Endometriose. Symptome und Gefahren. Weil Regel-Schmerzen nicht normal sind! Weil Endometriose mehr als nur Schmerzen verursachen kann!

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1 Endometriose Symptome und Gefahren Weil Regel-Schmerzen nicht normal sind! Weil Endometriose mehr als nur Schmerzen verursachen kann! Weil Endometriose behandelt werden kann! Weil Endometriose noch zu unbekannt ist! Regelmässige Informationsabende alle Details finden Sie unter

2 Allgemeines Endometriose ist eine häufige, gutartige, aber oft schmerz - hafte chronische Erkrankung, bei der die Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt. Die Endometriose ist eine gynäkologische Krankheit, von der Frauen im gebärfähigen Alter vor allem zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr betroffen sind. Obwohl die Ursachen der Endometriose nicht vollständig bekannt sind, weiss man, dass der Menstruationszyklus das Auftreten einer Endometriose aufgrund hormoneller Schwankungen beeinflussen kann. Im Umgang mit der sehr komplexen Erkrankung Endometriose, ihrem oft chronisch, schmerzhaften Verlauf und den weitreichenden psychosozialen Folgen auf das Leben der betroffenen Frauen, ist eine ganzheitliche Sicht notwendig, die die Lebens qualität und die Psyche Betroffener und nicht nur das «Organische» berücksichtigt. Nur mit Wissen und Eigenkompetenz können Frauen lernen, mit dieser Krankheit umzugehen und sich so eine fachgerechte ärztliche Aufklärung und optimale Behandlung sichern.

3 Allgemeine Symptome Das Hauptsymptom sind Unterbauchschmerzen während der Mens truation oder starke prämenstruelle Beschwerden. Relativ typisch ist die zyklusabhängige Zunahme der Beschwerden, mit Ab klingen/verschwinden nach Be endi gung der Monatsblutungen. Die Symptome verbessern sich, wenn der zyklische Wechsel der Hormone unterbrochen ist, z.b. durch eine Schwangerschaft oder das Versiegen der Hormonproduktion in den Wechseljahren. Eine Endometriose kann aber auch asymptomatisch verlaufen oder die auftretenden Symptome können von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein, was die Diagnose erschwert. So dauert es auch heute noch ca. 6 bis 7 Jahre vom Auftreten erster Symptome, bis die Diagnose Endometriose gestellt wird. Die Intensität der Schmerzen korreliert dabei nicht zwingend mit der Schwere der Erkrankung. So können kleine Befunde heftigste Beschwerden ver - ursachen und grosse Herde erst durch Zufall entdeckt werden. Die Ausbreitung der Endometriose auf verschiedene Beckenorgane erklärt die unterschiedlichen Arten von Schmerzen. So können Blutungen oder Schmerzen während des Stuhlgangs oder beim Wasserlassen Anzeichnen einer Endometriose mit Befall des Darms oder der Harnblase sein. Ischiasschmerz während der Menstruation kann auf einen Befall der Beckennerven hindeuten. Neben Schmerzen gibt es aber auch unspezifische Symptome, wie allgemeines Unwohlsein, diffuse unklare Bauchbeschwerden, Völlegefühl, Stimmungsschwankungen und Antriebsarmut alles Symptome die sich erheblich auf das Wohlbefinden auswirken.

4 Die tief infiltrierende Endometriose TIE Häufigste Lokalisation der Endometriose sind die Uteruswand (= Adenomyosis uteri interna), die Eileiter und Eierstöcke oder das Beckenbauchfell (Peritoneum). Hinzu kommt die «tiefe infiltrierende Endometriose» (TIE), eine seltene Form der Endometriose, die die so genannten «nicht-genitalen» Beckenorgane wie Darm, Harnleiter, Harnblase aber auch die Beckennerven befallen kann. Die TIE ist keine bösartige Krankheit, neigt jedoch dazu, sich weiter auszudehnen und ähnlich einem Tumor tief in der betroffenen Organe vorzudringen und diese ggf. zu schädigen. Die TIE unterliegt ausserdem dem Einfluss von weiblichen Hormonen, und damit dem zyklischen Wechsel von Gewebeaufbau, prämenstruellem Syndrom und Schleimhautzerfall mit anschliessender Einblutung. Die TIE wird leider oft viel zu spät entdeckt, und dadurch auch viel zu oft inadäquat operiert. Die Beschwerden sind abhängig vom betroffenen Organ und kombinieren Schmerzen und Funktionsstörungen des jeweiligen Organs. Weil die Früherkennung einer TIE extrem wichtig ist, sollten besondere Symptome als Hinweise betrachten werden und zu weiterführenden Untersuchungen Anlass geben.

