Auslandssemester an der University of Calgary

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1 2014/2015 Auslandssemester an der University of Calgary Studiengang Bauingenieurwesen

2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung und Motivation Bewerbung Vorbereitung Fall Semester ENCI -513, Structural Concretes Materials and Design ENCI -551, Structural Engineering ENCI -523, Geotechnical Engineering ENCI -581, Environmental Engineering Fazit Fall Semester Winter Semester ENCI 209 Engineering Economics ENCI 473 Transportation Engineering ENCI 557 Structural Steel Design ENCI Theory and Applications of Finite Element Modelling Fazit Winter Semester Campus & Leben in Calgary Freizeit, Sport und Natur Fazit

3 1. Einleitung und Motivation Mein Name ist, ich komme aus der Nähe von Biberach an der Riß und studiere Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart. Schon sehr früh hatte ich den Wunsch ein Teil meines Studiums im Ausland zu absolvieren. Daher informierte ich mich zu einem frühen Zeitpunkt im Internationalen Zentrum der Universität Stuttgart nach Möglichkeiten. Ich beschloss, zuerst die Grundkurse der ersten drei Semester zu belegen bevor ich mich für ein Programm bewerbe. Als ich zu Beginn des dritten Semesters verstärkt begann mich um meine Bewerbung für ein Auslandssemester zu kümmern, sah ich zufällig ein Infoplakat über ein Auslandssemester in Calgary im Bauingenieurgebäude an der Uni. Danach begann ich, mich konkret über diese Möglichkeit zu informieren. Spätestens als Herr Prof. Bischoff im Vorfeld einer Vorlesung Werbung für das Auslandssemester in Calgary machte, war ich entschlossen mich für diesen Austausch zu bewerben. Die vielen Vorteile an diesem Austauschprogramm erhöhten mein Interesse an einem Auslandsemester. Diese Vorteile sind unter anderem, eine Finanzierung mit Hilfe eines Stipendiums durch das DAAD, die langjährige und dadurch funktionierende Zusammenarbeit der beiden Universitäten sowie die Möglichkeit sehr viele Kurse anrechnen lassen zu können. 2. Bewerbung Die Bewerbungsphase begann mit einem Vortrag der Vorgänger aus Calgary Ende November. Dieser war sehr beeindruckend und meine Vorgänger steckten mich mit ihrem Enthusiasmus regelrecht an. Neben den nötigen Vorleistungen in Form von belegten Fächern, erzielten Leistungspunkten und Notendurchschnitt mussten keine weiteren Bedingungen erfüllt werden um sich bewerben zu können. Die Bewerbungsfrist ging bis Ende Januar, also genügend Zeit um diese vorzubereiten und zu verfassen. Umfang, Inhalt und nötige Unterlagen zur Bewerbung können auf der Homepage des Instituts für Baustatik und Baudynamik nachgelesen werden. Fragen zur Bewerbung, insbesondere zu der Wahl der Kurse in Kanada, wurden von Christoph Wilking immer sehr hilfsbereit beantwortet. Daher gestaltete sich die schriftliche Bewerbung recht unkompliziert. Der ausschlaggebende Teil der Bewerbung war jedoch das Auswahlgespräch. Bei diesem wurden je drei Bewerber gleichzeitig zu einem Gespräch geladen. Außer den Bewerbern waren noch die Professoren sowie je ein Mitarbeiter der beiden Institute und eine Mitarbeiterin des Internationalen Zentrums anwesend. Natürlich ist man vor einem solchen Gespräch etwas nervös, jedoch war die Atmosphäre war sehr freundlich und offen und es wurde einem leicht gemacht ins Gespräch zu kommen. Die Inhalte des Gesprächs waren hauptsächlich unsere