Porzellan, das weiße Gold

Transkript

1 Porzellan, das weiße Gold Das Porzellan wurde vor etwa 1300 Jahren in China erfunden. Einige Jahrhunderte später kamen erste Stücke von chinesischem Porzellan nach Europa. Die Herstellung aber blieb das Geheimnis der Chinesen. Porzellan, auch weißes Gold genannt, war an allen Königs- und Fürstenhöfen ein begehrter Luxusgegenstand. Vor ungefähr 300 Jahren fand ein fleißiger, wissbegieriger junger Mann in Deutschland heraus, wie man das weiße Gold herstellen konnte. Eigentlich sollte Johann Friedrich Böttger Apotheker werden. Aber schon bald gefiel ihm das Experimentieren im Labor viel besser. Er wollte unbedingt herausfinden, wie man Gold herstellen konnte. Heimlich schlich der junge Mann nachts in das Apothekenlabor, um zu experimentieren. Sein Lehrmeister hielt nicht viel von der Goldmacherei, denn viele Betrüger in dieser Kunst endeten am Galgen. Er forderte seinen Lehrling zu einer öffentlichen Probe seines Könnens auf. Dem jungen Mann gelang es, die Umwandlung von 15 silbernen Groschen in goldene vorzutäuschen. Rasch verbreitete sich die sensationelle Neuigkeit, dass es einen Apothekerlehrling gab, der Gold herstellen konnte. Da der König des Landes unter ständiger Geldnot litt, wollte er diesen begabten jungen Mann für sich arbeiten lassen. Um nicht als Betrüger entlarvt zu werden, musste Johann in eine andere Stadt fliehen. Aber dort erging es ihm nicht viel besser. Er erhielt ein Laboratorium und einen weiteren Fachmann als Gehilfen. Dieser hatte sich schon seit Jahren mit der Erforschung eines anderen Geheimnisses befasst, nämlich der Porzellanherstellung. So ergab sich für Johann ein neues Forschungsziel und es sollte seine Rettung bedeuten. Nach vielen Versuchen konnte er das erste eigene Porzellan präsentieren. Die Herrscher an den Fürstenhöfen waren 30

2 30 35 begeistert, bisher mussten sie das Porzellan für ihre Festtafeln teuer aus China importieren lassen. Nun wurde in Meißen die erste Porzellanmanufaktur gegründet und Johann Böttger leitete diese. Das Meißner Porzellan ist bis heute sehr bekannt. Die Herstellung wurde aber auch in Meißen geheim gehalten. Nur wenige Arbeiter kannten das Herstellungsverfahren. Einige flüchteten in andere Länder. So kam auch ein Arbeiter nach Wien. Der Kaiserhof in Wien hatte großes Interesse an der Porzellanherstellung. Es wurde die Porzellanmanufaktur Augarten gegründet, die es heute noch gibt. Gerhild Trummer, nach einem Text von Klaus Kuhn Porzellan kommt von ital. porcellana = weiße Meeresmuschel 31