5 TIE mit Enddarmbefall Häufig beschriebe Symptome Bauch- und Rückenschmerzen, die oft in die Beine ausstrahlen. Darm- bzw perianale Krämpfe oder Schmerzen beim Stuhlgang. Darmentleerungsstörungen während der Periode (Wechsel von Verstopfung und Durchfall) mit aufgeblähtem Bauch/Unterbauch. Veränderung der Stuhlkonsistenz (breiartig, Bleistiftstuhl usw.). Blut im Stuhl. Dyspareunie (Schmerzen beim Ver - kehr) bzw. Apareunie (kein Ver kehr möglich aufgrund der Schmer zen). Klinische Diagnose Endometriose sichtbar in der Scheide hinter dem Gebärmutterhals und sehr schmerzhaft bei der Untersuchung (= Endometriose des rektovaginalen Septums). Darmbefall bei der rektalen Untersuchung mit dem Finger tastbar. Impression der Darmwand bei der Darmspiegelung (Endometrioseherde selten sichtbar). Sichtbar Befund im vaginalen Ultraschall. Gefahren Seitliche Ausdehnung mit Befall der Harnleiter (Nieren-Ultraschall!), ggf. der Beckennerven. Darmverschluss nicht nur mechanisch bedingt, sondern auch funktionell durch die Zerstörung der Darmwand-Innervation (verminderte Darmbeweglichkeit). Blasenentleerungsstörung mit inkompletter Entleerung und somit rezidivierenden Blasenentzündungen, Reduktion des Urinstrahls, Blasenentleerung mit Bauchpresse usw.

6 TIE mit Blasen-/ Harnleiterbefall Die TIE der Harnblase entsteht meistens durch eine Ausbreitung der Endometriose aus dem Gebärmutterhals nach vorne in der Blasenwand Die TIE der Harnleiter ist dagegen meist nur Teil einer Endometriose, deren Herd in den Gebärmutterbändern bzw. der seitlichen Beckenwand liegt. Häufig beschriebene Symptome bei einem Blasenbefall Schmerzen beim Wasserlassen mit evtl. Ausstrahlung in den Rücken. Blasenkrämpfe. Hämaturie (Blut im Urin vor allem während oder nach der Periode). Rezidivierende Blasenentzündungen mit bei der Urinuntersuchung nach gewiesen Blutzellen, jedoch ohne Nachweis von Bakterien. Häufig beschriebene Symptome bei einem Harnleiterbefall Rückenschmerzen: Da praktisch alle Endometriose-Patientinnen mehr oder weniger an Rückenschmerzen leiden, kann ein Harnleiterbefall sehr lang völlig unbemerkt verlaufen. Aus diesem Grund ist ein systematischer Nierenultraschall bei Endometriose- Patientinnen erforderlich! Diagnose Tastbarer Befund bei der vaginalen Untersuchung, sichtbar beim Vaginalultraschall bei voller Blase, Nierenultraschall, ggf. Blasenspiegelung zur Diagnosesicherung. Gefahren Blasenentleerungsstörung durch Zerstörung der Blasennerven. Nierenschädigungen durch Abflussbehinderung > Funktionsverlust der Niere, Dialyse.

7 TIE mit Befall der Beckennerven Die Endometriose der Beckennerven entsteht meistens aus einer Ausbreitung der TIE in die seitlichen Gebärmutterbänder. Isolierte Formen der Beckennervenendometriose existieren auch, so dass eine unauffällige Bauchspiegelung den Befall der Beckennerven nicht ausschliesst. Häufig beschriebene Symptome Ischiasnervenschmerzen, evtl. bis in die Fusssohle ziehend. Pudendalschmerzen (Genital-, Perianal- und Perinealschmerz). Gesässschmerzen. Tiefsitzende Rückenschmerzen. Verstärkung der Schmerzen während der Periode, zyklischer Schmerz. Blasenentleerungsstörungen, ggf. häufiger Harndrang. Chronic Pelvic Pain Syndrom. Diagnose Neurologische Befragung und Untersuchung. MRI (wenn der Radiologe auf diese Erkrankung spezialisiert ist). Laparoskopische Exploration der Nerven. Gefahren Partielle Zerstörung des Ischiasnerv mit Gangstörungen (Fussheberschwäche, Schwierigkeiten beim Treppen steigen usw.). Blasenüberdehnung. Tiefe Beinvenenthrombose. Schmerzmittelabhängigkeit.

