2. Ideengeschichte 2.1. Pierre-Joseph Proudhon ( ) 2.2. Michail Bakunin ( ) 2.3. Gustav Landauer ( )

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1 Anarchie Gliederung: 1. Definition 2. Ideengeschichte 2.1. Pierre-Joseph Proudhon ( ) 2.2. Michail Bakunin ( ) 2.3. Gustav Landauer ( ) 3. Anarchistische Praxis 3.1. Propaganda der Tat (ca ) 3.2. Der spanische Bürgerkrieg ( )

2 Das Wort >Utopie< allein genügt zur Verurteilung einer Idee. - Jack London -

3 1. Definition Anarchie ( altgr. Anarchia ) ist Herrschaftslosigkeit, Abwesenheit von Herrschaft. Anarchie ist Ordnung ohne Herrschaft - Pierre-Joseph Proudhon - Anarchie (führerlos, ohne Oberhaupt) ist Herrschaftslosigkeit, Gesetzlosigkeit - Brockhaus - Utopisch kleinbürgerliche, pseudorevolutionäre Ideologie [ ], die [ ] jede politische Organisation, Disziplin und Autorität ablehnt. - Philosophisches Wörterbuch (DDR) - [Anarchisten sind] Idioten oder angeborene Verbrecher, die noch dazu allgemein humpeln, behindert sind und asymetrische Gesichtszüge tragen. - Cesare Lombroso, Psychiater, übliche (falsche) Synonyme sind noch immer Unordnung, Gesetzlosigkeit, Chaos

4 anarchistisch = libertär Anarchie ungleich Anarchismus (polit./gesellsch. Bewegung) Allgemeine Def. schwierig, da vielfältige Bewegung Verbindlich sind Freiheit (Gewalt und Zwanglosigkeit) und Solidariät Anarchismus versteht sich also meist als antiautoritärer Sozialismus Bestimmende Merkmale des heutigen Anarchismus: Anti-Autoritarismus Anti-Staatlichkeit Anti-Zentralismus Anti-Kapitalismus Anti-Militarismus Anti-Patriarchismus Anti-Rassismus Klassisches Feindbild ist daher der Staat, den jede Form des A. ablehnt

5 2. Ideengeschichte viele philosophische und auch religiöse Richtungen wurden später als Wegbereiter der A. erkannt Erster libertärer Theoretiker war William Godwin ( ), sein Werk erntete großes Aufsehen in London und beeinflusste Frühsozialisten Neben Proudhon und Bakunin leisteten Peter Kropotkin ( ) und Max Stirner ( ) Beiträge zum anarch. Gedankengebäude Gustav Landauer ist als letzter Klassiker des Anarchismus zu sehen, in jüngerer Zeit dachten etwa Rudolf Rocker u. Emma Goldman deren Ideen weiter Bekannte Anarchisten sind / waren außerdem Leo Tolstoi, Erich Mühsam und Noam Chomsky

6 2.1. Pierre-Joseph Proudhon ( ) Eigentum ist Diebstahl Sohn armer franz. Bauern, Wandergeselle, Handwerker, Autodidakt Er geht in den 1830ern nach Paris und wird zum sozialen Querdenker 1840 erscheint seine Streitschrift Was ist Eigentum? Eigentum an Kapital sei Diebstahl, da es fast ausschließlich aus Ausbeutung anderer entsteht Konzentriert ermögliche Eigentum wiederum Unterdrückung, Herrschaft und Ausbeutung Besitz jedoch sei wesentlich und notwendig, und privater Besitz individuelles Recht Grundlage der Freiheit soz. Gerechtigkeit sowie unabhängige Produzenten u. Konsumenten die gleichwertige Waren u. Dienstleistungen tauschen

7 Genossenschaftliche Kooperationen sollen einzelne Eigentümer ersetzen Der Staat, der Eigentum an Kapital schützt und fördert sei der eigentliche Stifter von Chaos und ungerechtigkeit, der die Menschen in ihrer freien individuellen und wirtschaftl. Entfaltung hindert und gehöre daher abgeschaft Proudhon benutzte hierbei für seine Ideen als erster das Wort Anarchie In Paris lernten ihn die jüngeren Intellektuellen Alexander Herzen, Karl Marx und Michail Bakunin kennen, wobei Marx und Herzen sich nach anfänglicher Begeisterung distanzieren Die frühen sozialistischen Bew. in England, Deutschland und den USA waren vom Geist des Proudhonismus befallen Er hat seine Ideen auf vielen Wegen verbreitet und umgesetzt

