Die Stadtbefestigungsanlage

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Norbert Lenz
vor 7 Jahren
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1 Die Stadtbefestigungsanlage von Goslar

2 Breites Tor (inneres Tor) Wenn man über Stadtmauern in Deutschland nachdenkt, fallen einem zuerst die bedeutenden und perfekt erhaltenen Anlagen von Rothenburg ob der Tauber, Nürnberg, Nördlingen oder Neubrandenburg ein. Es gibt aber eine Reihe von sehr bedeutenden Stadtbefestigungen, die kaum bekannt, aber historisch und baugeschichtlich außerordentlich bedeutsam sind. Zu diesen Anlagen gehört die Stadtbefestigung von Goslar. Als Bergbaustadt hatte Goslar Phasen von enormem Reichtum, der sich auch in seiner Verteidigungsanlage manifestierte. Bedeu tende Reste von Türmen, Toren und Mauern haben sich bis in unsere Zeit erhalten. Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung war die Erschließung des Silberbergbaus auf dem nahe der Stadt gelegenen Rammelsberg um 970. Auf dessen Basis wurde die Kaiserpfalz gegründet, die vor allem durch Heinrich III. zu einer der wichtigsten Pfalzen im Reich wurde. Unweit der kaiserlichen Pfalz gab es auf dem Gebiet der heutigen Altstadt bereits um Breites Tor, Kaiserrelief 1100 vier Pfarrkirchsiedungen, die im 12. Jh. immer mehr zur späteren Stadt zusammen wuchsen.im Mittelalter war der Bergbau von großer Bedeutung für die Stadt. In den Auseinandersetzungen zwischen Herzog Heinrich dem Löwen und Friedrich I. Barbarossa spielte er eine wichtige Rolle.

3 Weberturm. Schalenturm der Stadtmauer aus dem 13. Jh. Heinrich verlangte die Stadt als Ausgleich für seine Teilnahme am Italienfeldzug Friedrichs. Das lehnte Friedrich ab.ein Belagerungsversuch Heinrichs wurde durch Friedrich vereitelt. Daraufhin zerstörte Heinrich die Bergbauanlagen um Goslar. Der Welfe Otto IV. belagerte 1198/99 Goslar vergeblich konnte aber sein Vasall Gunzelin von Wolfenbüttel Goslar erobern. Mit dem Ende der Stauferzeit um 1250 endete dann auch die Zeit als Pfalz. Gleichzeitig begann der Niedergang des Bergbaus. In den folgenden 100 Jahren gelang es der Goslarer Bürgerschaft, sich aus der kaiserlichen und herzoglichen Macht herauszulösen und die Stadt zu einer freien Reichs und Hansestadt zu entwickeln erwarb der Rat die Bergrechte. Durch die Lösung der Entwässerungsprobleme erlebten der Bergbau und damit die Stadt Goslar einen erneuten Aufschwung. Diese erweckte allerdings auch Begehrlichkeiten, vor allem der Braunschweiger Herzöge lösten die Herzöge die Pfandschaft über den Rammelsberger Bergbau ein. Die Stadt wehrte sich dagegen. Es folgt eine 15 Jahre anhaltende Auseinandersetzung zwischen Stadt und Herzog belagerte Herzog Heinrich die Stadt und erreichte deren Unterwerfung. Damit endete die Blütezeit der nach wie vor wichtigen Stadt Goslar. Eine erste Befestigung der Stadt aus Planken (Palisaden) und Wällen wurde durch den Chronisten Lambert von Hersfeld um 1073 erwähnt. Es kann sich jedoch dabei noch nicht um eine Stadtbefestigung handeln, da die Stadt noch nicht entstanden war wurden muri burgensium erwähnt. In der zweiten Hälfte des 13. Jh. ist mit einer steinernen Stadtmauer zu rechnen. Die Mauer war 1,5 m stark und bis zu 10 m hoch. In regelmäßigen Abständen war die Stadtmauer mit halbrunden Schalentürmen verstärkt. Die heute noch vorhandenen Bauten des Teufels und Weberturmes entstanden einer Chronik zufolge in dieser Zeit als Sühnegeld des Grafen Sigfrid von Blankenburg, der beim Raub von Vieh durch die Stadt gefangen genommen worden war. Es ist sicher, dass der heute noch wahrnehmbare Verlauf der Stadtmauer mit dem des 13. Jh. identisch ist. Die vier Tore der Stadt hatten im Obergeschoss jeweils eine Kapelle, nach deren Schutzheiligen sie Weberturm, Stadtseite

4 auch benannt waren. Es handelt sich um das Rosentor ( Maria am Rosenhag ), 1181 erstmalig genannt, das Bartholomeitor (heute Breites Tor), das Nicolaitor (Klaustor) und das Vititor. Zu einem erheblichen Ausbau der Rosentor (l.) und Vititor (r.). Ausschnitt aus der Merianansicht von Der große Turm des Außentores des Rosentores ist heute als Teil des Achtermann-Hotels noch vorhanden, desgleichen die Flankenmauern des Torzwingers. Das Vititor wurde im 19. Jh. abgerissen.

