ERSTE LESUNG Ex 17, 8-13
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- Dorothea Grosser
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1 ERSTE LESUNG Ex 17, 8-13 Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker Lesung aus dem Buch Exodus In jenen Tagen kam Amalek und suchte in Refidim den Kampf mit Israel, Da sagte Mose zu Josua: Wähl uns Männer aus, und zieh in den Kampf gegen Amalek! Ich selbst werde mich morgen auf den Gipfel des Hügels stellen und den Gottesstab mitnehmen. Josua tat, was ihm Mose aufgetragen hatte, und kämpfte gegen Amalek, während Mose, Aaron und Hur auf den Gipfel des Hügels stiegen. Solange Mose seine Hand erhoben hielt, war Israel stärker; sooft er aber die Hand sinken ließ, war Amalek stärker. 2 Als dem Mose die Hände schwer wurden, holten sie einen Steinbrocken, schoben ihn unter Mose, und er setzte sich darauf. Aaron und Hur stützten seine Arme, der eine rechts, der andere links, so dass seine Hände erhoben blieben, bis die Sonne unterging. So besiegte Josua mit scharfem Schwert Amalek und sein Heer. ZWEITE LESUNG 2 Tim 3, 14-4, 2 Durch die Schrift belehrt, wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk bereitgemacht Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus Mein Sohn! Bleibe bei dem, was du gelernt und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt, von wem du es gelernt hast; denn du kennst von Kindheit an die heiligen Schriften, die dir Weisheit verleihen können, damit du durch den Glauben an Christus Jesus gerettet wirst. Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit; so wird der Mensch Gottes zu jedem guten Werk
2 bereit und gerüstet sein. Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, tadle, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. EVANGELIUM Lk 18, 1-8 Sollte Gott seinen Auserwählten, die zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen? + Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas In jener Zeit sagte Jesus ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden? Predigt: Wenn Gott unser Beten erhört
3 Sollte Gott denen, die zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen? Wird Gott nicht das Bitten erhören, das ohne Unterlass zu ihm dringt? (vgl. Lk 18, 7) Das Gleichnis vom Richter, der Gott und die Menschen nicht fürchtet, behauptet so etwas. Judas Thaddäus hat geholfen, Maria hat geholfen Die Dankestafeln beim hl. Judas Thaddäus in unserer Vorhalle behaupten das auch. Und Jesus sagt: Bittet nur inständig und in festem Glauben, dann wird Gott euch am Ende erhören. Wir brauchen aber nur in ein Krankenhaus zu gehen, dann erleben wir, dass so ein Gebets - Automatismus nicht funktioniert; wer ernsthaft betet und bittet, kann diese Enttäuschung jeden Tag zuhause erleben. Und wenn der Herr selber auch noch so oft gemahnt hat: Glaubt und betet ohne Unterlass, dann wird euch alles zuteil werden!, - unsere Erfahrung ist das nicht. Wir handeln uns also unweigerlich eine Enttäuschung ein, wenn wir die Weisung Jesu wörtlich nehmen, und das heißt nichts anderes als, sie wie einen Gebets - Automatismus zu verstehen. Der eigentliche Fehler dieser Auffassung liegt darin, dass wir den unendlichen Unterschied zwischen der Allmacht Gottes - sonst wäre er ja nicht Gott - und der Eingeschränktheit des Menschen übersehen. Was wir die Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes nennen, ist ja gerade deshalb so unbegreiflich, weil Gott in seiner unvorstellbaren Überlegenheit und Göttlichkeit dem Menschen entgegen kommt. Gott neigt sich uns zu (in der Sprache der Theologie heißt das: Gnade) und bleibt Gott. Um uns wirklich menschlich begegnen zu können, wird Gott selber Mensch. Das erfahren Menschen; das bezeugen Gläubige zu aller Zeit. - Dennoch bleibt er Gott. Aber in seiner Nähe und menschlich-realen Erfahrbarkeit bleibt er der unendliche und jenseitige Gott, - sonst würde er zum Idol, zum Götzen oder zum Guru. - Diese Doppelseitigkeit Gottes, oder sagen wir es ruhig: Dieser Widerspruch im Wesen Gottes: seine Menschen-Nähe und seine göttliche Entrücktheit, ist es, die uns in der Person Jesu von Nazareth gegenüber tritt. Das meinen wir, wenn wir sagen: Jesus ist zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch. Er ist in Person die lebendige Widersprüchlichkeit und Unbegreiflichkeit Gottes selbst. Und Gott will sich den Menschen ganz
4 menschlich nähern - und dabei doch an seiner ganzen Gottheit festhalten. Wenn wir so die Gottheit Gottes, wie sie dem Menschen nahe kommt, betrachten, können wir das Gleichnis vom furchtlosen Richter im Munde des GOTT MENSCHEN (!) Jesus von Nazareth vielleicht neu verstehen. Christus sagt darin einerseits etwas über GOTT, nämlich dass Gott die Bitten jedes Menschen hört und sich nahe gehen lässt. Gott ist ganz Ohr, ist für mich da, er wartet auf mein Wort, er wartet auf mein Beten. Gott will, dass ich mich ganz, so wie ich bin, in ihn hinein ausspreche,- aber eben wie in ein Geheimnis hinein, das ich letztlich nicht begreife, - nicht wie auf einem Kinder-Wunschzettel. Auf der anderen Seite sagt Jesus im Gleichnis zu dem MENSCHEN, der da bittet: Hab Vertrauen, und öffne dich; es ist gut für dich, mit Gott zu sprechen. Schon allein dass du dich in das unbegreifliche Geheimnis, das wir Gott nennen, hinein aussprichst, hilft dir. Die ganze Person Jesu und alle seine Gleichnisse schillern in diesem Wechselspiel von Menschlichem und Unnahbar-Göttlichem, von Verbergen und Öffentlich-Machen. Hier treffen immer auch Kindlich-Einfaches und Erwachsen-Komplexes aufeinander. Wenn wir die Gottheit Gottes nicht genügend achten, wenn wir zu einseitig auf die Seite des Menschlichen, ja des Kindlichen schauen, dann gerät uns die Wahrheit Gottes aus dem Blick, - dann kommt auch das Missverständnis eines solchen Gebets-Automatismus zustande. Wird aber so die Situation des Menschen, der vielleicht in letzter Verzweiflung bittet, nicht gewaltig erschwert?! Wozu soll er denn bitten, wenn das nicht erwachsen, nicht selbstverantwortlich und letztlich nicht Gott gemäß ist?! Manchmal sieht es so aus, dass es für viele von uns immer noch erträglicher ist, nicht erhört zu werden und trotzdem weiter an einen kindlichen Gebets-Automatismus zu glauben, als diese Erwartung zu korrigieren und anzuerkennen, dass Jesus hier nur die menschlichkindliche Seite stärker betont, dass aber zum Wesen Gottes seine Unbegreiflichkeit U N D meine Selbstverantwortung gehören?! Das heißt am Ende: Zu Gott beten, Gott bitten, zu ihm rufen oder ihn anbeten sind Formulierungen, die die verschiedenen Arten unserer menschlichen Hinwendung zu Gott ausdrücken. Aber wie auch immer wir uns Gott zuwenden, - wir können seine Gottheit und sein Geheimnis nicht außer Kraft setzen. Das trauen sich nur die heidnischen Gottesvorstellungen zu.
5 Was im Gleichnis und in vielen Verheißungen Jesu als Gebets-Erhörung geschildert wird, weist, wenn wir den Abstand zwischen Gott und Mensch berücksichtigen, auf einer tieferen Ebene auf das Geheimnis der Begegnung des Menschen mit Gott hin. - Wie ist solche Begegnung überhaupt möglich? Begegnung zwischen Gott und Mensch ist natürlich eine Metapher. In ihr sind die tiefsten Wünsche des Menschen, mit Gott zu verschmelzen, letztlich aufgehoben. Wo Gott und Mensch sich begegnen, treffen Diesseits und Jenseits aufeinander. Darum sprechen wir hier von Geheimnis und von Mysterium. Nach dieser Begegnung sehnen wir uns auch, wenn wir Eucharistie feiern. Da suchen wir die Gegenwart Christi unter uns, aber eben im Geheimnis, im Symbol, im Sakrament und nicht in der physischen Person. Bitten wir ihn in unsere Nähe, in unsere Mitte, das will sagen: Wenn wir Christus in unser Leben bitten, dann geschieht Begegnung des Menschen mit Gott. Bitten wir ihn in unsere Feier, dass er im Dankgebet über Brot und Wein unser Herz anrührt, damit so unser Beten erhört wird, nicht wie der Wunschzettel des Kindes, sondern indem er uns begegnet in heiligen Zeichen und indem wir ihn erkennen am Brechen des Brotes. H.-J.Reuther
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