Travemünde. Lübeck. Mit großem Cityplan

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1 Mit großem Cityplan Lübeck Travemünde Die Highlights der Stadt direkt erleben Durch Shoppingmeilen und Szeneviertel bummeln Die besten Adressen zum Ausgehen

2 e ffstraße Werftstr. B Schul- Dröge- straße Warendorpstra Wielandstr. Wallstr. Kat 15 x Lübeck direkt erleben Schwartauer Allee Moislinger Allee Kockstr. Katharinenstraße Lachswehrallee Lachswehr Lübecker Stadtgraben N m Willy-Brandt-Allee Lübeck vom Wasser aus Beckergrube An der Obertrave Kolk Willy-Brandt-Allee Fischergrube Mengstr. Possehlstraße Marienstraße Lastadie 9 Possehlstraße An der Untertrave Wallhafen Kulenkampkai Holstenhafen 700 Jahre Architekturgeschichte St. Marien und St. Jakobi (S. 34) Wallstraße 10 Hansahafen An der Untertrave 10 2 Beckergrube Mühlendamm Hüxstr. 3 Königstraße Mühlenstraße Dom Behnkai Breite Straße Die Ganghäuser (S. 61) Die Ganghäuser (S. 61) Koberg Dr.-J.-Leber-str. 6 Königstraße hauerstr. Wahmstraße INNENSTADT Gustav- Radbruch-Platz Lindenplatz Lachswehrbrücke Possehl- Possehlstraßbrücke Hauptbahnhof St.-Aegidien- Kirche Sophienstraße 4 7 An der Mauer Wallstraße Burgtor Große Gröpelgrube Große Burgstraße Hüxstr. Mühlenbrücke Heiligen-Geist- Hospital Kanalstraße An der Mauer Krähenstraße Kronsdorfer Allee Mühlenteich Krähenteich Brückenweg Wakenitzmauer Ratzeburger Allee Rehderbrücke Goethestraße Am Kanal-Trave Kanalstraße Kanalstraße Bismarckstraße Neustraße Falkenstraße Hüxter Damm Hüxtertorallee Vo Kleiner Roeckstraße Klughafen Kalandstraße Großer Vogelsang Wakenitzstraße Klosterstraße Lang Klughafenbrücke Klughafen Düker Falkenstraße Birkenstr. Hasenweg Lübecks Geistesgrößen (S. 41) Historische Bibliothek und schwarze Kunst (S. 51) Obere Königstraße (S. 47) 5 Hüxstraße (S. 44) 11 Museumsquartier St. Annen (S. 65) Gneversdorfer Weg Glockengießerstr. Fleisch- Zietenstraße Wakenitzstraße P Moltkestraße N Parkst Zuleitungskanal Howingsbrook Moorredder Mühlenberg Travemünde Roeckstraße Wakenitz Vogteistraße Vorderreihe m Kurgartenstr. Wakenitzufer Krügerstraß 12 Moltkebrücke Steenkamp Rose Rose Fehlingstraße Untertrave Bon dwig- Charlotten- Victoriastraße straße Hohen- ST. GERTRUD Marlistraße Walbrechtstraße stauffen- Rathaus (S. 58) (S. 30) 1 Holstentorplatz (S. 38) Markt Marzipan und Rotspon St.-Petri- Kirche (S. 54) 8 Klingenberg Mühlentorplatz Burgtorbrücke Puppenbrücke Wallbrücke Wipperbrücke Marienstraße Marienbrücke Moltkeplatz Stülpnagelstr Arnimstraße Marlistraße Kanutour auf der Wakenitz (S. 68) Brodtener Steilufer (S. 77) Lembkestr. Parkallee Außenallee Travepromenade Mecklenburger Landstraße Kaiserallee Bertlingstr. 15 Kaiserallee straße Straße Rudolf-Groth rüner Weg Waldsee- straße Lübecker Bucht Strandpromenade PRIWALL Walbrechtstraße Roonstraße 13 Seebad Travemünde (S. 71) 14 Maritimes Travemünde (S. 74) Nordermole

