Kernenergie Weltreport 2010

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1 Zum Jahresende 21 standen weltweit in 3 Ländern 443 Kernkraftwerke zur Energieversorgung zur Verfügung. Dies sind 6 Anlagen mehr als zum Jahresende 29 (437 Kernkraftwerksblöcke). Die Gesamt-Bruttoleistung der Anlagen betrug rund MWe bzw. die Gesamt- Nettoleistung MWe und nahm somit etwas zu (Vorjahr: brutto: MWe, netto: MWe). Neu in Betrieb genommen wurden im Jahr 21 6 Anlagen; jeweils 2 in China und Indien sowie 1 in der Republik Korea und in Russland. Ein Kernkraftwerksblock, der Schnelle Natrium gekühlte Reaktor Monju in Japan, wurde nach einem Langzeitstillstand wieder in Betrieb genommen. Den Betrieb endgültig eingestellt hat in 21 mit der Schnellen Natrium gekühlten Versuchs- und Pilotanlage Phenix in Frankreich 1 Anlage. 62 Kernkraftwerksblöcke, also 9 Anlagen mehr als Ende 29, mit einer Gesamt-Bruttoleistung von rund MWe bzw. Gesamt-Nettoleistung von 6.77 MWe, waren in 15 Ländern in Bau. Weltweit befinden sich rund weitere 9 Kernkraftwerksneubauten in der konkreten Projektierungs-, Planungs- bzw. Genehmigungsphase, zum Teil schon mit gestelltem Genehmigungsantrag oder erfolgter Auftragsvergabe. Etwa 12 zusätzliche Kernkraftwerksprojekte werden darüber hinaus mit unterschiedlichem Planungsstand genannt. Die Netto-Stromerzeugung in Kernkraftwerken erreichte in 21 weltweit mit rund 2.627,5 Mrd. kwh ein wieder höheres Ergebnis als im Vorjahr mit Mrd. kwh. Seit der ersten Stromerzeugung in einem Kernkraftwerk am 2. Dezember 1951 im Natrium gekühlten Schnellen Brutreaktor EBR-I (USA) sind damit kumuliert netto rd Mrd. kwh erzeugt worden und die Betriebserfahrungen sind auf rund 14.4 Reaktorjahre angewachsen. * Die atw listet Kernkraftwerke als in Betrieb befindlich ab Erreichen der Erstkritikalität als nukleares Kriterium. Andere Quellen verweisen hier auf die 1. Stromerzeugung oder die kommerzielle Inbetriebnahme. Kernkraftwerke werden nicht mehr als in Betrieb befindlich gelistet, wenn für diese ein längerfristiger Betriebsstillstand, d.h. über mehrere Jahre, beschlossen wurde. Verfügt der Betreiber über eine gültige Rahmenbetriebsgenehmigung bzw. ist kein Antrag auf die endgültige Einstellung des Leistungsbetriebs gestellt, wird der Betriebszustand als Lay-up -Betrieb gelistet (vgl. Kanada und Japan). Kernenergie: Statistik Kernkraftwerke Kernenergie Weltreport 21 Redaktion Ende vergangenen Jahres 21 waren weltweit 443 Kernkraftwerksblöcke in 3 Ländern in Betrieb*. Dies sind 6 Blöcke mehr als am Vorjahresstichtag (29: 437. Im Weiteren in Klammern jeweils Angabe der Werte zum 31. Dezember 29) (vgl. Abbildung 1). In 15 (14) Ländern befanden sich 62 (53) Kernkraftwerksblöcke, also 9 mehr als am Vorjahresstichtag, in der Errichtung. Die verfügbare Gesamt-Bruttoleistung 1) der im nuklearen Betrieb befindlichen Anlagen betrug MWe ( MWe) bzw. die Gesamt-Nettoleistung MWe ( MWe). Die entspricht einer Zunahme um MWe brutto bzw MWe netto, d.h. rund 1,2 %. Die zusätzliche Leistung resultiert aus den Neuinbetriebnahmen und, wie in den Vorjahren auch, aus