CALGARY AUSTAUSCH 2015/16

Transkript

1 CALGARY AUSTAUSCH 2015/16 Erfahrungsbericht von Frederik Deiters

2 Motivation Schon zu Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich einen Auslandsaufenthalt in mein Studium einbinden möchte. Allerdings wusste ich noch nicht genau wie, wann und wo. Als ich dann von dem Austauschprogramm mit Calgary hörte, war mein Interesse sofort geweckt. Ich hatte schon lange den Wunsch einmal nach Kanada zu reisen und die Aussicht dort 8 Monate während dem Studium zu verbringen reizte mich sehr. Da die meisten Fächer in Stuttgart anerkannt werden, hat man hier die Möglichkeit gleich zwei Auslandssemester zu absolvieren ohne sein Studium großartig zu verzögern. Außerdem hätte ich so die Chance einen Teil meiner Familie näher kennenzulernen, der vor vielen Jahren nach Calgary ausgewandert ist. Bewerbung Die Bewerbung um einen der Plätze erfolgt zunächst schriftlich beim IBB. Alle Bewerber werden anschließend zu einem etwa 20 minütigen Gespräch eingeladen, bei dem dann die Entscheidung fällt. Die Gespräche werden mit je zwei Bewerbern und einem kleinen Ausschuss abgehalten. Bei uns bestand dieser aus 2 Professoren, einer Vertreterin des IZ und zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern des IBB. Im Gespräch können Fragen zum Bewerbungsschreiben und Lebenslauf gestellt werden, sowie zur eigenen Motivation. Es wird außerdem versucht herauszufinden, ob der Bewerber die Heimatuniversität ausländischen Studenten angemessen präsentieren kann. Auf Wissensfragen zu Kanada und Calgary haben wir uns natürlich vorbereitet, gestellt wurden aber keine. Unsere Zusagen bekamen wir noch am selben Tag in einem zweiten kurzen Einzelgespräch. Vorbereitungen Direkt nach der Zusage setzten wir uns mit unseren Betreuern Renate und Christoph zusammen und bekamen eine Liste mit den nächsten erforderlichen Schritten. Krankenversicherung Versichert war ich beim ADAC. Das kostet etwa soviel wie das Stipendium für die Krankenversicherung vorsieht. Da ich die Versicherung zum Glück nie in Anspruch nehmen musste, kann ich nicht beurteilen ob sie empfehlenswert ist. Da ich vorhatte viel Snowboard fahren zu gehen, habe ich noch zusätzlich eine Mitgliedschaft beim Deutschen Alpenverein abgeschlossen. Der DAV erstattet Kosten bis zu Euro für Rettungen bei Bergsportunfällen weltweit. Die meisten Auslandskrankenversicherungen zahlen in solchen

