Demographische Entwicklung und Bildungsbeteiligung. 4. Soziale Zusammensetzung der Studentenschaft
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- Stefan Schmitt
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1 Demographische Entwicklung und Bildungsbeteiligung. Soziale Zusammensetzung der Studentenschaft
2 Ausgewählte Ergebnisse im Überblick Angaben Höchster Schulabschluß der Eltern Hauptschule Realschule Abitur, Fachabitur Höchster Ausbildungsabschluß der Eltern keine Berufsausbildung/keine Angabe Lehre Meisterprüfung Fach-/Ingenieurschule Hochschulabschluß Berufliche Stellung der Väter UNI FH Insg. Arbeiter Angestellte Beamte Selbständige monatliches Nettoeinkommen der Eltern alte neue Länder Länder Insg. bis DM DM bis DM mehr als DM Erwerbsstatus der Mutter voll erwerbstätig teilzeitbeschäftigt Rentnerin arbeitslos/kurzarbeit nicht erwerbstätig/hausfrau verstorben Soziale Herkunft der Studierenden niedrig mittel gehoben hoch Soziale Herkunft je Hochschulart UNI FH GH niedrig mittel gehoben
3 Technische Hinweise (siehe auch Anhang C) Definitionen: Berufliche Stellung: die berufliche Stellung des Vaters bzw. der Mutter wird nach den vier sozialversicherungsrechtlichen Kategorien: Arbeiter, Beamte, Angestellte und Selbständige differenziert. Zur weiteren feineren Differenzierung werden diese vier Kategorien der beruflichen Stellung (Arbeiter, Beamte, Angestellte und Selbständige) in einer nach Qualifikationsanforderungen drei- oder vierfach gestuften Hierarchie weiter unterteilt. Soziale Herkunft: Es werden vier soziale Herkunftsgruppen unterschieden: hohe, gehobene, mittlere und untere (bzw. niedrige). Dabei wird sowohl die berufliche Stellung der Eltern (in der feinen Differenzierung, s. o.) als auch der Bildungshintergrund des Elternhauses berücksichtigt. Einkommen der Eltern: Als Grundlage dienen die Angaben der Studierenden zum monatlichen Haushaltsnettoeinkommen der Eltern. Bezugsgruppe: alle deutschen Studierenden Datenquellen: Daten der Sozialerhebungen. Sozialerhebung (Fragen bis )
4 . Soziale Zusammensetzung Aus den Veränderungen in der sozialen Zusammensetzung der Studentenschaft lassen sich keine direkten Rückschlüsse auf Veränderungen in der Bildungsbeteiligung verschiedener sozialer Gruppen ziehen, denn der Anteil Studierender aus einer sozialen Herkunftsgruppe wird immer auch bestimmt durch deren Anteil an der Gesamtbevölkerung: Bei einer hypothetisch exakt gleichbleibenden Bildungsbeteiligungsquote könnte dennoch der Anteil einer sozialen Gruppe in der Studentenschaft stark steigen oder stark fallen, wenn der Anteil dieser sozialen Gruppe in der Gesamtgesellschaft stark steigt oder fällt. Das folgende Kapitel dient daher nicht der Analyse der Bildungsbeteiligung (à Kap. ). Aufschlußreich sind die Daten zur sozialen Zusammensetzung und zur Bildungsherkunft der Studierenden für denjenigen, der mehr über den sozialen Hintergrund seiner Studierenden erfahren möchte. Auch für Vergleiche sind die Zahlen bedeutsam: Im Vergleich zwischen verschiedenen Hochschularten und zwischen Bundesländern und Hochschulstandorten. Im folgenden wird die soziale Zusammensetzung mit Hilfe verschiedener Indikatoren der sozialen und Bildungsherkunft der Studierenden dargestellt (Schul- und Ausbildungsabschlüsse, berufliche Stellung, Einkommen der Eltern und soziale Herkunft).. Schul- und Ausbildungsabschlüsse der Eltern Daß der Bildungshintergrund der Familie einen starken Einfluß auf die Bildungsentscheidung der Kinder hat, wurde bereits in Kap. gezeigt. Dies gilt sowohl für die Schulabschlüsse als auch in noch stärkerem Maße für die Ausbildungsabschlüsse der Eltern, die als realisierte Bildungschancen begriffen werden können. Fast die Hälfte (%) der Eltern der Studierenden haben Abitur (Bild.). Im gleichen Maße, indem der Anteil der Eltern mit Abiturabschluß zugenommen hat (zwischen und um knapp Prozentpunkte in den alten Ländern), hat der Anteil der Eltern mit Hauptschulabschluß abgenommen (Bild.). Noch deutlicher wird diese Selbstrekrutierung der Bildungsschichten in den neuen Ländern: Fast zwei Drittel der Eltern von Studierenden besitzen die Hochschulreife. Ähnliche Zusammenhänge finden sich für die beruflichen Ausbildungsabschlüsse der Eltern. Insbesondere der Anteil der Eltern, die
5 Bild. Höchster Schulabschluß der Eltern - alte Länder neue Länder insgesamt keinen Abschluß Hauptschule Realschule Abitur, Fachabi DSW/HIS. Sozialerhebung ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: in den alten Ländern von % auf %. In den neuen Ländern findet sich zwischen und ein entsprechender Anstieg (Bild.). Auch beim beruflichen Ausbildungsabschluß zeigt sich die Bildungsvererbung in den neuen Ländern noch deutlich stärker als in den alten: % der Studierendeneltern in den neuen Ländern haben ein Hochschulstudium absolviert, in den alten Ländern sind dies %.
6 Bild. Höchster Ausbildungsabschluß der Eltern - alte Länder neue Länder insgesamt keine Berufsausbildung/k.A. Lehre Meisterprüfung Fach/Ingenieurschule Hochschulabschluß DSW/HIS. Sozialerhebung. Berufliche Stellung der Eltern Seit den er Jahren wird in den Sozialerhebungen auch nach der beruflichen Stellung des Vaters gefragt. Schon damals galt sie als wichtiger Indikator für die soziale Herkunft der Studierenden. Die berufliche Position der Väter der Studierenden ist der einzige Indikator, mit dem für einen Zeitraum von fast einem halben Jahrhundert die soziale Zusammensetzung der Studierenden abgebildet werden kann. Bild. zeigt die Veränderungen der Zusammensetzung der Studierenden insbesondere an Universitäten der alten Länder: Anfang der fünfziger Jahre waren über % der Studierenden Beamten- bzw. Selbständi-
7 Bild. Berufliche Stellung der Väter der Studierenden an Universitäten in den alten Ländern - Angestelltenkinder zum Vergleich: Arbeiterkinder an FH Beamtenkinder Selbständigenkinder Arbeiterkinder DSW/HIS. Sozialerhebung genkinder. In den folgenden Jahren vollzieht sich ein grundlegender struktureller Wandel sowohl in der Gesamtbevölkerung als auch bei den Studierenden. Mitte der siebziger Jahre stellen Beamten- und Selbständigenkinder nur noch etwa die Hälfte der Studierenden an Hochschulen. Die größte Gruppe bilden nunmehr Studierende aus
8 Angestelltenfamilien (%). Der Anteil der Arbeiterkinder, der im Jahr % betrug, hat sich in den darauffolgenden Jahren bis verdreifacht (und bis sogar vervierfacht). Diese grundlegenden strukturellen Veränderungen bis in die achtziger Jahre lassen sich nur vor dem Hintergrund der im gleichen Zeitraum stattfindenden massiven Bildungsexpansion in der Bundesrepublik erklären: Anfang der fünfziger Jahre gab es etwas mehr als. Studierende in der Bundesrepublik, Anfang der achtziger sind es zehnmal so viele (mehr als Million). Seit Anfang der achtziger Jahre stabilisiert sich hingegen die Entwicklung. Der Anteil der Beamtenkinder an den Studierenden bleibt annähernd gleich, der Anteil der Angestelltenkinder erhöht sich noch bis und stagniert seitdem ebenfalls. Seit Anfang der neunziger Jahre verharrt auch der bis dahin sinkende Anteil der Selbständigenkinder auf etwa gleichem Niveau. Bei den Arbeiterkindern findet sich bis Anfang der achtziger Jahre ein kontinuierlicher deutlicher Anstieg (bis auf % ) und in den folgenden Jahren ein leichter Abfall der Quote (auf % ). Seither stabilisiert sich auch diese Quote, sie beträgt %. Die berufliche Stellung der Mütter und der Väter der Studierenden konnte in der Sozialerhebung nicht nur in den groben sozialversicherungsrechtlichen Kategorien (Arbeiter, Angestellte, Beamte, Selbständige) erfaßt werden, sondern je Gruppe in einer nach Qualifikationsanforderungen drei- oder vierfach gestuften Hierarchie. Bei den Müttern ist der im Vergleich zu den Vätern sehr hohe Anteil von Hausfrauen festzuhalten, die nie berufstätig waren und deshalb auch keiner sozialen Kategorie zugeordnet werden konnten. Der Anteil beträgt % für Deutschland insgesamt (Bild.). Deutlich sind die sehr stark unterschiedlichen Berufsbiographien der Elterngenerationen der Studierenden in den alten und neuen Bundesländern. In den alten Bundesländern sind fast ein Viertel der Mütter Hausfrauen, in den neuen Bundesländern sind es lediglich %. Der größte Teil der Mütter der Studierenden (%) sind Angestellte. Ganz überwiegend nicht in leitender oder gehobener, sondern in ausführender bis qualifizierter Tätigkeit (zu über %). Die berufliche Stellung der Väter läßt sich Bild. entnehmen. Im Vergleich zu den Müttern fällt auf, daß das Niveau der beruflichen Stellung der Männer deutlich höher ist. Entfällt bei den Arbeitern der größte Anteil auf Facharbeiter, handelt es sich bei den Arbeiterinnen größtenteils um un- oder angelernte Arbeiterinnen. Überwiegen bei den weiblichen Angestellten die ausführenden oder qualifizierten Tä-
9 tigkeiten, sind es bei den männlichen die gehobenen und leitenden Positionen. Hier zeigt sich das in der Bundesrepublik immer noch deutlich höhere Niveau beruflicher Abschlüsse der Männer gegenüber denen der Frauen. Beeindruckend sind die Unterschiede zwischen alten und neuen Ländern sowohl bei den Arbeitern als auch bei den Angestellten. In den neuen Ländern ist der größte Teil der Arbeiterinnen Facharbeiter, in den alten Ländern un- und angelernte Arbeiter. Bei den Angestellten findet sich Entsprechendes. Ein Drittel der % weiblichen Angestellten in den neuen Ländern hat leitende oder gehobene Positionen inne, bei den % weiblichen Angestellten in den alten Ländern gilt dies nur für etwa ein Sechstel. Hier zeigt sich - neben der stärkeren Selbstrekrutierung bildungsnaher Schichten in den ostdeutschen Ländern (vgl. Kap. ) - auch die höhere berufliche Qualifikation der Frauen in den neuen Ländern. Für alte wie neue Bundesländer gilt, daß an Fachhochschulen der Anteil der Arbeiterkinder jeweils deutlich höher ist als an Universitäten. % der Väter von Studierenden an Fachhochschulen sind Arbeiter, an Universitäten sind es nur % (Werte für Deutschland insgesamt). Genau umgekehrt sind die Verhältnisse bei den Beamtenkindern. Sie stellen % der Universitätsstudierenden, aber nur % der Studierenden an Fachhochschulen (bezogen auf die berufliche Stellung der Väter, Bild.). Hier wird deutlich, daß die in den er Jahren neu eingerichteten Fachhochschulen, die an die Tradition der Ingenieurschulen anknüpfen, insbesondere für Arbeiterkinder ein offensichtlich attraktives Angebot darstellen, das eher als Universitäten in der Lage ist, bildungsferneren Schichten den Weg in die Hochschulbildung zu weisen. Bei der beruflichen Stellung der Väter finden sich regional z.t. recht erhebliche Unterschiede. Zwischen alten und neuen Ländern fallen zunächst die starken Unterschiede im Anteil der Beamtenkinder auf (% in den alten, % in den neuen Ländern, Bild.). Angesichts der kurzen Zeit, die der Beamtenstatus in den neuen Ländern zu seiner Entwicklung hatte, muß der Anteil allerdings eher als hoch angesehen werden. Noch betrug er nur %. Deutlich ist auch der etwas höhere Anteil an Arbeiterkindern in den neuen Ländern. Unübersehbar sind Differenzen auf der Ebene der Bundesländer: So findet sich in den alten Ländern z.b. für Bremen ein weit überdurchschnittlicher Anteil von Arbeiterkindern unter den Studierenden (%). In der nicht weit entfernt liegenden anderen Hansestadt Hamburg liegt der Anteil demgegenüber nur bei %. Aber auch in Berlin, Schleswig-
10 Bild. Studierende nach der beruflichen Stellung der Mutter Berufliche Stellung alte Länder Uni FH Insg neue Länder Uni FH Insg Deutschland Uni FH Insg Meisterin/Polierin Facharbeiterin un-/angelernte Arbeiterin Arbeiterinnen insgesamt leitende Angestellte Angest. gehobene Position qualifizierte Angestellte ausführende Angestellte Angestellte insgesamt Beamtin höherer Dienst Beamtin gehobener Dienst Beamtin mittl./einf. Dienst Beamtinnen insgesamt größere Selbständige/Freiberuflerin mit hohem Einkommen mittlere Selbständige/Freiberuflerin mit mittlerem Einkommen kleinere Selbständige/Freiberuflerin mit kleinem Einkommen Selbst./Freiberufl. insgesamt nicht berufstätig/hausfrau keine Angabe Insgesamt Sozialgruppe (ohne ka) * Arbeiterin Angestellte Beamtin Selbständige/Freiberuflerin nie berufstätig/hausfrau Insgesamt DSW/HIS. Sozialerhebung * Fälle ohne Angaben (ka = keine Angabe) bleiben bei der Berechnung der Prozentwerte unberücksichtigt
11 Bild. Studierende nach der beruflichen Stellung des Vaters Berufliche Stellung alte Länder Uni FH Insg neue Länder Uni FH Insg Deutschland Uni FH Insg Meister/Polier Facharbeiter un-/angelernte Arbeiter Arbeiter insgesamt leitender Angestellter Angest. gehobene Position qualifizierte Angestellter ausführende Angestellter Angestellte insgesamt Beamter höherer Dienst Beamter gehobener Dienst Beamter mittl./einf. Dienst Beamte insgesamt größerer Selbständiger/Freiberufler mit hohem Einkommen mittlerer Selbständiger/Freiberufler mit mittlerem Einkommen kleinerer Selbständiger/Freiberufler mit kleinem Einkommen Selbst./Freiberufl. insgesamt nicht berufstätig/hausmann keine Angabe Insgesamt Sozialgruppe (ohne ka) * Arbeiter Angestellter Beamter Selbständiger/Freiberufler nie berufstätig/hausmann Insgesamt DSW/HIS. Sozialerhebung * Fälle ohne Angaben (ka = keine Angabe) bleiben bei der Berechnung der Prozentwerte unberücksichtigt
12 Bild. Berufliche Stellung der Väter der Studierenden nach regionalen Merkmalen* Region Arbeiter kinder Beamten kinder Angestelltenkinder Selbständigenkinder Deutschland insgesamt alte Länder neue Länder Nord Mitte (ohne Ost) Süd Stadtstaaten Flächenstaaten Baden - Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenbg.-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein - Westfalen Rheinland - Pfalz Saarland Sachsen Sachsen - Anhalt Schleswig - Holstein Thüringen DSW/HIS. Sozialerhebung * Prozentwerte für Studierende, deren Väter nie berufstätig waren oder Hausmänner sind, werden nicht ausgewiesen: sie liegen zwischen, und, % Holstein oder Bayern liegt er mit bzw. % nur wenig höher. In den neuen Bundesländern findet sich der höchste Anteil an Arbeiterkindern in Sachsen-Anhalt (%) und der niedrigste Anteil in Mecklenburg-Vorpommern (%). Von Beamtenkindern besonders stark
13 besucht wird die saarländische Universität: hier liegt mit % der Anteil deutlich über dem Durchschnitt, in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit bzw. % deutlich unter dem Mittelwert von %. In der Hansestadt Hamburg sind Kinder von Selbständigen überrepräsentiert: Fast ein Viertel der Studierenden sind Kinder dieser sozialen Gruppe, im Saarland liegt die Quote der Selbständigenkinder mit % deutlich unter dem Durchschnitt.. Einkommen der Eltern Nach dem monatlichen Nettoeinkommen der Eltern wurden die Studierenden erstmals in der. Sozialerhebung gefragt. Als Antwortkategorien wurden DM-Beträge in Tausenderstaffeln vorgegeben: Einerseits, weil Einkommensangaben in der Bundesrepublik als höchst sensibel gelten und daher mit einem hohen Anteil von Antwortverweigerungen zu rechnen ist und andererseits, weil aus dem eben genannten Grund nicht damit zu rechnen ist, daß die Studierenden über allzu exakte Informationen zum Nettoeinkommen ihrer Eltern verfügen. Erwartungsgemäß ist der Anteil verweigerter Antworten hoch: er beträgt in den alten Ländern %, in den neuen Ländern %. Hierbei handelt es sich jedoch nicht überwiegend um Antwortverweigerungen im klassischen Sinn. Der Anteil der Studierenden, die diese Frage überhaupt nicht beantwortet haben, liegt bundesweit bei nur %. Weitere % der Studierenden allerdings geben an, das Einkommen ihrer Eltern nicht schätzen zu können. Für einen Teil dieser Studierenden ist die Frage irrelevant, weil beide Elternteile verstorben sind. Im übrigen ist die Unschätzbarkeit des elterlichen Einkommens überdurchschnittlich häufig ein Phänomen der höheren sozialen Herkunftsgruppen (% kommen aus der höchsten sozialen Herkunftsgruppe, Bundesdurchschnitt: %). Auf die niedrigste soziale Herkunftsgruppe entfallen bei diesen Studierenden nur % (Durchschnittlich für Deutschland: %). Wenn in den folgenden Darstellungen die Prozentangaben jeweils nur auf diejenigen Studierenden bezogen werden, die das Nettoeinkommen ihrer Eltern schätzen können, wird hierdurch das schätzbare, nicht aber das tatsächliche Einkommen der Eltern nachgezeichnet. Es ist davon auszugehen, daß entsprechend der Überrepräsentanz der höchsten sozialen Herkunftsgruppe bei den Studierenden, die das elterliche Nettoeinkommen nicht schätzen können, der tatsächliche Anteil ökonomisch gut und sehr gut gestellter Studierender höher ist als ausgewiesen.
14 Bild. Studierende nach dem monatlichen Nettoeinkommen der Eltern alte Länder bis DM bis bis bis bis bis bis über DM neue Länder bis DM bis bis bis bis bis bis über DM Deutschland bis DM bis bis bis bis bis bis über DM DSW/HIS. Sozialerhebung Aufmerksamkeit verdient der in Ost wie West hohe Anteil Studierender aus ökonomisch gut und sehr gut gestellten Familien: Deutlich mehr als ein Viertel der Studierendeneltern (%) verfügen über ein Nettoeinkommen von mehr als. DM (Bild.); weit mehr als bei Familien in der Gesamtbevölkerung, von denen nur etwa ein
15 Sechstel zu den Besserverdienenden (. DM und mehr) zählen (StaBA, Gruppe VIII B, FS, R, ). Die Einkommensverteilung in den neuen Ländern verdeutlicht, daß trotz höherer beruflicher Position (vgl. Kap..) und größerem Anteil an Familien, in denen beide Elternteile erwerbstätig sind (vgl. Kap..) das durchschnittliche Monatseinkommen deutlich niedriger ist als in den alten Ländern. haben in den neuen Ländern % der Eltern ein monatliches Nettoeinkommen unter. DM, in den alten Ländern liegt der Anteil bei %. Demgegenüber liegt der Anteil der Studierenden aus Elternhäusern mit sehr hohen Nettoeinkommen von über. DM in den alten Ländern bei %, in den neuen Ländern nur bei %. Gegenüber hat sich allerdings die Einkommensverteilung bei den Eltern in den neuen Ländern erheblich an die Einkommensverteilung in den alten Ländern angenähert: so lag die Differenz in den niedrigeren Einkommensgruppen bis. DM ebenso noch deutlich höher (Anteil in den alten Ländern, in den neuen Ländern %) wie in der höchsten Einkommensgruppe über. DM (% in den alten Ländern vs. % in den neuen Ländern).. Erwerbsstatus der Eltern Die Unterschiede im Erwerbsstatus der Eltern zwischen neuen und alten Ländern spiegeln die noch immer bestehenden deutlichen Unterschiede in der sozialen und ökonomischen Realität der beiden Teile Deutschlands. So sind in den neuen Ländern mehr als zwei Drittel der Mütter der Studierenden erwerbstätig, mehr als die Hälfte (%) in Vollzeit (Bild.). In den alten Ländern sind demgegenüber nur etwa die Hälfte der Mütter erwerbstätig, nicht einmal ein Viertel in Vollzeit. Sehr deutlich sind auch die Differenzen beim Anteil arbeitslos gemeldeter Mütter; dies sind in den alten Bundesländern %, in den neuen aber %. Groß sind auch die Unterschiede im Anteil der bislang nie erwerbstätigen Hausfrauen unter den Studierendenmüttern. Er beträgt in den alten Ländern %, in den neuen Ländern %. Allerdings zeichnet sich hier im Zeitverlauf eine Annäherung ab. waren mehr als die Hälfte der westdeutschen Mütter Hausfrauen, sind es nur noch ein Drittel. Ein entsprechend zunehmender Anteil findet sich in den neuen Ländern (zwischen und eine Steigerung von auf %). Offenbar bedeutet eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West in diesem Bereich nicht eine
16 Bild. Erwerbsstatus der Eltern Erwerbsstatus Mutter alte Länder neue Länder Deutschland voll erwerbstätig teilzeitbeschäftigt Rentnerin arbeitslos/kurzarbeit nicht erwerbstätig/hausfrau verstorben Erwerbsstatus Vater voll erwerbstätig teilzeitbeschäftigt Rentner arbeitslos/kurzarbeit nicht erwerbstätig/hausmann verstorben DSW/HIS. Sozialerhebung Übernahme westlicher Verhältnisse, sondern ein Aufeinanderzubewegen von Ost und West. Zwei Drittel der Väter der Studierenden sind erwerbstätig, in den neuen Ländern sind es deutlich mehr (%), in den alten Ländern etwas weniger (%). Unterschiede zwischen Ost und West finden sich sonst nur noch bei den Vätern in Rente; ihr Anteil liegt in den alten Ländern bei %, in den neuen Ländern nur bei %. Als Ausdruck der ökonomischen Krise und der sich hierdurch verändernden Lebensverhältnisse in Ost wie West sinkt seit Anfang der er Jahre der Anteil der voll erwerbstätigen Väter der Studierenden (von % auf % ), umgekehrt steigt der Anteil arbeitsloser Väter (von % auf % im gleichen Zeitraum, Bild.). Der Anteil der arbeitslosen Väter liegt in den neuen Ländern mit % immer noch deutlich über der entsprechenden Quote in den alten Ländern (%).
17 Bild. Soziale Zusammensetzung der Studierenden - alte Länder neue Länder insgesamt niedrig mittel gehoben hoch DSW/HIS. Sozialerhebung. Soziale Herkunft Im Rahmen der Sozialerhebungen ist seit mit dem Konstrukt der sozialen Herkunftsgruppen ein Grobindikator geschaffen worden, der Beziehungen zwischen ökonomischer Situation und Bildungstradition im Elternhaus einerseits und der Inanspruchnahme des Bildungsangebots Hochschule andererseits feststellt. Bei der Bildung der vier Herkunftsgruppen (niedrig, mittel, gehoben, hoch) wird die berufliche Stellung der Eltern sowie ihre Bildungsherkunft und mittelbar ihre Einkommenssituation berücksichtigt (Näheres zur Bildung der sozialen Herkunftsgruppen findet sich in Anhang C).
18 .. Entwicklungstendenzen der sozialen Herkunft Der Wandel der sozialen Zusammensetzung bei den Studierenden an Hochschulen läßt sich Bild. auf der vorangegangenen Seite entnehmen. Nur noch % der Studierenden kommt aus der niedrigsten sozialen Herkunftsgruppe, waren es noch %. Entsprechend ist der Anteil Studierender aus der höchsten sozialen Herkunftsgruppe gestiegen, von % auf % (in den alten Ländern; in Deutschland insgesamt auf %). Die Veränderungen der sozialen Zusammensetzung der Studentenschaft im Zeitverlauf - wie in Bild. dargestellt - kann sowohl aus einer sich verändernden Bildungsbeteiligung als auch aus Veränderungen in der sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung resultieren (hierzu ausführlich à Kap...). Bild. läßt sich entnehmen, daß die Sozialstruktur der deutschen Studierenden nicht in allen Hochschularten gleich ist: Offenkundig fällt Studierenden aus bildungsferneren Schichten der Zugang zu ei- Bild. Soziale Herkunft der Studierenden nach Hochschulart hohe soziale Herkunftsgruppe gehobene mittlere untere soziale Herkunftsgruppe Fachhochschule Gesamthochschule Universität Musik-/ Kunst-H. DSW/HIS. Sozialerhebung
19 ner Fachhochschule sehr viel leichter als zu einer Universität. Ein Fünftel der Studierenden an Fachhochschulen kommt aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe, an Universitäten sind es nur wenig mehr als ein Zehntel. Genau umgekehrt ist der Anteil Studierender aus der höchsten sozialen Herkunftsgruppe: an Fachhochschulen beträgt er %, an Universitäten fast das doppelte (%). Offenkundig gelingt es auch den nur in Nordrhein-Westfalen und Hessen bestehenden Gesamthochschulen, in ähnlicher Weise wie den Fachhochschulen ihre Pforten stärker für Studierende aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe zu öffnen. Insofern erweist sich die Gesamthochschule, in der inzwischen ganz überwiegend universitäre Diplome erreicht werden, als wirksames Instrument zur Überwindung sozialer Barrieren beim Hochschulzugang: Der Anteil Studierender aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe liegt auch bei den universitären Diplomstudiengängen der Gesamthochschulen bei %. Allerdings spielt auch die Sozialstruktur der regionalen Einzugsbereiche dabei eine nicht unerhebliche Rolle (à Kap...). Nach wie vor gibt es Unterschiede in der sozialen Zusammensetzung von Studentinnen und Studenten (Bild.). Unter den Studentinnen Bild. Soziale Herkunft der Studierenden nach Geschlecht und Hochschulart hohe soziale Herkunftsgruppe gehobene mittlere ª ª ª Universitäten Fachhochschulen insgesamt untere soziale Herkunftsgruppe DSW/HIS. Sozialerhebung
20 sind die niedrigen sozialen Herkunftsgruppen unter- und die hohen sozialen Herkunftsgruppen leicht überrepräsentiert, bei den Studenten ist es genau umgekehrt. Die Unterschiede zeigen sich an Fachhochschulen deutlicher als an Universitäten. Soziale Barrieren beim Zugang zum Studium existieren für Frauen und für Studierende aus bildungsfernen Schichten und sie kumulieren besonders für Frauen aus den unteren sozialen Herkunftsgruppen... Regionale Unterschiede in der sozialen Zusammensetzung Aus Bild. lassen sich Unterschiede in der sozialen Zusammensetzung der Studierenden nach Bundesländern entnehmen. Ausgewiesen wurden einerseits der Anteil Studierender aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe (je dunkler die Graustufe, desto höher der Anteil der Studierenden aus niedriger sozialer Herkunftsgruppe) und andererseits der Anteil Studierender, deren Eltern über ein niedriges (bis. DM), mittleres (zwischen. und. DM) bzw. höheres (über. DM) Nettoeinkommen verfügen (Tortendiagramme). Deutlich wird das starke Ost-West-Gefälle der sozialen Zusammensetzung. In den neuen Bundesländern ist der Anteil Studierender aus den niedrigen sozialen Herkunftsgruppen mit z.b. % in Mecklenburg-Vorpommern oder % in Brandenburg äußerst gering. Allerdings liegen Schleswig-Holstein, Baden-Würtemberg und Bayern ebenfalls knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Demgegenüber liegt dieser Anteil in den alten Bundesländern im Schnitt deutlich höher (z.b. in Nordrhein-Westfalen bei %, in Niedersachsen bei %). Die mit Abstand geringsten Barrieren für Studierende aus sozial niedriger Herkunftsgruppe bauen die Hochschulen des Stadtstaates Bremen auf. In ihnen findet sich ein weit überdurchschnittlicher Anteil von % aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe. Dies ist nicht in allen Ballungsräumen so; die Werte der anderen Hansestadt Hamburg wie auch die Werte für Berlin sind deutlich niedriger und liegen weit unterhalb der Bremer Quote ( bzw. % Studierende aus niedriger sozialer Herkunftsgruppe). Für den Indikator Nettoeinkommen der Eltern finden sich entsprechende Unterschiede, wobei hier der Vergleich zwischen alten und neuen Bundesländern durch das noch immer deutlich unterschiedliche Einkommensniveau in den beiden Hälften Deutschlands erschwert wird. So findet sich beispielsweise in Brandenburg wie in Nordrhein-Westfalen ein Anteil von % Studie-
21 Bild. Soziale Herkunft der Studierenden und Nettoeinkommen ihrer Eltern nach Bundesländern Nettoeinkommen der Eltern: über DM bis DM - DM Schleswig-Holst. Hamburg Bremen Niedersachsen Sachsen-Anhalt Nordrhein-W estf. Thüringen Hessen Mecklenb.-Vorpom. Berlin Brandenburg Sachsen Rheinland-Pfalz Saarland Baden-Württemb. Bayern Anteil Studierender aus niedriger sozialer Herkunftsgruppe DSW/HIS. Sozialerhebung
22 Soziale Zusammensetzung Soziale Herkunftsgruppe Standort Rostock niedrig mittel gehoben hoch Nettoeinkommen der Eltern bis DM - DM über DM Berlin-Ost Potsdam Bayreuth Freiburg Bonn Dresden Magdeburg Leipzig München Heidelberg Jena Halle Marburg Berlin-West Tübingen Hamburg Mainz Aachen Kiel Köln Karlsruhe Darmstadt Mannheim Hannover Frankfurt a Main Münster Erlangen Konstanz Göttingen Kaiserslautern Siegen Gießen Saarbrücken Würzburg Stuttgart Trier Düsseldorf Osnabrück Augsburg Essen Braunschweig Bochum Wuppertal Dortmund Bielefeld Oldenburg Regensburg Kassel Duisburg Nürnberg Bremen Paderborn DSW/HIS. Sozialerhebung Bild. Soziale Herkunft der Studierenden und Nettoeinkommen Ihrer Eltern nach ausgewählten Hochschulstandorten
23 render aus Elternhäusern mit niedrigen Nettoeinkommen, in Brandenburg aber ein Anteil von nur % Studierender aus niedriger sozialer Herkunftsgruppe, während in Nordrhein-Westfalen dieser Anteil doppelt so hoch ist. In Bild. wird die soziale Zusammensetzung der Studierenden für ausgewählte größere Hochschulstandorte gezeigt. Ein nur sehr geringer Anteil Studierender aus niedriger sozialer Herkunftsgruppe findet sich in Rostock und Potsdam, aber auch in Freiburg. Die höchsten Anteile finden sich in Duisburg, Bremen, Paderborn. Eine weitere Interpretation der Hintergründe für die ausgewiesenen Befunde kann nur aus genauer Kenntnis der regionalen Einzugsbereiche erfolgen. Zu berücksichtigen wären insbesondere Unterschiede in den Fachschwerpunkten verschiedener Hochschulstandorte, die mit Unterschieden in der Fächerpräferenz bildungsferner Schichten korrelieren (vgl. Kap. ) und Unterschiede in der Sozialstruktur der Mantelbevölkerung.
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