Erfahrungsbericht. Calgary-Austausch Anne Kucera. Studiengang: Bauingenieurwesen

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1 Erfahrungsbericht Calgary-Austausch Anne Kucera Studiengang: Bauingenieurwesen Revelstoke, Januar 2016

2 Bewerbung Mit dem Infoabend der ehemaligen Calgarianer begann das Vorhaben einen Studienaustausch für zwei Semester an einer Uni in Kanada zu verbringen, immer mehr zur Realität zu werden. Wir konnten einen ersten Eindruck von der University of Calgary gewinnen, austauschen und jede Menge Fragen stellen. Das war für mich sehr gut und bestätigte mich in meinen Überlegung. So fing ich an, meine Bewerbung zu schreiben und mich dann schließlich auf das Auswahlgespräch vorzubereiten. Meine Nervosität war unbegründet, da das Gespräch sehr persönlich und angenehm gestaltet war. Vorbereitungen Ca. zwei Stunden nach dem Gespräch wurde bekannt gegeben, wer in Calgary studieren darf. Bevor man richtig begreifen konnte, was das bedeutet, wurden schon alle Daten aufgenommen, um diese an die University of Calgary zu schicken. Danach mussten einige weitere Vorbereitungen getroffen werden. Wichtig ist, sich zu entscheiden, ob man im Wohnheim oder außerhalb des Campus wohnen will. Das Wohnheim ist zwar teurer, ich würde aber sofort wieder ins Wohnheim gehen. Man ist direkt auf dem Campus und somit viel näher am Geschehen dran, es ist viel einfacher Kontakte zu knüpfen und es ist ständig etwas los. Wir waren alle im Cascade Hall, es gehört zu den neueren und es wohnen fast nur Austauschstudenten dort. Erst dachte ich, dass es eigentlich schade ist, da man dann vielleicht kaum Kontakt zu Kanadiern bekommen kann. Allerdings haben alle Austauschstudenten ähnliche Interessen: viel erleben, sowie neue Leute und das Land kennen lernen. Das Cascade ist echt super. Man hat zu viert eine Küche, ein Wohnzimmer, sowie zwei Bäder. Jedes Zimmer hat sogar einen kleinen begehbaren Kleiderschrank. Wenn man sich für das Wohnheim bewirbt, sollte man beachten dass man ein Westzimmer erwischt, da im Osten die Kühlung der Eishalle steht, die einen

3 riesen Lärm macht. Wichtig ist auch zu wissen, dass der 1. Floor in Kanada immer das Erdgeschoss ist. Ich bin mit Condor von Frankfurt direkt nach Calgary geflogen. Insgesamt hat das 494 gekostet, inklusive Skigepäck. Die Flugzeit beträgt ungefähr 10 Stunden, da man jedoch eine 8 Stunden Zeitverschiebung hat, kommt man fast zur selben Zeit an, wie man abgeflogen ist. Als Anreisetag ist der offizielle Einzugstermin der Wohnheime zu empfehlen. Das ist eine Woche bevor die Uni beginnt. Man kann in der Zeit viele Leute kennen lernen, sich in der Uni zurechtfinden und vor allem mit dem Jetlag klar kommen. Wichtig für Kanada ist eine Kreditkarte. Vor der Abreise benötigt man diese zum Beispiel für eine Wohnheimanzahlungen. Ich hatte eine DKB Kreditkarte (Deutsche Kreditbank). Mit dieser konnte man überall umsonst Geld abheben. Für direkte Bezahlung wurde eine Gebühr erhoben, deshalb habe ich alles Cash bezahlt, was auch überhaupt kein Problem war. Dieses Angebot gibt es allerdings seit Juni 2016 nicht mehr. Für das Online-Banking benötigt man einen Tan-Generator. Ein Handy-Tan-Verfahren funktioniert im Ausland nicht unbedingt. Falls man noch keinen Reisepass hat oder dieser innerhalb des Auslandsaufenthalts auslaufen wird, sollte man sich rechtzeitig darum kümmern. Einen ausländischen Führerschein zu beantragen ist auf jeden Fall auch nützlich und notwendig, wenn man sich ein Auto in Kanada zulegen möchte. Um das Visum zu beantragen sollte man sich Zeit nehmen und alles genau durchlesen. Das geht online, allerdings ist die Seite sehr unübersichtlich und stürzt öfter ab. Für das Study Permit benötigt man die Immatrikulationsbestätigung der UofC, die Stipendiumsbestätigung und man muss mehrere Fragebögen online ausfüllen. Dabei wird man mehrmals gefragt, wie lang das Studium geht. Ich hab den Fehler gemacht, dass ich bei einer Frage zu ehrlich war und jetzt geht mein Visum nur bis zum Dieser Fehler ist unbedingt zu vermeiden. Im Nachhinein noch was zu ändern ist so gut wie unmöglich, da man keinen Kontakt zur kanadischen Botschaft herstellen kann und die deutsche Botschaft einem nicht helfen darf.

4 Für das Wohnheim ist eine englische Bestätigung der Haftpflichtversicherung von mehr als 1 Mio vorzuweisen. Außerdem muss man sich krankenversichern fürs Ausland. In meinem Fall, ließ sich das leicht über meine Versicherung in Deutschlang (Debeka) regeln. Zusätzlich bin ich DAV-Mitglied. In dieser Mitgliedschaft ist eine Wintersportversicherung mit inbegriffen. Die Unicard kann man schon von Zuhause aus beantragen und muss sie dann nur noch abholen ohne lang anstehen zu müssen. Das ist sehr praktisch, da man gerade in den ersten Tagen oft die öffentlichen Verkehrmittel nutzt und die Unicard mit U-Pass als Fahrticket gilt. Studieren in Calgary University of Calgary, Dezember 2015 Calgary ist eine mittelgroße kanadische Stadt mit ca. 1 Millionen Einwohner, die etwa 1,5 Stunden mit dem Auto östlich der Rocky Mountains. Calgary hat

5 einiges zu bieten. Im Saddledome finden sowohl die Eishockeyspiele der Calgary Flames statt, von denen man unbedingt eins gesehen haben sollte, als auch Konzerte von Megastars. Die Innenstadt bietet neben dem Wahrzeichen der Stadt: der Calgary Tower auch eine kleine Einkaufsstraße mit einigen Bars und Restaurants. Vom Turm hat man eine super Aussicht auf die Rocky Mountains und man kann in einem sich drehenden Restaurant essen. In den Shoppingmalls bekommt man alles was das Herz begehrt. Market Mall ist die am nächsten gelegene Mall zur UofC. Der Bowriver prägt das Stadtbild und man kann an seinen Ufern wunderbar entspannen oder auch Joggen. Mein Lieblingsviertel ist Kensington. Viele nette Cafés und kleine Einkaufsläden kennzeichnen dieses Viertel. Die Lage von Calgary ist für Bergfreunde und vor allem Wintersportler fantastisch. Bei all der schönen Natur darf man das Studieren nicht vergessen. Das unterscheidet sich sehr von dem Studieren in Stuttgart. Der Auslandsaufenthalt besteht aus zwei Semstern mit ca. 2 Wochen Pause dazwischen und jeweils eine Woche frei unter dem Semester. Im Gegensatz zu Stuttgart muss man schon während des Semesters viele Hausaufgaben und Projekte abgeben, sowie Zwischenprüfungen schreiben. Dafür bekommt man Noten, die dann auch in die Endnote mit eingerechnet werden. Das heißt es gibt eigentlich kaum eine Verschnaufpause. Um trotzdem etwas von dem Land zu sehen und die Wochenenden für Ausflüge in die Umgebung nutzen zu können, heißt es unter der Woche viel Zeit in die Uni zu investieren.

