Dagegen ist ein Kraut gewachsen!

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1 Dagegen ist ein Kraut gewachsen! SONDERDRUCK aus der Ausgabe 02/2014

2 Die Popularität der Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) hat im Humanbereich in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Die Rückkehr zu natürlichen, sanften Heilmitteln kann in einigen Bereichen eine vielversprechende Alternative zur Schulmedizin sein. Auch in der Milcherzeugung setzen immer mehr Betriebe auf die Heilkraft der Pflanzen. D ie Gründe, Heilkräuterpräparate einzusetzen sind vielfältig. Wir haben drei Milchviehbetriebe besucht, die sich in der Regel die Betriebsleiterin eine sanftere Medizin wünschen mit der Möglichkeit, Antibiotika einzusparen. Dabei wird die Pflanzenheilkunde jedoch in unterschiedlichen Bereichen des Gesundheits-Managements eingesetzt, 1. Bei der Lange GbR in der Gemeinde Wangerland ist Ursula Lange für die Kälber der 150 Kühe zuständig. Sie setzt seit ca. zwei Jahren auf Phytotherapeutika in der Kälberaufzucht. Wir hatten immer wieder Probleme mit Kryptosporidien bei den Kälbern, die nur bedingt und nicht nebenwirkungsfrei mit einer konventionellen Behandlung in den Griff zu bekommen waren. Ich suchte deshalb nach einer sanfteren Möglichkeit, die Kälber in den ersten Lebenstagen vor den massiven Durchfällen zu schützen, erklärt Ursula Lange. Dabei sei sie auf eine phytotherapeutische Durchfallprophylaxe gestoßen. Das Präparat soll den Darm schützen und die Abwehrkräfte unterstützen. Ich verabreiche diese Prophylaxe inzwischen in den ersten zehn Lebenstagen. Seither hatten wir kaum noch Probleme mit starken Durchfällen. Frühes Eingreifen ist wichtig Durch die ersten Erfolge in der Durchfallprophylaxe probierte Ursula Lange weitere Phytotherapeutika aus. Aber egal, in welchen Bereichen man die Phytotherapie nutzt, wichtig ist es, die Tiere sehr gut zu beobachten und schnell einzugreifen. So erhalten die Kälber von ihr nicht erst Unterstützung, wenn sie starken Durchfall zeigen oder womöglich schon nicht mehr saufen können. Vielmehr greife sie schon ein, wenn sie sehe, dass die Kälber nicht sofort aufstehen, wenn sie mit der Milch kommt. Nur bei schnellem Handeln könnten die Heilkräuterpräparate ihre volle Wirkung zeigen. Neben der Durchfallprophylaxe setzt Ursula Lange z. B. bei schlappen Kälbern ein Kaffeepräparat (kreislaufanregend), bei aufgeblähten Kälbern ein Phytotherapeutikum mit Anis-, Fenchelund Kümmelöl ein. Neben Durchfallerkrankungen setzt die Lange GbR inzwischen auch bei Atemwegserkrankungen auf die Phytotherapie. So erhalten die Rinder in den Herbstmonaten ein Ergänzungsfuttermittel über das Futter, das verschiedene ätherische Öle enthält. Die Tiere sollen dadurch in der Rindergrippezeit zusätzlich geschützt werden. 2. Auch auf dem Milchviehbetrieb von Gerriet und Elke Gerriets im niedersächsischen Schortens werden in der 80-köpfigen Herde Phytotherapeutika einge-