Motivation für ein Auslandssemester bzw. was uns dazu bewegt hat uns zu bewerben. Sobald die Bedingungen zur Bewerbung erfüllt wurden, sind diese zwar generell wichtig, waren meiner Erfahrung nach aber letztendlich nicht ausschlaggeben. Die Universität Stuttgart suchte für ihren Austausch nach Calgary Studenten, die unsere Universität repräsentieren können. Dies bezieht sich nicht nur auf rein wissenschaftlicher Basis, sondern auch zwischenmenschliche und soziale Kompetenzen. Deshalb ist es neben den bisherigen Verdiensten an der Uni auch wichtig was man sonst noch zum sozialen und gesellschaftlichen Leben an der Uni beigetragen hat. Dies können Hiwi-Tätigkeiten, soziale Engagements, ehrenamtliche Tätigkeiten oder auch andere Dinge sein. 3

4 3. Vorbereitung Bei den Vorbereitungen gibt es einiges zu beachten und vieles zu erledigen. Da jeder Austauschstudent die gleichen Unterlagen benötigt, habe wir uns Austauschstudenten regelmäßig getroffen um uns abzustimmen bzw. uns gegenseitig Tipps zu geben. Desweiteren stand uns Christoph Wilking jederzeit Tatkräftig zur Seite und konnte jederzeit nach Hilfe gefragt werden. U.a. wurden folgende Dokumente und Bescheinigungen für das Austauschprogramm benötigt: Visa-Antrag ausfüllen und abschicken, mit allen nötigen Unterlagen Auslandsreisekrankenversicherung Reisepass und Personalausweis aktualisieren Internationaler Führerschein beantragen Impfpass überprüfen VISA - Karte beantragen Flug buchen Nötige Unterlagen für das Einreisen in Kanada ausdrucken, wie zum Beispiel das vorläufige Visum Bewerbung für das Wohnheim Auswahl der Kurse in Kanada Wohnen kann man in Calgary optional in einem der Wohnheime oder privat. Ich würde jedem empfehlen sich für eines der Wohnheime zu bewerben. Diese sind zwar etwas überteuert, aber man hat einen sehr kurzen Weg an die Uni, was sich vor allem während des langen kanadischen Winters auszahlt. Zudem knüpft man in einem Wohnheim sehr schnell neue Kontakte und findet schnell Anschluss zu den anderen Studenten. Man trifft auch viele andere internationale Studenten welche ähnliche Interessen verlogen. Ich selber habe in der sogenannten Cascade Hall gewohnt. Dieses Wohnheim kann ich im Vergleich zu den anderen Wohnheimen nur weiterempfehlen. Meine zweite Wahl wäre die Olympus Hall. Fast alle Vorbereitungen laufen nach Standards und mit Hilfe von Formularen ab und sind daher zum Teil etwas zeitaufwendig. Eine etwas schwerere Hürde ist die Auswahl der Kurse. Da die University of Calgary die letzten Jahre immer wieder die Bezeichnungen sowie die Inhalte verschiedener Kurse geändert hat, war es etwas undurchsichtig und aufwendig die richtigen Kurse zu finden. Neben den Pflichtfächern welche für WeKo, Baustatik sowie Geotechnik angerechnet werden können gibt es eine Großzahl von alternativen Wahlmöglichkeiten. Hierbei muss man vor allem beachten, dass es in Calgary unmöglich ist, zwei verschiedene Kurse zu belegen bei denen sich die Vorlesungen zeitlich überschneiden. 4. Fall Semester 4.1. ENCI -513, Structural Concretes Materials and Design ENCI 513 wurde uns als Teil von WeKo angerechnet. Zu Beginn war es schwierig dem Kurs zu folgen, da er auf dem Kurs ENCI 413 aufbaut. Nach einiger Zeit und einigen Nacharbeiten und eingewöhnen in die neue Unterrichtssprache war es aber gut möglich die Inhalte zu verstehen. Dr. El Hacha orientiert sich sehr stark an seinem Skript, daher kann man nicht verstandene Inhalte gut 4

