Erfahrungsbericht über den Erasmusaufenthalt an der Università degli Studi di Siena, Italien im WS 2006/2007

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1 Erfahrungsbericht über den Erasmusaufenthalt an der Università degli Studi di Siena, Italien im WS 2006/2007 Inhaltsverzeichnis 1. Anreise Wohnen Sprachkenntnisse Kommunikation Finanzen: Lebenshaltungskosten, Konto Bus- und Bahnfahren Mensa ERASMUS-Gruppe Nachtleben Kultur Markt Umgebung: Ausflüge, Reisen Anreise Ich bin von Hannover aus nach Pisa geflogen und von dort aus mit dem Zug weitergefahren. Es gibt einige Billigflieger die von Hannover aus nach Pisa oder Mailand fliegen. Von Pisa auch fährt man ca. 2 Stunden mit dem Zug nach Siena und muss meistens in Pisa Centrale und Empoli umsteigen. Von Mailand aus sind es ca. 5 Stunden mit dem Bus nach Pisa. Es gab auch Leute die mit dem Zug nach Siena gereist sind; eine sehr lange Reise. Wenn man mit dem Auto anreist braucht man eine Genehmigung um auch im historischen Stadtkern (innerhalb der Mauer) fahren zu dürfen. 2. Wohnen Eine Wohnung zu finden ist vielleicht die größte Herausforderung des Erasmus-Aufenthaltes oder zumindest wird es von vielen so empfunden. Die Wohnungssuche an sich ist nicht viel anders als in Deutschland. Es gibt Aushänge an Bushaltestellen, in Bars und in der Uni mit Telefonnummern bei denen man anrufen kann. Meine Erfahrungen damit waren ziemlich gut. Die Leute waren meist nett und verständnisvoll. Mein ersten Telefonat auf italienisch lief furchtbar, danach wurde es besser. Es hilft sich ein paar Formulierungen vorher zu notieren. Auch im Erasmusbüro kann man eine Liste mit Vermietern bekommen, die man abtelefonieren kann. Plätze im Studentenwohnheim gibt es auch, dazu muss man einen Antrag stellen. Wie die Aussichten darauf sind einen Platz zu bekommen weiß ich nicht. Ich habe allerdings nicht viel gutes von den Studentenwohnheimen gehört. Ich selbst habe im August im Studentenwohnheim gewohnt. Es lag ziemlich außerhalb. Für einen Monat war es ok, aber für ein halbes Jahr hätte ich nicht dort wohnen wollen.

2 Bei der Wohnungssuche sollte man auf Spesen achten, dass sind Nebenkosten die zusätzlich zur Miete anfallen. In Siena ist das Wohnen in Doppelzimmern weit verbreitet. Ich selber habe auch in einem Doppelzimmer gewohnt. Es ist gewöhnungsbedürftig, aber für ein sechs Monate konnte ich gut damit leben. Mir persönlich war wichtig im Zentrum, also innerhalb der Stadtmauer zu wohnen, da die Busse abends nicht mehr oft fahren, meistens überfüllt sind und es sich meiner Ansicht nach allgemein schöner im Zentrum wohnt. Die Mieten für ein Doppelzimmer liegen je nach Lage (centro oder periferia) zwischen Euro, für ein Einzelzimmer Euro. Insgesamt sind die Mieten also ziemlich hoch und trotz der Preise darf man nicht zuviel erwarten. Im Stadtzentrum sind die Häuser meist ziemlich alt und es kann Probleme mit Strom, Heizung und Feuchtigkeit geben. Aus sprachlicher Sicht kann ich nur empfehlen eine Wohnung mit Italienern zu suchen. Ich habe mit 7 Italienerinnen gewohnt (4 Doppelzimmer) und hatte dadurch viel Kontakt mit der Sprache. Aber auch generell bekommt man so einen guten Einblick in das Leben der Italiener. Meine Mitbewohnerinnen waren alle sehr nett, aber auch lauter und temperamentvoller als man es vielleicht gewöhnt ist. Schließlich gibt es noch die Möglichkeit über die Touristeninformation ein Zimmer in Siena zu bekommen, zumindest erst mal für einen Monat. Die Zimmer im Schnitt ca Euro teurer als man sie vielleicht so bekommen würde, dafür muss man aber auch nur einen Antrag ausfüllen und die Miete überweisen und bekommt dann ein Zimmer. Die Mitarbeiter in der Touristeninformation sprechen auch englisch und zum Teil sogar deutsch. 3. Sprachkenntnisse Ich bin lediglich mit ein paar Grundkenntnissen der italienischen Sprache nach Siena gekommen. Die waren allerdings sehr nützlich, denn die Sprachkurse vor Ort sind natürlich nur auf Italienisch und wenn man ganz ohne Kenntnisse ankommt, findet man nur schwer den Einstieg. Sehr zu empfehlen ist, sich um eine Platz bei einem der Sprachkurse des DAAD zu bemühen. Der DAAD organisiert Intensivsprachkurs (European-Intensive- Language-Course = EILC Es gibt Sprachkurse für alle Länder, deren Sprachen nicht so häufig gelehrt werden, dazu gehört auch italienisch. Im August und September werden so immer je 2 Sprachkurse angeboten (in Siena und Perugia; der Kurs ist kostenlos und es gibt ca. 120 Euro Zuschuss zum Wohnen), die wirklich intensiv und sehr gut sind. Wenn man den Sprachkurs im August macht, kann für die Dauer des Kurses in einem Studentenwohnheim wohnen. So hat man erst mal ein Dach über dem Kopf und kann sich in Ruhe auf Wohnungssuche begeben. Der reguläre Sprachkurs für die sinesischen Erasmusstudenten ist dann im September und dauert 3 Wochen und kostet ca. 50 Euro.