8 Behandlung Die eindeutige Diagnose erfordert stets die Untersuchung einer Gewebe probe, die meist nur im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) gewonnen werden kann. Ziel der Bauchspiegelung ist einerseits die Sicherung und Feststellung der Ausdehnung der Erkrankung und andererseits die Entfernung aller Endometrioseherde. Klare medizinische Indikationen zur Operation sind: Tiefe infiltrierende Endometriose. Niemand weiss, wie diese Form der Endometriose sich entwickelt. Je jünger die Patientin ist, desto schneller sollte eine operative Therapie erfolgen, um einerseits Komplikationen wie Darmverschluss, Nierenversagen oder Gehbehinderung zu vermeiden und um anderseits die Ausdehnung der Operation so klein wie möglich halten zu können. Refraktäre Schmerzen. Die Indikation zur Operation wird dann durch die Patientin selbst gestellt, da sich Schmerzen von Aussenstehenden (auch vom Arzt) nicht quantifizieren lassen. Unfruchtbarkeit. Bei der Blasenendometriose gilt die Resektion des Befundes per Bauchspiegelung als Therapie der Wahl. Da eine solche Endometriose von dem Gebärmutterhals ausgehend in die Blase hineinwuchert, kann eine Resektion des Befundes durch eine Blasenspiegelung lediglich die Entfernung der «Spitze des Eisberges» ermöglichen und stellt somit keine vollständige Behandlung dar.

9 Fortsetzung Behandlung Bei der Harnleiterendometriose gilt die laparoskopische Resektion des Befundes ggf. mit Resektion des Harnleiters und Wiederherstellung der Kontinuität bzw. Reimplantation des Harnleiters in der Blase ebenfalls per Bauchspiegelung, als aktuelle Therapie der Wahl. Bei der Darmresektion gilt auch die Resektion des Befundes per Bauch spiegelung als Therapie der Wahl. Ob nur ein kleiner Teil des Darmes reseziert oder ein ganzes Darmsegment entfernt werden muss, ist abhängig von der Grösse des Befundes. Bei der «segmentalen» Resektion des Enddarmes sollte die «nervensparende Technik» angewandt werden, um postoperative Blasenentleerungs störungen soweit wie möglich zu vermeiden. Aufgrund der anatomisch tiefen Lage der Beckennerven kann eine TIE des Ischiasnervs nur per Bauchspiegelung operiert werden. Ein Bauchschnitt ermöglicht weder einen optimalen Zugang zu den Nerven, noch neurochirurgische Therapieoptionen an den Beckennerven. Ob eine Patientin mit einer TIE per Bauchspiegelung (anstatt per Bauchschnitt) operiert werden kann, ist nicht vom Befund abhängig, sondern lediglich von der Erfahrung und dem Können des Operateurs! Eine «radikale» Operation im Sinne einer «Totaloperation» stellt keine logische und suffiziente Behandlung der TIE dar, da die extragenitale Endometriose dadurch nicht behandelt wird. Patientinnen mit TIE sollten einem spezialisierten Endometriose-Zentrum zur operativen Therapie zugewiesen werden.

10 sto.ch 1/2011 Informationsbroschüre «Endometriose» Prof. Dr. med. Marc Possover, MD, PhD Facharzt FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe Spez. operative Gynäkologie und Onkologie Zentrum für Spezielle Operative Gynäkologie & Neuropelveologie EU-Zertifiziertes Endometriose-Zentrum Stufe III der Stiftung Endometriose-Forschung ( und der Europäischen Endometriose Liga ( Hirslanden Klinik, Zürich Witellikerstr. 40, 8032 Zürich Telefon +41 (0)