Leistungserhöhungen bzw. neu festgelegte Nennleistungen bei in Betrieb befindlichen Anlagen (vgl. Tabelle 1 und Abbildungen 1 bis 3). Im vergangenen Jahr 21 erreichten 6 Kernkraftwerke Erstkritikalität (first criticality), wurden erstmals mit dem Netz synchronisiert (grid connection) sowie kommerziell in Betrieb genommen (commercial operation). Den Betrieb neu aufgenommen haben die Kernkraftwerksblöcke Lingao II-1 (Druckwasserreaktor, DWR, mit 1.87 MWe Brutto- und 1. MWe Nettoleistung) und Qinshan II-3 (DWR, mit 643 MWe Brutto- und 61 MWe Nettoleistung) in China, Rajasthan 6 und Kaiga 4 (D 2 O- Druckwasserreaktor indischer Bauart basierend auf dem kanadischen CANDU-Reaktor: CANada Deuterium Uranium, Betreiber und Errichter: NPCIL Nuclear Power Company of India Ltd. mit 22 MWe Brutto- und 22 MWe Nettoleistung) in Indien, Shin Kori 1 (DWR, mit 1.48 MWe Brutto- und 1.1 MWe Nettoleistung) in der Republik Korea sowie Rostov 2 (WWER- DWR, mit 1. MWe Brutto- und 953 MWe Nettoleistung) in Russland. In Japan ist der Schnelle Natrium gekühlte Brutreaktor Monju (28 MWe Brutto- bzw. 246 MWe Nettoleistung) nach einem Langzeitstillstand wieder in Betrieb genommen worden. Seit Mitte der 199er- Jahre war die Prototypanlage aufgrund einer Natriumleckage im sekundären, nicht aktivierten Wärmeübertragerkreislauf abgeschaltet und wurde umgerüstet. Endgültig außer Betrieb genommen wurde in 21 eine Anlage und zwar der prototypische Reaktor Phenix in Frankreich. Der Schnelle Natrium gekühlte Brutreaktor war 1973 in Betrieb genommen worden. Ziele waren unter anderem die Gewinnung von Erfahrungen beim Betrieb von mit Natrium betriebenen Komponenten, neutronenphysikalische Experimente sowie physikalische Grundlagenerkenntnisse. Die Anlage hatte eine elektrische Leistung von 25 MWe brutto und 233 MWe netto und wurde vom Commissariat à l énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA) betrieben. In Bau befindlich waren Ende vergangenen Jahres 21 weltweit 62 (53) Anlagen mit MWe ( MWe) Bruttobzw MWe ( MWe) Nettoleistung. Damit hat sich die absolute Zahl wiederum im Vorjahresvergleich aufgrund der 14 neuen Projekte in China, Indien, Japan und Russland einerseits und der 6 Inbetriebnahmen andererseits um 9, entsprechend rd. 19 %, erhöht (Korrektur der Vorjahreszahl, atw 4 (21), auf 53 Anlagen in Bau (+1). Der seit 25 feststellbare Trend zu neuen Bauprojekten weltweit setzte sich somit in 21 deutlich fort. Im Jahr 25 wurden weltweit 22 Kernkraftwerksprojekte verzeichnet, d.h. die niedrigste Zahl von Neubauten seit Mitte der 196er-Jahre in einem Jahr. Die bislang höchste Anzahl von Neubauprojekten in einem Jahr ist für 198 zu verzeichnen, als weltweit 25 Kernkraftwerke mit einer Kapazität von rund 185. MWe netto errichtet wurden. In China starteten mit Changjiang 1, Changjiang 2, Fangchenggang 1, Fuqing 3, Haiyang 2, Ningde 3, Ningde 4, Taishan 2 und Yangjiang 3, wie im Vorjahr 29 auch, insgesamt 9 neue Projekte. Der Bau dieser Blöcke ist Teil des derzeitigen 11. Fünfjahresplanes (26 bis 21) der chinesischen Regierung. Insgesamt sieht dieser den Bau von 3 neuen Kernkraftwerksblöcken vor, von denen sich damit aktuell 29 (29: 2) in der Realisierung befinden. Darüber hinaus wird mittelfristig die Errichtung weiterer Kernkraftwerksblöcke vorbereitet. China setzt dabei sowohl auf Reaktortypen der ausländischen Hersteller Areva und Westinghouse als auch auf den eigenen Typ CPR (China atw 56. 