5 nachbereiten. Neben dem Theorieunterricht gehört zu diesem Kurs auch das Betonlabor. Hier muss man in Gruppenarbeit einen eigenen Beton-Mix erstellen, welcher bestimmte Bedingungen erfüllen muss. Für uns kam es etwas unerwartet, dass der Zeitplan für das komplette Projekt bereits nach der ersten Woche stehen musste.. Da am Anfang unserer Zeit in Calgary vieles neu war, hatten wir mit vielen kleineren Problemen zu kämpfen. So wussten wir beispielsweise nicht wo die Labore waren und wie die Verhaltensregeln in den Laboren lauteten. Jedoch sind die kanadischen Lehrenden sowie die Mitarbeiter der Uni sehr hilfsbereit und freundlich und haben uns stets weitergeholfen. Besonders Terry Quinn, der Leiter des Labors, wusste um unsere Situation und hat uns durch viele gute Ratschläge mehrfach weitergeholfen. Das Mixen des Betons war sehr interessant und es war eine gute Erfahrung selber Tests durchzuführen, über die Zusammensetzung des Betons zu diskutieren und ein paar praktische Tätigkeiten auszuführen. Insgesamt setzte sich die Note für diesen Kurs aus folgenden Bestandteilen zusammen: 50 % Assignments 30 % Bericht über das Betonlabor 10 % Bericht über die Assignments 10 % final Man muss sagen, dass die Assignments zu Recht 50% der Gesamtnote werten. Sie waren sehr aufwendig und zeitraubend. Am Anfang wussten wir auch nicht so Recht auf was Wert gelegt und wie detailliert kontrolliert wird sowie ob unser Englisch gut genug war um alles ausreichend beantworten zu können. Nach einer Eingewöhnungsphase wussten wir worauf es hauptsächlich ankam und wir lernten effektiver an den Hausarbeiten zu arbeiten. Aber wie bereits erwähnt, waren diese Arbeiten sehr zeitintensiv ENCI -551, Structural Engineering 2 Dieser Kurs wurde uns als Baustatik angerechnet. Im Vergleich zu den anderen Kursen in Calgary war der Ablauf dieses Kurses den Abläufen in Stuttgart sehr ähnlich. Dies lag vielleicht daran, dass Dr. Markus Dann, welcher die Vorlesung hielt, aus Deutschland kommt. Die Vorlesungen waren sehr gut strukturiert und es war von Anfang an kein Problem den Inhalten zu folgen. Die behandelten Themen knüpfen stark an Behandeltes von TM 3/4 an. Die Noten setzten sich hier wie folgt zusammen: 20 % Assignments 15 % midterm 15 % Tests 50 % final Die Assignments waren vom Aufwand her angemessen, wurden jedoch sehr akribisch korrigiert. Die zwei Tests waren im Vergleich zum "midterm" und dem "final" deutlich einfacher. Letztendlich war es ein Kurs der sehr interessant und gut verständlich war. Die Noten waren nachvollziehbar und fair. Die gute Unterrichtsatmosphäre spiegelte sich auch durch die Auszeichnung von Dr. Dann wieder. Er 5

6 gewann den teaching award, welcher an einige wenige Lehrende an der U of C jährlich verliehen wird ENCI -523, Geotechnical Engineering 2 Anfangs hatte ich Bedenken, dass mein Vorwissen in diesem Kurs nicht ausreichend sein könnte, da ich Geotechnik 1 in Stuttgart nur teilweise verfolgte und keine Prüfung geschrieben habe und in Calgary gleich mit Geotechnik2 begonnen wurde. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es dennoch gut möglich war, den Unterrichtsinhalten zu folgen. Der Unterricht orientiert sich stark am textbook, welches auch an der Universitätsbibliothek ausgeliehen werden kann. Dadurch besteht jederzeit die Möglichkeit selbständig zu arbeiten und die Unterrichtsmaterialien zu ergänzen. Auch der Inhalt weicht nicht sehr stark von den in Stuttgart behandelten Themen ab und man kann diese Quelle ebenfalls hinzuziehen um spezielle Bereiche aufzuarbeiten. Die Vorlesung wurde von Dr. Jeffrey Priest gehalten, sein englischer Akzent war für mich anfangs nicht leicht zu verstehen, jedoch legte sich dieses Problem nach einigen Vorlesungen. Die Benotung setzte sich aus folgenden Bestandteilen zusammen: 10 % lab reports 10 % assignments 30 % midterm 50 % final Besonders hierbei war die starke Gewichtung des midterms. Die labs waren interessant, da man selber praktische Versuche und Messungen durchführen konnte. Jedoch waren die reports über die durchgeführten Versuche relativ zeitintensiv, da sie auf wissenschaftlichen englisch geschrieben werden mussten. Die Assignments waren sehr hilfreich um das in der Theorie behandelte zu verstehen und waren auch vom Zeitaufwand angemessen ENCI -581, Environmental Engineering 2 ENCI 581 wurde uns als Siedlungswasserwirtschaft angerechnet. Hierbei wurden vor allem Themen rund um das Behandeln von Wasser und Abwasser gelehrt. Deren Verteilung, Förderung und Rückführung in die Kläranlage und später in die Umwelt. Einer der Höhepunkte in diesem Fach war sicherlich die Besichtigung der riesigen Kläranlage von Calgary, an der auch unser Lehrer, Dr. Achari teilnahm. In diesem Fach war eine der Schwierigkeiten, dass großen Wert auf die Theorie und das Antworten auf Fragen in midterms und finals gelegt wurde. Es war nicht immer leicht sich in fachlich korrektem Englisch auszudrücken. Aber Dr. Achari betonte stets, dass es bei ihm keine Englsich-Tests seien, sondern es ihm um die Inhalte ging. Er hat auch wortgehalten und es wurde unter diesen Aspekten korrigiert. Unsere Noten in Environmental Engineering setzten sich wie folgt zusammen: 20 % midterm 1 20 % midterm 2 20 % Projekt 6

7 40 % final 4.5. Fazit Fall Semester Das erste Semester in Kanada unterschied sich vor allem vom Ablauf her deutlich von den bisherigen Semestern in Deutschland. Die Eingewöhnungsphase musste schnell überwunden werden, da es spätestens in der zweiten Woche gleich richtig los ging. Neu waren neben der Sprache vor allem die vielen aufwendigen Assignments. Bearbeitete man diese jedoch gewissenhaft, kann man bereits einen Teil der notwendigen Punkte für die Note sammeln, was an der Uni Stuttgart in dieser Form nicht möglich ist. Auch die midterms waren eine neue Erfahrung für uns. Diese sind wie vorgezogene Prüfungen oder Zwischenprüfungen. All dies zwingt einen dazu während dem Semester deutlich mehr zu studieren. Gelingt es einem hier viele Punkte zu sammeln, kann man deutlich entspannter in die finals gehen als in Stuttgart in die Prüfung, welche meistens 100% zählt. Da die finals gleich am Anschluss an die Vorlesungen sind, ist das Semester zwar schneller beendet als an der Uni Stuttgart jedoch hat man deutlich weniger Zeit um auf die einzelnen Prüfungen zu lernen. Man muss dazu sagen, dass die Prüfungen und auch der behandelte Unterrichtsinhalt in Stuttgart umfangreicher und auch schwieriger sind, zumindest meiner Empfindung nach. 5. Winter Semester 5.1. ENCI 209 Engineering Economics Engineering Economics war der einzige Kurs den ich in Calgary belegt habe, welcher kein technischer Ingenieurskurs war und auch nicht von der Uni Stuttgart angerechnet wurde. Die Vorlesungen wurden von Dr. Karl Pinno gehalten, der