Prof. Dr. Rüdiger Wittig Institut für Ökologie, Evolution & Diversität Abteilung Ökologie & Geobotanik Goethe-Universität, Frankfurt am Main
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- Caroline Cornelia Auttenberg
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Transkript
1 Klimawandel und Biodiversität Urbane Lebensräume Prof. Dr. Rüdiger Wittig Institut für Ökologie, Evolution & Diversität Abteilung Ökologie & Geobotanik Goethe-Universität, Frankfurt am Main Foto: Dieter Fehren
2 Artenreichtum urbaner Lebensräume im Vergleich zum Umland (jeweils die spontan vorkommenden Arten) Tiere: verarmt (oft stark) Pilze: verarmt Sporenpflanzen: verarmt Samenpflanzen: deutlich erhöht
3 Beispiel für erhöhte Artenzahl spontan vorkommender Samenpflanzen in Städten Frankfurt: ca Taunus: ca Das im Taunus bisher untersuchte Gebiet ist 15mal größer als Frankfurt!
4 Charakterisierung der spontanen urbanen Arten Kulturfolger Ubiquisten Kosmopoliten lichtliebende Pionierarten hohe Samenproduktion effektive Ausbreitungsmechanismen störungsresistent relativ trockenheits- und wärmeresistent zur Zeit nicht gefährdet Als an Trockenstress und Wärme angepasste Arten allesamt nicht durch den Klimawandel gefährdet.
5 Seltener Fall Urbane Lebensräume als Ersatzbiotope für Arten der Magerrasen Fels- und Geröllfluren Kiesbänke Als an Trockenstress und Wärme angepasste Arten allesamt nicht durch den Klimawandel gefährdet. Prof. Dr. W. Kuttler,
6 Service-Leistungen und ökonomischer Wert der urbanen Vegetation Hauptträger der Leistungen sind die Stadtbäume bzw. ihre Gesamtheit (Urban Forest)
7 Schätzung verschiedener ökonomischer Werte für große, ausgewachsene Stadtbäume in einer australischen Stadt (nach Moore 2009, abgewandelt) Faktor Wert pro Baum Menge Preis pro Einheit (in Austral. $) In Bäumen festgelegter Kohlenstoff 12.5 Tonnen 1.25 Mill. Tonnen 20 pro Tonne t 25 Mill. Wert (in Austral. $) Wert des Stadtbaums 200 $ pro Jahr 20 Mill. pro Jahr Stromersparnis 30 kwh 3 Mill $ pro kwh 510,000 $ pro kwh Jahr Vermiedene Emissionen 1.2 Kg pro kwh 3,600 Tonnen Wasserersparnis aufgrund von Stromeinsparung* Elektrizitätsgewinnung Verlängerte Lebensdauer asphaltierter Gehwege 30 kwh pro Baum bei 100 l pro Wh 540 $ pro m 2 bei einer Lebensdauer von 20 Jahren 300 Mill. Liter Prof. Dr. W. Kuttler, * bei Stromgewinnung aus Kohle werden 100 l Wasser pro KWh benötigt 20 $ pro Tonne 72,000 $ pro Jahr 1.50 $ pro Kiloliter $ 225 $ pro m 2 bei einer um 50% verlängerten Lebensdauer von 10 Jahren ,000 $
8 Mit fortschreitendem Klimawandel wird die Gefährdung der Stadtbäume zunehmen. Hierfür verantwortlich sind: Direkte Wirkungen: Hitze- und Trockenstress: verringertes Wachstum, Tod oder erhöhte Krankheitsanfälligkeit erhöhter Ozongehalt: ähnliche Wirkungen wie Hitze- und Trockenstress Mehr und heftigere Stürme: Windwurf oder zumindest Sturmschäden Mehr Starkregenereignisse: Wurzelschäden oder Entwurzelung durch Überflutung Indirekte Wirkungen: Bevölkerung sucht häufiger die Parks auf: Bodenverdichtung Mehr Baum-Schädlinge überleben den Winter Neue Schädlinge kommen hinzu
9 Aufgrund des Klimawandels zu erwartende Arealveränderungen von Stadtgehölzen Aktuelles Klima für 2050 vorhergesagtes Klima Spitzahorn Acer platanoides Spitzahorn Acer platanoides Eibe Taxus baccata Eibe Taxus baccata Prof. Dr. W. Kuttler,
10 Sträucher Bereits relativ viele Wärme liebende Arten (Liguster, Flieder, Forsythie, Wolliger Schneeball) und sogar immergrüne (z.t. skleromorphe) Arten (Mahonie, Lorbeer-Kirsche) Mehrere nicht als Wärme liebend geltenden Arten (Weißdorn, Hainbuche, Schlehe, Rosen) kommen natürlicherweise auch in Gebüschen warmer Standorte vor.
11 Kletterpflanzen Bekommen in trockenen Sommern sehr wahrscheinlich Probleme
12 Holzige Bodendecker Sind überwiegend an sommerliche Trockenheit angepasst.
13 Krautige Zierpflanzen Momentan benötigen Zierpflanzenbeete (oft starke) sommerliche Bewässerung
14 Arten der Nutz-, Park- und Zierrasen Unsere heutigen Parkrasen sind optimal im atlantischen Klima entwickelt, brauchen daher in unseren Städten in der Regel (starke) sommerliche Bewässerung.
15 Aufgrund des Klimawandels zu erwartende Arealveränderungen von Rasengräsern Aktuelles Klima für 2050 vorhergesagtes Klima Rotschwingel Festuca rubra Rotschwingel Festuca rubra Prof. Deutsches Dr. W. Kuttler, Weidelgras Prof. Dr. Lolium R. Wittig perenne Deutsches Weidelgras Lolium perenne
16 Gärtnerisches Stadtgrün Stadtwälder, naturnahe Parkanlagen, Alleen Hecken und Strauchpflanzungen Rasenflächen Dachbegrünung
17 Städte als Modellfall der Reaktion auf Klimawandel?? Folgende urbane Phänomene stimmen mit denen des Klimawandels überein: warm und trocken, momentan verlängerte Vegetationsperiode, demnächst vielleicht aber auch nur verschobene (Winter) bzw. zweigeteilte (Frühjahr und Herbst), Änderung der Phänologie, aber es gibt auch deutliche Unterschiede: veränderte Böden, starke mechanische Störungen, Streusalzeinsatz, Immission Gärten und Anlagen als permanente Diasporenquelle.
18 Maßnahmen Erhöhung des Anteils an geschlossenen Baumbeständen im Siedlungsbereich Erhöhung des Anteils der Straßenbäume und der Bäume auf öffentlichen Plätzen Erhöhung des Baumbestandes auf Privatgrundstücken Allgemeine Erhöhung des Grünflächenanteils in Städten Förderung der Fassaden- und Dachbegrünung Förderung des Ersatzes versiegelter durch begrünte Flächen
19 Forschungsfragen Welches sind die Stadtbäume der Zukunft? Anforderungen: trockenresistent, geringes Ozonbildungspotential Was geschieht mit den Parkrasen? Wie kann man die Akzeptanz spontaner Vegetation erhöhen? Prof. Dr. W. Kuttler,
20 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Prof. Dr. W. Kuttler,
21 Bewertung im Hinblick auf das Ziel der Konvention von Rio Urbane Lebensräume leisten keinen direkten Beitrag zum Erhalt der weltweiten Biodiversität. Aber sie besitzen eine sehr große Bedeutung für die Umwelterziehung und sind damit auch im Hinblick auf das Ziel der Konvention von Rio unverzichtbar.
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