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2 Mexiko 2 Kanada 18 USA 14/1 Slowakische Rep. 4/2 Tschech. Rep. 6 Ungarn 4 Finnland 4/1 Slowenien 1 Schweden 1 Niederlande 1 Großbritannien 19 Belgien 7 Deutschland 17 Schweiz 5 Frankreich 58/1 Spanien 8 Bulgarien 2/2 Ukraine 15 Rumänien 2 Armenien 1 Iran -/1 Pakistan 2/1 Russland 32/1 China 13/27 Indien 2/5 Rep. Korea 21/5 Taiwan 6/2 Japan 55/2 Brasilien 2/1 Argentinien 2/1 Südafrika 2 Kernkraftwerke weltweit in Betrieb : Standorte mit Blöcken (erste Zahlenangabe) Kernkraftwerke weltweit in Bau : 62 - Standorte mit Blöcken (zweite Zahlenangabe) Angaben zum: atw - atomwirtschaft, 4/211 Abb. 1: Übersichtskarte der Kernkraftwerke betreibenden Länder weltweit und Anzahl der Kernkraftwerke in Betrieb (erste Zahlenangabe) sowie Anzahl der Kernkraftwerke in Bau (zweite Zahlenangabe). In 3 Ländern waren 443 Kernkraftwerke in Betrieb, in 15 Ländern 62 Anlagen in Bau. Angaben zum , Stand: April atw 56. Jg. (211) Heft 4/5 April/Mai

3 Tab. 1: Kernkraftwerksblöcke in Betrieb und in Bau (Stichtag ), nukleare Stromerzeugung und Anteil der Kernenergie an der Gesamtstromerzeugung 21 weltweit (* teilweise vorläufige Angaben) [Quellen: Betreiberangaben, IAEO, atw] Anmerkungen: In den vergangenen Jahren sind die genehmigten und tatsächlichen Leistungswerte einer Reihe von Kernkraftwerken zum Teil erheblich aufgrund von technischen Maßnahmen erhöht bzw. angepasst worden, so in Belgien, Deutschland, Finnland, Korea, Schweden, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, Ungarn und den USA. Entsprechende Änderungen der Brutto- bzw. Nettoleistung sind in den vorliegenden Daten mit Stand 4/211 berücksichtigt. Die atw listet Kernkraftwerke als in Betrieb befindlich ab Erreichen der Erstkritikalität als nukleares Kriterium. Andere Quellen verweisen hier auf die erste Stromerzeugung oder die kommerzielle Inbetriebnahme. Projekte werden als in Bau befindlich gelistet, wenn eine Errichtungsgenehmigung vorliegt bzw. nach Aufnahme erster Bautätigkeiten ab Ausschachten der Baugrube. [Quellen: Betreiberangaben, IAEO]. Alle Angaben beziehen sich auf das Jahr 21. [1] Brasilien, Angra 3 (1.3 MWe Brutto-, MWe Nettoleistung): Die Fertigstellung des Kernkraftwerksblocks Angra 3 wurde nach rund 25 Jahren Bauunterbrechung, u.a. aufgrund von Finanzierungsproblemen, in 21 wieder aufgenommen. Der Block soll im Jahr 215 in Betrieb gehen. Angra 3 wurde ursprünglich von der Siemens/KWU errichtet und ist ein Druckwasserreaktor vom 1.3 MWe Bruttoleistung. [2] Bulgarien, Belene 1 und Belene 2 (jeweils 1.6 MWe Brutto-, 1. MWe Nettoleistung): Das Projekt Belene mit 2 Kernkraftwerksblöcken vom russischen Typ WWER läuft offiziell weiter. Optionen für die Frage nach der Projektfinanzierung werden