auch verantwortlich für die gesamte Veranstaltung war. Die Vorlesungen waren meist unterhaltsam und den aktuellen Geschehnissen der Wirtschaft und Weltpolitik angepasst. Nur der Termin am späten Dienstag bzw. Donnerstagnachmittag machte es manchmal etwas schwer der Vorlesung zu folgen, da diese Tage von morgens bis abends mit Vorlesungen vollgepackt waren. Die Tutorien wurden von technischen Assistenten abgehalten, diese waren leider schlecht strukturiert. In den Tutorien wurden alle zwei Wochen Quizze abgehalten, in den Wochen dazwischen wurden Aufgaben bearbeitet welche für das nächste Quizz relevant waren. Ein sogenanntes Quiz ist vergleichbar mit einem kurzen Test. Die Quizze und der midterm waren sehr leicht und man konnte hier fast schon genügend Punkte sammeln um den Kurs als Ganzes zu bestehen. 20% Quizzes 30% Midterm 50% Final 5.2. ENCI 473 Transportation Engineering 1 Transportation Engineering 1 wird in Stuttgart als Verkehrsmodul angerechnet. Trotz eines 400er Kurses war dieser Kurs umfangreich und anspruchsvoll. Vor allem die Assignments waren mit großem zeitlichem Aufwand verbunden. Diese mussten man stets in Excel bearbeiten und online einreichen. 7

8 Durch die Rechenunterstützung in Excel konnte bei sich wiederholenden Rechenschritten etwas Zeit gespart werden, dennoch mussten die einzelnen Rechenschritte verstanden werden. Der midterm sowie das final waren zwar schwierig aber gerecht. Insgesamt wurde wenig Wert auf die Theorie gelegt und es wurden fast nur Rechnungen abgefragt. Dr. Hunt, welcher diesen Kurs betreute war stets hilfsbereit, jedoch war die Organisation der Vorlesungen und Prüfungen des Öfteren verwirrend. 20% Assignments 30% Midterm 50% Final 5.3. ENCI 557 Structural Steel Design Structural Steel Design war ein Teil der Fächerkombination, die wir brauchen um uns WeKo in Stuttgart anrechnen zu lassen. Obwohl dieses Fach das umfangreichste und arbeitsaufwendigste im Wintersemester war, war es mein Lieblingsfach in diesem Semester. Der Inhalt war weniger die Berechnung von Stahlträgern, sondern vielmehr deren Verbindungen und Anschlüsse. Wir berechneten Schraubenanzahlen - und Größen, Schweißnähte, maximale Lasten welche eine Verbindung aufnehmen kann usw. Mit Dr. El Badry hatten wir einen sehr erfahrenen Professor, der im ersten Augenblick jedoch sehr streng zu sei schien. Der erste Eindruck täuschte uns aber, da Dr. El Badry ein sehr sympathischer Mann ist, der sich immer Zeit für unsere Fragen nahm. Seine Assignments vertieften immer den aktuellen Unterrichtsstoff, waren aber auch sehr umfangreich. Beim midterm sowie dem final hat uns Dr. El Badry angemessene Fragestellungen zum Lösen gegeben, es wurden keine völlig unbekannten Inhalte abgefragt, jedoch bekam man auch nichts geschenkt. Lediglich die Zeit war stets zu knapp um die Klausur vollständig zu lösen. Alles in allem war der Kurs sehr gut organisiert und strukturiert und sehr ähnlich zu einem Kurs an der Uni Stuttgart. 25% Assignments 25% Midterm 50% Final 5.4. ENCI Theory and Applications of Finite Element Modelling In diesem Kurs lernte ich den Umgang mit dem Computerprogramm Abaqus. Wir haben uns langsam herangetastet und erste kleine Probleme gelöst. Neben diesen Modelling-Assignments gab es auch noch schwierige Theorie-Assignments. Mit diesen wurde vermittelt wie das Programm die verschiedensten Probleme zu lösen versucht und wo die Grenzen des Programmes sind. Leider hatte ich mir unter diesem Kurs etwas anderes vorgestellt und es fiel mir nicht leicht mich zu motivieren. Die Kursbetreuung durch Herrn Dr. Hunt und seiner technischen Assistentin Andrea Isfeld war sehr gut. Sie haben mir oft bei vielen Fragen zu den Assignments geholfen. 40% Theorie und Modelling Assignments 30% Take Home Exams 30% Final Assignment 8