8 2.2. Michail Bakunin ( ) Die Freiheit ist keineswegs Sache der Isolierung, sondern der gegenseitigen Anerkennung Entstammte dem russ. Hochadel, brach Offizierslaufbahn ab und studierte in Moskau und Berlin Philosophie Er studierte Hegel und Kant, aber auch Proudhon und stimmte mit ihm Größtenteils überein Er glaubte jedoch, der Staat müsse gewaltsam zerschlagen werden und plädierte für die Revolution Nach der Zerschlagung fordert er freie Assoziationen und Föderationen mit maximaler Autonomie B. war Praktiker und Theorie für ihn nur Mittel zum Zweck Er wurde zweimal zum Tode verurteilt, wirkte an 3 Aufständen mit und verbrachte etwa 20 Jahre in haft oder Verbannung

9 Bakunin machte die Anarchie zur Sache der Arbeiter und zu einem Teil der Arbeiterbewegung Auf der 1. Internationalen hatten Proudhons Vorstellungen bedeutenden Anteil, B. War als Mitbegründer ihr Wortführer Nachdem er sich mit Marx überwarf wurde er aus der Internationalen ausgeschlossen. Die Ausgeschlossenen gründeten ihre eigene Internationale und beide verloren an Bedeutung

10 2.3. Gustav Landauer ( ) Landauer hatte ein gutsituiertes bürgerliches Elternhaus, studierte Germanistik, Philosophie, Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte Er ging zur SPD und wurde hier Redakteur des Sozialist, der unter ihm libertäre Einflüsse aufweist 1896 Teilnahme am 3. Internationalen Sozialistenkongress in Zürich In den folgenden Jahren regelmäßige Haftstrafen wegen Pressevergehen Er war überzeugter Pazifist, er glaubte an die macht der Überzeugung und des guten Beispiels. Er forderte Siedlungsgemeinschaften, Volksbühnen und Genossenschaften. Seine Idealvorstellung war die des sozialistischen Dorfes, in dem einige Hundert Menschen in freier Kooperation nach selbst aufgestellten und freiwillig eingehaltenen Gesetzten miteinander lebten. Das Rätesystem war für ihn Mittel der Wahl zur Entscheidungsfindung

11 Er war entschiedener Gegner der Propaganda der Tat Er war in der Münchner Räterepublik 1919 Kommissar für Volksbildung, und wurde beim Einmarsch der Soldaten auf einem Kasernenhof gelyncht

12 3.1. Die Propaganda der Tat (ca ) Als Folge der gewaltsamen Beendigung der Pariser Kommune fiel die sozialistische Bewegung in Hoffnungslosigkeit und Wut Viele Revolutionäre Geister sannen auf Rache. Es fiel leicht bei Stirner oder Bakunin Rechtfertigungen zum gewaltsamen Handeln zu finden In Gruppen oder einzeln war für viele der Tyrannenmord der Weg zur Überwindung des Staates. Es war die Zeit des Dynamits Staatschefs, Bischöfe, Großkapitalisten und Polizeichefs mussten um ihr Leben fürchten Viele Verbrecher rechtfertigten ihre Taten nachher mit dem Anarchismus In der Bevölkerung stieß dies auf wenig Akzeptanz, die Staatsorgane schlugen mit aller Macht gegen alle zurück, die sich Anarchisten nannten Aus dieser Zeit hat die Anarchie ihr Blut-und-Bomben-Image

13 3.2. Der Spanische Bürgerkrieg ( ) 1936 putschten konservative Generäle unter Franco gegen die zuvor demokratisch gewählte republikanische Regierung Es kam zu einem Jahre andauerndem Bürgerkrieg, der Spanien spaltete und mit dem Sieg der Putschisten und der Franco-Diktatur ende Auf Seiten der Republik nahm die anarchistische Bewegung einen bedeutenden Platz ein Im von Armut geprägten fast feudalen ländlichen Spanien hatten seit langem anarchistische Lehren und Forderungen Fuß gefasst. In den Städten vereinten Gewerkschaften (CNT, FAI) tausende von Anarchisten in gut funktionierenden Organisationen Mit Ausbruch des Krieges fiel ihnen die Organisation des täglichen Lebens und die Kriegsführung zu, was sie knapp 3 Jahre durchhielten Beendet wurde dieser kurze Sommer der Anarchie von Außen, genauso wie alle größeren Versuche vor ihm