geprüft. [3] China, Lingao II-1 (1.87 MW Brutto-, 1. MWe Nettoleistung) und Qinshan II-3 (642 MW Brutto-, 61 MWe Nettoleistung): Die beiden Kernkraftwerksblöcke haben in 21 Erstkritikalität erreicht und nach erster Netzsynchronisation den kommerziellen Betrieb aufgenommen. China, Changjiang 1, Changjiang 2, Fangchenggang 1, Fuqing 3, Haiyang 2, Ningde 3, Ningde 4, Taishan 2 und Yangjiang 3: Im Jahr 21 sind die Bauarbeiten für diese 9 Kernkraftwerksblöcke in China offiziell aufgenommen worden. Taishan 2 ist ein Reaktor vom Typ EPR der Areva, Haiyang 2 ein AP1 von Westinghouse. Damit sind in China aktuell 2 Blöcke vom Typ EPR (jeweils 1.75 MWe Brutto, 1.67 MWe Nettoleistung) und 6 vom Typ AP1 (jeweils 1.18 MWe Brutto, 1.1 MWe Nettoleistung) in Bau. Alle weiteren Kernkraftwerksblöcke sind vom Typ CPR der China National Nuclear Corporation (CNNC). [4] Frankreich, Phenix (25 MWe Brutto, 233 MWe Nettoleistung): Nach 36 Jahren Forschungs- und Pilotbetrieb hat das prototypische Natrium gekühlte schnelle Kernkraftwerk Phenix in 29 die Stromproduktion eingestellt. Am 1. Februar 21 wurde die Anlage endgültig abgeschaltet. [5] Indien, Rajasthan 6 und Kaiga 4 (jeweils 22 MWe Brutto, 2 MWe Nettoleistung): Die beiden Kernkraftwerksblöcke erreichten im Jahr 21 Erstkritikalität. Rajasthan 6 wurde zudem mit dem Netz synchronisiert und hat den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Indien, Kakrapar 3 und Kakrapar 4 (jeweils 7 MWe Brutto, 64 MWe Nettoleistung): Im Jahr 21 sind die Bauarbeiten für diese 2 Kernkraftwerksblöcke offiziell aufgenommen worden. [6] Japan, Monju (28 MWe Brutto, 246 MWe Nettoleistung): Nach einer 15-jährigen Betriebsunterbrechung ist das prototypische Natrium gekühlte schnelle Kernkraftwerk Monju am 6. Mai 21 wieder in Betrieb gegangen. Japan, Ohma (1.385 MWe Brutto, MWe Nettoleistung): Im Jahr 21 sind die Bauarbeiten für den Kernkraftwerksblock Ohma in Japan offiziell aufgenommen worden. [7] Korea, Shin Kori 1 (1.48 MWe Brutto, 1.1 MWe Nettoleistung): Der Kernkraftwerksblock erreichte Erstkritikalität, wurde mit dem Netz synchronisiert und hat den kommerziellen Betrieb aufgenommen. [8] Russland, Rostov 2 (1. MWe Brutto, 953 MWe Nettoleistung): Der Kernkraftwerksblock erreichte Erstkritikalität, wurde mit dem Netz synchronisiert und hat den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Russland, Rostov 3 (1.85 MWe Brutto, 1.11 MWe Nettoleistung): Der russische Bauträger des Kernkraftwerksblocks teilte mit, dass aufgrund erfolgter Bauarbeiten der Baubeginn des Blocks mit 29 festgelegt wird. Russland, Leningrad II-2 (1.17 MWe Brutto, 1.85 MWe Nettoleistung): Im Jahr 21 sind die Bauarbeiten offiziell aufgenommen worden. Russland, Rostov 4 (1.85 MWe Brutto, 1.11 MWe Nettoleistung): Im Jahr 21 sind die Bauarbeiten offiziell aufgenommen worden. atw 56. Jg. (211) Heft 4/5 April/Mai 283