3 setzt. Federführend für den Einsatz ist auch hier die Landwirtin, die über einen Kurs der Landwirtschaftskammer über alternative Heilmethoden auf die Phytotherapie aufmerksam wurde. Die Vorteile der Pflanzenheilkunde lagen dabei für Elke Gerriets schnell auf der Hand: Vor der Phytotherapie haben wir auch schon Erfahrungen mit der Homöopathie gesammelt. Aber hierbei muss ich bei jedem Tier individuell schauen, welches Präparat ich einsetzen muss. Da gibt es kein spezielles Präparat z. B. für eine Euterentzündung oder Kälberdurchfall. Zwar sei auch der Phytotherapie-Einsatz kein Selbstläufer aber man könne bei der Phytotherapie nach einem Anwendungsschema arbeiten. Deshalb weiß z. B. jeder bei uns auf dem Betrieb, wann ein Kalb welche Heilkräuterpräparate erhält. Da ich auch außerhalb des Betriebes arbeite, ist so sichergestellt, dass die Tiere zu jeder Zeit die richtigen Heilkräuterpräparate erhalten. Nachgeburtsverhaltung kein Problem mehr Gerriets setzen in der Herde nur Handelspräparate ein, die eigene Herstellung von Heilkräutern kommt für sie nicht infrage. Eingestiegen ist Elke Gerriets wie die meisten im Kälberbereich. Aber besonders rund um die Trockenstehzeit und die Kalbung haben Gerriets erfolgreiche Erfahrungen gesammelt. So erhalten die Kühe in der Trockenstehphase eine Kräutermischung, die mit Spurenelementen angereichert ist. Die Kräuter in dieser Mischung sollen den Leberstoffwechsel und die Immunabwehr anregen. Um Nachgeburtsverhaltungen zu vermeiden, erhalten die Kühe direkt nach der Geburt ein Lorbeerfrüchtepulver. Dieses wird in der ersten halben Stunde nach der Kalbung über die neugeborenen Kälber gestreut, wie wir es nennen gewürzt. Die Kühe nehmen das Pulver dann beim Ablecken der Kälber auf. Das Lorbeerpräparat soll bei den Frischkalbern die Gebärmutterkontraktion anregen. Seitdem wir das Pulver einsetzen, sind Nachgeburtsverhaltungen eine echte Seltenheit geworden, so die Betriebsleiterin. Auch bei Ketose oder zur Milchfieberprophylaxe setzen Gerriets auf einen Mix aus Kräutern und Propandiol bzw. Kalzium. Neben der Kalbephase sind Phytotherapeutika auch bei der Behandlung von Eutererkrankungen fester Bestandteil im Betrieb. Fällt uns beim Melken ein Euter auf, das hart ist, reiben wir es direkt mit einem Balsam ein, der Kampfer-, Arnika- und Eukalyptusöl enthält. Das fördert die Durchblutung. Wichtig ist es jedoch, den Balsam frühzeitig einzusetzen. Aber auch in Kombination mit einer Antibiotika-Therapie 3

4 kommt das Kampferpräparat zum Einsatz. Für Elke und Gerriet Gerriets hat sich der Einsatz der Phytotherapie in den vergangenen zwei Jahren bezahlt gemacht. Unsere Herdengesundheit hat sich nachhaltig verbessert. Auf Heilkräuterpräparate werden wir auch weiter setzen, so das Resümee der beiden Milcherzeuger. 3. Vollkommen begeistert von der Phytotherapie zeigen sich auch Gerd und Marlies Heinemann aus Elsfleth. Aufmerksam wurden die beiden Betriebsleiter durch einen Einführungskurs über alternative Heilmethoden der Land wirtschafts kammer Niedersachsen, an dem Marlies Heinemann teilnahm: An der Phytotherapie hat mich besonders begeistert, dass wir die Gesundheit unserer Kühe selbst in die Hand nehmen können. Inzwischen hat die Pflanzenheilkunde auf dem Milchviehbetrieb mit 80 Kühen schon Früchte getragen, denn Heinemanns Tierarztrechnung lag im vergangenen Jahr um niedriger als noch im Jahr zuvor. Sicherlich haben wir im Gegenzug mehr Geld für die Phytotherapeutika ausgegeben, dennoch konnten wir dabei deutlich sparen und haben noch dazu weniger Antibiotika eingesetzt, ist Milcherzeugerin Heinemann zufrieden. Freier