Mit Wörtern können wir die Welt beschreiben und ausdrücken,
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- Arwed Meyer
- vor 7 Jahren
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1 Magazin für die Grundschule Oktober 2013 Mit Wörtern die Welt neu entdecken Zwischen Wachen und Träumen, auf der dünnen Grenzlinie zwischen Bewusstem und Unbewusstem, öffnet sich der Raum für Geschichten, der die kindliche Phantasie beflügelt. Mit Wörtern können wir die Welt beschreiben und ausdrücken, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, in unserer Phantasie uns neu vorstellen oder erinnern. Mit Wörtern können wir unser Wissen aufbewahren und weitergeben. Aus Wörtern werden Geschichten gemacht, sie sind ihre kleinsten Bausteine. Wie können wir Kinder ermutigen, mit Sprache zu experimentieren und sie kreativ für das eigene Geschichtenschreiben zu nutzen? In allen Dingen schlafen Geschichten Auf Wörterspaziergängen sammle ich mit den Kindern die Namen verschiedener Gegenstände ein. Wahrnehmen und Benennen werden zur Grundübung, mit der das Baumaterial für die zu schreibenden Geschichten herbeigeschafft wird. Was wir sehen, hören, riechen, schmecken und tasten können, ist sprachlich artikulierbar. Aber noch ist es keine Geschichte. Unsere Vorstellungen und Assoziationen, die wir mit den genannten Wörtern verbinden, gehören auch dazu. Unser Gedächtnis bewahrt die Spuren früherer Begegnungen mit den Dingen auf. Und jedes einzelne erinnert an etwas anderes. Zwischen Wachen und Träumen, auf der dünnen Grenzlinie zwischen Bewusstem und Unbewusstem, öffnet sich der Raum für Geschichten. In Geschichten werden Erfahrungen verarbeitet Kinder brauchen diesen Raum, in dem sie ihre Erfahrungen artikulieren können. In ihm erhalten sie die Möglichkeit, ihre individuellen Erlebnisse zu ordnen und für sich selbst zu klären. Das geschieht beim mündlichen Erzählen und, etwas verlangsamt, aber umso nachhaltiger, beim Schreiben. Kinder brauchen also Geschichten. Im didaktischen Konzept der Schreibspielräume wird das sinnliche Wörtereinsammeln und Erproben sehr oft zum Schreibimpuls der eigenen Geschichten der Kinder. Spielerisch und genüsslich experimentieren sie dabei mit der Verwendung der Wörter und bewegen die Flügel der Phantasie. Geschichten in der Jackentasche Ich bitte die Kinder, mit den Händen in ihre Jackentasche zu fassen. Meist verbirgt sich darin etwas, das sie gefunden und eingesteckt haben. Die anderen Kinder können nicht sehen, was die eigene Hand ertastet. Aber die Dinge sind real da. Jetzt beginnt das Erfinderspiel: Wir geben den Gegenständen eine Stimme und machen sie lebendig. Das alte schöne Ratespiel geht so: Meine Hand sieht etwas, was du nicht siehst. Es ist weich und dünn und versteckt sich in meiner Hand Was ist es? Der Name des Dinges, dessen Eigenschaften ich möglichst genau beschreibe, muss geraten werden. Der Wahrnehmung folgt die Benennung und artikuliert sich zunächst in einem Satz: In meiner Hand ist ein Taschentuch. Der nächste Schritt überschreitet die Schwelle von der Realität in die Phantasie. Jetzt gehen wir ins Geschichtenland. Das Taschentuch, das ertastet und zum Rätselgegenstand gemacht wurde, will in einer Geschichte mitspielen. Es wird zum Helden oder zur Heldin eines Geschehens. Also denke ich über den Gegenstand nach und versuche, ob ich ihm eine erzählenswerte Geschichte entlocken kann. Ist es ein etwas verheultes Taschentuch? Hat es etwas Trauriges erlebt? Oder ist es bloß verschnupft? Worüber? Was ist geschehen? Und vor allem: Wer war noch dabei? 1