3 Lübeck Travemünde Nicoletta Adams Diese Symbole im Buch verweisen auf den großen Cityplan!

4 Willkommen Mein heimliches Wahrzeichen 4 Erste Orientierung 6 Schlaglichter und Impressionen 8 Geschichte, Gegenwart, Zukunft 16 Reiseinfos von A bis Z x Lübeck direkt erleben 1 Gekonnter Stilmix das Lübecker Rathaus 30 Im Laufe der Jahrhunderte wurde es immer wieder umgebaut, heute gehört das Lübecker Rathaus zu den schönsten in Deutschland. 2 Türme und Orgeln St. Marien und St. Jakobi 34 Die Gotteshäuser spiegeln die Bedeutung der Hansestadt im Mittelalter: In St. Marien und St. Jakobi lässt sich Ungewöhnliches entdecken. 3 Süßes Brot und herber Tropfen Marzipan und Rotspon 38 Diese Spezialitäten Lübecks vereinen Naschkatzen und Weinkenner. 4 Dichter, Denker, Nobelpreisträger Lübecks Geistesgrößen 41 Drei Museen stellen die schreibenden Brüder Heinrich und Thomas Mann, den Künstler Günter Grass und den Ausnahmepolitiker Willy Brandt vor. 5 Entspanntes Shoppen mitten in der Stadt die Hüxstraße 44 Abseits des Einheitsallerleis der großstädtischen Einkaufsstraßen präsentieren sich in der Hüxstraße originale wie originelle Läden. 6 Abwechslungsreiche Kulturmeile Obere Königstraße 47 Arme, Mäzene, Künstler, Kapitäne: ein Blick in die Geschichte der Stadt. 7 Für Bücherwürmer historische Bibliothek und schwarze Kunst 51 Auf den Spuren der ersten Druckkünstler und uralter Bücher. 8 Eine Zeitreise 700 Jahre Architekturgeschichte 54 Gotik, Renaissance, Barock, Klassizismus und Moderne die Bürgerhäuser in der Altstadt vereinen zahlreiche Baustile auf engstem Raum. 9 Wipperbrücke und Schlüpferallee Lübeck vom Wasser aus 58 In einer Stunde schippert man mit dem Boot rund um die Altstadt und sieht viele Sehenswürdigkeiten aus neuer Perspektive. 10 Einst pure Not, heute heiß begehrt die Ganghäuser 61 Von einst 200 Gängen in Lübeck sind noch rund 85 erhalten, die als städtebauliche Einmaligkeit zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. 11 Mittelalter trifft Moderne Museumsquartier St. Annen 65 Ein einstiges Kloster birgt jahrhundertealte sakrale und moderne Kunst. 2

5 12 Amazonas des Nordens Kanutour auf der Wakenitz 68 Auf nur knapp 14 Kilometern, erlebt man hier eine Artenvielfalt und Urwüchsigkeit, die ihresgleichen sucht. 13 Badekarren und Strandkörbe das Seebad Travemünde 71 Vom kleinen Fischerdorf zum mondänen Seefrische-Ort: Frischen Fisch bekommt man nach wie vor. 14 Maritimes Travemünde»Passat«und Alter Leuchtturm 74 Geschichtsträchtiger Windjammer und altes Leuchtfeuer lassen Groß und Klein staunen. 15 Stück für Stück ins Meer zurück das Brodtener Steilufer 77 Der Weg entlang der Steilküste entführt in die jahrtausendealte Geschichte der Ostsee und Schleswig-Holsteins toller Ausblick inklusive. Noch mehr Lübeck und Travemünde 80 Gebäude, Ensembles 80 Kirchen 84 Museen 86 Grüne Oasen 87 Ausflüge 88 Bad Segeberg 88 Badeorte nördlich von Travemünde 88 Dummersdorfer Ufer 91 Gothmund 91 Zu Gast in Lübeck Übernachten 94 Günstig und nett 95 Stilvoll wohnen 96 Essen und Trinken 98 Cafés und Frühstücken 99 Gourmetlokale 100 Gut und günstig 102 Traditionslokale 103 Fisch 104 Alternativ 105 Einkaufen 106 CDs und Noten 107 Delikatessen und Lebensmittel 107 Geschenke, Souvenirs, Design 107 Kunsthandwerkermärkte 108 Schmuck 109 Traditionsläden 109 Ausgehen abends und nachts 110 Bars und Kneipen 111 Diskotheken 113 Kinos 113 Livemusik 113 Theater 114 Schwul und lesbisch 115 Register 116 Autor, Abbildungsnachweis, Impressum 120 3