3 Fällen nur wenige tausend Euro, die bei einem Helikoptereinsatz schnell überschritten sein können. Die Preise für die Mitgliedschaft sind von Sektion zu Sektion unterschiedlich. In meinem Fall waren es 34 pro Kalenderjahr. Kreditkarte Ich hatte eine Kreditkarte bei der Consorsbank. Die funktioniert eher wie eine Debit-Karte und ist mit einem kostenlosen Giro-Konto verknüpft. Mit den meisten Kreditkarten kann man im Ausland kostenlos Bargeld abheben. Zu Beginn konnte ich mit meiner Karte auch kostenlos zahlen, allerdings hat die Bank nach einigen Monaten ihre Konditionen geändert (ohne dass ich es mitbekommen habe) und daraufhin wurde bei Zahlungen eine Gebühr von 1.75% fällig. Hier lohnt es sich einige Karten zu vergleichen. Oft kann man eine Kreditkarte finden, bei der sowohl abheben als auch zahlen kostenlos ist. Visum Sobald ihr die nötigen Unterlagen von der UofC und dem DAAD habt, könnt ihr online euer Studentenvisum beantragen. Dafür braucht ihr einen Reisepass, der für euren gesamten Aufenthalt gültig ist. Falls ihr das nicht habt, solltet ihr rechtzeitig einen neuen Reisepass beantragen, da ihr sonst euren Antrag auf ein Visum nicht abschicken könnt. Flug Condor bietet preisgünstige Direktflüge von Frankfurt an. Mein Hinflug hat ca. 420 gekostet plus 75 für ein Snowboard-Gepäck. Den Rückflug haben wir auf der kanadischen Website gebucht, was etwas günstiger war. Beim nächsten mal würde ich das auch schon beim Hinflug probieren. Internationaler Führerschein Ich würde vorsichtshalber einen internationalen Führerschein mitnehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob er jemals wirklich von mir verlangt wurde, aber er kostet nicht viel und ist schnell zu bekommen. Nicht zu Hause vergessen: Besorgt euch genügend Steckdosenadapter. Eventuell auch mit Schutzkontakt für größere Geräte. Falls ihr Kletterschuhe zuhause habt, nehmt sie mit. Das Ausleihen im Outdoor Centre ist relativ teuer, wenn man häufig gehen möchte. Sonst ist das Benutzen der Kletterhallen kostenlos. Ski- oder Snowboardfahrern würde ich empfehlen die eigene Ausrüstung mitzubringen. Ein Sportgepäck ist bei den meisten Airlines nicht besonders teuer. Alternativ bietet das Outdoor Centre Ausrüstung für viele Sportarten zum Verleih an. (Preisliste: Unterkunft Zunächst müsst ihr euch entscheiden, ob ihr ein Zimmer im Wohnheim nehmen oder lieber außerhalb des Campus wohnen möchtet. Ein Wohnheimzimmer bietet den Vorteil von kurzen Wegen zu Hörsälen und Sportangeboten. Vom Cascade Hall läuft man etwa 5 Minuten zu Fitness Studio, Schwimmhalle, Squash Courts und co. Außerdem kommt man schnell in Kontakt mit anderen Austauschstudenten und hat seine Freunde dann direkt nebenan. Besonders das Cascade Hall ist unter Austauschstudenten beliebt. Eine Unterkunft außerhalb des Campus (in der Regel als Untermieter) kann dafür wesentlich günstiger sein.

4 Ich hatte mich gemäß Stuttgarter Tradition für ein Zimmer im Cascade Hall entschieden. Mein Zimmer war im 3. Stock in Richtung Süden. Dort hat man zwar immer schön Sonnenlicht, aber ansonsten ist diese Richtung nicht die Schönste, da man auf das gegenüberliegende Wohnheim blickt. Das Zimmer kann man sich online auswählen. Dafür bekommt man einen persönlichen Time-slot zugewiesen. Wer sich früher beworben hat bekommt einen früheren Time-Slot und damit auch eine größere Auswahl. Wenn ich nochmal eine Zimmer auswählen könnte, würde ich versuchen eines im obersten Stockwerk in Richtung Westen zu bekommen. Von dort aus müsste man die Berge sehen können. Ich selber würde mich wieder für ein Wohnheimzimmer im Cascade Hall entscheiden. Kurswahl Die Kurswahl kann bis eine Woche nach Semesterbeginn noch geändert werden. Wichtig ist auch zu wissen, dass es scheinbar eine Art Regel ist, dass Masterkurse in Calgary deutlich mehr Arbeitsaufwand bedeuten als Bachelorkurse (bei gleicher Anzahl Leistungspunkte). Es ist also nicht zu empfehlen den Stundenplan mit interessant klingenden Masterkursen aufzufüllen. Als wir für ein Semester zwei Masterkurse anmelden wollten, haben uns unsere Betreuer in Calgary ausdrücklich davon abgeraten. Folgende Kurse habe ich in Calgary belegt: FALL TERM: Kursname Dozent Anrechenbar als ENCI 513 ENCI 523 ENCI 551 ENCI 581 Structural Geotechnical Structural Environmental Concrete Engineering 2 Engineering 2 Engineering 2 Materials and Design Dr. El-Hacha, Dr. Dr. Wan Dr. Dann Dr. Achari Cowe Falls Teil von WeKo und Baustatik Geotechnik 2 Teil von Weko und Baustatik Siedlungswasserwirtschaft WINTER TERM: Kursname Dozent Anrechenbar als ENCI 502 ENCI 557 ENCI 653 ENGG 209 Engineering Structural Steel Theory and Engineering Aspects of Design Applications of Economics Sustainable the Finite Communities Element Method Jayasinghe, Dr. El-Badry Dr. Duncan Dr. McClintock Hawkins - Teil von WeKo und Baustatik Finite Elemente für Tragwerksberechnungen Insgesamt war ich mit meiner Kurswahl zufrieden und würde von keinem der oben gelisteten Kurse abraten. Da sich die Dozenten und Kursinhalte aber oft ändern, macht es hier auch wenig Sinn Empfehlungen auszusprechen. Wenn ihr euch wegen der Kurswahl Informationen -

