Mag. Verena Zach; Leitfaden für Senioren-Pferdesport Leitfaden für den Senioren-Pferdesport

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1 ; Leitfaden für den Senioren-Pferdesport : K.R. Josef May im 82. Lebensjahr im Viereck unterwegs mit Verlasspferd Cindy Wiener Neustadt, am

2 Vorwort Der Traum vom Pferd ist längst kein reiner Klein-Mädchen-Traum mehr. Auch im Erwachsenenalter wollen sich immer mehr Menschen Zugang zur Faszination Pferd verschaffen. Die Anzahl der Menschen, die auch im fortgeschrittenen Alter noch über ausreichend Fitness verfügt, nimmt ständig zu. Der Senior von heute kann neben Unternehmungsgeist und Finanzkraft auch genug Freizeit aufweisen und erfüllt somit einige der für den Reitsport wesentlichen Voraussetzungen. Dank der kontinuierlich steigenden Lebenserwatung sind die Zeiten, in denen man sich bereits als Fünfzigjähriger zum alten Eisen zählen lassen musste längst vorbei! Darauf soll auch seitens des Landesfachverbandes für Reiten und Fahren in NÖ rechtzeitig reagiert und mit Hilfe der Vereine ein entsprechend vielfältiges Angebot geschaffen werden. Wie bereits im Kommentar Perspektiven (Pferderevue 2/2011) von Oberst Friedrich Schuster als BFV Breitensportkoordinator angekündigt, soll durch die sehr aktive, mobile und finanzkräftige Gruppe 50+ der Reitsport um einen neuen Schwerpunkt bereichert werden. Das Echo der Mitgliedsvereine auf diesen Artikel war groß und erfolgte prompt. Nachstehend werden anhand dieses Leitfadens zunächst die als neue Zielgruppe in den Blickpunkt des Pferdesports gerückten Senioren in groben Umrissen skizziert: 1 Zielgruppe Senioren Wer sind sie? Die Zielgruppe der Senioren lässt sich grob in folgende vier Gruppen unterteilen: 1. Ins Seniorenalter gekommenen aktiven Reiter: Sie reiten bereits jahrzehntelang und sind fest in irgendeiner Sparte des Reitsports integriert. 2. Wiedereinsteiger: Sie sind irgendwann einmal geritten, haben aber den Reitsport aus welchen Gründen auch immer aus den Augen verloren und möchten jetzt einen Neuanfang wagen. 2

3 3. Neueinsteiger: Sie haben vielleicht ein Leben lang vom Reiten geträumt, aber irgendwie ist es nie dazu gekommen, oder aber sie haben erst jetzt unerwartet Zugang zum Reitsport gefunden, ohne dabei über Erfahrungswerte zu verfügen. 4. Pferde- und Naturliebhaber: Es geht ihnen überhaupt nicht um das Reiten an sich, sondern es sind die Tierliebe, die Naturverbundenheit und die Geselligkeit im Verein, die auf sie eine magische Anziehungskraft ausüben. 2 Zielgruppe Senioren Was wollen sie? sich fit halten, um gesund zu bleiben aktiv sein unter Gleichgesinnten sein und Spaß haben ihre Liebe zum Tier ausleben sich in der freien Natur aufhalten sich einen Kindheitstraum erfüllen gelehrt und nicht belehrt werden 3 Zielgruppe Senioren Was haben sie, was andere nicht haben? Zeit und Geld mehr Gelassenheit, Geduld, Selbstbeherrschung und Einfühlungsvermögen eine verständnisvollere, ruhigere und partnerschaftlichere Einstellung zum Pferd Interesse an langfristigen Bindungen (treue Kunden!) eine vielleicht langsamere, dafür aber uu gründlichere und nachhaltigere Auffassungsgabe mitunter bringen sie auch mehr Reitergewicht, eingeschränkte Beweglichkeit und Osteoporose mit, die es zu beachten gilt 3

4 4 Zielgruppe Senioren Was soll ihnen geboten werden? zuverlässige, solide ausgebildete, leichtrittige und charakterlich einwandfreie Schulpferde guter und qualifizierter Unterricht (Ausbilder mit folgenden Eigenschaften und soft skills: Erfahrung, entsprechender Befähigungsnachweis, gültige Lizenz, absolvierte Fortbildung speziell für Senioren-Coachs, angepasster Umgangston und Unterrichtsstil, mehr partnerschaftliches als autoritäres Verhalten, Höflichkeit und Respekt) Unterstützung durch mentales neben dem körperlichen Training ( Der reifere Mensch ist für das mentale Training sogar besonders geeignet: Vielleicht lernt er etwas langsamer als der jüngere, er ist aber auch ausdauernder, er lernt kritischer, bewusster und gründlicher. Er hat mehr Geduld (auch mit sich selbst!) und weiß aus Einsicht und Erfahrung, wie er am besten lernt und dass Lernprozesse oft mühsam sind und Zeit erfordern 1 ) angemessene individuelle Betreuung in homogenen Kleingruppen (Gleichgesinnte, Gleichaltrige) oder in Einzelstunden Angstbewältigung und Falltraining alle möglichen Erleichterungen (z.b.: Aufstiegshilfe, Unterstützung durch Mitreiter und Trainer, ) gesellige Kontakte (abendliche Zusammenkünfte im Reiterstüberl; Reiterstammtisch; Veranstaltungen, die gemeinsam wahrgenommen werden) größtmögliche Sicherheit (ein gewisses Mindestmaß an Fitness ist daher jedenfalls Voraussetzung im Zweifel hilft allenfalls ein Gesundheitscheck durch den Sportarzt) Da die Interessen der Senioren in puncto Freizeit mit dem Pferd sehr breit gefächert sind, liegt es an den Vereinen, die Angebotspalette ebenso vielfältig zu gestalten und wo möglich auf die Wünsche der älteren Generation einzugehen. 1 Hölzel, Mit dem Pferdesport aktiv bleiben (2004), 48 4

5 Man kann Senioren sowohl auf dem Pferd (beim Reiten in Bahn und Gelände in grundsätzlich jeder Reitweise), hinter dem Pferd (im Fahrsport), neben dem Pferd (bei Bodenarbeit, Geschicklichkeitstraining, Gelassenheitsarbeit, Arbeit an der Longe, aber auch bei gemütlichen Sparziergängen mit dem Pferd an der Hand oder auf dem vom Ausbilder geführten Handpferd) als auch abseits vom Pferd (als interessierte Teilnehmer am theoretischen Unterricht oder als aktive ehrenamtliche Helfer in den Vereinen) antreffen. Jeder Verein sollte seinen Möglichkeiten entsprechend eine Auswahl an Programmpunkten treffen, die er in seinem Betrieb dauerhaft anbieten kann. 5 Konkrete Beispiele für mögliche Aktivitäten: Gründung einer Seniorengruppe im Verein (Bereitstellung eines eigenen Ansprechpartners für diese Gruppe innerhalb des Vereines; bietet Motivation, Anerkennung und Austausch durch gleichgesinnte Mitreiter) Abhalten eines Kurses Fit fürs Pferd (kann optimal auf die erste Reitstunde vorbereiten und hilfreiche Tipps für Dehn- und Aufwärmübungen bieten; auch mentales Training kann so schon vorab vermittelt werden) Um Endlich wieder einmal ein Pferd angreifen! zu können, mietet Frau Braun, geb zweimal pro Woche ein Pferd 5

6 Durchführen einer wöchentlichen Seniorenreitstunde während der ruhigeren Betriebszeiten (Reiten ohne Wirbel und Publikum) mit geselligem Zusammensitzen als Ausklang Setzung von kleineren und größeren Zielen (etwa die Teilnahme am gemütlichen Sonntagsspazierritt in der unmittelbaren Umgebung oder das Absolvieren von Motivationsabzeichen wie Kleines oder Großes Hufeisen und Reiterpass je nach körperlicher und gesundheitlicher Eignung) Organisation von Reitertreffen für Senioren (hier ist Zusammenarbeit und Kommunikation der Vereine untereinander gefragt; Kontakt und Austausch mit anderen Schülern soll ermöglicht und das Zusammenkommen mit Gleichgesinnten gefördert werden) Anbieten von Kursen mit unterschiedlichsten Themen (z.b.: richtiger Umgang mit dem Pferd, Bodenarbeit, Gelassenheitstraining, Geschicklichkeitsübungen, zirzensische Lektionen, Hufschmied, Osteopathie, ethische Grundsätze, Tierschutz rund ums Pferd) Organisation von Generationentreffen Jeden Sonntag glücklich vereint: Fanny mit Mama Nina, Oma Margit und Mietpony Lisa Fahren als schöne Alternative zum Reiten (auch für diejenigen, für die das Reiten aus welchen Gründen auch immer nicht in Betracht kommt) 6

7 Veranstaltung Senioren und Pferd analog zu bzw. angelehnt an Jugend und Pferd Durchführung von Pferdesport und Spiel - Bewerben Senioren treffen Senioren - Vergabe von Pflegepferden und Patenschaften (In fast jedem Stall finden sich Pferde, die aufgrund ihres Alters nicht mehr voll im Tuniersport oder Schulbetrieb einsetzbar sind, die sich aber über den einen oder anderen Spaziergang freuen würden, dankbar über Zuwendung sind oder/und einen Reitschüler noch verlässlich die eine oder andere Runde durch den Park tragen) Spaziergänge mit Pferden an der Hand in die Natur Susanne Zach (geb. 1948) genießt die Spaziergänge mit Pflegepferd Lord Gymnastizieren auf dem Pferd als Angebot in Verbindung mit Pferdegestützter Therapie (Reitsport ist, in Maßen genossen, als eine sehr ausgewogene und gelenkschonende Betätigung sehr zu empfehlen, da es das gesamte Herz-Kreislaufsystem fördert, Rumpfmuskulatur und Wirbelsäule stärkt und Koordination, Grundkondition und Beweglichkeit verbessert.) 7

8 6 Was können Sie vom Landesfachverband erwarten? Information zum Thema Seniorensport und Netzwerkbildung Werbung für neue Mitglieder in den Vereinen über die Medien (z.b.: durch einen Artikel im aktiv-plus-magazin, Ausgabe 1. Quartal 2011, der in einer Auflage von Stück an alle niederösterreichischen Inhaber der aktivplus-seniorencard durch das Seniorenreferat des Amtes der NÖ Landesregierung ergeht) Erarbeitung einer DVD zum Thema Senioren-Pferdesport Abhalten von Seminaren zur Sicherheit im Pferdesport und zum Senioren- Coach Durchführung einer der Schulpferdetrophy ähnlichen, jedoch dem Zielpublikum angepassten Senioren-Landes-Trophy Veröffentlichung des Leistungskataloges auf der Homepage des LFV 7 Einladung der Vereine zur Mitarbeit All jene Vereine, die beim neuen Projekt Pferdesport für Senioren mitmachen wollen (einige haben ihr Interesse bereits im Vorfeld bekundet), werden eingeladen, mit Hilfe des vorliegenden Leitfadens und/oder eigener zusätzlicher Ideen die hier zusammengefassten Vorschläge auf die Umsetzbarkeit in ihrem Betrieb hin zu prüfen und ein individuell auf ihren Verein zugeschnittenes Angebot für Senioren zusammenzustellen. Anschließend wird jeder Verein um die Übermittlung des von ihm für Senioren zusammengestellten Programms an die Referentin Pferdesport für Senioren Mag. Verena Zach, Gschaidtweg 7a, 2801 Katzelsdorf, 0664/ , reitverein2700@hotmail.com ersucht, sodass ein Leistungskatalog der angebotenen Aktivitäten für ganz Niederösterreich erstellt werden kann. Für Fragen und Anregungen steht Ihnen das Referat Pferdesport für Senioren natürlich jederzeit gerne zur Verfügung. 8