den Kurzfilmwettbewerb ist der KONTAKT: