Folgen eines Klimawandels auf die Landwirtschaft, Perspektiven zur Welternährung
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- Benedikt Dresdner
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1 Lars Gerlitz Hamburg, 15. Januar 2007 Matrikel-Nummer Universität Hamburg Institut für Geographie Übung: Umweltveränderungen und Umweltrisiken Dozenten: Dr. G. Lammel, A. Heil Folgen eines Klimawandels auf die Landwirtschaft, Perspektiven zur Welternährung Die Unterernährung der Bevölkerung ist in vielen Regionen der Erde nach wie vor ein zentrales Problem. Es wird zum einen durch gesellschaftliche Faktoren bedingt - beispielsweise durch die Mechanismen der Verteilung innerhalb einer Gesellschaft - zum anderen aber auch durch naturgeographische, auf die Produktivität der Landwirtschaft einwirkende, Einflüsse. Von Hunger ist heute insbesondere die Bevölkerung der Entwicklungsländer betroffen. Vor allem in den afrikanischen Ländern, südlich der Sahara, ist das Problem vorherrschend. Wie die nebenstehende Grafik zeigt, leiden weltweit 851 Millionen Menschen an Hunger. Nach Daten der Weltbank erhält jeder achte, das entspricht 740 Millionen Menschen, nicht genug Nahrung um produktiv zu arbeiten. Das Problem der Unterernährung ist demnach eine große Herausforderung für die betroffenen Staaten, aber natürlich auch für internationale Organisationen. Die Vereinten Nationen haben in diesem Zusammenhang die Millenniumsziele entwickelt, die unter anderem eine Halbierung extremer Armut bis zum Jahr 2015 vorsehen. Für das Erreichen dieser Ziele und für eine generelle Voraussage der Entwicklung des Hunger- Problems sind die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang ist vor allem auch die Entwicklung der Weltbevölkerung zu nennen, die im Jahre 2150 auf bis zu 10 Milliarden Menschen gestiegen sein wird. Dieses Wachstum wird vermutlich vor allem in den Ländern der Dritten Welt stattfinden. (UNPD The World At Six Billion). Weiterhin wird das Problem auch von naturgeographischen Prozessen, beispielsweise dem Klimawandel beeinflusst. Der kenianische Präsident Kibaki stellte in seine Rede auf der 12. UN-Klimakonferenz im November 2006 folgende These auf: Der Klimawandel droht die Bemühungen zur Armutsbekämpfung zu vereiteln und macht die Aussicht, die Millenniumsentwicklungsziele tatsächlich zu erreichen, ungewisser. (Harmeling, 2006, S. 13)
2 Die Modellierung der Agrarerträge in Abhängigkeit von der klimatischen Veränderung, aber auch von anderen, die gesellschaftlichen Systeme und die naturräumlichen Voraussetzungen betreffenden Bereiche, soll im Folgenden im Schwerpunkt dieser Ausarbeitung stehen. Die Modellierung der zukünftigen Ernteerträge stellt für Wissenschaftler ein kompliziertes Problem dar, da hier die unterschiedlichsten Einflüsse berücksichtigt werden müssen. (Fischer, Frohberg, Parry, Rosenzweig, 1997, S. 199) Wie schon oben erläutert, wirken naturgeographische Gegebenheiten, wie Klima und Boden, genau wie gesellschaftliche Faktoren auf die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung ein. Der Einfluss des Klimawandels stellt in diesen Modellen also nur einen von vielen Bereichen dar. Als absolute Grundlage solcher Vorhersagen fungieren so genannte Crop-Modells. Diese modellieren den Ertrag der Landwirtschaft bei vorgegebenen Voraussetzungen. Hier werden beispielsweise die Wasserverfügbarkeit, die Temperatur, und die Qualität und Fläche der Böden sowie das landwirtschaftliche Management als Input in das System eingeführt. Beobachtete Daten aus der Vergangenheit dienen hierbei als Referenzwerte. Um eine Voraussage für die künftige Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung treffen zu können, müssen die Modelle des Crop-Modelling nun mit anderen Modellen verknüpft werden: Es wird unter anderem die Entwicklung der Weltmarktpreise in Abhängigkeit von der regionalen Produktion, dem Kapitaleinsatz, sowie der Arbeitskraft modelliert. In diesem