6 Willkommen Mein heimliches Wahrzeichen

7 Ganz so geheim sind die Gänge mit ihren hübschen Häuschen gar nicht mehr. Sie gehören zu Lübeck wie das Holstentor, die Backsteinarchitektur und das berühmte Marzipan. Aber kaum sind hier die Touristenströme versiegt, weht ein Hauch von Geheimnis und Abenteuer durch die einzigartigen Wohngänge und man taucht ein in die mittelalterliche Geschichte. Trotzdem ist die pulsierende Stadt spürbar nah, wie hier im Sievers Thorweg, überragt von den Türmen von St. Marien: Gleich um die Ecke locken Sehenswürdigkeiten und reichhaltige Gastronomie.

8 Erste Orientierung Stadt der großen Namen mit Marzipangeschmack Sieben Kirchtürme, Stadttore, Speicherhäuser, winzige Gänge und Hinterhöfe laden zu einer Zeitreise durch Geschichte und Architektur ein. Jedoch nicht nur die große Historie zieht Besucher in das lebendige Museum Lübeck. Die geschäftige Stadt mit ihren Kontrasten besteht aus zehn Stadtteilen, wobei das historische Zentrum in der Innenstadt liegt und zu Fuß entdeckt werden will. Hier findet man Stille in den Hinterhöfen mit kopfsteingepflasterten Gassen und Gängen ebenso wie pulsierendes Leben auf den breiten Straßen, Plätzen sowie an den Ufern von Trave und Wakenitz. Rathaus und Marienkirche D 4 Der beste Treffpunkt für eine erste Erkundung Lübecks ist der Rathausplatz. Das prächtige Rathaus war und ist das historisch-politische Zentrum und seit fast 800 Jahren der Mittelpunkt der Stadt unübersehbar am höchsten Punkt der wie ein Schildkrötenrücken geformten Altstadt. Dahinter zieht die alte Rats- und Marktkirche St. Marien mit geballter Kirchenkultur die Besucher in ihren Bann. Direkt gegenüber im Buddenbrookhaus wird Thomas Manns Roman begehbar gemacht. Aber auch eine Shoppingtour durch die Fußgängerzone Breite Straße und ein Besuch im Café Niederegger bieten sich an. Westen B D 4/5 Vom Bahnhof führt der Weg in nur zehn Minuten über die berühmte Puppenbrücke direkt auf das Holstentor zu. Sein Anblick löst sofort die Freude des Wiedererkennens aus:»das ist Lübeck!«Den Besuch des Holstentor-Museums sollte man sich für später aufheben. Erst einmal lockt der Blick auf die Trave, in der sich die ersten Kaufmannshäuser so- Die Lübecker Innenstadt liegt auf einer Insel zwischen Trave und Wakenitz: Wer hierhin möchte, muss über eine der zwölf Brücken 6