Atem für neugeborene Kälber Als Erstes ausprobiert hat Marlies Heinemann ein Nasenspray für neugeborene Kälber, das ätherische Öle enthält. Es soll die Sekretion in den Atemwegen anregen und so die Atmung der neugeborenen Kälber erleichtern. Man kann sehen, wie die ätherischen Öle die Atmung auch der schwachen Kälber deutlich anregt, so die Betriebsleiterin. Inzwischen setzen Heinemanns in nahezu allen Bereichen u. a. auch im Euterbereich Heilkräuterpräparate ein. Je nachdem, wie die ersten Anzeichen einer Euterentzündung ausfallen, setzen wir verschiedene Präparate ein. Bei harten Eutern mit leichten Flocken nutzen Heinemanns ein Balsam mit Kampfer. Sind die Euterviertel heiß, nehmen sie ein Präparat, das Pfefferminzöl enthält. Dieses kühlt die Hautoberfläche ab. Natürlich müssen wir beispielsweise bei Coli-Mastitiden auch Antibiotika einsetzen, aber nach unserer Erfahrung kann die Phytotherapie die konventionelle Therapie sehr gut unterstützen, resümiert die Betriebsleiterin. 4

5 GESUNDHEIT Wichtige Wirkstoffgruppen Ätherische Öle (Terpene) wirken vielfältig und kommen in fast allen Pflanzen vor. Sie können über die Haut und auch innerlich, über Schleimhäute, aufgenommen werden. Sie wirken oft spasmolytisch (krampflösend), antimikrobiell und verdauungsanregend. Beispiele hierfür sind z. B. Anis, Fenchel, Pfefferminz, Salbei oder Thymian (schleimlösend bei Atemwegserkrankungen). Alkaloide haben einen sehr weit gestreuten Wirkungsbereich, sie zeigen in der Regel eine sehr starke Wirkung. Pflanzen, die Alkaloide enthalten, sind u. a. Eisenhut, Belladonna, Mutterkorn, Schlafmohn (Morphin), etc. Die Heilpflanzen, deren Hauptwirkstoff aus dieser Gruppe stammt, werden vor allem in der pharmazeutischen Medizin verarbeitet und sollten nur in Absprache mit einem Fachmann (Tierarzt) eingesetzt werden. Bitterstoffe können die Futteraufnahme bei Kühen anregen und wirken verdauungsfördernd. Sie werden auch bei Störungen der Leber eingesetzt. Bitterstoffe sind z. B. in Enzian, Wermut; Bitterklee etc. enthalten. Gerbstoffe lassen sich äußerlich und innerlich einsetzen. Sie haben eine bakterienhemmende, zusammenziehende, aber auch antidiarrhöische (gegen Durchfall) Wirkung. Dieser Wirkstoff findet sich in Galläpfeln, Eichenrinde, Walnussblättern oder Blutwurz. Gerbstoffe sind z. B. auch im Schwarzen Tee enthalten. Schleimstoffe sind reizlindernd. Sie sind z. B. in Leinsamen (reizmildernd bei Durchfall), Eibisch oder Huflattich (Schleimlöser bei Husten) enthalten. Saponine wirken Schleim verflüssigend, diuretisch (harntreibend und teilweise antientzündlich. Sie sind Bestandteil der Schlüsselblume, der Rosskastanie und des Efeus (schleimlösend bei Husten). Flavonoide wirken u. a. auf Gefäße und Nieren. Sie können entzündungshemmend sein. Sie kommen in Weißdorn, Birkenblättern, Schachtelhalm und Ginkgo vor. Anthracen-Derivate sind laxierend, also wirken abführend. Sie sind u. a. in Sennesblättern, Aloe und der Faulbaumrinde enthalten. INFOS Drei Reportagen über Milchviehbetriebe, die seit Jahren Phytotherapeutika einsetzen, finden Sie auf unserer Internetseite. Foto: fieryphoenix Fotolia.com Echinacea purpurea soll die Immunabwehr gegen Viren und Bakterien aktivieren können. 5