3 4. Studium Die Jura(- und Politik)fakultät ist neu und sehr schön, mit Blick über die Toskana. Die Università degli Studi di Siena ist mit ihrer über 800jährigen Geschichte eine der ältesten europäischen Universitäten. Die einzelnen Fakultäten sind in der ganzen Stadt verstreut und sind zum Teil in alten, historischen Gebäuden oder sogar Kirchen untergebracht. Das Studium in Italien ist vom Niveau her relativ niedrig. Es gibt eine Prüfung am Ende der Vorlesung (manchmal auch schon vor Weihnachten, die meist mündlich sind) mehrere mögliche Prüfungszeitpunkte (so genannte Appelle). Auch sind die Prüfungen öffentlich, dass heißt es herrscht ein ständiges kommen und gehen und man kann auch mal 5 Stunden warten um geprüft zu werden. Erasmus-Studenten müssen sich meist nicht vorher für die Prüfungen anmelden, sondern müssen einfach am Prüfungstag erscheinen (um dann auch gerne mal als letztes geprüft zu werden). Die mündlichen Prüfungen haben bei unterschiedlich lange gedauert, von 5 bis zu 20 Minuten. Wichtige Angaben zu Ort oder Zeit von Vorlesungen, bzw. zu den Prüfungen findet man am schwarzen Brett vorne in der Fakultät. Ein Raumplan, wo die Vorlesungen stattfinden, hängt zudem jeden Tag neu am bancone (Information). Die Vorlesungen für Juristen finden im Untergeschoss statt. Eine Prüfung habe ich bei Prof. Ventura in diritto ecclesiastico gemacht. Ein sehr netter Professor, der sehr gute Vorlesungen hält und auch auf englisch prüft (mit entsprechender Literatur auf englisch). Eine zweite Prüfung konnte ich bei einem Gastprofessor aus Oxford auf englisch machen, in einem Kurs den fast ausschließlich Erasmus-Studenten besucht haben. Meine dritte und schwierigste Prüfung habe ich in einem Kurs über vergleichendes Verfassungsrecht gemacht. Am Tag des Appells war mein an sich sehr netter, älterer Professor krank und ich wurde von einer Assistentin geprüft, die Erasmus-Studentinnen sichtlich nicht leidern konnte. Insgesamt sind die Prüfungen aber machbar, denn man hat als Erasmusstudent schon einen sprachlichen Bonus. Wir Erasmus-Studenten sind am Anfang der Vorlesungszeit nach der Vorlesung zu den Professoren hingegangen und dann bekommt man schon ein Gefühl dafür, ob man bei der Prüfung eine Chance hat oder nicht. 5. Kommunikation Internetcafes gibt es zahlreiche in Siena. Internet in den Wohnung gibt es zum Teil durch drahtlose Verbindungen. An der juristischen Fakultät kann man einen Antrag fürs Internet ausfüllen (am Bancone fragen, dass ist die Information am Eingang), dann wird man eine Woche später freigeschaltet und kann an den Rechner im Untergeschoss ins Internet gehen. Festnetzanschlüsse sind sehr selten, die Italiener bevorzugen das Handy. Zu Hause anrufen kann man am besten von einem der Call-Center, der Preis pro Minute liegt bei etwa 10 Cent. Die Kommunikation in Italien läuft meistens übers Handy. Es gibt drei Anbieter in Italien: TIM, WIND, und VODAFONE. Die meisten Studenten bei uns hatten Wind, die hatten auch ein spezielles Angebot für Erasmus-