9 Erste Orientierung wie fünf Kirchturmspitzen spiegeln. An ihren Ufern liegen einerseits die alten Salzspeicher, Symbol der Handelsmacht Lübecks, andererseits der Museumshafen sowie eine Vielzahl von Restaurants, die sich gut für Verschnaufpausen eignen. Über die Große Petersgrube mit Häuserfassaden aus Gotik, Barock und Klassizismus ist schnell das einzigartige TheaterFigurenMuseum erreicht sowie die St.-Petri-Kirche, deren Besucherplattform einen fantastischen Blick auf die Altstadt bietet. Süden D/E 5/6 Im Viertel der Flussschiffer und Stecknitzfahrer, von der Dankwartsgrube bis zur Effengrube, versteckt sich das Labyrinth der für Lübeck typischen Gänge und Hinterhöfe. Einst war dies Netzwerk aus kleinen Gassen ziemlich verrufen, es galt als Versteck zwielichtiger Gestalten. Heute herrscht romantische Stille und es gibt immer Neues zu entdecken. Der Dom überragt das Viertel mit seinen mächtigen Doppeltürmen. Zur Mittagszeit wird die Besichtigung oftmals von Orgelklängen untermalt. Das Museum für Natur und Umwelt hinter dem Dom ist ein Muss für alle Naturinteressierten. Einen Katzensprung weiter, jenseits der quirligen Mühlenstraße, liegt die einstige Klosteranlage St. Annen, in der Liebhaber sakraler und moderner Kunst auf ihre Kosten kommen. Sie grenzt an das ehemalige Viertel der Handwerker und kleinen Leute rund um die St.-Aegidien- Kirche. Neben Ruhe und Ursprünglichkeit finden sich hier auch besondere Kleinode wie alte Buchbindereien. Osten E/F 4/5 Zwischen Wahm- und Glockengießerstraße sowie König- und Kanalstraße liegt das lebendigste und jüngste Viertel der Stadt mit Galerien, Kleinkunst und den beliebtesten Diskotheken. Beim ersten Sonnenstrahl rücken die Cafés und Restaurants ihre Stühle und Tische auf die Straße das Angebot an kulinarischen Verlockungen ist groß. Mit dem Günter-Grass-Haus und dem Willy- Brandt-Haus trifft man auf zwei moderne Museen. Hier wird die Wechselwirkung der beiden Nobelpreisträger zu Kunst und Zeitgeschichte beleuchtet. Ein Bummel durch die einstigen Handwerker- und Brauerstraßen verspricht zudem Einkaufsspaß und bunte Vielfalt fernab der austauschbaren Handelsketten. Norden E 3 Der Koberg, Lübecks zweites Zentrum, war das Wohngebiet von Fischern und Schiffern. In seinem Mittelpunkt steht seit fast 700 Jahren die St.-Jakobi- Kirche und gegenüber sitzt die Schiffergesellschaft, das urigste Lokal der Stadt. Die Ostseite des Platzes nimmt das architektonisch reizvolle Heiligen- Geist-Hospital ein. Es ist für seinen besonders stimmungsvollen Weihnachtsmarkt bekannt. Von hier reicht der Blick bis zum Burgtor, das früher wahrscheinlich häufiger passiert wurde als das Holstentor. Vom Umland, vor allem aus dem Osten, kamen die Bauern mit ihren Produkten in die Stadt. Hier am Nordrand der Stadt wird auch das neue Highlight entstehen: das erste Europäische Hansemuseum. Travemünde Karte 3 Die nur 20 km entfernte Hafenstadt ist Lübecks Tor zur Welt. Noch heute umweht Travemünde der Hauch eines klassischen Seebades, das schon vor 200 Jahren eine gute Wahl für den Sommerfrischler war. Nach dem Strandvergnügen zeigt man sich gerne auf der mittlerweile deutlich verjüngten Promenade oder auf der Vorderreihe, zum Einkaufen und Genießen. 7