9 5.5. Fazit Winter Semester Leider waren die Wochen vor Beginn des Semesters sowie die ersten Vorlesungswochen mit viel Arbeit und Organisation verbunden. Da wir keine normale Fächerkombination belegt haben war es für uns schwierig geeignete Kurse zu finden, da sich an der U of C keine Vorlesungen überschneiden dürfen. Auch mussten wir uns damit abfinden Geotechnical Engineering 1 nicht belegen zu können was wir in Stuttgart als Geotechnik angerechnet bekommen hätten. Während des Semesters waren wir, wie schon im ersten Semester, sehr gut beschäftigt mit dem Lernen auf Assignments, Midterms usw. Der Einstieg in das Semester verlief, von der Kursbelegung abgesehen, dagegen sehr gut. Wir kannten nun das Umfeld, wussten was von uns erwartet wird und was auf uns zukommt. Die Kurse im zweiten Semester waren insgesamt interessant, nachvollziehbar und gut organisiert. 6. Campus & Leben in Calgary Der Campus der University of Calgary ist relativ groß und beinhaltet meiner Meinung nach alles was ein Studentenherz höher schlagen lässt. Da ich bereits in Stuttgart im Wohnheim in Vaihingen gewohnt habe, fiel mir die Eingewöhnung nicht sehr schwer. Hier wohnte ich wie zuvor in einer 4er WG. Mit meinen Mitbewohnern hatte ich sehr viel Glück und wir wohnten von Anfang an sehr harmonisch zusammen. Die Preise für das Wohnen im Wohnheim sind höher als in Stuttgart, ebenso die Lebensmittelpreise. Dies kann man zwar mit der finanziellen Unterstützung durch den DAAD meistern, jedoch sollte man für alle anderen Freizeitvergnügen andere Unterstützungen oder Erspartes haben. Die meisten Wohnheime in Calgary sind durch ein Tunnelsystem mit der Uni verbunden, was vor allem im eisigen Winter sehr angenehm ist. Leider war dies bei meinem Wohnheim Cascade Hall nicht der Fall. Trotzdem würde ich es wieder auswählen. Die Zimmer sind groß genug, und jede WG enthält eine Küche sowie zwei Bäder. In Cascade Hall leben vor allem internationale Studenten sowie kanadische Studenten, die im Semester studieren. Ich hatte ein Zimmer im 1. Stock, was in Kanada 2nd floor bedeutet. Ich würde ein Zimmer in Richtung Norden und im Stock empfehlen. Hier hat man keine laute Klimaanlage vor seinem Zimmerfenster und ebenso einen schönen Ausblick ins Grüne. Desweiteren gibt es auf dem Campus die TFDL, Taylor family digital library. Neben diversen Möglichkeiten zum Lernen bietet die große und neu gebaute Universitätsbibliothek an schönen Tagen vom 6. Stock aus einen wunderschönen Blick auf die Rocky Mountains. Die Bibliothek deckt nahezu alle Bedürfnisse der Studenten ab; buchbare Gruppenarbeitsräume, über 100 PC- Arbeitsplätze, bis hin zu einem großen Stillarbeitsreich. In der Bibliothek herrschte eine großartige Lernatmosphäre. Daher habe ich meistens hier gelernt. Als Ingenieursstudenten haben wir uns hauptsächlich im Engineering Gebäude aufgehalten, in dem die allermeisten unserer Vorlesung stattfanden. Dieses Gebäude befand sich jedoch zu unserer Zeit ständig im Umbau, daher war es nicht immer leicht sich zu Recht zu finden. Herzstück des Campus ist die sogenannte Mac Ewan Hall, diese befindet sich im Zentrum des Campus und beherbergt vor allem viele Möglichkeiten Essen zu kaufen. Desweiteren befinden sich in der Mac Ewan Hall auch viele andere wichtigen Institutionen wie das CISSA ( Center for International Students and Study Abroad ), Studentenvertretungen, Bookstore, ein kleiner Supermarkt, ein Frisör, eine Apotheke, zwei Studentenkneipen ( The Den and Last Defence Lounge ) und noch vieles mehr. Daher ist es nicht zwingend notwendig den Campus zu verlassen. Falls man dies doch möchte, gelangt man mit der C- 9

10 Train sehr bequem und einfach in die Innenstadt von Calgary. Diese ist vergleichbar mit der Stuttgarter S-Bahn und man benötigt ca. 20min ins Zentrum von Calgary. Blick aus der Bibliothek über den Campus bis zu den Rocky Mountains 10

11 Ansonsten ist noch wichtig zu wissen, wo man seine Lebensmitteleinkäufe machen kann. Es gibt einen Safeway, der in knapp 20 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Im kalten kanadischen Winter, in dem minus 10 Grad Celsius keine Seltenheit sind, ist doch sehr froh einen Freund mit Auto zu haben um die Einkäufe zu tätigen! Dort gibt es jeden ersten Dienstag des Monats 10% Preisnachlass auf den Einkauf. Ebenso bietet es sich gut an, sofern man ein Auto organisieren kann, einen Großeinkauf im Cosco zu machen. Dort gibt es alles zur Superlative. Der Cosco ist mit der Metro-Kette in Deutschland vergleichbar. Dort gibt es zu wirklich günstigen Preisen alles Mögliche, meist in riesigen Portionen! 7. Freizeit, Sport und Natur Für alle Sport- und Naturinteressierte ist die University of Calgary genau der richtige Ort für das Studium. Als internationaler Austauschstudent darf man trotz der geringeren Studentengebühren das komplette Sportangebot der U of C nutzen. Und dieses ist atemberaubend: Großes Schwimmbecken Olympic Oval - Eislaufbahn Kletterhalle und Bouldering Squash und Raquette Center Verschiedene Turnhallen und Sportangebote wie Fußball, Handball, Federball, Basketball, Futsal, Tennis, Volleyball, Indoor Hockey und vieles mehr Großes Fitnessstudio Indoor Rennbahn Usw. Leider ist es zeitlich nahezu unmöglich das ganze Angebot auszunutzen, dennoch ich habe versucht so viel wie möglich davon wahrzunehmen. Dies hat nicht nur großen Spaß gemacht, man hat hierbei auch viele gleichgesinnte Studenten getroffen und Freundschaften geschlossen. Hier wird einmal mehr deutlich, dass die U of C sehr gut auf den langen und kalten Winter eingestellt ist, da nahezu jegliche Sportart indoor ausgeübt werden kann. Neben den tollen Sportangeboten auf dem Campus ist es nicht weit zu den Rocky Mountains. Mit dem Auto kann man es in einer Stunde bis zu den ersten Bergen schaffen und man befindet sich dann schon fast im Banff Nationalpark. Die nächsten Parks sind Yoho und Jasper. Für alle naturbegeisterten gibt es hier eine große Auswahl an Aktivitäten. Am Anfang des Fall Semesters war ich hier auf zahlreichen Wanderungen. Von einfachen Wanderungen bis hin zu Hikes über mehrere Tage kann man alles machen und somit ist für jeden etwas dabei. Man kann auf kleinere Berge wandern oder auch anspruchsvolle Klettertouren bewältigen. Die Ausblicke die sich immer wieder bieten sind wirklich atemberaubend, ebenso wunderschön sind die vielen Seen wie zum Beispiel der Lake Louise oder auch der Lake Minnewanka. Ausflüge kann man entweder selber organisieren, beim Outdoorcenter buchen oder sich beim Outdoorclub anmelden. Gerade das Outdoorcenter bietet neben vielen Abenteuern auch das komplette Equipment zur Miete an, seien es Schneeschuhe, Skis oder Kanus, es gibt wirklich alles. 11