3 Feuer, Wasser, Erde, Luft Feuer Naturgewalt aus der Tiefe der Erde Der Vesuv ist ein Vulkan in Italien. Die Touristen, die nach Neapel reisen, besuchen nicht nur den Vesuv, sondern auch die freigelegten Ruinen der alten Römerstadt Pompeji in seiner Nähe. Sie werden durch das Gewirr der Straßen geführt und erfahren, wie die Menschen hier früher gelebt haben vor dem großen Vulkanausbruch. - 9 n. Chr. am 24. August, Uhr früh. 5 Was war geschehen? Es begann im Jahr Auf den vielen Straßen von Pompeji herrscht geschäftiges Treiben. Auf dem großen Marktplatz sind Verkaufsstände aufgebaut. Aber etwas scheint in der Luft zu liegen. Die Tiere sind unruhiger als sonst. Ein Hund bellt grundlos. Ein Esel wirft den Karren um, den er ziehen soll. Tauben flattern aufgeregt in den Käfigen. Am Hang des Vesuvs entdeckt ein Bauer eine merkwürdige Wölbung im Boden. Als auch noch die Erde unter seinen Füßen zu beben beginnt, läuft er erschrocken in die Stadt hinunter. Noch lässt sich niemand von seiner Beobachtung beunruhigen. Aber eine Stunde später, etwa um die Mittagszeit, wird die Stadt von einer ohrenbetäubenden Explosion erschüttert. Alle laufen aus den Häusern und starren gebannt zum Vesuv. Aus dem Gipfel des Berges schießt eine gewaltige schwarze Rauchsäule in den Himmel. Niemand hat gedacht, dass der Berg Vesuv ein Vulkan ist. Einige ältere Menschen erinnern sich an das letzte Erdbeben vor 17- Jahren und haben Angst um ihre Häuser und ihren Besitz. Kurze Zeit später treibt der warme Wind die Aschewolke genau auf die Stadt zu. Kleine Bimssteinbrocken regnen auf die Straßen. Die Menschen schützen sicherheitshalber ihren Kopf. Kinder schlittern über die rutschigen Gehwege.

4 Feuer, Wasser, Erde, Luft Der Vulkanausbruch wird heftiger. Der Rauchpilz türmt sich immer mächtiger auf. Blitze zucken durch die große Wolke und verstärken das Grollen. Fast einen ganzen Tag dauert der Regen aus Asche und Bimssteinen. Der Boden ist jetzt schon einen Meter hoch bedeckt. Viele Dächer sind unter der Last eingestürzt. 30 Panik bricht aus. Die Leute binden sich Pölster auf den Kopf, um sich vor herabfallenden Felsbrocken zu schützen und flüchten aus der Stadt zum Meer hin. Wagen und Karren versinken mit den Rädern in der Asche und werden zurückgelassen. Ein vergessener Hund zerrt verzweifelt an der Kette. Der Wachtposten vor 35 dem Tempel wagt nicht, sich von seinem Platz ohne Befehl zu enfernen. Einige Bewohnerinnen und Bewohner haben Angst, die Stadt zu verlassen und beten im Tempel, dass die Katastrophe bald ein Ende hat. Am nächsten Tag ist die Sonne nicht zu sehen. Dann erschüttert eine weitere Explosion die ganze Gegend. Der Vulkan spuckt eine 40 glühend heiße Wolke aus. Sie wälzt sich wie eine Lawine den Hang herab, gerade auf Pompeji zu. Die wenigen Menschen, die noch da sind, werden von der heißen Luft zu Boden gerissen. Die Druckwelle bringt die Säulen des Tempels zum Einsturz. Eine riesige Walze aus heißer Asche, Gas und Gesteins45 brocken rast über die Stadt hinweg. Pompeji ist zerstört. Wo früher eine Stadt mit Menschen war, ist nun nichts als tote Aschewüste. Klaus Kuhn 33

5 5 Waris Dirie, geboren 1965, floh im Alter von 13 Jahren aus ihrer Heimat Somalia in Ostafrika. Heute lebt sie in Österreich. In ihrem Buch Wüstenblume beschreibt sie ihr Leben. Sie erzählt darin auch von ihrer Kindheit als Hirtenmädchen und von der täglichen Suche nach Wasser in diesem trockenen afrikanischen Land. Die Familien in Somalia sind kinderreich und jedes Kind hat seine kleinere oder größere Aufgabe und Arbeit. Der Alltag wird leichter, je mehr Menschen sich die Arbeit teilen. Kinder hüten zum Beispiel die Ziegenherde, das ist eine wichtige Aufgabe. Viel wichtiger jedoch ist es, Wasserquellen zu finden. Das Leben der Menschen und der Tiere hängt davon ab und die Suche nach Wasser ist harte Arbeit. 34 Hören, Sprechen und Miteinander-Reden/1 1, 4, 65, 6 Lesen Umgang mit Texten und Medien/1 1, 2, 64, 7