LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS BERICHT ( ausformulierte Version)

Transkript

1 LLP/ERASMUS 2013/14 Zeitraum: WS Gastland: Tschechien Gastuniversität: Karls-Universität Programm: Erasmus via Fachbereich 16 studierte Fächer an Gasthochschule: Medizin Name:* (* Angaben werden vor Veröffentlichung auf unserer Webseite gelöscht.) Datum: LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS BERICHT ( ausformulierte Version) Vorbereitung: Meine Entscheidung, mit Erasmus in die Hauptstadt Tschechiens zu gehen, war relativ spontan und einem Freund geschuldet. Er hatte sich gegen Ende der Bewerbungsfrist für das Fach Medizin in Prag beworben und erfuhr von unserem Auslandsbeauftragten, dass er der einzige Bewerber auf fünf zu vergebende Plätze für die erste medizinische Fakultät in Prag sei. Daraufhin machte er in seinem Freundeskreis Werbung für Erasmus in Prag, woraufhin ich und eine weitere Freundin von ihm ins Grübeln kamen. Eigentlich wollte ich doch schon immer mal eine Auslandserfahrung machen und auf einmal schien es so einfach. Die Bewerbungsfrist war zwar längst vorbei, doch ich ging zum Auslandsbeauftragten des Fachbereichs 16 und fragte nach der Möglichkeit, mich auf Restplätze zu bewerben. Da noch 4 Plätze übrig waren, waren meine Chancen also sehr hoch. Nun hieß es also Learning Agreement zu erstellen, die geforderten Bewerbungsunterlagen auszufüllen und den Englisch-Sprachtest zu bestehen. Alles verlief problemlos. Die endgültige Zusage der Universität in Prag ließ leider einige Wochen auf sich warten, doch konnte ich mir ja eigentlich schon relativ sicher sein. Ankunft in Prag: Ende September 2013 bin ich dann mit meiner Kommilitonin, die sich ebenfalls auf den Restplatz beworben hat, mit meinem Auto nach Prag gefahren. Empfangen wurden wir von ihrem Buddy, eine tschechische Medizinstudentin, die sich als sehr hilfsbereit gezeigt hat und uns eine erste Orientierung verschafft hat. Jede/r Erasmusstudent /in an der medizinischen Fakultät bekommt im Voraus per Mail eine/n tschechische/n Student/in als Ansprechpartner/in. Am folgenden Tag fand die Einführungsveranstaltung der ersten medizinischen Fakultät statt, wo wir vom Dekan begrüßt wurden und über die Organisation informiert wurden. Die anschließenden Behördengänge hielten sich in Grenzen. Zum Pflichtprogramm gehörte, sich seine Studentenkarte, die ISIC-Karte (International student identity card), zu besorgen, die jeder Student an der Karlsuniversität braucht und mit der man viele Vergünstigungen erhält, wie zum Beispiel für Kulturangebote, einige Restaurants und vieles mehr, die einen aber auch zum Beispiel als Studentin der Karlsuniversität in Prag zur Nutzung der Bibliothek berechtigt. Nun fehlte noch das Ticket für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, für das man durch eine Bestätigung der Uni nur die Hälfte bezahlen musste. All diese Dinge konnte ich an einem Tag erledigen.