6 GESUNDHEIT Dagegen ist ein Kraut gewachsen! Die Antibiotika-Diskussion ist längst auch auf den Milchviehbetrieben angekommen. Neben den bekannten Alternativen zur Schulmedizin, wie Homöopathie und Akupunktur, bietet die Phytotherapie breite Einsatzmöglichkeiten und vor allem eine einfache Handhabung. Vollgestopft mit Antibiotika, die Zahl der Antibiotika-Resistenzen wächst dramatisch. So oder so ähnliche Schlagzeilen konnte man in den vergangenen Jahren immer wieder in deutschen Tageszeitungen finden. Wurden vor Jahren noch hauptsächlich Geflügelund Schweinehalter an den Pranger gestellt, wird inzwischen auch immer wieder Kritik an der Milchviehhaltung laut. Ein Grund für viele Milcherzeuger, sich auf die Suche nach alternativen Heilmethoden zu begeben. Aber nicht nur die Antibiotika- Diskussion, sondern auch der Wunsch nach schonenderer Behandlung der Tiere oder Senkung der Tierarztkosten führen immer wieder dazu, dass Milcherzeuger nach Therapie-Alternativen Ausschau halten. Als erste Alternative fällt sicherlich den meisten die Homöopathie ein, die inzwischen weitverbreitet ist. Doch neben der Homöopathie hat in den vergangenen Jahren auch die Phytotherapie also die Pflanzenheilkunde an Bedeutung gewonnen. Wie die Phytotherapie funktioniert, wie sie eingesetzt wird und welche Vorteile sie bringen kann, haben wir für Sie zusammengestellt. Studien belegen Wirksamkeit Die Phytotherapie ist die älteste Form der Arzneimitteltherapie. Viele Arzneimittel der Schulmedizin haben ihren Ursprung in der Pflanzenheilkunde. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Wirkstoffe aus Pflanzen separiert und später synthetisch hergestellt. So wurde z. B. Aspirin ursprünglich aus Weidenrinde und Mädesüß entwickelt. Da im Humanbereich ein Trend zu sanfter Medizin zu verzeichnen ist, wurden eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, die die Wirksamkeit und die Wirkmechanismen der Heilpflanzen belegen. Aber auch im veterinärmedizinischen Bereich wurden Untersuchungen (Status quo-studie: Einsatz funktioneller Pflanzeninhaltsstoffe in der Veterinärmedizin, Universität Wien) zur Wirksamkeit durchgeführt. Dabei konnte z. B. nachgewiesen werden, dass die Verfütterung von Pfefferminze an laktierende Kühe zu einer höheren Verdaulichkeit der Nährstoffe führt. Auch Versuche in der Kälberaufzucht konnten zeigen, dass sich mithilfe von Kräutermischungen die Immunabwehr verbessert. So steigerte die Verfütterung einer Kräutermischung mit Echter Kamille, Salbei, Brennnessel, Johanniskraut und Odermennig an Kälber den IgG-Gehalt im Blut (Immunglobulin G wirken gegen Viren und Bakterien). Sekundäre Inhaltsstoffe heilen Die Wirkung der Heilpflanzen wird nicht durch die primären Inhaltsstoffe, also Kohlenhydrate, Fette, etc., sondern durch die in den Pflanzen enthaltenen sekundären Inhaltsstoffe ausgelöst. Diese dienen den Pflanzen normalerweise dazu, Schädlinge/Fressfeinde fernzuhalten oder als Lockstoffe für Insekten und als Wachstumsregulatoren. Sie können bereits in sehr geringen Mengen wirken. Zu den wichtigsten Wirkstoffgruppen gehören z. B. Ätherische Öle, Alkaloide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, Flavonoide und Anthracen-Derivate (siehe Kasten S. 48), aber auch Vitamine und Spurenelemente. Anders als bei der Homöopathie wirken Phytotherapeutika nach dem Dosis-Wirkungs-Prinzip, d. h. man benötigt eine definierte Wirkstoffmenge, um einen Effekt zu erzielen. Da die Wirkung der Heilpflanzen durch das Zusammenspiel einer Vielzahl verschiedener Wirk- und Begleitstoffe bestimmt wird, werden in der Phytotherapie ganze Pflanzen/Kräuter, Pflanzenteile (Samen, Früchte) und Extrakte aus Ganzpflanzen bzw. Pflanzenteilen verabreicht. Sie werden frisch, getrocknet extrahiert und aufbereitet je nach Anwendungsgebiet entweder innerlich oder äußerlich angewendet. 6