4 Studenten. Achtet auch darauf, was es noch für Sonderangebote gibt (z.b. für 5 Euro im Monat 200 Minuten lang Wind-Nummern umsonst anrufen).verträge gibt es nicht, nur Prepaid-Karten aber mit denen kann man auch vergleichsweise günstig telefonieren. Bei Wind ist es empfehlenswert sich gleich eine Karte für 60 Euro zu kaufen, dann muss man keine Gebühren zahlen (Bei einer 4 Euro Karte zahlt man bspw 1 Euro Gebühr). 6. Finanzen: Lebenshaltungskosten, Konto Das Leben in Siena ist im Schnitt sicherlich teurer als in Göttingen. Die Mieten sind höher und innerhalb der Innenstadt gibt es nur viele kleine Lebensmittelgeschäfte und im Einkaufszentrum in der Nähe vom Pizza Gramsci (wo die Busse abfahren) gibt es einen Conad City, mit entsprechend höheren Preisen. Am Bahnhof gibt es einen großen Coop mit großer Produktauswahl. Noch weiter draußen gibt es zweimal Penny, wo man relativ günstig einkaufen können soll. In Siena gibt es einen Automaten von der Deutschen Bank von dem man aus kostenlos Geld abheben kann, wenn man ein Konto bei der Deutschen Bank hat. Der Automat ist in der Via Camollia, leider ist er nicht schon von weitem als Automat der Deutschen Bank zu erkennen. Es steht nur im Display. 7. Bus- und Bahnfahren Das Nahverkehrsnetz ist gut ausgebaut, so dass man vom Bahnhof gut ins Zentrum (Piazza Gramsci) gelangen kann. Nach 22 Uhr fahren die Busse sehr selten, die letzen Nachtbusse fahren gegen 0 Uhr. Eine 3-Monats- Karte für den Bus kostet für Studenten ca. 50 Euro (erhältlich am Schalter unter dem Piazza Gramsci), die Einzelfahrt mit dem Bus 90 Cent. Bahnfahren ist wesentlich günstiger als in Deutschland, die Tickets unbedingt am Bahnsteig abstempeln. Für die Toskana und zwischen den großen Städten gibt es auch ein sehr gutes Überlandbussystem. Karten für die Busse gibt es auch unter dem Piazza Gramsci. 8. Mensa Siena hat zwei Mensen. Eine kleine Mensa bei der Universita per Stranieri, in der das Essen meist schon kalt ist und eine große Mensa, Santa Agata, in der man echt lecker essen kann. Für 2,00-2, 50 bekommt man ein komplettes Essen mir Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch. In der Santa Agata-Mensa gibt es außerdem immer Pizza (mit Pommes!). 9. ERASMUS-Gruppe Die Erasmus-Gruppe in Siena besteht aus ehemaligen italienischen Erasmus-Studenten, die für die Erasmus-Studenten Partys und Reisen

5 organisieren. Mit der Mitgliedskarte (8 Euro) kommt man in fast alle Museen und Kirchen Italiens umsonst rein (weil ihr offiziell Kunststudenten seid). 10. Nachtleben Das Nachtleben wird viel von den zahlreichen Erasmus-Studenten bestimmt. Die Sienesen gehen am Wochenende gerne in giro, spazieren also durch die Straßen, um zu sehen und gesehen zu werden. Die Erasmuspartys finden im Barone Rosso statt. Dann gibt es als günstigste Bar das Incontro. Gute Cocktails gibt es im Bella Vista Social Pub. Nett sitzen kann man auch im Maudit oder im Irish Pub (am Gramsci). Dann gibt es noch das Porreone in einer der Gassen die von Piazza del Campo abgehen. Besonderen Tee, Wein und Kuchen am Abend gibt es im Tearoom, unterhalb des Piazza del Mercato gelegen. Die Diskos sind alle außerhalb; es fahren Busse in Shuttle dorthin. Viel gefeiert wird in Siena vor allem zur Zeit des Palio, dem Pferderennen auf dem Piazza del Campo (2. Juli und 16. August). Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich das Rennen direkt auf dem Campo anschauen. Im August gibt es jedes Jahr ein Jazz Festival, dass ich nur empfehlen kann. 11. Kultur In Siena gibt es auch in kultureller Hinsicht viel zu erleben. Am besten wendet man sich an die Touristeninformation am Piazza del Campo. Im Sommer gibt es einige kostenlose Konzerte auf dem Piazza del Campo oder auf andern schönen Plätzen der Stadt. Das ganze Jahr über gibt es immer wieder Veranstaltungen und Ausstellungen. 12. Markt Einmal die Woche am Mittwoch gibt es einen für Siena wirklich erstaunlich großen Markt auf dem man Lebensmittel und Kleider, aber auch alle erdenklichen Haushaltswaren bekommt. Die Stände sind vom Piazza Gramsci bis zur Fortezza hin aufgebaut. 13. Umgebung: Ausflüge, Reisen Man kann von Siena aus tolle Ausflüge machen. In die vielen Städtchen der Toscana: San Gimignano, Volterra, Colle Val d Elsa, Firenze, Pisa, Bagno Vignole, Arrezzo, Pienza. Auch Rom kann man in gut 3 Stunden mit dem Zug erreichen. Wenn ihr noch Fragen habt, dann schreibt mir gerne eine Mail: LauraSophie@kellnerweg.de