6 Diese Fächer habe ich an der University of Calgary belegt: Fall Term - ENCI 513: Structural Concrete Materials and Design - ENCI 523: Geotechnical Engineering II - ENCI 551: Structural Engineering II - ENCI 581: Environmental Engineering II Winter Term - ENGG 209: Engineering Economics - ENCI 473: Transportation Engineering I - ENCI 557: Structural Steel Design - ENCI 653: Theory and Applications of the Finite Element Method Bis auf Engineering Economics werden in Stuttgart alle Fächer anerkannt, weshalb diese Fächerkombination für mich die Beste war. Dabei gibt es einige Fächer mit höherem Aufwand, wie zum Beispiel ENCI 513, ENCI 557 oder ENCI 653 und einige mit geringerem Aufwand, zum Beispiel ENCI 581, ENGG 209. Diese Fächer würde ich genauso wiederwählen. Anfangs hatte ich noch großen Respekt davor, dass alles auf Englisch ist. Diese Sorge hat sich aber innerhalb der ersten Wochen gelegt, da man insgesamt viel Englisch spricht, man schnell wieder in die Sprache reinkommt und man vor allem auch die Fachbegriffe immer wieder hört, sodass die Sprache keine große Hürde darstellt. Die Uni selbst kann man von der Größe her mit der Universität Stuttgart vergleichen. Vorteile der University of Calgary sind zum Beispiel die neue große Bibliothek, welche sehr viele Arbeitsplätze mit Computer und ohne, in stillen und in Stockwerken, in welchen gesprochen werden darf bietet. Außerdem kann man sich dort für kleine geschlossene Räume anmelden, also der ideale Platz zum Lernen und Hausaufgaben machen. Da das Gebäude sechsstöckig ist,

7 kann man von den oberen Stöcken auch herrlich den Sonnenuntergang über den Rockies beobachten. Auch sportlich hat die Uni einiges zu bieten. Mit dem U-Pass kann man kostenlos ins Fitnessstudio, welches zweistöckig ist und sogar eine 200 m Rundlaufbahn besitzt, die Squashplätze, die Schwimmhalle, eine Kletterwand und vieles mehr benutzen. So etwas wie eine Mensa gibt es leider nicht wirklich. In einem Foodcourt bekommt man zwar eine große Auswahl an Essen, das allerdings relativ teuer ist. Ausflüge Gleich am Anfang sollte man noch die schöne Herbstwelt der Rockies genießen, man weiß nie, wie schnell der Winter in Kanada einbricht. Lake Louise, Moraine Lake und der Icefields Parkway ist ein Muss. Ski und Snowboard Fans kommen voll auf ihre Kosten, zu empfehlen sind vor allem Revelstoke und Kickinghorse. Wenn viel Schnee angesagt ist, lohnt es sich dann auch schon mal 30 Minuten vor Liftbeginn am Lift anzustehen, denn in Kanada gilt das Sprichwort: "No friends on powderdays". Die Skitrips des Skiclubs bieten eine gute Möglichkeit mehrere Skigebiete kennen zu lernen und es haben sich alle vier wirklich gelohnt. In den Readingweeks bietet es sich an, mal etwas weiter weg zu fahren. Wir waren zum Beispiel in der ersten Reading Week in Vancouver und auf Vancouver Island, wo es unglaublich schön ist. Für Surfer und auch für alle anderen ist Tofino unbedingt zu empfehlen. Dort surfen sie selbst noch bei 3 im November. Wir haben uns zu dritt ein Auto gekauft, was vieles erleichtert hat und am Ende sich auch finanziell gelohnt hat, da wir viel unterwegs waren.

8 Tofino, Vancouver Island, November 2015 Sun Peaks Resort, Januar 2016

9 Die Calgarianer 2015/2016, Sulphur Mountain, Banff 2015 Mein besonderer Dank geht an das Institut für Baustatik und Baudynamik insbesondere an Professor Bischoff und Renate Sachse, die uns bei allen Fragen während der Vorbereitung und des Aufenthaltes tatkräftig unterstützt haben. Außerdem an das DAAD, ohne dessen finanzielle Unterstützung der Austausch so nicht möglich gewesen wäre. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viele tolle Erfahrungen sammeln durfte und rate jedem sich eine solche Chance nicht entgehen zu lassen.