12 Gipfel des Cascade Mountain mit Blick auf den Lake Minnewanka Kaum ist die Wandersaison zu Ende, geht die Skisaison los. Obwohl ich noch nie Ski gefahren bin habe ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen und war bei einigen Skitrips mit dem Ski-Club der Uni oder privat dabei. Es hat wirklich einen großen Spaß gemacht, sogar für mich als Anfänger. Dank des Outdoorclubs muss man das ganze Zubehör nicht gleich kaufen sondern man kann es für einige Tage mieten. Trotzdem ist das Skifahren hier relativ teuer, nur für das Liftticket zahlt man mindestens 60 $ pro Tag. Aber das zahlt sich wirklich aus. Die Skigebiete sind wunderschön und von den Gipfeln bietet sich ein atemberaubender Ausblick über die schneebedeckten Rocky Mountains. 12

13 Skigebiet Lake Louise 8. Fazit Ich bin sehr froh die Möglichkeit bekommen zu haben für zwei Semester in Kanada zu studieren. Daher möchte ich mich zuerst bei der Universität Stuttgart, vor allem aber bei Herr Prof. Bischoff und Christoph Wilking bedanken. Die Betreuung war von Anfang bis Ende sehr gut, es wurde uns immer sehr schnell bei allen möglichen Angelegenheiten und Problemen weitergeholfen. Ein besonderes Dankeschön geht ebenfalls an die University of Calgary, die sich jedes Jahr bereit erklärt, deutsche Auslandsstudenten aufzunehmen. Vor allem Heather Clitheroe möchte ich noch einmal danken, da Sie als unsere Ansprechpartnerin jederzeit ein offenes Ohr für uns hatte. Ebenso half sie uns sehr dabei Probleme bei der Kurswahl zu lösen. Es war eine große Erfahrung für mich in einem anderen Land zu studieren. Dazu zählt vor allem, dass die kompletten Vorlesungen auf Englisch sind. Zu sehen, wie ein Studium an einer anderen Universität im Ausland abläuft sowie zu erkennen wie diese Unis organisiert sind und vor allem die Unterschiede zu den deutschen Unis zu erkennen war eine sehr große Erfahrung für mich. Ebenso schön war die Erfahrung in einem bis dahin fremden Land und in einer anderen Kultur zu leben. Zwar habe ich schon in Stuttgart auf dem Campus gewohnt, trotzdem war es in Calgary nochmal eine ganz andere Erfahrung. Ganz besonders für mich war das wahnsinnig tolle Sportangebot auf dem Campus sowie die Rocky Mountains so nah zu haben. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass die kanadischen Studenten sehr hohe Studiengebühren zahlen müssen um an einer Uni studieren zu können. Uns als Auslandsstudenten werden diese erlassen. Daher kann man beide Universitäten, 13

14 Stuttgart und Calgary, schwer miteinander vergleichen, da die finanziellen Mittel sehr unterschiedlich sind. Meinen größten Dank will ich noch meiner ganzen Familie aussprechen, welche mich von Anfang an bei diesem Vorhaben unterstützt hat. Von der Bewerbungsphase bis hin zu der Zeit in der ich in Kanada gewohnt habe, haben Sie mir geholfen wo Sie nur konnten. Ohne Sie wäre dieser Austausch auf keinen Fall realisierbar gewesen! Vielen Dank noch einmal für diese tollen Einblicke, Freundschaften und Erfahrungen, die mir durch diesen Austausch ermöglicht wurden. Es war eine sehr intensive und schöne Zeit in Calgary! Dämmerung im Jasper Nationalpark 14