5 von Ehemaligen einholt, dann fragt am Besten nach den Namen der Dozenten. Dann wisst ihr sofort, ob die Kurse noch die gleichen sind. Die meisten von euch werden vermutlich auch WeKo und Baustatik abdecken wollen, sowie einige der anderen anrechenbaren Kurse. Damit bleibt nur noch eine kleine Anzahl an Kursen, die ihr frei nach persönlichem Interesse wählen könnt. Vor Ort Auto Wir hatten uns zu dritt entschieden ein Auto zu kaufen. Ich finde nach wie vor, dass das eine gute Entscheidung war. Wir haben das Auto sowohl für unsere Wocheneinkäufe als auch für unzählige Ausflüge genutzt. Bevor man sich entscheidet ein Auto anzuschaffen, sollte man sich allerdings auch über das finanzielle Risiko bewusst sein. Bei älteren Gebrauchtwagen besteht immer die Gefahr, das etwas kaputt geht und eine Reperatur im Zweifelsfall mehr kostet als das Auto wert ist. Wenn man sich mit anderen zusammenschließt werden die Kosten und das Risiko aber überschaubar. Außerdem sollte man wissen, dass die Parkplätze auf dem Uni Gelände außergewöhnlich teuer sind und man auch in den anliegenden Wohngebieten nicht umsonst parken darf. Wir haben uns daher einen Parkplatz auf einem Privatgrundstück gemietet. Die Versicherung für uns drei hat für ein Jahr etwa 2200 CAD gekostet. Dieser Betrag musste bei Abschluss der vorgestreckt werden. Wenn man die Versicherung wieder abmeldet, bekommt man für die ungenutzten Monate eine Rückzahlung. Der beste Ort um ein gebrauchtes Auto (und auch sonst alles) zu kaufen ist kijiji.ca. Das ist vergleichbar mit ebay Kleinanzeigen und man kann dort so ziemlich alles zu einem fairen Preis kaufen. Freizeit Wenn wir nicht gerade für die Uni gearbeitet haben, verbrachten wir viel Zeit in den Rocky Mountains. Mit dem Auto ist man nach etwa einer Stunde in den Bergen und nach knapp zwei Stunden in Lake Louise, einem weltberühmten Skigebiet. Wenn man unter der Woche fleißig arbeitet, kann man an den Wochenenden Ausflüge zum Skifahren oder Wandern unternehmen. Besonders zu empfehlen sind die Ausflüge des UofC Ski Clubs. Zusätzlich gibt es noch zwei Reading Breaks (jeweils eine Woche), in denen ihr eure Reiselust befriedigen könnt.

6 Fazit Abschließend kann ich sagen, dass die Zeit in Calgary eine der schönsten meines Lebens war. Ich habe viel gelernt, viel Neues erlebt und Freundschaften geschlossen mit Menschen aus aller Welt. Die Zeit an der Uni war zwar manchmal sehr anstrengend, aber dafür bekommt man in der Regel sehr gute Noten und bekommt die meisten Kurse in Stuttgart auch anerkannt. Bei vielen anderen Austauschmöglichkeiten ist dies nicht der Fall und gerade für Fächer wie WeKo oder Baustatik, die bei uns über mehrere Semester gehen, ist es schwierig im Ausland einen Ersatz zu finden. Hier liegt ein großer Vorteil in dem langen Bestehen des Programms und der Betreuung durch das IBB. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte und bedanke mich bei allen, die diesen Austausch möglich machen. Ein besonderer Dank geht an unsere Betreuer Renate Sachse und Christoph Wilking, die uns jederzeit mit Rat zur Seite standen und an Prof. Bischoff, der sich mit viel Engagement um das Fortbestehen des Austauschprogramms kümmert. Außerdem bedanke ich mich beim DAAD für die großzügige finanzielle Unterstützung.