4 Tab. 2: 1) Kernkraftwerksblöcke im Jahr 21 neu in Betrieb (Erstkritikalität, erste Netzsynchronisation und Aufnahme des kommerziellen Betriebs) sowie Baubeginn/Grundsteinlegung/Wiederaufnahme der Fertigstellung und Stilllegungen Indien: Das für das Nuklearprogramm des Landes zuständige Department of Atomic Energy hat aus der ursprünglich kanadischen Entwicklung eines CANDU-Reaktors eine eigene, indische Baureihe entwickelt. AEP: Atomenergoprom (Russland) CEA: Commissariat à l énergie atomique et aux énergies alternatives (Frankreich) CNNC: China National Nuclear Company (China) CGNPC: China Guangdong Nuclear Power Group (China) EPDC: Electric Power Development Company (Japan) FFNP: Fujian Fuqing Nuclear Power Co, Ltd (China) GFNPC: Guangxi Fangchenggang Nuclear Power Company Ltd (China) HNPC: Hainan Nuclear Power Company (China) JAEA: Japan Atomic Energy Agency KHNP: Korea Hydro & Nuclear Power Co., Ltd (Republik Korea) KOPEC: Korean Power Engineering Company (Republik Korea) LNPC: Lingao Nuclear Power Company Ltd (China) NNPC: Ningde Nuclear Power Company Ltd (China) NPCIL: Nuclear Power Company of India Ltd (Indien) NPPQJVC: Nuclear Power Plant Qinshan Joint Venture Company (China) Rosatom: State Atomic Energy Corporation (Russland) SNPC: Shandong Nuclear Power Company Ltd (China) TNPC: Guangdong Taishan Nuclear Power Joint Venture Company Limited (China) YNPC: Yangjiang Nuclear Power Company (China) Power Reactor) der China National Nuclear Corporation (CNNC). In Indien sind die beiden Projekte Kakrapar 3 und Kakrapar 4 im Jahr 21 in die Umsetzungsphase eingetreten. Aktuell sind damit 5 Blöcke in Bau. In Japan ist mit dem Kernkraftwerk Ohma in der nördlichen Provinz Aomori nach Shimane 3 erstmals seit 25 wieder ein neues Bauprojekt in Angriff genommen worden. Der Reaktor vom Typ ABWR (Advanced Boiling Water Reactor) wird eine Bruttoleistung von MWe und eine Nettoleitung von MWe haben und soll im Jahr 214 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Das Kernkraftwerksprogramm Russlands ist in 28 mit ambitionierten Schwerpunkten von der russischen Regierung beschlossen worden. Ab dem Jahr 212 soll jedes Jahr mindestens ein Kernkraftwerksblock mit 1. MW Leistung in Betrieb gehen. Vor dem Hintergrund der Auswirkungen der weltweiten Finanz- und 284 atw 56. Jg. (211) Heft 4/5 April/Mai

5 Wirtschaftskrise soll der Plan den jeweils aktuellen Bedarfsdaten angepasst werden. Mit Gießen des ersten Betons wurden die Bauarbeiten am 4. Neubaublock des Standortes Rostov sowie des Blocks Leningrad II-2 aufgenommen. Für den Block Rostov 3 wurde der Baubeginn aufgrund der weit fortgeschrittenen Vorbereitungsarbeiten des Bauplatzes vom Bauträger auf 29 datiert. Des Weiteren wird die Akademik Lomonosov, das erste schwimmende Kernkraftwerk der Welt (weltweit verfügen die USA, Russland, Großbritannien und Frankreich über entsprechende Erfahrungen Kernkraftwerke weltweit in Betrieb [-] Jahr Abb. 2: Entwicklung der Anzahl der in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke weltweit seit Inbetriebnahme der ersten kommerziellen Anlage, Calder-Hall 1, Großbritannien, im Jahr Ende 21 wurden 443 Kernkraftwerke betrieben. (Angaben zum , Stand: April 211) Installierte Kernkraftwerksleistung weltweit [1 3 MW] durch Bau und Betrieb von etwa 7 vorwiegend für den