7 GESUNDHEIT Die Immunabwehr der Kälber kann durch Einsatz der Phytotherapie gestärkt werden. Auch Durchfallerkrankungen und Atemwegsinfekte lassen sich behandeln. Foto: Ostermann-Palz Weniger Spezialwissen erforderlich Heilkräuter eignen sich für leichte bis mittelschwere oder aber auch chronische Erkrankungen. Sie können sowohl zur Prophylaxe, z. B. als mehrwöchige Kur, als auch zur Therapie akuter Erkrankungen, eingesetzt werden. Bei einer Therapie muss man jedoch darauf achten, dass die Heilkräuter auch (starke) Nebenwirkungen hervorrufen können. Deshalb muss man auf eine sachgerechte Anwendung achten. Die Vorteile der Phytotherapie sind: Phytotherapeutika können die Abwehrkräfte stärken. Sie wirken in der Regel sanfter auf den Organismus als synthetische Tierarzneimittel. S ie können auch eine sinnvolle Ergänzung zur Antibiotika-Therapie oder zu sonstigen therapeutischen Maßnahmen sein, Heilpflanzen können auch bei chronischen Erkrankungen über einen längeren Zeitraum verabreicht werden. Rückstände in Lebensmitteln (Milch und Fleisch) sind bei sachgerechter Anwendung nicht gegeben bzw. deutlich reduziert. Milcherzeuger können Heilkräuterpflanzenpräparate selbst einsetzen. Sie benötigen weniger Spezialwissen als beim Einsatz von Homöopathie und Akupunktur. So können z. B. auch Mitarbeiter in Behandlungspläne eingearbeitet werden. Die Behandlung beruht auf einer konventionellen Diagnose und nicht wie bei der Homöopathie auf individuellen Symptomen/Begleiterscheinungen, Verhalten der Tiere, etc. Das macht die Auswahl der Heilpflanzenpräparate einfacher. Sie sind leicht zu dosieren. Es lassen sich nicht nur Einzeltiere, sondern problemlos ganze Gruppen behandeln. Da einige pflanzliche Inhaltsstoffe, wie z. B. bestimmte ätherische Öle oder Gerbstoffe, keimtötendes Potenzial besitzen, lassen sich mit der Phytotherapie (begrenzt) auch Antibiotika resistente Erreger und Mischinfektionen (Viren und Bakterien) bekämpfen. B ei der Phytotherapie, wie auch bei anderen Naturheilverfahren, muss man sich jedoch über die Grenzen bewusst sein. Die Phytotherapie soll Ergänzung, nicht Alternative zur Schulmedizin sein. Deshalb muss bei schweren Erkrankungen der Tierarzt hinzugezogen und gegebenenfalls Antibiotika verabreicht werden. KOMPAKT Die Phytotherapie ist die älteste Form der Arzneimitteltherapie. Die Wirkung der Heilpflanzen wird durch die in den Pflanzen enthaltenen sekundären Inhaltsstoffe ausgelöst. Behandelt werden können Magen-Darm-Erkrankungen, Atemwegsinfekte, Wunden, Mastitis. Auch die Immunabwehr kann gestärkt werden. Dieser Sonderdruck wird mit besonderer Genehmigung des Landwirtschaftverlag GmbH, Hülsebrockstraße 2, Münster, herausgegeben. 7