2 Wohnsituation: Bereits bei der Bewerbung in Deutschland musste ich angeben, ob ich in einem Wohnheim untergebracht werden möchte. Da ich im Sommer keine Zeit hatte nach Prag zu fahren, um eine WG zu finden, beschloss ich, für den Anfang ins Wohnheim zu ziehen und eventuell vor Ort nach einer WG zu suchen. Ich wurde dem Wohnheim Hostivar zu geteilt. Schon vor meiner Abreise hatte ich mich über dieses Wohnheim im Internet informiert und ein sehr mulmiges Gefühl entwickelt. Die Zimmer werden zu zweit bewohnt mit eigenem Badezimmer, jedoch besteht die Küche nur aus einem kleinen Kochfeld und einer Spüle, die sich ein ganzer Flur mit 10 Zimmern teilt. Im Flur stehen 2 Kühlschränke. Kosten pro Monat: 140. Meine Zweifel haben sich bei meiner Ankunft definitiv bestätigt. Und ich hatte noch Glück, da ich mit meiner Kommilitonin ein Zimmer teilen konnte und eben nicht das wirklich winzige Zimmer mit einer fremden Studentin teilen musste. Die Angestellten des Wohnheims waren sehr unfreundlich und überhaupt nicht hilfsbereit. Das lag mit unter an den sehr schlechten Englischkenntnissen der Angestellten und ehrlich gesagt auch an der tschechischen Mentalität, denn wie ich im Laufe meines Semesters immer wieder merkte, sind die Tschechen nicht die freundlichsten und aufgeschlossensten Menschen. Insgesamt besteht Kolej Hostivar aus 10 Plattenbauten und einer großen Lobby im Eingangsbereich, wo sich abends immer viele Studenten treffen. Die Erasmus-Studenten waren alle in den Häusern 1-4 untergebracht. Die anderen Häuser werden von tschechischen Studenten bewohnt. Das kleine Zimmer, die fehlende Sitzmöglichkeit in der Küche (es gibt keinen Esstisch), die wirklich alte Ausstattung des Wohnheims waren für mich insgesamt für ein Semester auszuhalten. Der größte Kritikpunkt für mich persönlich war jedoch die Lage des Wohnheims. Hostivar ist ein Vorort von Prag und liegt ca 30-40min mit der Tram vom Stadtzentrum und auch der Fakultät entfernt. Trotz allem entschied ich mich, im Wohnheim wohnen zu bleiben, denn einen großen Vorteil hat es, man trifft unheimlich viele und tolle Leute. Und so kann man sich immer auf dem Flur oder in der Lobby treffen, auch wenn man mal nicht ausgehen will. Studium: Nach einer freien Woche, in der man die Stadt schon einmal kennen lernen konnte, ging der erste Kurs los. Die Kurse ab dem 4.Jahr werden in Prag als Blockkurse angeboten, die teilweise zusammen mit den Studenten des Englisch-Parallel-Semesters stattfinden. Das sind internationale Studenten, die ihr komplettes Medizinstudium in Prag auf Englisch absolvieren. Ehrlich gesagt gab es anfangs etwas Probleme mit meinen eingewählten Kursen. In einige Kurse bin ich nicht reingekommen, weil sie anscheinend voll waren. Die Ansprechpartnerin war sehr nett, doch auch etwas überfordert, denn es war ihr erstes Jahr als Erasmus-Koordinatorin. So beschloss ich und auch einige andere der Studenten, die Lehrenden am Anfang der Kurse persönlich um die Teilnahme zu bitten, was auch keiner verwehrte. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, an der zweiten und dritten Fakultät Kurse zu belegen, falls diese noch Verfügbarkeiten haben. An der ersten Fakultät gibt es auch eine sehr engagierten Fachschaft, die Veranstaltungen für Erasmus-Studenten anbietet und ein hilfsbereiter Ansprechpartner bei Problemen oder Fragen ist. Sie haben Räumlichkeiten im Fausthaus an der Fakultät, wo sich auch Computer befinden, die man nutzen kann oder man nutzt dort einfach Zeit zwischen zwei Veranstaltungen, um einen Kaffee zu trinken.