Zusammenhang spielt auch die Weiterentwicklung von Technologien in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle, welche zu einer Anpassung an den Klimawandel und somit zur Abschwächung von dessen Folgen führen kann. Weiterhin wird das so genannte socio-economic-scenario, das heißt der Einfluss des gesellschaftlichen Systems und dessen Weiterentwicklung modelliert. Hier ist das Wachstum der Bevölkerung grundlegend, aber auch die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wird versucht mit einem solchen Modell vorherzusagen. Schließlich werden auch die klimatischen Veränderungen und der damit verbundene Wandel der naturräumlichen Vorraussetzungen (beispielsweise die klimatisch bedingte Modifikation der Bodenqualität) modelliert. In Bezug auf diese Modellierung ist die anthropogene Emission des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid und die damit verbundene Temperaturerhöhung die rechnerische Grundlage.(Fischer, Shah, Tubiello, 2005, S. 2ff) Zu beachten ist, dass die hier vorgestellten Modelle eng miteinander zusammenhängen: So ist beispielsweise die Entwicklung der CO2-Emissionen abhängig von der globalen wirtschaftlichen Entwicklung, diese wiederum kann in unterschiedlichen gesellschaftlichen und technologischen Szenarien durchaus variieren. Durch Verknüpfung all dieser Modelle erhält man die prognostizierte Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung. Zu jedem Modell werden wiederum unterschiedliche Szenarien entwickelt, so dass das letztendliche Ergebnis eine große Varietät unterschiedlicher Entwicklungswege, das heißt eine große Unschärfe, enthält. Weiterhin multiplizieren sich auch die eventuellen Fehler aus den verschiedenen Modellen, so dass eine sichere Vorhersage der Ernährungssicherheit schwierig ist. Die aktuellen Modelle kommen zu folgenden Schlussfolgerungen: Mit einer Erwärmung Atmosphäre kommt es zu einer Verschiebung der Klimazonen und der eng damit verbundenen Ökosysteme. Auf der Nordhalbkugel kommt es zu einer Reduktion der
3 Flächen, die aufgrund der vorherrschenden Temperaturverhältnisse landwirtschaftlich nicht genutzt werden können. Während die tropische Zone expandiert, kommt es zu einer großflächigen Schrumpfung der polaren Klimazone. Dies allein führt also zu einer Ausweitung der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen. Die Veränderung der klimatischen Verhältnisse kann also regional durchaus positive Folgen für den Ernteertrag bringen. In diesem Kontext sind auch die Düngung durch das atmosphärische Kohlenstoffdioxid, das bei höheren Temperaturen verstärkte Pflanzenwachstum sowie die insgesamt ansteigende Niederschlagsmenge zu nennen. (Fischer, Shah, Tubiello, 2005, S. 6f) Doch auch negative Folgen sind für den landwirtschaftlichen Ertrag mit dem Klimawandel verbunden: So werden die ariden Flächen, welche ohne anthropogene Bewässerung nicht nutzbar sind, expandieren: Fischer geht von einer Ausweitung um etwa 2,5 % aus. (ebd.) Weiterhin gefährden Extremereignisse und Klimavariabilitäten zunehmend die Planungssicherheit der Landwirte und damit auch den Ertrag der Landwirtschaft. (IPCC Zusammenfassung für politischen Entscheidungsträger, 2001, S. 71) Weiterhin steigt bei höheren Temperaturen die Gefahr von Schädlingsbefall. In den ohnehin warmen Regionen in den Tropen kann es auch in Folge von Hitzestress zu einer geringeren pflanzlichen Produktion kommen. Insgesamt ist für eine geringe Temperaturerhöhung global eine Vergrößerung der Ernteerträge zu vermuten. Bei einer Temperaturerhöhung von mehreren Grad Celsius kommen die Modelle insgesamt zu fallenden Erträgen. Allerdings muss in diesem Kontext herausgestellt werden, dass die Steigerung der Ernteerträge global durchaus unterschiedlich verlaufen kann. Wie die Abbildung (Fischer, Shah, Tubiello, 2005, S. 8) zeigt, findet bei steigender Temperatur (hier durch den Anstieg der atmosphärischen
4 CO2-Konzentration dargestellt) insbesondere in den Ländern der Ersten Welt ein Anstieg der landwirtschaftlichen Erträge statt. In den Entwicklungsländern hingegen prognostizieren die Modelle schon bei geringeren klimatischen Veränderungen einen Abfall. In den Industriestaaten der Nordhemisphäre expandiert die nutzbare Bodenfläche in Folge der Erwärmung. Weiterhin ist hier ein erhöhtes Pflanzenwachstum und somit eine erhöhte Produktion zu vermuten. Auch negative Folgen der klimatischen Veränderungen können aufgrund der vorhandenen finanziellen Mittel mit Hilfe verschiedener Anpassungsmaßnahmen abgeschwächt werden. Die Entwicklungsländer sind laut der Prognosen der Modelle eher negativ betroffen. Hier wird vor allem die Ausweitung der ariden Flächen zu einer Abnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen führen. Die Erhöhung der ohnehin hohen Temperaturen können bei den Nutzpflanzen Hitzestress und damit eine verminderten Produktion herbeiführen. Weiterhin sind die vor allem die tropischen Länder anfällig für Extremereignisse, welche zu regelmäßigen Ernteausfällen führen können. Anpassungsmaßnahmen (beispielsweise in Bezug auf technologische Hilfsmittel) sind aufgrund des Kapitaldefizits in vielen Entwicklungsländern nicht realisierbar. Eine besondere Unsicherheit der Ernährung der Bevölkerung wird insbesondere für die afrikanischen Staaten südlich der Sahara prognostiziert. Hier soll die Expansion der ariden Flächen bis zu 11 % betragen. (Fischer, Shah, Tubiello, 2005, S. 7) Vor allem die Sahel-Zone leidet heute schon unter mangelndem Niederschlag und einer großen Klimavariabilität. (Strahler, 1999, S610) Es wird eine weitere Abnahme der Niederschläge vorausgesagt. Damit werden Hungerkatastrophen, wie es sie in den 1970er-Jahren gab wahrscheinlich. Insgesamt ist eine Vergrößerung der Disparitäten zwischen Erster und Dritter Welt in Folge des Klimawandels also wahrscheinlich. Dennoch prognostizieren die Modelle für die Klimaszenarien A1, B1 und B2, dass das Erreichen der Millenniumsziele bei Modifikation der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse durchaus möglich ist. Das Szenario A2 führe definitiv zu einer Niederlage im Kampf gegen Hunger und Armut. Den Industriestaaten, welche als hauptsächliche CO2-Emissenten gelten, fällt also eine besondere Verantwortung zu. Sie sind zum einen aufgefordert, durch sinkende CO2-Ausstöße, den Klimawandel und die damit verbundenen Folgen für die Entwicklungsländer aufzuhalten, zum anderen sind finanzielle Hilfen für eine landwirtschaftliche Anpassung an neue Klimaverhältnisse von großer Bedeutung. Die Vereinten Nationen werben derzeit für einen von den Industriestaaten freiwillig finanzierten LDC-Fund, mit dem Anpassungs-Strategien in den ärmsten Ländern der Welt realisiert werden können. Die bisher erwirtschafteten Gelder reichen allerdings bei weitem nicht aus. (Harmeling, 2006, S. 14)
5 Literaturangaben: IPCC Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (2001) Auswirkungen, Anpassung und Anfälligkeit letzter Zugriff : 13. Januar 2007, 14:00 Uhr Fischer, G.; Shah, M.; Tubiello, F.; van Velthuizen, H. (2005) : Socio-economic and climate change impacts on agriculture: an integrated assessment letzter Zugriff : 13. Januar 2007, 14:00 Uhr Fischer, G.; Frohberg, K.; Parry, M.; Rosenzweig, C. (1997) : The Potential Effects of Climate Change on World Food Production and Security In: Bazzaz, F.; Sombroek, W. (Hrsg) (1997) : Global Climate Change and Agricultural Production Harmeling, S. (2006) : Klimawandel und die Millenniumsziele - Anpassungsstrategien im Südlichen Afrika In: Mosambik-Rundbrief Nr. 71 (Dezember 2006) letzter Zugriff: 13. Januar 2007, 14:00 Uhr Strahler, A.; Strahler, N. (1999) : Physische Geographie Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer United Nations Population Division, The World at Six Billion "World Population From Year 0 to Stabilization" (1990) letzter Zugriff: , 22:00
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