10 Schlaglichter und Impressionen Welterbe-Stadt Beinahe die komplette Altstadt Lübecks wurde von der UNESCO 1987 zum Welterbe ernannt damit bekam zum ersten Mal in Nordeuropa ein ganzer Stadtteil dieses Prädikat verliehen. Eine ausschlaggebende Rolle bei der Entscheidung spielten neben der charakteristischen Stadtsilhouette die große Fülle an Bauten aus vorindustrieller Zeit, von denen sich in Lübeck außerordentlich viele erhalten haben, und der archäologische Untergrund, der Wissenschaftlern ein reicher Quell an Informationen zur Stadtgeschichte ist. Noch heute lassen sich in der 1143 gegründeten Stadt die Grundlinien erkennen, nach denen Heinrich der Löwe sie 1159 anlegen ließ. Auch die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stadtstruktur, wie sie im Mittelalter entstand, kann man immer noch an der Bebauung ablesen: Im Westen der Altstadt liegen die prächtigen Kaufmannshäuser, im Osten siedelten vermehrt Kleingewerbler und Handwerker. In beiden Teilen findet man die Gangbuden, einst für die Armen gebaut, die untereinander in einem engen Netz verbunden sind. Ein Bummel durch die Altstadt ist wie ein Eintauchen in die Vergangenheit beinahe, denn Lübeck ist heute eine quicklebendige Stadt. Nicht zuletzt durch die steigende Zahl der Studenten, die die mittelalterliche Stadtkulisse jung, voll neuer Ideen und immer wieder interessant halten. 500 Jahre Hanse Als Hanse (german. Schar, Gefolge) bezeichnete sich ursprünglich eine Gemeinschaft Fernhandel treibender Kaufleute aus Gotland. Ab Mitte des 12. Jh. entwickelte sie sich zu einem Schwurverband niederdeutscher Kaufleute, deren Handelsgebiet von den Niederlanden bis nach Weißrussland reichte und die zahlreiche Niederlassungen (Kontore) gründeten. Auch viele Städte schlossen sich dem Verbund an, dessen Ziel die gegenseitige Unterstützung bei einem möglichst gewinnbringenden Handel sowie die dauerhafte Verbindung der Märkte des Ostens und des Westens war. Das Ungewöhnliche daran: Die Hanse wurde nie offiziell gegründet und hatte weder Verfassung noch Siegel. Gültig waren lediglich die Beschlüsse der Hansetage, deren erster im Jahr 1356 stattfand. Im Lauf der Zeit lösten sich die Städte allmählich aus der übermächtigen Kaufmannshanse. Aus dem Kaufmannsbündnis war ein Städtebündnis geworden, das bald den Handel in Nordeuropa beherrschte und zu einer politischen, unumgänglichen Größe wuchs. Die Grundlage dieser Handelsmacht bildeten die Hanseschiffe (Kogge, Kraweel und Holk), die äußerst effizient und seetüchtig waren. Lübeck besaß eine große Flotte und lag zudem günstig am Knotenpunkt der Handelswege, außerdem verfügte es mit dem Hafenort Travemünde und dem Stecknitzkanal zwischen Elbe und Ostsee über den freien Zugang zur Ostsee. Ein Grund, sie zur informellen Hauptstadt der Hanse zu wählen. Alle Hansemitglieder erkannten damit den Rat von Lübeck als oberste Rechtsinstanz an. Gegen Ende des 15. Jh. wuchs der Widerstand gegen die Vormachtstellung der Hanse. Der russische Großfürst 8

