GRUNDLAGEN DER GERMANISTIK. Herausgegeben von Christine Lubkoll, Ulrich Schmitz, Martina Wagner-Egelhaaf und Klaus-Peter Wegera
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1 GRUNDLAGEN DER GERMANISTIK Herausgegeben von Christine Lubkoll, Ulrich Schmitz, Martina Wagner-Egelhaaf und Klaus-Peter Wegera 36
2 Phraseologie Eine Einführung am Beispiel des Deutschen von Harald Burger 4., neu bearbeitete Auflage ERICH SCHMIDT VERLAG
3 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Weitere Informationen zu diesem Titel finden Sie im Internet unter ESV.info/ Umschlaggestaltung unter Verwendung von Pieter Bruegels Die niederländischen Sprichwörter, bpk/gemäldegalerie, SMB/Jörg P. Anders 1. Auflage: Auflage: Auflage: Auflage: 2010 ISBN Alle Rechte vorbehalten Erich Schmidt Verlag GmbH & Co., Berlin Dieses Papier erfüllt die Frankfurter Forderungen der Deutschen Nationalbibliothek und der Gesellschaft für das Buch bezüglich der Alterungsbeständigkeit und entspricht sowohl den strengen Bestimmungen der US Norm Ansi/Niso Z als auch der ISO-Norm Satz: H & P, Bielefeld Druck und Bindung: Danuvia Druckhaus, Neuburg
4 Inhalt Vorwort Einführung und Grundbegriffe Erste Beobachtungen und Grundbegriffe Polylexikalität Festigkeit Gebräuchlichkeit Psycholinguistische Festigkeit Strukturelle Festigkeit Irregularitäten Restriktionen Relativierung der strukturellen Festigkeit Variation Modifikation Fehler Pragmatische Festigkeit Idiomatizität Klassifikation und Terminologie Methodische Probleme Basisklassifikation und -terminologie Syntaktische Klassifikation Spezielle Klassen Modellbildungen Zwillingsformeln Komparative Phraseologismen Kinegramme Geflügelte Worte Autorphraseologismen Onymische Phraseologismen Phraseologische Termini Klischees Mischklassifikationen Kollokationen Routineformeln Semantik I: Hauptprobleme Die freie Bedeutung der Komponenten Die Lesarten des Phraseologismus Motiviertheit Semantische Autonomie der Komponenten
5 Inhalt 3.5. Semantische Besonderheiten von Phraseologismen Polysemie Synonymie Komplexität Vagheit Expressivität Phraseologie als sekundäres semiotisches System Semantik II: Idiom und Metapher Die kognitive Perspektive Das idiomatische Bild Idiom und Wortmetapher Sprichwort Hauptmerkmale Funktionen des Sprichworts im Wandel Verbürgung von Wahrheit Belehrung Kontextuelle Funktionen Die heutige Situation Sprichwörter andere Phraseologismen: Unterschiede und Gemeinsamkeiten Geschichtliche Aspekte Motive für die Frage nach der Historizität Phraseologie in älteren Texten Identische Phraseologismen Ausgestorbene Phraseologismen Phraseologismen mit anderer lexikalischer Besetzung Phraseologismen mit morphosyntaktischen Differenzen Phraseologismen mit gleicher (oder fast gleicher) Form, aber anderer Bedeutung Phraseologismen mit unikalen Komponenten, die damals noch durchsichtige Phraseologismen waren Phraseologismen, die damals noch freie Wortverbindungen oder nur schwach phraseologisierte Verbindungen waren Univerbierte Phraseologismen Fazit Phraseologismen im Text Der Ort des Phraseologismus im Text Einbettung in den Kontext Kohäsion Modifikation
6 Inhalt Typen von Modifikationen Grenzen der Modifikation Semantische Steuerung durch den Kontext Phraseologismen und Textsorten Idiome und Bilder im Fernsehen Phraseologische Termini in Fachtexten Phraseologie in Kinderbüchern Phraseologismen im Wörterbuch Theorie und Praxis Fragen der Benutzer an das einsprachige Wörterbuch Woran erkennt der Benutzer, dass eine bestimmte Wortverbindung phraseologisch ist? Unter welchem Stichwort findet man den Phraseologismus? An welcher Stelle im Artikel findet man den Phraseologismus? Welches ist die normale Form des Phraseologismus? Externe Valenz Morphosyntaktische Restriktionen Was bedeutet der Phraseologismus? In welchen Situationen und unter welchen Bedingungen kann man den Phraseologismus [nicht] verwenden? Stilschichten und zeitliche Zuordnungen Sprechereinstellungen Illokutionen Phraseologische Spezialwörterbücher onomasiologisch geordnet Anordnung nach Sachgebieten Anordnung nach Begriffen (Zielbereich) Regionale Differenzen Der Bestand an regionalen Differenzen Syntaktische Klassen von Helvetismen Strukturelle Besonderheiten der Helvetismen und Austriazismen Regionale Differenzen als Varianten Eigenständige regionale Bildungen Soziolinguistische Aspekte Stilistische Funktionen Bereicherung des phraseologischen Bestandes Hinweis auf Landestypisches Reflex von Mündlichkeit im geschriebenen Text Fazit
7 Inhalt Literatur Sachregister
8 Vorwort 1973 habe ich, zusammen mit dem Slavisten Harald Jaksche, unter dem Titel Idiomatik des Deutschen eine Einführung in den Bereich der Linguistik verfasst, den wir in heutiger Terminologie eher Phraseologie nennen würden 1. Wir haben damals versucht, die im Bereich der slavischen Sprachen schon sehr intensive Phraseologie- Forschung fürs Deutsche fruchtbar zu machen. Das bereits 1909 publizierte grundlegende Werk von Charles Bally, Traité de stylistique française, das erstmals ein konzeptuelles Gerüst für die Untersuchung phraseologischer Phänomene schuf, wurde in der Sowjetunion rezipiert, doch fand die Phraseologie der germanischen und romanischen Sprachen für ungefähr ein halbes Jahrhundert kaum mehr Beachtung. In den 70er und 80er Jahren wurde dann zunehmend auch die deutsche Phraseologie zum Gegenstand größerer Forschungsunternehmen publizierten Annelies Buhofer, Ambros Sialm und ich das in Zürich entstandene Handbuch der Phraseologie, und im gleichen Jahr erschien in Leipzig Wolfgang Fleischers Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. In den letzten Jahren ist das Interesse an Phraseologie noch einmal sprunghaft gewachsen, wie die Vielzahl an neuen Publikationen in den verschiedensten Teilbereichen des Gebietes zeigt. Jetzt gibt es ein neues Handbuch Phraseologie (hrsg. von Harald Burger, Dmitrij Dobrovol skij, Peter Kühn, Neal R. Norrick, 2007) in der Reihe Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. (Die 1997 erschienene zweite Auflage von Fleischers Buch bietet zwar in einem neuen Kapitel einen knappen Überblick über die Entwicklung der neueren Forschung, doch bleibt die Konzeption des Buches im Wesentlichen diejenige der ersten Auflage.) In der gegenwärtigen Situation scheinen mir einführende Darstellungen besonders wichtig zu sein, die denjenigen, die sich mit Phraseologie befassen wollen, eine aktuelle Orientierung im unübersichtlich gewordenen Forschungsfeld ermöglichen. Christine Palm hat 1995 eine Darstellung ( Phraseologie eine Einführung, 2. Aufl. 1997) veröffentlicht, die mit anschaulichem Beispielmaterial einen ersten Einblick in die vielfältigen Fragestellungen der heutigen Phraseologieforschung gibt. Donalies (2009) vermittelt in gut lesbarer Form Basiswissen zu einigen Aspekten der Phraseologie. Was mir nach wie vor zu fehlen scheint und das möchte das vorliegende Buch leisten, ist eine systematische und auf dem aktuellen Erkenntnisstand basierende Einführung in Grundbegriffe, Analysekriterien und Kategorienbildung einerseits, in die Haupterscheinungen der Verwendung von Phraseologie in heutiger gesprochener und geschriebener Sprache andererseits. Wer diese Einführung gelesen hat, sollte in der Lage sein, phraseologische Phänomene in der Kommunikation wahrzunehmen, ihre Funktion zu begreifen und zu sehen, wo es sich lohnt, weiterzufragen und neuen Wegen zu folgen. Die systematischen Aspekte werden dabei nur soweit differenziert, wie es im Rahmen einer Einführung nötig und sinnvoll ist, und die eingeführten Begriffe werden durchweg an soweit wie möglich authentischen Beispieltexten erläutert. 1 Zur Geschichte der germanistischen Phraseologieforschung vgl. Burger (2004a und 2005), Kühn in Burger/ Dobrovol skij/ Kühn/ Norrick (Hrsg., 2007), Bd. 2, Art
9 Vorwort Als Germanist beziehe ich mich im Wesentlichen auf die deutsche Sprache. Doch sind Grundbegriffe und Analysekriterien nicht an eine einzelne Sprache gebunden. Jede Einführung in ein Forschungsgebiet muss ihre eigenen Schwerpunkte wählen. Hauptakzente meiner Darstellung liegen im Bereich der Semantik des Phraseologismus und der Verwendung von Phraseologismen in Texten. Aus ganz praktischen Erwägungen scheint mir ferner gerade für jemanden, der sich mit Phraseologie zu beschäftigen beginnt, die Frage wichtig zu sein, wie Phraseologie in Wörterbüchern zur Geltung kommt, wo und wie man Auskunft erhält über einen bestimmten Ausdruck. Besonderes Gewicht lege ich auch auf die historische Dimension der Phraseologie: Den heutigen Sprachgebrauch zu beschreiben, muss sicher das primäre Ziel einer Einführung sein. Doch kann man auch der heutigen Sprache nur gerecht werden, wenn man sie als ein Gebilde im Wandel begreift und wenn man sieht, wie die Phraseologie sich zu ihrem heutigen Zustand hin entwickelt hat. Dass die deutsche Phraseologie nicht eine uniforme Größe ist, möchte ich schließlich an den beträchtlichen Unterschieden demonstrieren, die sich innerhalb der Regionen des Sprachgebietes zeigen. Ein Wort zur allgemeinen Terminologie: Geläufige sprachwissenschaftliche Grundbegriffe (wie Valenz, Pragmatik u. ä.) aus anderen Teilbereichen der Linguistik können jeweils nur knapp erklärt oder umschrieben werden; man konsultiere dafür gängige Nachschlagewerke wie H. Bußmann (Hrsg.), Lexikon der Sprachwissenschaft, 4. Aufl. Stuttgart 2008, oder Th. Lewandowski, Linguistisches Wörterbuch, Heidelberg 1990, oder A. Linke/ M. Nussbaumer/ P. R. Portmann/ U. Willi, Studienbuch Linguistik, 5. Aufl. Tübingen Zur graphischen Gestaltung des Textes: Phraseologismen und Wörter, über die im Text gesprochen wird, sind kursiv gesetzt. Hervorhebungen in Beispieltexten, die von mir vorgenommen werden, sind gleichfalls kursiv gesetzt. Schlüsselbegriffe im Text sind durch Fettdruck hervorgehoben. Kleine Exkurse zu Forschungskontroversen oder zu terminologischen Problemen werden, wo sie mir unbedingt nötig erscheinen, als Fußnoten vermittelt. Bei Bedeutungsangaben für Phraseologismen halte ich mich, soweit möglich, an Duden 11. Die Bedeutungsangaben sind in einfache Anführungszeichen gesetzt. Danken möchte ich Annelies Häcki Buhofer, die meinen Text in erster Fassung kritisch gelesen hat und der ich zahlreiche hilfreiche Hinweise verdanke, sowie Annette Sabban und Peter Zürrer, die mir Anregungen für die Überarbeitung der weiteren Auflagen gegeben haben. Hiloko Kato und Peter Zürrer danke ich für die kritische Durchsicht der Änderungen für die dritte bzw. vierte Auflage. Meine Studierenden, mit denen ich erste Versionen des Textes diskutieren konnte, haben dazu beigetragen, dass die vorliegende Fassung eine so hoffe ich wenigstens vertretbare Balance zwischen Fachlichkeit und Lesbarkeit erreicht hat. 10
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