Militäreinsatz konzipierten U-Booten und Überwasserschiffen, aber auch zivilen Eisbrechern) seit 29 an einem neuen Werftstandort bei Sankt Petersburg für den späteren Einsatzort Vilyuchinsk fertiggestellt. Auf dem Leichter werden 2 Reaktoren vom Typ KLT-4S installiert. Diese stellen eine Weiterentwicklung bewährter, auf nuklear getriebenen Eisbrechern eingesetzter, Technik dar. Die beiden Reaktoren werden jeweils 73 MW Prozesswärme und 35 MW elektrischer Leistung zur Verfügung stellen. Der Leich- atw 4/ Jahr Abb. 3: Entwicklung der installierten Kernkraftwerksleistung weltweit seit Inbetriebnahme der ersten kommerziellen Anlage, Calder-Hall 1, Großbritannien, im Jahr Ende 21 betrug die Bruttoleistung der Anlagen insgesamt MW. (Angaben zum , Stand: April 211) atw 4/211 ter soll die Region Vilyuchinsk in Sibirien/ Kamtschatka mit Strom und Wärme versorgen. Die Region ist aufgrund ihrer Abgeschiedenheit nicht an das russische Stromversorgungsnetz angeschlossen. In Brasilien ist die Fertigstellung des Reaktors Angra 3 (1.3 MWe Brutto-, MWe Nettoleistung) nach rund 25 Jahren Bauunterbrechung, u.a. aufgrund von Finanzierungsproblemen, in 21 wieder aufgenommen worden. Der Block soll im Jahr 215 in Betrieb gehen. Angra 3 wurde ursprünglich von der Siemens/KWU errichtet und ist ein Druckwasserreaktor mit 1.3 MWe Bruttoleistung der bekannten in Deutschland errichteten Anlagen gleicher Kapazität. Aktive Bauprojekte (Anzahl in Klammern) sind damit für Argentinien (1), Brasilien (1), Bulgarien (2), China (27), Finnland (1), Frankreich (1), Indien (5), dem Iran (1), Japan (2), der Republik Korea (5), Pakistan (1), Russland (1), die Slowakische Republik (2), Taiwan (2) und den USA (1) zu verzeichnen. Für die beiden Projekte Belene 1 und Belene 2 in Bulgarien werden aktuell neue Finanzierungskonzepte entwickelt; der Bauträger führt das Projekt weiter. Die Blöcke Pickering A-2 und Pickering A-3 sowie Bruce A-1 und Bruce A-2 in Kanada befinden sich seit Mitte der 199er-Jahre in einem längeren Betriebsstillstand (Lay-up-Betrieb). Ein Wiederinbetriebnahmeprogramm ist für die beiden Blöcke am Standort Bruce vorgesehen und wird aktiv umgesetzt. Jeweils 2 Blöcke sind an den Standorten in den vergangenen Jahren wieder in Betrieb genommen worden. Bruce A-1 und Bruce A-2 können innerhalb der nächsten 2 Jahre wieder in Betrieb genommen werden. Weltweit befanden sich zum Jahreswechsel 21/211 rund 9 Projekte (8, d.h. ein Plus von 1 Anlagen) in der konkreten Planungs- bzw. Beantragungsphase. Hinzu kommen weitere etwa 12 (13) Absichtserklärungen von Unternehmen oder Regierungsstellen in weiteren Ländern. Die Entwicklung der Anzahl der weltweit betriebenen kommerziellen Kernkraftwerke sowie die zur Verfügung stehende Brutto-Kernkraftwerksleistung ist in Abbildung 2 und Abbildung 3 für die Jahre 1956 bis 21 dargestellt (1956: Inbetriebnahmejahr des ersten kommerziellen Kernkraftwerks, Calder Hall 1, in Großbritannien. Die erste nukleare Stromerzeugung erfolgte am 2. Dezember 1951 im US-amerikanischen Experimental Breeder Reactor EBR-1.) Bemerkenswert ist weiterhin der Kapazitätszuwachs (Abbildung 3) in den 198er-Jahren, als die unter dem Eindruck der ersten Erdölpreiskrise Anfang und Ende der 197er-Jahre georderten Kernkraftwerke mit hohen Leistungen je Anlage von im atw 56. Jg. (211) Heft 4/5 April/Mai 285

6 Stromerzeugung in Kernkraftwerken [1 6 MWh/a] Jahr 21 atw 4/211 Abb. 4: Entwicklung der Stromerzeugung in Kernkraftwerken weltweit (Ordinate links) seit Inbetriebnahme der ersten kommerziellen Anlage, Calder-Hall 1, Großbritannien, im Jahr 1956 sowie Entwicklung der durchschnittlichen Arbeitsverfügbarkeit (Ordinate rechts) der Kernkraftwerke. Im Jahr 21 wurden rund Mrd. kwh (netto) nuklear erzeugt (vorläufige Daten). (Angaben zum , Stand: April 211) 1 Mittel 1. MWe in Betrieb gingen. Weltweit und in Deutschland stellte bei dieser Entwicklung die Inbetriebnahme des Kernkraftwerksblocks Biblis A im Jahr 1974 mit MWe brutto einen wichtigen Meilenstein der Entwicklung leistungsstarker Anlagen dar, die zudem auch technisch für einen längerfristigen Betrieb von mehreren Jahrzehnten von vornherein ausgelegt wurden bis dato waren die Pilotanlagen u.a. mit dem Schwerpunkt technologischer Mach- und Umsetzbarkeit errichtet worden. Die seit etwa 1993 festzustellende Stagnation der Entwicklung von Kernkraftwerksanzahl und -leistung beruht einerseits auf der Stilllegung älterer, prototypischer und nicht mehr wirtschaftlicher Anlagen in den USA, Europa und den Staaten der GUS und andererseits dem kompensierenden Zubau von Kapazitäten im asiatischen Raum und Leistungserhöhungen bei laufenden Anlagen. Seit Mitte der 199er-Jahre sind bemerkenswerte Leistungserhöhungen realisiert worden. Allein durch weiter optimierte Turbinen können rund 5 % mehr an Kapazität gewonnen werden, ohne dass die Reaktorleistung erhöht wird. Ist auch eine Erhöhung der thermischen Reaktorleistung konstruktiv möglich, wurden bislang bis zu 2 % Erhöhung der Erzeugungsleistung in Ländern wie Schweden, der Slowakischen Republik, den USA und Ungarn genehmigt. Bis Mitte dieses Jahrzehnts wird mit einem weiteren Kapazitätszuwachs von insgesamt bis zu 4.5 MW weltweit gerechnet. Dies entspricht dem Neubau von etwa 4 großen Kernkraftwerksblöcken. Allein in den USA wurden Leistungserhöhungen im Umfang von rd. 5.8 MWe netto umgesetzt, weitere 3.3 MWe sind aktuell mit Umsetzung bis zum Jahr 215 beantragt. In Schweden verzeichnen die Beitreiber ein Leistungserhöhungsprogramm von insgesamt 1.5 MWe netto bis 214. Mit den 443 in Betrieb befindlichen Anlagen waren Ende 21 nur 2 Anlagen weniger in Betrieb als im bisherigen führenden Jahr 1997 mit 445 Kernkraftwerken. Nach der Datenerhebung stand mit den MWe brutto nuklearer Stromerzeugungskapazität die bislang höchste Leistung seit Inbetriebnahme des ersten Kernkraftwerks zur Verfügung. Die bislang höchste Kapazität von MWe war für Ende 27 zu verzeichnen. Bei der Netto-Stromerzeugung haben die Kernkraftwerke weltweit mit ca ,5 Mrd. kwh (29: ca 2.557,8 Mrd. kwh; vorläufige Angaben und Berechnungen, vgl. Tabelle 1 und Abbildung 4) in 21 ein im Vorjahresvergleich um rd. 3 % höheres und insgesamt sehr gutes Ergebnis erzielt. Das bisherige Bestergebnis weist für Mrd. kwh aus. Gute Betriebsergebnisse wurden von den Kraftwerken unter anderem aus China, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Russland und der Schweiz gemeldet. Die betriebliche Zuverlässigkeit der Anlagen insgesamt wird von der durchschnittlichen mittleren Arbeitsverfügbarkeit aller Kernkraftwerke weltweit unterstrichen (vgl. Bild 4). Diese hat seit Mitte der 199er-Jahre im Mittel zugenommen. Der starke Abfall der Verfügbarkeit Anfang der 199er-Jahre ist auf die in diesem Zeitraum stark zurückgehenden Verfügbarkeiten der Anlagen in den osteuropäischen Arbeitsverfügbarkeit [%] Staaten und den Staaten der GUS zurückzuführen, deren Betriebsdaten in diesen Jahren auch erstmals konsistent in die Statistik eingeflossen sind. Die langfristigen Stillstände einzelner leistungsstarker Kernkraftwerke bedingen auch die niedrigere mittlere Verfügbarkeit in den Jahren 26 bis 29. Kumuliert sind seit der ersten nuklearen Stromerzeugung rd Mrd. kwh netto Strom in Kernkraftwerken weltweit produziert worden. Die Erfahrungen im Kernkraftwerksbetrieb belaufen sich auf ca Reaktorjahre. Kernkraftwerke wurden im vergangenen Jahr 21 wiederum sicher betrieben. Es traten keine radiologischen Vorkommnisse auf, die Mensch und Umwelt gefährdet haben. Auch der Arbeitsschutz kann weltweit für Kernkraftwerke höchste Standards vermerken. Im Hinblick auf den Klimaschutz haben Kernkraftwerke etwa 2,5 Mrd. t Kohlendioxidemissionen 2) in 21 vermieden. Die durch Kernenergie vermiedenen Emissionen entsprechen rund 8 % der derzeit jährlichen weltweiten Emissionen von ca. 3 Mrd. t CO 2. Dies ist eine Menge, die deutlich höher liegt, als die in den vorliegenden internationalen Protokollen und Vereinbarungen zum Klimaschutz (Kyoto-Protokoll) vereinbarten weltweiten Reduktionsziele für den Zielzeitraum 28 bis 212! 1 Die Definition von Brutto- und Nettonennleistungen für Kraftwerke im Allgemeinen und Kernkraftwerke im Speziellen ist weltweit nicht einheitlich. Für einige Länder, wie z.b. Deutschland, existieren weitgehend verbindliche Begriffsdefinitionen und Kennzahlen, die nachvollziehbare Nennbedingungen berücksichtigen (bei einem Kondensationskraftwerk kann z.b. die elektrische Leistung bedingt durch höhere bzw. niedrigere Kühlwasser-Eintrittstemperaturen (Sommer, Winter) in einem Band von ca. +-3 % der Nennleistung liegen). Weiterhin sind die elektrischen Brutto- und Nettoleistungen in einzelnen Ländern nicht verbindlicher Teil der Genehmigung für die Anlage (genehmigt wird z.b. die maximale thermische Reaktorleistung ), sodass Angaben zur Generatorklemmleistung nicht verfügbar sind. Für z.b. die Kernkraftwerke russischer Bauart (WWER-Reaktoren, RMBK-Reaktoren) werden auch die Baulinienleistungen (WWER-44 = 44 MWe Bruttoleistung) angegeben. Die atw bemüht sich um eine möglichst kontinuierliche und konsistente Datenerhebung. Entsprechende Korrekturen erfolgen. 2 Umrechnung aus dem Stromerzeugungsmix der Kernenergie nutzenden Staaten. 286 atw 56. Jg. 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