3 Das Studium an sich war überwiegend gut. Es hing jedoch stark von den Englischkenntnissen der Lehrenden ab. Ein Nachteil für das Medizinstudium ist sicher die mangelnde Kommunikationsfähigkeit mit den Patienten, die zum größten Teil kein Englisch können. So mussten die Ärzte immer übersetzen. Die Bibliothek der ersten Fakultät ist selbstverständlich zugänglich für Erasmus-Studenten, Voraussetzung ist allerdings der Besitz der ISIC-Karte. Bücher kann man sich ausleihen, wenn man sich in der Bibliothek speziell noch einmal angemeldet hat. Die Öffnungszeiten sind etwas gewöhnungsbedürftig für Mediziner, keine Öffnung am Wochenende, Freitags schließt die Bibliothek um 16Uhr. Studentische Vergünstigungen: Für Studenten bietet die Stadt Prag sehr viel. Mit der ISIC- Studentenkarte bekommt man in verschiedensten Bereichen bis zu 50 Prozent Rabatt. Hervorzuheben ist da das Kulturangebot. Für Oper, Ballett, Theater und vieles mehr zahlt man je nach Sitzplatzwahl umgerechnet maximal 6-8. Auch in einigen Restaurants kann man vergünstigt essen (zum Beispiel Pizzeria Einstein). Ebenso bekommt man Vergünstigungen für Tickets für die zahlreichen Busunternehmen, mit denen man verschiedenste Ausflüge außerhalb Prags machen kann. Alltag und Freizeit: Prag ist definitiv eine sehenswerte Stadt und für mich persönlich sogar eine der schönsten Städte, in denen ich bisher war. Prag strahlt mit seiner wunderschönen Altstadt, der berühmten Karlsbrücke, und der schönen Burg sehr viel aus. Das Stadtzentrum ist sehr sauber und gepflegt und die Moldau untermalt das schöne Bild. Prag ist allerdings eine sehr touristische Stadt, vor allem am Wochenende ist z.b. die Karlsbrücke voll mit Touristen. In der Einführungswoche wurden unter anderem kostenlose Stadtführungen angeboten, was ich für eine erste Orientierung und ein paar geschichtliche Informationen über die Stadt nur empfehlen kann, selbstverständlich ist das auch wieder eine gute Möglichkeit, Leute kennen zu lernen. Tschechien ist bekannt für seinen Bierkonsum und so mangelt es auch in Prag nicht an Kneipen, in denen man das Pivo bekommt. Für einen halben Liter zahlt man zwischen 25 und 50 Kronen (umgerechnet ungefähr 1-2 Euro). Dabei sollte man nicht nur in die Touristenkneipen gehen, denn da zahlt man immer mehr, sondern auch mal die typischen tschechischen Kneipen ausprobieren, wo sich die Touristen eher selten rein verirren. Hier mag man sich anfangs vielleicht über die ruppige und unfreundliche Art der Kellner wundern, aber der Bierpreis liegt selten über 30 Kronen. Essen gehen ist in Prag vergleichsweise zu Deutschland auch sehr günstig, selten zahlt man für ein Essen mehr als 6 Euro, abhängig aber natürlich auch von der Art und Lage des Restaurants. Supermärkte jedoch sind im Vergleich zu Deutschland nicht billiger, teilweise sind die Produkte sogar teurer. Das Nachtleben kommt in Prag auch nicht zu kurz. Es gibt viele Clubs mit verschiedenen Musikrichtungen und es werden auch sehr viele Erasmus-Parties angeboten, die aber meistens sehr voll sind und Eintritt kosten. Auch am Wochenende ist es meistens sehr voll in den Diskotheken und Bars, sodass man entweder ganz früh oder sehr spät ausgehen sollte, um lange Schlangen zu vermeiden.

4 Mit meinen Erasmus-Freunden habe ich einige Kurztrips gemacht. Innerhalb Tschechiens kann ich folgende Ziele empfehlen. Eine Reise in die Vergangenheit der Nazi-Zeit bietet ein Ausflug nach Theresienstadt, wo man eine sehr interessante Führung durch das Konzentrationslager buchen kann. Mit dem Bus fährt man ca. eineinhalb Stunden nach Terezin (das ist der tschechische Name). Des Weiteren waren wir für einen Tag in Karlsbad, auf tschechisch Karlovy Vary. Das ist eine kleine aber wunderschöne Stadt, die bekannt ist für seine vielen Thermen und ist ein beliebter Kurort in Tschechien. Die Busfahrt dauert knapp 2 Stunden, ein Tagesausflug ist jedoch ausreichend. Mit dem Zug sind wir für einen Tag nach Pilsen gefahren, die Stadt in der das Pilsener Urquell gebraut wird. Zufällig fand an diesem Wochenende das Pilsener Fest statt, mit vielen Essensständen und Live-Musik. Wir nahmen außerdem an einer Führung durch die Pilsener Brauerei teil. Allerdings muss ich sagen, dass die Stadt Pilsen abgesehen von der Brauerei nicht wirklich sehenswert ist. Prag liegt wirklich optimal, auch für weitere Städtetrips außerhalb Tschechiens. So reisen viele nach Berlin, Dresden, Wien, Bratislava, Krakau oder Budapest. Einige dieser Trips werden auch als organisierte Wochenendtrips für Erasmusstudenten angeboten. Dennoch ist es auch kein Problem, sich als kleine Gruppe diese selbst zu organisieren, denn es gibt viele Busunternehmen, die einen preiswert in die verschiedenen Städte bringen. Reisekosten / Gepäcktipps / Sicherheit: Da ich wusste, dass das Wohnheim Hostivar keinerlei Geschirr bereit stellt, wollte ich Geschirr sowie Töpfe und Pfannen mitnehmen. Es gibt eine gute Verbindung nach Prag ab Nürnberg mit dem Bus der Deutschen Bahn, der ungefähr 3,5 Stunden bis Prag braucht. Des Weiteren gibt es einen Bus der Firma Eurolines, der in 7-8 Stunden direkt von Frankfurt nach Prag fährt, Kosten ca 50. Ich entschied mich mit meiner Kommilitonin mit meinem Auto nach Prag zu fahren. Voll gepackt brachte uns mein Auto sicher nach Prag, doch es überlebte leider nur 3 Wochen, bis es in einer Wohnstraße neben dem Wohnheim geklaut wurde. Dieses Klischee hat sich in meinem Fall leider bewahrheitet. Die Polizei war sehr hilfreich, jedoch überhaupt nicht in der Lage Englisch zu sprechen, sodass ich einen tschechisch sprechenden Freund bitten musste, mein Übersetzter bei der Anzeige zu sein. Es ist also definitiv nicht empfehlenswert, mit dem Auto nach Prag zu fahren, solange man keinen bewachten Parkplatz hat und erst recht nicht, wenn man einen Skoda fährt. Das ist zwar das meist gefahrene Auto dort, weil Skoda eine tschechische Marke ist, aber gerade diese Autos werden bevorzugt gestohlen, um die Einzelteile weiter zu verkaufen. Generell muss man in den U-Bahnen, Trams, auf öffentlichen Plätzen immer auf seine Tasche aufpassen. Geklaut wird in Tschechien gerne. Auch in manchen Kneipen war nach einem feuchtfröhlichen Abend die Jacke eines Freundes nicht mehr da. Mir selbst ist das nicht passiert, so lange man seine Sachen im Blick hat, ist das Risiko gering. Aber besondere Vorsicht ist in den Night- Trams geboten. Viele schlafen nach einer durchtanzten Nacht in der Tram auf dem Nachhauseweg ein und werden beklaut, deshalb sollte immer mindestens einer wach bleiben und aufpassen. Besonders in der Tram zurück nach Hostivar ist das einigen passiert.

5 Kosten: Insgesamt ist Prag eine günstige Stadt, in der man mit wenig Geld eine Menge Spaß haben kann. Durch das Wohnen im Wohnheim spart man ebenfalls Geld, das man zum Beispiel für Städtetrips nutzen kann. Persönliches Fazit: Für mich persönlich war Erasmus in Prag eine tolle Erfahrung, um die ich sehr froh bin, sie erlebt zu haben. Die vielen internationalen Leute, die ich dort kennen gelernt habe, hatten einen großen Anteil an der intensiven Zeit in dieser wunderschönen Stadt. Ich hoffe, ich konnte mit meinem Bericht die Lust an Erasmus in einigen Studenten wecken. Datum: Unterschrift: