durchgearbeitet, anstatt mit Ulli über Männer und Affären zu philosophieren, wäre ich schon fertig. Ich kneife kurz die Lider zusammen, weil die

Transkript

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2 »Ich «Ich bin froh, als mein Handy klingelt und ich um die Antwort herumkomme.»unsere Pause ist vorbei, Ulli.Echt? Tatsächlich.«Ulli kehrt nach einem Blick auf ihre Armbanduhr seufzend zu ihrem Schreibtisch zurück. Die Arbeit fällt mir schwer, denn ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Jetzt spukt mir nicht nur Sebastian, sondern auch die Weihnachtsfeier im Kopf herum. Einerseits würde ich gern hingehen, andererseits bin ich keine Masochistin. Mein Entschluss steht fest: Ich werde der Veranstaltung in diesem Jahr fernbleiben. Mein Nacken schmerzt, und die Kerze in meinem Adventsgesteck ist fast niedergebrannt. Doch noch fehlt eine Übersetzung. Hätte ich die Pause

3 durchgearbeitet, anstatt mit Ulli über Männer und Affären zu philosophieren, wäre ich schon fertig. Ich kneife kurz die Lider zusammen, weil die Buchstaben vor meinen Augen verschwimmen. Das Radio dudelt Weihnachtslieder und erinnert mich damit wieder an die Feier. Genervt schalte ich es aus. Um mich abzulenken, kritzele ich ein paar Stichworte auf den Block für meinen neuen Roman. Reicher Erbe trifft auf Karrierefrau. Der Held ist Banker, die Heldin seine Sekretärin. Sie schmachtet ihn an, er schenkt ihr keine Aufmerksamkeit. Ist zwar nichts Neues, aber ich kann mich sehr gut damit identifizieren. Meistens habe ich einen Geistesblitz, wenn ich den Titel auswähle. Doch dieses Mal fällt mir nichts Passendes ein.

4 Früher habe ich mir das Schreiben viel einfacher vorgestellt. In meinem Enthusiasmus habe ich eine Story nach der anderen getippt und geglaubt, dass alle von meinen Geschichten begeistert wären. Die Ernüchterung folgte schnell, als meine Exposés bei den Verlagen keinen Anklang fanden. Der Traum, irgendwann vom Schreiben leben zu können, rückte mit jeder Absage in weitere Ferne. Ulli verdanke ich den Job, den ich stattdessen habe. Er ist zwar nicht das, was ich mir ersehnt habe, aber besser als nichts, und er ernährt mich. Wahrscheinlich werde ich noch auf literarischen Erfolg und die große Liebe warten, wenn ich schon alt und grau bin. Eine alte Jungfer und Möchtegern-Autorin. Seufzend stütze ich den Kopf in die Hände und hänge trüben Gedanken nach, als sich ein knackiger Männerhintern in mein

5 Blickfeld schiebt. Dabei heißt es doch immer, dass es die Männer sind, die den Frauen zuerst auf Busen und Po sehen. Egal, ich kann nicht anders, als die ganze Zeit auf den Hintern vor mir zu starren. Wie alles an ihm ist auch dieser überaus sexy. Mir wird ganz heiß. Sebastian Wagner ist nun mal ein Bild von einem Mann. Meine Kehle ist trocken. Eine Hand lässig in der Hosentasche, steht er in der geöffneten Tür des Prokuristenbüros und plaudert mit der Sekretärin. Eine der Kundenberaterinnen stolziert auf High Heels an ihm vorbei. Ihr Rock ist kaum breiter als ein Gürtel, und sie besitzt beneidenswert lange Beine. Bewundernd schaut ihr der Chef nach. Was gäbe ich darum, wenn er mich auch so ansehen würde!

6 Sebastian lächelt. Seine Zähne leuchten in seinem gebräunten Gesicht wie blankpoliertes Elfenbein. Mir fällt ein, dass ihn erst vor Kurzem ein Papparazzi im Karibik urlaub heimlich mit irgendeiner Strandschönheit fotografiert hat. Schon geht die Fantasie mit mir durch, und ich sehe ihn in Badehose vor mir. Und auch darin kann er jeden seiner Geschlechtsgenossen ausstechen. Ob er überall so braun ist, auch unter der Hose? Hose hin oder her, ich drifte in gefährliche Gefilde ab. Egal. Träumen ist erlaubt. Was gäbe ich für einen Urlaub mit ihm auf einer einsamen Insel Hellblauer, wolkenloser Himmel, wir rollen uns nackt durch den weißen Sand, genießen die warme Luft auf unserer Haut. Natürlich bin ich in meiner Fantasie schlank wie diese Anita Müller. Sebastian und ich lieben uns den