11 Schlaglichter und Impressionen Iwan III. ließ das Hansekontor von Nowgorod schließen. 100 Jahre später erwirkten auch die englischen Kaufleute die Schließung des Londoner Kontors. Auf lange Sicht trugen der Dreißigjährige Krieg, der den Handel zum Erliegen brachte, sowie die Entdeckung Amerikas und die damit einhergehende Verschiebung der Warenströme über den Atlantik zum schleichenden Ende der Hanse bei. Zur selben Zeit drängten süddeutsche Kaufleute wie die Familie Fugger auf den Markt. Zusammen mit England und Holland übernahmen sie letztendlich die Vorherrschaft in den alten hansischen Wirtschaftsräumen. Im Jahr 1669 fand der Hansetag zum letzten Mal statt, mit lediglich 14 Mitgliedern. Die Hanse löste sich allmählich auf, ein offizielles Ende gab es nicht: wie der Anfang, so das Ende. Über 300 Jahre später, im Jahr 1980 führte die holländische Stadt Zwolle den ersten Hansetag der Neuzeit ein. Inzwischen gehören 181 Hansestädte aus 16 europäischen Ländern der neuen Hanse an. Jedes Jahr richtet eine andere Mitgliedsstadt den Hansetag aus. Lübeck war 2014 zum zweiten Mal Gaststadt. Lübecker Dielenhaus: Ein Haus für alle Fälle macht Furore Seit dem Stadtbrand von 1276 durften die Häuser in Lübeck nur noch aus Stein errichtet werden. Das war nicht nur sinnvoll, sondern hob die Stadt im Mittelalter aus allen anderen Städten hervor und verhalf ihr zu hohem Ansehen. Denn für diese Kraftanstrengung brauchte es Mut, Weitsicht und die nötigen Geldmittel. Bis ins 16. Jh. hinein wurde Lübeck landein, landaus als Steinerne Stadt bewundert. Naturstein war in der Nähe nicht zu finden, so kamen die Tongruben vor Die»Lisa von Lübeck«, Nachbau eines Hanseschiffes aus dem 15. Jh., auf großer Sommerfahrt entlang der Küste sonst liegt sie am Behnkai in Lübeck 9

12 Schlaglichter und Impressionen den Toren Lübecks gerade recht: Die Lübecker konnten sich die benötigten Steine selbst backen! Die Giebelständigkeit und die gleichmäßig roten Fassaden der Dielenhäuser, aufgelockert nur durch eine weiße Verfugung oder einen Wechsel mit glasierten Steinen, sorgten für eine einheitliche Straßenfront mit klarer Fluchtlinie. Größe und Ausstattung des Dielenhauses hing vom Wohlstand des Besitzers ab, sagte aber nichts über dessen Gewerbe aus. Es war auch nicht ein Kaufmann, der diesen Haustyp in Lübeck einführte, sondern ein Gerber. Der gotische Grundriss, der sich bis ins 18. Jh. fast unverändert erhalten hat, passte eben immer, auch wenn die Nutzung im Laufe der Jahre bis Jahrhunderte mehrmals wechselte: Die mehrgeschossigen Häuser betritt man durch die bis zu 5 m hohe Diele. Diese diente nicht nur als Warenausstellungs- und Umschlagplatz für die Kaufleute, als Standort für die Braukessel oder als Werkstatt der Handwerker, sondern fungierte gleichzeitig als Aushängeschild des Besitzers. Wände und Balkendecke zierten daher oft kunstvolle Malereien. Voraussetzung für einen reibungslosen Handel war genügend Platz für die gehandelten Waren. Diese wurden von den Schiffen durch Träger unterschiedlicher Zuständigkeit in die Dielen transportiert und dort mithilfe einer Radwinde in die darüber liegenden Lagerböden gehievt. Die Dornse, ein neben der Eingangstür abgeteilter Raum, war gleichzeitig Kontor, gute Stube und Repräsentationsraum. Dahinter war der Herdplatz angelegt, der später mit Glaswänden zur typischen Lübecker Küche umbaut wurde. Die privaten Räume befanden sich in den schmalen Flügelanbauten im Innenhof. Dort lagen auch der Brunnen und die Aborte. Erst ab dem 16. Jh. wurden die oberen Stockwerke auch als Wohnraum genutzt. Heute sind viele dieser für Lübeck so typischen Dielenhäuser vollständig renoviert und der Allgemeinheit zugänglich. Die großzügigen Dielen dienen als Ladengeschäfte (Weinhandlungen H. F. von Melle und Carl Tesdorpf, beide s. S. Die schwarze Maus im Chor von St. Marien 10