8 GESUNDHEIT Durchfall, ideal für Einsteiger Besonders gut für Phytotherapie-Einsteiger eignen sich infektiöse Magen-Darm-Erkrankungen bei Kälbern. Hier können Fertigpräparate mit Gerbstoffen, z. B. aus Fichtennadelspitzen oder Eichenrinde in Kombination mit Elektrolyten, gegeben werden. Die Gerbstoffe sollen in der Lage sein, Viren und Bakterien abzutöten. Sie haben zudem eine entzündungshemmende Wirkung auf die Schleimhäute. Bekannte Hausmittel der Vergangenheit, z. B. Blutwurz oder Schwarztee, basieren auf diesem Wirkprinzip. Zeigten sich bei der Durchfallerkrankung auch Bauchschmerzen und Blähungen, wurden früher zusätzlich Teezubereitungen von ätherischen Ölpflanzen (Kamille, Kümmel, Fenchel oder Anis) dazugegeben. Eine weitere Möglichkeit für den Einsatz der Phytotherapie bieten Atemwegsinfektionen. Hier soll eine Therapie besonders bei jungen und chronisch kranken Tieren helfen können. Hierfür bieten sich Präparate mit ätherischen Ölen an (z. B. Thymian, Eukalyptusöl, Salbei, etc.). Sie sind krampf- und schleimlösend sowie entzündungshemmend. Im Pansen werden hieraus ätherische Öle freigesetzt, die die Kälber dann einatmen. Daneben brühte man früher auch Thymiantee auf, den man mit der Gießkanne über das Futter verteilte. Die so freigesetzten ätherischen Öle lösen dann den Schleim in den Atemwegen. Auch bei der Wundbehandlung lassen sich mit Phytotherapeutika gute Erfolge erzielen. Hier wirken Präparate, die z. B. Kamille, Arnika, Ringelblume, Salbei und Scharfgabe enthalten. Ein weiterer Bereich, in dem die Phytotherapie Erfolge zeigt, ist die Dieser Sonderdruck wird Ihnen überreicht von der Dr. Schaette GmbH Stahlstraße Bad Waldsee Deutschland Tel. +49 (0) bestellung@schaette.de Stabilisierung der Immunabwehr. Folgende Heilpflanzen sollen die Immunantwort der Tiere gegen Viren und Bakterien aktivieren können: Echinacea purpurea (Roter Sonnenhut), Grüntee, Johanniskraut, Ingwer, Knoblauch, und Süßholzwurzel. Neben Darmerkrankungen, Atemwegsinfektionen, Wundbehandlungen und Steigerung der Immunabwehr lassen sich mit der Phytotherapie auch gute Erfolge bei Euter- und Gebärmutterentzündungen, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erzielen. In der Regel werden Heilpflanzen in der Milchviehfütterung als Ergänzungsfuttermittel oder als Zusatzstoffe (in Vormischungen) eingesetzt. Der Vorteil hierbei ist, dass mehrere Heilkräuter und damit verschiedene Wirkrichtungen kombiniert werden können. Zudem können die Wirkstoffe in einer gleichbleibenden (standardisierten) Dosis und Qualität verabreicht werden. Heilpflanzen und Kräuter sind in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Form von Tierarzneimitteln, Ergänzungsfuttermitteln, Bioziden und Pflegemitteln einsetzbar. Es gibt sowohl freiverkäufliche als auch apothekenpflichtige und verschreibungspflichtige Arzneimittel. Auch beim Einsatz von Phytotherapeutika muss man Wartezeiten auf Milch und Fleisch beachten. Kräuter nicht zu kaufen, sondern sie selbst zu suchen, ist möglich. Da hierfür aber Wissen über Erntezeitpunkt und Verarbeitung benötigt wird, aber auch aus rechtlichen Gründen, sollte man beim Einsatz bei Kühen und Kälbern besser auf Handelspräparate zurückgreifen. B. Ostermann-Palz Ansprechpartner für weitere Fragen: Karin Schoenen-Schragmann, Unsere Außendienstmitarbeiter beraten Sie auch gerne vor Ort! Ihr Fachberater für Tiergesundheit: