Unternehmer Kunst Sammler

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1 Unternehmer Kunst Sammler Private Kunstmuseen in Baden-Württemberg von Götz Adriani 1. Auflage Unternehmer Kunst Sammler Adriani schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Kohlhammer 2010 Verlag C.H. Beck im Internet: ISBN Inhaltsverzeichnis: Unternehmer Kunst Sammler Adriani

2 Museum Frieder Burda

3 Geschichte der Sammlung Die international renommierte Sammlung Frieder Burda umfasst heute über 850 Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier. In ihren Anfängen vor über 35 Jahren entschied sich Frieder Burda oft aus spontaner Begeisterung für den Kauf eines Werkes, zunächst noch nicht mit dem Anspruch, eine zusammenhängende Sammlung aufzubauen im badischen Gengenbach als Sohn des Verlegerpaares Aenne und Senator Franz Burda geboren, verbrachte Frieder Burda nach der Schul- und Ausbildungszeit in seiner Heimat mehrere Jahre im Ausland, bevor er im elterlichen Unternehmen verantwortlich tätig wurde. Nach dem Tod des Vaters 1986 widmete sich Frieder Burda neben den geschäftlichen Verpflichtungen dem Aufbau und der Weiterentwicklung seiner Sammlung, welche im Lauf der Jahre wegweisende Positionen der Kunst des 20. Jahrhunderts in sich vereinen konnte. Dabei konzentriert sie sich auf eine überschaubare Anzahl von für diese Zeit repräsentativen Künstlern, die mit Entschiedenheit gesammelt werden. Diese sind mit umfangreichen Werkkomplexen vertreten; so ist eine Sammlung persönlichen Zuschnitts entstanden, die den Anspruch des Sammlers an Kunst und Ästhetik persönlich und zugleich allgemeingültig zum Ausdruck bringt. Die Wurzeln der Sammelpassion sind im elterlichen Haus zu suchen, in dem Frieder Burda bereits als Kind den Umgang mit den Schönen Künsten erfuhr. Den Lebensraum und -alltag durch Kunst zu bereichern, war für die Eltern ein selbstverständliches Bedürfnis, und die Freundschaft mit Künstlern vor allem aus dem süddeutschen Raum wurde gepflegt. Vor diesem Hintergrund entwickelte Frieder Burda seine Begeisterung für die Malerei. Das erste Gemälde, das den damals vermutlich noch unbeabsichtigten Grundstein der Sammlung darstellt, war ein Schlitzbild, ein Concetto Spaciale des italienischen Künstlers Lucio Fontana, welches Frieder Burda 1968 erwarb. Die Entscheidung für dieses für die damalige Zeit avantgardistische Bild lässt sich als der ausschlaggebende Schritt in eine eigene, selbstbestimmte Zukunft als Sammler, unabhängig von den Voraussetzungen des Elternhauses, deuten, denn der Kauf markiert die Hinwendung zur zeitgenössischen Moderne. Die Faszination der Farbe und der emotionalen Ausdrucksqualitäten von Malerei standen für den Sammler von Anfang an im Zentrum seines Interesses. Dies erklärt seine Affinität zu dem Werk der Künstler des Amerikanischen Abstrakten Expressionismus wie Willem de Kooning, Jackson Pollock, Mark Rothko oder Clyfford Still oder dem der Künstler des Deutschen Expressionismus wie zum Beispiel Ernst Ludwig Kirchner und Max Beckmann. Machtvolle, modern transzendierte Archaik dominiert auch das Spätwerk von Pablo Picasso, von welchem die Sammlung einen in Deutschland fast unvergleichbar dichten Werkkomplex bewahrt. Georg Baselitz wiederum, zwei Generationen nach Picasso und Kirchner, verhalf mit seiner Kunst ab den 1960er Jahren nach über nahezu 20 Jahren des Diktats durch Informel und Tachismus im westlichen Nachkriegsdeutschland zur Wiederbelebung der gegenständlichen Malerei, wobei er sich die malerischen Erfahrungen des Abstrakten Expressionismus aneignete, deren formale gestische Experimente er allerdings für das Erfinden einer Verwandlung der hergebrachten figürlichen Malerei zu nutzen wusste. 35

4 Museum Frieder Burda In den vergangenen zehn Jahren hat sich Frieder Burda verstärkt der aktuellen Kunst einer jüngeren Malergeneration gewidmet. Die Werke von Tim Eitel, Heribert C. Ottersbach, Karin Kneffel oder Eberhard Havekost dokumentieren die anhaltende Faszination für das Medium der Malerei und die Suche nach neuen Inhalten und Themen. Mit diesen zeitgenössischen Positionen beteiligt sich der Sammler am aktuellen Diskurs einer Kunst, die sich nach wie vor die Fragen nach den Grundlagen und dem Wesen der Malerei stellt. In diese Richtung wird die Sammlung in Zukunft erweitert, gleichzeitig sollen aber auch bereits vorhandene Werkgruppen ausgebaut werden. Im Sommer 1996 fanden in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden in der Ausstellung Richter, Polke, Rainer Hauptteile der Sammlung Frieder Burda ihren ersten erfolgreichen öffentlichen Auftritt. So wurde die Idee geboren, die Sammlung in Baden-Baden anzusiedeln, um ihren Bestand dauerhaft zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als Standort tat sich idealerweise das Areal in unmittelbarer Nähe der Staatlichen Kunsthalle in der Lichtentaler Allee auf, welches ursprünglich für einen möglichen Erweiterungsbau des neoklassizistischen Baus der Kunsthalle von Hermann Billing vorgesehen war. Im Jahr 2001 schließlich konnte der renommierte New Yorker Architekt und Pritzker-Preisträger Richard Meier mit dem Entwurf des Museums 36 Neben der Notwendigkeit, sich der Kunst über einen emotionalen Weg zu nähern, entdeckte Frieder Burda Mitte der 1980er Jahre durch das Werk Gerhard Richters die Faszination der handwerklichen Vollkommenheit und Perfektion. Seine Malerei in ihrer kühlen distanzierten Ästhetik entwickelt und transportiert scheinbar paradox eine ganz eigene Form der Emotionalität. Fast zeitgleich stieß der Sammler auf Sigmar Polke, einen frühen Weggefährten Richters, der in seiner Arbeit einen geistreichen Kosmos erforscht, der sich vor allem aus der Vielseitigkeit und Sinnlichkeit der verwendeten Materialien heraus entwickelt. In Baselitz, Richter und Polke, die zweifellos zu den international bedeutendsten Künstlern unserer Zeit gehören, und in Arnulf Rainer begegnete der Sammler Frieder Burda den Künstlern seiner Generation. Ihr Werk ist in der Sammlung besonders umfangreich vertreten und bildet ihren eigentlichen Kern.

5 Museum Frieder Burda August Macke ( ) Kleiner Zoologischer Garten in Braun und Gelb, 1912 Öl auf Leinwand, 47 x 67,3 cm 38

6 Ernst Ludwig Kirchner ( ) Zwei Akte mit Badetub und Ofen, 1911 Öl auf Leinwand, 89 x 80 cm 39