5 Breites Tor. Ausschnitt aus der Merianansicht von Im Vordergrund ist der Rißlingsturm mit dem angrenzenden äußeren Torturm zu erkennen. Links daneben die äußere Zwingermauer und der südliche Zwingerturm. Bei dem hohen Turm kann es sich nur um den damals wesentlich höheren inneren Torturm handeln, wobei die Flankierungstürme fehlen. Befestigungen kam es nach Die Stadt erhielt 1397 vom Bischof von Hildesheim die Genehmigung, die Tordurchfahrten zulasten der Torkapellen zu vergrößern bis 1501 verstärkte man das Rosen und das Nicolaitor wurde der sogenannte Papenzwinger und 1508 der Achtermannszwinger erbaut.i 1537 bis 1546 wurden wegen der Bedrängung durch den braunschweigischen Herzog alle Befestigungsanlagen mit ungeheuren Kosten ii ausgebaut. Der äußere Graben war bis zu 45 m breit. Er war teilweise mit Futtermauern befestigt und konnte an einigen Abschnitten unter Wasser gesetzt werden. iii 1788 wurden die gesamten Festungsanlagen durch den Rat der Stadt aufgegeben, zu Promenaden umgestaltet oder in Privathand gegeben.iv Das 1260 erstmalig urkundlich erwähnte Breite Tor stellt das bedeutendste Bauensemble der Wehranlage dar. Es verfügte ursprünglich über sieben zum Teil monumentale Türme. Im Zusammenhang mit der Vergrößerung der Tordurchfahrten Anfang des 15. Jh. wurde der innere Torturm erhöht. Das ist durch eine Bauinschrift von 1443 belegt erbaute man den Zwingerturm nach dem Osterfeld zu, der heute Rißlingsturm genannt wird bis 1505 ergänzte man die Torbefestigung um die äußere Zwingermauer und den südlichen Zwingerturm vor dem Stadtgraben. Der Rißlingsturm, der äußere nördliche Flankierungsturm, hat einen Durchmesser von ca. 20 m und eine Traufhöhe von 21 m. Das Kegeldach hat nochmals eine Höhe von 21 m. Die Schießscharten sind für den Gebrauch von Kleingeschützen oder Hakenbüchsen eingerichtet. Es gab fünf Wehrgeschosse. An der Südseite des Turmes war der äußere Torturm angebaut, Danielsturm genannt. An den Danielsturm schloss sich ein halbrunder Turm an, von dem noch ein Stumpf erhalten ist.v Der südliche Zwingerturm hat einen Durchmesser von 16 m und eine Höhe von 13 m. Er wurde einschließlich der äußeren Zwingermauer 1873 zu einem herrschaftlichen Anwesen umgebaut.vi Zwischen den Türmen waren Mauern errichtet, die die Türme zu einer starken Torburg vervollständigten war die gesamte Zwingeranlage vollendet. vii1533 schlug der Blitz in den inneren Torturm ein, der daraufhin ausbrannte. Er wurde kurze Zeit darauf wieder hergestellt. 1728

6 zerstörte ein Feuer den Turm erneut. Der Flankierungsturm rechts wurde nach 1728 nicht wieder aufgebaut wurde die Toröffnung des inneren Torturmes, die ursprünglich spitzbogig war, in Form des heute vorhandenen Korbbogens vergrößert. Der nördliche Flankierungsturm des inneren Tores brannte 1892 aus und wurde von der Stadt wiederhergestellt. Er heißt heute Brieger Turm. Der Dicke Zwinger. Er steht mitten auf oder im äußeren Wall der Stadt. Der davor gelegene Teich ist Bestandteil des breiten Grabens, der noch vor dem Wall lag.

7 Ein weiteres bedeutendes Verteidigungsbauwerk ist der sogenannte Dicke Zwinger, eine große Bastion. Er verstärkt den Thomaswall, den äußeren Wall der Stadt. Der Durchmesser des runden Bauwerkes beträgt 24,5 m, seine Höhe bis zur Traufe 19,5 m. Ursprünglich hatte er über dem Konsolenkranz noch eine ca. 2 m hohe Brustwehr. Ein Kegeldach schloss den Turm bis 1857 ab. Die Mauerstärke im Sockelbereich beträgt 6 m. viii Der Turm verfügte über fünf Geschosse. Das Bauwerk wurde von 1517 bis 1524 errichtet und kostete Gulden. Es wurde immer wieder kolportiert, dass der Turm 1000 Soldaten aufnehmen könnte. Militärisch wäre eine solche Besatzung allerdings ohne Sinn gewesen. ix Die Schießscharten mit geräumigen Schießkammern waren zum Abschuss von Kleingeschützen geeignet. Dicker Zwinger. Innenansicht des dritten Obergeschosses. i G. F. Eduard Crusius: Geschichte der vormals Kaiserlichen und freien Reichsstadt Goslar am Harz. Verlag von A. Sorge, Osterode S. 208 ii v. Behr, A; Hölscher, U. Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Heft 2 und 3, Stadt Goslar. Hannover S. 215 iii wie ii, s iv wieii S v wie ii s vi wie ii, S vii wie ii, S viii wie ii, S. 246 ix G. F. Eduard Crusius: Geschichte der vormals Kaiserlichen und freien Reichsstadt Goslar am Harz. Verlag von A. Sorge, Osterode S. 208

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