2 Name: Wörter erinnern Wenn man die Augen zumacht, kann man trotzdem sehen. Man sieht nach innen. Dort sind die Erinnerungen. Das Herz erinnert sich. 1 Schließe die Augen, sei ganz still und warte, welche Bilder in deiner Erinnerung auftauchen. Dann öffne die Augen und überlege noch einmal. Was hast du gesehen? licher Gegenstand, ein Stuhl, war. Aber der Stuhl hat seine Geschichte bekommen, als er auf das Wörtchen Krümel stieß. In Roberts Kopf haben sich die wahrgenommenen und die erinnerten Dinge und Situationen vermischt. Sein Vergnügen am Spiel mit der Verfremdung und dem Nonsens haben die Geschichte hervorgebracht, die nun auch andere lesen und an der er sich selbst und andere erfreuen können. Der Stuhl 2 Schreibe oder male, was du innen gesehen hast. Es war einmal ein Stuhl, der war aus reinem Eichenholz. Ein Mann hatte ihn angefertigt, und nun stand er neben den anderen an einem Tisch. Der Stuhl wusste schon, wann der Mann sich draufsetzen würde. Um sieben Uhr zum Brötchenessen, um zwölf Uhr zum Suppenessen und um achtzehn Uhr zum Wurstessen. Der Stuhl war überglücklich, wenn der Mann kleckerte und Krümel auf ihn fielen. So ging es lange Zeit. Doch eines Tages setzte sich ein kleiner Junge auf den Stuhl, der nicht krümelte und kleckerte. Vor Wut kippte der Stuhl um. Seitdem darf nur noch der Mann auf dem Stuhl sitzen. Und wenn er nicht kaputt gegangen ist, steht er heute noch da. Robert H., 10 Jahre Rund um Kreatives Schreiben 1 Wörterspaziergänge und Kopfgymnastik 1 Aus: Rund um: Kreatives Schreiben, Seite 8 Die Kinder werden sich beim Zeichnen bewusst, wie sie sich die Welt vorstellen und wie sinnlich ihre Weltwahrnehmung ist. Ein Sprachspiel konstruiert die Geschichte Vielleicht ist in der Jackentasche aber nur ein Kuchenkrümel gewesen. Auch er hat das Talent, in einer Geschichte mitzuwirken. Um den Erzählfaden zu spinnen, suche ich aus dem Raum, in dem ich mich gerade befinde, einen zweiten Gegenstand. Er muss dem ersten gegenüber möglichst gegensätzlich sein. Solche gegensätzlichen Wortpaare könnten sein: Kuchenkrümel Steckdose Kuchenkrümel Stuhl Kuchenkrümel Fußball Aus einer solchen Irritation der Begriffe, die aufeinanderstoßen und zunächst einmal keinen Zusammenhang haben, ist die Geschichte des zehnjährigen Robert entstanden. Eine kleine, höchst sonderbare Geschichte, deren Schreibanlass ein alltäg- Rund um Kreatives Schreiben Kopiervorlagen für den Unterrricht Prof. Dr. Eva Maria Kohl Kunstpädagogin und Schriftstellerin zahlreicher Kinderbücher, Hörspiele, Sprachspielbücher; seit 1998 Professorin für Grundschuldidaktik/Deutsch an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg 2
3 KV 1 Name: Wörter erinnern Wenn man die Augen zumacht, kann man trotzdem sehen. Man sieht nach innen. Dort sind die Erinnerungen. Das Herz erinnert sich. 1 Schließe die Augen, sei ganz still und warte, welche Bilder in deiner Erinnerung auftauchen. Dann öffne die Augen und überlege noch einmal. Was hast du gesehen? 2 Schreibe oder male, was du innen gesehen hast. Rund um Kreatives Schreiben 1 Wörterspaziergänge und Kopfgymnastik 1 3
4 KV 2 Name: Geschichten hinter der Tür Wörter rascheln. Wörter brummen. Wörter klirren. Wörter summen. Wörter schreien. Wörter flüstern. 1 Macht die Augen zu und die Ohren weit auf. Was hört ihr draußen auf der Straße? Was hört ihr hinter der Tür? Hinter der Tür schleicht eine Maus Hinter der Tür stampft ein Riese vorbei Hinter der Tür lacht ein Löwe 2 Schreibt eine der Geschichten weiter und malt ein Bild dazu. Rund um Kreatives Schreiben 1 Wörterspaziergänge und Kopfgymnastik
5 KV 3 Name: Reisende Auf einer Reise trifft man viele Leute. Jeder kommt woher und will wohin. Auch das Reisegepäck ist ganz verschieden. Es gibt die sonderbarsten Reisegesellschaften. 1 Stell dir vor, die Tiere verreisen. Was packen sie ein und wo wollen sie hin? Schreibe in die leeren Felder. Reisende Gepäck Ziel der Reise Jogginganzug Fußball Turnschuhe Schwimmring Luftmatratze Sonnenöl Turnierspiel Löwen gegen Affen Ostsee 2 Du kannst auch eine Reisegeschichte für die Tiere erfinden. Schreibe sie auf. Rund um Kreatives Schreiben 1 Phantastische Reise
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